Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Hält aber dieses nicht die Versuchung ab, noch alles nicht, was man dagegen vernimmt, so muß man es tragen so gut man kann, und sich von Zeit zu Zeit immer wieder davon ab und zu Gott wenden. Diese Versuchungen wiederfahren den Seelen zu ihrer Prüfung auch oft, weil sie sich innerlich erhoben, oder der Gaben und Gnaden angemaßt haben; allein alsdann ist dieses der Koth den J. Chr. gleichsam den geistlichblindgebohrnen auf die Augen leget, damit sie ihr Elend und Unvermögen sehen und erkennen sollen, und wissen, daß sie nichts als Elend und Verdorbenheit sind, Gott aber allein heilig ist. Also lassen auch Sie sich diese Prüfung dienen, und solche Sie ja nicht abhalten, sich stets in der Gegenwart Gottes zu halten zu trachten, und zu allem und jedem dem Willen Gottes unterworfen zu bleiben. Wie bist du sehend worden? fragten die Pharisäer den Blindgebohrnen, welcher antwortete: Koth legte er mir auf die Augen. Jhre Uebergabe muß auch dahin sich erstrecken, daß, nachdem Sie alles angewandt haben, was vermittelst der Gnade in Jhren Kräften stehet, und Sie dessenohn-
Haͤlt aber dieses nicht die Versuchung ab, noch alles nicht, was man dagegen vernimmt, so muß man es tragen so gut man kann, und sich von Zeit zu Zeit immer wieder davon ab und zu Gott wenden. Diese Versuchungen wiederfahren den Seelen zu ihrer Pruͤfung auch oft, weil sie sich innerlich erhoben, oder der Gaben und Gnaden angemaßt haben; allein alsdann ist dieses der Koth den J. Chr. gleichsam den geistlichblindgebohrnen auf die Augen leget, damit sie ihr Elend und Unvermoͤgen sehen und erkennen sollen, und wissen, daß sie nichts als Elend und Verdorbenheit sind, Gott aber allein heilig ist. Also lassen auch Sie sich diese Pruͤfung dienen, und solche Sie ja nicht abhalten, sich stets in der Gegenwart Gottes zu halten zu trachten, und zu allem und jedem dem Willen Gottes unterworfen zu bleiben. Wie bist du sehend worden? fragten die Pharisaͤer den Blindgebohrnen, welcher antwortete: Koth legte er mir auf die Augen. Jhre Uebergabe muß auch dahin sich erstrecken, daß, nachdem Sie alles angewandt haben, was vermittelst der Gnade in Jhren Kraͤften stehet, und Sie dessenohn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0074" n="72"/><lb/> lassen, also, daß man sich sachte davon abwendet, an etwas anders zu gedenken trachtet, und sich in der Gegenwart Gottes haͤlt, hiermit kann man oft dem Versucher entrinnen. </p> <p>Haͤlt aber dieses nicht die Versuchung ab, noch alles nicht, was man dagegen vernimmt, so muß man es tragen so gut man kann, und sich von Zeit zu Zeit immer wieder davon ab und zu Gott wenden. </p> <p>Diese Versuchungen wiederfahren den Seelen zu ihrer Pruͤfung auch oft, weil sie sich innerlich erhoben, oder der Gaben und Gnaden angemaßt haben; allein alsdann ist dieses der Koth den J. Chr. gleichsam den geistlichblindgebohrnen auf die Augen leget, damit sie ihr Elend und Unvermoͤgen sehen und erkennen sollen, und wissen, daß sie nichts als Elend und Verdorbenheit sind, Gott aber <hi rendition="#b">allein</hi> heilig ist. </p> <p>Also lassen auch Sie sich diese Pruͤfung dienen, und solche Sie ja nicht abhalten, sich stets in der Gegenwart Gottes zu halten zu trachten, und zu allem und jedem dem Willen Gottes unterworfen zu bleiben. </p> <p><hi rendition="#b">Wie bist du sehend worden?</hi> fragten die Pharisaͤer den Blindgebohrnen, welcher antwortete: <hi rendition="#b">Koth legte er mir auf die Augen.</hi> Jhre Uebergabe muß auch dahin sich erstrecken, daß, nachdem Sie alles angewandt haben, was vermittelst der Gnade in Jhren Kraͤften stehet, und Sie dessenohn-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0074]
lassen, also, daß man sich sachte davon abwendet, an etwas anders zu gedenken trachtet, und sich in der Gegenwart Gottes haͤlt, hiermit kann man oft dem Versucher entrinnen.
Haͤlt aber dieses nicht die Versuchung ab, noch alles nicht, was man dagegen vernimmt, so muß man es tragen so gut man kann, und sich von Zeit zu Zeit immer wieder davon ab und zu Gott wenden.
Diese Versuchungen wiederfahren den Seelen zu ihrer Pruͤfung auch oft, weil sie sich innerlich erhoben, oder der Gaben und Gnaden angemaßt haben; allein alsdann ist dieses der Koth den J. Chr. gleichsam den geistlichblindgebohrnen auf die Augen leget, damit sie ihr Elend und Unvermoͤgen sehen und erkennen sollen, und wissen, daß sie nichts als Elend und Verdorbenheit sind, Gott aber allein heilig ist.
Also lassen auch Sie sich diese Pruͤfung dienen, und solche Sie ja nicht abhalten, sich stets in der Gegenwart Gottes zu halten zu trachten, und zu allem und jedem dem Willen Gottes unterworfen zu bleiben.
Wie bist du sehend worden? fragten die Pharisaͤer den Blindgebohrnen, welcher antwortete: Koth legte er mir auf die Augen. Jhre Uebergabe muß auch dahin sich erstrecken, daß, nachdem Sie alles angewandt haben, was vermittelst der Gnade in Jhren Kraͤften stehet, und Sie dessenohn-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/74>, abgerufen am 17.06.2024. |