Die Menge des belebten Stoffs, welcher in dem Thier- körper seinen Zustand des Lebens verliert, steht bei gleichen Temperaturen in geradem Verhältniß zu den in der gegebe- nen Zeit hervorgebrachten mechanischen Effecten.
Die Quantität der in einer gegebenen Zeit umgesetzten Gebilde ist meßbar durch den Stickstoffgehalt des Harns.
Die Summe der bei gleichen Temperaturen in zwei In- dividuen hervorgebrachten mechanischen Effecte ist proportio- nal dem Stickstoffgehalt ihres Harns, gleichgültig ob die mechanische Kraft zu den willkürlichen oder unwillkürlichen Bewegungen verwendet, ob sie durch die Glieder, oder das Herz und die Eingeweide verzehrt worden ist.
Der Zustand des Thierkörpers, den man mit Gesund- heit bezeichnet, umfaßt den Begriff eines Gleichgewichts zwischen allen Ursachen des Verbrauchs und den Ursachen des Ersatzes, und das Thierleben giebt sich hiernach zu er- kennen als die Wechselwirkung beider Ursachen, es zeigt sich als eine sich wiederholende Aufhebung und Wiederherstellung des Gleichgewichtszustandes.
Der Masse nach ist in den verschiedenen Lebensaltern der Ersatz und Verbrauch an Stoff ungleich, allein im Zustand der Gesundheit muß die verwendbare Lebenskraft stets als eine der Summe der belebten Körpertheile entsprechende, un- veränderliche Größe angesehen werden.
Die Zunahme an Masse steht in jedem Lebensalter in einem ganz bestimmten Verhältniß zu der als bewegende Kraft verbrauchten Lebenskraft.
im Thierorganismus.
Die Menge des belebten Stoffs, welcher in dem Thier- körper ſeinen Zuſtand des Lebens verliert, ſteht bei gleichen Temperaturen in geradem Verhältniß zu den in der gegebe- nen Zeit hervorgebrachten mechaniſchen Effecten.
Die Quantität der in einer gegebenen Zeit umgeſetzten Gebilde iſt meßbar durch den Stickſtoffgehalt des Harns.
Die Summe der bei gleichen Temperaturen in zwei In- dividuen hervorgebrachten mechaniſchen Effecte iſt proportio- nal dem Stickſtoffgehalt ihres Harns, gleichgültig ob die mechaniſche Kraft zu den willkürlichen oder unwillkürlichen Bewegungen verwendet, ob ſie durch die Glieder, oder das Herz und die Eingeweide verzehrt worden iſt.
Der Zuſtand des Thierkörpers, den man mit Geſund- heit bezeichnet, umfaßt den Begriff eines Gleichgewichts zwiſchen allen Urſachen des Verbrauchs und den Urſachen des Erſatzes, und das Thierleben giebt ſich hiernach zu er- kennen als die Wechſelwirkung beider Urſachen, es zeigt ſich als eine ſich wiederholende Aufhebung und Wiederherſtellung des Gleichgewichtszuſtandes.
Der Maſſe nach iſt in den verſchiedenen Lebensaltern der Erſatz und Verbrauch an Stoff ungleich, allein im Zuſtand der Geſundheit muß die verwendbare Lebenskraft ſtets als eine der Summe der belebten Körpertheile entſprechende, un- veränderliche Größe angeſehen werden.
Die Zunahme an Maſſe ſteht in jedem Lebensalter in einem ganz beſtimmten Verhältniß zu der als bewegende Kraft verbrauchten Lebenskraft.
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im Thierorganismus.
Die Menge des belebten Stoffs, welcher in dem Thier-
körper ſeinen Zuſtand des Lebens verliert, ſteht bei gleichen
Temperaturen in geradem Verhältniß zu den in der gegebe-
nen Zeit hervorgebrachten mechaniſchen Effecten.
Die Quantität der in einer gegebenen Zeit umgeſetzten
Gebilde iſt meßbar durch den Stickſtoffgehalt des Harns.
Die Summe der bei gleichen Temperaturen in zwei In-
dividuen hervorgebrachten mechaniſchen Effecte iſt proportio-
nal dem Stickſtoffgehalt ihres Harns, gleichgültig ob die
mechaniſche Kraft zu den willkürlichen oder unwillkürlichen
Bewegungen verwendet, ob ſie durch die Glieder, oder das
Herz und die Eingeweide verzehrt worden iſt.
Der Zuſtand des Thierkörpers, den man mit Geſund-
heit bezeichnet, umfaßt den Begriff eines Gleichgewichts
zwiſchen allen Urſachen des Verbrauchs und den Urſachen
des Erſatzes, und das Thierleben giebt ſich hiernach zu er-
kennen als die Wechſelwirkung beider Urſachen, es zeigt ſich
als eine ſich wiederholende Aufhebung und Wiederherſtellung
des Gleichgewichtszuſtandes.
Der Maſſe nach iſt in den verſchiedenen Lebensaltern der
Erſatz und Verbrauch an Stoff ungleich, allein im Zuſtand
der Geſundheit muß die verwendbare Lebenskraft ſtets als
eine der Summe der belebten Körpertheile entſprechende, un-
veränderliche Größe angeſehen werden.
Die Zunahme an Maſſe ſteht in jedem Lebensalter in
einem ganz beſtimmten Verhältniß zu der als bewegende
Kraft verbrauchten Lebenskraft.
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/275>, abgerufen am 16.06.2024.
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