das Resultat wichtig wird, und einen merklichen Einfluß auf unsere oder anderer Glückseligkeit hat; so beruhigen wir uns schon weit weniger bey der Aussage der glaubhaftesten Zeugen, die uns die Versuche und Beobachtungen erzählen, sondern suchen Gelegenheit, sie selbst zu wieder- holen und uns durch ihre eigene Evidenz von denselben zu überführen. So können die Sia- meser z. B. allerdings dem Berichte der Euro- päer trauen, daß in ihrer Weltgegend das Was- ser zu gewissen Zeiten hart werde, und schwere Lasten trage. Sie können dieses auf Glauben annehmen, und allenfalls in ihren Lehrbüchern der Physik als ausgemacht vortragen; in der Voraussetzung, daß die Beobachtung noch im- mer wiederholt und bewährt werden kann. Wenn es indessen zur Lebensgefahr käme, wenn sie itzt diesem hartgewordenen Elemente sich selbst oder die Ihrigen anvertrauen sollten; so würden sie sich bey dem Zeugnisse schon weit weniger be- ruhigen können, sondern durch mancherley ei- gene Erfahrungen, Beobachtungen und Versu- che von der Wahrheit zu überführen haben.
Hinge-
das Reſultat wichtig wird, und einen merklichen Einfluß auf unſere oder anderer Gluͤckſeligkeit hat; ſo beruhigen wir uns ſchon weit weniger bey der Ausſage der glaubhafteſten Zeugen, die uns die Verſuche und Beobachtungen erzaͤhlen, ſondern ſuchen Gelegenheit, ſie ſelbſt zu wieder- holen und uns durch ihre eigene Evidenz von denſelben zu uͤberfuͤhren. So koͤnnen die Sia- meſer z. B. allerdings dem Berichte der Euro- paͤer trauen, daß in ihrer Weltgegend das Waſ- ſer zu gewiſſen Zeiten hart werde, und ſchwere Laſten trage. Sie koͤnnen dieſes auf Glauben annehmen, und allenfalls in ihren Lehrbuͤchern der Phyſik als ausgemacht vortragen; in der Vorausſetzung, daß die Beobachtung noch im- mer wiederholt und bewaͤhrt werden kann. Wenn es indeſſen zur Lebensgefahr kaͤme, wenn ſie itzt dieſem hartgewordenen Elemente ſich ſelbſt oder die Ihrigen anvertrauen ſollten; ſo wuͤrden ſie ſich bey dem Zeugniſſe ſchon weit weniger be- ruhigen koͤnnen, ſondern durch mancherley ei- gene Erfahrungen, Beobachtungen und Verſu- che von der Wahrheit zu uͤberfuͤhren haben.
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das Reſultat wichtig wird, und einen merklichen
Einfluß auf unſere oder anderer Gluͤckſeligkeit
hat; ſo beruhigen wir uns ſchon weit weniger
bey der Ausſage der glaubhafteſten Zeugen, die
uns die Verſuche und Beobachtungen erzaͤhlen,
ſondern ſuchen Gelegenheit, ſie ſelbſt zu wieder-
holen und uns durch ihre eigene Evidenz von
denſelben zu uͤberfuͤhren. So koͤnnen die Sia-
meſer z. B. allerdings dem Berichte der Euro-
paͤer trauen, daß in ihrer Weltgegend das Waſ-
ſer zu gewiſſen Zeiten hart werde, und ſchwere
Laſten trage. Sie koͤnnen dieſes auf Glauben
annehmen, und allenfalls in ihren Lehrbuͤchern
der Phyſik als ausgemacht vortragen; in der
Vorausſetzung, daß die Beobachtung noch im-
mer wiederholt und bewaͤhrt werden kann.
Wenn es indeſſen zur Lebensgefahr kaͤme, wenn
ſie itzt dieſem hartgewordenen Elemente ſich ſelbſt
oder die Ihrigen anvertrauen ſollten; ſo wuͤrden
ſie ſich bey dem Zeugniſſe ſchon weit weniger be-
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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/139>, abgerufen am 15.06.2024.
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