Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
eine Eigenschafft des Feuers erforderte; theilsweil die Liebe keinem Dinge besser/ als den Flammen zu vergleichen/ oder auch wahrhaff- tig das edelste Feuer aufgethaner Gemüther ist. Sie hatten darinnen vornehmlich die Heff- tigkeit/ die Reinigkeit/ und die fruchtlose Hin- dernüs seiner keuschen Liebe gegen die unver- gleichliche Thußnelde fürzubilden sich bemühet; und war an dem ersten Pfeiler ein in der helle- sten Flamme unversehrter Salamander zu se- hen; darunter aber zu lesen: Der Liebe Glut/ die sonst zu Aschen alles brenn't/ Jst Speis' und Labsal mir/ ja selbst mein Element. Am andern Pfeiler zermalmete ein unter- Das Feuer läßt sich nicht verrlegeln Ertzt und Stein/ Und Liebe schmeltzet Stahl/ bricht Berg' und Klippen ein. Am dritten mühte sich der Blitz/ und ein Mein Vor satz bleibet siehn für Feind und Donner-Keilen; Denn Blitz und Eisen kan nicht Lieb' und Glut zertheilen. Der vierdte Pfeiler stellte eine helleuchtende Kein Nauch verbirgt die Glut/ kein Dunst die Liebe nicht. Ja selbst die Finsternüs vergrössert beyder Licht. Vom fünfften Pfeiler erfüllte der auf glüen- Die Tugend ohne Lieb' ist Weyrauch ohne Glut. Denn beydes kriegt erst Krafft/ wenn man's ins Feuer thut. Am sechsten Pfeiler stand eine flammende Ein keusch-verliebter Geist ist wie ein glüend Eisen. Denn dieses darff nicht Rost/ noch jener Unflat speisen. Bey dem siebenden Pfeiler stand eine lodern- Mich sehmeltzt ein zweyfach Brand/ mich tilgt kein eintzel Schmertz/ Halb zengt ihn meine Sonn' in Augen/ halb mein Hertz. Der achte Pfeiler war ein Behältnüs eines Welch Hertze nicht die Glut des Liebens äschert ein/ Das muß befleckt mit Gifft/ von Unhold schwanger seyn. Am neundten Pfeiler war ein Hauffen glü- Wer Flut auff heisse Stein'/ Haß auff Verliebte spritzet; Der glaube: daß er nur mehr ihren Brand erhitzet. Der zehnde Pfeiler stellte einen Berg voll Kein Feuer leschet aus/ das einig Zunder nähr't; Die Liebe glimmt/ ist sie in Asche gleich verzehrt. Am eilfften Pfeiler versengten sich die Mot- Jch Erster Theil. K k k k k k k
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
eine Eigenſchafft des Feuers erforderte; theilsweil die Liebe keinem Dinge beſſer/ als den Flammen zu vergleichen/ oder auch wahrhaff- tig das edelſte Feuer aufgethaner Gemuͤther iſt. Sie hatten darinnen vornehmlich die Heff- tigkeit/ die Reinigkeit/ und die fruchtloſe Hin- dernuͤs ſeiner keuſchen Liebe gegen die unver- gleichliche Thußnelde fuͤrzubilden ſich bemuͤhet; und war an dem erſten Pfeiler ein in der helle- ſten Flamme unverſehrter Salamander zu ſe- hen; darunter aber zu leſen: Der Liebe Glut/ die ſonſt zu Aſchen alles brenn’t/ Jſt Speiſ’ und Labſal mir/ ja ſelbſt mein Element. Am andern Pfeiler zermalmete ein unter- Das Feuer laͤßt ſich nicht verrlegeln Ertzt und Stein/ Und Liebe ſchmeltzet Stahl/ bricht Berg’ und Klippen ein. Am dritten muͤhte ſich der Blitz/ und ein Mein Vor ſatz bleibet ſiehn fuͤr Feind und Donner-Keilen; Denn Blitz und Eiſen kan nicht Lieb’ und Glut zertheilen. Der vierdte Pfeiler ſtellte eine helleuchtende Kein Nauch verbirgt die Glut/ kein Dunſt die Liebe