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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Chambon Feugerolles (Schangbong Föscheroll), Dorf bei St. Etienne, 4000 E.; Fabrikation von Posamentirartikeln, Band und Zwirn.


Chambord (frz. Schangbor), Schloß im Depart. Cher, in der Mitte eines großen Parks, von Franz I. begonnen und Ludwig XIV. vollendet, 1821 um 1749677 Frcs. von einem Vereine im Namen Frankreichs dem neugeborenen Herzoge von Bordeaux geschenkt, der sich in letzter Zeit davon Graf von C. nennt; s. d. folg. Art.


Chambord, Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonne, geb. zu Paris den 29. Sept. 1820, Sohn des am 13. Febr. 1820 ermordeten Herzogs von Berri u. der Prinzessin Karoline Ferdinandine Louise von Neapel, mußte 1830 mit Großvater und Oheim, die zu seinen Gunsten auf Thron und Thronfolge verzichtet hatten, in das Exil u. wurde in Prag am Hofe seines Großvaters, seit 1838 in Görz erzogen. Als legitim er Thronerbe ist er Heinrich V.; er hat dieses Recht nie aufgegeben aber immer erklärt, daß er zu dessen Erreichung keine gewaltsamen Mittel anwenden wolle. Seit dem 16. Novbr. 1846 ist er mit der Prinzessin Marie Therese Beatrix Gaetana von Modena, geb. 14. Juli 1817, vermählt, die Ehe ist aber bis jetzt kinderlos geblieben.


Chambre (frz. Schangbr), Kammer; Kammer der Abgeordneten. Im engl. chamber (Tschehmbr).


Chambre ardente (Schambr ardangt), Gluthkammer, hieß der Gerichtshof der franz. Parlamente zu Franz I. Zeit, der in einem mit schwarzen Tüchern umhängten und mit Kerzen erleuchteten Saale über Ketzer u. Staatsverbrecher richtete und von dessen Ausspruch keine Appellation stattfand. Ebenso hießen die außerordentlichen Commissionen, welche Ludwig XIV. gegen Giftbereiter und Giftmischer 1679 niedersetzte u. die, welche während der Regentschaft insgeheim Untersuchungen über die Ursachen plötzlichen Reichthumes der Kassenbeamten und Staatspächter anstellten.


Chambre garnie, zum Wohnen eingerichtete Zimmer.


Chambre introuvable (ängtruvabl), unauffindbare d. h. unvergleichbare Kammer, nannte der Volkswitz die ultraroyalistische Deputirtenkammer, welche nach Ludwigs XVIII. zweiter Rückkehr am 7. Oktbr. 1815 zusammentrat und von ihm am 6. Septbr. 1816 aufgelöst wurde.


Chamier (Tschemihr), Frederik, engl. Romanschriftsteller, Nachahmer Marryats; schrieb als Augenzeuge der Februarrevolution einen Bericht über dieselbe.


Chamillen, Kamillen. Man unterscheidet die gemeine C., Matricaria Chamomilla (Feld-C. od. Mutterkraut), welche auf Feldern, Feldrändern und in Gärten in Deutschland als einjährige Pflanze häufig wildwächst, und die römische C., Anthemis nobilis, ein perennirendes aus Italien u. Spanien stammendes Gewächs. Beide werden, da der Verbrauch bedeutend ist, vielfach angebaut. - Officinell sind die Blumen, im Juni und Juli zu sammeln und auf lustigen Böden zu trocknen (nicht zu verwechseln mit der Hunds-C., Anthemis Cotula, mit widerlich stinkendem Geruch). - Fortpflanzung aus Samen; bei der röm. C. gewöhnlich aus Wurzelschößlingen. - Die medicinische Anwendung ist bekannt als Thee (bloßer Aufguß mit siedendem Wasser) gegen Colik, krampfhafte Beschwerden der Frauen, auch wohl zur Beförderung der Hautausdünstung. Die röm. C. wirken stärker, bei reizbaren Personen sogar brechenerregend. Auch äußerlich werden die C. als zertheilendes Mittel bei Drüsengeschwulsten, rheumatischen Beschwerden, catarrhalischen Augenentzündungen etc. angewendet. - In der Homöopathie spielt die C. eine bedeutende Rolle.


Chamisso (Schamisso). Adalbert von, geb. d. 27. Jan. 1781 auf dem Schlosse Boncourt in der Champagne, wanderte 1790 mit seinen Eltern nach Berlin aus, begleitete 1815-18 Otto von Kotzebue auf seiner Reise um die Welt, wurde nach seiner Rückkehr an dem botanischen Garten zu Berlin angestellt u. st. 21. August 1838. C. war geborner Franzose, bildete sich aber zu einem der besten deutschen Dichter neuester Zeit, sowohl nach Inhalt als Form; von


Chambon Feugerolles (Schangbong Föscheroll), Dorf bei St. Etienne, 4000 E.; Fabrikation von Posamentirartikeln, Band und Zwirn.


