Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.vnd gut vmb Christi willen / den er fasset / vnd darinnen er sucht Versöhnung / ewiges Leben vnd Seligkeit. So ist auch der Glaube die Mutter aller Christlichen GOtt wolgefälligen Tugenden / auch der Liebe selbst. Denn was nicht auß dem Glauben kompt / kan GOtt nicht gefallen. Noch spricht Paulus: Die Liebe ist die grösseste. Das kompt daher / der Glaube muß auffhören / die Liebe bleibet ewiglich. Es hat hie im Sündenthal der Glaube / wie auch die Hoffnung / mit Gottes Verheissungen zu thun; vnd die Verheissungen schaffen den Glauben vnd die Hoffnung. Wann nun kompt das Gut / das verheissen ist / dürffen wir keines Glaubens / auch keiner Hoffnung mehr. Deß Glaubens haben wir allein der Sünden halben von nöthen / vnd hilfft vns in vnser sündlichen Schwachheit; wann nun Sünde vnd Schwachheit auffhöret / so fanget an die Liebe völlig zu seyn. Der Glaube empfahet gutes. Die Liebe aber thut gutes. Zu dem / so erstreckt sich die Liebe viel weiter / als der Glaube. Glaub vnd Hoffnung nutzet nur mir. Denn was ich glaube / das glaube ich mir. Die Liebe aber dienet vielen Menschen / nicht allein Freunden / sondern auch Feinden. Der Glaube hat allein mit GOtt hie in diesem Leben zu thun; die Liebe mit Gott vnd Menschen in alle Ewigkeit. Endlich so ist die Liebe eine Tugend Gottes / in GOtt kan nicht Glaube oder Hoffnung seyn. Aber die Liebe ist in GOtt / vnd GOtt ist die Liebe / vnd wer GOtt will gleich werden / muß jhm gleich in der Liebe werden / vnd das wird seyn die ewige Vollkommenheit. Diß alles gehet dahin / daß wir nach keiner Kunst oder GabeIncitamen ad charitatis studiun. so sehr streben / als nach der Liebe / nach aller art / so viel menschlich vnd müglich ist / wie sie Paulus beschrieben hat. Darumb auch Paulus das folgende 14. Capitel also anfanget: Strebet nach der Liebe. Welches der rechte Beschluß ist dieses 13. Capitels. Ein jeglicher brauch den besten Fleiß / daß all sein thun in der Liebe geschehen möge; vnd mach jhm ein solch Symbolum: vnd gut vmb Christi willen / den er fasset / vnd darinnen er sucht Versöhnung / ewiges Leben vnd Seligkeit. So ist auch der Glaube die Mutter aller Christlichen GOtt wolgefälligen Tugenden / auch der Liebe selbst. Denn was nicht auß dem Glauben kompt / kan GOtt nicht gefallen. Noch spricht Paulus: Die Liebe ist die grösseste. Das kompt daher / der Glaube muß auffhören / die Liebe bleibet ewiglich. Es hat hie im Sündenthal der Glaube / wie auch die Hoffnung / mit Gottes Verheissungen zu thun; vnd die Verheissungen schaffen den Glauben vnd die Hoffnung. Wann nun kompt das Gut / das verheissen ist / dürffen wir keines Glaubens / auch keiner Hoffnung mehr. Deß Glaubens haben wir allein der Sünden halben von nöthen / vñ hilfft vns in vnser sündlichen Schwachheit; wann nun Sünde vnd Schwachheit auffhöret / so fanget an die Liebe völlig zu seyn. Der Glaube empfahet gutes. Die Liebe aber thut gutes. Zu dem / so erstreckt sich die Liebe viel weiter / als der Glaube. Glaub vnd Hoffnung nutzet nur mir. Denn was ich glaube / das glaube ich mir. Die Liebe aber dienet vielen Menschen / nicht allein Freunden / sondern auch Feinden. Der Glaube hat allein mit GOtt hie in diesem Leben zu thun; die Liebe mit Gott vnd Menschen in alle Ewigkeit. Endlich so ist die Liebe eine Tugend Gottes / in GOtt kan nicht Glaube oder Hoffnung seyn. Aber die Liebe ist in GOtt / vnd GOtt ist die Liebe / vnd wer GOtt will gleich werden / muß jhm gleich in der Liebe werden / vnd das wird seyn die ewige Vollkommenheit. Diß alles gehet dahin / daß wir nach keiner Kunst oder GabeIncitamen ad charitatis studiũ. so sehr streben / als nach der Liebe / nach aller art / so viel menschlich vnd müglich ist / wie sie Paulus beschrieben hat. Darumb auch Paulus das folgende 14. Capitel also anfanget: Strebet nach der Liebe. Welches der rechte Beschluß ist dieses 13. Capitels. 