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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischofs Alberts, erstes Jahr, von 1198 bis 1199.
unten beym Jahr 1223; welchen ich vor seinen Schwestermann*) erkläre. Jetzo nichts1198
zu erwehnen von den übrigen mit ihm verwandten Rittern, die ihm in grosser Menge
nachzogen. Zwar unter denen Geschlechtstafeln, welche eine pergamentene Abschrift
der Jahrbücher Alberts von Stade, so auf der Universitäts Bibliothek in Helmstädt
verwahret lieget, in grosser Menge enthält, komt bey dem Jahre 1140, wo von einem
Marggraf Rudolphen die Rede ist, eine genealogische Tabelle vor, welche der sel.
Andreas Hoier, ein in diesen Wissenschaften sehr erfahrner Mann, in Kupfer stechen
lassen, selbige auch der Vorrede zur Fortsetzung des Alberti Stadensis einverleibet,
und zu erläutern sich unternommen. Diese Stamtafel, so von uns in dem Anhang
der Urkunden n. 9.**) verbesserter sol dargestellet werden, ob sie gleich so verworren
ist, daß sie einen Oedipus brauchte; zeiget doch, daß unser Albert mütterlicher seits von
einem Graf Alverich herstamme, und ein Verwandter von dem Erzbischof Hartwich
dem andern, aus der Familie der Herren von Lith, gewesen, als von dem er eingeweihet
und nach Liefland geschicket worden. Denn da stehet unter den Enkeln dieser Adel-
heid, Albert
Bischof von Liefland und seine Brüder. Jch weiß zwar wohl, daß
nach dem Nicolaus, des Alberts Nachfolger, ein andrer Albert berühmt gewesen,
der gleichfalls Canonicus in Bremen, ingleichen Liefländischer Bischof, und nach-
her der erste Erzbischof in Riga war, welcher hier eben so gut gemeinet zu seyn schei-
nen könte. Doch weil ich diesen lezten Albert, in diese auf der Tabelle verzeichnete
Familien nicht mit eingezogen finde, so trage ich kein Bedenken diese Tafel von unserm
ersten Albert zu verstehen. Denn aus selbiger wird die von Arnolden gerühmte sehr
weitläufige Verwandschaft unsers Alberts klar, und man lernet zugleich daraus, daß
das mütterliche Stamhaus Alberts weit vornehmer als das väterliche gewesen, daß
aber auch Cranz nicht unrecht habe, der Vandal. libr. 6. c. 11. n. 1. ihn ritterliches
Standes nennet; das heist, aus der Familie derer, die man heutiges Tages Nobiles,
vor Zeiten Milites und Militares hiesse. Wo bleibt aber der Geschlechts- und Güter-
name? alle Liefländische Scribenten nennen ihn Alberten von Buxhöveden. Wir
kennen eine Familie dieses Namens aus ungedruckten Nachrichten, dergleichen eine von
Herzog Albert von Sachsen ist, von den Gütern Helmberts von Mone, ausgestelt.
vom Jahr 1242; darunter als Zeugen stehen:
Ulrich Burggraf von Witin.
Sifrid
von Bremen.
Engelbert
von Bikeshovede.
Mehrere hat Mushard von der Bremischen Ritterschaft p. 104. Einen vornehmen
und noch heutiges Tages in Liefland blühenden Zweig derselben hat Caspar von Ceu-
mern
in Theatridio Liuonico p. 34. Dis alles aber reichet nicht an die Zeit, da der
Bremische Canonicus Albert lebete, der schon zu Ende des 12 Jahrhunderts berühmt
war; die Namen kommen auch nicht mit dem unsrigen überein. Unser Verfasser, der
überal mehr die lautere und reine Wahrheit schreibt, ist auch in Meldung der Zuna-
men der Ritter nicht sparsam. Jnzwischen läst er doch 4 Brüder des Bischofs, Engel-
berten, Dietrichen, Rotmarn, Hermannen,
in dieser Chronik ohne ihren Ge-
schlechtsnamen vorbey, und behilft sich allein mit dem Beyworte: Bruder des Bischofs,
bis an das Jahr 1223 n. 6, wo der 5te vorkomt, Johannes von Apeldern, Bruder
des Bischofs, ein fürtreflicher Ritter.
