Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.sey. Dann Christus / auff welchen der Vatter der gantzen Welt Sünde geworffen. Esai. 53. hat die Sünde in seinem Leibe vberwunden / vertilget vnd getödtet / vnd nachdem er von den Todten erstanden / stirbt er nicht mehr. Darumb / wo der Glaube in Christum ist / daselbst ist warhafftig die Sünde vertilget / gestorben vnnd begraben. Wo aber der Glaube an Christun nit ist / da bleibet die Sünde / wiewol auch noch Sünde bleibet in den Heiligen / dann sie glauben nit vollkommen / wiewol sie gestorben sind / darumm daß sie von wegen deß Glaubens an Christun nit zugerechnet werden. Biß daher Lutherus. Hie sihet der Christliche Leser / daß Lutherus wider die Sophisten hie nicht streittet / daß sie gesagt / die Sünde sey ein Qualitet oder anklebender Gebreche im Menschen oder Menschlicher Natur / sondern darumb / daß sie ein solche geringe Qualitet oder solchen geringen Mangel drauß machten / wie eine Farbe an d Wand / welcher Mangel durch die Liebe könne außgewaschen vnd getilget werden / so sie doch ein solcher beschwerlicher / grosser vnd vnträglicher jam mer / Schaden vnd Mangel ist / den kein Creatur hat tilgen od außwaschen können / sonder hat alleine durchs thewre Blut Jesu Christi deß Sohns Gottes müssen getilget vnd abgewaschen werden. Ob nun wol die Sünde im Menschen / als in einem subiecto ist vnd deß Menschen Natur anhanget / so ist sie aber doch nicht eine solche geringe Qualitet / wie ein Farbe an der Wandt / die da leicht / der Schullehrer Meynung nach / durch eygene Werck oder die Liebe kan auß gewaschen werden / sonder ist ein solche schädliche Qualitet / ein solcher schädlicher / gefährlicher grosser Gebrechen in der verderbten Natur / der durch nichts anders / als alleine durch das Blut Jesu Christi hat können gereyniget / vnnd wir arme verdampte Menschen darvon erledigt werden. Da auch Lutheri Meynung gewest / daß die Sünde ein Substantz were / oder daß die verderbte Natur die Sünde selbst were / vnd nicht ein qualitas, tieffe Verderbung / Mangel vnd Gebrechen in der verderbten Natur / so hette er hie nit müssen schreiben / daß die Sün- sey. Dann Christus / auff welchen der Vatter der gantzen Welt Sünde geworffen. Esai. 53. hat die Sünde in seinem Leibe vberwunden / vertilget vnd getödtet / vnd nachdem er von den Todten erstanden / stirbt er nicht mehr. Darumb / wo der Glaube in Christum ist / daselbst ist warhafftig die Sünde vertilget / gestorben vnnd begraben. Wo aber der Glaube an Christũ nit ist / da bleibet die Sünde / wiewol auch noch Sünde bleibet in dẽ Heiligen / dañ sie glauben nit vollkom̃en / wiewol sie gestorbẽ sind / darum̃ daß sie von wegẽ deß Glaubens an Christũ nit zugerechnet werden. Biß daher Lutherus. Hie sihet der Christliche Leser / daß Lutherus wider die Sophisten hie nicht streittet / daß sie gesagt / die Sünde sey ein Qualitet oder anklebender Gebreche im Menschen oder Menschlicher Natur / sondern darumb / daß sie ein solche geringe Qualitet oder solchen geringen Mangel drauß machten / wie eine Farbe an ď Wand / welcher Mangel durch die Liebe köñe außgewaschẽ vñ getilget werdẽ / so sie doch ein solcher beschwerlicher / grosser vñ vnträglicher jam mer / Schaden vnd Mangel ist / den kein Creatur hat tilgen oď außwaschen köñen / sonder hat alleine durchs thewre Blut Jesu Christi deß Sohns Gottes müssen getilget vnd abgewaschen werden. Ob nun wol die Sünde im Menschen / als in einem subiecto ist vñ deß Menschen Natur anhanget / so ist sie aber doch nicht eine solche geringe Qualitet / wie ein Farbe an der Wandt / die da leicht / der Schullehrer Meynung nach / durch eygene Werck oder die Liebe kan auß gewaschẽ werdẽ / sonder ist ein solche schädliche Qualitet / ein solcher schädlicher / gefährlicher grosser Gebrechẽ in der verderbten Natur / der durch nichts anders / als alleine durch das Blut Jesu Christi hat können gereyniget / vnnd wir arme verdampte Menschen darvon erledigt werden. Da auch Lutheri Meynung gewest / daß die Sünde ein Substantz were / oder daß die verderbte Natur die Sünde selbst were / vnd nicht ein qualitas, tieffe Verderbung / Mangel vñ Gebrechen in der verderbten Natur / so hette er hie nit müssen schreiben / daß die Sün- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0242"/> sey. Dann Christus / auff welchen der Vatter der gantzen Welt Sünde geworffen. Esai. 53. hat die Sünde in seinem Leibe vberwunden / vertilget vnd getödtet / vnd nachdem er von den Todten erstanden / stirbt er nicht mehr. Darumb / wo der Glaube in Christum ist / daselbst ist warhafftig die Sünde vertilget / gestorben vnnd begraben. Wo aber der Glaube an Christũ nit ist / da bleibet die Sünde / wiewol auch noch Sünde bleibet in dẽ Heiligen / dañ sie glauben nit vollkom̃en / wiewol sie gestorbẽ sind / darum̃ daß sie von wegẽ deß Glaubens an Christũ nit zugerechnet werden. Biß daher Lutherus.