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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 61. Köln, 31. Juli 1848.

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[Spaltenumbruch] wuth verfallen seien. Freilich die Camarilla und die ganze Reaktonspartei wünscht, es wäre so. Daß dem aber nicht so ist, davon kann sich Jeder überzeugen, der in hiesigen öffentlichen Lokalen Unterhaltungen über diesen Gegenstand beiwohnt. Man lese zugleich, was die "Allgm. Oestr. Zeitg.", das beste Organ der demokratischen Partei in Oesterreich, in ihrer gestrigen Nr. bei Beurtheilung der Reichstagsdebatten über Straßer's Vorschlag zu einem provisorischen Rekrutirungsgesetz, sagt:

"Auch wir achten unsere tapferen Brüder in Italien, aber die Wiener Nationalversammlung darf dem österreichischen Kriege in Italien keinen Vorschub leisten.

Wir sagen es rund heraus, daß der italienische Krieg eine Schmach ist, mit der uns Metternich beladen, wir fordern von der Nationalversammlung, daß sie diese Schmach von uns nehme. Wir wollen keine Völker knechten, weil wir es uns von andern Nationen auch nicht gefallen lassen wollen.

Aber kein Mann fand sich in dem Reichstage, der Italien das Wort geredet hätte"

* Wien, 25. Juli.

In der heutigen Sitzung des konstituirenden Reichstags wurden abermals Interpellationen von Interesse an die Minister gerichtet.

Abg.Sierakowski fragt, ob das vorige Ministerium verantwortlich gewesen? Pillersdorf: Allerdings; die Ministerverantwortlichkeit sei ja eins der ersten Zugeständnisse vom 15. März gewesen. Er selbst für seine Person sei bereit, alle Akten des Ministeriums, dem er angehört, zu verantworten. Sierakowski: So werde ich in den nächsten Tagen eine Anklage gegen das Ministerium Pillersdorf vor das Haus bringen.

Abg. Fischer begründet einen Antrag auf vollständige Mittheilung der Staatshaushalts-Tabellen durch das Finanzministerium. Er erinnert an die Phrase der Thronrede, "daß der Krieg in Italien nur einen ehrenvollen Frieden bezwecke," und da eine Hauptaufgabe des "ehrenvollen Friedens" jedenfalls darin bestehe, die Lombardei und Venedig zur Uebernahme des betreffenden Staatsschuldenantheils anzuhalten, so müsse, um dies Quantum auszumitteln, der Reichstag den Abschluß des Staatshauptbuches einsehen.

Der Finanzminister erwiedert, daß die Veröffentlichung des Verlangten vorbereitet wird. Fischer verlangt noch, daß die Ausweise wenigstens von den drei vergangenen Jahren sein müssen, was der Minister zusagt.

Abg. Umlauft: ob das Ministerium schon Schritte wegen Rückkehr des Kaisers gethan? Der Minister des Innern erklärt, daß der bereits abgesendete Kourier heute oder morgen zurückerwartet werde, und die Antwort alsbald vor das Haus gebracht werden solle.

Klaudy interpellirt abermals wegen des gesetzwidrigen Säbelregiments in Böhmen. Justizminister Bach: das Ministerium habe die schleunigsten Mittel ergriffen, um den gesetzlicheen Zustand herzustellen und die genauesten Berichte zu erhalten. Wir geben Ihnen die feierliche Versicherung, die politische Seite dieser Frage wohl ins Auge zu fassen; wir werden uns daher auch hüten, das Beispiel nachzuahmen, welches durch die monströsen politischen Tendenzprozesse zwei edle Nationen zur Losreißung zwang. (Lebhafter Beifall.) Die erwähnte Untersuchung wird jedenfalls in neuem Geiste, öffentlich und mittelst Geschworenen geführt werden. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.

Prag, 25. Juli.

Hr. Appellationsrath Taschek ist vorgestern mittelst telegraphischer Depesche nach Wien berufen worden, wahrscheinlich um über den Fortgang und die Ergebnisse der Verschwörungs-Untersuchungs-Kommission, deren Vorsitzender er ist, dem Ministerium Auskünfte zu ertheilen.

(C. B. a. B.)
Rendsburg, 27. Juli.

Von militärischen Operationen im Norden ist noch keine Kunde eingetroffen, so wie auch weitere Allarmirungen unserer Küsten und Häfen durch dänische Kriegsschiffe nicht statt gehabt zu haben scheinen.

(F. H. Z.)
Dänemark.
* Kopenhagen, 26. Juli.

In Schonen, in der Umgegend von Malmö "sind cirka 12,000 Mann schwedische Truppen zusammengezogen worden in Folge der letzten Begebenheiten, um ihre Mobilisirung zu erleichtern und sie disponibler zu machen." Von Veile schreibt man vom 23. Juli daß der General Hedeman eine große Revue über seine sämmtlichen Truppen auf dem "großen Grunde", 1/2 Meile nördlich von hier abhielt, daß der Kammerherr Reedz im Hauptquartier angekommen war und der Kriegsminister noch denselben Abend erwartet wurde. Die Redaktionen der verschiedenen Blätter erhalten noch immer eine Menge Strümpfe, Schürzen, Tücher, und ganze Ladungen Heu, Stroh, Korn und Mehl für die Armee geschenkt. Der dänische Patriotismus äußert sich mehr in Natura als in baarem Gelde. - Der Lüb. K. schreibt: Gleich nach dem Eingange der Nachricht vom Abbruch der Waffenstillstands-Unterhandlungen, am Sonntage, ging Herr v. Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Kriegen, mit dem Dampfschiffe "Rob Roy" über London nach Paris. Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts. Der König ging am Montag nach Malmö hinüber und soll dort eine sehr zufriedenstellende Besprechung mit dem Könige Oskar gehabt haben. An dem Abbruche der Unterhandlungen hat, wie nunmehr verlautet, der Eifer keinen geringen Antheil, mit welchem der Herzog von Augustenburg und die übrigen holsteinischen Prinzen einen zu ihrer Kenntniß gelangten geheimen Artikel bekämpften, welcher sie insgesammt für die Dauer des Waffenstillstandes aus den Herzogthümern verbannte.

Italien.
* Aus dem Venetianischen.
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Mailand.
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* Rom, 20. Juli.
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Großbritannien.
* London, 28. Juli.

In der gestrigen Unterhaussitzung brachte Wakley eine Petition aus Finsbury vor, welche über die arge Behandlung der chartistischen Gefangenen Beschwerde führt. Man gehe schlimmer mit ihnen um, als mit den ärgsten Verbrechern; der Kopf sei ihnen fast kahl geschoren und sie zur entwürdigensten Arbeit gezwungen. Ja der Wirklichkeit nach verfahre man gegen sie nicht, als wären sie menschliche Wesen, sondern so als ob sie wilde Thiere wären. Das Alles geschehe auf spezielle Anweisung des gegenwärtigen Staatssekretärs für's Innere. Caodwell überreicht neue Unterschriften zu der Petition aus Liverpool, die für jene Stadt Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte beantragt. Auf eine Interpellation Monsell's wegen der telegraphischen Berichte über den Ausbruch einer Revolution in Irland antwortet Sir G. Grey, er habe alle Ursache zu glauben, daß diese Angaben und die Mittheilungen in den Morgenjournalen ungegründet seien. Er habe beim Mayor in Liverpool angefragt und dieser ihm geantwortet, daß die Nachrichten unächt wären. Hierauf theilte er die Art und Weise mit, wie die Herren Wilmer und Sohn in Liverpool getäuscht und zur Uebersendung der Nachricht nach London veranlaßt worden. Lord J. Russell fügte hinzu, daß leider wohlbekannte Personen in Carrick und andern Orten zur Revolution aufreizten.

Die Times erklärt heute in ihrem ersten leitenden Artikel, daß sie, gleich den übrigen Morgenblättern, von der elektrischen Telegraphen-Gesellschaft die Nachricht von dem Ausbruch einer Revolution in Irland erhalten. "Die augenscheinliche Uebertreibung", sagt die Times, "schloß die Möglichkeit nicht aus, daß die Sache substantiell richtig war." Die Times bemerkt ausdrücklich, daß sie die Nachricht nicht von ihrem Korrespondenten in Liverpool, sondern direkt und unter Verantwortlichkeit der Telegraphengesellschaft von dieser erhalten hat.

* London, 28. Juli.

Telegraphische Depesche aus Liverpool vom Donnerstag (27.) Abends. Die Post aus Dublin ist eingetroffen. Die heute früh den Zeitungsagenten überlieferten Pakete enthielten Fälschungen. Dublin ist ruhig. (Die telegraphische Depesche war entweder in Liverpool oder in Dublin fabrizirt worden).

- Der " Standard" vom 28. d. sagt in Betreff der aus Irland eingetroffenen falschen Berichte:

"Die Nachricht eines wirklichen Ausbruchs der Rebellion in Irland, die in verschiedenen Ausgaben aller gestrigen Morgenblätter erschien, und die wir auch im Standard abdrucken ließen, erweißt sich nun als durchaus falsch. Ein Liverpooler Korrespondent wurde auf die schmählichste Weise hintergangen. Unschuldig an dem ganzen Betruge theilte er die erhaltene falsche Nachricht der Verwaltung des elektrischen Telegraphen mit, sodaß der Bericht an sämmtliche Londoner Morgenblätter ging. Die Motive zu diesem Betruge mögen entweder in der Absicht liegen, auf die Börse einzuwirken, oder in dem Wunsch die Raschheit des Handelns der in London und in andern großen Städten wohnenden Irländer zu erproben." - Die erste Ansicht, daß die ganze Nachricht von einem Börsenspekulanten herrühre, schien in der City vorherrschend zu sein, da man sich ähnlicher Manoeuvre gleich nach der Februar Revolution erinnerte.

- O'Brien und Meagher sind jenseits Carrick on-Suir, umgeben von den bewaffneten Bauern, und entschlossen ihre Freiheit theuer zu verkaufen, wenn man sie verhaften will.

(Morning Chronicle)

- Nach dem Korrespondenten des "Northern Star" erwartete man in Dublin stündlich die Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes in den Peovinzen, um sodann ebenfalls loszubrechen. Trotz der Proklamation (der Entwaffnung) sind noch keine Waffen abgeliefert. Ueberall werden Piken geschmiedet.

* Dublin, 27. Juli Abends.