nicht. Ja ſelbſt die Finſternuͤs vergroͤſſert beyder Licht. Vom fuͤnfften Pfeiler erfuͤllte der auf gluͤen- Die Tugend ohne Lieb’ iſt Weyrauch ohne Glut. Denn beydes kriegt erſt Krafft/ wenn man’s ins Feuer thut. Am ſechſten Pfeiler ſtand eine flammende Ein keuſch-verliebter Geiſt iſt wie ein gluͤend Eiſen. Denn dieſes darff nicht Roſt/ noch jener Unflat ſpeiſen. Bey dem ſiebenden Pfeiler ſtand eine lodern- Mich ſehmeltzt ein zweyfach Brand/ mich tilgt kein eintzel Schmertz/ Halb zengt ihn meine Sonn’ in Augen/ halb mein Hertz. Der achte Pfeiler war ein Behaͤltnuͤs eines Welch Hertze nicht die Glut des Liebens aͤſchert ein/ Das muß befleckt mit Gifft/ von Unhold ſchwanger ſeyn. Am neundten Pfeiler war ein Hauffen gluͤ- Wer Flut auff heiſſe Stein’/ Haß auff Verliebte ſpritzet; Der glaube: daß er nur mehr ihren Brand erhitzet. Der zehnde Pfeiler ſtellte einen Berg voll Kein Feuer leſchet aus/ das einig Zunder naͤhr’t; Die Liebe glimmt/ iſt ſie in Aſche gleich verzehrt. Am eilfften Pfeiler verſengten ſich die Mot- Jch Erſter Theil. K k k k k k k
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1243" n="1177[1179]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/> eine Eigenſchafft des Feuers erforderte; theils<lb/> weil die Liebe keinem Dinge beſſer/ als den<lb/> Flammen zu vergleichen/ oder auch wahrhaff-<lb/> tig das edelſte Feuer aufgethaner Gemuͤther<lb/> iſt. Sie hatten darinnen vornehmlich die Heff-<lb/> tigkeit/ die Reinigkeit/ und die fruchtloſe Hin-<lb/> dernuͤs ſeiner keuſchen Liebe gegen die unver-<lb/> gleichliche Thußnelde fuͤrzubilden ſich bemuͤhet;<lb/> und war an dem erſten Pfeiler ein in der helle-<lb/> ſten Flamme unverſehrter Salamander zu ſe-<lb/> hen; darunter aber zu leſen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Liebe Glut/ die ſonſt zu Aſchen alles brenn’t/</l><lb/> <l>Jſt Speiſ’ und Labſal mir/ ja ſelbſt mein Element.</l> </lg><lb/> <p>Am andern Pfeiler zermalmete ein unter-<lb/> irrdiſches/ aber mit Krachen hervor brechendes<lb/> Feuer/ Felſen und Gebuͤrge/ mit der Unter-<lb/> ſchrifft:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Das Feuer laͤßt ſich nicht verrlegeln Ertzt und Stein/</l><lb/> <l>Und Liebe ſchmeltzet Stahl/ bricht Berg’ und Klippen ein.</l> </lg><lb/> <p>Am dritten muͤhte ſich der Blitz/ und ein<lb/> Schwerd/ wiewol umſonſt ein raſendes Feuer<lb/> zu vertilgen; darunter geſchrieben ſtand:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Mein Vor ſatz bleibet ſiehn fuͤr Feind und Donner-Keilen;</l><lb/> <l>Denn Blitz und Eiſen kan nicht Lieb’ und Glut zertheilen.</l> </lg><lb/> <p>Der vierdte Pfeiler ſtellte eine helleuchtende<lb/> Flamme fuͤr; welche die Wolcken eines dicken<lb/> Rauches zertrennte; und folgende Worte dar-<lb/> bey verzeichnet hatte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Kein Nauch verbirgt die Glut/ kein Dunſt die Liebe nicht.</l><lb/> <l>Ja ſelbſt die Finſternuͤs vergroͤſſert beyder Licht.</l> </lg><lb/> <p>Vom fuͤnfften Pfeiler erfuͤllte der auf gluͤen-<lb/> den Kohlen zerſchmeltzende Weyrauch mit ſei-<lb/> nem durchdringenden Geruche den gantzen<lb/> Tempel/ und folgende Zeilen legten esaus:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Tugend ohne Lieb’ iſt Weyrauch ohne Glut.