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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 125. Köln, 25. Oktober 1848.

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steht das Volk moralisch über den Soldaten, und diese, durch ihre Stellung entmuthigt, fühlen sich in einem Zustande unsäglicher Erniedrigung.

Rom, 10. Okt.

Der Kardinalvikar hat unterm 6. Oktober eine Bekanntmachung erlassen, welche für die Finanzverhältnisse des Kirchenstaats von der allerhöchsten Wichtigkeit ist. Den 1. Jan. 1849 nämlich ist die erste Ratenzahlung der auf Kirchengüter aufgenommenen 2 Mill. in Betrag von 200,000 Scudi fällig. Da das Aerarium nicht im Stande ist, eine so bedeutende Summe bis dahin aufzubringen, so würde den eingegangenen Verpflichtungen gemäß zum Verkauf eines Theils hypothekirten Kirchengüter geschritten werden müssen. Dies zu verhindern, wird sowohl die Welt- als Ordensgeistlichkeit verpflichtet, den mäßigen Beitrag von 80 Bajocchi auf jedes Hundert im Kataster verzeichneter Scudi einzuzahlen, wodurch nicht bloß jene erste Ratenzahlung, sondern im Laufe von 10 Jahren die ganze Schuld abgetragen sein wird. Da nun den Kirchengütern jene Summe noch obenein verzinst wird, so hat auch diese leichte Steuer keine andere Bedeutung, als die eines Darlehens. - General Durando ist durch die zur Untersuchung der gegen ihn erhobenen Anklagepunkte niedergesetzte Kommission freigesprochen worden. Der interimistische Kriegsminister hat sich den Befehlshaber der Schweizesbatterie, Oberst Lentulus, zum Beistand kommen lassen. - Einem diplomatischen Festmahl, welches der Botschafter der franz. Republik vorgestern gab, wohnte nicht bloß der Kardinal Drioli, sondern auch der Minister des Innern, Graf Rossi, bei, welches auch beweisen kann, wie geschickt sich dieser gewandte Staatsmann zu seinem Nachfolger zu stellen gewußt hat. - Vorgestern Abend 7 1/2 Uhr und vergangene Nacht 1 Uhr wurden hier starke Erdstöße verspürt.

(A. A. Z.)
* Messina, 10. Okt.

Ganz Sizilien rüstet sich auf's Neue zum Kampfe. Hier und in Milazzo protestiren die Bewohner gegen die neapolitanische Besatzung in der eklatantesten Weise. Catana, Agrigente, Trapani, überhaupt die bedeutendsten Städte des Landes schicken Adressen an das Parlament von Palermo, um ihre Sympathie und ihr Devouement für die Sache der italienischen Unabhängigkeit an den Tag zu legen. Alle Sizilianer, die sich in Neapel aufhielten, haben den Befehl erhalten, in 24 Stunden die Stadt zu verlassen.

Belgien.
* Lüttich.

"Dank den freisinnigen Institutionen" des Musterstaates betrug in Lüttich z.B. die Zahl der im Wohlthätigkeitsbureau eingeschriebenen Hülfsbedürftigen über 6000 im Jahre 1847. Diese Listen enthielten mehr als 23,000 Individuen, d.h. ungefähr ein Drittheil der Einwohnerzahl der Stadt Lüttich.

Französische Republik.
17 Paris, 22. Okt.

