das mit der französischen Encyklopädie, oder einem andern korpulenten Werk unternäh- men, und es frischweg ausbälgten?
"So viel Projekte, sprach der Sempro- nius, hätt ich Jhrer flachen Physiognomie nicht zugetraut. Sie haben deren ohne Zweifel noch mehr im Vorrath; aber Jh- nen die Wahrheit zu sagen, ich weiß von keinem Gebrauch zu machen. Des Ge- schreibs für Knaben und Weiber, spricht ein Allumfassungsblickler, ist ohnehin schon zu viel; und für Männer? -- Wem schmeckts? Und wer mags? Jch will we- der ein Tobackspflanzer noch ein Zichorien- brauer werden. Auf meinem Acker reift kein Waitzen; aber ich mag ihn auch nicht mit Unkraut bepflanzen, weil das Unkraut ietziger Zeit höher im Preiß ist als der Waitzen. Nein mein Herr, ich bin im gewissen Verstande ein analphabetos, meine opera omnia sollen mit meinem
Wissen
das mit der franzoͤſiſchen Encyklopaͤdie, oder einem andern korpulenten Werk unternaͤh- men, und es friſchweg ausbaͤlgten?
„So viel Projekte, ſprach der Sempro- nius, haͤtt ich Jhrer flachen Phyſiognomie nicht zugetraut. Sie haben deren ohne Zweifel noch mehr im Vorrath; aber Jh- nen die Wahrheit zu ſagen, ich weiß von keinem Gebrauch zu machen. Des Ge- ſchreibs fuͤr Knaben und Weiber, ſpricht ein Allumfaſſungsblickler, iſt ohnehin ſchon zu viel; und fuͤr Maͤnner? — Wem ſchmeckts? Und wer mags? Jch will we- der ein Tobackspflanzer noch ein Zichorien- brauer werden. Auf meinem Acker reift kein Waitzen; aber ich mag ihn auch nicht mit Unkraut bepflanzen, weil das Unkraut ietziger Zeit hoͤher im Preiß iſt als der Waitzen. Nein mein Herr, ich bin im gewiſſen Verſtande ein ἀναλφαβητος, meine opera omnia ſollen mit meinem
Wiſſen
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das mit der franzoͤſiſchen Encyklopaͤdie, oder
einem andern korpulenten Werk unternaͤh-
men, und es friſchweg ausbaͤlgten?
„So viel Projekte, ſprach der Sempro-
nius, haͤtt ich Jhrer flachen Phyſiognomie
nicht zugetraut. Sie haben deren ohne
Zweifel noch mehr im Vorrath; aber Jh-
nen die Wahrheit zu ſagen, ich weiß von
keinem Gebrauch zu machen. Des Ge-
ſchreibs fuͤr Knaben und Weiber, ſpricht
ein Allumfaſſungsblickler, iſt ohnehin ſchon
zu viel; und fuͤr Maͤnner? — Wem
ſchmeckts? Und wer mags? Jch will we-
der ein Tobackspflanzer noch ein Zichorien-
brauer werden. Auf meinem Acker reift
kein Waitzen; aber ich mag ihn auch nicht
mit Unkraut bepflanzen, weil das Unkraut
ietziger Zeit hoͤher im Preiß iſt als der
Waitzen. Nein mein Herr, ich bin im
gewiſſen Verſtande ein ἀναλφαβητος,
meine opera omnia ſollen mit meinem
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/111>, abgerufen am 15.06.2024.
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