ker einig werden, sie würden dennoch jedes anders bleiben. Die Temperamente schlagen durch alle Erziehung. Der Herrnhuter predige dem kriegslu¬ stigen Franzosen, der Puritaner dem sinnlichen Ita¬ liener, der Tribun predige der Masse, beständig wird der Krieg den Frieden, die Sinnlichkeit die Sittlich¬ keit, und ein Anführer die reine Demokratie der Tugendrepublik zerstören. Nie wird ein Ton herr¬ schen, die Töne wechseln, und aus allen entspringt die Musik des historischen Lebens.
Es ist schön, was man von sich denkt, auch von andern zu denken, was man für sich wünscht, auch andern zu wünschen, was man für sich errungen hat, auch andern mitzutheilen, die eigne Tugend andern zuzutrauen, und sie dazu anzufeuern, die eigne Er¬ kenntniß der Wahrheit andern in der Voraussetzung mitzutheilen, daß sie fähig sind, sie auch zu erkennen, und demzufolge zu einer Vervollkommnung des Ge¬ schlechts nach dem eignen höchsten Ideale hinzuwir¬ ken. Es ist schön, aber es findet auch das Schicksal alles Schönen. Nur wenige erkennen es in seinem ganzen Werthe. Ein Mensch mit diesem erhabnen Glauben an sein Geschlecht, wird für sich seine Be¬ stimmung auf die schönste Weise zu erfüllen im Stande seyn. Aber sein Glaube wird weder von jenen An¬ dern erfüllt werden, noch seine Mittheilung sie an¬ ders machen.
Nur materielle Veränderungen sind bisher reell gewesen. Tracht und Speise, Wohnung und
ker einig werden, ſie wuͤrden dennoch jedes anders bleiben. Die Temperamente ſchlagen durch alle Erziehung. Der Herrnhuter predige dem kriegslu¬ ſtigen Franzoſen, der Puritaner dem ſinnlichen Ita¬ liener, der Tribun predige der Maſſe, beſtaͤndig wird der Krieg den Frieden, die Sinnlichkeit die Sittlich¬ keit, und ein Anfuͤhrer die reine Demokratie der Tugendrepublik zerſtoͤren. Nie wird ein Ton herr¬ ſchen, die Toͤne wechſeln, und aus allen entſpringt die Muſik des hiſtoriſchen Lebens.
Es iſt ſchoͤn, was man von ſich denkt, auch von andern zu denken, was man fuͤr ſich wuͤnſcht, auch andern zu wuͤnſchen, was man fuͤr ſich errungen hat, auch andern mitzutheilen, die eigne Tugend andern zuzutrauen, und ſie dazu anzufeuern, die eigne Er¬ kenntniß der Wahrheit andern in der Vorausſetzung mitzutheilen, daß ſie faͤhig ſind, ſie auch zu erkennen, und demzufolge zu einer Vervollkommnung des Ge¬ ſchlechts nach dem eignen hoͤchſten Ideale hinzuwir¬ ken. Es iſt ſchoͤn, aber es findet auch das Schickſal alles Schoͤnen. Nur wenige erkennen es in ſeinem ganzen Werthe. Ein Menſch mit dieſem erhabnen Glauben an ſein Geſchlecht, wird fuͤr ſich ſeine Be¬ ſtimmung auf die ſchoͤnſte Weiſe zu erfuͤllen im Stande ſeyn. Aber ſein Glaube wird weder von jenen An¬ dern erfuͤllt werden, noch ſeine Mittheilung ſie an¬ ders machen.
Nur materielle Veraͤnderungen ſind bisher reell geweſen. Tracht und Speiſe, Wohnung und
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ker einig werden, ſie wuͤrden dennoch jedes anders
bleiben. Die Temperamente ſchlagen durch alle
Erziehung. Der Herrnhuter predige dem kriegslu¬
ſtigen Franzoſen, der Puritaner dem ſinnlichen Ita¬
liener, der Tribun predige der Maſſe, beſtaͤndig wird
der Krieg den Frieden, die Sinnlichkeit die Sittlich¬
keit, und ein Anfuͤhrer die reine Demokratie der
Tugendrepublik zerſtoͤren. Nie wird ein Ton herr¬
ſchen, die Toͤne wechſeln, und aus allen entſpringt
die Muſik des hiſtoriſchen Lebens.
Es iſt ſchoͤn, was man von ſich denkt, auch von
andern zu denken, was man fuͤr ſich wuͤnſcht, auch
andern zu wuͤnſchen, was man fuͤr ſich errungen hat,
auch andern mitzutheilen, die eigne Tugend andern
zuzutrauen, und ſie dazu anzufeuern, die eigne Er¬
kenntniß der Wahrheit andern in der Vorausſetzung
mitzutheilen, daß ſie faͤhig ſind, ſie auch zu erkennen,
und demzufolge zu einer Vervollkommnung des Ge¬
ſchlechts nach dem eignen hoͤchſten Ideale hinzuwir¬
ken. Es iſt ſchoͤn, aber es findet auch das Schickſal
alles Schoͤnen. Nur wenige erkennen es in ſeinem
ganzen Werthe. Ein Menſch mit dieſem erhabnen
Glauben an ſein Geſchlecht, wird fuͤr ſich ſeine Be¬
ſtimmung auf die ſchoͤnſte Weiſe zu erfuͤllen im Stande
ſeyn. Aber ſein Glaube wird weder von jenen An¬
dern erfuͤllt werden, noch ſeine Mittheilung ſie an¬
ders machen.
Nur materielle Veraͤnderungen ſind bisher
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/238>, abgerufen am 18.06.2024.
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