Diese einzige Stelle befriediget endlich
den begierigen Leser, und entdecket sowol das Geschlecht, als den Namen und das Vater-
land des Bischof Alberts. Denn da die Adelichen, seitdem der Gebrauch der Zuna-
men aufgekommen, selbige entweder von den Dörfern, so sie von ihren Vorfahren er-
halten, oder in welchen sie gewohnet haben, angenommen, (ob ich gleich weiß, daß sol-
ches bey bürgerlichen Familien, wenn sie sich in Städten gesetzet, auch geschehen sey,) oder
von neu angelegten Gütern, denen sie ihren Zunamen gegeben: so ist höchst wahrscheinlich,
daß unsre von dem Dorfe Apeldern ihren Geschlechtsnamen geführet. Und hier komt
uns zuerst Apeldern vor, jetzo Apelern, ein Dorf im Schauenburgischen, in dem
Amte Rotenburg, so an die Provinz Calenberg stöst, so um die Stadt Hanover
liegt. Heutiges Tages steht es unter dem Durchlauchtigsten Hause Hessen, es war
aber von den ältesten Zeiten her ein Rittersitz der Schaumburgischen Vasallen, der
*) Hiärne macht Engelberten und einen Dietrich, Herrn von Tisenhausen, zu Schwestersöhnen des
Bischofs, welches aber gegen die Zeitrechnung und ihr Alter zu lausen scheinet, ohne Zweifel, weil er
das Wort gener nicht zu erklären gewust.
**) dieses Document kan bey dem Jahre 1223 not. f) nachgeschlagen werden.
F 2
Geſchichte des dritten Biſchofs Alberts, erſtes Jahr, von 1198 bis 1199.
unten beym Jahr 1223; welchen ich vor ſeinen Schweſtermann*) erklaͤre. Jetzo nichts1198
zu erwehnen von den uͤbrigen mit ihm verwandten Rittern, die ihm in groſſer Menge
nachzogen. Zwar unter denen Geſchlechtstafeln, welche eine pergamentene Abſchrift
der Jahrbuͤcher Alberts von Stade, ſo auf der Univerſitaͤts Bibliothek in Helmſtaͤdt
verwahret lieget, in groſſer Menge enthaͤlt, komt bey dem Jahre 1140, wo von einem
Marggraf Rudolphen die Rede iſt, eine genealogiſche Tabelle vor, welche der ſel.
Andreas Hoier, ein in dieſen Wiſſenſchaften ſehr erfahrner Mann, in Kupfer ſtechen
laſſen, ſelbige auch der Vorrede zur Fortſetzung des Alberti Stadenſis einverleibet,
und zu erlaͤutern ſich unternommen. Dieſe Stamtafel, ſo von uns in dem Anhang
der Urkunden n. 9.**) verbeſſerter ſol dargeſtellet werden, ob ſie gleich ſo verworren
iſt, daß ſie einen Oedipus brauchte; zeiget doch, daß unſer Albert muͤtterlicher ſeits von
einem Graf Alverich herſtamme, und ein Verwandter von dem Erzbiſchof Hartwich
dem andern, aus der Familie der Herren von Lith, geweſen, als von dem er eingeweihet
und nach Liefland geſchicket worden. Denn da ſtehet unter den Enkeln dieſer Adel-
heid, Albert
Biſchof von Liefland und ſeine Bruͤder. Jch weiß zwar wohl, daß
nach dem Nicolaus, des Alberts Nachfolger, ein andrer Albert beruͤhmt geweſen,
der gleichfalls Canonicus in Bremen, ingleichen Lieflaͤndiſcher Biſchof, und nach-
her der erſte Erzbiſchof in Riga war, welcher hier eben ſo gut gemeinet zu ſeyn ſchei-
nen koͤnte. Doch weil ich dieſen lezten Albert, in dieſe auf der Tabelle verzeichnete
Familien nicht mit eingezogen finde, ſo trage ich kein Bedenken dieſe Tafel von unſerm
erſten Albert zu verſtehen. Denn aus ſelbiger wird die von Arnolden geruͤhmte ſehr
weitlaͤufige Verwandſchaft unſers Alberts klar, und man lernet zugleich daraus, daß
das muͤtterliche Stamhaus Alberts weit vornehmer als das vaͤterliche geweſen, daß
aber auch Cranz nicht unrecht habe, der Vandal. libr. 6. c. 11. n. 1. ihn ritterliches
Standes nennet; das heiſt, aus der Familie derer, die man heutiges Tages Nobiles,
vor Zeiten Milites und Militares hieſſe. Wo bleibt aber der Geſchlechts- und Guͤter-
name? alle Lieflaͤndiſche Scribenten nennen ihn Alberten von Buxhoͤveden. Wir
kennen eine Familie dieſes Namens aus ungedruckten Nachrichten, dergleichen eine von
Herzog Albert von Sachſen iſt, von den Guͤtern Helmberts von Mone, ausgeſtelt.
vom Jahr 1242; darunter als Zeugen ſtehen:
Ulrich Burggraf von Witin.
Sifrid
von Bremen.
Engelbert
von Bikeshovede.
