Werfet (Gr. Dannenhero) euer Ver- trauen (par' r`esian, die Glaubens-Freudigkeit zum Eingange ins Allerheiligste v. 19.) nicht weg (dazu man zuweilen versuchet werden kan: sondern haltet sie hingegen veste v. 23.) welches eine grosse Belohnung hat (nemlich aus Gnaden, weil wir nichts damit verdienen, son- dern es unsere Schuldigkeit ist.)
Anmerckung.
Obgleich die künftige Gnaden-Beloh- nung nicht den Haupt-Antrieb giebt zur Bestän- digkeit: so ist sie doch allerding ein gar kräftiger Bewegungs-Grund bey der lautern Liebe gegen GOtt: welche man sich demnach zur Erweckung oft vorzustellen hat. Wie es denn auch also c. 11, 26. vom Mose heißt: Er achtete die Schmach Christi für grössern Reichthum: denn die Schätze Egypti: denn er sahe an die Be- lohnung. Und wenn unser Heyland die Sei- nigen zum freudigen Leiden aufmuntern will, spricht er: Seyd frölich und getrost: denn es wird euch im Himmel wohl belohnet wer- den. Matth. 5, 12.
V. 36.
Geduld aber ist euch noth, aufdaß ihr den Willen GOttes, (vom Glauben und von der Liebe 1 Joh. 3, 23.) thut, und die Ver- heissung (der völligen Erfüllung nach, und also die verheissene Sache in ihrer Vollendung, die beygelegte Habe im Himmel v. 34. die Crone der Gerechtigkeit 2 Tim. 4, 8.) empfahet.
Anmerckung.
Dieser Vers hebet sich im Griechischen mit der von Luthero durch aber übersetzten Parti- culadenn an: womit der Apostel eine Ursache anzeiget, warum man das Vertrauen nicht solle wegwerfen. Und diese nimmt er her von der Nothwendigkeit der Beharrung, um des ver- heissenen Heyls völlig theilhaftig zu werden. Wie denn das Wort upomone alhier gar füglich durch Beharrung kan übersetzet werden; wie auch sonst an mehrern Orten: und also hat es noch ein mehrers in sich, als die Geduld, nemlich zuvor- derst die Beständigkeit des Glaubens; als wor- auf der Apostel im gantzen Contexte gehet. Sie- he auch Luc. 21, 19. Hebr. 6, 12. Jac. 5, 7.
V. 37. 38.
Denn noch über eine kleine Weile so wird kommen, der da kommen soll und nicht verziehen (der verheissene Meßias) der Ge- rechte aber wird des Glaubens leben (der Glaubens-Gerechte, der die Gerechtigkeit des Glaubens hat, der wird vermöge seines Glau- bens, wenn er darinnen verharret, ewiglich leben, oder das ewige Leben haben) wer aber weichen (seine Glaubens-Freudigkeit v. 35. wegwerfen) wird, an dem wird meine Seele keinen Ge- fallen (sondern vielmehr einen Greuel) haben (spricht der HErr bey dem Propheten Habacuc c. 2, 2. 3.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Der Zweck des Apostels ist, mit diesen Worten GOttes bey dem Propheten Habacuc zu zeigen, welcher gestalt es in der neuen Oeco- nomie, wenn der Meßias werde ins Fleisch ge- kommen seyn, fürnemlich ankomme auf den Glauben, daß man dadurch seine Seligkeit ha- be und darinnen zum ewigen Leben beständig verharre. Da er hierauf führen wolte, so führet er vorher einige Worte an von der da- mals noch bevorstehenden ersten Zukunft Chri- sti: zumal solche, welche von der Kürtze der Zeit handeln, nach welcher die Verheissung von der ersten Zukunft würde erfüllet werden; und wel- che man also auch auf die Gewißheit der andern Zukunft gläubig bey sich selbst appliciren konte. Er läßt aber unterschiedliche Worte dabey aus, um anzuzeigen, wohin das Absehen mit der An- führung des Ausspruchs gehe; nemlich um zu er- weisen, daß es nach der zur Zeit Habacucs bald herannahenden, und nun zur Zeit Pauli schon ge- schehenen Erfüllung der Weissagung von der Zu- kunft Christi, sonderlich, wie schon gedacht, auf den Glauben an den Meßiam und auf die Behar- rung darinnen bis ans Ende ankomme. Was die Worte betrift, so richtet er sich weder nach dem Hebräischen, noch nach dem Griechischen Texte völlig; sondern er setzet sie also, wie es seinem Zwecke, und doch auch dabey dem Sinne des Propheten gemäß war.
