kleine niedliche Badezimmer machen das Ende einer Woh- nung, die etwa alles in allem aus sieben oder acht Pie- cen besteht, und folglich noch lange nicht z. B. den end- losen Prunkgemächern der russischen Großen gleicht. Jm Vorzimmer hängen ein Paar große Bilder von einem nie- derländischen Maler, welche Scenen aus dem Leben Lud- wigs XJV. darstellen, und vormals im hotel Conde ge- funden wurden. -- Das Zimmer, wo die Konsuls ihre Sitzungen halten, ist dasselbe, in welchem die Fahnen auf- bewahrt werden, und das einzige auffallende Möble darin ist eine sehr große Erdkugel, auf welcher die Finger oft hin und her fahren mögen, um das Schicksal der Länder zu bestimmen, die sich mit derselben herumdrehen. -- Der Saal des Staatsraths und die daran stoßende kleine Ka- pelle sind anständig, zeichnen sich aber durch nichts aus. Auffallend war es mir und andern, daß jeder Konsul und jeder Staatsrath ein Nadelkissen vor sich stehen hat, und auffallend blieb es mir auch noch alsdann, als ich bei näherer Untersuchung fand, daß diese Nadelkissen ei- gentlich zu Oblatenschachteln dienten. -- Ehe ich von den Tuillerien scheide, muß ich noch dankbar erwäh- nen, daß alles, was darin auf und nieder und durchein- ander wandelt, Beamte, Bedienten und Schildwachen, alle höflich und zuvorkommend im Antworten und Zurecht- weisen sind. Nie haben Grobheit oder Uebermuth der Klei- nern, die sonst wohl oft an dergleichen Orten zurückschre- cken, meine Neubegier bestraft. Jch mogte im zugeknöpf- ten Oberrock oder in meinem besten Staate erscheinen, dadurch wurde die Höflichkeit der Leute weder vermindert noch vermehrt. Ganz besonders muß ich die Französischen Schildwachen rühmen. Es hat sich oft getroffen, daß ich mit ihnen gesprochen, und sie haben sich ohne Aus-
kleine niedliche Badezimmer machen das Ende einer Woh- nung, die etwa alles in allem aus sieben oder acht Pie- cen besteht, und folglich noch lange nicht z. B. den end- losen Prunkgemaͤchern der russischen Großen gleicht. Jm Vorzimmer haͤngen ein Paar große Bilder von einem nie- derlaͤndischen Maler, welche Scenen aus dem Leben Lud- wigs XJV. darstellen, und vormals im hotel Condé ge- funden wurden. — Das Zimmer, wo die Konsuls ihre Sitzungen halten, ist dasselbe, in welchem die Fahnen auf- bewahrt werden, und das einzige auffallende Moͤble darin ist eine sehr große Erdkugel, auf welcher die Finger oft hin und her fahren moͤgen, um das Schicksal der Laͤnder zu bestimmen, die sich mit derselben herumdrehen. — Der Saal des Staatsraths und die daran stoßende kleine Ka- pelle sind anstaͤndig, zeichnen sich aber durch nichts aus. Auffallend war es mir und andern, daß jeder Konsul und jeder Staatsrath ein Nadelkissen vor sich stehen hat, und auffallend blieb es mir auch noch alsdann, als ich bei naͤherer Untersuchung fand, daß diese Nadelkissen ei- gentlich zu Oblatenschachteln dienten. — Ehe ich von den Tuillerien scheide, muß ich noch dankbar erwaͤh- nen, daß alles, was darin auf und nieder und durchein- ander wandelt, Beamte, Bedienten und Schildwachen, alle hoͤflich und zuvorkommend im Antworten und Zurecht- weisen sind. Nie haben Grobheit oder Uebermuth der Klei- nern, die sonst wohl oft an dergleichen Orten zuruͤckschre- cken, meine Neubegier bestraft. Jch mogte im zugeknoͤpf- ten Oberrock oder in meinem besten Staate erscheinen, dadurch wurde die Hoͤflichkeit der Leute weder vermindert noch vermehrt. Ganz besonders muß ich die Franzoͤsischen Schildwachen ruͤhmen. Es hat sich oft getroffen, daß ich mit ihnen gesprochen, und sie haben sich ohne Aus-
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kleine niedliche Badezimmer machen das Ende einer Woh-
nung, die etwa alles in allem aus sieben oder acht Pie-
cen besteht, und folglich noch lange nicht z. B. den end-
losen Prunkgemaͤchern der russischen Großen gleicht. Jm
Vorzimmer haͤngen ein Paar große Bilder von einem nie-
derlaͤndischen Maler, welche Scenen aus dem Leben Lud-
wigs XJV. darstellen, und vormals im hotel Condé ge-
funden wurden. — Das Zimmer, wo die Konsuls ihre
Sitzungen halten, ist dasselbe, in welchem die Fahnen auf-
bewahrt werden, und das einzige auffallende Moͤble darin
ist eine sehr große Erdkugel, auf welcher die Finger oft
hin und her fahren moͤgen, um das Schicksal der Laͤnder zu
bestimmen, die sich mit derselben herumdrehen. — Der
Saal des Staatsraths und die daran stoßende kleine Ka-
pelle sind anstaͤndig, zeichnen sich aber durch nichts aus.
Auffallend war es mir und andern, daß jeder Konsul und
jeder Staatsrath ein Nadelkissen vor sich stehen hat,
und auffallend blieb es mir auch noch alsdann, als ich
bei naͤherer Untersuchung fand, daß diese Nadelkissen ei-
gentlich zu Oblatenschachteln dienten. — Ehe ich
von den Tuillerien scheide, muß ich noch dankbar erwaͤh-
nen, daß alles, was darin auf und nieder und durchein-
ander wandelt, Beamte, Bedienten und Schildwachen,
alle hoͤflich und zuvorkommend im Antworten und Zurecht-
weisen sind. Nie haben Grobheit oder Uebermuth der Klei-
nern, die sonst wohl oft an dergleichen Orten zuruͤckschre-
cken, meine Neubegier bestraft. Jch mogte im zugeknoͤpf-
ten Oberrock oder in meinem besten Staate erscheinen,
dadurch wurde die Hoͤflichkeit der Leute weder vermindert
noch vermehrt. Ganz besonders muß ich die Franzoͤsischen
Schildwachen ruͤhmen. Es hat sich oft getroffen, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/89>, abgerufen am 14.06.2024.
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