Mehrere hat Mushard von der Bremiſchen Ritterſchaft p. 104. Einen vornehmen
und noch heutiges Tages in Liefland bluͤhenden Zweig derſelben hat Caſpar von Ceu-
mern
in Theatridio Liuonico p. 34. Dis alles aber reichet nicht an die Zeit, da der
Bremiſche Canonicus Albert lebete, der ſchon zu Ende des 12 Jahrhunderts beruͤhmt
war; die Namen kommen auch nicht mit dem unſrigen uͤberein. Unſer Verfaſſer, der
uͤberal mehr die lautere und reine Wahrheit ſchreibt, iſt auch in Meldung der Zuna-
men der Ritter nicht ſparſam. Jnzwiſchen laͤſt er doch 4 Bruͤder des Biſchofs, Engel-
berten, Dietrichen, Rotmarn, Hermannen,
in dieſer Chronik ohne ihren Ge-
ſchlechtsnamen vorbey, und behilft ſich allein mit dem Beyworte: Bruder des Biſchofs,
bis an das Jahr 1223 n. 6, wo der 5te vorkomt, Johannes von Apeldern, Bruder
des Biſchofs, ein fuͤrtreflicher Ritter.
Dieſe einzige Stelle befriediget endlich
den begierigen Leſer, und entdecket ſowol das Geſchlecht, als den Namen und das Vater-
land des Biſchof Alberts. Denn da die Adelichen, ſeitdem der Gebrauch der Zuna-
men aufgekommen, ſelbige entweder von den Doͤrfern, ſo ſie von ihren Vorfahren er-
halten, oder in welchen ſie gewohnet haben, angenommen, (ob ich gleich weiß, daß ſol-
ches bey buͤrgerlichen Familien, wenn ſie ſich in Staͤdten geſetzet, auch geſchehen ſey,) oder
von neu angelegten Guͤtern, denen ſie ihren Zunamen gegeben: ſo iſt hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß unſre von dem Dorfe Apeldern ihren Geſchlechtsnamen gefuͤhret. Und hier komt
uns zuerſt Apeldern vor, jetzo Apelern, ein Dorf im Schauenburgiſchen, in dem
Amte Rotenburg, ſo an die Provinz Calenberg ſtoͤſt, ſo um die Stadt Hanover
liegt. Heutiges Tages ſteht es unter dem Durchlauchtigſten Hauſe Heſſen, es war
aber von den aͤlteſten Zeiten her ein Ritterſitz der Schaumburgiſchen Vaſallen, der
*) Hiaͤrne macht Engelberten und einen Dietrich, Herrn von Tiſenhauſen, zu Schweſterſoͤhnen des
Biſchofs, welches aber gegen die Zeitrechnung und ihr Alter zu lauſen ſcheinet, ohne Zweifel, weil er
das Wort gener nicht zu erklaͤren gewuſt.
**) dieſes Document kan bey dem Jahre 1223 not. f) nachgeſchlagen werden.
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[23/0055] Geſchichte des dritten Biſchofs Alberts, erſtes Jahr, von 1198 bis 1199. a⁾ unten beym Jahr 1223; welchen ich vor ſeinen Schweſtermann *) erklaͤre. Jetzo nichts zu erwehnen von den uͤbrigen mit ihm verwandten Rittern, die ihm in groſſer Menge nachzogen. Zwar unter denen Geſchlechtstafeln, welche eine pergamentene Abſchrift der Jahrbuͤcher Alberts von Stade, ſo auf der Univerſitaͤts Bibliothek in Helmſtaͤdt verwahret lieget, in groſſer Menge enthaͤlt, komt bey dem Jahre 1140, wo von einem Marggraf Rudolphen die Rede iſt, eine genealogiſche Tabelle vor, welche der ſel. Andreas Hoier, ein in dieſen Wiſſenſchaften ſehr erfahrner Mann, in Kupfer ſtechen laſſen, ſelbige auch der Vorrede zur Fortſetzung des Alberti Stadenſis einverleibet, und zu erlaͤutern ſich unternommen. Dieſe Stamtafel, ſo von uns in dem Anhang der Urkunden n. 9. **) verbeſſerter ſol dargeſtellet werden, ob ſie gleich ſo verworren iſt, daß ſie einen Oedipus brauchte; zeiget doch, daß unſer Albert muͤtterlicher ſeits von einem Graf Alverich herſtamme, und ein Verwandter von dem Erzbiſchof Hartwich dem andern, aus der Familie der Herren von Lith, geweſen, als von dem er eingeweihet und nach Liefland geſchicket worden. Denn da ſtehet unter den Enkeln dieſer Adel- heid, Albert Biſchof von Liefland und ſeine Bruͤder. Jch weiß zwar