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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Colombo.

Zu den herrlichsten Ländern der Erde gehört ohne Zweifel die
Insel Ceylon, das Taprobane der Griechen und Römer, welches in
den alten indischen Epen "Lanka", die Strahlende, genannt wird.
Abgesehen von der Pracht ihrer tropischen Vegetation besitzt die
Insel den Vorzug eines zwar heissen, aber dabei ziemlich gleich-
mässigen Klimas, welches für den Europäer angenehmer ist als das
von Indien. Ihre schönen und zugleich grossartigen Landschaften
sind ebenso wie das Bergland der Insel mit prächtigen Wäldern be-
deckt, in den Talavas, den Lichtungen in der Ebene, gedeihen die
verschiedensten Cultur-Pflanzen, deren Producte für den Handel
überaus werthvoll sind, wie Chinarinde, Kokosnüsse, Zimmt, Kaffee
und Thee. Der Kaffeebau, der in den Patenas, den Lichtungen der
höheren Gegenden, mit dem besten Erfolge betrieben wird, ist in den
letzten Jahren infolge der Zerstörung vieler Bäume durch die Hemileia
vastatrix
zurückgegangen, weshalb zum Ersatze Liberia-Kaffeebäume
gepflanzt werden.

Aber auch das Mineralreich hat seinen Antheil am Reichthume
der Insel, denn abgesehen von den Edelsteinen, die hier in früherer
Zeit in grösserer Menge gefunden wurden, finden sich derzeit noch
der beste Graphit, vorzügliches Eisen, Anthracit und Caolin, welch
letzteres hier schon im Mittelalter von den Chinesen gewonnen wurde.

Die Insel ist mit Ausnahme eines Theiles der nordwestlichen
Küste ringsum für die grössten Schiffe zugänglich; ihr sicherster Hafen
ist jener von Trincomalee, der bedeutendste und wichtigste aber
jener von Colombo, gegen welchen der erstgenannte in der Neuzeit
vollständig zurückgetreten ist. Point de Galle besitzt nur eine Rhede.

Die an Gewürzen und Edelsteinen reiche Insel Ceylon (Singhala) war, wie
bereits erwähnt, schon den alten Griechen und Römern unter dem Namen Tapro-
bane bestens bekannt. Auf ihr herrschte seit 543 n. Chr. ein aus Nordindien
stammendes Fürstengeschlecht, die Mahawanio, nach denen auch das grosse

Colombo.

Zu den herrlichsten Ländern der Erde gehört ohne Zweifel die
Insel Ceylon, das Taprobane der Griechen und Römer, welches in
den alten indischen Epen „Lankâ“, die Strahlende, genannt wird.
Abgesehen von der Pracht ihrer tropischen Vegetation besitzt die
Insel den Vorzug eines zwar heissen, aber dabei ziemlich gleich-
mässigen Klimas, welches für den Europäer angenehmer ist als das
von Indien. Ihre schönen und zugleich grossartigen Landschaften
sind ebenso wie das Bergland der Insel mit prächtigen Wäldern be-
deckt, in den Talavas, den Lichtungen in der Ebene, gedeihen die
verschiedensten Cultur-Pflanzen, deren Producte für den Handel
überaus werthvoll sind, wie Chinarinde, Kokosnüsse, Zimmt, Kaffee
und Thee. Der Kaffeebau, der in den Patenas, den Lichtungen der
höheren Gegenden, mit dem besten Erfolge betrieben wird, ist in den
letzten Jahren infolge der Zerstörung vieler Bäume durch die Hemileia
vastatrix
zurückgegangen, weshalb zum Ersatze Liberia-Kaffeebäume
gepflanzt werden.

Aber auch das Mineralreich hat seinen Antheil am Reichthume
der Insel, denn abgesehen von den Edelsteinen, die hier in früherer
Zeit in grösserer Menge gefunden wurden, finden sich derzeit noch
der beste Graphit, vorzügliches Eisen, Anthracit und Caolin, welch
letzteres hier schon im Mittelalter von den Chinesen gewonnen wurde.

Die Insel ist mit Ausnahme eines Theiles der nordwestlichen
Küste ringsum für die grössten Schiffe zugänglich; ihr sicherster Hafen
ist jener von Trincomalee, der bedeutendste und wichtigste aber
jener von Colombo, gegen welchen der erstgenannte in der Neuzeit
vollständig zurückgetreten ist. Point de Galle besitzt nur eine Rhede.

Die an Gewürzen und Edelsteinen reiche Insel Ceylon (Singhala) war, wie
bereits erwähnt, schon den alten Griechen und Römern unter dem Namen Tapro-
bane bestens bekannt. Auf ihr herrschte seit 543 n. Chr. ein aus Nordindien
stammendes Fürstengeschlecht, die Mahawanio, nach denen auch das grosse

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[[578]/0594] Colombo. Zu den herrlichsten Ländern der Erde gehört ohne Zweifel die Insel Ceylon, das Taprobane der Griechen und Römer, welches in den alten indischen Epen „Lankâ“, die Strahlende, genannt wird. Abgesehen von der Pracht ihrer tropischen Vegetation besitzt die Insel den Vorzug eines zwar heissen, aber dabei ziemlich gleich- mässigen Klimas, welches für den Europäer angenehmer ist als das von Indien. Ihre schönen und zugleich grossartigen Landschaften sind ebenso wie das Bergland der Insel mit prächtigen Wäldern be- deckt, in den Talavas, den Lichtungen in der Ebene, gedeihen die verschiedensten Cultur-Pflanzen, deren Producte für den Handel überaus werthvoll sind, wie Chinarinde, Kokosnüsse, Zimmt, Kaffee und Thee. Der Kaffeebau, der in den Patenas, den Lichtungen der höheren Gegenden, mit dem besten Erfolge betrieben wird, ist in den letzten Jahren infolge der Zerstörung vieler Bäume durch die Hemileia vastatrix zurückgegangen, weshalb zum Ersatze Liberia-Kaffeebäume gepflanzt werden. Aber auch das Mineralreich hat seinen Antheil am Reichthume der Insel, denn abgesehen von den Edelsteinen, die hier in früherer Zeit in grösserer Menge gefunden wurden, finden sich derzeit noch der beste Graphit, vorzügliches Eisen, Anthracit und Caolin, welch letzteres hier schon im Mittelalter von den Chinesen gewonnen wurde. Die Insel ist mit Ausnahme eines Theiles der nordwestlichen Küste ringsum für die grössten Schiffe zugänglich; ihr sicherster Hafen ist jener von Trincomalee, der bedeutendste und wichtigste aber jener von Colombo, gegen welchen der erstgenannte in der Neuzeit vollständig zurückgetreten ist. Point de Galle besitzt nur eine Rhede. Die an Gewürzen und Edelsteinen reiche Insel Ceylon (Singhala) war, wie bereits erwähnt, schon den alten Griechen und Römern unter dem Namen Tapro- bane bestens bekannt. Auf ihr herrschte seit 543 n. Chr. ein aus Nordindien stammendes Fürstengeschlecht, die Mahawanio, nach denen auch das grosse

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [578]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/594>, abgerufen am 30.04.2024.