nicht zum bequemsten verbunden ist, zeichnet sich allenfalls bloß durch edle Einfachheit aus.
Da ich grade von der Pariser Wohnung des ersten Konsuls und seiner Gemahlin rede, so will ich gleich sa- gen, was mir noch bemerkenswerth geschienen. Die Zim- mer der Madame Bonaparte sind sehr geschmackvoll ver- ziert, aber durchaus nicht mit Pracht überladen. Einige köstliche Bronzen, die man aber schon vormals in Versail- les gesehen, wenige treffliche Gemälde, (unter welchen eine schlafende Venus von Correggio obenan steht), eini- ge Marmorarbeiten und Mosaiken aus der Florentiner Fa- brik, und schöne Vasen aus der Fabrik de Sevres, das ist ungefähr Alles, was von der Möblirung kostbar ge- nannt werden kann. Vieles dergleichen findet man auch in reichen Bürgerhäusern. Die Zimmer mit seidenem Zeu- ge von Einer Farbe, faltig zu drapiren, ist jetzt der neue- ste Geschmack, der sich aber, so lieblich er auch ist, schwer- lich lange erhalten wird, weil der Staub sich zu sehr in die Falten legt, und die Bedienten schwerlich bis an die Decke hinauf die Wände täglich reinigen werden. Jn ei- nem der Gesellschafts-Zimmer der Madame Bonaparte ist diese Draperie in kleinen Zwischenräumen durch goldene Leisten perpendikulär getheilt, oder gleichsam liniirt, wel- ches einen schönen Effekt macht. Jm Schlafzimmer, des- sen sowohl sie als er sich bedienen, hangen mehrere hüb- sche Gemälde, sonst aber ist es ganz einfach, so wie auch das Toilettezimmer, welches artig getäfelt und das nem- liche ist, in welchem die Königin vormals sich zu kleiden pflegte. Man hatte mir gesagt, Madame Bonaparte be- diente sich daselbst der goldenen Toilette der unglücklichen Königin, es ist aber nicht wahr; ich habe auf ihrem Putz- tisch keine prächtigen oder goldenen Gefäße gesehen. Zwe
nicht zum bequemsten verbunden ist, zeichnet sich allenfalls bloß durch edle Einfachheit aus.
Da ich grade von der Pariser Wohnung des ersten Konsuls und seiner Gemahlin rede, so will ich gleich sa- gen, was mir noch bemerkenswerth geschienen. Die Zim- mer der Madame Bonaparte sind sehr geschmackvoll ver- ziert, aber durchaus nicht mit Pracht uͤberladen. Einige koͤstliche Bronzen, die man aber schon vormals in Versail- les gesehen, wenige treffliche Gemaͤlde, (unter welchen eine schlafende Venus von Correggio obenan steht), eini- ge Marmorarbeiten und Mosaiken aus der Florentiner Fa- brik, und schoͤne Vasen aus der Fabrik de Sevres, das ist ungefaͤhr Alles, was von der Moͤblirung kostbar ge- nannt werden kann. Vieles dergleichen findet man auch in reichen Buͤrgerhaͤusern. Die Zimmer mit seidenem Zeu- ge von Einer Farbe, faltig zu drapiren, ist jetzt der neue- ste Geschmack, der sich aber, so lieblich er auch ist, schwer- lich lange erhalten wird, weil der Staub sich zu sehr in die Falten legt, und die Bedienten schwerlich bis an die Decke hinauf die Waͤnde taͤglich reinigen werden. Jn ei- nem der Gesellschafts-Zimmer der Madame Bonaparte ist diese Draperie in kleinen Zwischenraͤumen durch goldene Leisten perpendikulaͤr getheilt, oder gleichsam liniirt, wel- ches einen schoͤnen Effekt macht. Jm Schlafzimmer, des- sen sowohl sie als er sich bedienen, hangen mehrere huͤb- sche Gemaͤlde, sonst aber ist es ganz einfach, so wie auch das Toilettezimmer, welches artig getaͤfelt und das nem- liche ist, in welchem die Koͤnigin vormals sich zu kleiden pflegte. Man hatte mir gesagt, Madame Bonaparte be- diente sich daselbst der goldenen Toilette der ungluͤcklichen Koͤnigin, es ist aber nicht wahr; ich habe auf ihrem Putz- tisch keine praͤchtigen oder goldenen Gefaͤße gesehen. Zwe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0088"n="84"/>
nicht zum bequemsten verbunden ist, zeichnet sich allenfalls<lb/>
bloß durch edle Einfachheit aus.</p><lb/><p>Da ich grade von der Pariser <hirendition="#g">Wohnung</hi> des ersten<lb/>