2. Das Wort o erkhomenos, welches auch die Griechischen Interpretes haben, wird auch Matth. 11, 3. von Christo in Ansehung seiner Zukunft gebrauchet, da es heißt: Bist du o erkhomenos, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Und Joh. 11, 27. spricht Martha zu Christo: HERR, ich glau- be, daß du bist Christus, o eis ton kosmon erkhomenos, der in die Welt kommen soll. Und weil er wahrer GOTT, oder der grosse Jeho- va ist, so heißt er auch Offenb. 1, 8. Der HERR, der da ist (in der gegenwärtigen neuen Oeconomie) und der da war (in der alten, ja von Ewigkeit her) und o erkhomenos, der da kömmt, oder kommen und seyn wird alles in allen in alle Ewigkeit.
3. Was der Prophet von der Visione, o- der von der Weissagung saget, daß sie kom- men werde, das spricht Paulus aus von dem erkhomeno von dem kommenden Heylande, als auf welchen die Weissagung ging, und davon auch die Griechischen Interpretes dieses Wort o erkhomenos nach dem vorgesetzten Worte orasis, Gesicht, gebrauchet haben.
4. Jn den Worten: o dikaios ek piseos zesetai, gehören die Worte ek piseos aus dem Glauben nach der Structur des Hebräi- schen Textes nicht zum praedicato, oder zu dem Worte zesetai, wird leben, sondern zum subiecto, dikaios, der Gerechte; nem- lich der ein Glaubens-Gerechter ist, also daß er seine Gerechtigkeit durch den Glauben an den Meßiam suchet und überkömmt, der wird leben, dadurch selig werden, oder das ewige Leben ha-
ben.
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 35-38.
[Spaltenumbruch]
V. 35.
Werfet (Gr. Dannenhero) euer Ver- trauen (παρ᾽ ρ῾ησίαν, die Glaubens-Freudigkeit zum Eingange ins Allerheiligſte v. 19.) nicht weg (dazu man zuweilen verſuchet werden kan: ſondern haltet ſie hingegen veſte v. 23.) welches eine groſſe Belohnung hat (nemlich aus Gnaden, weil wir nichts damit verdienen, ſon- dern es unſere Schuldigkeit iſt.)
Anmerckung.
Obgleich die kuͤnftige Gnaden-Beloh- nung nicht den Haupt-Antrieb giebt zur Beſtaͤn- digkeit: ſo iſt ſie doch allerding ein gar kraͤftiger Bewegungs-Grund bey der lautern Liebe gegen GOtt: welche man ſich demnach zur Erweckung oft vorzuſtellen hat. Wie es denn auch alſo c. 11, 26. vom Moſe heißt: Er achtete die Schmach Chriſti fuͤr groͤſſern Reichthum: denn die Schaͤtze Egypti: denn er ſahe an die Be- lohnung. Und wenn unſer Heyland die Sei- nigen zum freudigen Leiden aufmuntern will, ſpricht er: Seyd froͤlich und getroſt: denn es wird euch im Himmel wohl belohnet wer- den. Matth. 5, 12.
V. 36.
Geduld aber iſt euch noth, aufdaß ihr den Willen GOttes, (vom Glauben und von der Liebe 1 Joh. 3, 23.) thut, und die Ver- heiſſung (der voͤlligen Erfuͤllung nach, und alſo die verheiſſene Sache in ihrer Vollendung, die beygelegte Habe im Himmel v. 34. die Crone der Gerechtigkeit 2 Tim. 4, 8.) empfahet.
Anmerckung.
