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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.

Lebende Thiere kommen aus der Türkei und Russland. Einfuhr 1888
103.028 Stück im Werthe von mehr als einer Million Drachmen.

In allen griechischen Plätzen werden bedeutende Mengen conservirter Fische
und Caviar verbraucht. Die Einfuhr im Piräus erreichte in Fischen 1888 9700 q,
in Caviar 2100 q.

Griechenland ist ein wichtiges Absatzgebiet für Holz. Im Piräus wurden
1888 für 1·4 Millionen Drachmen Holz, vornehmlich Bauholz, eingeführt. Die
Hölzer aus Steiermark und Kärnthen finden Concurrenz an der Schnittwaare Gali-
ziens und der Bukowina, die über Galatz zur Ausfuhr gelangt. Zur Einfuhr ge-
langen ferner schwedisches Fichtenholz, Fassdauben aus Samsun und Trapezunt,
Eisenbahnschwellen aus Thessalien.

Im Piräus wurden 1888 um etwa 1 Million Francs Spinnstoffe importirt,
wohl meist für den Bedarf der dortigen Fabriken und jener von Athen, unter
denen die Seilereien zu nennen sind.

Die griechische Statistik kennt rohe Mineralien im Gegensatze zu unbe-
arbeiteten Metallen. Wir haben unter den ersteren der Hauptsache nach wohl
Kohlen zu verstehen. Petroleum, welches ein Monopol der Regierung bildet, ist
ausgeschlossen. Von rohen Mineralien wurden 1888 893.600 q im Piräus eingeführt.

Andere wichtige Einfuhrartikel des Piräus sind chemische Producte,
zubereitete Häute und Erzeugnisse der Textilindustrie, darunter Baumwoll-
gewebe
(Werth 1888 1·9 Millionen Drachmen) und Schafwollgewebe (1888
1·4 Millionen Drachmen) und gemischte Stoffe (1888 1·3 Millionen Drachmen).
Ansehnliche Ziffern erreichen in der Einfuhr fertige Kleider, Hüte, Glas und
Porzellan, Papier. In all diesen Artikeln spielt Oesterreich-Ungarn eine beden-
tende Rolle. Zum Schluss nennen wir Metallwaaren, für die der Piräus der
erste Einfuhrplatz Griechenlands ist.

An der Einfuhr der Industrieartikel sind Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn
und Frankreich in hervorragender Weise betheiligt. In der Einfuhr aus Oester-
reich-Ungarn ist ein ansehnlicher Theil deutschen Ursprungs. Auch die Einfuhr
Belgiens, das an vielen Unternehmungen in Griechenland betheiligt ist, ver-
grössert sich.

Im Export sind in erster Reihe rohe Häute zu nennen. Der grössere Theil
der Ausfuhr wurde nach österreichisch-ungarischen Häfen verschifft. Die Producte
des Bergbaugebietes von Laurion kommen nicht über den Piräus zur Ausfuhr.

Der Piräus ist -- wie bereits erwähnt -- ein Centrum der Schifffahrtslinien
des ägäischen Meeres. Die für diesen Platz wichtigste Dampfschiffahrts-Gesellschaft
ist die des Oesterreichisch-ungarischen Lloyd. Durch diesen steht der Piräus in
Verbindung mit Triest-Fiume, Salonich, Constantinopel, Smyrna.

Durch die levantinischen Linien der Messageries Maritimes ist der Piräus mit
Marseille, durch die der Navigazione Generale Italiana mit Genua und Venedig,
durch eine dänische Gesellschaft mit Antwerpen verbunden. Der Piräus ist Station
egyptischer Postdampfer und selbstverständlich der nationalen Gesellschaften
"Elleniki Atmopliki Eteria" und "Panhellenion".

Der Piräus ist Endpunkt der für den internationalen Verkehr wichtigen
Eisenbahnlinie Patras-Korinth-Piräus. Sollte der Plan der Griechen gelingen, eine
Eisenbahnverbindung zwischen Athen und Salonich herzustellen, so würde der
Piräus bestimmt mit der Zeit der Einschiffungshafen für die europäisch-indische
Post an Stelle von Brindisi werden.