</p> <p>Hie sihet der Christliche Leser / daß Lutherus wider die Sophisten hie nicht streittet / daß sie gesagt / die Sünde sey ein Qualitet oder anklebender Gebreche im Menschen oder Menschlicher Natur / sondern darumb / daß sie ein solche geringe Qualitet oder solchen geringen Mangel drauß machten / wie eine Farbe an ď Wand / welcher Mangel durch die Liebe köñe außgewaschẽ vñ getilget werdẽ / so sie doch ein solcher beschwerlicher / grosser vñ vnträglicher jam mer / Schaden vnd Mangel ist / den kein Creatur hat tilgen oď außwaschen köñen / sonder hat alleine durchs thewre Blut Jesu Christi deß Sohns Gottes müssen getilget vnd abgewaschen werden.</p> <p>Ob nun wol die Sünde im Menschen / als in einem subiecto ist vñ deß Menschen Natur anhanget / so ist sie aber doch nicht eine solche geringe Qualitet / wie ein Farbe an der Wandt / die da leicht / der Schullehrer Meynung nach / durch eygene Werck oder die Liebe kan auß gewaschẽ werdẽ / sonder ist ein solche schädliche Qualitet / ein solcher schädlicher / gefährlicher grosser Gebrechẽ in der verderbten Natur / der durch nichts anders / als alleine durch das Blut Jesu Christi hat können gereyniget / vnnd wir arme verdampte Menschen darvon erledigt werden.</p> <p>Da auch Lutheri Meynung gewest / daß die Sünde ein Substantz were / oder daß die verderbte Natur die Sünde selbst were / vnd nicht ein qualitas, tieffe Verderbung / Mangel vñ Gebrechen in der verderbten Natur / so hette er hie nit müssen schreiben / daß die Sün- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
sey. Dann Christus / auff welchen der Vatter der gantzen Welt Sünde geworffen. Esai. 53. hat die Sünde in seinem Leibe vberwunden / vertilget vnd getödtet / vnd nachdem er von den Todten erstanden / stirbt er nicht mehr. Darumb / wo der Glaube in Christum ist / daselbst ist warhafftig die Sünde vertilget / gestorben vnnd begraben. Wo aber der Glaube an Christũ nit ist / da bleibet die Sünde / wiewol auch noch Sünde bleibet in dẽ Heiligen / dañ sie glauben nit vollkom̃en / wiewol sie gestorbẽ sind / darum̃ daß sie von wegẽ deß Glaubens an Christũ nit zugerechnet werden. Biß daher Lutherus.
Hie sihet der Christliche Leser / daß Lutherus wider die Sophisten hie nicht streittet / daß sie gesagt / die Sünde sey ein Qualitet oder anklebender Gebreche im Menschen oder Menschlicher Natur / sondern darumb / daß sie ein solche geringe Qualitet oder solchen geringen Mangel drauß machten / wie eine Farbe an ď Wand / welcher Mangel durch die Liebe köñe außgewaschẽ vñ getilget werdẽ / so sie doch ein solcher beschwerlicher / grosser vñ vnträglicher jam mer / Schaden vnd Mangel ist / den kein Creatur hat tilgen oď außwaschen köñen / sonder hat alleine durchs thewre Blut Jesu Christi deß Sohns Gottes müssen getilget vnd abgewaschen werden.
Ob nun wol die Sünde im Menschen / als in einem subiecto ist vñ deß Menschen Natur anhanget / so ist sie aber doch nicht eine solche geringe Qualitet / wie ein Farbe an der Wandt / die da leicht / der Schullehrer Meynung nach / durch eygene Werck oder die Liebe kan auß gewaschẽ werdẽ / sonder ist ein solche schädliche Qualitet / ein solcher schädlicher / gefährlicher grosser Gebrechẽ in der verderbten Natur / der durch nichts anders / als alleine durch das Blut Jesu Christi hat können gereyniget / vnnd wir arme verdampte Menschen darvon erledigt werden.
Da auch Lutheri Meynung gewest / daß die Sünde ein Substantz were / oder daß die verderbte Natur die Sünde selbst were / vnd nicht ein qualitas, tieffe Verderbung / Mangel vñ Gebrechen in der verderbten Natur / so hette er hie nit müssen schreiben / daß die Sün-
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Zitationshilfe: | Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/242>, abgerufen am 16.06.2024. |