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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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ihm nun heilig. Mit einer Art von Ehrfurcht
trat er auf den Fleck, wo er wußte, daß der Pa¬
stor P. . . gegangen war. -- Was hätte er itzt
darum gegeben, daß er schon zum Abendmahl
hätte mitgehen dürfen! Er sahe nun den Pastor
P. . . zu Hause gehen, dessen Sohn, ein Knabe
von neun Jahren, neben hergieng. -- Seine
ganze Existenz hätte Anton darum gegeben, um
dieser glückliche Sohn zu seyn. -- Wenn er
nun den Pastor P. . . sahe, wie er mit der Ge¬
meine, die ihn von allen Seiten umwallte, über
die Straße ging, und immer von beiden Seiten,
denen, die ihn grüßten, freundlich dankte, so
war es, als ob er um sein Haupt einen ge¬
wissen Schimmer erblickte, und unter den übri¬
gen Sterblichen ein übermenschliches Wesen da¬
hin wandeln sahe, -- sein höchster Wunsch war,
durch sein Hutabnehmen, nur einen seiner Bli¬
cke auf sich zu ziehen -- und als ihm das gelun¬
gen war, eilte er schnell nach Hause, um die¬
sen Blick gleichsam in seinem Herzen zu be¬
wahren.

Den folgenden Sonntag predigte der Pastor
P. . . des Mittages von der Liebe gegen die

Brü¬

ihm nun heilig. Mit einer Art von Ehrfurcht
trat er auf den Fleck, wo er wußte, daß der Pa¬
ſtor P. . . gegangen war. — Was haͤtte er itzt
darum gegeben, daß er ſchon zum Abendmahl
haͤtte mitgehen duͤrfen! Er ſahe nun den Paſtor
P. . . zu Hauſe gehen, deſſen Sohn, ein Knabe
von neun Jahren, neben hergieng. — Seine
ganze Exiſtenz haͤtte Anton darum gegeben, um
dieſer gluͤckliche Sohn zu ſeyn. — Wenn er
nun den Paſtor P. . . ſahe, wie er mit der Ge¬
meine, die ihn von allen Seiten umwallte, uͤber
die Straße ging, und immer von beiden Seiten,
denen, die ihn gruͤßten, freundlich dankte, ſo
war es, als ob er um ſein Haupt einen ge¬
wiſſen Schimmer erblickte, und unter den uͤbri¬
gen Sterblichen ein uͤbermenſchliches Weſen da¬
hin wandeln ſahe, — ſein hoͤchſter Wunſch war,
durch ſein Hutabnehmen, nur einen ſeiner Bli¬
cke auf ſich zu ziehen — und als ihm das gelun¬
gen war, eilte er ſchnell nach Hauſe, um die¬
ſen Blick gleichſam in ſeinem Herzen zu be¬
wahren.

Den folgenden Sonntag predigte der Paſtor
P. . . des Mittages von der Liebe gegen die

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[123/0133] ihm nun heilig. Mit einer Art von Ehrfurcht trat er auf den Fleck, wo er wußte, daß der Pa¬ ſtor P. . . gegangen war. — Was haͤtte er itzt darum gegeben, daß er ſchon zum Abendmahl haͤtte mitgehen duͤrfen! Er ſahe nun den Paſtor P. . . zu Hauſe gehen, deſſen Sohn, ein Knabe von neun Jahren, neben hergieng. — Seine ganze Exiſtenz haͤtte Anton darum gegeben, um dieſer gluͤckliche Sohn zu ſeyn. — Wenn er nun den Paſtor P. . . ſahe, wie er mit der Ge¬ meine, die ihn von allen Seiten umwallte, uͤber die Straße ging, und immer von beiden Seiten, denen, die ihn gruͤßten, freundlich dankte, ſo war es, als ob er um ſein Haupt einen ge¬ wiſſen Schimmer erblickte, und unter den uͤbri¬ gen Sterblichen ein uͤbermenſchliches Weſen da¬ hin wandeln ſahe, — ſein hoͤchſter Wunſch war, durch ſein Hutabnehmen, nur einen ſeiner Bli¬ cke auf ſich zu ziehen — und als ihm das gelun¬ gen war, eilte er ſchnell nach Hauſe, um die¬ ſen Blick gleichſam in ſeinem Herzen zu be¬ wahren. Den folgenden Sonntag predigte der Paſtor P. . . des Mittages von der Liebe gegen die Bruͤ¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/133>, abgerufen am 01.11.2024.