Wie wuthzitternd, bis zu totalem Cretinismus hinabsinkend, die königliche und Bourgoispresse Frankreichs gegen uns deutsche Demokraten kläfft und geifert, zeigt sich heute, zum hundertsten Male, wieder im "Corfaire" des edeln Herrn Virmaitre (der notabene neulich einen Brief publizirte, worin ihm von rothen Republikanern mit dem Strick gedroht ward). Die Augsb. Zeitung, die sechszigjährige Mumie des status quo Europa's, verwandelt sich, sie putzt sich mit der phrygischen rothen Mütze, hu! welch ein Roth! Das deutsche Roth ist abscheulich, ist Ochsenblut (wer erkennt hierin nicht Herrn A. Weill?) Diese Augsburgerin lobt die Wiener Metzeleien; ja, sie ruft: in Kurzem feiert der Elsaß das Andenken seiner Vereinigung mit Frankreich; ihr dummen Elsäßer, die ihr französisch stammelt, vergeßt nicht, daß vor eurem 24. Oktober der 18., der Tag Leipzig's fällt. Woraus sich ergibt, daß die deutschen Demokraten an nichts als an das Losreißen des Elsaß und Lothringens von Frankreich denken, und La Reforme und Democratie pacifique, die über jede überrheinische Erschütterung jubeln, stecken in der dicksten Unwissenheit, was die deutsche Demokratenpartei betrifft. Ein Franzose, der der deutschen rothen Fahne Glück wünscht, ist ganz einfach ein Vaterlandsverräther; dieses mögen sich unsere purpurrothen Sozialschriftsteller merken." Der schätzenswerthe Industrieritter A. Weill belehrt in derselben Nummer seine Leser, die Terroristen glichen den Hummeln und nicht den Bienen und ruft: "diese Leute haben keine Augen zu sehen, keine Vernunft; haben sie Herz? sie möchten sterben für Frankreich. Gut, aber das ist nicht genug, man muß für dasselbe zu leben wissen." Erinnern sie sich noch an Alexander Dumas, den Romanschreiber und Louis Philipp'schen Hoffreund, den allerliebsten Marquis de La Pailleterie, welchen Titel er sich vom Herzog Montpensier geben ließ? er wüthete im Sommer gegen Sozialismus, kleisterte sich Tausende von Malen an alle Wände als Kammerkandidat, fiel mit Glanz allemal durch und - läßt jetzt im Theatre historique sein neuestes Drama spielen, worin Lamartine als Cicero, von Blanqui, Barbes als Catilina auf die effektvollste Weise und unter endlosem Applaus der Galerieen allabendlich blamirt wird. - Die Bankette der Sozialdemokraten mehren sich so, daß die volksfeindlichen Blätter eine neue Septembergesetzgebung gegen diese "gemüthaufregende und geistbethörende" Agitation beanspruchen. Auch ist wahrscheinlich bald ein solcher Schlag zu gewärtigen, schon kam ein dahin zielender Vorschlag in die Kammer; das royalistische Ministerium Dufaure will sich auf diese heitere Weise einweihen. Cavaignac macht sein saures Gesicht dazu und erscheint täglich in tristerm Lichte; der "National de L'Quest" nennt ihn sehr richtig "eine gar armselige, dürre, langweilige Persönlichkeit, der zu seinem großen Bruder sich kaum verhält, wie ein Stallmeister zu einem hohen Ritter:" Durch alle 86 Departemente strömt jetzt die brausende Sturmfluth der Banket-Agitation, jede Woche soll fortan in jedem wenigstens ein demokratisches, wo möglich sozial-demokratisches Banket gefeiert werden und zwar möglichst billig, um den Blousen den Eintritt zu erleichtern. Die Volksfeinde wollen auch Bankette machen, kriegen aber wenig Gäste; ihre Hauptmanöver bestehen jetzt in lächerlichen Wallfahrten in Masse der uniformirten Bürgerwehr eines Ortes zu der eines andern, wobei natürlich zuletzt auch getafelt und getoastet wird. Zwei Pariser Legionen sind neulich in Orleans und Boulogne gewesen, von wo sie bis England vordrangen, wo sie mit Seitengewehr, doch ohne Flinten, die Marseillaise singend, bei John Bull ein großes Erstaunen erregten; jetzt geht die eilfte Bourgoislegion nach Calais und London, auch spricht man von einem Bankett, welches Paris einer Deputation des Londoner Stadtrathes, die nächstens herkommen soll, geben werde. Das ist das "innige, Herz und Seele ergreifende, Europa's Wohlfahrt und Civilisation gegen die Vernichter des Handels, Eigenthums und der Moral sicherstellende Zusammenwirken aller europäischen Bourgeoisieen." John Bull hat jedenfalls wieder sein Gaudium an dieser republikanischen Fortsetzung des Louis Philipp'schen "herzlichen Einverständnisses;" natürlich lächelt im Hintergrunde eine bereits im Journal des Debats angeregte Anleihe in England, wobei die hiesigen Bourgeois auf's Ergötzlichste über den Löffel barbirt werden dürften.

* Auch ein kleiner Beitrag zur Characteristik der Bourgeoisre publik. Die Pariser Blätter erzählen von einer Frau Bridault, die während der Junitage aus reiner Menschenliebe mehrere Verwundete bei sich aufgenommen und, als dieselben später zur Ambulance gebracht wurden, zur Erleichterung des Transports Matatzen, Kopfkissen, Leintücher, kurz alles nöthige Bettzeug hergeliehen hatte. Jetzt werden alle diese Gegenstände vergeblich von ihr reklamirt. Die Mairie des zweiten Arrondissements will von nichts wissen, und Frau Bridault, die krank und sehr arm ist, schläft auf Stroh, bis es den Herren Bourgeois gefallen wird, ihr das zurückzugeben, was sie so großmüthig geliehen. Herr Berger, an welchen sie sich persönlich wandte, soll ihr geantwortet haben: man muß die Reichen machen lassen.

* Die "Reform" schreibt unter'm 21. Oktober: Es ist klar, daß die royalistische Ligue für den Augenblick keinen andern Plan hat, als uns einfach auf 1830 zurückzuführen; als die Herrschaft der Mittelklasse wieder herzustellen, indem sie, wenn es sich thun läßt, das demokratische Gebäude des Februars vom Giebel bis zur Basis zerstört. Man arrangirt eine Monarchie ohne König, oder, wenn man das vorzieht, eine Bourgeoisrepublick mit ihrem Egoismus und ihren Privilegien, mit ihrer Krämermiliz, ihrem Börsen- und ihrem Geldsackstolze. Es ist eben immer das Regiment der Banquiers, der Rentiers, das Regiment der provinziellen Grundbesitzer und der Priester; es ist, was man das System der Ordnung nennt, der Ordnung ohne Freiheit und ohne Gleichheit.

