[Spaltenumbruch]
rer dazu gehabten Gelegenheit nicht zu gedencken. Es hat demnach ein ieglicher die Zeit wohl zu er- wegen, die er nemlich theils den Jahren nach am natürlichen Alter erreichet, und theils die er schon von der ersten Erweckung zum rechtschaffnen We- sen des Christenthums zurück geleget hat. Da man sich denn selbst wohl zu prüfen hat, wie weit man im Laufe der Erneuerung gekommen sey, oder nicht. O wie mancher wird in der Selbst-Prü- fung seine Trägheit finden? Wird man aber gleich ohne Selbst-Betrug eines getreuen Fort- ganges gewahr, so hat man doch Ursache in der Armuth des Geistes zu bleiben, und GOtt für seine Gnade zu preisen.
7. Die Eigenschaft und Pflicht der Män- ner in Christo ist es, daß sie andere lehren und weiter führen können, und zwar nicht allein der Erkenntniß nach mit Worten, sondern auch der Ubung nach mit ihrem erbaulichen Exempel. Wie denn in der Apostolischen Kirche die öffentlichen Lehrer aus der Gemeine der Zuhörer genommen wurden.
8. Die Männer in Christo heissen auch teleioi Vollkommene, nicht als wenn sie nicht noch immer mehr zu wachsen hätten, sondern im Gegensatz auf die Anfänger, oder jungen Kinder: da sie sonst an sich selbst noch zu ihrem täglichen Wachsthum der starcken Speise benöthigt sind.
9. Die starcke Speisen der Vollkomme- nen sind die tiefere Einsichten in die Geheimnisse, und Wege, theils auch Gerichte GOttes. Jn dem Genuß solcher Speisen ist diß die beste Ei- genschaft, daß sie sich an nichts stossen, oder är- gern und am Geiste schwächen lassen, sondern al- [Spaltenumbruch]
les gleichsam wohl verdauen können und zu ihrer Stärckung anwenden.
10. Wird man des Bösen so gewohnet, daß man einen rechten Habitum, oder eine solche Fertigkeit darinnen erlanget, darinnen es einem gleichsam zum rechten Hand-Wercke wird: so kan und muß man auch des Guten so gewohnet werden, daß es einem nicht allein möglich, sondern auch leicht wird, und man nicht wol wieder davon ablassen kan. Auf welche Art es einem gleich- sam zur andern Natur wird, nemlich zur neuen Natur. Und dadurch bekömmt man an der Seelen recht geübte Sinne, nemlich erleuch- tete Augen zu sehen Eph. 1, 18. aufmercksame Ohren zu hören Matth. 13, 43. Joh. 8, 47. eine empfindliche Zunge zu schmecken Ps. 34, 9. 1 Pet. 2, 3. u. s. w.
11. Da zu dem Unterscheide des Guten und Bösen solche geübte geistliche Sinne erfordert werden, und sich diese nur bey den Männern in Christo befinden, so ist leichtlich zu erachten, daß kein unbekehrter und fleischlich gesinneter Lehrer, da er noch nicht einmal zum Alter der jungen Kin- der in Christo gelanget ist, einen geistlicher Weise wahren Unterscheid des Guten und des Bösen wisse; ob er gleich nach seiner bloß buchstäblichen Erkenntniß viel davon reden kan. Jm übrigen hat man bey dem Alter der Männer in Christo diese beyden Oerter wohl zu mercken: Eph. 4, 13. da es heißt: ein vollkommner Mann wer- den, der da sey in der Masse des vollkomm- nen Alters Christi u. s. w. und 1 Joh. 2, 13. 14. starck seyn, das Wort GOttes bey sich blei- bend haben, und den Bösewicht überwun- den haben.
Das Sechste Capitel, Darinnen Der Apostel die gläubigen Hebräer vor dem Rückfall, mit Vorstellung der grossen Gefahr/ warnet und/ mit Bezeugung seines guten ge- gen sie gefasseten Vertrauens/ sie zur Beständigkeit ermah- net und ermuntert.
[Spaltenumbruch]