Konsuls und seiner Gemahlin rede, so will ich gleich sa-<lb/>
gen, was mir noch bemerkenswerth geschienen. Die Zim-<lb/>
mer der Madame Bonaparte sind sehr geschmackvoll ver-<lb/>
ziert, aber durchaus nicht mit Pracht uͤberladen. Einige<lb/>
koͤstliche Bronzen, die man aber schon vormals in Versail-<lb/>
les gesehen, wenige treffliche Gemaͤlde, (unter welchen<lb/>
eine schlafende Venus von Correggio obenan steht), eini-<lb/>
ge Marmorarbeiten und Mosaiken aus der Florentiner Fa-<lb/>
brik, und schoͤne Vasen aus der Fabrik de Sevres, das<lb/>
ist ungefaͤhr Alles, was von der Moͤblirung kostbar ge-<lb/>
nannt werden kann. Vieles dergleichen findet man auch<lb/>
in reichen Buͤrgerhaͤusern. Die Zimmer mit seidenem Zeu-<lb/>
ge von Einer Farbe, faltig zu drapiren, ist jetzt der neue-<lb/>
ste Geschmack, der sich aber, so lieblich er auch ist, schwer-<lb/>
lich lange erhalten wird, weil der Staub sich zu sehr in<lb/>
die Falten legt, und die Bedienten schwerlich bis an die<lb/>
Decke hinauf die Waͤnde taͤglich reinigen werden. Jn ei-<lb/>
nem der Gesellschafts-Zimmer der Madame Bonaparte ist<lb/>
diese Draperie in kleinen Zwischenraͤumen durch goldene<lb/>
Leisten perpendikulaͤr getheilt, oder gleichsam liniirt, wel-<lb/>
ches einen schoͤnen Effekt macht. Jm Schlafzimmer, des-<lb/>
sen sowohl sie als er sich bedienen, hangen mehrere huͤb-<lb/>
sche Gemaͤlde, sonst aber ist es ganz einfach, so wie auch<lb/>
das Toilettezimmer, welches artig getaͤfelt und das nem-<lb/>
liche ist, in welchem die Koͤnigin vormals sich zu kleiden<lb/>
pflegte. Man hatte mir gesagt, Madame Bonaparte be-<lb/>
diente sich daselbst der goldenen Toilette der ungluͤcklichen<lb/>
Koͤnigin, es ist aber nicht wahr; ich habe auf ihrem Putz-<lb/>
tisch keine praͤchtigen oder goldenen Gefaͤße gesehen. Zwe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[84/0088]
nicht zum bequemsten verbunden ist, zeichnet sich allenfalls
bloß durch edle Einfachheit aus.
Da ich grade von der Pariser Wohnung des ersten
Konsuls und seiner Gemahlin rede, so will ich gleich sa-
gen, was mir noch bemerkenswerth geschienen. Die Zim-
mer der Madame Bonaparte sind sehr geschmackvoll ver-
ziert, aber durchaus nicht mit Pracht uͤberladen. Einige
koͤstliche Bronzen, die man aber schon vormals in Versail-
les gesehen, wenige treffliche Gemaͤlde, (unter welchen
eine schlafende Venus von Correggio obenan steht), eini-
ge Marmorarbeiten und Mosaiken aus der Florentiner Fa-
brik, und schoͤne Vasen aus der Fabrik de Sevres, das
ist ungefaͤhr Alles, was von der Moͤblirung kostbar ge-
nannt werden kann. Vieles dergleichen findet man auch
in reichen Buͤrgerhaͤusern. Die Zimmer mit seidenem Zeu-
ge von Einer Farbe, faltig zu drapiren, ist jetzt der neue-
ste Geschmack, der sich aber, so lieblich er auch ist, schwer-
lich lange erhalten wird, weil der Staub sich zu sehr in
die Falten legt, und die Bedienten schwerlich bis an die
Decke hinauf die Waͤnde taͤglich reinigen werden. Jn ei-
nem der Gesellschafts-Zimmer der Madame Bonaparte ist
diese Draperie in kleinen Zwischenraͤumen durch goldene
Leisten perpendikulaͤr getheilt, oder gleichsam liniirt, wel-
ches einen schoͤnen Effekt macht. Jm Schlafzimmer, des-
sen sowohl sie als er sich bedienen, hangen mehrere huͤb-
sche Gemaͤlde, sonst aber ist es ganz einfach, so wie auch
das Toilettezimmer, welches artig getaͤfelt und das nem-
liche ist, in welchem die Koͤnigin vormals sich zu kleiden
pflegte. Man hatte mir gesagt, Madame Bonaparte be-
diente sich daselbst der goldenen Toilette der ungluͤcklichen
Koͤnigin, es ist aber nicht wahr; ich habe auf ihrem Putz-
tisch keine praͤchtigen oder goldenen Gefaͤße gesehen. Zwe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/88>, abgerufen am 16.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.