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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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Anderen, bald allein. Seit der ersten Begegnung war sie immer dieselbe, voll freundlicher Güte, die seine Hoffnung anfachte, und voll Zurückhaltung, die ihn gleich wieder einschüchterte.

So waren mehrere Wochen verstrichen, ohne daß er dem erträumten Glücke eine Spanne weit näher gerückt wäre. Eines Tages machte er, von Thomas gefolgt, einen Spaziergang auf einer der Höhen, an welche sich Lissabon lehnt. Der treue Diener, der die Veränderung an dem Grafen längst bemerkt hatte, ohne jedoch eine Ahnung zu haben, was die Ursache war, ging langsam hinter ihm her, von dem immermehr überhandnehmenden Schweigen und Brüten seines sonst so lebhaften Herrn beängstigt.

Als sie in sengender Sonnengluth ziemlich hoch hinauf gekommen waren, lagerte sich der Graf auf dem spärlichen, halb verdorrten Rasen, der im Schatten einiger mächtigen Olivenbäume ein kurzes Leben gefristet hatte, und hieß Thomas dasselbe thun.

Lange Zeit fiel kein Wort.

"Thomas, Thomas!" sagte auf einmal der Graf,

Anderen, bald allein. Seit der ersten Begegnung war sie immer dieselbe, voll freundlicher Güte, die seine Hoffnung anfachte, und voll Zurückhaltung, die ihn gleich wieder einschüchterte.

So waren mehrere Wochen verstrichen, ohne daß er dem erträumten Glücke eine Spanne weit näher gerückt wäre. Eines Tages machte er, von Thomas gefolgt, einen Spaziergang auf einer der Höhen, an welche sich Lissabon lehnt. Der treue Diener, der die Veränderung an dem Grafen längst bemerkt hatte, ohne jedoch eine Ahnung zu haben, was die Ursache war, ging langsam hinter ihm her, von dem immermehr überhandnehmenden Schweigen und Brüten seines sonst so lebhaften Herrn beängstigt.

Als sie in sengender Sonnengluth ziemlich hoch hinauf gekommen waren, lagerte sich der Graf auf dem spärlichen, halb verdorrten Rasen, der im Schatten einiger mächtigen Olivenbäume ein kurzes Leben gefristet hatte, und hieß Thomas dasselbe thun.

Lange Zeit fiel kein Wort.

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[66/0074] Anderen, bald allein. Seit der ersten Begegnung war sie immer dieselbe, voll freundlicher Güte, die seine Hoffnung anfachte, und voll Zurückhaltung, die ihn gleich wieder einschüchterte. So waren mehrere Wochen verstrichen, ohne daß er dem erträumten Glücke eine Spanne weit näher gerückt wäre. Eines Tages machte er, von Thomas gefolgt, einen Spaziergang auf einer der Höhen, an welche sich Lissabon lehnt. Der treue Diener, der die Veränderung an dem Grafen längst bemerkt hatte, ohne jedoch eine Ahnung zu haben, was die Ursache war, ging langsam hinter ihm her, von dem immermehr überhandnehmenden Schweigen und Brüten seines sonst so lebhaften Herrn beängstigt. Als sie in sengender Sonnengluth ziemlich hoch hinauf gekommen waren, lagerte sich der Graf auf dem spärlichen, halb verdorrten Rasen, der im Schatten einiger mächtigen Olivenbäume ein kurzes Leben gefristet hatte, und hieß Thomas dasselbe thun. Lange Zeit fiel kein Wort. „Thomas, Thomas!“ sagte auf einmal der Graf,

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/74>, abgerufen am 01.11.2024.