Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde. Auszug aus M. ![]() ![]() Dieser Gelehrte, welcher 1676 zu Breslau von geringen Eltern geboren war, und 1748, nachdem er mehrere Jahre vorher seine Predigerstelle wegen verschiedener Jrrlehren hatte niederlegen müssen, zu Leipzig starb, gehört mit zu den sonderbarsten Hypochondristen, deren Geschichte der Welt bekannt geworden ist. Er hat sein Leben selbst (Leipzig 1738. in 8) mit Rousseauischer Genauigkeit, und zwar, wie auf dem Titel seines sonderbaren Buchs steht, den Unwissenden zum Unterricht, den Gelehrten zu weiterm Nachdenken, den Sündern zum Schrecken, und den Betrübten und Angefochtenen zum Troste beschrieben. Er erklärt sich in der langen, mit vieler Laune und Menschenkenntniß geschriebenen Vorrede zu seinem Buche noch näher, warum er es, - so viel man auch dagegen sagen werde, - herausgegeben habe: "nehmlich um den leiblichen und geistlichen Aerzten Materie an die Hand zu ge- Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde. Auszug aus M. ![]() ![]() Dieser Gelehrte, welcher 1676 zu Breslau von geringen Eltern geboren war, und 1748, nachdem er mehrere Jahre vorher seine Predigerstelle wegen verschiedener Jrrlehren hatte niederlegen muͤssen, zu Leipzig starb, gehoͤrt mit zu den sonderbarsten Hypochondristen, deren Geschichte der Welt bekannt geworden ist. Er hat sein Leben selbst (Leipzig 1738. in 8) mit Rousseauischer Genauigkeit, und zwar, wie auf dem Titel seines sonderbaren Buchs steht, den Unwissenden zum Unterricht, den Gelehrten zu weiterm Nachdenken, den Suͤndern zum Schrecken, und den Betruͤbten und Angefochtenen zum Troste beschrieben. Er erklaͤrt sich in der langen, mit vieler Laune und Menschenkenntniß geschriebenen Vorrede zu seinem Buche noch naͤher, warum er es, – so viel man auch dagegen sagen werde, – herausgegeben habe: »nehmlich um den leiblichen und geistlichen Aerzten Materie an die Hand zu ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0105" n="103"/><lb/><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head>Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde.</head><lb/> <div n="3"> <head>Auszug aus <hi rendition="#aq">M.</hi> <persName ref="#ref0032"><note type="editorial">Bernd, Adam</note>Adam Bernds</persName> eigener Lebensbeschreibung</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref32"><note type="editorial"/>Bernd, Adam</persName> </bibl> </note> <p>Dieser Gelehrte, welcher 1676 zu Breslau von geringen Eltern geboren war, und 1748, nachdem er mehrere Jahre vorher seine Predigerstelle wegen verschiedener Jrrlehren hatte niederlegen muͤssen, zu Leipzig starb, gehoͤrt mit zu den sonderbarsten Hypochondristen, deren Geschichte der Welt bekannt geworden ist. Er hat sein Leben selbst (Leipzig 1738. in 8) mit Rousseauischer Genauigkeit, und zwar, wie auf dem Titel seines sonderbaren Buchs steht, den Unwissenden zum Unterricht, den Gelehrten zu weiterm Nachdenken, den Suͤndern zum Schrecken, und den Betruͤbten und Angefochtenen zum Troste beschrieben. Er erklaͤrt sich in der langen, mit vieler Laune und Menschenkenntniß geschriebenen Vorrede zu seinem Buche noch naͤher, warum er es, – so viel man auch dagegen sagen werde, – herausgegeben habe: »nehmlich um den leiblichen und geistlichen Aerzten Materie an die Hand zu ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0105]
Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde.
Auszug aus M. Adam Bernds eigener Lebensbeschreibung
Dieser Gelehrte, welcher 1676 zu Breslau von geringen Eltern geboren war, und 1748, nachdem er mehrere Jahre vorher seine Predigerstelle wegen verschiedener Jrrlehren hatte niederlegen muͤssen, zu Leipzig starb, gehoͤrt mit zu den sonderbarsten Hypochondristen, deren Geschichte der Welt bekannt geworden ist. Er hat sein Leben selbst (Leipzig 1738. in 8) mit Rousseauischer Genauigkeit, und zwar, wie auf dem Titel seines sonderbaren Buchs steht, den Unwissenden zum Unterricht, den Gelehrten zu weiterm Nachdenken, den Suͤndern zum Schrecken, und den Betruͤbten und Angefochtenen zum Troste beschrieben. Er erklaͤrt sich in der langen, mit vieler Laune und Menschenkenntniß geschriebenen Vorrede zu seinem Buche noch naͤher, warum er es, – so viel man auch dagegen sagen werde, – herausgegeben habe: »nehmlich um den leiblichen und geistlichen Aerzten Materie an die Hand zu ge-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/105>, abgerufen am 14.06.2024. |