V. 1. 2. 3.
DArum wollen wir die Lehre vom Anfang Christliches Le- bens (ton tes arkhes Khrisou~ logon, die anfängliche Lehr evon Christo und dem Christenthum) itzt las- sen, und zur Vollkommenheit fahren (über den Anfang weiter gehen und die Lehren abhan- delen, welche für die Männer in Christo gehören und einer starcken Speise gleich sind) nicht abermal (aufs neue mit weitläuftiger Wiederholung) Grund legen von Busse der Todten Wercke, (und wahrer Bekehrung) vom Glauben an Gott (wie sich dieser nach seinem Wesen, Personen und Wercken geoffenbaret habe) von der Taufe, [Spaltenumbruch]
von der Lehre (baptismon dithakhes, der Lehre von den Taufen, wie es um die Christliche Taufe stehe, und wie sie von den Judischen Rei- nigungen unterschieden sey) von Hände aufle- gen (wie solches sonderlich bey der Mittheilung der ausserordentlichen Gaben und bey Bestellung der Lehrer geschehen ist) von der Todten Auf- erstehung und vom ewigen Gerichte (von dem Gerichte, welches den Eingang giebet zur seligen und unseligen Ewigkeit) und das (nemlich von allen diesen Puncten einmal aus- führlich zu handeln, um die unwissende darinnen recht zu gründen) wollen wir thun, so es GOtt anders zuläßt (wie einen besonderen innern Trieb, also auch eine äusserliche besondere Veranlassung und Gelegenheit dazu giebet.)
Anmer-
Q q
Cap. 6. v. 1-3. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
rer dazu gehabten Gelegenheit nicht zu gedencken. Es hat demnach ein ieglicher die Zeit wohl zu er- wegen, die er nemlich theils den Jahren nach am natuͤrlichen Alter erreichet, und theils die er ſchon von der erſten Erweckung zum rechtſchaffnen We- ſen des Chriſtenthums zuruͤck geleget hat. Da man ſich denn ſelbſt wohl zu pruͤfen hat, wie weit man im Laufe der Erneuerung gekommen ſey, oder nicht. O wie mancher wird in der Selbſt-Pruͤ- fung ſeine Traͤgheit finden? Wird man aber gleich ohne Selbſt-Betrug eines getreuen Fort- ganges gewahr, ſo hat man doch Urſache in der Armuth des Geiſtes zu bleiben, und GOtt fuͤr ſeine Gnade zu preiſen.
7. Die Eigenſchaft und Pflicht der Maͤn- ner in Chriſto iſt es, daß ſie andere lehren und weiter fuͤhren koͤnnen, und zwar nicht allein der Erkenntniß nach mit Worten, ſondern auch der Ubung nach mit ihrem erbaulichen Exempel. Wie denn in der Apoſtoliſchen Kirche die oͤffentlichen Lehrer aus der Gemeine der Zuhoͤrer genommen wurden.
8. Die Maͤnner in Chriſto heiſſen auch τέλειοι Vollkommene, nicht als wenn ſie nicht noch immer mehr zu wachſen haͤtten, ſondern im Gegenſatz auf die Anfaͤnger, oder jungen Kinder: da ſie ſonſt an ſich ſelbſt noch zu ihrem taͤglichen Wachsthum der ſtarcken Speiſe benoͤthigt ſind.
9. Die ſtarcke Speiſen der Vollkomme- nen ſind die tiefere Einſichten in die Geheimniſſe, und Wege, theils auch Gerichte GOttes. Jn dem Genuß ſolcher Speiſen iſt diß die beſte Ei- genſchaft, daß ſie ſich an nichts ſtoſſen, oder aͤr- gern und am Geiſte ſchwaͤchen laſſen, ſondern al- [Spaltenumbruch]
les gleichſam wohl verdauen koͤnnen und zu ihrer Staͤrckung anwenden.
10. Wird man des Boͤſen ſo gewohnet, daß man einen rechten Habitum, oder eine ſolche Fertigkeit darinnen erlanget, darinnen es einem gleichſam zum rechten Hand-Wercke wird: ſo kan und muß man auch des Guten ſo gewohnet werden, daß es einem nicht allein moͤglich, ſondern auch leicht wird, und man nicht wol wieder davon ablaſſen kan. Auf welche Art es einem gleich- ſam zur andern Natur wird, nemlich zur neuen Natur. Und dadurch bekoͤmmt man an der Seelen recht geuͤbte Sinne, nemlich erleuch- tete Augen zu ſehen Eph. 1, 18. aufmerckſame Ohren zu hoͤren Matth. 13, 43. Joh. 8, 47. eine empfindliche Zunge zu ſchmecken Pſ. 34, 9. 1 Pet. 2, 3. u. ſ. w.
11. Da zu dem Unterſcheide des Guten und Boͤſen ſolche geuͤbte geiſtliche Sinne erfordert werden, und ſich dieſe nur bey den Maͤnnern in Chriſto befinden, ſo iſt leichtlich zu erachten, daß kein unbekehrter und fleiſchlich geſinneter Lehrer, da er noch nicht einmal zum Alter der jungen Kin- der in Chriſto gelanget iſt, einen geiſtlicher Weiſe wahren Unterſcheid des Guten und des Boͤſen wiſſe; ob er gleich nach ſeiner bloß buchſtaͤblichen Erkenntniß viel davon reden kan. Jm uͤbrigen hat man bey dem Alter der Maͤnner in Chriſto dieſe beyden Oerter wohl zu mercken: Eph. 4, 13. da es heißt: ein vollkommner Mann wer- den, der da ſey in der Maſſe des vollkomm- nen Alters Chriſti u. ſ. w. und 1 Joh. 2, 13. 14. ſtarck ſeyn, das Wort GOttes bey ſich blei- bend haben, und den Boͤſewicht uͤberwun- den haben.