Deswegen wird man, was den Augenblick betrifft, weder Heinrich V., noch Joinville, noch Bonaparte predigen; man wird vielleicht, wenn es noth thut, selbst der Republik ein Hoch bringen; aber was liegt daran? Man hat eine Republik Bern und eine Republik Zug; man hat vor Zeiten auch die Republiken Genua und Venedig gehabt; aber was hat Alles das mit der französischen Republik zu thun, die man nicht will? Was man will, ist die Oligarchie, die Aristokratie (wir bitten um Verzeihung, wir hätten beinahe gesagt, die Bourgeoisie); was man will, ist die Herrschaft der Wenigen und die Unterdrückung der Vielen.

Das ist die Bedeutung des quasi-königlichen Ministeriums. Was gelten uns Herr Dufaure und Herr Vivien? Welcher von den Angestellten des Februars ist denn übrig geblieben? Wen kann man noch zurückrufen, nachdem Herr Senard vorübergegangen ist? O nein, die Minister des Königthums sind es, die uns interessiren. Ihre Rückkehr zur Gewalt ist das insolenteste Manifest, welches die Feinde der Revolution noch gewagt haben. Die Solidarität, welche die Herren Marie, Bastide und Goudchaux so leicht übernommen, wird die Schmach ihres Falles nicht auslöschen; ihre Nachfolger pochen ans Thor, und, möge geschehen was wolle, was können wir zurückzuwünschen haben? Welche Apostasie der letzten achtzehn Jahre gibt es, welche Herr Marie nicht heute selbst rehabilitirt hätte?

Paris, 22. Octbr.

Der Pariser Stadtrath hat beschlossen, durch den Seine-Präfekten die 147,000 Metres Uniform-Tuch wieder verkaufen zu lassen, in welche Marrast "Maire von Paris" die arme Bürgerwehr kleiden wollte.

- Heute Sonntag, weder Börse noch Nationalversammlung. Dagegen findet im Tuilerienhofe eine große Revue vieler Legionen der Bürgerwehr vor ihrem Ober-Kommandanten Changarnier statt.

- Dem Vernehmen nach ist die Wahl des Präsidenten der Republik vom 25. Nov. auf den 10. Dezember verschoben.

- Clavel, in Turin wohnhaft, aber durch seine demokratischen Werke, z. B. Histoire de la francmaconerie etc., überall bekannt, ist gestorben. Clavel war dort Kanzler.

- Die Berliner Zeitungen (Staats-Anzeiger, Zeitungs-Halle etc.), sowie die Neue Rheinische Zeitung, sind heute in Paris nicht eingetroffen. Ebenso fehlen uns alle Berichte aus Wien nach dem 10. Oktober Mittags.

- Das Volk von Havre hat folgende Bittschrift an die Nationalversammlung geschickt:

"Bürger, Repräsentanten! In Gegenwart des fortwährenden Steigens der Getreidepreise auf unseren Märkten; in Erinnerung des Elendes, das uns in Folge der letzten Lebensmitteltheurung traf; im Angesicht täglicher Einschiffungen, die das auf französischem Boden gewonnene Produkt dem Auslande zuführen; in Befürchtung daß die Spekulatoren Englands, als geborene oder besoldete Feinde der Republik, dieselbe auszuhungern suchen, - erscheinen wir vor Ihnen mit der Bitte, dem Chef der Vollziehungsgewalt aufzugeben, daß er in möglichst kurzer Frist ein Dekret erlasse, welches alle Ausfuhr von Getreide, Gemüse und anderen Lebensmitteln sofort untersagt. Wir haben in diesem Jahre schon viel gelitten; es liegt uns daher um so mehr am Herzen, die Entwickelung unserer jungen Republik nicht durch fortwährende Klagen zu hemmen. Die Zeit drängt, die Kälte naht und mit ihr die Einstellung der Arbeit. Wir wenden uns daher mit dem Vertrauen an Euch, daß Ihr als Diejenigen, die Ihr vom Volke beauftragt seid, ihm Vertheidigung und Schutz schuldet.

Gruß und Brüderschaft!

Havre, 21 Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften besonders vieler Fabrikarbeiter.)

- Skandal-Scene zwischen den Generälen Lamoriciere und Lebreton in der Sitzung der Nationalversammlung vom 21-Oktbr.

Lamoriciere, Kriegsminister...... Es treten jährlich zwischen 35-bis 40,000 Mann aus dem Heere. Diese enorme Masse bleibt größtentheils in den Städten, wo sie Beschäftigung sucht, aber meistens nicht findet. Entwöhnt von den ursprünglichen Ackergeschäften, wendet sie sich leichterer, angenehmerer Arbeit zu. Ist keine vorhanden, so drängt der Hunger dem Arbeitslosen und Verzweifelten die Waffe in die Hände. Ist das keine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung? (Agitation im ganzen Saale). Ich schließe Mitbürger; ich unterstütze Deville's Antrag auf absolute Abschaffung des Loslaufs- oder Ersatzrechts nicht, weil ich weiß, daß Ihr es nicht genehmigt, weil es für unsere gegenwärtige gesellschaftliche Sitten vielleicht noch zu schroff wäre Aber ich trage darauf an, daß das Wort "Remplacement" nicht in die neue Verfassung aufgenommen werde. Ich stimme für den Entwurf des Artikels des Verfassungsausschusses.