Heute ist Patrick O'Higgins, Chartist, des Hochverraths angeklagt, verhaftet worden. Man fand in seinem Hause 1500 Gewehre und eine umfangreiche Korrespondenz mit englischen Chartisten. Der gestern verwundete Polizeikonstabler wird am Leben erhalten bleiben. Smith O'Brien langte am Dienstage in einem Dorfe bei Callan, Grafschaft Kilkenny, an. Im ganzen Distrikt herrscht die größte Aufregung. Ein Infanterie- und ein Kavallerie Regiment stehen an der Eisenbahn bereit, falls die mit dem letzten Zuge aus dem Süden eintreffenden Nachrichten schlimm lauten sollten. Man hat eine Verschwörung gegen das Leben der Polizei-Konstablers und der Schildwachen entdeckt und 8 darein verwickelte Personen verhaftet. Mehrere Theile des Trinity-College und des Schlosses werden zum Staatsgefängniß eingerichtet. Man zählt auf reiche Beute. Newgate ist in Vertheidigungsstand gesetzt und den politischen Gefangenen aller Verkehr nach Außen abgeschnitten.

* Cork, 27. Juli, Mittags.

Furchtbare Aufregung. Drei Regimenter sind in Schlachtordnung aufgestellt. In Cashel steht ebenfalls sämmtliches Militär unter Waffen. In Youghal wurde auf eine Schildwache ein Mordversuch gemacht.

Französische Republik.
16 Paris, 29. Juli.

Der Polizeipräfekt bevorschlagt die Vermehrung des vor dem Februar nur an 500 M. betragenden Polizeikorps auf sechszehnhundert Mann; dies soll dem "süßen Commerce" auf die Beine helfen und "Vertrauen" herstellen. Die "France du XIX. Ciccle" sagt: "Polizirt so viel ihr wollt, aber blamirt euch nicht vor den Augen der Menschheit. Wie lächerlich, wie skandalös war's nicht, daß ein Mann Gottes, und noch dazu ein Protestant, der Herr Coquerel, eifrig bei der Hand ist, dem weiblichen Geschlecht sogar die stumme Anwesenheit in den Klubs zu untersagen! Die Protestanten rühmen sich so stark! Und was wäre aus dem Christenthum, was aus dem Protestantismus geworden, hätte man dem weiblichen Geschlechte den Eintritt in die christlichen und protestantischen Klubs damals verboten?" Das Jesuitenblatt "Univers" belobt freilich den Herrn Pastor, (dem die Frau Herzogin Orleans speziellen Dank wissen mag für die Ehre, die er ihrem Geschlecht bewiesen) und der "Drapeau National," dieser schlechte Abklatsch des "Drapeau Blanc" unter Karl X., donnert gegen alle Klubs, ja selbst gegen das Arbeitsanrecht "das doch nur dem Brüderlichkeitsprinzipe schade, der Almosenpflicht, der Spontaneität des christlichen Hingebens und liebevollen Annehmens, zudem sei die Erde nur eine Prüfungsfrist u. s. w." Das "Univers", ist übellaunig gegen Deutschlands "verdächtige Einheitsbestrebungen," worin es "ein heimliches Kampfspiel" gegen die römische Kirche daselbst wittern will; die atheistische Denk- und Lebensweise sei ohnehin schon so weit dort verbreitet, daß leicht bei politischer Einheit die noch "gesund" verbliebenen Reichsländer angesteckt werden dürften; auch könne die deutsche Einheit der französischen schaden; die Deutschen möchten doch ein Exempel an Frankreich nehmen, wohin man mit der Centralisirungswuth endlich komme. Noch erbaulicher ist aber, daß dies barmherzige "Univers" noch vor Februar so überreich an Zähren für "das grüne Harfenland des St. Patrik," daß es für die irländische "Märtyrerkirche" Geld bei den französischen Seigneurs und Kammermädchen sammelte und die Leichenpredigt des Dominikaner Lacordaire auf O'Connell abdruckte, plötzlich die pöbelhaftesten Schmähartikel gegen "die kommunistischen rothen Republikaner Dublins, diese kleine Bande Volksverführer und Verächter des Schattens des großen O'Connell schleudert," der Insurrektion baldigen Untergang wünscht und hinzusetzt: "Wer könnte nachher wohl noch dem englischen Leoparden verargen, wenn er sich übermäßig rächt?" So giftig sprach selbst das "Journal des Debats" nicht, es sagte nur: "man möge diese Eigenthumszerstörer und Bauernaufwiegler nicht mit den Repealers alten Schlages, den echten O'Connellisten, verwechseln". Nächstens werden wir wohl erleben, daß dies "Univers" die polnische Nation desgleichen verhöhnt und den großen Nachfolgern Eichhorn's die Hand reicht. Schon ist es mit der Schilderhebung der Kalabresen unzufrieden, und behauptet, Nikolaus sei doch kein übler Regent. - Der Präsident Marrast hat mit Geräusch eine Loge in der Oper miethen lassen; "er trägt sich wie ein Stutzer, und wenn er sein altes irdenes Jakobinerpfeifchen noch einmal aus Versehen geraucht hat, begießt er sich hastig mit Eau de Mille Fleurs, und salbt sich mit Narde und Oel, um den demokratischen Qualm loszuwerden, (sagt der Impartial du Nord), denn der Marquis de la Repulique - gibt's einen bessern Titel für ihn? er hieß übrigens schon lange vor 1848 so - besucht gar feine Salons, wie sie einem so tief blasirten Menschen, der eine einzige hohle manierirte Phrase von Kopf bis Ferse geworden ist, gerade behagen. Vergiß nicht, Frankreich, daß er schon von Louis Philipp bestimmt war, Premierminister der Regrntin Orleans zu werden. Genieße der Marquis sein neues Glück; aber bedenke er, es gab in der historischen Epoche, für die er einst sehr schwärmte, wilde Männer, die manchem Marquis zuletzt zuriefen: springe, springe, Marquis," (am Laternenpfahl nämlich). Das "Journal de l'Aisne" erbaut sein Bourgeoispublikum mit einigen Stellen, die Marrast vor 14 Jahren über Dr. Jean Paul Marat, den Konventsmann, drucken ließ, worin heißt: "Dieser eherne Mensch, dieser Todesengel in Menschengestalt, schlug schnell, und scharf, und unaufhörlich, und sonder Reue, denn er galt sich selber als der Bote des jüngsten Gerichts. welches ein Volk hält nach achthundertjähriger Unterdrückung. Für jeden Volksgrimm, für jede Volksrache weiß er ein Wort des Lobes oder der Entschuldigung, und wir müssen gestehen, er hat so gewaltige Last auf seinen einzigen Namen gewälzt und wälzen lassen, daß uns schier graust beim Anblicke, und nur ein Gesammtvolk vermag solche Bürde ihm tragen zu helfen...." Das Bourgeoisblatt geräth in Zuckungen der Wuth, Schreiber dieses auf dem Präsidentensessel der Bourgeoisversammlung zu wissen, und denunzirt ihn hiermit.- Während hoch oben die Ritter des Geldkoffers und der Wohlredenheit Guerillakrieg aufführen, rückt die Misere unten vor "unerbittlich wie der Stundenzeiger der Sonnenuhr, den man abbrechen, aber nicht dadurch die Sonne aufhalten kann," (La Republique) und mit der Misere der kalte Todeshaß im Proletariat. In den großen Messerfabricken zu Thiers in der Auvergne sind alle Arbeiter auf dem Pflaster, und die Bourgeoisie hat "natürlich" eintausend afrikanische Jäger "als Garnison zum Schutze gegen diese leicht verführbaren Proletarier" kommen lassen. In den Fayencefabriken zu Limoges, wo Pierre Leroux Einfluß hatte, ist die Luft auch wieder unrein, mehrere hohe Industrielle sind von da nach Paris gereist, um "Rücksprache" zu nehmen. "Es bleibt nichts Anderes übrig, bemerkten mir gestern mehrere französische Gelehrte und Negozianten im Kaffee, als, so leid es uns auch thut, den Satz auszusprechen; daß vor Ablauf dieses Jahrhunderts das Proletariat, weit entfernt emanzipirt zu sein, von der zum Vollbewußtsein ihrer Kräfte und Rechte gelangten Bourgevisie vollständig zusammengepreßt, in ein Instrument verwandelt werden wird." - "Also ein modernes Sklaventhum?" fragte ich.- "Ja wohl, aber noch strenger als je eins in der Weltgeschichte."Bon soir, Messieurs! sagte ich und ging.

12 Paris, 27. Juli.

Als die siegreiche Partei plötzlich 14,000 Insurgenten in ihre Gewalt bekam und die Unmöglichkeit erkannte, eine solche Masse zu richten und zu verurtheilen, kam man auf den einfachen Gedanken, einer Deportation in Massa. "Ihr Franzosen, wollt 14,000 Menschen transportiren?" schrieen gleich die englischen Journale. "Wo wollt ihr das Geld hernehmen? Wißt ihr, daß dies Euch mehr als ein Seekrieg zu stehn kommt?" Die Franzosen störten sich an diesen Aeußerungen nicht, und machten Vorbereitungsanstalten. Im Maße aber, als diese Rüstungen vorwärtsschreiten, sehen sie ein, daß es keine so leichte Sache ist, die eine Hälfte der Bevölkerung so zu sagen anderswo auf Kosten der andern Hälfte zu verpflanzen. Das Kapital bekäme einen doppelten Stoß: die 14,000 Arbeiter sind ebensowohl ein Kapital, ein produktives Kapital, als die Millionen, die man vom vorhandenen Kapital aufnehmen muß, um das Projekt der Transportation in Ausführung zu bringen und das produktive Kapital dem Lande zu entziehen. In der Unmöglichkeit der Ausführung hat, wie es allgemein heißt, die exekutive Gewalt den Plan einer Amnestie gefaßt. Wenn die Geistlichkeit diese Amnestie auf Rechnung ihrer Fürbitten setzen will, so ist sie im Irrthume.

Die "Insurgenten" ihrerseits sind in diesem Augenblicke beschäftigt, eine Broschure in Belgien zu 30,000 Abzügen drucken zu lassen, worin sie die verübten Grausamkeiten der Nationalgarde an den Tag bringen wollen. Man spreche nur nicht von dieser "Partei" als von einer "Minorität". Eine Minorität, welche

[Spaltenumbruch] wuth verfallen seien. Freilich die Camarilla und die ganze Reaktonspartei wünscht, es wäre so. Daß dem aber nicht so ist, davon kann sich Jeder überzeugen, der in hiesigen öffentlichen Lokalen Unterhaltungen über diesen Gegenstand beiwohnt. Man lese zugleich, was die „Allgm. Oestr. Zeitg.“, das beste Organ der demokratischen Partei in Oesterreich, in ihrer gestrigen Nr. bei Beurtheilung der Reichstagsdebatten über Straßer's Vorschlag zu einem provisorischen Rekrutirungsgesetz, sagt:

„Auch wir achten unsere tapferen Brüder in Italien, aber die Wiener Nationalversammlung darf dem österreichischen Kriege in Italien keinen Vorschub leisten.

