Angefeuchtet darf die Masse niemals werden, es ist sogar oft nachtheilig, wenn man vom Regen sehr durchnäßten Sand zur Bereitung derselben anwenden muß. Der Stampfer dringt in solche Masse zwar ein, aber rings herum hebt sie sich wie ein elastisches Kissen. Jn diesem Falle halfen trockne bereit gehaltene (schwach ge- brannte) Ziegelbrocken aus der Noth, die lagenweise mit eingestampft wurden.
Blockzargen werden gleich mit eingestampft. Oeffnungen zu Fen- stern, die auf massive Art eingesetzt werden sollen, bezeichnet man da, wo sie hintreffen, durch lothrechte Kreidestriche an den inneren Seiten der Form, und setzt diesen Raum dicht mit gebrannten Steinen aus; gegen diese wird die Masse dann gegen gestampft. Sind die Oeff- nungen bis zur erforderlichen Höhe gestiegen, so bildet man auf diese aufgepackten Ziegeln den Bogen ebenfalls von solchen Ziegelsteinen, gleicht ihre Abtreppung mit feinem Sande aus, belegt sie dicht mit Schaalbrettern und stampft die Masse darauf fest. Nach ohngefähr 8 Tagen, wenn die Masse einigermaßen erhärtet ist, werden die ein- gesetzten Steine weggenommen, und die Fensteröffnung ist wie aus einem Stück ausgehauen vorhanden.
Die durch das Aufsetzen der Formen entstandenen Löcher und Oeffnungen werden vor dem Abputz zugemauert, und dem Gebäude der Anstrich wie einem mit Ziegelsteinen gegeben; er ist aber bei wei- tem weniger kostbar, wie bei diesem, weil, wenn einige Unebenheiten ausgeglichen sind, nur ein bloßes Ueberweißen (Tünchen) dazu gehört und dieser fest darauf haftet, wie der starke Auftrag des Mör- tels auf schlecht gebrannten Ziegeln.
4) Was die Kosten betrifft, stellen sich dieselben geringer als Fachwerk mit ausgeklebten Fächern, geringer als Mauern von Luft- steinen, folglich viel billiger als Gebäude von gebrannten Mauerstei- nen, wenn man die Anfuhr des Sandes nicht zu rechnen braucht, sondern den Sand umsonst hat.
Die Mauern bekommen übrigens eine solche Härte und Festig- keit, daß sie füglich 1/2 Stein schwächer aufgeführt werden können, wie die von gebrannten Ziegeln (was eine bedeutende Schachtruthen- Anzahl, besonders bei starken Mauern, macht). Bei nicht sehr tiefen Gebäuden, wo also das Dach nicht schwer ist, reicht schon bei 2stöcki- gen Gebäuden im ersten Stockwerk eine Mauerdicke von 12 Zoll, im zweiten eine von 9 Zoll aus, wie die Erfahrung bereits gelehrt hat. Bei höheren Gebäuden können auch die inneren Wände füglich von 12 Zoll und 9 Zoll Stärke aufgestampft werden.
Angefeuchtet darf die Maſſe niemals werden, es iſt ſogar oft nachtheilig, wenn man vom Regen ſehr durchnäßten Sand zur Bereitung derſelben anwenden muß. Der Stampfer dringt in ſolche Maſſe zwar ein, aber rings herum hebt ſie ſich wie ein elaſtiſches Kiſſen. Jn dieſem Falle halfen trockne bereit gehaltene (ſchwach ge- brannte) Ziegelbrocken aus der Noth, die lagenweiſe mit eingeſtampft wurden.
Blockzargen werden gleich mit eingeſtampft. Oeffnungen zu Fen- ſtern, die auf maſſive Art eingeſetzt werden ſollen, bezeichnet man da, wo ſie hintreffen, durch lothrechte Kreideſtriche an den inneren Seiten der Form, und ſetzt dieſen Raum dicht mit gebrannten Steinen aus; gegen dieſe wird die Maſſe dann gegen geſtampft. Sind die Oeff- nungen bis zur erforderlichen Höhe geſtiegen, ſo bildet man auf dieſe aufgepackten Ziegeln den Bogen ebenfalls von ſolchen Ziegelſteinen, gleicht ihre Abtreppung mit feinem Sande aus, belegt ſie dicht mit Schaalbrettern und ſtampft die Maſſe darauf feſt. Nach ohngefähr 8 Tagen, wenn die Maſſe einigermaßen erhärtet iſt, werden die ein- geſetzten Steine weggenommen, und die Fenſteröffnung iſt wie aus einem Stück ausgehauen vorhanden.