wohl, daß nach dem Nicolaus, des Alberts Nachfolger, ein andrer Albert beruͤhmt geweſen, der gleichfalls Canonicus in Bremen, ingleichen Lieflaͤndiſcher Biſchof, und nach- her der erſte Erzbiſchof in Riga war, welcher hier eben ſo gut gemeinet zu ſeyn ſchei- nen koͤnte. Doch weil ich dieſen lezten Albert, in dieſe auf der Tabelle verzeichnete Familien nicht mit eingezogen finde, ſo trage ich kein Bedenken dieſe Tafel von unſerm erſten Albert zu verſtehen. Denn aus ſelbiger wird die von Arnolden geruͤhmte ſehr weitlaͤufige Verwandſchaft unſers Alberts klar, und man lernet zugleich daraus, daß das muͤtterliche Stamhaus Alberts weit vornehmer als das vaͤterliche geweſen, daß aber auch Cranz nicht unrecht habe, der Vandal. libr. 6. c. 11. n. 1. ihn ritterliches Standes nennet; das heiſt, aus der Familie derer, die man heutiges Tages Nobiles, vor Zeiten Milites und Militares hieſſe. Wo bleibt aber der Geſchlechts- und Guͤter- name? alle Lieflaͤndiſche Scribenten nennen ihn Alberten von Buxhoͤveden. Wir kennen eine Familie dieſes Namens aus ungedruckten Nachrichten, dergleichen eine von Herzog Albert von Sachſen iſt, von den Guͤtern Helmberts von Mone, ausgeſtelt. vom Jahr 1242; darunter als Zeugen ſtehen: Ulrich Burggraf von Witin. Sifrid von Bremen. Engelbert von Bikeshovede. Mehrere hat Mushard von der Bremiſchen Ritterſchaft p. 104. Einen vornehmen und noch heutiges Tages in Liefland bluͤhenden Zweig derſelben hat Caſpar von Ceu- mern in Theatridio Liuonico p. 34. Dis alles aber reichet nicht an die Zeit, da der Bremiſche Canonicus Albert lebete, der ſchon zu Ende des 12 Jahrhunderts beruͤhmt war; die Namen kommen auch nicht mit dem unſrigen uͤberein. Unſer Verfaſſer, der uͤberal mehr die lautere und reine Wahrheit ſchreibt, iſt auch in Meldung der Zuna- men der Ritter nicht ſparſam. Jnzwiſchen laͤſt er doch 4 Bruͤder des Biſchofs, Engel- berten, Dietrichen, Rotmarn, Hermannen, in dieſer Chronik ohne ihren Ge- ſchlechtsnamen vorbey, und behilft ſich allein mit dem Beyworte: Bruder des Biſchofs, bis an das Jahr 1223 n. 6, wo der 5te vorkomt, Johannes von Apeldern, Bruder des Biſchofs, ein fuͤrtreflicher Ritter. Dieſe einzige Stelle befriediget endlich den begierigen Leſer, und entdecket ſowol das Geſchlecht, als den Namen und das Vater- land des Biſchof Alberts. Denn da die Adelichen, ſeitdem der Gebrauch der Zuna- men aufgekommen, ſelbige entweder von den Doͤrfern, ſo ſie von ihren Vorfahren er- halten, oder in welchen ſie gewohnet haben, angenommen, (ob ich gleich weiß, daß ſol- ches bey buͤrgerlichen Familien, wenn ſie ſich in Staͤdten geſetzet, auch geſchehen ſey,) oder von neu angelegten Guͤtern, denen ſie ihren Zunamen gegeben: ſo iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß unſre von dem Dorfe Apeldern ihren Geſchlechtsnamen gefuͤhret. Und hier komt uns zuerſt Apeldern vor, jetzo Apelern, ein Dorf im Schauenburgiſchen, in dem Amte Rotenburg, ſo an die Provinz Calenberg ſtoͤſt, ſo um die Stadt Hanover liegt. Heutiges Tages ſteht es unter dem Durchlauchtigſten Hauſe Heſſen, es war aber von den aͤlteſten Zeiten her ein Ritterſitz der Schaumburgiſchen Vaſallen, der ſeit *) Hiaͤrne macht Engelberten und einen Dietrich, Herrn von Tiſenhauſen, zu Schweſterſoͤhnen des Biſchofs, welches aber gegen die Zeitrechnung und ihr Alter zu lauſen ſcheinet, ohne Zweifel, weil er das Wort gener nicht zu erklaͤren gewuſt. **) dieſes Document kan bey dem Jahre 1223 not. f) nachgeſchlagen werden. F 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/55>, abgerufen am 30.04.2024.