Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Es hindern beydes ihn die sinstern zweig und hecken/Und schwere beute/ die er nicht vermag zu trecken/ Und führet ihn die furcht den rechten weg fürbey Der Nis entgehet recht den feinden ohne sche u/ Und weiß doch nicht/ daß er der fährligkeit entkommen Und seine zuflucht hier an dieses see genommen: Das von der Alben stadt hernachmals fort und fort Genennt ist worden so. Man sahe dazumal des Königs stelle stehen Als er nun stille stund nach seinem freund zu sehen/ Fieng er zu klagen an mit jämmerlichem schall: Wie unglückhafft bin ich/ mein lieber Euryal! Wo bist du kommen hin/ wie hab ich dich dahinden Gelassen/ wo sol ich/ mein freund/ dich wieder finden? Da gieng er wiederumb auff dieser jrrebahn Zurück/ und suchte fort in walde/ wie er kan? Nimmt auch zugleich in acht die tapffen in dem gehen/ Und läufft herumb in wald/ und kan nicht stille stehen: Er hört das traben zwar der pferd/ und ein geschrey/ Getümmel und geräusch/ weiß doch nicht was es sey. Es wehrete nicht lang/ da höret er das schreyen Der feind und siehet nun Euryalum den treuen Und nun verlassnen freund/ dem nun der gantze hauff/ Durch dieses orts betrug und finstre nacht stößt auff Mit schnellem überfall/ und gegen ihn ergrimmet Ergreiffet thurstiglich/ und ihn gefangen nimmet/ Euryalus gereitzt durch noth und tugendbrunst Wil zwar sich wehren viel/ doch aber ists umbsonst. Was E e 5
Das Neunde Buch. Es hindern beydes ihn die ſinſtern zweig und hecken/Und ſchwere beute/ die er nicht vermag zu trecken/ Und fuͤhret ihn die furcht den rechten weg fuͤrbey Der Niſ entgehet recht den feinden ohne ſche u/ Und weiß doch nicht/ daß er der faͤhrligkeit entkommen Und ſeine zuflucht hier an dieſes ſee genommen: Das von der Alben ſtadt hernachmals fort und fort Genennt iſt worden ſo. Man ſahe dazumal des Koͤnigs ſtelle ſtehen Als er nun ſtille ſtund nach ſeinem freund zu ſehen/ Fieng er zu klagen an mit jaͤmmerlichem ſchall: Wie ungluͤckhafft bin ich/ mein lieber Euryal! Wo biſt du kommen hin/ wie hab ich dich dahinden Gelaſſen/ wo ſol ich/ mein freund/ dich wieder finden? Da gieng er wiederumb auff dieſer jrrebahn Zuruͤck/ und ſuchte fort in walde/ wie er kan? Nimmt auch zugleich in acht die tapffen in dem gehen/ Und laͤufft herumb in wald/ und kan nicht ſtille ſtehen: Er hoͤrt das traben zwar der pferd/ und ein geſchrey/ Getuͤmmel und geraͤuſch/ weiß doch nicht was es ſey. Es wehrete nicht lang/ da hoͤret er das ſchreyen Der feind und ſiehet nun Euryalum den treuen Und nun verlaſſnen freund/ dem nun der gantze hauff/ Durch dieſes orts betrug und finſtre nacht ſtoͤßt auff Mit ſchnellem uͤberfall/ und gegen ihn ergrimmet Ergreiffet thurſtiglich/ und ihn gefangen nimmet/ Euryalus gereitzt durch noth und tugendbrunſt Wil zwar ſich wehren viel/ doch aber iſts umbſonſt. Was E e 5
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Das Neunde Buch.
Es hindern beydes ihn die ſinſtern zweig und hecken/
Und ſchwere beute/ die er nicht vermag zu trecken/
Und fuͤhret ihn die furcht den rechten weg fuͤrbey
Der Niſ entgehet recht den feinden ohne ſche u/
Und weiß doch nicht/ daß er der faͤhrligkeit entkommen
Und ſeine zuflucht hier an dieſes ſee genommen:
Das von der Alben ſtadt hernachmals fort und fort
Genennt iſt worden ſo.
Man ſahe dazumal des Koͤnigs ſtelle ſtehen
Als er nun ſtille ſtund nach ſeinem freund zu ſehen/
Fieng er zu klagen an mit jaͤmmerlichem ſchall:
Wie ungluͤckhafft bin ich/ mein lieber Euryal!
Wo biſt du kommen hin/ wie hab ich dich dahinden
Gelaſſen/ wo ſol ich/ mein freund/ dich wieder finden?
Da gieng er wiederumb auff dieſer jrrebahn
Zuruͤck/ und ſuchte fort in walde/ wie er kan?
Nimmt auch zugleich in acht die tapffen in dem gehen/
Und laͤufft herumb in wald/ und kan nicht ſtille ſtehen:
Er hoͤrt das traben zwar der pferd/ und ein geſchrey/
Getuͤmmel und geraͤuſch/ weiß doch nicht was es ſey.
Es wehrete nicht lang/ da hoͤret er das ſchreyen
Der feind und ſiehet nun Euryalum den treuen
Und nun verlaſſnen freund/ dem nun der gantze hauff/
Durch dieſes orts betrug und finſtre nacht ſtoͤßt auff
Mit ſchnellem uͤberfall/ und gegen ihn ergrimmet
Ergreiffet thurſtiglich/ und ihn gefangen nimmet/
Euryalus gereitzt durch noth und tugendbrunſt
Wil zwar ſich wehren viel/ doch aber iſts umbſonſt.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/463>, abgerufen am 13.06.2024. |