Wir sagen es rund heraus, daß der italienische Krieg eine Schmach ist, mit der uns Metternich beladen, wir fordern von der Nationalversammlung, daß sie diese Schmach von uns nehme. Wir wollen keine Völker knechten, weil wir es uns von andern Nationen auch nicht gefallen lassen wollen.

Aber kein Mann fand sich in dem Reichstage, der Italien das Wort geredet hätte“

* Wien, 25. Juli.

In der heutigen Sitzung des konstituirenden Reichstags wurden abermals Interpellationen von Interesse an die Minister gerichtet.

Abg.Sierakowski fragt, ob das vorige Ministerium verantwortlich gewesen? Pillersdorf: Allerdings; die Ministerverantwortlichkeit sei ja eins der ersten Zugeständnisse vom 15. März gewesen. Er selbst für seine Person sei bereit, alle Akten des Ministeriums, dem er angehört, zu verantworten. Sierakowski: So werde ich in den nächsten Tagen eine Anklage gegen das Ministerium Pillersdorf vor das Haus bringen.

Abg. Fischer begründet einen Antrag auf vollständige Mittheilung der Staatshaushalts-Tabellen durch das Finanzministerium. Er erinnert an die Phrase der Thronrede, „daß der Krieg in Italien nur einen ehrenvollen Frieden bezwecke,“ und da eine Hauptaufgabe des „ehrenvollen Friedens“ jedenfalls darin bestehe, die Lombardei und Venedig zur Uebernahme des betreffenden Staatsschuldenantheils anzuhalten, so müsse, um dies Quantum auszumitteln, der Reichstag den Abschluß des Staatshauptbuches einsehen.

Der Finanzminister erwiedert, daß die Veröffentlichung des Verlangten vorbereitet wird. Fischer verlangt noch, daß die Ausweise wenigstens von den drei vergangenen Jahren sein müssen, was der Minister zusagt.

Abg. Umlauft: ob das Ministerium schon Schritte wegen Rückkehr des Kaisers gethan? Der Minister des Innern erklärt, daß der bereits abgesendete Kourier heute oder morgen zurückerwartet werde, und die Antwort alsbald vor das Haus gebracht werden solle.

Klaudy interpellirt abermals wegen des gesetzwidrigen Säbelregiments in Böhmen. Justizminister Bach: das Ministerium habe die schleunigsten Mittel ergriffen, um den gesetzlicheen Zustand herzustellen und die genauesten Berichte zu erhalten. Wir geben Ihnen die feierliche Versicherung, die politische Seite dieser Frage wohl ins Auge zu fassen; wir werden uns daher auch hüten, das Beispiel nachzuahmen, welches durch die monströsen politischen Tendenzprozesse zwei edle Nationen zur Losreißung zwang. (Lebhafter Beifall.) Die erwähnte Untersuchung wird jedenfalls in neuem Geiste, öffentlich und mittelst Geschworenen geführt werden. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.

Prag, 25. Juli.

Hr. Appellationsrath Taschek ist vorgestern mittelst telegraphischer Depesche nach Wien berufen worden, wahrscheinlich um über den Fortgang und die Ergebnisse der Verschwörungs-Untersuchungs-Kommission, deren Vorsitzender er ist, dem Ministerium Auskünfte zu ertheilen.

(C. B. a. B.)
Rendsburg, 27. Juli.

Von militärischen Operationen im Norden ist noch keine Kunde eingetroffen, so wie auch weitere Allarmirungen unserer Küsten und Häfen durch dänische Kriegsschiffe nicht statt gehabt zu haben scheinen.

(F. H. Z.)
Dänemark.
* Kopenhagen, 26. Juli.

In Schonen, in der Umgegend von Malmö „sind cirka 12,000 Mann schwedische Truppen zusammengezogen worden in Folge der letzten Begebenheiten, um ihre Mobilisirung zu erleichtern und sie disponibler zu machen.“ Von Veile schreibt man vom 23. Juli daß der General Hedeman eine große Revue über seine sämmtlichen Truppen auf dem „großen Grunde“, 1/2 Meile nördlich von hier abhielt, daß der Kammerherr Reedz im Hauptquartier angekommen war und der Kriegsminister noch denselben Abend erwartet wurde. Die Redaktionen der verschiedenen Blätter erhalten noch immer eine Menge Strümpfe, Schürzen, Tücher, und ganze Ladungen Heu, Stroh, Korn und Mehl für die Armee geschenkt. Der dänische Patriotismus äußert sich mehr in Natura als in baarem Gelde. ‒ Der Lüb. K. schreibt: Gleich nach dem Eingange der Nachricht vom Abbruch der Waffenstillstands-Unterhandlungen, am Sonntage, ging Herr v. Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Kriegen, mit dem Dampfschiffe „Rob Roy“ über London nach Paris. Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts. Der König ging am Montag nach Malmö hinüber und soll dort eine sehr zufriedenstellende Besprechung mit dem Könige Oskar gehabt haben. An dem Abbruche der Unterhandlungen hat, wie nunmehr verlautet, der Eifer keinen geringen Antheil, mit welchem der Herzog von Augustenburg und die übrigen holsteinischen Prinzen einen zu ihrer Kenntniß gelangten geheimen Artikel bekämpften, welcher sie insgesammt für die Dauer des Waffenstillstandes aus den Herzogthümern verbannte.

Italien.
* Aus dem Venetianischen.
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Mailand.
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* Rom, 20. Juli.
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Großbritannien.
* London, 28. Juli.

In der gestrigen Unterhaussitzung brachte Wakley eine Petition aus Finsbury vor, welche über die arge Behandlung der chartistischen Gefangenen Beschwerde führt. Man gehe schlimmer mit ihnen um, als mit den ärgsten Verbrechern; der Kopf sei ihnen fast kahl geschoren und sie zur entwürdigensten Arbeit gezwungen. Ja der Wirklichkeit nach verfahre man gegen sie nicht, als wären sie menschliche Wesen, sondern so als ob sie wilde Thiere wären. Das Alles geschehe auf spezielle Anweisung des gegenwärtigen Staatssekretärs für's Innere. Caodwell überreicht neue Unterschriften zu der Petition aus Liverpool, die für jene Stadt Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte beantragt. Auf eine Interpellation Monsell's wegen der telegraphischen Berichte über den Ausbruch einer Revolution in Irland antwortet Sir G. Grey, er habe alle Ursache zu glauben, daß diese Angaben und die Mittheilungen in den Morgenjournalen ungegründet seien. Er habe beim Mayor in Liverpool angefragt und dieser ihm geantwortet, daß die Nachrichten unächt wären. Hierauf theilte er die Art und Weise mit, wie die Herren Wilmer und Sohn in Liverpool getäuscht und zur Uebersendung der Nachricht nach London veranlaßt worden. Lord J. Russell fügte hinzu, daß leider wohlbekannte Personen in Carrick und andern Orten zur Revolution aufreizten.

Die Times erklärt heute in ihrem ersten leitenden Artikel, daß sie, gleich den übrigen Morgenblättern, von der elektrischen Telegraphen-Gesellschaft die Nachricht von dem Ausbruch einer Revolution in Irland erhalten. „Die augenscheinliche Uebertreibung“, sagt die Times, „schloß die Möglichkeit nicht aus, daß die Sache substantiell richtig war.“ Die Times bemerkt ausdrücklich, daß sie die Nachricht nicht von ihrem Korrespondenten in Liverpool, sondern direkt und unter Verantwortlichkeit der Telegraphengesellschaft von dieser erhalten hat.

* London, 28. Juli.

Telegraphische Depesche aus Liverpool vom Donnerstag (27.) Abends. Die Post aus Dublin ist eingetroffen. Die heute früh den Zeitungsagenten überlieferten Pakete enthielten Fälschungen. Dublin ist ruhig. (Die telegraphische Depesche war entweder in Liverpool oder in Dublin fabrizirt worden).

‒ Der „ Standard“ vom 28. d. sagt in Betreff der aus Irland eingetroffenen falschen Berichte:

„Die Nachricht eines wirklichen Ausbruchs der Rebellion in Irland, die in verschiedenen Ausgaben aller gestrigen Morgenblätter erschien, und die wir auch im Standard abdrucken ließen, erweißt sich nun als durchaus falsch. Ein Liverpooler Korrespondent wurde auf die schmählichste Weise hintergangen. Unschuldig an dem ganzen Betruge theilte er die erhaltene falsche Nachricht der Verwaltung des elektrischen Telegraphen mit, sodaß der Bericht an sämmtliche Londoner Morgenblätter ging. Die Motive zu diesem Betruge mögen entweder in der Absicht liegen, auf die Börse einzuwirken, oder in dem Wunsch die Raschheit des Handelns der in London und in andern großen Städten wohnenden Irländer zu erproben.“ ‒ Die erste Ansicht, daß die ganze Nachricht von einem Börsenspekulanten herrühre, schien in der City vorherrschend zu sein, da man sich ähnlicher Manoeuvre gleich nach der Februar Revolution erinnerte.

‒ O'Brien und Meagher sind jenseits Carrick on-Suir, umgeben von den bewaffneten Bauern, und entschlossen ihre Freiheit theuer zu verkaufen, wenn man sie verhaften will.

(Morning Chronicle)

‒ Nach dem Korrespondenten des „Northern Star“ erwartete man in Dublin stündlich die Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes in den Peovinzen, um sodann ebenfalls loszubrechen. Trotz der Proklamation (der Entwaffnung) sind noch keine Waffen abgeliefert. Ueberall werden Piken geschmiedet.

* Dublin, 27. Juli Abends.

Heute ist Patrick O'Higgins, Chartist, des Hochverraths angeklagt, verhaftet worden. Man fand in seinem Hause 1500 Gewehre und eine umfangreiche Korrespondenz mit englischen Chartisten. Der gestern verwundete Polizeikonstabler wird am Leben erhalten bleiben. Smith O'Brien langte am Dienstage in einem Dorfe bei Callan, Grafschaft Kilkenny, an. Im ganzen Distrikt herrscht die größte Aufregung. Ein Infanterie- und ein Kavallerie Regiment stehen an der Eisenbahn bereit, falls die mit dem letzten Zuge aus dem Süden eintreffenden Nachrichten schlimm lauten sollten. Man hat eine Verschwörung gegen das Leben der Polizei-Konstablers und der Schildwachen entdeckt und 8 darein verwickelte Personen verhaftet. Mehrere Theile des Trinity-College und des Schlosses werden zum Staatsgefängniß eingerichtet. Man zählt auf reiche Beute. Newgate ist in Vertheidigungsstand gesetzt und den politischen Gefangenen aller Verkehr nach Außen abgeschnitten.

* Cork, 27. Juli, Mittags.

Furchtbare Aufregung. Drei Regimenter sind in Schlachtordnung aufgestellt. In Cashel steht ebenfalls sämmtliches Militär unter Waffen. In Youghal wurde auf eine Schildwache ein Mordversuch gemacht.

