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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Einleitung.
das Zenith Z' dieses Beobachtungsortes in den höchsten Punkt
des Globus gebracht.

II. Dann sucht man in dem auf der horizontalen Scheibe
HR angebrachten Verzeichnisse der Länge VL' die Sonne für den
gegebenen Tag, wodurch man den Punkt L' des Himmels erhält,
in welchem, an diesem Tage, die Sonne sich aufhält. Man dreht
dann den Globus um seine Axe NN' so lange, bis dieser Ort L'
unter den oberen Theil NQH des Meridians oder des metallenen
Kreises kömmt und stellt, für diesen Stand des Globus, den Zei-
ger der Rose auf 12 Uhr.

III. Endlich dreht man das ganze Gestelle sammt seinem
Globus so, daß die Linie HR mit der Mittagslinie (§. 15) des
Beobachtungsorts nahe übereinstimmt, so daß der Punkt H nach
Nord und R nach Süd gerichtet ist. Zu diesem Zwecke hat man
gewöhnlich an dem Fußgestelle eine kleine Magnetnadel angebracht,
die aber entbehrt werden kann, da diese letzte Stellung keineswegs
eine große Genauigkeit erfordert.

Auf diese Weise geordnet, zeigt der Globus den Zustand des
Himmels so, wie er für den gewählten Beobachtungsort im Mit-
tage des gegebenen Jahres statt hat. Dreht man dann die Ku-
gel, ohne das Instrument weiter zu verrücken, gegen West oder
von L' nach V, bis der Zeiger der Rose ab auf 6, 12, 18 ..
Stunden fällt, so erhält man das Bild des Himmels, wie er an
demselben Beobachtungsorte um 6 Uhr Abends, um Mitternacht,
um 6 Uhr Morgens ... erscheint.

Hat man so den Globus für eine gegenwärtige Stunde der
Nacht gestellt, so wird man diejenigen Sterne, die man am Himmel
kennen lernen will, durch gerade Linien, bloß nach dem Augenmaße,
mit dem Mittelpunkte des Globus verbinden und in den Durch-
schnittspunkten dieser Linien mit der Oberfläche des Globus, das
Sternbild und die Namen der Sterne, die man sucht, verzeichnet
finden. Auf diese einfache Weise wird man in kurzer Zeit den
ganzen Himmel mit allen seinen vorzüglichsten Gestirnen kennen
lernen. Man wird zugleich sehen, daß alle die Sterne, die auf
dem Globus im Horizonte auf der Ostseite der Linie HR liegen,
in dem gewählten Augenblicke eben aufgehen, während die auf der
Westseite untergehen und während zugleich die, welche sich unter

Einleitung.
das Zenith Z' dieſes Beobachtungsortes in den höchſten Punkt
des Globus gebracht.

II. Dann ſucht man in dem auf der horizontalen Scheibe
HR angebrachten Verzeichniſſe der Länge VL' die Sonne für den
gegebenen Tag, wodurch man den Punkt L' des Himmels erhält,
in welchem, an dieſem Tage, die Sonne ſich aufhält. Man dreht
dann den Globus um ſeine Axe NN' ſo lange, bis dieſer Ort L'
unter den oberen Theil NQH des Meridians oder des metallenen
Kreiſes kömmt und ſtellt, für dieſen Stand des Globus, den Zei-
ger der Roſe auf 12 Uhr.

III. Endlich dreht man das ganze Geſtelle ſammt ſeinem
Globus ſo, daß die Linie HR mit der Mittagslinie (§. 15) des
Beobachtungsorts nahe übereinſtimmt, ſo daß der Punkt H nach
Nord und R nach Süd gerichtet iſt. Zu dieſem Zwecke hat man
gewöhnlich an dem Fußgeſtelle eine kleine Magnetnadel angebracht,
die aber entbehrt werden kann, da dieſe letzte Stellung keineswegs
eine große Genauigkeit erfordert.