(Dieser Rede folgt große Gährung. Die Linke hatte mehrere Male Bravo gerufen und Cavaignac umarmte den Herabsteigenden dicht vor der Tribüne.)

Lebreton: Ich stellte den Antrag auf Zurückstoßung der beabsichtigten Abschaffung des Ersatzrechts in der Armee. Hr. Thiers hat den Gegenstand vollständig erschöpft. Ich nehme indessen das Wort, um die Aeußerung des Kriegsministers zu bekämpfen, welche darin besteht, als ob eine normale. reguläre, stark konstituirte, aus alten, unter den Fahnen ergrauten Soldaten gebildete Armee jemals eine Gefahr für die Gesellschaft. (Unterbrechung von der Linken), Ich bin ja ganz der Ansicht des Ministers, daß die Armee ein getreuer Abdruck der Gesellschaft sein solle.... Niemand mehr als ich wünscht, daß die republikanischen Tugenden der Uneigennützigkeit, der Ergebung und Vaterlandsliebe in die Nation durch die Armee dringe. (Bravo). Wohlan, im Heere existiren diese Gefühle schon Wenn erst der Soldat sehen wird, daß seine langen und treuen Dienste Anerkennung finden, dann wird die Armee niemals zur Gefahr für die Republik! aber die Armee wird zur Gefahr für die Freiheit, wenn die Grade ohne Regel, ohne Maaß, außerhalb aller erworbenen Rechte, außerhalb aller gesetzlichen Vorschriften ertheilt werden. (Oh! Oh! Unterbrechung.) Wenn der, den der Zufall und Glück an die Spitze des Heeres stellte... (Tumult.) diese Stellung benutzt, um selbst die Verleihung der höchsten militärischen Aemter zu einer Lockspeise für seine Vertrauten, für seine Kameradschaftsneigungen auszubeuten; wenn er um sich einen Kreis von Ayacuchos, einen Zirkel von Privilegirten bildet, außerhalb dessen er die Armee geworfen, dann wird die unter den Fahnen ergraute Armee eine wahre Gefahr sein. (Unterbrechung und Erstaunen.) Ich will Ihre Geduld nicht länger mißbrauchen, ich füge nichts weiter bei und überliefere diese Reflexionen dem Nachdenken des Herrn Kriegsministers. Ich stimme gegen die Unterdrückung des Ersatzrechts."

Der Rest dieser Scene artet in ein Wort- und Arm-Gefecht aus, der im heutigen Moniteur eine ganze Spalte füllt, und zu welchem der unsterbliche Legitimist Denjoy ein Seitenstück lieferte. Wir begnügen uns hier nur mit dem authentischen Wortlaut des Lebretonschen Angriffs.

- Mit Aufhebung des Belagerungszustandes zu Paris ist gleichzeitig eine zweite Auflage der September-Gesetze vorgeschlagen, diesmal durch den würdigen Marie (vom National ). Das angeschuldigte Journal wird nur drei Tage zur Instruktion seiner Vertheidigung haben. Findet defaut statt, so wird die Sache durch den Gerichtshof selbst abgeurtheilt werden; direkte Citation, außerordentliche Affisen im Nothfalle, bei Konzessionsgesuchen Entscheidung in 5 Tagen mit Unterbrechung aller andern Prozesse, das sind die Alliirten dieser neuen Justiz. In diesem Projekt steckt Lamoriciere; er organisirt den Krieg gegen die Presse in der Weise der afrikanischen Razzia's.

Großbritannien.
* London, 21. Okt.

Der Economist gibt heute einen längern Artikel über die Eisenbahn-Spekulationen der letzten Jahre, dem wir um so lieber das Folgende entnehmen, als wir mit dem Economist ganz darin übereinstimmen, daß die traurigen Resultate der letzten Schwindeleien nicht in den politischen Umwälzungen der verflossenen Monate und der mehr oder weniger bedeutenden Stockung des Handels, sondern einzig und allein in der Natur jener Schwindeleien selbst, ihren Grund haben.

"Das Kapital, sagt der Economist, welches für die vollendeten oder im Bau begriffenen Bahnen im vereinigten Königreiche unterschrieben und bezahlt wurde, betrug in runder Summe 200 Millionen Pfund. Dies ist der wirklich verausgabte Betrag. Unmöglich ist es dagegen zu sagen, was die betreffenden Actien ihren augenblicklichen Besitzern kosten, und welcher Betrag von verschiedenen Seiten durch das stufenweise Sinken der Kourse seit dem August 1845 verloren wurde. Die besten Actien haben nicht die Hälfte ihres ursprünglichen Werthes. Im August 1845 wurden Great Western Bahn Actien zu L. 224. - verkauft; ihr Preis ist jetzt 71 L. London-Birmingham kosteten damals 243 L.; jetzt L. 101. - u. s. w. Bahnen zweiten Ranges gar nicht einmal gerechnet, die damals sehr hoch standen und heute nichts mehr werth sind. Nach einer mäßigen Berechnung kann man in der That annehmen, daß die Aktien, welche heute die oben erwähnten 200 Millionen repräsentiren, wenigstens 250 Millionen gekostet haben und wirft man dann ferner die Aktien sämmtlicher Bahnen zu den heutigen Koursen aus, so findet sich schließlich nur eine Summe von etwa 150 Millionen, so daß also der Total-Verlust für die ursprünglichen Besitzer zu der enormen Summe von 100 Millionen anwachsen würde."