Französische Republik.
16 Paris, 29. Juli.

Der Polizeipräfekt bevorschlagt die Vermehrung des vor dem Februar nur an 500 M. betragenden Polizeikorps auf sechszehnhundert Mann; dies soll dem „süßen Commerce“ auf die Beine helfen und „Vertrauen“ herstellen. Die „France du XIX. Ciccle“ sagt: „Polizirt so viel ihr wollt, aber blamirt euch nicht vor den Augen der Menschheit. Wie lächerlich, wie skandalös war's nicht, daß ein Mann Gottes, und noch dazu ein Protestant, der Herr Coquerel, eifrig bei der Hand ist, dem weiblichen Geschlecht sogar die stumme Anwesenheit in den Klubs zu untersagen! Die Protestanten rühmen sich so stark! Und was wäre aus dem Christenthum, was aus dem Protestantismus geworden, hätte man dem weiblichen Geschlechte den Eintritt in die christlichen und protestantischen Klubs damals verboten?“ Das Jesuitenblatt „Univers“ belobt freilich den Herrn Pastor, (dem die Frau Herzogin Orleans speziellen Dank wissen mag für die Ehre, die er ihrem Geschlecht bewiesen) und der „Drapeau National,“ dieser schlechte Abklatsch des „Drapeau Blanc“ unter Karl X., donnert gegen alle Klubs, ja selbst gegen das Arbeitsanrecht „das doch nur dem Brüderlichkeitsprinzipe schade, der Almosenpflicht, der Spontaneität des christlichen Hingebens und liebevollen Annehmens, zudem sei die Erde nur eine Prüfungsfrist u. s. w.“ Das „Univers“, ist übellaunig gegen Deutschlands „verdächtige Einheitsbestrebungen,“ worin es „ein heimliches Kampfspiel“ gegen die römische Kirche daselbst wittern will; die atheistische Denk- und Lebensweise sei ohnehin schon so weit dort verbreitet, daß leicht bei politischer Einheit die noch „gesund“ verbliebenen Reichsländer angesteckt werden dürften; auch könne die deutsche Einheit der französischen schaden; die Deutschen möchten doch ein Exempel an Frankreich nehmen, wohin man mit der Centralisirungswuth endlich komme. Noch erbaulicher ist aber, daß dies barmherzige „Univers“ noch vor Februar so überreich an Zähren für „das grüne Harfenland des St. Patrik,“ daß es für die irländische „Märtyrerkirche“ Geld bei den französischen Seigneurs und Kammermädchen sammelte und die Leichenpredigt des Dominikaner Lacordaire auf O'Connell abdruckte, plötzlich die pöbelhaftesten Schmähartikel gegen „die kommunistischen rothen Republikaner Dublins, diese kleine Bande Volksverführer und Verächter des Schattens des großen O'Connell schleudert,“ der Insurrektion baldigen Untergang wünscht und hinzusetzt: „Wer könnte nachher wohl noch dem englischen Leoparden verargen, wenn er sich übermäßig rächt?“ So giftig sprach selbst das „Journal des Debats“ nicht, es sagte nur: „man möge diese Eigenthumszerstörer und Bauernaufwiegler nicht mit den Repealers alten Schlages, den echten O'Connellisten, verwechseln“. Nächstens werden wir wohl erleben, daß dies „Univers“ die polnische Nation desgleichen verhöhnt und den großen Nachfolgern Eichhorn's die Hand reicht. Schon ist es mit der Schilderhebung der Kalabresen unzufrieden, und behauptet, Nikolaus sei doch kein übler Regent. ‒ Der Präsident Marrast hat mit Geräusch eine Loge in der Oper miethen lassen; „er trägt sich wie ein Stutzer, und wenn er sein altes irdenes Jakobinerpfeifchen noch einmal aus Versehen geraucht hat, begießt er sich hastig mit Eau de Mille Fleurs, und salbt sich mit Narde und Oel, um den demokratischen Qualm loszuwerden, (sagt der Impartial du Nord), denn der Marquis de la Repulique ‒ gibt's einen bessern Titel für ihn? er hieß übrigens schon lange vor 1848 so ‒ besucht gar feine Salons, wie sie einem so tief blasirten Menschen, der eine einzige hohle manierirte Phrase von Kopf bis Ferse geworden ist, gerade behagen. Vergiß nicht, Frankreich, daß er schon von Louis Philipp bestimmt war, Premierminister der Regrntin Orleans zu werden. Genieße der Marquis sein neues Glück; aber bedenke er, es gab in der historischen Epoche, für die er einst sehr schwärmte, wilde Männer, die manchem Marquis zuletzt zuriefen: springe, springe, Marquis,“ (am Laternenpfahl nämlich). Das „Journal de l'Aisne“ erbaut sein Bourgeoispublikum mit einigen Stellen, die Marrast vor 14 Jahren über Dr. Jean Paul Marat, den Konventsmann, drucken ließ, worin heißt: „Dieser eherne Mensch, dieser Todesengel in Menschengestalt, schlug schnell, und scharf, und unaufhörlich, und sonder Reue, denn er galt sich selber als der Bote des jüngsten Gerichts. welches ein Volk hält nach achthundertjähriger Unterdrückung. Für jeden Volksgrimm, für jede Volksrache weiß er ein Wort des Lobes oder der Entschuldigung, und wir müssen gestehen, er hat so gewaltige Last auf seinen einzigen Namen gewälzt und wälzen lassen, daß uns schier graust beim Anblicke, und nur ein Gesammtvolk vermag solche Bürde ihm tragen zu helfen....“ Das Bourgeoisblatt geräth in Zuckungen der Wuth, Schreiber dieses auf dem Präsidentensessel der Bourgeoisversammlung zu wissen, und denunzirt ihn hiermit.‒ Während hoch oben die Ritter des Geldkoffers und der Wohlredenheit Guerillakrieg aufführen, rückt die Misere unten vor „unerbittlich wie der Stundenzeiger der Sonnenuhr, den man abbrechen, aber nicht dadurch die Sonne aufhalten kann,“ (La Republique) und mit der Misere der kalte Todeshaß im Proletariat. In den großen Messerfabricken zu Thiers in der Auvergne sind alle Arbeiter auf dem Pflaster, und die Bourgeoisie hat „natürlich“ eintausend afrikanische Jäger „als Garnison zum Schutze gegen diese leicht verführbaren Proletarier“ kommen lassen. In den Fayencefabriken zu Limoges, wo Pierre Leroux Einfluß hatte, ist die Luft auch wieder unrein, mehrere hohe Industrielle sind von da nach Paris gereist, um „Rücksprache“ zu nehmen. „Es bleibt nichts Anderes übrig, bemerkten mir gestern mehrere französische Gelehrte und Negozianten im Kaffee, als, so leid es uns auch thut, den Satz auszusprechen; daß vor Ablauf dieses Jahrhunderts das Proletariat, weit entfernt emanzipirt zu sein, von der zum Vollbewußtsein ihrer Kräfte und Rechte gelangten Bourgevisie vollständig zusammengepreßt, in ein Instrument verwandelt werden wird.“ ‒ „Also ein modernes Sklaventhum?“ fragte ich.‒ „Ja wohl, aber noch strenger als je eins in der Weltgeschichte.“Bon soir, Messieurs! sagte ich und ging.

12 Paris, 27. Juli.

Als die siegreiche Partei plötzlich 14,000 Insurgenten in ihre Gewalt bekam und die Unmöglichkeit erkannte, eine solche Masse zu richten und zu verurtheilen, kam man auf den einfachen Gedanken, einer Deportation in Massa. „Ihr Franzosen, wollt 14,000 Menschen transportiren?“ schrieen gleich die englischen Journale. „Wo wollt ihr das Geld hernehmen? Wißt ihr, daß dies Euch mehr als ein Seekrieg zu stehn kommt?“ Die Franzosen störten sich an diesen Aeußerungen nicht, und machten Vorbereitungsanstalten. Im Maße aber, als diese Rüstungen vorwärtsschreiten, sehen sie ein, daß es keine so leichte Sache ist, die eine Hälfte der Bevölkerung so zu sagen anderswo auf Kosten der andern Hälfte zu verpflanzen. Das Kapital bekäme einen doppelten Stoß: die 14,000 Arbeiter sind ebensowohl ein Kapital, ein produktives Kapital, als die Millionen, die man vom vorhandenen Kapital aufnehmen muß, um das Projekt der Transportation in Ausführung zu bringen und das produktive Kapital dem Lande zu entziehen. In der Unmöglichkeit der Ausführung hat, wie es allgemein heißt, die exekutive Gewalt den Plan einer Amnestie gefaßt. Wenn die Geistlichkeit diese Amnestie auf Rechnung ihrer Fürbitten setzen will, so ist sie im Irrthume.

Die „Insurgenten“ ihrerseits sind in diesem Augenblicke beschäftigt, eine Broschure in Belgien zu 30,000 Abzügen drucken zu lassen, worin sie die verübten Grausamkeiten der Nationalgarde an den Tag bringen wollen. Man spreche nur nicht von dieser „Partei“ als von einer „Minorität“. Eine Minorität, welche