Das Mittelmeerbecken.

Lebende Thiere kommen aus der Türkei und Russland. Einfuhr 1888
103.028 Stück im Werthe von mehr als einer Million Drachmen.

In allen griechischen Plätzen werden bedeutende Mengen conservirter Fische
und Caviar verbraucht. Die Einfuhr im Piräus erreichte in Fischen 1888 9700 q,
in Caviar 2100 q.

Griechenland ist ein wichtiges Absatzgebiet für Holz. Im Piräus wurden
1888 für 1·4 Millionen Drachmen Holz, vornehmlich Bauholz, eingeführt. Die
Hölzer aus Steiermark und Kärnthen finden Concurrenz an der Schnittwaare Gali-
ziens und der Bukowina, die über Galatz zur Ausfuhr gelangt. Zur Einfuhr ge-
langen ferner schwedisches Fichtenholz, Fassdauben aus Samsun und Trapezunt,
Eisenbahnschwellen aus Thessalien.

Im Piräus wurden 1888 um etwa 1 Million Francs Spinnstoffe importirt,
wohl meist für den Bedarf der dortigen Fabriken und jener von Athen, unter
denen die Seilereien zu nennen sind.

Die griechische Statistik kennt rohe Mineralien im Gegensatze zu unbe-
arbeiteten Metallen. Wir haben unter den ersteren der Hauptsache nach wohl
Kohlen zu verstehen. Petroleum, welches ein Monopol der Regierung bildet, ist
ausgeschlossen. Von rohen Mineralien wurden 1888 893.600 q im Piräus eingeführt.

Andere wichtige Einfuhrartikel des Piräus sind chemische Producte,
zubereitete Häute und Erzeugnisse der Textilindustrie, darunter Baumwoll-
gewebe
(Werth 1888 1·9 Millionen Drachmen) und Schafwollgewebe (1888
1·4 Millionen Drachmen) und gemischte Stoffe (1888 1·3 Millionen Drachmen).
Ansehnliche Ziffern erreichen in der Einfuhr fertige Kleider, Hüte, Glas und
Porzellan, Papier. In all diesen Artikeln spielt Oesterreich-Ungarn eine beden-
tende Rolle. Zum Schluss nennen wir Metallwaaren, für die der Piräus der
erste Einfuhrplatz Griechenlands ist.

An der Einfuhr der Industrieartikel sind Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn
und Frankreich in hervorragender Weise betheiligt. In der Einfuhr aus Oester-
reich-Ungarn ist ein ansehnlicher Theil deutschen Ursprungs. Auch die Einfuhr
Belgiens, das an vielen Unternehmungen in Griechenland betheiligt ist, ver-
grössert sich.

Im Export sind in erster Reihe rohe Häute zu nennen. Der grössere Theil
der Ausfuhr wurde nach österreichisch-ungarischen Häfen verschifft. Die Producte
des Bergbaugebietes von Laurion kommen nicht über den Piräus zur Ausfuhr.

Der Piräus ist — wie bereits erwähnt — ein Centrum der Schifffahrtslinien
des ägäischen Meeres. Die für diesen Platz wichtigste Dampfschiffahrts-Gesellschaft
ist die des Oesterreichisch-ungarischen Lloyd. Durch diesen steht der Piräus in
Verbindung mit Triest-Fiume, Salonich, Constantinopel, Smyrna.

Durch die levantinischen Linien der Messageries Maritimes ist der Piräus mit
Marseille, durch die der Navigazione Generale Italiana mit Genua und Venedig,
durch eine dänische Gesellschaft mit Antwerpen verbunden. Der Piräus ist Station
egyptischer Postdampfer und selbstverständlich der nationalen Gesellschaften
„Elleniki Atmopliki Eteria“ und „Panhellenion“.

Der Piräus ist Endpunkt der für den internationalen Verkehr wichtigen
Eisenbahnlinie Patras-Korinth-Piräus. Sollte der Plan der Griechen gelingen, eine
Eisenbahnverbindung zwischen Athen und Salonich herzustellen, so würde der
Piräus bestimmt mit der Zeit der Einschiffungshafen für die europäisch-indische
Post an Stelle von Brindisi werden.