Dieſer Vers hebet ſich im Griechiſchen mit der von Luthero durch aber uͤberſetzten Parti- culadenn an: womit der Apoſtel eine Urſache anzeiget, warum man das Vertrauen nicht ſolle wegwerfen. Und dieſe nimmt er her von der Nothwendigkeit der Beharrung, um des ver- heiſſenen Heyls voͤllig theilhaftig zu werden. Wie denn das Wort ὑπομονὴ alhier gar fuͤglich durch Beharrung kan uͤberſetzet werden; wie auch ſonſt an mehrern Orten: und alſo hat es noch ein mehrers in ſich, als die Geduld, nemlich zuvor- derſt die Beſtaͤndigkeit des Glaubens; als wor- auf der Apoſtel im gantzen Contexte gehet. Sie- he auch Luc. 21, 19. Hebr. 6, 12. Jac. 5, 7.
V. 37. 38.
Denn noch uͤber eine kleine Weile ſo wird kommen, der da kommen ſoll und nicht verziehen (der verheiſſene Meßias) der Ge- rechte aber wird des Glaubens leben (der Glaubens-Gerechte, der die Gerechtigkeit des Glaubens hat, der wird vermoͤge ſeines Glau- bens, wenn er darinnen verharret, ewiglich leben, oder das ewige Leben haben) wer aber weichen (ſeine Glaubens-Freudigkeit v. 35. wegwerfen) wird, an dem wird meine Seele keinen Ge- fallen (ſondern vielmehr einen Greuel) haben (ſpricht der HErr bey dem Propheten Habacuc c. 2, 2. 3.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Der Zweck des Apoſtels iſt, mit dieſen Worten GOttes bey dem Propheten Habacuc zu zeigen, welcher geſtalt es in der neuen Oeco- nomie, wenn der Meßias werde ins Fleiſch ge- kommen ſeyn, fuͤrnemlich ankomme auf den Glauben, daß man dadurch ſeine Seligkeit ha- be und darinnen zum ewigen Leben beſtaͤndig verharre. Da er hierauf fuͤhren wolte, ſo fuͤhret er vorher einige Worte an von der da- mals noch bevorſtehenden erſten Zukunft Chri- ſti: zumal ſolche, welche von der Kuͤrtze der Zeit handeln, nach welcher die Verheiſſung von der erſten Zukunft wuͤrde erfuͤllet werden; und wel- che man alſo auch auf die Gewißheit der andern Zukunft glaͤubig bey ſich ſelbſt appliciren konte. Er laͤßt aber unterſchiedliche Worte dabey aus, um anzuzeigen, wohin das Abſehen mit der An- fuͤhrung des Ausſpruchs gehe; nemlich um zu er- weiſen, daß es nach der zur Zeit Habacucs bald herannahenden, und nun zur Zeit Pauli ſchon ge- ſchehenen Erfuͤllung der Weiſſagung von der Zu- kunft Chriſti, ſonderlich, wie ſchon gedacht, auf den Glauben an den Meßiam und auf die Behar- rung darinnen bis ans Ende ankomme. Was die Worte betrift, ſo richtet er ſich weder nach dem Hebraͤiſchen, noch nach dem Griechiſchen Texte voͤllig; ſondern er ſetzet ſie alſo, wie es ſeinem Zwecke, und doch auch dabey dem Sinne des Propheten gemaͤß war.
2. Das Wort ὁ ἐρχόμενος, welches auch die Griechiſchen Interpretes haben, wird auch Matth. 11, 3. von Chriſto in Anſehung ſeiner Zukunft gebrauchet, da es heißt: Biſt du ὁ ἐρχόμενος, der da kommen ſoll, oder ſollen wir eines andern warten? Und Joh. 11, 27. ſpricht Martha zu Chriſto: HERR, ich glau- be, daß du biſt Chriſtus, ὁ ἐις τὸν κόσμον ἐρχόμενος, der in die Welt kommen ſoll. Und weil er wahrer GOTT, oder der groſſe Jeho- va iſt, ſo heißt er auch Offenb. 1, 8. Der HERR, der da iſt (in der gegenwaͤrtigen neuen Oeconomie) und der da war (in der alten, ja von Ewigkeit her) und ὁ ἐρχόμενος, der da koͤmmt, oder kommen und ſeyn wird alles in allen in alle Ewigkeit.
3. Was der Prophet von der Viſione, o- der von der Weiſſagung ſaget, daß ſie kom- men werde, das ſpricht Paulus aus von dem ἐρχομένῳ von dem kommenden Heylande, als auf welchen die Weiſſagung ging, und davon auch die Griechiſchen Interpretes dieſes Wort ὀ ἔρχομενος nach dem vorgeſetzten Worte ὅρασις, Geſicht, gebrauchet haben.
