betrachtung des Verzehrens und des Erzeugens, vor unserer Seele entsteht. --
Wenn auch der Einzelne von seiner Natur abgefallene Mensch immer von neuem wieder versuchen sollte, aus einem Zusammengeitzen der Lust und einem Vermeiden des Schmer- zes, die Lust selbst; aus einem Häufen der Lebenserscheinungen und einem Ausweichen der Todeserscheinung, das Leben; aus einer Verminderung der Consumtion und einer Vermehrung der Produktion, sein Produkt zu extrahiren -- so wird doch die vollständige gesunde Natur, auch ohne es zu wissen oder nachweisen zu können, an den Werth und an die Dauerhaf- tigkeit nur derjenigen Lust, desjenigen Lebens und eines solchen Produktes glauben, welche auf dem von mir nach- gewiesenen Wege entstanden sind. -- Jedermann wird viel- leicht täglich die untergeordnete Lust, mit der aus Freude und Schmerz erzeugten höheren Lust, das außer dem Tode gestellten Leben, mit dem über den Tod erhabenen Leben, das gemeine Produkt mit dem höheren unter allem Erzeugen und Verzehren sich entwickelnden Produkt verwechseln, aber glauben, Credit geben, wird er nur dem höheren Pro- dukt, dem Produkte des Produkts, dem Leben des Lebens, der Lust in und über der Lust.
Wer nunmehr, meine ich, diese innere göttliche Ordnung aller Haushaltung anerkannt und ausgeübt (und der Glaube daran ist schon Ausübung) -- dem mag man auch immerhin das äußere Ebenbild dieser Ordnung im augenscheinlichen und handgreiflichen Gange unserer irrdischen Haushaltung zeigen. Ein solcher wird, wenn ich ihm sage, wie im Anfang dieses
Theoret. Theil F
betrachtung des Verzehrens und des Erzeugens, vor unſerer Seele entſteht. —
Wenn auch der Einzelne von ſeiner Natur abgefallene Menſch immer von neuem wieder verſuchen ſollte, aus einem Zuſammengeitzen der Luſt und einem Vermeiden des Schmer- zes, die Luſt ſelbſt; aus einem Haͤufen der Lebenserſcheinungen und einem Ausweichen der Todeserſcheinung, das Leben; aus einer Verminderung der Conſumtion und einer Vermehrung der Produktion, ſein Produkt zu extrahiren — ſo wird doch die vollſtaͤndige geſunde Natur, auch ohne es zu wiſſen oder nachweiſen zu koͤnnen, an den Werth und an die Dauerhaf- tigkeit nur derjenigen Luſt, desjenigen Lebens und eines ſolchen Produktes glauben, welche auf dem von mir nach- gewieſenen Wege entſtanden ſind. — Jedermann wird viel- leicht taͤglich die untergeordnete Luſt, mit der aus Freude und Schmerz erzeugten hoͤheren Luſt, das außer dem Tode geſtellten Leben, mit dem uͤber den Tod erhabenen Leben, das gemeine Produkt mit dem hoͤheren unter allem Erzeugen und Verzehren ſich entwickelnden Produkt verwechſeln, aber glauben, Credit geben, wird er nur dem hoͤheren Pro- dukt, dem Produkte des Produkts, dem Leben des Lebens, der Luſt in und uͤber der Luſt.
Wer nunmehr, meine ich, dieſe innere goͤttliche Ordnung aller Haushaltung anerkannt und ausgeuͤbt (und der Glaube daran iſt ſchon Ausuͤbung) — dem mag man auch immerhin das aͤußere Ebenbild dieſer Ordnung im augenſcheinlichen und handgreiflichen Gange unſerer irrdiſchen Haushaltung zeigen. Ein ſolcher wird, wenn ich ihm ſage, wie im Anfang dieſes
Theoret. Theil F
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betrachtung des Verzehrens und des Erzeugens, vor unſerer
Seele entſteht. —
Wenn auch der Einzelne von ſeiner Natur abgefallene
Menſch immer von neuem wieder verſuchen ſollte, aus einem
Zuſammengeitzen der Luſt und einem Vermeiden des Schmer-
zes, die Luſt ſelbſt; aus einem Haͤufen der Lebenserſcheinungen
und einem Ausweichen der Todeserſcheinung, das Leben; aus
einer Verminderung der Conſumtion und einer Vermehrung
der Produktion, ſein Produkt zu extrahiren — ſo wird doch
die vollſtaͤndige geſunde Natur, auch ohne es zu wiſſen oder
nachweiſen zu koͤnnen, an den Werth und an die Dauerhaf-
tigkeit nur derjenigen Luſt, desjenigen Lebens und eines
ſolchen Produktes glauben, welche auf dem von mir nach-
gewieſenen Wege entſtanden ſind. — Jedermann wird viel-
leicht taͤglich die untergeordnete Luſt, mit der aus Freude
und Schmerz erzeugten hoͤheren Luſt, das außer dem Tode
geſtellten Leben, mit dem uͤber den Tod erhabenen Leben,
das gemeine Produkt mit dem hoͤheren unter allem Erzeugen
und Verzehren ſich entwickelnden Produkt verwechſeln, aber
glauben, Credit geben, wird er nur dem hoͤheren Pro-
dukt, dem Produkte des Produkts, dem Leben des Lebens,
der Luſt in und uͤber der Luſt.
Wer nunmehr, meine ich, dieſe innere goͤttliche Ordnung
aller Haushaltung anerkannt und ausgeuͤbt (und der Glaube
daran iſt ſchon Ausuͤbung) — dem mag man auch immerhin
das aͤußere Ebenbild dieſer Ordnung im augenſcheinlichen und
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Ein ſolcher wird, wenn ich ihm ſage, wie im Anfang dieſes
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/95>, abgerufen am 17.06.2024.
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