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[86/0106] Das Mittelmeerbecken. Lebende Thiere kommen aus der Türkei und Russland. Einfuhr 1888 103.028 Stück im Werthe von mehr als einer Million Drachmen. In allen griechischen Plätzen werden bedeutende Mengen conservirter Fische und Caviar verbraucht. Die Einfuhr im Piräus erreichte in Fischen 1888 9700 q, in Caviar 2100 q. Griechenland ist ein wichtiges Absatzgebiet für Holz. Im Piräus wurden 1888 für 1·4 Millionen Drachmen Holz, vornehmlich Bauholz, eingeführt. Die Hölzer aus Steiermark und Kärnthen finden Concurrenz an der Schnittwaare Gali- ziens und der Bukowina, die über Galatz zur Ausfuhr gelangt. Zur Einfuhr ge- langen ferner schwedisches Fichtenholz, Fassdauben aus Samsun und Trapezunt, Eisenbahnschwellen aus Thessalien. Im Piräus wurden 1888 um etwa 1 Million Francs Spinnstoffe importirt, wohl meist für den Bedarf der dortigen Fabriken und jener von Athen, unter denen die Seilereien zu nennen sind. Die griechische Statistik kennt rohe Mineralien im Gegensatze zu unbe- arbeiteten Metallen. Wir haben unter den ersteren der Hauptsache nach wohl Kohlen zu verstehen. Petroleum, welches ein Monopol der Regierung bildet, ist ausgeschlossen. Von rohen Mineralien wurden 1888 893.600 q im Piräus eingeführt. Andere wichtige Einfuhrartikel des Piräus sind chemische Producte, zubereitete Häute und Erzeugnisse der Textilindustrie, darunter Baumwoll- gewebe (Werth 1888 1·9 Millionen Drachmen) und Schafwollgewebe (1888 1·4 Millionen Drachmen) und gemischte Stoffe (1888 1·3 Millionen Drachmen). Ansehnliche Ziffern erreichen in der Einfuhr fertige Kleider, Hüte, Glas und Porzellan, Papier. In all diesen Artikeln spielt Oesterreich-Ungarn eine beden- tende Rolle. Zum Schluss nennen wir Metallwaaren, für die der Piräus der erste Einfuhrplatz Griechenlands ist. An der Einfuhr der Industrieartikel sind Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn und Frankreich in hervorragender Weise betheiligt. In der Einfuhr aus Oester- reich-Ungarn ist ein ansehnlicher Theil deutschen Ursprungs. Auch die Einfuhr Belgiens, das an vielen Unternehmungen in Griechenland betheiligt ist, ver- grössert sich. Im Export sind in erster Reihe rohe Häute zu nennen. Der grössere Theil der Ausfuhr wurde nach österreichisch-ungarischen Häfen verschifft. Die Producte des Bergbaugebietes von Laurion kommen nicht über den Piräus zur Ausfuhr. Der Piräus ist — wie bereits erwähnt — ein Centrum der Schifffahrtslinien des ägäischen Meeres. Die für diesen Platz wichtigste Dampfschiffahrts-Gesellschaft ist die des Oesterreichisch-ungarischen Lloyd. Durch diesen steht der Piräus in Verbindung mit Triest-Fiume, Salonich, Constantinopel, Smyrna. Durch die levantinischen Linien der Messageries Maritimes ist der Piräus mit Marseille, durch die der Navigazione Generale Italiana mit Genua und Venedig, durch eine dänische Gesellschaft mit Antwerpen verbunden. Der Piräus ist Station egyptischer Postdampfer und selbstverständlich der nationalen Gesellschaften „Elleniki Atmopliki Eteria“ und „Panhellenion“. Der Piräus ist Endpunkt der für den internationalen Verkehr wichtigen Eisenbahnlinie Patras-Korinth-Piräus. Sollte der Plan der Griechen gelingen, eine Eisenbahnverbindung zwischen Athen und Salonich herzustellen, so würde der Piräus bestimmt mit der Zeit der Einschiffungshafen für die europäisch-indische Post an Stelle von Brindisi werden.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/106>, abgerufen am 31.10.2024.