Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Oden. arten der Reimgebannde sind drobenschonberühret. Woselbst ich auch von denen nach den Lateinischen eingerichteten met[ris] erwehnung gethan/ deren unterschiedliche auch im Frantzösischen von dem Pasquier des Recherches de la France liv. 7. ch. 12. als ein Elcgiacum, Phaleucus, Oda Sap- phica, Jonicum a Minore angeführet werden. Der Trieb der Natur/ oder wie ihn die Poeten nennen/ der enthousias- mos ist das vornehmste in dieser Sachen. Derselbige gibt den Erfindungen ein le- ben/ und wird in den Oden durch die Musick erwecket/ und gereitz[e]t. Es läs- set sich auch eine Ode viel b[e]sser machen/ wann man die Melodey ih[m] vorhero vor- stellet/ und die Verse na[ch] derselben ein- richtet. Dieser enthousiosmos ist etwas/ das von einer sonderlichen Glückseeligkeit der Natur komt/ und durch die Kunst und und Nachsinnen bißweilen nur gehindert wird. Es ist zu mercken daß insgemein die ersten Einfälle als welche aus diesem Trieb entstehen die besten sein/ welches ich z z 3
Oden. arten der Reimgebānde ſind drobenſchonberuͤhret. Woſelbſt ich auch von denen nach den Lateiniſchen eingerichteten met[ris] erwehnung gethan/ deren unterſchiedliche auch im Frantzoͤſiſchen von dem Paſquier des Recherches de la France liv. 7. ch. 12. als ein Elcgiacum, Phaleucus, Oda Sap- phica, Jonicum à Minore angefuͤhret werden. Der Trieb der Natur/ oder wie ihn die Poeten nennen/ der ἐνϑουσιασ- μὸς iſt das vornehmſte in dieſer Sachen. Derſelbige gibt den Erfindungen ein le- ben/ und wird in den Oden durch die Muſick erwecket/ und gereitz[e]t. Es laͤſ- ſet ſich auch eine Ode viel b[e]ſſer machen/ wann man die Melodey ih[m] vorhero vor- ſtellet/ und die Verſe na[ch] derſelben ein- richtet. Dieſer ἐνϑουσιοσμὸς iſt etwas/ das von einer ſonderlichen Gluͤckſeeligkeit der Natur komt/ und durch die Kunſt und und Nachſinnen bißweilen nur gehindert wird. Es iſt zu mercken daß insgemein die erſten Einfaͤlle als welche aus dieſem Trieb entſtehen die beſten ſein/ welches ich z z 3
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Oden.
arten der Reimgebānde ſind drobenſchon
beruͤhret. Woſelbſt ich auch von denen
nach den Lateiniſchen eingerichteten metris
erwehnung gethan/ deren unterſchiedliche
auch im Frantzoͤſiſchen von dem Paſquier
des Recherches de la France liv. 7. ch. 12.
als ein Elcgiacum, Phaleucus, Oda Sap-
phica, Jonicum à Minore angefuͤhret
werden. Der Trieb der Natur/ oder
wie ihn die Poeten nennen/ der ἐνϑουσιασ-
μὸς iſt das vornehmſte in dieſer Sachen.
Derſelbige gibt den Erfindungen ein le-
ben/ und wird in den Oden durch die
Muſick erwecket/ und gereitzet. Es laͤſ-
ſet ſich auch eine Ode viel beſſer machen/
wann man die Melodey ihm vorhero vor-
ſtellet/ und die Verſe nach derſelben ein-
richtet. Dieſer ἐνϑουσιοσμὸς iſt etwas/
das von einer ſonderlichen Gluͤckſeeligkeit
der Natur komt/ und durch die Kunſt und
und Nachſinnen bißweilen nur gehindert
wird. Es iſt zu mercken daß insgemein
die erſten Einfaͤlle als welche aus dieſem
Trieb entſtehen die beſten ſein/ welches
ich
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/737>, abgerufen am 17.06.2024. |