Das Sechſte Capitel, Darinnen Der Apoſtel die glaͤubigen Hebraͤer vor dem Ruͤckfall, mit Vorſtellung der groſſen Gefahr/ warnet und/ mit Bezeugung ſeines guten ge- gen ſie gefaſſeten Vertrauens/ ſie zur Beſtaͤndigkeit ermah- net und ermuntert.
[Spaltenumbruch]
V. 1. 2. 3.
DArum wollen wir die Lehre vom Anfang Chriſtliches Le- bens (τὸν τῆς ἀρχῆς Χριςου῀ λόγον, die anfaͤngliche Lehr evon Chriſto und dem Chriſtenthum) itzt laſ- ſen, und zur Vollkommenheit fahren (uͤber den Anfang weiter gehen und die Lehren abhan- delen, welche fuͤr die Maͤnneꝛ in Chꝛiſto gehoͤren und einer ſtarcken Speiſe gleich ſind) nicht abermal (aufs neue mit weitlaͤuftiger Wiederholung) Grund legen von Buſſe der Todten Wercke, (und wahrer Bekehꝛung) vom Glauben an Gott (wie ſich dieſer nach ſeinem Weſen, Perſonen und Wercken geoffenbaret habe) von der Taufe, [Spaltenumbruch]
von der Lehre (βαπτισμῶν διθαχῆς, der Lehre von den Taufen, wie es um die Chriſtliche Taufe ſtehe, und wie ſie von den Judiſchen Rei- nigungen unterſchieden ſey) von Haͤnde aufle- gen (wie ſolches ſonderlich bey der Mittheilung der auſſerordentlichen Gaben und bey Beſtellung der Lehrer geſchehen iſt) von der Todten Auf- erſtehung und vom ewigen Gerichte (von dem Gerichte, welches den Eingang giebet zur ſeligen und unſeligen Ewigkeit) und das (nemlich von allen dieſen Puncten einmal aus- fuͤhrlich zu handeln, um die unwiſſende darinnen recht zu gruͤnden) wollen wir thun, ſo es GOtt anders zulaͤßt (wie einen beſonderen innern Trieb, alſo auch eine aͤuſſerliche beſondere Veranlaſſung und Gelegenheit dazu giebet.)
Anmer-
Q q
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[305/0307]
Cap. 6. v. 1-3. an die Hebraͤer.
rer dazu gehabten Gelegenheit nicht zu gedencken.
Es hat demnach ein ieglicher die Zeit wohl zu er-
wegen, die er nemlich theils den Jahren nach am
natuͤrlichen Alter erreichet, und theils die er ſchon
von der erſten Erweckung zum rechtſchaffnen We-
ſen des Chriſtenthums zuruͤck geleget hat. Da
man ſich denn ſelbſt wohl zu pruͤfen hat, wie weit
man im Laufe der Erneuerung gekommen ſey, oder
nicht. O wie mancher wird in der Selbſt-Pruͤ-
fung ſeine Traͤgheit finden? Wird man aber
gleich ohne Selbſt-Betrug eines getreuen Fort-
ganges gewahr, ſo hat man doch Urſache in der
Armuth des Geiſtes zu bleiben, und GOtt fuͤr
ſeine Gnade zu preiſen.
7. Die Eigenſchaft und Pflicht der Maͤn-
ner in Chriſto iſt es, daß ſie andere lehren und
weiter fuͤhren koͤnnen, und zwar nicht allein der
Erkenntniß nach mit Worten, ſondern auch der
Ubung nach mit ihrem erbaulichen Exempel. Wie
denn in der Apoſtoliſchen Kirche die oͤffentlichen
Lehrer aus der Gemeine der Zuhoͤrer genommen
wurden.
8. Die Maͤnner in Chriſto heiſſen auch
τέλειοι Vollkommene, nicht als wenn ſie nicht
noch immer mehr zu wachſen haͤtten, ſondern im
Gegenſatz auf die Anfaͤnger, oder jungen Kinder:
da ſie ſonſt an ſich ſelbſt noch zu ihrem taͤglichen
Wachsthum der ſtarcken Speiſe benoͤthigt
ſind.