Auf dieſe Weiſe geordnet, zeigt der Globus den Zuſtand des
Himmels ſo, wie er für den gewählten Beobachtungsort im Mit-
tage des gegebenen Jahres ſtatt hat. Dreht man dann die Ku-
gel, ohne das Inſtrument weiter zu verrücken, gegen Weſt oder
von L' nach V, bis der Zeiger der Roſe ab auf 6, 12, 18 ..
Stunden fällt, ſo erhält man das Bild des Himmels, wie er an
demſelben Beobachtungsorte um 6 Uhr Abends, um Mitternacht,
um 6 Uhr Morgens … erſcheint.

Hat man ſo den Globus für eine gegenwärtige Stunde der
Nacht geſtellt, ſo wird man diejenigen Sterne, die man am Himmel
kennen lernen will, durch gerade Linien, bloß nach dem Augenmaße,
mit dem Mittelpunkte des Globus verbinden und in den Durch-
ſchnittspunkten dieſer Linien mit der Oberfläche des Globus, das
Sternbild und die Namen der Sterne, die man ſucht, verzeichnet
finden. Auf dieſe einfache Weiſe wird man in kurzer Zeit den
ganzen Himmel mit allen ſeinen vorzüglichſten Geſtirnen kennen
lernen. Man wird zugleich ſehen, daß alle die Sterne, die auf
dem Globus im Horizonte auf der Oſtſeite der Linie HR liegen,
in dem gewählten Augenblicke eben aufgehen, während die auf der
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[41/0053] Einleitung. das Zenith Z' dieſes Beobachtungsortes in den höchſten Punkt des Globus gebracht. II. Dann ſucht man in dem auf der horizontalen Scheibe HR angebrachten Verzeichniſſe der Länge VL' die Sonne für den gegebenen Tag, wodurch man den Punkt L' des Himmels erhält, in welchem, an dieſem Tage, die Sonne ſich aufhält. Man dreht dann den Globus um ſeine Axe NN' ſo lange, bis dieſer Ort L' unter den oberen Theil NQH des Meridians oder des metallenen Kreiſes kömmt und ſtellt, für dieſen Stand des Globus, den Zei- ger der Roſe auf 12 Uhr. III. Endlich dreht man das ganze Geſtelle ſammt ſeinem Globus ſo, daß die Linie HR mit der Mittagslinie (§. 15) des Beobachtungsorts nahe übereinſtimmt, ſo daß der Punkt H nach Nord und R nach Süd gerichtet iſt. Zu dieſem Zwecke hat man gewöhnlich an dem Fußgeſtelle eine kleine Magnetnadel angebracht, die aber entbehrt werden kann, da dieſe letzte Stellung keineswegs eine große Genauigkeit erfordert. Auf dieſe Weiſe geordnet, zeigt der Globus den Zuſtand des Himmels ſo, wie er für den gewählten Beobachtungsort im Mit- tage des gegebenen Jahres ſtatt hat. Dreht man dann die Ku- gel, ohne das Inſtrument weiter zu verrücken, gegen Weſt oder von L' nach V, bis der Zeiger der Roſe ab auf 6, 12, 18 .. Stunden fällt, ſo erhält man das Bild des Himmels, wie er an demſelben Beobachtungsorte um 6 Uhr Abends, um Mitternacht, um 6 Uhr Morgens … erſcheint. Hat man ſo den Globus für eine gegenwärtige Stunde der Nacht geſtellt, ſo wird man diejenigen Sterne, die man am Himmel kennen lernen will, durch gerade Linien, bloß nach dem Augenmaße, mit dem Mittelpunkte des Globus verbinden und in den Durch- ſchnittspunkten dieſer Linien mit der Oberfläche des Globus, das Sternbild und die Namen der Sterne, die man ſucht, verzeichnet finden. Auf dieſe einfache Weiſe wird man in kurzer Zeit den ganzen Himmel mit allen ſeinen vorzüglichſten Geſtirnen kennen lernen. Man wird zugleich ſehen, daß alle die Sterne, die auf dem Globus im Horizonte auf der Oſtſeite der Linie HR liegen, in dem gewählten Augenblicke eben aufgehen, während die auf der Weſtſeite untergehen und während zugleich die, welche ſich unter

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/53>, abgerufen am 30.04.2024.