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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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der engl. Republik. Er löste mehre Parlamente auf, weil sie die Dictatur des Protectors antasten wollten, regierte aber kraftvoll u. mäßig (nur gegen die Katholiken verfuhr er mit blutigem Hasse), erließ die Navigationsacte, durch welche er den holländ. Zwischenhandel tödtlich traf, führte mit Holland, Spanien und den Raubstaaten glückliche Kriege und verschaffte England in Europa eine Achtung, die es vorher nie genossen hatte. Er st. den 3. Septbr. 1658; sein Sohn Richard konnte sich nicht behaupten, weil er seinem Vater in keiner Beziehung gleich war, u. England schien zum Schauplatz eines neuen Bürgerkriegs bestimmt, als General Monk aus Schottland nach London rückte und ein neues Parlament berief, welches im Mai 1660 den Sohn des hingerichteten Königs als Karl II. ausrief, was mit allgem. Jubel aufgenommen wurde, weil man die Herrschaft des Militärs und der hochmüthigen, vielmal heuchlerischen Puritaner herzlich satt hatte. Karl II. (1661-85) stieß bald auf heftigen parlamentarischen Widerstand, als seine Abneigung gegen das constitutionelle System bemerkt wurde. Da er zugleich in den Verdacht kam, daß er insgeheim der kath. Kirche anhänge und die Plane Ludwigs XIV. von Frankreich begünstige, brach der alte Haß gegen die Katholiken wieder furchtbar aus und der König mußte die Testarte erlassen, durch welche diesen der Zutritt zu allen bürgerl. und militär. Aemtern entzogen wurde. Die "Habeas corpus" Acte kam ebenfalls unter seiner Regierung zu Stande, weil der König bei dem wachen Haß gegen die Katholiken und dem gänzlich unpopulären, in Frankreichs Interessen geführten Krieg gegen Holland durch die drohende Haltung des Volks zur Nachgibigkeit gegen die Forderungen des Parlaments genöthigt war. Verschwörungen gegen seine Person sowie das offenkundige Bestreben vieler Whigs (die Parteinamen Whigs und Torys entstanden damals), eine demokrat. Revolution zu bewirken, stimmten später die öffentl. Meinung so um, daß Karl II., da er keine gesteigerten Geldforderungen machte, die letzten Jahre ohne Parlament regieren konnte. Sein Bruder u. Nachfolger (1685 bis 88), der kathol. Jakob II., hatte sogleich mit großem Mißtrauen zu kämpfen, was Karls natürl. Sohn, der Herzog von Monmouth, zu einem Aufstande benutzte, der ihn und viele seines Anhangs das Leben kostete. Jakob II. beutete seinen Sieg aus, schreckte seine Feinde und stellte eine beträchtliche Armee auf. Er rief jedoch durch die Aufhebung der Gesetze gegen die Katholiken den protest. Fanatismus ins Gewehr, die anglican. Bischöfe protestirten, doch er vergab nichts destoweniger Offiziersstellen und geistl. Pfründen an Katholiken, an welchem unklugen Verfahren ihn weder die Warnungen des Papstes noch die seines Bundesgenossen Ludwigs XIV. zu hindern vermochten. Die Emigranten und Jakobs II. eigener Schwiegersohn, der niederländ. Statthalter Wilhelm von Oranien, rüsteten eine Expedition nach England aus, wo eine Anzahl einflußreicher Herren ihren Beistand zugesagt hatten. Ludwig XIV. kannte die Lage genauer als Jakob II., statt aber mit seiner Armee den Oranier zu bedrohen, griff er Deutschland an und Jakob II. verlor den Thron, ohne daß sich in England ein Schwert für ihn erhob. Er kam als Flüchtling nach Frankreich, Wilhelm von Oranien aber wurde als Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Maria König (1688-1702) u. befestigte seinen Thron durch den am Flusse Boyne 1690 über die Irländer erfochtenen Sieg. Unter ihm, obwohl sehr gegen seinen Willen, wurden die Rechte des Parlaments (durch die bill of rights) genau formulirt und die königl. Macht so weit beschränkt, daß dem König der Oberbefehl über die bewaffnete Macht nur je auf 1 Jahr eingeräumt wurde (bill of mutiny). Nachdem die inneren Kämpfe beendigt waren, nahm England sogleich nach außen eine hervorragende Stellung ein. Da Ludwig XIV. Jakob II. unterstützte, kam es zum Kriege, in welchem der engl. Sieg bei La Hogue dem frz. Uebergewicht zur See ein Ende bereitete. Gleichzeitig machte es die Stimmung des engl. Volkes Wilhelm III. möglich, die von ihm so lange angestrebte Coalition