Chambord (frz. Schangbor), Schloß im Depart. Cher, in der Mitte eines großen Parks, von Franz I. begonnen und Ludwig XIV. vollendet, 1821 um 1749677 Frcs. von einem Vereine im Namen Frankreichs dem neugeborenen Herzoge von Bordeaux geschenkt, der sich in letzter Zeit davon Graf von C. nennt; s. d. folg. Art.


Chambord, Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné, geb. zu Paris den 29. Sept. 1820, Sohn des am 13. Febr. 1820 ermordeten Herzogs von Berri u. der Prinzessin Karoline Ferdinandine Louise von Neapel, mußte 1830 mit Großvater und Oheim, die zu seinen Gunsten auf Thron und Thronfolge verzichtet hatten, in das Exil u. wurde in Prag am Hofe seines Großvaters, seit 1838 in Görz erzogen. Als legitim er Thronerbe ist er Heinrich V.; er hat dieses Recht nie aufgegeben aber immer erklärt, daß er zu dessen Erreichung keine gewaltsamen Mittel anwenden wolle. Seit dem 16. Novbr. 1846 ist er mit der Prinzessin Marie Therese Beatrix Gaëtana von Modena, geb. 14. Juli 1817, vermählt, die Ehe ist aber bis jetzt kinderlos geblieben.


Chambre (frz. Schangbr), Kammer; Kammer der Abgeordneten. Im engl. chamber (Tschehmbr).


Chambre ardente (Schambr ardangt), Gluthkammer, hieß der Gerichtshof der franz. Parlamente zu Franz I. Zeit, der in einem mit schwarzen Tüchern umhängten und mit Kerzen erleuchteten Saale über Ketzer u. Staatsverbrecher richtete und von dessen Ausspruch keine Appellation stattfand. Ebenso hießen die außerordentlichen Commissionen, welche Ludwig XIV. gegen Giftbereiter und Giftmischer 1679 niedersetzte u. die, welche während der Regentschaft insgeheim Untersuchungen über die Ursachen plötzlichen Reichthumes der Kassenbeamten und Staatspächter anstellten.


Chambre garnie, zum Wohnen eingerichtete Zimmer.


Chambre introuvable (ängtruvabl), unauffindbare d. h. unvergleichbare Kammer, nannte der Volkswitz die ultraroyalistische Deputirtenkammer, welche nach Ludwigs XVIII. zweiter Rückkehr am 7. Oktbr. 1815 zusammentrat und von ihm am 6. Septbr. 1816 aufgelöst wurde.


Chamier (Tschemihr), Frederik, engl. Romanschriftsteller, Nachahmer Marryats; schrieb als Augenzeuge der Februarrevolution einen Bericht über dieselbe.


Chamillen, Kamillen. Man unterscheidet die gemeine C., Matricaria Chamomilla (Feld-C. od. Mutterkraut), welche auf Feldern, Feldrändern und in Gärten in Deutschland als einjährige Pflanze häufig wildwächst, und die römische C., Anthemis nobilis, ein perennirendes aus Italien u. Spanien stammendes Gewächs. Beide werden, da der Verbrauch bedeutend ist, vielfach angebaut. – Officinell sind die Blumen, im Juni und Juli zu sammeln und auf lustigen Böden zu trocknen (nicht zu verwechseln mit der Hunds-C., Anthemis Cotula, mit widerlich stinkendem Geruch). – Fortpflanzung aus Samen; bei der röm. C. gewöhnlich aus Wurzelschößlingen. – Die medicinische Anwendung ist bekannt als Thee (bloßer Aufguß mit siedendem Wasser) gegen Colik, krampfhafte Beschwerden der Frauen, auch wohl zur Beförderung der Hautausdünstung. Die röm. C. wirken stärker, bei reizbaren Personen sogar brechenerregend. Auch äußerlich werden die C. als zertheilendes Mittel bei Drüsengeschwulsten, rheumatischen Beschwerden, catarrhalischen Augenentzündungen etc. angewendet. – In der Homöopathie spielt die C. eine bedeutende Rolle.