4. Jn den Worten: ὁ δίκαιος ἑκ πίςεως ζήσεται, gehoͤren die Worte ἐκ πίςεως aus dem Glauben nach der Structur des Hebraͤi- ſchen Textes nicht zum prædicato, oder zu dem Worte ζήσεται, wird leben, ſondern zum ſubiecto, δίκαιος, der Gerechte; nem- lich der ein Glaubens-Gerechter iſt, alſo daß er ſeine Gerechtigkeit durch den Glauben an den Meßiam ſuchet und uͤberkoͤmmt, der wird leben, dadurch ſelig werden, oder das ewige Leben ha-
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[376/0378]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 35-38.
V. 35.
Werfet (Gr. Dannenhero) euer Ver-
trauen (παρ᾽ ρ῾ησίαν, die Glaubens-Freudigkeit
zum Eingange ins Allerheiligſte v. 19.) nicht
weg (dazu man zuweilen verſuchet werden kan:
ſondern haltet ſie hingegen veſte v. 23.) welches
eine groſſe Belohnung hat (nemlich aus
Gnaden, weil wir nichts damit verdienen, ſon-
dern es unſere Schuldigkeit iſt.)
Anmerckung.
Obgleich die kuͤnftige Gnaden-Beloh-
nung nicht den Haupt-Antrieb giebt zur Beſtaͤn-
digkeit: ſo iſt ſie doch allerding ein gar kraͤftiger
Bewegungs-Grund bey der lautern Liebe gegen
GOtt: welche man ſich demnach zur Erweckung
oft vorzuſtellen hat. Wie es denn auch alſo c. 11,
26. vom Moſe heißt: Er achtete die Schmach
Chriſti fuͤr groͤſſern Reichthum: denn die
Schaͤtze Egypti: denn er ſahe an die Be-
lohnung. Und wenn unſer Heyland die Sei-
nigen zum freudigen Leiden aufmuntern will,
ſpricht er: Seyd froͤlich und getroſt: denn es
wird euch im Himmel wohl belohnet wer-
den. Matth. 5, 12.
V. 36.
Geduld aber iſt euch noth, aufdaß ihr
den Willen GOttes, (vom Glauben und von
der Liebe 1 Joh. 3, 23.) thut, und die Ver-
heiſſung (der voͤlligen Erfuͤllung nach, und alſo
die verheiſſene Sache in ihrer Vollendung, die
beygelegte Habe im Himmel v. 34. die Crone der
Gerechtigkeit 2 Tim. 4, 8.) empfahet.
Anmerckung.
Dieſer Vers hebet ſich im Griechiſchen mit
der von Luthero durch aber uͤberſetzten Parti-
cula denn an: womit der Apoſtel eine Urſache
anzeiget, warum man das Vertrauen nicht ſolle
wegwerfen. Und dieſe nimmt er her von der
Nothwendigkeit der Beharrung, um des ver-
heiſſenen Heyls voͤllig theilhaftig zu werden. Wie
denn das Wort ὑπομονὴ alhier gar fuͤglich durch
Beharrung kan uͤberſetzet werden; wie auch
ſonſt an mehrern Orten: und alſo hat es noch ein
mehrers in ſich, als die Geduld, nemlich zuvor-
derſt die Beſtaͤndigkeit des Glaubens; als wor-
auf der Apoſtel im gantzen Contexte gehet. Sie-
he auch Luc. 21, 19. Hebr. 6, 12. Jac. 5, 7.
V. 37. 38.
Denn noch uͤber eine kleine Weile ſo
wird kommen, der da kommen ſoll und nicht
verziehen (der verheiſſene Meßias) der Ge-
rechte aber wird des Glaubens leben (der
Glaubens-Gerechte, der die Gerechtigkeit des
Glaubens hat, der wird vermoͤge ſeines Glau-
bens, wenn er darinnen verharret, ewiglich leben,
oder das ewige Leben haben) wer aber weichen
(ſeine Glaubens-Freudigkeit v. 35. wegwerfen)
wird, an dem wird meine Seele keinen Ge-
fallen (ſondern vielmehr einen Greuel) haben
(ſpricht der HErr bey dem Propheten Habacuc
c. 2, 2. 3.)