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Deß Glaubens haben wir allein der Sünden halben von nöthen / vñ hilfft vns in vnser sündlichen Schwachheit; wann nun Sünde vnd Schwachheit auffhöret / so fanget an die Liebe völlig zu seyn. Der Glaube empfahet gutes. Die Liebe aber thut gutes. Zu dem / so erstreckt sich die Liebe viel weiter / als der Glaube. Glaub vnd Hoffnung nutzet nur mir. Denn was ich glaube / das glaube ich mir. Die Liebe aber dienet vielen Menschen / nicht allein Freunden / sondern auch Feinden. Der Glaube hat allein mit GOtt hie in diesem Leben zu thun; die Liebe mit Gott vnd Menschen in alle Ewigkeit. Endlich so ist die Liebe eine Tugend Gottes / in GOtt kan nicht Glaube oder Hoffnung seyn. Aber die Liebe ist in GOtt / vnd GOtt ist die Liebe / vnd wer GOtt will gleich werden / muß jhm gleich in der Liebe werden / vnd das wird seyn die ewige Vollkommenheit.</p> <p>Diß alles gehet dahin / daß wir nach keiner Kunst oder Gabe<note place="right">Incitamen ad charitatis studiũ.</note> so sehr streben / als nach der Liebe / nach aller art / so viel menschlich vnd müglich ist / wie sie Paulus beschrieben hat. Darumb auch Paulus das folgende 14. Capitel also anfanget: Strebet nach der Liebe. Welches der rechte Beschluß ist dieses 13. Capitels. Ein jeglicher brauch den besten Fleiß / daß all sein thun in der Liebe geschehen möge; vnd mach jhm ein solch Symbolum: </p> </div> </body> </text> </TEI> [417/0437]
vnd gut vmb Christi willen / den er fasset / vnd darinnen er sucht Versöhnung / ewiges Leben vnd Seligkeit. So ist auch der Glaube die Mutter aller Christlichen GOtt wolgefälligen Tugenden / auch der Liebe selbst. Denn was nicht auß dem Glauben kompt / kan GOtt nicht gefallen. Noch spricht Paulus: Die Liebe ist die grösseste.
Das kompt daher / der Glaube muß auffhören / die Liebe bleibet ewiglich. Es hat hie im Sündenthal der Glaube / wie auch die Hoffnung / mit Gottes Verheissungen zu thun; vnd die Verheissungen schaffen den Glauben vnd die Hoffnung. Wann nun kompt das Gut / das verheissen ist / dürffen wir keines Glaubens / auch keiner Hoffnung mehr. Deß Glaubens haben wir allein der Sünden halben von nöthen / vñ hilfft vns in vnser sündlichen Schwachheit; wann nun Sünde vnd Schwachheit auffhöret / so fanget an die Liebe völlig zu seyn. Der Glaube empfahet gutes. Die Liebe aber thut gutes. Zu dem / so erstreckt sich die Liebe viel weiter / als der Glaube. Glaub vnd Hoffnung nutzet nur mir. Denn was ich glaube / das glaube ich mir. Die Liebe aber dienet vielen Menschen / nicht allein Freunden / sondern auch Feinden. Der Glaube hat allein mit GOtt hie in diesem Leben zu thun; die Liebe mit Gott vnd Menschen in alle Ewigkeit. Endlich so ist die Liebe eine Tugend Gottes / in GOtt kan nicht Glaube oder Hoffnung seyn. Aber die Liebe ist in GOtt / vnd GOtt ist die Liebe / vnd wer GOtt will gleich werden / muß jhm gleich in der Liebe werden / vnd das wird seyn die ewige Vollkommenheit.
Diß alles gehet dahin / daß wir nach keiner Kunst oder Gabe so sehr streben / als nach der Liebe / nach aller art / so viel menschlich vnd müglich ist / wie sie Paulus beschrieben hat. Darumb auch Paulus das folgende 14. Capitel also anfanget: Strebet nach der Liebe. Welches der rechte Beschluß ist dieses 13. Capitels. Ein jeglicher brauch den besten Fleiß / daß all sein thun in der Liebe geschehen möge; vnd mach jhm ein solch Symbolum:
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/437>, abgerufen am 16.06.2024. |