sich keine Abmagerung nach sich ziehen; häufig wiederkehrende epileptische Anfälle (Verbrauch von Lebenskraft zu mechani- schen Effecten) sind stets von einer außerordentlich raschen Abmagerung begleitet.
Es muß die höchste Bewunderung erwecken, wenn man erwägt, mit welcher unendlichen Weisheit der Schöpfer die Mittel vertheilt hat, die das Thier, die Pflanze, zu seinen Functionen, zu seinen ihm eigenthümlichen Lebensäußerungen befähigen.
Die ganze Richtung, die ganze Stärke der Lebenskraft behält der belebte Pflanzentheil durch die Abwesenheit aller Leiter der Kraft. Durch sie wird das Blatt befähigt, die stärksten chemischen Anziehungen zu überwinden, die Kohlen- säure zu zerlegen und sich die Bestandtheile ihrer Nahrungs- stoffe anzueignen.
Nur in der Blüthe der Pflanze findet ein dem Stoff- wechsel im Thierkörper ähnlicher Proceß statt, es zeigen sich Bewegungserscheinungen, allein die mechanischen Effecte pflan- zen sich nicht fort aus Mangel an Leitern der Kraft.
Die nämliche Lebenskraft, die wir in der Pflanze als eine beinahe unbegrenzte Fähigkeit der Zunahme an Masse kennen, verwandelt sich in dem Thierkörper in bewegende Kraft (in einen Strom von Lebenskraft), und eine wunder- bare und weise Oekonomie bestimmt zur Ernährung des Thieres nur solche Stoffe, die eine mit den Organen der Krafterzeugung (dem Muskularsystem) identische Zusammen- setzung besitzen. Der Aufwand von Kraft, den ihre belebten
im Thierorganismus.
ſich keine Abmagerung nach ſich ziehen; häufig wiederkehrende epileptiſche Anfälle (Verbrauch von Lebenskraft zu mechani- ſchen Effecten) ſind ſtets von einer außerordentlich raſchen Abmagerung begleitet.
Es muß die höchſte Bewunderung erwecken, wenn man erwägt, mit welcher unendlichen Weisheit der Schöpfer die Mittel vertheilt hat, die das Thier, die Pflanze, zu ſeinen Functionen, zu ſeinen ihm eigenthümlichen Lebensäußerungen befähigen.
Die ganze Richtung, die ganze Stärke der Lebenskraft behält der belebte Pflanzentheil durch die Abweſenheit aller Leiter der Kraft. Durch ſie wird das Blatt befähigt, die ſtärkſten chemiſchen Anziehungen zu überwinden, die Kohlen- ſäure zu zerlegen und ſich die Beſtandtheile ihrer Nahrungs- ſtoffe anzueignen.
Nur in der Blüthe der Pflanze findet ein dem Stoff- wechſel im Thierkörper ähnlicher Proceß ſtatt, es zeigen ſich Bewegungserſcheinungen, allein die mechaniſchen Effecte pflan- zen ſich nicht fort aus Mangel an Leitern der Kraft.
Die nämliche Lebenskraft, die wir in der Pflanze als eine beinahe unbegrenzte Fähigkeit der Zunahme an Maſſe kennen, verwandelt ſich in dem Thierkörper in bewegende Kraft (in einen Strom von Lebenskraft), und eine wunder- bare und weiſe Oekonomie beſtimmt zur Ernährung des Thieres nur ſolche Stoffe, die eine mit den Organen der Krafterzeugung (dem Muskularſyſtem) identiſche Zuſammen- ſetzung beſitzen. Der Aufwand von Kraft, den ihre belebten
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im Thierorganismus.
ſich keine Abmagerung nach ſich ziehen; häufig wiederkehrende
epileptiſche Anfälle (Verbrauch von Lebenskraft zu mechani-
ſchen Effecten) ſind ſtets von einer außerordentlich raſchen
Abmagerung begleitet.
Es muß die höchſte Bewunderung erwecken, wenn man
erwägt, mit welcher unendlichen Weisheit der Schöpfer die
Mittel vertheilt hat, die das Thier, die Pflanze, zu ſeinen
Functionen, zu ſeinen ihm eigenthümlichen Lebensäußerungen
befähigen.
Die ganze Richtung, die ganze Stärke der Lebenskraft
behält der belebte Pflanzentheil durch die Abweſenheit aller
Leiter der Kraft. Durch ſie wird das Blatt befähigt, die
ſtärkſten chemiſchen Anziehungen zu überwinden, die Kohlen-
ſäure zu zerlegen und ſich die Beſtandtheile ihrer Nahrungs-
ſtoffe anzueignen.
Nur in der Blüthe der Pflanze findet ein dem Stoff-
wechſel im Thierkörper ähnlicher Proceß ſtatt, es zeigen ſich
Bewegungserſcheinungen, allein die mechaniſchen Effecte pflan-
zen ſich nicht fort aus Mangel an Leitern der Kraft.
Die nämliche Lebenskraft, die wir in der Pflanze als
eine beinahe unbegrenzte Fähigkeit der Zunahme an Maſſe
kennen, verwandelt ſich in dem Thierkörper in bewegende
Kraft (in einen Strom von Lebenskraft), und eine wunder-
bare und weiſe Oekonomie beſtimmt zur Ernährung des
Thieres nur ſolche Stoffe, die eine mit den Organen der
Krafterzeugung (dem Muskularſyſtem) identiſche Zuſammen-
ſetzung beſitzen. Der Aufwand von Kraft, den ihre belebten
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/259>, abgerufen am 14.06.2024.
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