[N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586.Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein. Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden. Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen. Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis. Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben. Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe. Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein. Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden. Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen. Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis. Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben. Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe. Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0057" n="55"/> <p>Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein.</p> <p>Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden.</p> <p>Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen.</p> <p>Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis.</p> <p>Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben.</p> <p>Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe.</p> <p>Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0057]
Es ist aber alhie auch dieses wol zu notiren / das die Herrn verfasser nicht in abreden sind / noch sein können / das jnen der Spruch des HERRN: Data est mihi omnis potestas, so viel heisse / als meae carni realiter communicata est essentialis illa Dei omnipotentia. Vngeacht / das die gloss dem HERRN Christo nicht ein einiges wörtlein in seinem Spruch gantz lesset. Sie behelffen sich aber mit zweierley schein.
Erstlich / der ewigen Gottheit in Christo könne nichts gegeben werden.
Darumb was Christo gegeben sey / müsse seiner Menscheit gegeben heissen.
Zum andern / die alten Lerer haben diese Sprüch / darin Christo etwas gegeben / anders nicht verstanden / denn respectu carnis.
Darumb sey es alles nur dem fleisch Christi / oder seiner Menscheit gegeben.
Ehe wir nu vff diese zwen behelff antworten / wolle der Christliche Leser zuuor den Spruch des HERRN nach allen vmbstenden erwegen / vnd wol bedencken / ob demselbigen von diesen glossatoribus nicht gewalt geschehe.
Denn erstlich bezeugt die gantze ordnung der reden Christi von Mattheo am letzten beschriben / das der HERr seinen Jüngern nochmals auff dem Berge / dahin er sie bescheiden hatte / das Predigampt mit der Lere / vnd Sigillen der Lere trewlich zu verwalten befohlen / vnd zu bekrefftigung solches befehls sich auff sein autoritet / die er vom Vater / als ein gesandter empfangen / beruffen hab / damit sie nicht zweifeln dörfften / ob er solch ministerium zu verordnen befügt sey / vnd von seinem himlischen Vater so viel
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/57>, abgerufen am 18.06.2024. |