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          <p><pb facs="#f0003" n="0305"/><cb n="1"/>
wuth verfallen seien. Freilich die Camarilla und die ganze Reaktonspartei wünscht,       es wäre so. Daß dem aber nicht so ist, davon kann sich Jeder überzeugen, der in hiesigen       öffentlichen Lokalen Unterhaltungen über diesen Gegenstand beiwohnt. Man lese zugleich, was       die &#x201E;Allgm. Oestr. Zeitg.&#x201C;, das beste Organ der demokratischen Partei in Oesterreich, in ihrer       gestrigen Nr. bei Beurtheilung der Reichstagsdebatten über Straßer's Vorschlag zu einem       provisorischen Rekrutirungsgesetz, sagt:</p>
          <p>&#x201E;Auch wir achten unsere tapferen Brüder in Italien, aber die Wiener Nationalversammlung darf       dem österreichischen Kriege in Italien keinen Vorschub leisten.</p>
          <p>Wir sagen es rund heraus, daß der italienische Krieg eine Schmach ist, mit der uns       Metternich beladen, wir fordern von der Nationalversammlung, daß sie diese Schmach von uns       nehme. Wir wollen keine Völker knechten, weil wir es uns von andern Nationen auch nicht       gefallen lassen wollen.</p>
          <p>Aber kein Mann fand sich in dem Reichstage, der Italien das Wort geredet hätte&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar061_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 25. Juli.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung des konstituirenden Reichstags wurden abermals Interpellationen von       Interesse an die Minister gerichtet.</p>
          <p>Abg.<hi rendition="#g">Sierakowski</hi> fragt, ob das vorige Ministerium verantwortlich       gewesen? <hi rendition="#g">Pillersdorf:</hi> Allerdings; die Ministerverantwortlichkeit sei       ja eins der ersten Zugeständnisse vom 15. März gewesen. Er selbst für seine Person sei bereit,       alle Akten des Ministeriums, dem er angehört, zu verantworten. <hi rendition="#g">Sierakowski:</hi> So werde ich in den nächsten Tagen eine Anklage gegen das Ministerium       Pillersdorf vor das Haus bringen.</p>
          <p>Abg. <hi rendition="#g">Fischer</hi> begründet einen Antrag auf vollständige Mittheilung der       Staatshaushalts-Tabellen durch das Finanzministerium. Er erinnert an die Phrase der Thronrede,       &#x201E;daß der Krieg in Italien nur einen ehrenvollen Frieden bezwecke,&#x201C; und da eine Hauptaufgabe       des &#x201E;ehrenvollen Friedens&#x201C; jedenfalls darin bestehe, die Lombardei und Venedig zur Uebernahme       des betreffenden Staatsschuldenantheils anzuhalten, so müsse, um dies Quantum auszumitteln,       der Reichstag den Abschluß des Staatshauptbuches einsehen.</p>
          <p>Der Finanzminister erwiedert, daß die Veröffentlichung des Verlangten vorbereitet wird.       Fischer verlangt noch, daß die Ausweise wenigstens von den drei vergangenen Jahren sein       müssen, was der Minister zusagt.</p>
          <p>Abg. <hi rendition="#g">Umlauft:</hi> ob das Ministerium schon Schritte wegen Rückkehr des       Kaisers gethan? Der Minister des Innern erklärt, daß der bereits abgesendete Kourier heute       oder morgen zurückerwartet werde, und die Antwort alsbald vor das Haus gebracht werden       solle.</p>
          <p><hi rendition="#g">Klaudy</hi> interpellirt abermals wegen des gesetzwidrigen Säbelregiments       in Böhmen. Justizminister <hi rendition="#g">Bach:</hi> das Ministerium habe die schleunigsten       Mittel ergriffen, um den gesetzlicheen Zustand herzustellen und die genauesten Berichte zu       erhalten. Wir geben Ihnen die feierliche Versicherung, die <hi rendition="#g">politische</hi> Seite dieser Frage wohl ins Auge zu fassen; wir werden uns daher auch hüten, das Beispiel       nachzuahmen, welches durch die monströsen <hi rendition="#g">politischen Tendenzprozesse</hi> zwei edle Nationen zur Losreißung zwang. (Lebhafter Beifall.) Die erwähnte Untersuchung wird       jedenfalls in neuem Geiste, <hi rendition="#g">öffentlich und mittelst Geschworenen</hi> geführt werden. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar061_013" type="jArticle">
          <head>Prag, 25. Juli.</head>
          <p>Hr. Appellationsrath Taschek ist vorgestern mittelst telegraphischer Depesche nach Wien       berufen worden, wahrscheinlich um über den Fortgang und die Ergebnisse der       Verschwörungs-Untersuchungs-Kommission, deren Vorsitzender er ist, dem Ministerium Auskünfte       zu ertheilen.</p>
          <bibl>(C. B. a. B.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar061_014" type="jArticle">
          <head>Rendsburg, 27. Juli.</head>
          <p>Von militärischen Operationen im Norden ist noch keine Kunde eingetroffen, so wie auch       weitere Allarmirungen unserer Küsten und Häfen durch dänische Kriegsschiffe nicht statt gehabt       zu haben scheinen.</p>
          <bibl>(F. H. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar061_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kopenhagen, 26. Juli.</head>
          <p>In Schonen, in der Umgegend von Malmö &#x201E;sind cirka 12,000 Mann schwedische Truppen       zusammengezogen worden in Folge der letzten Begebenheiten, um ihre Mobilisirung zu erleichtern       und sie disponibler zu machen.&#x201C; Von <hi rendition="#g">Veile</hi> schreibt man vom 23. Juli       daß der General Hedeman eine große Revue über seine sämmtlichen Truppen auf dem &#x201E;großen       Grunde&#x201C;, 1/2 Meile nördlich von hier abhielt, daß der Kammerherr Reedz im Hauptquartier       angekommen war und der Kriegsminister noch denselben Abend erwartet wurde. Die Redaktionen der       verschiedenen Blätter erhalten noch immer eine Menge Strümpfe, Schürzen, Tücher, und ganze       Ladungen Heu, Stroh, Korn und Mehl für die Armee geschenkt. Der dänische Patriotismus äußert       sich mehr in Natura als in baarem Gelde. &#x2012; Der Lüb. K. schreibt: Gleich nach dem Eingange der       Nachricht vom Abbruch der Waffenstillstands-Unterhandlungen, am Sonntage, ging Herr v. Harbou,       Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger Waffengefährte des Generals Cavaignac in den       algierischen Kriegen, mit dem Dampfschiffe &#x201E;Rob Roy&#x201C; über London nach Paris. Ueber die ihm       gewordenen Aufträge verlautet nichts. Der König ging am Montag nach Malmö hinüber und soll       dort eine sehr zufriedenstellende Besprechung mit dem Könige Oskar gehabt haben. An dem       Abbruche der Unterhandlungen hat, wie nunmehr verlautet, der Eifer keinen geringen Antheil,       mit welchem der Herzog von Augustenburg und die übrigen holsteinischen Prinzen einen zu ihrer       Kenntniß gelangten geheimen Artikel bekämpften, welcher sie insgesammt für die Dauer des       Waffenstillstandes aus den Herzogthümern verbannte.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar061_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 31. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 446.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus dem Venetianischen.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 31. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 446.</bibl>                </note>
          <head>Mailand.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 31. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 446.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 20. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar061_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 28. Juli.</head>
          <p>In der gestrigen Unterhaussitzung brachte Wakley eine Petition aus Finsbury vor, welche über       die arge Behandlung der chartistischen Gefangenen Beschwerde führt. Man gehe schlimmer mit       ihnen um, als mit den ärgsten Verbrechern; der Kopf sei ihnen fast kahl geschoren und sie zur       entwürdigensten Arbeit gezwungen. Ja der Wirklichkeit nach verfahre man gegen sie nicht, als       wären sie menschliche Wesen, sondern so als ob sie wilde Thiere wären. Das Alles geschehe auf       spezielle Anweisung des gegenwärtigen Staatssekretärs für's Innere. <hi rendition="#g">Caodwell</hi> überreicht neue Unterschriften zu der Petition aus Liverpool, die für jene       Stadt Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte beantragt. Auf eine Interpellation Monsell's wegen der       telegraphischen Berichte über den Ausbruch einer Revolution in Irland antwortet Sir G. Grey,       er habe alle Ursache zu glauben, daß diese Angaben und die Mittheilungen in den       Morgenjournalen ungegründet seien. Er habe beim Mayor in Liverpool angefragt und dieser ihm       geantwortet, daß die Nachrichten unächt wären. Hierauf theilte er die Art und Weise mit, wie       die Herren Wilmer und Sohn in Liverpool getäuscht und zur Uebersendung der Nachricht nach       London veranlaßt worden. Lord J. Russell fügte hinzu, daß leider wohlbekannte Personen in       Carrick und andern Orten zur Revolution aufreizten.</p>
          <p>Die <hi rendition="#g">Times</hi> erklärt heute in ihrem ersten leitenden Artikel, daß sie,       gleich den übrigen Morgenblättern, von der elektrischen Telegraphen-Gesellschaft die Nachricht       von dem Ausbruch einer Revolution in Irland erhalten. &#x201E;Die augenscheinliche Uebertreibung&#x201C;,       sagt die Times, &#x201E;schloß die Möglichkeit nicht aus, daß die Sache substantiell richtig war.&#x201C;       Die Times bemerkt ausdrücklich, daß sie die Nachricht nicht von ihrem Korrespondenten in       Liverpool, sondern direkt und unter Verantwortlichkeit der Telegraphengesellschaft von dieser       erhalten hat.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar061_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 28. Juli.</head>
          <p>Telegraphische Depesche aus Liverpool vom Donnerstag (27.) Abends. Die Post aus Dublin ist       eingetroffen. Die heute früh den Zeitungsagenten überlieferten Pakete enthielten Fälschungen.       Dublin ist ruhig. (Die telegraphische Depesche war entweder in <hi rendition="#g">Liverpool</hi> oder in <hi rendition="#g">Dublin fabrizirt worden).</hi> </p>
          <p>&#x2012; Der &#x201E; Standard&#x201C; vom 28. d. sagt in Betreff der aus Irland eingetroffenen falschen       Berichte:</p>