Die durch das Aufſetzen der Formen entſtandenen Löcher und Oeffnungen werden vor dem Abputz zugemauert, und dem Gebäude der Anſtrich wie einem mit Ziegelſteinen gegeben; er iſt aber bei wei- tem weniger koſtbar, wie bei dieſem, weil, wenn einige Unebenheiten ausgeglichen ſind, nur ein bloßes Ueberweißen (Tünchen) dazu gehört und dieſer feſt darauf haftet, wie der ſtarke Auftrag des Mör- tels auf ſchlecht gebrannten Ziegeln.
4) Was die Koſten betrifft, ſtellen ſich dieſelben geringer als Fachwerk mit ausgeklebten Fächern, geringer als Mauern von Luft- ſteinen, folglich viel billiger als Gebäude von gebrannten Mauerſtei- nen, wenn man die Anfuhr des Sandes nicht zu rechnen braucht, ſondern den Sand umſonſt hat.
Die Mauern bekommen übrigens eine ſolche Härte und Feſtig- keit, daß ſie füglich ½ Stein ſchwächer aufgeführt werden können, wie die von gebrannten Ziegeln (was eine bedeutende Schachtruthen- Anzahl, beſonders bei ſtarken Mauern, macht). Bei nicht ſehr tiefen Gebäuden, wo alſo das Dach nicht ſchwer iſt, reicht ſchon bei 2ſtöcki- gen Gebäuden im erſten Stockwerk eine Mauerdicke von 12 Zoll, im zweiten eine von 9 Zoll aus, wie die Erfahrung bereits gelehrt hat. Bei höheren Gebäuden können auch die inneren Wände füglich von 12 Zoll und 9 Zoll Stärke aufgeſtampft werden.
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Angefeuchtet darf die Maſſe niemals werden, es iſt ſogar oft
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Bereitung derſelben anwenden muß. Der Stampfer dringt in ſolche
Maſſe zwar ein, aber rings herum hebt ſie ſich wie ein elaſtiſches
Kiſſen. Jn dieſem Falle halfen trockne bereit gehaltene (ſchwach ge-
brannte) Ziegelbrocken aus der Noth, die lagenweiſe mit eingeſtampft
wurden.
Blockzargen werden gleich mit eingeſtampft. Oeffnungen zu Fen-
ſtern, die auf maſſive Art eingeſetzt werden ſollen, bezeichnet man da,
wo ſie hintreffen, durch lothrechte Kreideſtriche an den inneren Seiten
der Form, und ſetzt dieſen Raum dicht mit gebrannten Steinen aus;
gegen dieſe wird die Maſſe dann gegen geſtampft. Sind die Oeff-
nungen bis zur erforderlichen Höhe geſtiegen, ſo bildet man auf dieſe
aufgepackten Ziegeln den Bogen ebenfalls von ſolchen Ziegelſteinen,
gleicht ihre Abtreppung mit feinem Sande aus, belegt ſie dicht mit
Schaalbrettern und ſtampft die Maſſe darauf feſt. Nach ohngefähr
8 Tagen, wenn die Maſſe einigermaßen erhärtet iſt, werden die ein-
geſetzten Steine weggenommen, und die Fenſteröffnung iſt wie aus
einem Stück ausgehauen vorhanden.
Die durch das Aufſetzen der Formen entſtandenen Löcher und
Oeffnungen werden vor dem Abputz zugemauert, und dem Gebäude
der Anſtrich wie einem mit Ziegelſteinen gegeben; er iſt aber bei wei-
tem weniger koſtbar, wie bei dieſem, weil, wenn einige Unebenheiten
ausgeglichen ſind, nur ein bloßes Ueberweißen (Tünchen) dazu
gehört und dieſer feſt darauf haftet, wie der ſtarke Auftrag des Mör-
tels auf ſchlecht gebrannten Ziegeln.
4) Was die Koſten betrifft, ſtellen ſich dieſelben geringer als
Fachwerk mit ausgeklebten Fächern, geringer als Mauern von Luft-
ſteinen, folglich viel billiger als Gebäude von gebrannten Mauerſtei-
nen, wenn man die Anfuhr des Sandes nicht zu rechnen braucht,
ſondern den Sand umſonſt hat.
Die Mauern bekommen übrigens eine ſolche Härte und Feſtig-
keit, daß ſie füglich ½ Stein ſchwächer aufgeführt werden können,
wie die von gebrannten Ziegeln (was eine bedeutende Schachtruthen-
Anzahl, beſonders bei ſtarken Mauern, macht). Bei nicht ſehr tiefen
Gebäuden, wo alſo das Dach nicht ſchwer iſt, reicht ſchon bei 2ſtöcki-
gen Gebäuden im erſten Stockwerk eine Mauerdicke von 12 Zoll, im
zweiten eine von 9 Zoll aus, wie die Erfahrung bereits gelehrt hat.
Bei höheren Gebäuden können auch die inneren Wände füglich von
12 Zoll und 9 Zoll Stärke aufgeſtampft werden.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/134>, abgerufen am 30.04.2024.
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