Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Von Wechseln und Briefschreiben. brauchen muß. Und kan ich mich desfalls nicht genugüber die einfältige Leute verwundern/ welche hierin- nen gantz keinen Unterscheid zu treffen wissen/ sondern in ihren Kauffmännischen Brief-Schreiben derge- stalt ersoffen seyn/ daß sie mit ihren E. E. oder V. L. welches Euer Edlen/ Euer Ehren/ oder auf Hol- ländisch Viver Lieb den heissen soll/ Groß und Klei- ne/ in Contextu ihrer Brief tractiren/ und mit ih- ren alten Förmulgen und Terminis von Costi, stan- ti, passato, rembourso, Cordialen Begrüssung/ libero commando, praevaliren etc. um sich werf- fen/ als wann es von ihren Factorn, Correspon- denten/ und sogenannten Mann nach Franckfurt/ Leipzig/ Amsterdam und dergleichen gerichtet wäre/ und den Einkauff etlicher Säck-Wolle oder andere Waaren angienge. Solche Fehler des Judicii aber kommen von nichts anders/ als der schlechten Be- gierde her/ welche bißhieher unsere Kauffmanns- Diener zu guten Wissenschafften bezeuget haben. Wie aber solcher Fehler und üble Gewohnheit zu re- dressiren sey/ davon soll in einem andern Capitel ge- handelt werden; dieses Orts ist nur von der Anlei- tung zum Brief-Schreiben zu wissen/ daß im Fall man an höhere/ sonderlich an Fürsten und Herren schreibet/ man wohl unterscheiden müsse/ ob es an ei- nen König/ Chur- oder Reichs-Fürsten/ Graffen/ oder hohen Minister gerichtet; an souveraine Häupter wird es wohl wenig zu schreiben/ aber manchmal allerunterthänigste Supplicata zu stellen/ einem Kauffmann nöthig seyn/ da man dann die Titulatur von Allerdurchlauchtigst/ Durchlauch- tigst/ oder in Frantzösischen von Sire und Mon- sei-
Von Wechſeln und Briefſchreiben. brauchen muß. Und kan ich mich desfalls nicht genuguͤber die einfaͤltige Leute verwundern/ welche hierin- nen gantz keinen Unterſcheid zu treffen wiſſen/ ſondern in ihren Kauffmaͤnniſchen Brief-Schreiben derge- ſtalt erſoffen ſeyn/ daß ſie mit ihren E. E. oder V. L. welches Euer Edlen/ Euer Ehren/ oder auf Hol- laͤndiſch Viver Lieb den heiſſen ſoll/ Groß und Klei- ne/ in Contextu ihrer Brief tractiren/ und mit ih- ren alten Foͤrmulgen und Terminis von Coſti, ſtan- ti, paſſato, rembourſo, Cordialen Begruͤſſung/ libero commando, prævaliren ꝛc. um ſich werf- fen/ als wann es von ihren Factorn, Correſpon- denten/ und ſogenannten Mann nach Franckfurt/ Leipzig/ Amſterdam und dergleichen gerichtet waͤre/ und den Einkauff etlicher Saͤck-Wolle oder andere Waaren angienge. Solche Fehler des Judicii aber kommen von nichts anders/ als der ſchlechten Be- gierde her/ welche bißhieher unſere Kauffmanns- Diener zu guten Wiſſenſchafften bezeuget haben. Wie aber ſolcher Fehler und uͤble Gewohnheit zu re- dreſſiren ſey/ davon ſoll in einem andern Capitel ge- handelt werden; dieſes Orts iſt nur von der Anlei- tung zum Brief-Schreiben zu wiſſen/ daß im Fall man an hoͤhere/ ſonderlich an Fuͤrſten und Herren ſchreibet/ man wohl unterſcheiden muͤſſe/ ob es an ei- nen Koͤnig/ Chur- oder Reichs-Fuͤrſten/ Graffen/ oder hohen Miniſter gerichtet; an ſouveraine Haͤupter wird es wohl wenig zu ſchreiben/ aber manchmal allerunterthaͤnigſte Supplicata zu ſtellen/ einem Kauffmann noͤthig ſeyn/ da man dann die Titulatur von Allerdurchlauchtigſt/ Durchlauch- tigſt/ oder in Frantzoͤſiſchen von Sire und Mon- ſei-
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Von Wechſeln und Briefſchreiben.
brauchen muß. Und kan ich mich desfalls nicht genug
uͤber die einfaͤltige Leute verwundern/ welche hierin-
nen gantz keinen Unterſcheid zu treffen wiſſen/ ſondern
in ihren Kauffmaͤnniſchen Brief-Schreiben derge-
ſtalt erſoffen ſeyn/ daß ſie mit ihren E. E. oder V. L.
welches Euer Edlen/ Euer Ehren/ oder auf Hol-
laͤndiſch Viver Lieb den heiſſen ſoll/ Groß und Klei-
ne/ in Contextu ihrer Brief tractiren/ und mit ih-
ren alten Foͤrmulgen und Terminis von Coſti, ſtan-
ti, paſſato, rembourſo, Cordialen Begruͤſſung/
libero commando, prævaliren ꝛc. um ſich werf-
fen/ als wann es von ihren Factorn, Correſpon-
denten/ und ſogenannten Mann nach Franckfurt/
Leipzig/ Amſterdam und dergleichen gerichtet waͤre/
und den Einkauff etlicher Saͤck-Wolle oder andere
Waaren angienge. Solche Fehler des Judicii aber
kommen von nichts anders/ als der ſchlechten Be-
gierde her/ welche bißhieher unſere Kauffmanns-
Diener zu guten Wiſſenſchafften bezeuget haben.
Wie aber ſolcher Fehler und uͤble Gewohnheit zu re-
dreſſiren ſey/ davon ſoll in einem andern Capitel ge-
handelt werden; dieſes Orts iſt nur von der Anlei-
tung zum Brief-Schreiben zu wiſſen/ daß im Fall
man an hoͤhere/ ſonderlich an Fuͤrſten und Herren
ſchreibet/ man wohl unterſcheiden muͤſſe/ ob es an ei-
nen Koͤnig/ Chur- oder Reichs-Fuͤrſten/ Graffen/
oder hohen Miniſter gerichtet; an ſouveraine
Haͤupter wird es wohl wenig zu ſchreiben/ aber
manchmal allerunterthaͤnigſte Supplicata zu ſtellen/
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/231>, abgerufen am 17.06.2024. |