          <p>&#x201E;Die Nachricht eines wirklichen Ausbruchs der Rebellion in Irland, die in verschiedenen       Ausgaben aller gestrigen Morgenblätter erschien, und die wir auch im Standard abdrucken       ließen, erweißt sich nun als durchaus falsch. Ein Liverpooler Korrespondent wurde auf die       schmählichste Weise hintergangen. Unschuldig an dem ganzen Betruge theilte er die erhaltene       falsche Nachricht der Verwaltung des elektrischen Telegraphen mit, sodaß der Bericht an       sämmtliche Londoner Morgenblätter ging. Die Motive zu diesem Betruge mögen entweder in der       Absicht liegen, auf die Börse einzuwirken, oder in dem Wunsch die Raschheit des Handelns der       in London und in andern großen Städten wohnenden Irländer zu erproben.&#x201C; &#x2012; Die erste Ansicht,       daß die ganze Nachricht von einem Börsenspekulanten herrühre, schien in der City vorherrschend       zu sein, da man sich ähnlicher Manoeuvre gleich nach der Februar Revolution erinnerte.</p>
          <p>&#x2012; O'Brien und Meagher sind jenseits Carrick on-Suir, umgeben von den bewaffneten Bauern, und       entschlossen ihre Freiheit theuer zu verkaufen, wenn man sie verhaften will.</p>
          <bibl>(Morning Chronicle)</bibl>
          <p>&#x2012; Nach dem Korrespondenten des &#x201E;<hi rendition="#g">Northern Star&#x201C;</hi> erwartete man in       Dublin stündlich die Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes in den Peovinzen, um sodann       ebenfalls loszubrechen. Trotz der Proklamation (der Entwaffnung) sind noch keine Waffen       abgeliefert. Ueberall werden Piken geschmiedet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar061_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 27. Juli Abends.</head>
          <p>Heute ist Patrick O'Higgins, Chartist, des Hochverraths angeklagt, verhaftet worden. Man       fand in seinem Hause 1500 Gewehre und eine umfangreiche Korrespondenz mit englischen       Chartisten. Der gestern verwundete Polizeikonstabler wird am Leben erhalten bleiben. Smith       O'Brien langte am Dienstage in einem Dorfe bei Callan, Grafschaft Kilkenny, an. Im ganzen       Distrikt herrscht die größte Aufregung. Ein Infanterie- und ein Kavallerie Regiment stehen an       der Eisenbahn bereit, falls die mit dem letzten Zuge aus dem Süden eintreffenden Nachrichten       schlimm lauten sollten. Man hat eine Verschwörung gegen das Leben der Polizei-Konstablers und       der Schildwachen entdeckt und 8 darein verwickelte Personen verhaftet. Mehrere Theile des       Trinity-College und des Schlosses werden zum Staatsgefängniß eingerichtet. Man zählt auf       reiche Beute. Newgate ist in Vertheidigungsstand gesetzt und den politischen Gefangenen aller       Verkehr nach Außen abgeschnitten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar061_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Cork, 27. Juli, Mittags.</head>
          <p>Furchtbare Aufregung. Drei Regimenter sind in Schlachtordnung aufgestellt. In Cashel steht       ebenfalls sämmtliches Militär unter Waffen. In Youghal wurde auf eine Schildwache ein       Mordversuch gemacht.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar061_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>16</author></bibl> Paris, 29. Juli.</head>
          <p>Der Polizeipräfekt bevorschlagt die Vermehrung des vor dem Februar nur an 500 M. betragenden       Polizeikorps auf <hi rendition="#g">sechszehnhundert</hi> Mann; dies soll dem &#x201E;süßen Commerce&#x201C;       auf die Beine helfen und &#x201E;Vertrauen&#x201C; herstellen. Die &#x201E;France du XIX. Ciccle&#x201C; sagt: &#x201E;Polizirt       so viel ihr wollt, aber blamirt euch nicht vor den Augen der Menschheit. Wie lächerlich, wie       skandalös war's nicht, daß ein Mann Gottes, und noch dazu ein Protestant, der Herr Coquerel,       eifrig bei der Hand ist, dem weiblichen Geschlecht sogar die stumme Anwesenheit in den Klubs       zu untersagen! Die Protestanten rühmen sich so stark! Und was wäre aus dem Christenthum, was       aus dem Protestantismus geworden, hätte man dem weiblichen Geschlechte den Eintritt in die       christlichen und protestantischen Klubs damals verboten?&#x201C; Das Jesuitenblatt &#x201E;Univers&#x201C; belobt       freilich den Herrn Pastor, (dem die Frau Herzogin Orleans speziellen Dank wissen mag für die       Ehre, die er ihrem Geschlecht bewiesen) und der &#x201E;Drapeau National,&#x201C; dieser schlechte Abklatsch       des &#x201E;Drapeau Blanc&#x201C; unter Karl X., donnert gegen alle Klubs, <hi rendition="#g">ja selbst        gegen das Arbeitsanrecht</hi> &#x201E;das doch nur dem Brüderlichkeitsprinzipe schade, der       Almosenpflicht, der Spontaneität des christlichen Hingebens und liebevollen Annehmens, zudem       sei die Erde nur eine Prüfungsfrist u. s. w.&#x201C; Das &#x201E;Univers&#x201C;, ist übellaunig gegen Deutschlands       &#x201E;verdächtige Einheitsbestrebungen,&#x201C; worin es &#x201E;ein heimliches Kampfspiel&#x201C; gegen die römische       Kirche daselbst wittern will; die atheistische Denk- und Lebensweise sei ohnehin schon so weit       dort verbreitet, daß leicht bei politischer Einheit die noch &#x201E;gesund&#x201C; verbliebenen       Reichsländer angesteckt werden dürften; auch könne die deutsche Einheit der französischen       schaden; die Deutschen möchten doch ein Exempel an Frankreich nehmen, wohin man mit der       Centralisirungswuth endlich komme. Noch erbaulicher ist aber, daß dies barmherzige &#x201E;Univers&#x201C;       noch vor Februar so überreich an Zähren für &#x201E;das grüne Harfenland des St. Patrik,&#x201C; daß es für       die irländische &#x201E;Märtyrerkirche&#x201C; Geld bei den französischen Seigneurs und Kammermädchen       sammelte und die Leichenpredigt des Dominikaner Lacordaire auf O'Connell abdruckte, plötzlich       die pöbelhaftesten Schmähartikel gegen &#x201E;die kommunistischen rothen Republikaner Dublins, diese       kleine Bande Volksverführer und Verächter des Schattens des großen O'Connell schleudert,&#x201C; der       Insurrektion baldigen Untergang wünscht und hinzusetzt: &#x201E;Wer könnte nachher wohl noch dem       englischen Leoparden verargen, wenn er sich <hi rendition="#g">übermäßig</hi> rächt?&#x201C; So       giftig sprach selbst das &#x201E;Journal des Debats&#x201C; nicht, es sagte nur: &#x201E;man möge diese       Eigenthumszerstörer und Bauernaufwiegler nicht mit den Repealers alten Schlages, den echten       O'Connellisten, verwechseln&#x201C;. Nächstens werden wir wohl erleben, daß dies &#x201E;Univers&#x201C; die       polnische Nation desgleichen verhöhnt und den großen Nachfolgern Eichhorn's die Hand reicht.       Schon ist es mit der Schilderhebung der Kalabresen unzufrieden, und behauptet, Nikolaus sei       doch kein übler Regent. &#x2012; Der Präsident Marrast hat mit Geräusch eine Loge in der Oper miethen       lassen; &#x201E;er trägt sich wie ein Stutzer, und wenn er sein altes irdenes Jakobinerpfeifchen noch       einmal aus Versehen geraucht hat, begießt er sich hastig mit Eau de Mille Fleurs, und salbt       sich mit Narde und Oel, um den demokratischen Qualm loszuwerden, (sagt der Impartial du Nord),       denn der Marquis de la Repulique &#x2012; gibt's einen bessern Titel für ihn? er hieß übrigens schon       lange vor 1848 so &#x2012; besucht gar feine Salons, wie sie einem so tief blasirten Menschen, der       eine einzige hohle manierirte Phrase von Kopf bis Ferse geworden ist, gerade behagen. Vergiß       nicht, Frankreich, daß er schon von Louis Philipp bestimmt war, Premierminister der Regrntin       Orleans zu werden. Genieße der Marquis sein neues Glück; aber bedenke er, es gab in der       historischen Epoche, für die er einst sehr schwärmte, wilde Männer, die manchem Marquis       zuletzt zuriefen: <hi rendition="#g">springe, springe, Marquis,</hi>&#x201C; (am Laternenpfahl       nämlich). Das &#x201E;Journal de l'Aisne&#x201C; erbaut sein Bourgeoispublikum mit einigen Stellen, die       Marrast vor 14 Jahren über Dr. Jean Paul Marat, den Konventsmann, drucken ließ, worin heißt:       &#x201E;Dieser eherne Mensch, dieser Todesengel in Menschengestalt, schlug schnell, und scharf, und       unaufhörlich, und sonder Reue, denn er galt sich selber als der Bote des jüngsten Gerichts.       welches ein Volk hält nach achthundertjähriger Unterdrückung. Für jeden Volksgrimm, für jede       Volksrache weiß er ein Wort des Lobes oder der Entschuldigung, und wir müssen gestehen, er hat       so gewaltige Last auf seinen einzigen Namen gewälzt und wälzen lassen, daß uns schier graust       beim Anblicke, und nur ein <hi rendition="#g">Gesammtvolk</hi> vermag solche Bürde ihm tragen       zu helfen....&#x201C; Das Bourgeoisblatt geräth in Zuckungen der Wuth, Schreiber dieses auf dem       Präsidentensessel der Bourgeoisversammlung zu wissen, und denunzirt ihn hiermit.&#x2012; Während hoch       oben die Ritter des Geldkoffers und der Wohlredenheit Guerillakrieg aufführen, rückt die       Misere unten vor &#x201E;unerbittlich wie der Stundenzeiger der Sonnenuhr, den man abbrechen, aber       nicht dadurch die Sonne aufhalten kann,&#x201C; (La Republique) und mit der Misere der kalte Todeshaß       im Proletariat. In den großen Messerfabricken zu Thiers in der Auvergne sind alle Arbeiter auf       dem Pflaster, und die Bourgeoisie hat &#x201E;natürlich&#x201C; eintausend afrikanische Jäger &#x201E;als Garnison       zum Schutze gegen diese leicht verführbaren Proletarier&#x201C; kommen lassen. In den Fayencefabriken       zu Limoges, wo Pierre Leroux Einfluß hatte, ist die Luft auch wieder unrein, mehrere hohe       Industrielle sind von da nach Paris gereist, um &#x201E;Rücksprache&#x201C; zu nehmen. &#x201E;Es bleibt nichts       Anderes übrig, bemerkten mir gestern mehrere französische Gelehrte und Negozianten im Kaffee,       als, so leid es uns auch thut, den Satz auszusprechen; daß vor Ablauf dieses Jahrhunderts das       Proletariat, weit entfernt emanzipirt zu sein, von der zum Vollbewußtsein ihrer Kräfte und       Rechte gelangten Bourgevisie vollständig zusammengepreßt, in ein Instrument verwandelt werden       wird.&#x201C; &#x2012; &#x201E;Also ein modernes Sklaventhum?&#x201C; fragte ich.&#x2012; &#x201E;Ja wohl, aber noch strenger als je       eins in der Weltgeschichte.&#x201C;Bon soir, Messieurs! sagte ich und ging.</p>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 27. Juli.</head>