9. Die ſtarcke Speiſen der Vollkomme-
nen ſind die tiefere Einſichten in die Geheimniſſe,
und Wege, theils auch Gerichte GOttes. Jn
dem Genuß ſolcher Speiſen iſt diß die beſte Ei-
genſchaft, daß ſie ſich an nichts ſtoſſen, oder aͤr-
gern und am Geiſte ſchwaͤchen laſſen, ſondern al-
les gleichſam wohl verdauen koͤnnen und zu ihrer
Staͤrckung anwenden.
10. Wird man des Boͤſen ſo gewohnet,
daß man einen rechten Habitum, oder eine ſolche
Fertigkeit darinnen erlanget, darinnen es einem
gleichſam zum rechten Hand-Wercke wird: ſo
kan und muß man auch des Guten ſo gewohnet
werden, daß es einem nicht allein moͤglich, ſondern
auch leicht wird, und man nicht wol wieder davon
ablaſſen kan. Auf welche Art es einem gleich-
ſam zur andern Natur wird, nemlich zur neuen
Natur. Und dadurch bekoͤmmt man an der
Seelen recht geuͤbte Sinne, nemlich erleuch-
tete Augen zu ſehen Eph. 1, 18. aufmerckſame
Ohren zu hoͤren Matth. 13, 43. Joh. 8, 47. eine
empfindliche Zunge zu ſchmecken Pſ. 34, 9.
1 Pet. 2, 3. u. ſ. w.
11. Da zu dem Unterſcheide des Guten und
Boͤſen ſolche geuͤbte geiſtliche Sinne erfordert
werden, und ſich dieſe nur bey den Maͤnnern in
Chriſto befinden, ſo iſt leichtlich zu erachten, daß
kein unbekehrter und fleiſchlich geſinneter Lehrer,
da er noch nicht einmal zum Alter der jungen Kin-
der in Chriſto gelanget iſt, einen geiſtlicher Weiſe
wahren Unterſcheid des Guten und des Boͤſen
wiſſe; ob er gleich nach ſeiner bloß buchſtaͤblichen
Erkenntniß viel davon reden kan. Jm uͤbrigen
hat man bey dem Alter der Maͤnner in Chriſto
dieſe beyden Oerter wohl zu mercken: Eph. 4, 13.
da es heißt: ein vollkommner Mann wer-
den, der da ſey in der Maſſe des vollkomm-
nen Alters Chriſti u. ſ. w. und 1 Joh. 2, 13. 14.
ſtarck ſeyn, das Wort GOttes bey ſich blei-
bend haben, und den Boͤſewicht uͤberwun-
den haben.
Das Sechſte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel die glaͤubigen Hebraͤer vor dem Ruͤckfall, mit
Vorſtellung der groſſen Gefahr/ warnet und/ mit Bezeugung ſeines guten ge-
gen ſie gefaſſeten Vertrauens/ ſie zur Beſtaͤndigkeit ermah-
net und ermuntert.
V. 1. 2. 3.
DArum wollen wir die Lehre
vom Anfang Chriſtliches Le-
bens (τὸν τῆς ἀρχῆς Χριςου῀ λόγον,
die anfaͤngliche Lehr evon Chriſto
und dem Chriſtenthum) itzt laſ-
ſen, und zur Vollkommenheit fahren (uͤber
den Anfang weiter gehen und die Lehren abhan-
delen, welche fuͤr die Maͤnneꝛ in Chꝛiſto gehoͤren und
einer ſtarcken Speiſe gleich ſind) nicht abermal
(aufs neue mit weitlaͤuftiger Wiederholung)
Grund legen von Buſſe der Todten Wercke,
(und wahrer Bekehꝛung) vom Glauben an Gott
(wie ſich dieſer nach ſeinem Weſen, Perſonen und
Wercken geoffenbaret habe) von der Taufe,
von der Lehre (βαπτισμῶν διθαχῆς, der Lehre
von den Taufen, wie es um die Chriſtliche
Taufe ſtehe, und wie ſie von den Judiſchen Rei-
nigungen unterſchieden ſey) von Haͤnde aufle-
gen (wie ſolches ſonderlich bey der Mittheilung
der auſſerordentlichen Gaben und bey Beſtellung
der Lehrer geſchehen iſt) von der Todten Auf-
erſtehung und vom ewigen Gerichte (von
dem Gerichte, welches den Eingang giebet zur
ſeligen und unſeligen Ewigkeit) und das
(nemlich von allen dieſen Puncten einmal aus-
fuͤhrlich zu handeln, um die unwiſſende darinnen
recht zu gruͤnden) wollen wir thun, ſo es
GOtt anders zulaͤßt (wie einen beſonderen
innern Trieb, alſo auch eine aͤuſſerliche beſondere
Veranlaſſung und Gelegenheit dazu giebet.)
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/307>, abgerufen am 13.06.2024.
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