Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch. Und unterredung in geheim/ der noch gedachte/Was er des vorgen tags für bündnüß mit ihm machte/ Und was er ihm verhieß. Nicht minder machte sich Eneas auff gar früh: Sie gaben fröliglich Einander ihre hand/ als sie zusammen kamen/ Die mitgeferthen/ die sie beyde mit sich namen/ War Pallas und Achat; Sie satzten mitten drinn Sich nieder in dem hauß/ und fahn mit freyem sinn Also zu reden an: Erst redte so der König: Du tapffrer oberster der Troer/ der nicht wenig An tugend haabe gilt/ bey dessen leben ich Gestehen nimmer will/ daß Troja könne sich Mit seinem reich und macht verloren gäntzlich achten; Ich habe zwar/ wenn ich will meinen stand betrachten Den grossen namen nach/ nicht zu zusetzen viel: Denn auff der einen seit ist meines reiches ziel Der strenge Tyburstrom/ der gleichsam uns versperret; Und auff der andern seit uns feindlich zwackt und zerret Das volck der Rutuler/ das fährt gewapnet her/ Und können sicher kaum seyn für dem thore mehr. Doch aber hab ich für nach deinem wolvergnügen Dir grosses volck und heer zur hülffe bey zu fügeu; Welch heil dir das gelück itzt zeiget wunderlich/ Und kömmt/ als wenn Gott selbst geruffen hätte dich. Es ligt ein alte stadt Agylla wol mit mauren Befestigt/ welche noch kan manchen puff außtauren/ Nicht weit von hier/ da vormals sonst die Lydier Ein kriegberühmtes volck mit über grossem heer Sich
Das Achte Buch. Und unterredung in geheim/ der noch gedachte/Was er des vorgen tags fuͤr buͤndnuͤß mit ihm machte/ Und was er ihm verhieß. Nicht minder machte ſich Eneas auff gar fruͤh: Sie gaben froͤliglich Einander ihre hand/ als ſie zuſammen kamen/ Die mitgeferthen/ die ſie beyde mit ſich namen/ War Pallas und Achat; Sie ſatzten mitten drinn Sich nieder in dem hauß/ und fahn mit freyem ſinn Alſo zu reden an: Erſt redte ſo der Koͤnig: Du tapffrer oberſter der Troer/ der nicht wenig An tugend haabe gilt/ bey deſſen leben ich Geſtehen nimmer will/ daß Troja koͤnne ſich Mit ſeinem reich und macht verloren gaͤntzlich achten; Ich habe zwar/ wenn ich will meinen ſtand betrachten Den groſſen namen nach/ nicht zu zuſetzen viel: Denn auff der einen ſeit iſt meines reiches ziel Der ſtrenge Tyburſtrom/ der gleichſam uns verſperret; Und auff der andern ſeit uns feindlich zwackt und zerret Das volck der Rutuler/ das faͤhrt gewapnet her/ Und koͤnnen ſicher kaum ſeyn fuͤr dem thore mehr. Doch aber hab ich fuͤr nach deinem wolvergnuͤgen Dir groſſes volck und heer zur huͤlffe bey zu fuͤgeu; Welch heil dir das geluͤck itzt zeiget wunderlich/ Und koͤmmt/ als wenn Gott ſelbſt geruffen haͤtte dich. Es ligt ein alte ſtadt Agylla wol mit mauren Befeſtigt/ welche noch kan manchen puff außtauren/ Nicht weit von hier/ da vormals ſonſt die Lydier Ein kriegberuͤhmtes volck mit uͤber groſſem heer Sich
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Das Achte Buch.
Und unterredung in geheim/ der noch gedachte/
Was er des vorgen tags fuͤr buͤndnuͤß mit ihm machte/
Und was er ihm verhieß. Nicht minder machte ſich
Eneas auff gar fruͤh: Sie gaben froͤliglich
Einander ihre hand/ als ſie zuſammen kamen/
Die mitgeferthen/ die ſie beyde mit ſich namen/
War Pallas und Achat; Sie ſatzten mitten drinn
Sich nieder in dem hauß/ und fahn mit freyem ſinn
Alſo zu reden an: Erſt redte ſo der Koͤnig:
Du tapffrer oberſter der Troer/ der nicht wenig
An tugend haabe gilt/ bey deſſen leben ich
Geſtehen nimmer will/ daß Troja koͤnne ſich
Mit ſeinem reich und macht verloren gaͤntzlich achten;
Ich habe zwar/ wenn ich will meinen ſtand betrachten
Den groſſen namen nach/ nicht zu zuſetzen viel:
Denn auff der einen ſeit iſt meines reiches ziel
Der ſtrenge Tyburſtrom/ der gleichſam uns verſperret;
Und auff der andern ſeit uns feindlich zwackt und zerret
Das volck der Rutuler/ das faͤhrt gewapnet her/
Und koͤnnen ſicher kaum ſeyn fuͤr dem thore mehr.
Doch aber hab ich fuͤr nach deinem wolvergnuͤgen
Dir groſſes volck und heer zur huͤlffe bey zu fuͤgeu;
Welch heil dir das geluͤck itzt zeiget wunderlich/
Und koͤmmt/ als wenn Gott ſelbſt geruffen haͤtte dich.
Es ligt ein alte ſtadt Agylla wol mit mauren
Befeſtigt/ welche noch kan manchen puff außtauren/
Nicht weit von hier/ da vormals ſonſt die Lydier
Ein kriegberuͤhmtes volck mit uͤber groſſem heer
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/418>, abgerufen am 17.06.2024. |