der engl. Republik. Er löste mehre Parlamente auf, weil sie die Dictatur des Protectors antasten wollten, regierte aber kraftvoll u. mäßig (nur gegen die Katholiken verfuhr er mit blutigem Hasse), erließ die Navigationsacte, durch welche er den holländ. Zwischenhandel tödtlich traf, führte mit Holland, Spanien und den Raubstaaten glückliche Kriege und verschaffte England in Europa eine Achtung, die es vorher nie genossen hatte. Er st. den 3. Septbr. 1658; sein Sohn Richard konnte sich nicht behaupten, weil er seinem Vater in keiner Beziehung gleich war, u. England schien zum Schauplatz eines neuen Bürgerkriegs bestimmt, als General Monk aus Schottland nach London rückte und ein neues Parlament berief, welches im Mai 1660 den Sohn des hingerichteten Königs als Karl II. ausrief, was mit allgem. Jubel aufgenommen wurde, weil man die Herrschaft des Militärs und der hochmüthigen, vielmal heuchlerischen Puritaner herzlich satt hatte. Karl II. (1661–85) stieß bald auf heftigen parlamentarischen Widerstand, als seine Abneigung gegen das constitutionelle System bemerkt wurde. Da er zugleich in den Verdacht kam, daß er insgeheim der kath. Kirche anhänge und die Plane Ludwigs XIV. von Frankreich begünstige, brach der alte Haß gegen die Katholiken wieder furchtbar aus und der König mußte die Testarte erlassen, durch welche diesen der Zutritt zu allen bürgerl. und militär. Aemtern entzogen wurde. Die „Habeas corpus“ Acte kam ebenfalls unter seiner Regierung zu Stande, weil der König bei dem wachen Haß gegen die Katholiken und dem gänzlich unpopulären, in Frankreichs Interessen geführten Krieg gegen Holland durch die drohende Haltung des Volks zur Nachgibigkeit gegen die Forderungen des Parlaments genöthigt war. Verschwörungen gegen seine Person sowie das offenkundige Bestreben vieler Whigs (die Parteinamen Whigs und Torys entstanden damals), eine demokrat. Revolution zu bewirken, stimmten später die öffentl. Meinung so um, daß Karl II., da er keine gesteigerten Geldforderungen machte, die letzten Jahre ohne Parlament regieren konnte. Sein Bruder u. Nachfolger (1685 bis 88), der kathol. Jakob II., hatte sogleich mit großem Mißtrauen zu kämpfen, was Karls natürl. Sohn, der Herzog von Monmouth, zu einem Aufstande benutzte, der ihn und viele seines Anhangs das Leben kostete. Jakob II. beutete seinen Sieg aus, schreckte seine Feinde und stellte eine beträchtliche Armee auf. Er rief jedoch durch die Aufhebung der Gesetze gegen die Katholiken den protest. Fanatismus ins Gewehr, die anglican. Bischöfe protestirten, doch er vergab nichts destoweniger Offiziersstellen und geistl. Pfründen an Katholiken, an welchem unklugen Verfahren ihn weder die Warnungen des Papstes noch die seines Bundesgenossen Ludwigs XIV. zu hindern vermochten. Die Emigranten und Jakobs II. eigener Schwiegersohn, der niederländ. Statthalter Wilhelm von Oranien, rüsteten eine Expedition nach England aus, wo eine Anzahl einflußreicher Herren ihren Beistand zugesagt hatten. Ludwig XIV. kannte die Lage genauer als Jakob II., statt aber mit seiner Armee den Oranier zu bedrohen, griff er Deutschland an und Jakob II. verlor den Thron, ohne daß sich in England ein Schwert für ihn erhob. Er kam als Flüchtling nach Frankreich, Wilhelm von Oranien aber wurde als Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Maria König (1688–1702) u. befestigte seinen Thron durch den am Flusse Boyne 1690 über die Irländer erfochtenen Sieg. Unter ihm, obwohl sehr gegen seinen Willen, wurden die Rechte des Parlaments (durch die bill of rights) genau formulirt und die königl. Macht so weit beschränkt, daß dem König der Oberbefehl über die bewaffnete Macht nur je auf 1 Jahr eingeräumt wurde (bill of mutiny). Nachdem die inneren Kämpfe beendigt waren, nahm England sogleich nach außen eine hervorragende Stellung ein. Da Ludwig XIV. Jakob II. unterstützte, kam es zum Kriege, in welchem der engl. Sieg bei La Hogue dem frz. Uebergewicht zur See ein Ende bereitete. Gleichzeitig machte es die Stimmung des engl. Volkes Wilhelm III. möglich, die von ihm so lange angestrebte Coalition