</l><lb/> <l>Denn beydes kriegt erſt Krafft/ wenn man’s ins Feuer thut.</l> </lg><lb/> <p>Am ſechſten Pfeiler ſtand eine flammende<lb/> Feuer-Eße; in welcher ein ſtarckes Eiſen halb<lb/><cb/> ſeinen alten Roſt zeigte/ halb aber gluͤend und<lb/> glaͤntzend; und nach beygeſetzten Worten zu<lb/> verſtehen war:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ein keuſch-verliebter Geiſt iſt wie ein gluͤend Eiſen.</l><lb/> <l>Denn dieſes darff nicht Roſt/ noch jener Unflat ſpeiſen.</l> </lg><lb/> <p>Bey dem ſiebenden Pfeiler ſtand eine lodern-<lb/> de Fackel/ an der das Wachs noch dazu von<lb/> den Sonnen-Stralen zerſchmeltzt ward/ mit<lb/> folgender Ausdeutung:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Mich ſehmeltzt ein zweyfach Brand/ mich tilgt kein eintzel</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schmertz/</hi> </l><lb/> <l>Halb zengt ihn meine Sonn’ in Augen/ halb mein Hertz.</l> </lg><lb/> <p>Der achte Pfeiler war ein Behaͤltnuͤs eines<lb/> von Flammen krachenden Holtz-Stoſſes/ wel-<lb/> cher zwar eine Leiche zu Staube verbrennt hat-<lb/> te/ einem vom Giffte blau aufgeſchwelletem<lb/> Hertzen aber nichts anzuhaben vermochte. Dar-<lb/> unter war verzeichnet:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Welch Hertze nicht die Glut des Liebens aͤſchert ein/</l><lb/> <l>Das muß befleckt mit Gifft/ von Unhold ſchwanger ſeyn.</l> </lg><lb/> <p>Am neundten Pfeiler war ein Hauffen gluͤ-<lb/> ender/ und von dem darauf geſpritzten Waſſer<lb/> rauchender Steine zu ſehen/ folgende Worte<lb/> aber zu leſen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer Flut auff heiſſe Stein’/ Haß auff Verliebte ſpritzet;</l><lb/> <l>Der glaube: daß er nur mehr ihren Brand erhitzet.</l> </lg><lb/> <p>Der zehnde Pfeiler ſtellte einen Berg voll<lb/> Aſche/ zwiſchen welchem doch hin und wieder<lb/> die Flammen herfuͤr ſchoſſen/ und dieſe Bey-<lb/> ſchrifft fuͤr:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Kein Feuer leſchet aus/ das einig Zunder naͤhr’t;</l><lb/> <l>Die Liebe glimmt/ iſt ſie in Aſche gleich verzehrt.</l> </lg><lb/> <p>Am eilfften Pfeiler verſengten ſich die Mot-<lb/> ten an einem hellen Lichte; folgende Reymen<lb/> aber druͤckten nichts minder des Feldherrn/ als<lb/> dieſer verbrennenden Wuͤrmer Entſchluͤſſung<lb/> aus:</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Erſter Theil. K k k k k k k</fw> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1177[1179]/1243]
Arminius und Thußnelda.
eine Eigenſchafft des Feuers erforderte; theils
weil die Liebe keinem Dinge beſſer/ als den
Flammen zu vergleichen/ oder auch wahrhaff-
tig das edelſte Feuer aufgethaner Gemuͤther
iſt. Sie hatten darinnen vornehmlich die Heff-
tigkeit/ die Reinigkeit/ und die fruchtloſe Hin-
dernuͤs ſeiner keuſchen Liebe gegen die unver-
gleichliche Thußnelde fuͤrzubilden ſich bemuͤhet;
und war an dem erſten Pfeiler ein in der helle-
ſten Flamme unverſehrter Salamander zu ſe-
hen; darunter aber zu leſen:
Der Liebe Glut/ die ſonſt zu Aſchen alles brenn’t/
Jſt Speiſ’ und Labſal mir/ ja ſelbſt mein Element.
