fehl von diesem hätte ohne den des Herzogs wenig gefruchtet. *)
Der ernstliche Befehl des Herzogs machte gleichfalls viel Bewegung unter den Emigranten; aber vergebens. Selbst die Herren Coblenzer woll- ten es höchst unbillig finden, daß man so viel brave, um das Trierland (durch ihre Verschwen- dungen) so wohlverdiente Leute fortjagen wollte. Die Emigranten schwuren hoch und theuer, daß es höchst schimpflich sey, von den Preußen vertrieben zu werden, aber jezt müsse man sich in die Zeit schicken. Sie schienen sogar zu glauben, daß es eigentlich auf sie hätte ankommen sollen, ob deut- sche Truppen überhaupt, also ob auch wir Preu- ßen, in Koblenz seyn dürften oder nicht. Dieser Wahn plagte sie, weil ihnen der Kurfürst von Trier, als der Herr Vetter von ihren Prinzen, so- wohl in Civil- als Militärsachen alle Gewalt über- lassen und bestätigt hatte. Sie waren eben darum in ihrer übertriebnen Impertinenz anfänglich soweit
*) Der Befehl des Kurfürsten war gedruckt, und ärgerte die Herren um so mehr, da er, aller Orten angeschlagen, all- gemein zu lesen war. Dieß brachte einige von ihnen so sehr in Harnisch, daß sie geradesweges auf das Rathhaus liefen, und daselbst so viel Aufhebens darüber machten, daß man -- aus Furcht vor ihnen -- den Befehl endlich abriß. Ohne die ernstliche Dazwischenkunft des Herzogs hätten sie also ihr unwesen in Koblenz gewiß noch weiter getrieben.
fehl von dieſem haͤtte ohne den des Herzogs wenig gefruchtet. *)
Der ernſtliche Befehl des Herzogs machte gleichfalls viel Bewegung unter den Emigranten; aber vergebens. Selbſt die Herren Coblenzer woll- ten es hoͤchſt unbillig finden, daß man ſo viel brave, um das Trierland (durch ihre Verſchwen- dungen) ſo wohlverdiente Leute fortjagen wollte. Die Emigranten ſchwuren hoch und theuer, daß es hoͤchſt ſchimpflich ſey, von den Preußen vertrieben zu werden, aber jezt muͤſſe man ſich in die Zeit ſchicken. Sie ſchienen ſogar zu glauben, daß es eigentlich auf ſie haͤtte ankommen ſollen, ob deut- ſche Truppen uͤberhaupt, alſo ob auch wir Preu- ßen, in Koblenz ſeyn duͤrften oder nicht. Dieſer Wahn plagte ſie, weil ihnen der Kurfuͤrſt von Trier, als der Herr Vetter von ihren Prinzen, ſo- wohl in Civil- als Militaͤrſachen alle Gewalt uͤber- laſſen und beſtaͤtigt hatte. Sie waren eben darum in ihrer uͤbertriebnen Impertinenz anfaͤnglich ſoweit
*) Der Befehl des Kurfuͤrſten war gedruckt, und aͤrgerte die Herren um ſo mehr, da er, aller Orten angeſchlagen, all- gemein zu leſen war. Dieß brachte einige von ihnen ſo ſehr in Harniſch, daß ſie geradesweges auf das Rathhaus liefen, und daſelbſt ſo viel Aufhebens daruͤber machten, daß man — aus Furcht vor ihnen — den Befehl endlich abriß. Ohne die ernſtliche Dazwiſchenkunft des Herzogs haͤtten ſie alſo ihr unweſen in Koblenz gewiß noch weiter getrieben.
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fehl von dieſem haͤtte ohne den des Herzogs wenig
gefruchtet. *)
Der ernſtliche Befehl des Herzogs machte
gleichfalls viel Bewegung unter den Emigranten;
aber vergebens. Selbſt die Herren Coblenzer woll-
ten es hoͤchſt unbillig finden, daß man ſo viel
brave, um das Trierland (durch ihre Verſchwen-
dungen) ſo wohlverdiente Leute fortjagen wollte.
Die Emigranten ſchwuren hoch und theuer, daß es
hoͤchſt ſchimpflich ſey, von den Preußen vertrieben
zu werden, aber jezt muͤſſe man ſich in die Zeit
ſchicken. Sie ſchienen ſogar zu glauben, daß es
eigentlich auf ſie haͤtte ankommen ſollen, ob deut-
ſche Truppen uͤberhaupt, alſo ob auch wir Preu-
ßen, in Koblenz ſeyn duͤrften oder nicht. Dieſer
Wahn plagte ſie, weil ihnen der Kurfuͤrſt von
Trier, als der Herr Vetter von ihren Prinzen, ſo-
wohl in Civil- als Militaͤrſachen alle Gewalt uͤber-
laſſen und beſtaͤtigt hatte. Sie waren eben darum
in ihrer uͤbertriebnen Impertinenz anfaͤnglich ſoweit
*) Der Befehl des Kurfuͤrſten war gedruckt, und aͤrgerte die
Herren um ſo mehr, da er, aller Orten angeſchlagen, all-
gemein zu leſen war. Dieß brachte einige von ihnen ſo ſehr
in Harniſch, daß ſie geradesweges auf das Rathhaus liefen,
und daſelbſt ſo viel Aufhebens daruͤber machten, daß man —
aus Furcht vor ihnen — den Befehl endlich abriß. Ohne
die ernſtliche Dazwiſchenkunft des Herzogs haͤtten ſie alſo ihr
unweſen in Koblenz gewiß noch weiter getrieben.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/76>, abgerufen am 05.06.2024.
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