          <p>Als die siegreiche Partei plötzlich 14,000 Insurgenten in ihre Gewalt bekam und die       Unmöglichkeit erkannte, eine solche Masse zu richten und zu verurtheilen, kam man auf den       einfachen Gedanken, einer Deportation in Massa. &#x201E;Ihr Franzosen, wollt 14,000 Menschen       transportiren?&#x201C; schrieen gleich die englischen Journale. &#x201E;Wo wollt ihr das Geld hernehmen?       Wißt ihr, daß dies Euch mehr als ein Seekrieg zu stehn kommt?&#x201C; Die Franzosen störten sich an       diesen Aeußerungen nicht, und machten Vorbereitungsanstalten. Im Maße aber, als diese       Rüstungen vorwärtsschreiten, sehen sie ein, daß es keine so leichte Sache ist, die eine Hälfte       der Bevölkerung so zu sagen anderswo auf Kosten der andern Hälfte zu verpflanzen. Das Kapital       bekäme einen doppelten Stoß: die 14,000 Arbeiter sind ebensowohl ein Kapital, ein produktives       Kapital, als die Millionen, die man vom vorhandenen Kapital aufnehmen muß, um das Projekt der       Transportation in Ausführung zu bringen und das produktive Kapital dem Lande zu entziehen. In       der Unmöglichkeit der Ausführung hat, wie es allgemein heißt, die exekutive Gewalt den Plan       einer Amnestie gefaßt. Wenn die Geistlichkeit diese Amnestie auf Rechnung ihrer Fürbitten       setzen will, so ist sie im Irrthume.</p>
          <p>Die &#x201E;Insurgenten&#x201C; ihrerseits sind in diesem Augenblicke beschäftigt, eine Broschure in       Belgien zu 30,000 Abzügen drucken zu lassen, worin sie die verübten Grausamkeiten der       Nationalgarde an den Tag bringen wollen. Man spreche nur nicht von dieser &#x201E;Partei&#x201C; als von       einer &#x201E;Minorität&#x201C;. Eine Minorität, welche
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[0305/0003] wuth verfallen seien. Freilich die Camarilla und die ganze Reaktonspartei wünscht, es wäre so. Daß dem aber nicht so ist, davon kann sich Jeder überzeugen, der in hiesigen öffentlichen Lokalen Unterhaltungen über diesen Gegenstand beiwohnt. Man lese zugleich, was die „Allgm. Oestr. Zeitg.“, das beste Organ der demokratischen Partei in Oesterreich, in ihrer gestrigen Nr. bei Beurtheilung der Reichstagsdebatten über Straßer's Vorschlag zu einem provisorischen Rekrutirungsgesetz, sagt: „Auch wir achten unsere tapferen Brüder in Italien, aber die Wiener Nationalversammlung darf dem österreichischen Kriege in Italien keinen Vorschub leisten. Wir sagen es rund heraus, daß der italienische Krieg eine Schmach ist, mit der uns Metternich beladen, wir fordern von der Nationalversammlung, daß sie diese Schmach von uns nehme. Wir wollen keine Völker knechten, weil wir es uns von andern Nationen auch nicht gefallen lassen wollen. Aber kein Mann fand sich in dem Reichstage, der Italien das Wort geredet hätte“ * Wien, 25. Juli. In der heutigen Sitzung des konstituirenden Reichstags wurden abermals Interpellationen von Interesse an die Minister gerichtet. Abg.Sierakowski fragt, ob das vorige Ministerium verantwortlich gewesen? Pillersdorf: Allerdings; die Ministerverantwortlichkeit sei ja eins der ersten Zugeständnisse vom 15. März gewesen. Er selbst für seine Person sei bereit, alle Akten des Ministeriums, dem er angehört, zu verantworten. Sierakowski: So werde ich in den nächsten Tagen eine Anklage gegen das Ministerium Pillersdorf vor das Haus bringen. Abg. Fischer begründet einen Antrag auf vollständige Mittheilung der Staatshaushalts-Tabellen durch das Finanzministerium. Er erinnert an die Phrase der Thronrede, „daß der Krieg in Italien nur einen ehrenvollen Frieden bezwecke,“ und da eine Hauptaufgabe des „ehrenvollen Friedens“ jedenfalls darin bestehe, die Lombardei und Venedig zur Uebernahme des betreffenden Staatsschuldenantheils anzuhalten, so müsse, um dies Quantum auszumitteln, der Reichstag den Abschluß des Staatshauptbuches einsehen. Der Finanzminister erwiedert, daß die Veröffentlichung des Verlangten vorbereitet wird. Fischer verlangt noch, daß die Ausweise wenigstens von den drei vergangenen Jahren sein müssen, was der Minister zusagt. Abg. Umlauft: ob das Ministerium schon Schritte wegen Rückkehr des Kaisers gethan? Der Minister des Innern erklärt, daß der bereits abgesendete Kourier heute oder morgen zurückerwartet werde, und die Antwort alsbald vor das Haus gebracht werden solle. Klaudy interpellirt abermals wegen des gesetzwidrigen Säbelregiments in Böhmen. Justizminister Bach: das Ministerium habe die schleunigsten Mittel ergriffen, um den gesetzlicheen Zustand herzustellen und die genauesten Berichte zu erhalten. Wir geben Ihnen die feierliche Versicherung, die politische Seite dieser Frage wohl ins Auge zu fassen; wir werden uns daher auch hüten, das Beispiel nachzuahmen, welches durch die monströsen politischen Tendenzprozesse zwei edle Nationen zur Losreißung zwang. (Lebhafter Beifall.) Die erwähnte Untersuchung wird jedenfalls in neuem Geiste, öffentlich und mittelst Geschworenen geführt werden. (Stürmischer, langanhaltender Beifall. Prag, 25. Juli. Hr. Appellationsrath Taschek ist vorgestern mittelst telegraphischer Depesche nach Wien berufen worden, wahrscheinlich um über den Fortgang und die Ergebnisse der Verschwörungs-Untersuchungs-Kommission, deren Vorsitzender er ist, dem Ministerium Auskünfte zu ertheilen. (C. B. a. B.) Rendsburg, 27. Juli. Von militärischen Operationen im Norden ist noch keine Kunde eingetroffen, so wie auch weitere Allarmirungen unserer Küsten und Häfen durch dänische Kriegsschiffe nicht statt gehabt zu haben scheinen. (F. H. Z.) Dänemark. * Kopenhagen, 26. Juli. In Schonen, in der Umgegend von Malmö „sind cirka 12,000 Mann schwedische Truppen zusammengezogen worden in Folge der letzten Begebenheiten, um ihre Mobilisirung zu erleichtern und sie disponibler zu machen.“ Von Veile schreibt man vom 23. Juli daß der General Hedeman eine große Revue über seine sämmtlichen Truppen auf dem „großen Grunde“, 1/2 Meile nördlich von hier abhielt, daß der Kammerherr Reedz im Hauptquartier angekommen war und der Kriegsminister noch denselben Abend erwartet wurde. Die Redaktionen der verschiedenen Blätter erhalten noch immer eine Menge Strümpfe, Schürzen, Tücher, und ganze Ladungen Heu, Stroh, Korn und Mehl für die Armee geschenkt. Der dänische Patriotismus äußert sich mehr in Natura als in baarem Gelde. ‒ Der Lüb. K. schreibt: Gleich nach dem Eingange der Nachricht vom Abbruch der Waffenstillstands-Unterhandlungen, am Sonntage, ging Herr v. Harbou, Adjutant unseres Kriegsministers und mehrjähriger Waffengefährte des Generals Cavaignac in den algierischen Kriegen, mit dem Dampfschiffe „Rob Roy“ über London nach Paris. Ueber die ihm gewordenen Aufträge verlautet nichts. Der König ging am Montag nach Malmö hinüber und soll dort eine sehr zufriedenstellende Besprechung mit dem Könige Oskar gehabt haben. An dem Abbruche der Unterhandlungen hat, wie nunmehr verlautet, der Eifer keinen geringen Antheil, mit welchem der Herzog von Augustenburg und die übrigen holsteinischen Prinzen einen zu ihrer Kenntniß gelangten geheimen Artikel bekämpften, welcher sie insgesammt für die Dauer des Waffenstillstandes aus den Herzogthümern verbannte. Italien. * Aus dem Venetianischen. _ Mailand. _ * Rom, 20. Juli. _ Großbritannien. * London, 28. Juli. In der gestrigen Unterhaussitzung brachte Wakley eine Petition aus Finsbury vor, welche über die arge Behandlung der chartistischen Gefangenen Beschwerde führt. Man gehe schlimmer mit ihnen um, als mit den ärgsten Verbrechern; der Kopf sei ihnen fast kahl geschoren und sie zur entwürdigensten Arbeit gezwungen. Ja der Wirklichkeit nach verfahre man gegen sie nicht, als wären sie menschliche Wesen, sondern so als ob sie wilde Thiere wären. Das Alles geschehe auf spezielle Anweisung des gegenwärtigen Staatssekretärs für's Innere. Caodwell überreicht neue Unterschriften zu der Petition aus Liverpool, die für jene Stadt Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte beantragt. Auf eine Interpellation Monsell's wegen der telegraphischen Berichte über den Ausbruch einer Revolution in Irland antwortet Sir G. Grey, er habe alle Ursache zu glauben, daß diese Angaben und die Mittheilungen in den Morgenjournalen ungegründet seien. Er habe beim Mayor in Liverpool angefragt und dieser ihm geantwortet, daß die Nachrichten unächt wären. Hierauf theilte er die Art und Weise mit, wie die Herren Wilmer und Sohn in Liverpool getäuscht und zur Uebersendung der Nachricht nach London veranlaßt worden. Lord J. Russell fügte hinzu, daß leider wohlbekannte Personen in Carrick und andern Orten zur Revolution aufreizten. Die Times erklärt heute in ihrem ersten leitenden Artikel, daß sie, gleich den übrigen Morgenblättern, von der elektrischen Telegraphen-Gesellschaft die Nachricht von dem Ausbruch einer Revolution in Irland erhalten. „Die augenscheinliche Uebertreibung“, sagt die Times, „schloß die Möglichkeit nicht aus, daß die Sache substantiell richtig war.“ Die Times bemerkt ausdrücklich, daß sie die Nachricht nicht von ihrem Korrespondenten in Liverpool, sondern direkt und unter Verantwortlichkeit der Telegraphengesellschaft von dieser erhalten hat. * London, 28. Juli. Telegraphische Depesche aus Liverpool vom Donnerstag (27.) Abends. Die Post aus Dublin ist eingetroffen. Die heute früh den Zeitungsagenten überlieferten Pakete enthielten Fälschungen. Dublin ist ruhig. (Die telegraphische Depesche war entweder in Liverpool oder in Dublin fabrizirt worden). ‒ Der „ Standard“ vom 28. d. sagt in Betreff der aus Irland eingetroffenen falschen Berichte: „Die Nachricht eines wirklichen Ausbruchs der Rebellion in Irland, die in verschiedenen Ausgaben aller gestrigen Morgenblätter erschien, und die wir auch im Standard abdrucken ließen, erweißt sich nun als durchaus falsch. Ein Liverpooler Korrespondent wurde auf die schmählichste Weise hintergangen. Unschuldig an dem ganzen Betruge theilte er die erhaltene falsche Nachricht der Verwaltung des elektrischen Telegraphen mit, sodaß der Bericht an sämmtliche Londoner Morgenblätter ging. Die Motive zu diesem Betruge mögen entweder in der Absicht liegen, auf die Börse einzuwirken, oder in dem Wunsch die Raschheit des Handelns der in London und in andern großen Städten wohnenden Irländer zu erproben.