Wir übergehen die Betrachtungen des Ceonomist, über den Punkt in wie weit dieser Verlust für das ganze Land überhaupt von Bedeutung ist. - - "Die erste Frage - fährt der Cconomist fort - ist die, welches der nächste Grund dieser Entwerthung ist, und wir können sie nur mit dem einfachen Faktum beantworten, daß man mit der Spekulation in Eisenbahnen weit über alle Mittel hinausging. Jede neue, an die bereits hart bedrängten Aktien-Inhaber gemachte Zahlungs Forderung hatte nemlich die Wirkungen, daß man entweder die Aktien, auf welche man eine Einzahlung machen sollte, verkaufte um diese Einzahlung zu vermeiden; oder daß man sich eines Theiles derselben zu entledigen suchte, um auf diese Weise das Geld für die gemachte Anforderung aufzubringen. Welchen Plan man aber auch verfolgte, immer nahm die Zahl der Verkäufer zu, und fortwährend verringerte sich die Zahl der Käufer, so daß selbst die besten Bahnen nicht nur bei jeder neu eingeforderten Dividenden Zahlung im Kourse herabgedrückt wurden, sondern daß sich sogar der Tauschwerth der Bahnen in demselben Maße verringerte, als sich der wirkliche Werth derselben durch das zu ihrer Vollendung angewandte Kapital vergrößerte. Diese forcirten, der Dividenden-Einzahlungen wegen geschehenen Aktien-Verkäufe, machen den Hauptgrund des immer mehr sinkenden Werthes der Bahnen aus." Der Cconomist sucht dann nachzuweisen, daß es mit dieser Entwerthung indeß noch keineswegs zu Ende sei. "Wir zeigten, daß die für Eisenbahnen verausgabte Summe 200 Millionen betrage. Es geschah dies in 22 Jahren. Von diesem Betrage wurde die Hälfte, also 100 Millionen. seit dem Jahre 1844 einbezahlt und namentlich während den letzten drei Jahren. Es fragt sich nun noch, welche Summen nöthig sind, um die durch Parlaments-Akte erlaubten und bereits angefangenen Bahnen, überhaupt zu vollenden. Glücklicherweise haben wir die genauste Aufstellung über diesen Punkt. Die seit 1826 unterschriebenen und vom Parlamente bewilligten Summen betragen nemlich: 326,600,000 L. Hierauf wurde wirklich einbezahlt 196,000,000
sind also zur Vollendung der Bahnen nöthig 130,600,000
326,600,000

Bei diesen restirenden 130 Millionen, wird sich nicht nur grade wie früher dieselbe Schwierigkeit unregelmäßiger Dividenden-Zahlungen zeigen sondern sie wird im Gegentheil, noch mit jedem Tage wechseln, da die noch zu bauenden oder zu vervollständigenden Bahnen größtentheils von weniger Wichtigkeit sind, und nicht jenen Nutzen versprechen wie die bereits fertigen und im Betrieb begriffenen Linien."

Der Economist bemerkt zum Schlusse, daß sehr wahrscheinlich, wenn man nicht von selbst Schritte thue, um die angefangenen Arbeiten aufzugeben, diese ohnehin durch die Gewalt der Umstände ihr Ende erreichen würden.

* Dublin, 20. Oktober.

Der Lord-Lieutenant ist heute Morgen nach England abgereißt. Der Prozeß Meagher's wird wahrscheinlich erst in nächster Woche zum Schluße kommen. Die Sympathie der Bevölkerung für die bereits Verurtheilten zeigt sich in der schönsten Weise. So trafen z. B. gestern noch für Mc. Manus L. 500 Sterl. ein, womit er die Kosten seines Prozesses mehr als decken können wird. Das Wetter ist sehr rauh. Im Cork fiel bereits Schnee.

(H. B.)
Dänemark.
Kopenhagen, 19. Okt.

