Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. etzlichen guten Broten versehen hatten/ sind wir den 22. Aug. imNamen GOTTES mit angehendem Tage miteinander aus- gegangen und die heiligen Orthe zubesehen einen Anfang ge- machet. Erstlich sind wir zu einem alten und halb zugemauerten Allhier fängt sich an die Schmertz-Strasse/ welche auff Hiervon abe zur lincken Hand gehet man zum Gefäng- Weiter kamen wir zum Tempel deß heiligen Grabes/ so
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. etzlichen guten Broten verſehen hatten/ ſind wir den 22. Aug. imNamen GOTTES mit angehendem Tage miteinander aus- gegangen und die heiligen Orthe zubeſehen einen Anfang ge- machet. Erſtlich ſind wir zu einem alten und halb zugemauerten Allhier faͤngt ſich an die Schmertz-Straſſe/ welche auff Hiervon abe zur lincken Hand gehet man zum Gefaͤng- Weiter kamen wir zum Tempel deß heiligen Grabes/ ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0307" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> etzlichen guten Broten verſehen hatten/ ſind wir den 22. Aug. im<lb/> Namen GOTTES mit angehendem Tage miteinander aus-<lb/> gegangen und die heiligen Orthe zubeſehen einen Anfang ge-<lb/> machet.</p><lb/> <p>Erſtlich ſind wir zu einem alten und halb zugemauerten<lb/> Thor kommen/ welches zur lincken Hand an der Ecke der<lb/> Stadt war und <hi rendition="#aq">Porta Judiciaria</hi> genennet wird/ daran eine<lb/> gruͤne Saͤule in der Mauer zu ſehen iſt. Und iſt dieſes das Thor/<lb/> durch welches der HERR CHriſtus zum Creutz Tode nach<lb/> dem Berge <hi rendition="#aq">Calvaria</hi> ausgefuͤhret worden/ da er ſein Creutze ſel-<lb/> bertrug/ daran er leiden und ſterben ſolte.</p><lb/> <p>Allhier faͤngt ſich an die Schmertz-Straſſe/ welche auff<lb/> beiden Seiten Abſaͤtze hat/ in der Mitte aber voller Staub und<lb/> Sand iſt/ dahero leicht zu achten/ wie der liebe Heiland da ei-<lb/> nen verdruͤßlichen Gang mit ſeinem ſchweren Creutz hinaus<lb/> gehabt. Dieſe Straſſe wird ſo heilig gehalten/ daß der Muͤnch<lb/> ehe er noch einen Fuß darauf geſetzet/ ſeine Holtz-Schuh aus-<lb/> gezogen und barfuͤſſig gegangen/ welches er denn auch mir<lb/> zwar zugemuthet zu thun: Allein weil ich mich entſchuldiget/<lb/> ich haͤtte gar enge Tuͤrckiſche Stieffeln an und koͤnte dieſelben<lb/> ſo gar ſchwerlich aus- und anbringen/ hat er mich ferner damit<lb/> verſchonet und nichts weiter vom Barfußgehen gedacht.</p><lb/> <p>Hiervon abe zur lincken Hand gehet man zum Gefaͤng-<lb/> nuͤß/ worinnen der Apoſtel Petrus in Ketten und Banden ge-<lb/> legen/ da ihn der Engel deß HErrn aufgewecket und loß und le-<lb/> dig heraus gefuͤhret/ maſſen auch noch der Stein drinnen ge-<lb/> wieſen wird/ auf welchem Petrus geſeſſen iſt und iſt derſelbe<lb/> ſehr groß und glatt: Auch ſtehet nahe bey ſolchem Gefaͤngniß<lb/> eine alte zerſtoͤrte Kirche/ welche vordeſſen die Maltheſer Ritter<lb/> eine lange Zeit inne gehabt.</p><lb/> <p>Weiter kamen wir zum Tempel deß heiligen Grabes/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0307]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
etzlichen guten Broten verſehen hatten/ ſind wir den 22. Aug. im
Namen GOTTES mit angehendem Tage miteinander aus-
gegangen und die heiligen Orthe zubeſehen einen Anfang ge-
machet.
Erſtlich ſind wir zu einem alten und halb zugemauerten
Thor kommen/ welches zur lincken Hand an der Ecke der
Stadt war und Porta Judiciaria genennet wird/ daran eine
gruͤne Saͤule in der Mauer zu ſehen iſt. Und iſt dieſes das Thor/
durch welches der HERR CHriſtus zum Creutz Tode nach
dem Berge Calvaria ausgefuͤhret worden/ da er ſein Creutze ſel-
bertrug/ daran er leiden und ſterben ſolte.
Allhier faͤngt ſich an die Schmertz-Straſſe/ welche auff
beiden Seiten Abſaͤtze hat/ in der Mitte aber voller Staub und
Sand iſt/ dahero leicht zu achten/ wie der liebe Heiland da ei-
nen verdruͤßlichen Gang mit ſeinem ſchweren Creutz hinaus
gehabt. Dieſe Straſſe wird ſo heilig gehalten/ daß der Muͤnch
ehe er noch einen Fuß darauf geſetzet/ ſeine Holtz-Schuh aus-
gezogen und barfuͤſſig gegangen/ welches er denn auch mir
zwar zugemuthet zu thun: Allein weil ich mich entſchuldiget/
ich haͤtte gar enge Tuͤrckiſche Stieffeln an und koͤnte dieſelben
ſo gar ſchwerlich aus- und anbringen/ hat er mich ferner damit
verſchonet und nichts weiter vom Barfußgehen gedacht.
Hiervon abe zur lincken Hand gehet man zum Gefaͤng-
nuͤß/ worinnen der Apoſtel Petrus in Ketten und Banden ge-
legen/ da ihn der Engel deß HErrn aufgewecket und loß und le-
dig heraus gefuͤhret/ maſſen auch noch der Stein drinnen ge-
wieſen wird/ auf welchem Petrus geſeſſen iſt und iſt derſelbe
ſehr groß und glatt: Auch ſtehet nahe bey ſolchem Gefaͤngniß
eine alte zerſtoͤrte Kirche/ welche vordeſſen die Maltheſer Ritter
eine lange Zeit inne gehabt.
Weiter kamen wir zum Tempel deß heiligen Grabes/
ſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/307 |
Zitationshilfe: | Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/307>, abgerufen am 17.06.2024. |