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[166/0167] der engl. Republik. Er löste mehre Parlamente auf, weil sie die Dictatur des Protectors antasten wollten, regierte aber kraftvoll u. mäßig (nur gegen die Katholiken verfuhr er mit blutigem Hasse), erließ die Navigationsacte, durch welche er den holländ. Zwischenhandel tödtlich traf, führte mit Holland, Spanien und den Raubstaaten glückliche Kriege und verschaffte England in Europa eine Achtung, die es vorher nie genossen hatte. Er st. den 3. Septbr. 1658; sein Sohn Richard konnte sich nicht behaupten, weil er seinem Vater in keiner Beziehung gleich war, u. England schien zum Schauplatz eines neuen Bürgerkriegs bestimmt, als General Monk aus Schottland nach London rückte und ein neues Parlament berief, welches im Mai 1660 den Sohn des hingerichteten Königs als Karl II. ausrief, was mit allgem. Jubel aufgenommen wurde, weil man die Herrschaft des Militärs und der hochmüthigen, vielmal heuchlerischen Puritaner herzlich satt hatte. Karl II. (1661–85) stieß bald auf heftigen parlamentarischen Widerstand, als seine Abneigung gegen das constitutionelle System bemerkt wurde. Da er zugleich in den Verdacht kam, daß er insgeheim der kath. Kirche anhänge und die Plane Ludwigs XIV. von Frankreich begünstige, brach der alte Haß gegen die Katholiken wieder furchtbar aus und der König mußte die Testarte erlassen, durch welche diesen der Zutritt zu allen bürgerl. und militär. Aemtern entzogen wurde. Die „Habeas corpus“ Acte kam ebenfalls unter seiner Regierung zu Stande, weil der König bei dem wachen Haß gegen die Katholiken und dem gänzlich unpopulären, in Frankreichs Interessen geführten Krieg gegen Holland durch die drohende Haltung des Volks zur Nachgibigkeit gegen die Forderungen des Parlaments genöthigt war. Verschwörungen gegen seine Person sowie das offenkundige Bestreben vieler Whigs (die Parteinamen Whigs und Torys entstanden damals), eine demokrat. Revolution zu bewirken, stimmten später die öffentl. Meinung so um, daß Karl II., da er keine gesteigerten Geldforderungen machte, die letzten Jahre ohne Parlament regieren konnte. Sein Bruder u. Nachfolger (1685 bis 88), der kathol. Jakob II., hatte sogleich mit großem Mißtrauen zu kämpfen, was Karls natürl. Sohn, der Herzog von Monmouth, zu einem Aufstande benutzte, der ihn und viele seines Anhangs das Leben kostete. Jakob II. beutete seinen Sieg aus, schreckte seine Feinde und stellte eine beträchtliche Armee auf. Er rief jedoch durch die Aufhebung der Gesetze gegen die Katholiken den protest. Fanatismus ins Gewehr, die anglican. Bischöfe protestirten, doch er vergab nichts destoweniger Offiziersstellen und geistl. Pfründen an Katholiken, an welchem unklugen Verfahren ihn weder die Warnungen des Papstes noch die seines Bundesgenossen Ludwigs XIV. zu hindern vermochten. Die Emigranten und Jakobs II. eigener Schwiegersohn, der niederländ. Statthalter Wilhelm von Oranien, rüsteten eine Expedition nach England aus, wo eine Anzahl einflußreicher Herren ihren Beistand zugesagt hatten. Ludwig XIV. kannte die Lage genauer als Jakob II., statt aber mit seiner Armee den Oranier zu bedrohen, griff er Deutschland an und Jakob II. verlor den Thron, ohne daß sich in England ein Schwert für ihn erhob. Er kam als Flüchtling nach Frankreich, Wilhelm von Oranien aber wurde als Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Maria König (1688–1702) u. befestigte seinen Thron durch den am Flusse Boyne 1690 über die Irländer erfochtenen Sieg. Unter ihm, obwohl sehr gegen seinen Willen, wurden die Rechte des Parlaments (durch die bill of rights) genau formulirt und die königl. Macht so weit beschränkt, daß dem König der Oberbefehl über die bewaffnete Macht nur je auf 1 Jahr eingeräumt wurde (bill of mutiny). Nachdem die inneren Kämpfe beendigt waren, nahm England sogleich nach außen eine hervorragende Stellung ein. Da Ludwig XIV. Jakob II. unterstützte, kam es zum Kriege, in welchem der engl. Sieg bei La Hogue dem frz. Uebergewicht zur See ein Ende bereitete. Gleichzeitig machte es die Stimmung des engl. Volkes Wilhelm III. möglich, die von ihm so lange angestrebte Coalition

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/167>, abgerufen am 01.11.2024.