Am andern Pfeiler zermalmete ein unter-
irrdiſches/ aber mit Krachen hervor brechendes
Feuer/ Felſen und Gebuͤrge/ mit der Unter-
ſchrifft:
Das Feuer laͤßt ſich nicht verrlegeln Ertzt und Stein/
Und Liebe ſchmeltzet Stahl/ bricht Berg’ und Klippen ein.
Am dritten muͤhte ſich der Blitz/ und ein
Schwerd/ wiewol umſonſt ein raſendes Feuer
zu vertilgen; darunter geſchrieben ſtand:
Mein Vor ſatz bleibet ſiehn fuͤr Feind und Donner-Keilen;
Denn Blitz und Eiſen kan nicht Lieb’ und Glut zertheilen.
Der vierdte Pfeiler ſtellte eine helleuchtende
Flamme fuͤr; welche die Wolcken eines dicken
Rauches zertrennte; und folgende Worte dar-
bey verzeichnet hatte:
Kein Nauch verbirgt die Glut/ kein Dunſt die Liebe nicht.
Ja ſelbſt die Finſternuͤs vergroͤſſert beyder Licht.
Vom fuͤnfften Pfeiler erfuͤllte der auf gluͤen-
den Kohlen zerſchmeltzende Weyrauch mit ſei-
nem durchdringenden Geruche den gantzen
Tempel/ und folgende Zeilen legten esaus:
Die Tugend ohne Lieb’ iſt Weyrauch ohne Glut.
Denn beydes kriegt erſt Krafft/ wenn man’s ins Feuer thut.
Am ſechſten Pfeiler ſtand eine flammende
Feuer-Eße; in welcher ein ſtarckes Eiſen halb
ſeinen alten Roſt zeigte/ halb aber gluͤend und
glaͤntzend; und nach beygeſetzten Worten zu
verſtehen war:
Ein keuſch-verliebter Geiſt iſt wie ein gluͤend Eiſen.
Denn dieſes darff nicht Roſt/ noch jener Unflat ſpeiſen.
Bey dem ſiebenden Pfeiler ſtand eine lodern-
de Fackel/ an der das Wachs noch dazu von
den Sonnen-Stralen zerſchmeltzt ward/ mit
folgender Ausdeutung:
Mich ſehmeltzt ein zweyfach Brand/ mich tilgt kein eintzel
Schmertz/
Halb zengt ihn meine Sonn’ in Augen/ halb mein Hertz.
Der achte Pfeiler war ein Behaͤltnuͤs eines
von Flammen krachenden Holtz-Stoſſes/ wel-
cher zwar eine Leiche zu Staube verbrennt hat-
te/ einem vom Giffte blau aufgeſchwelletem
Hertzen aber nichts anzuhaben vermochte. Dar-
unter war verzeichnet:
Welch Hertze nicht die Glut des Liebens aͤſchert ein/
Das muß befleckt mit Gifft/ von Unhold ſchwanger ſeyn.
Am neundten Pfeiler war ein Hauffen gluͤ-
ender/ und von dem darauf geſpritzten Waſſer
rauchender Steine zu ſehen/ folgende Worte
aber zu leſen:
Wer Flut auff heiſſe Stein’/ Haß auff Verliebte ſpritzet;
Der glaube: daß er nur mehr ihren Brand erhitzet.
Der zehnde Pfeiler ſtellte einen Berg voll
Aſche/ zwiſchen welchem doch hin und wieder
die Flammen herfuͤr ſchoſſen/ und dieſe Bey-
ſchrifft fuͤr:
Kein Feuer leſchet aus/ das einig Zunder naͤhr’t;
Die Liebe glimmt/ iſt ſie in Aſche gleich verzehrt.
Am eilfften Pfeiler verſengten ſich die Mot-
ten an einem hellen Lichte; folgende Reymen
aber druͤckten nichts minder des Feldherrn/ als
dieſer verbrennenden Wuͤrmer Entſchluͤſſung
aus:
Jch
Erſter Theil. K k k k k k k
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1243 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1177[1179]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1243>, abgerufen am 17.06.2024. |