Chamisso (Schamisso). Adalbert von, geb. d. 27. Jan. 1781 auf dem Schlosse Boncourt in der Champagne, wanderte 1790 mit seinen Eltern nach Berlin aus, begleitete 1815–18 Otto von Kotzebue auf seiner Reise um die Welt, wurde nach seiner Rückkehr an dem botanischen Garten zu Berlin angestellt u. st. 21. August 1838. C. war geborner Franzose, bildete sich aber zu einem der besten deutschen Dichter neuester Zeit, sowohl nach Inhalt als Form; von

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[59/0060] Chambon Feugerolles (Schangbong Föscheroll), Dorf bei St. Etienne, 4000 E.; Fabrikation von Posamentirartikeln, Band und Zwirn. Chambord (frz. Schangbor), Schloß im Depart. Cher, in der Mitte eines großen Parks, von Franz I. begonnen und Ludwig XIV. vollendet, 1821 um 1749677 Frcs. von einem Vereine im Namen Frankreichs dem neugeborenen Herzoge von Bordeaux geschenkt, der sich in letzter Zeit davon Graf von C. nennt; s. d. folg. Art. Chambord, Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné, geb. zu Paris den 29. Sept. 1820, Sohn des am 13. Febr. 1820 ermordeten Herzogs von Berri u. der Prinzessin Karoline Ferdinandine Louise von Neapel, mußte 1830 mit Großvater und Oheim, die zu seinen Gunsten auf Thron und Thronfolge verzichtet hatten, in das Exil u. wurde in Prag am Hofe seines Großvaters, seit 1838 in Görz erzogen. Als legitim er Thronerbe ist er Heinrich V.; er hat dieses Recht nie aufgegeben aber immer erklärt, daß er zu dessen Erreichung keine gewaltsamen Mittel anwenden wolle. Seit dem 16. Novbr. 1846 ist er mit der Prinzessin Marie Therese Beatrix Gaëtana von Modena, geb. 14. Juli 1817, vermählt, die Ehe ist aber bis jetzt kinderlos geblieben. Chambre (frz. Schangbr), Kammer; Kammer der Abgeordneten. Im engl. chamber (Tschehmbr). Chambre ardente (Schambr ardangt), Gluthkammer, hieß der Gerichtshof der franz. Parlamente zu Franz I. Zeit, der in einem mit schwarzen Tüchern umhängten und mit Kerzen erleuchteten Saale über Ketzer u. Staatsverbrecher richtete und von dessen Ausspruch keine Appellation stattfand. Ebenso hießen die außerordentlichen Commissionen, welche Ludwig XIV. gegen Giftbereiter und Giftmischer 1679 niedersetzte u. die, welche während der Regentschaft insgeheim Untersuchungen über die Ursachen plötzlichen Reichthumes der Kassenbeamten und Staatspächter anstellten. Chambre garnie, zum Wohnen eingerichtete Zimmer. Chambre introuvable (ängtruvabl), unauffindbare d. h. unvergleichbare Kammer, nannte der Volkswitz die ultraroyalistische Deputirtenkammer, welche nach Ludwigs XVIII. zweiter Rückkehr am 7. Oktbr. 1815 zusammentrat und von ihm am 6. Septbr. 1816 aufgelöst wurde. Chamier (Tschemihr), Frederik, engl. Romanschriftsteller, Nachahmer Marryats; schrieb als Augenzeuge der Februarrevolution einen Bericht über dieselbe. Chamillen, Kamillen. Man unterscheidet die gemeine C., Matricaria Chamomilla (Feld-C. od. Mutterkraut), welche auf Feldern, Feldrändern und in Gärten in Deutschland als einjährige Pflanze häufig wildwächst, und die römische C., Anthemis nobilis, ein perennirendes aus Italien u. Spanien stammendes Gewächs. Beide werden, da der Verbrauch bedeutend ist, vielfach angebaut. – Officinell sind die Blumen, im Juni und Juli zu sammeln und auf lustigen Böden zu trocknen (nicht zu verwechseln mit der Hunds-C., Anthemis Cotula, mit widerlich stinkendem Geruch). – Fortpflanzung aus Samen; bei der röm. C. gewöhnlich aus Wurzelschößlingen. – Die medicinische Anwendung ist bekannt als Thee (bloßer Aufguß mit siedendem Wasser) gegen Colik, krampfhafte Beschwerden der Frauen, auch wohl zur Beförderung der Hautausdünstung. Die röm. C. wirken stärker, bei reizbaren Personen sogar brechenerregend. Auch äußerlich werden die C. als zertheilendes Mittel bei Drüsengeschwulsten, rheumatischen Beschwerden, catarrhalischen Augenentzündungen etc. angewendet. – In der Homöopathie spielt die C. eine bedeutende Rolle. Chamisso (Schamisso). Adalbert von, geb. d. 27. Jan. 1781 auf dem Schlosse Boncourt in der Champagne, wanderte 1790 mit seinen Eltern nach Berlin aus, begleitete 1815–18 Otto von Kotzebue auf seiner Reise um die Welt, wurde nach seiner Rückkehr an dem botanischen Garten zu Berlin angestellt u. st. 21. August 1838. C. war geborner Franzose, bildete sich aber zu einem der besten deutschen Dichter neuester Zeit, sowohl nach Inhalt als Form; von

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/60>, abgerufen am 10.11.2024.