Die letzten Berichte aus dem Norden Schleswigs, namentlich von Hadersleben, haben eine unruhige, unzufriedene Stimmung verbreitet. Faedrelandet setzt freilich auseinander, daß wenn auch das Recht vollständig auf Dänemarks Seite wäre und da der Waffenstillstand von jenseits als nicht vollführt zu betrachten, Dänemark mit dem Heere in Schleswig hätte rücken können, es doch eine Frage der Klugheit wäre, ob es gerathen sei. Hierauf weist das Blatt darauf hin, wie die schleswig-holsteinische Frage das Hauptbindemittel der deutschen Einheit gewesen, wie jetzt, nachdem der Krieg beiseitigt, der Bürgerkrieg in Frankfurt und Wien ausgebrochen, die Republikaner in Baden eingefallen seien und man jeden Augenblick gewärtigen könne, daß es auch in Berlin losginge. Jetzt seien der Reichsverweser und sein Parlament kaum mehr als Schattenbilder, welche vergebens die Aufmerksamkeit in Deutschland fesseln könnten, sobald der Krieg aber wieder losbräche, würde die Centralgewalt wieder aufleben und in solchem Falle sich Preußen selbst ihr unterordnen. Dabei wäre die Jahreszeit zu ungünstig und Dänemark würde Deutschlands Schrecken, seine Flotte, nicht benutzen können, es sei demnach günstiger, den Frieden bis zum Frühjahre aufrecht zu erhalten, um zu der Zeit vollkommen gerüstet zu sein und es wäre nur die Frage, ob die Verhältnisse in Schleswig sich so gestalten würden, daß man es könne.

Donaufürstenthümer.
Galatz, 4. Oktober.

Die russische Occupations-Armee, deren Stärke auf 40,000 Mann geschätzt wird, besteht aus der ganzen 15. Division unter General Gaßfort und aus einzelnen Regimentern der 3., 5. und 13. Division. Die 15. Division zählt 16,000 Mann, sie besteht aus 4 polnischen Infanterieregimentern (aus Miensx, Zamorz und Lublin), jedes zu 3500 Mann, wozu noch 500 Mann Kavallerie nebst Artillerie und Train kommen. Die Kosaken als Vortruppe werden nicht eingerechnet. Jedes Regiment hat eine Batterie aus 6 Stück, nämlich 6 Kanonen und 2 Haubitzen. Die gesammte Artillerie des erwähnten Besatzungs-Korps dürfte sich daher auf 80 Geschütze belaufen. Der Train eines jeden Regiments besteht aus 250 Pferden Bespannung und 185 Mann Fuhrwesen. Die Truppen haben eine sehr gute Haltung und bestehen aus wohleingeübten und abgehärteten Soldaten, die größtentheils schon in den Feldzügen am Kaukasus gedient haben. Die Pferde sind ausgezeichnet schön und dauerhaft; Bespannung, Riemzeug und anderes Zugehör läßt nichts zu wünschen übrig. Der Train ist ungewöhnlich stark und für alle Eventualitäten ausgerüstet. Die Russen führen auch Pontons, Anker und das nöthige Materiale zum Brückenschlagen mit sich. Die Stärke der zwischen dem Pruth und dem Dnieper in den Gouvernements von Bessarabien, Podolien, Bolhynien, Kiew, Cherson, Ekaternioslaw und Taurien aufgestellten russischen Süd-Armee wird auf 200,000 Mann angegeben.

Von den in Ibraila stationirten Türken wurde eine Abtheilung von beiläufig 2000 Mann nach Bukarest abgesendet.

steht das Volk moralisch über den Soldaten, und diese, durch ihre Stellung entmuthigt, fühlen sich in einem Zustande unsäglicher Erniedrigung.

Rom, 10. Okt.

Der Kardinalvikar hat unterm 6. Oktober eine Bekanntmachung erlassen, welche für die Finanzverhältnisse des Kirchenstaats von der allerhöchsten Wichtigkeit ist. Den 1. Jan. 1849 nämlich ist die erste Ratenzahlung der auf Kirchengüter aufgenommenen 2 Mill. in Betrag von 200,000 Scudi fällig. Da das Aerarium nicht im Stande ist, eine so bedeutende Summe bis dahin aufzubringen, so würde den eingegangenen Verpflichtungen gemäß zum Verkauf eines Theils hypothekirten Kirchengüter geschritten werden müssen. Dies zu verhindern, wird sowohl die Welt- als Ordensgeistlichkeit verpflichtet, den mäßigen Beitrag von 80 Bajocchi auf jedes Hundert im Kataster verzeichneter Scudi einzuzahlen, wodurch nicht bloß jene erste Ratenzahlung, sondern im Laufe von 10 Jahren die ganze Schuld abgetragen sein wird. Da nun den Kirchengütern jene Summe noch obenein verzinst wird, so hat auch diese leichte Steuer keine andere Bedeutung, als die eines Darlehens. ‒ General Durando ist durch die zur Untersuchung der gegen ihn erhobenen Anklagepunkte niedergesetzte Kommission freigesprochen worden. Der interimistische Kriegsminister hat sich den Befehlshaber der Schweizesbatterie, Oberst Lentulus, zum Beistand kommen lassen. ‒ Einem diplomatischen Festmahl, welches der Botschafter der franz. Republik vorgestern gab, wohnte nicht bloß der Kardinal Drioli, sondern auch der Minister des Innern, Graf Rossi, bei, welches auch beweisen kann, wie geschickt sich dieser gewandte Staatsmann zu seinem Nachfolger zu stellen gewußt hat. ‒ Vorgestern Abend 7 1/2 Uhr und vergangene Nacht 1 Uhr wurden hier starke Erdstöße verspürt.