“ ‒ Die erste Ansicht, daß die ganze Nachricht von einem Börsenspekulanten herrühre, schien in der City vorherrschend zu sein, da man sich ähnlicher Manoeuvre gleich nach der Februar Revolution erinnerte. ‒ O'Brien und Meagher sind jenseits Carrick on-Suir, umgeben von den bewaffneten Bauern, und entschlossen ihre Freiheit theuer zu verkaufen, wenn man sie verhaften will. (Morning Chronicle) ‒ Nach dem Korrespondenten des „Northern Star“ erwartete man in Dublin stündlich die Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes in den Peovinzen, um sodann ebenfalls loszubrechen. Trotz der Proklamation (der Entwaffnung) sind noch keine Waffen abgeliefert. Ueberall werden Piken geschmiedet. * Dublin, 27. Juli Abends. Heute ist Patrick O'Higgins, Chartist, des Hochverraths angeklagt, verhaftet worden. Man fand in seinem Hause 1500 Gewehre und eine umfangreiche Korrespondenz mit englischen Chartisten. Der gestern verwundete Polizeikonstabler wird am Leben erhalten bleiben. Smith O'Brien langte am Dienstage in einem Dorfe bei Callan, Grafschaft Kilkenny, an. Im ganzen Distrikt herrscht die größte Aufregung. Ein Infanterie- und ein Kavallerie Regiment stehen an der Eisenbahn bereit, falls die mit dem letzten Zuge aus dem Süden eintreffenden Nachrichten schlimm lauten sollten. Man hat eine Verschwörung gegen das Leben der Polizei-Konstablers und der Schildwachen entdeckt und 8 darein verwickelte Personen verhaftet. Mehrere Theile des Trinity-College und des Schlosses werden zum Staatsgefängniß eingerichtet. Man zählt auf reiche Beute. Newgate ist in Vertheidigungsstand gesetzt und den politischen Gefangenen aller Verkehr nach Außen abgeschnitten. * Cork, 27. Juli, Mittags. Furchtbare Aufregung. Drei Regimenter sind in Schlachtordnung aufgestellt. In Cashel steht ebenfalls sämmtliches Militär unter Waffen. In Youghal wurde auf eine Schildwache ein Mordversuch gemacht. Französische Republik. 16 Paris, 29. Juli. Der Polizeipräfekt bevorschlagt die Vermehrung des vor dem Februar nur an 500 M. betragenden Polizeikorps auf sechszehnhundert Mann; dies soll dem „süßen Commerce“ auf die Beine helfen und „Vertrauen“ herstellen. Die „France du XIX. Ciccle“ sagt: „Polizirt so viel ihr wollt, aber blamirt euch nicht vor den Augen der Menschheit. Wie lächerlich, wie skandalös war's nicht, daß ein Mann Gottes, und noch dazu ein Protestant, der Herr Coquerel, eifrig bei der Hand ist, dem weiblichen Geschlecht sogar die stumme Anwesenheit in den Klubs zu untersagen! Die Protestanten rühmen sich so stark! Und was wäre aus dem Christenthum, was aus dem Protestantismus geworden, hätte man dem weiblichen Geschlechte den Eintritt in die christlichen und protestantischen Klubs damals verboten?“ Das Jesuitenblatt „Univers“ belobt freilich den Herrn Pastor, (dem die Frau Herzogin Orleans speziellen Dank wissen mag für die Ehre, die er ihrem Geschlecht bewiesen) und der „Drapeau National,“ dieser schlechte Abklatsch des „Drapeau Blanc“ unter Karl X., donnert gegen alle Klubs, ja selbst gegen das Arbeitsanrecht „das doch nur dem Brüderlichkeitsprinzipe schade, der Almosenpflicht, der Spontaneität des christlichen Hingebens und liebevollen Annehmens, zudem sei die Erde nur eine Prüfungsfrist u. s. w.“ Das „Univers“, ist übellaunig gegen Deutschlands „verdächtige Einheitsbestrebungen,“ worin es „ein heimliches Kampfspiel“ gegen die römische Kirche daselbst wittern will; die atheistische Denk- und Lebensweise sei ohnehin schon so weit dort verbreitet, daß leicht bei politischer Einheit die noch „gesund“ verbliebenen Reichsländer angesteckt werden dürften; auch könne die deutsche Einheit der französischen schaden; die Deutschen möchten doch ein Exempel an Frankreich nehmen, wohin man mit der Centralisirungswuth endlich komme. Noch erbaulicher ist aber, daß dies barmherzige „Univers“ noch vor Februar so überreich an Zähren für „das grüne Harfenland des St. Patrik,“ daß es für die irländische „Märtyrerkirche“ Geld bei den französischen Seigneurs und Kammermädchen sammelte und die Leichenpredigt des Dominikaner Lacordaire auf O'Connell abdruckte, plötzlich die pöbelhaftesten Schmähartikel gegen „die kommunistischen rothen Republikaner Dublins, diese kleine Bande Volksverführer und Verächter des Schattens des großen O'Connell schleudert,“ der Insurrektion baldigen Untergang wünscht und hinzusetzt: „Wer könnte nachher wohl noch dem englischen Leoparden verargen, wenn er sich übermäßig rächt?“ So giftig sprach selbst das „Journal des Debats“ nicht, es sagte nur: „man möge diese Eigenthumszerstörer und Bauernaufwiegler nicht mit den Repealers alten Schlages, den echten O'Connellisten, verwechseln“. Nächstens werden wir wohl erleben, daß dies „Univers“ die polnische Nation desgleichen verhöhnt und den großen Nachfolgern Eichhorn's die Hand reicht. Schon ist es mit der Schilderhebung der Kalabresen unzufrieden, und behauptet, Nikolaus sei doch kein übler Regent. ‒ Der Präsident Marrast hat mit Geräusch eine Loge in der Oper miethen lassen; „er trägt sich wie ein Stutzer, und wenn er sein altes irdenes Jakobinerpfeifchen noch einmal aus Versehen geraucht hat, begießt er sich hastig mit Eau de Mille Fleurs, und salbt sich mit Narde und Oel, um den demokratischen Qualm loszuwerden, (sagt der Impartial du Nord), denn der Marquis de la Repulique ‒ gibt's einen bessern Titel für ihn? er hieß übrigens schon lange vor 1848 so ‒ besucht gar feine Salons, wie sie einem so tief blasirten Menschen, der eine einzige hohle manierirte Phrase von Kopf bis Ferse geworden ist, gerade behagen. Vergiß nicht, Frankreich, daß er schon von Louis Philipp bestimmt war, Premierminister der Regrntin Orleans zu werden. Genieße der Marquis sein neues Glück; aber bedenke er, es gab in der historischen Epoche, für die er einst sehr schwärmte, wilde Männer, die manchem Marquis zuletzt zuriefen: springe, springe, Marquis,“ (am Laternenpfahl nämlich). Das „Journal de l'Aisne“ erbaut sein Bourgeoispublikum mit einigen Stellen, die Marrast vor 14 Jahren über Dr. Jean Paul Marat, den Konventsmann, drucken ließ, worin heißt: „Dieser eherne Mensch, dieser Todesengel in Menschengestalt, schlug schnell, und scharf, und unaufhörlich, und sonder Reue, denn er galt sich selber als der Bote des jüngsten Gerichts. welches ein Volk hält nach achthundertjähriger Unterdrückung. Für jeden Volksgrimm, für jede Volksrache weiß er ein Wort des Lobes oder der Entschuldigung, und wir müssen gestehen, er hat so gewaltige Last auf seinen einzigen Namen gewälzt und wälzen lassen, daß uns schier graust beim Anblicke, und nur ein Gesammtvolk vermag solche Bürde ihm tragen zu helfen....“ Das Bourgeoisblatt geräth in Zuckungen der Wuth, Schreiber dieses auf dem Präsidentensessel der Bourgeoisversammlung zu wissen, und denunzirt ihn hiermit.‒ Während hoch oben die Ritter des Geldkoffers und der Wohlredenheit Guerillakrieg aufführen, rückt die Misere unten vor „unerbittlich wie der Stundenzeiger der Sonnenuhr, den man abbrechen, aber nicht dadurch die Sonne aufhalten kann,“ (La Republique) und mit der Misere der kalte Todeshaß im Proletariat. In den großen Messerfabricken zu Thiers in der Auvergne sind alle Arbeiter auf dem Pflaster, und die Bourgeoisie hat „natürlich“ eintausend afrikanische Jäger „als Garnison zum Schutze gegen diese leicht verführbaren Proletarier“ kommen lassen. In den Fayencefabriken zu Limoges, wo Pierre Leroux Einfluß hatte, ist die Luft auch wieder unrein, mehrere hohe Industrielle sind von da nach Paris gereist, um „Rücksprache“ zu nehmen. „Es bleibt nichts Anderes übrig, bemerkten mir gestern mehrere französische Gelehrte und Negozianten im Kaffee, als, so leid es uns auch thut, den Satz auszusprechen; daß vor Ablauf dieses Jahrhunderts das Proletariat, weit entfernt emanzipirt zu sein, von der zum Vollbewußtsein ihrer Kräfte und Rechte gelangten Bourgevisie vollständig zusammengepreßt, in ein Instrument verwandelt werden wird.“ ‒ „Also ein modernes Sklaventhum?“ fragte ich.‒ „Ja wohl, aber noch strenger als je eins in der Weltgeschichte.“Bon soir, Messieurs! sagte ich und ging. 12 Paris, 27. Juli. Als die siegreiche Partei plötzlich 14,000 Insurgenten in ihre Gewalt bekam und die Unmöglichkeit erkannte, eine solche Masse zu richten und zu verurtheilen, kam man auf den einfachen Gedanken, einer Deportation in Massa. „Ihr Franzosen, wollt 14,000 Menschen transportiren?“ schrieen gleich die englischen Journale. „Wo wollt ihr das Geld hernehmen? Wißt ihr, daß dies Euch mehr als ein Seekrieg zu stehn kommt?“ Die Franzosen störten sich an diesen Aeußerungen nicht, und machten Vorbereitungsanstalten. Im Maße aber, als diese Rüstungen vorwärtsschreiten, sehen sie ein, daß es keine so leichte Sache ist, die eine Hälfte der Bevölkerung so zu sagen anderswo auf Kosten der andern Hälfte zu verpflanzen. Das Kapital bekäme einen doppelten Stoß: die 14,000 Arbeiter sind ebensowohl ein Kapital, ein produktives Kapital, als die Millionen, die man vom vorhandenen Kapital aufnehmen muß, um das Projekt der Transportation in Ausführung zu bringen und das produktive Kapital dem Lande zu entziehen. In der Unmöglichkeit der Ausführung hat, wie es allgemein heißt, die exekutive Gewalt den Plan einer Amnestie gefaßt. Wenn die Geistlichkeit diese Amnestie auf Rechnung ihrer Fürbitten setzen will, so ist sie im Irrthume. Die „Insurgenten“ ihrerseits sind in diesem Augenblicke beschäftigt, eine Broschure in Belgien zu 30,000 Abzügen drucken zu lassen, worin sie die verübten Grausamkeiten der Nationalgarde an den Tag bringen wollen. Man spreche nur nicht von dieser „Partei“ als von einer „Minorität“. Eine Minorität, welche

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 61. Köln, 31. Juli 1848, S. 0305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz061_1848/3>, abgerufen am 27.04.2024.