Anmerckungen.
1. Der Zweck des Apoſtels iſt, mit dieſen
Worten GOttes bey dem Propheten Habacuc
zu zeigen, welcher geſtalt es in der neuen Oeco-
nomie, wenn der Meßias werde ins Fleiſch ge-
kommen ſeyn, fuͤrnemlich ankomme auf den
Glauben, daß man dadurch ſeine Seligkeit ha-
be und darinnen zum ewigen Leben beſtaͤndig
verharre. Da er hierauf fuͤhren wolte, ſo
fuͤhret er vorher einige Worte an von der da-
mals noch bevorſtehenden erſten Zukunft Chri-
ſti: zumal ſolche, welche von der Kuͤrtze der Zeit
handeln, nach welcher die Verheiſſung von der
erſten Zukunft wuͤrde erfuͤllet werden; und wel-
che man alſo auch auf die Gewißheit der andern
Zukunft glaͤubig bey ſich ſelbſt appliciren konte.
Er laͤßt aber unterſchiedliche Worte dabey aus,
um anzuzeigen, wohin das Abſehen mit der An-
fuͤhrung des Ausſpruchs gehe; nemlich um zu er-
weiſen, daß es nach der zur Zeit Habacucs bald
herannahenden, und nun zur Zeit Pauli ſchon ge-
ſchehenen Erfuͤllung der Weiſſagung von der Zu-
kunft Chriſti, ſonderlich, wie ſchon gedacht, auf
den Glauben an den Meßiam und auf die Behar-
rung darinnen bis ans Ende ankomme. Was
die Worte betrift, ſo richtet er ſich weder nach dem
Hebraͤiſchen, noch nach dem Griechiſchen Texte
voͤllig; ſondern er ſetzet ſie alſo, wie es ſeinem
Zwecke, und doch auch dabey dem Sinne des
Propheten gemaͤß war.
2. Das Wort ὁ ἐρχόμενος, welches auch
die Griechiſchen Interpretes haben, wird auch
Matth. 11, 3. von Chriſto in Anſehung ſeiner
Zukunft gebrauchet, da es heißt: Biſt du
ὁ ἐρχόμενος, der da kommen ſoll, oder ſollen
wir eines andern warten? Und Joh. 11, 27.
ſpricht Martha zu Chriſto: HERR, ich glau-
be, daß du biſt Chriſtus, ὁ ἐις τὸν κόσμον
ἐρχόμενος, der in die Welt kommen ſoll. Und
weil er wahrer GOTT, oder der groſſe Jeho-
va iſt, ſo heißt er auch Offenb. 1, 8. Der
HERR, der da iſt (in der gegenwaͤrtigen
neuen Oeconomie) und der da war (in der
alten, ja von Ewigkeit her) und ὁ ἐρχόμενος,
der da koͤmmt, oder kommen und ſeyn wird
alles in allen in alle Ewigkeit.
3. Was der Prophet von der Viſione, o-
der von der Weiſſagung ſaget, daß ſie kom-
men werde, das ſpricht Paulus aus von dem
ἐρχομένῳ von dem kommenden Heylande, als
auf welchen die Weiſſagung ging, und davon
auch die Griechiſchen Interpretes dieſes Wort
ὀ ἔρχομενος nach dem vorgeſetzten Worte ὅρασις,
Geſicht, gebrauchet haben.
4. Jn den Worten: ὁ δίκαιος ἑκ πίςεως
ζήσεται, gehoͤren die Worte ἐκ πίςεως aus
dem Glauben nach der Structur des Hebraͤi-
ſchen Textes nicht zum prædicato, oder zu
dem Worte ζήσεται, wird leben, ſondern
zum ſubiecto, δίκαιος, der Gerechte; nem-
lich der ein Glaubens-Gerechter iſt, alſo daß
er ſeine Gerechtigkeit durch den Glauben an den
Meßiam ſuchet und uͤberkoͤmmt, der wird leben,
dadurch ſelig werden, oder das ewige Leben ha-
ben.
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/378>, abgerufen am 13.06.2024.
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vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.