(A. A. Z.)
* Messina, 10. Okt.

Ganz Sizilien rüstet sich auf's Neue zum Kampfe. Hier und in Milazzo protestiren die Bewohner gegen die neapolitanische Besatzung in der eklatantesten Weise. Catana, Agrigente, Trapani, überhaupt die bedeutendsten Städte des Landes schicken Adressen an das Parlament von Palermo, um ihre Sympathie und ihr Devouement für die Sache der italienischen Unabhängigkeit an den Tag zu legen. Alle Sizilianer, die sich in Neapel aufhielten, haben den Befehl erhalten, in 24 Stunden die Stadt zu verlassen.

Belgien.
* Lüttich.

„Dank den freisinnigen Institutionen“ des Musterstaates betrug in Lüttich z.B. die Zahl der im Wohlthätigkeitsbureau eingeschriebenen Hülfsbedürftigen über 6000 im Jahre 1847. Diese Listen enthielten mehr als 23,000 Individuen, d.h. ungefähr ein Drittheil der Einwohnerzahl der Stadt Lüttich.

Französische Republik.
17 Paris, 22. Okt.

Wie wuthzitternd, bis zu totalem Cretinismus hinabsinkend, die königliche und Bourgoispresse Frankreichs gegen uns deutsche Demokraten kläfft und geifert, zeigt sich heute, zum hundertsten Male, wieder im „Corfaire“ des edeln Herrn Virmaitre (der notabene neulich einen Brief publizirte, worin ihm von rothen Republikanern mit dem Strick gedroht ward). Die Augsb. Zeitung, die sechszigjährige Mumie des status quo Europa's, verwandelt sich, sie putzt sich mit der phrygischen rothen Mütze, hu! welch ein Roth! Das deutsche Roth ist abscheulich, ist Ochsenblut (wer erkennt hierin nicht Herrn A. Weill?) Diese Augsburgerin lobt die Wiener Metzeleien; ja, sie ruft: in Kurzem feiert der Elsaß das Andenken seiner Vereinigung mit Frankreich; ihr dummen Elsäßer, die ihr französisch stammelt, vergeßt nicht, daß vor eurem 24. Oktober der 18., der Tag Leipzig's fällt. Woraus sich ergibt, daß die deutschen Demokraten an nichts als an das Losreißen des Elsaß und Lothringens von Frankreich denken, und La Reforme und Democratie pacifique, die über jede überrheinische Erschütterung jubeln, stecken in der dicksten Unwissenheit, was die deutsche Demokratenpartei betrifft. Ein Franzose, der der deutschen rothen Fahne Glück wünscht, ist ganz einfach ein Vaterlandsverräther; dieses mögen sich unsere purpurrothen Sozialschriftsteller merken.“ Der schätzenswerthe Industrieritter A. Weill belehrt in derselben Nummer seine Leser, die Terroristen glichen den Hummeln und nicht den Bienen und ruft: „diese Leute haben keine Augen zu sehen, keine Vernunft; haben sie Herz? sie möchten sterben für Frankreich. Gut, aber das ist nicht genug, man muß für dasselbe zu leben wissen.“ Erinnern sie sich noch an Alexander Dumas, den Romanschreiber und Louis Philipp'schen Hoffreund, den allerliebsten Marquis de La Pailleterie, welchen Titel er sich vom Herzog Montpensier geben ließ? er wüthete im Sommer gegen Sozialismus, kleisterte sich Tausende von Malen an alle Wände als Kammerkandidat, fiel mit Glanz allemal durch und ‒ läßt jetzt im Theatre historique sein neuestes Drama spielen, worin Lamartine als Cicero, von Blanqui, Barbes als Catilina auf die effektvollste Weise und unter endlosem Applaus der Galerieen allabendlich blamirt wird. ‒ Die Bankette der Sozialdemokraten mehren sich so, daß die volksfeindlichen Blätter eine neue Septembergesetzgebung gegen diese „gemüthaufregende und geistbethörende“ Agitation beanspruchen. Auch ist wahrscheinlich bald ein solcher Schlag zu gewärtigen, schon kam ein dahin zielender Vorschlag in die Kammer; das royalistische Ministerium Dufaure will sich auf diese heitere Weise einweihen. Cavaignac macht sein saures Gesicht dazu und erscheint täglich in tristerm Lichte; der „National de L'Quest“ nennt ihn sehr richtig „eine gar armselige, dürre, langweilige Persönlichkeit, der zu seinem großen Bruder sich kaum verhält, wie ein Stallmeister zu einem hohen Ritter:“ Durch alle 86 Departemente strömt jetzt die brausende Sturmfluth der Banket-Agitation, jede Woche soll fortan in jedem wenigstens ein demokratisches, wo möglich sozial-demokratisches Banket gefeiert werden und zwar möglichst billig, um den Blousen den Eintritt zu erleichtern. Die Volksfeinde wollen auch Bankette machen, kriegen aber wenig Gäste; ihre Hauptmanöver bestehen jetzt in lächerlichen Wallfahrten in Masse der uniformirten Bürgerwehr eines Ortes zu der eines andern, wobei natürlich zuletzt auch getafelt und getoastet wird. Zwei Pariser Legionen sind neulich in Orleans und Boulogne gewesen, von wo sie bis England vordrangen, wo sie mit Seitengewehr, doch ohne Flinten, die Marseillaise singend, bei John Bull ein großes Erstaunen erregten; jetzt geht die eilfte Bourgoislegion nach Calais und London, auch spricht man von einem Bankett, welches Paris einer Deputation des Londoner Stadtrathes, die nächstens herkommen soll, geben werde. Das ist das „innige, Herz und Seele ergreifende, Europa's Wohlfahrt und Civilisation gegen die Vernichter des Handels, Eigenthums und der Moral sicherstellende Zusammenwirken aller europäischen Bourgeoisieen.“ John Bull hat jedenfalls wieder sein Gaudium an dieser republikanischen Fortsetzung des Louis Philipp'schen „herzlichen Einverständnisses;“ natürlich lächelt im Hintergrunde eine bereits im Journal des Debats angeregte Anleihe in England, wobei die hiesigen Bourgeois auf's Ergötzlichste über den Löffel barbirt werden dürften.

* Auch ein kleiner Beitrag zur Characteristik der Bourgeoisre publik. Die Pariser Blätter erzählen von einer Frau Bridault, die während der Junitage aus reiner Menschenliebe mehrere Verwundete bei sich aufgenommen und, als dieselben später zur Ambulance gebracht wurden, zur Erleichterung des Transports Matatzen, Kopfkissen, Leintücher, kurz alles nöthige Bettzeug hergeliehen hatte. Jetzt werden alle diese Gegenstände vergeblich von ihr reklamirt. Die Mairie des zweiten Arrondissements will von nichts wissen, und Frau Bridault, die krank und sehr arm ist, schläft auf Stroh, bis es den Herren Bourgeois gefallen wird, ihr das zurückzugeben, was sie so großmüthig geliehen. Herr Berger, an welchen sie sich persönlich wandte, soll ihr geantwortet haben: man muß die Reichen machen lassen.

* Die „Reform“ schreibt unter'm 21. Oktober: Es ist klar, daß die royalistische Ligue für den Augenblick keinen andern Plan hat, als uns einfach auf 1830 zurückzuführen; als die Herrschaft der Mittelklasse wieder herzustellen, indem sie, wenn es sich thun läßt, das demokratische Gebäude des Februars vom Giebel bis zur Basis zerstört. Man arrangirt eine Monarchie ohne König, oder, wenn man das vorzieht, eine Bourgeoisrepublick mit ihrem Egoismus und ihren Privilegien, mit ihrer Krämermiliz, ihrem Börsen- und ihrem Geldsackstolze. Es ist eben immer das Regiment der Banquiers, der Rentiers, das Regiment der provinziellen Grundbesitzer und der Priester; es ist, was man das System der Ordnung nennt, der Ordnung ohne Freiheit und ohne Gleichheit.

Deswegen wird man, was den Augenblick betrifft, weder Heinrich V., noch Joinville, noch Bonaparte predigen; man wird vielleicht, wenn es noth thut, selbst der Republik ein Hoch bringen; aber was liegt daran? Man hat eine Republik Bern und eine Republik Zug; man hat vor Zeiten auch die Republiken Genua und Venedig gehabt; aber was hat Alles das mit der französischen Republik zu thun, die man nicht will? Was man will, ist die Oligarchie, die Aristokratie (wir bitten um Verzeihung, wir hätten beinahe gesagt, die Bourgeoisie); was man will, ist die Herrschaft der Wenigen und die Unterdrückung der Vielen.

Das ist die Bedeutung des quasi-königlichen Ministeriums. Was gelten uns Herr Dufaure und Herr Vivien? Welcher von den Angestellten des Februars ist denn übrig geblieben? Wen kann man noch zurückrufen, nachdem Herr Senard vorübergegangen ist? O nein, die Minister des Königthums sind es, die uns interessiren. Ihre Rückkehr zur Gewalt ist das insolenteste Manifest, welches die Feinde der Revolution noch gewagt haben. Die Solidarität, welche die Herren Marie, Bastide und Goudchaux so leicht übernommen, wird die Schmach ihres Falles nicht auslöschen; ihre Nachfolger pochen ans Thor, und, möge geschehen was wolle, was können wir zurückzuwünschen haben? Welche Apostasie der letzten achtzehn Jahre gibt es, welche Herr Marie nicht heute selbst rehabilitirt hätte?

Paris, 22. Octbr.

Der Pariser Stadtrath hat beschlossen, durch den Seine-Präfekten die 147,000 Metres Uniform-Tuch wieder verkaufen zu lassen, in welche Marrast „Maire von Paris“ die arme Bürgerwehr kleiden wollte.

‒ Heute Sonntag, weder Börse noch Nationalversammlung. Dagegen findet im Tuilerienhofe eine große Revue vieler Legionen der Bürgerwehr vor ihrem Ober-Kommandanten Changarnier statt.

‒ Dem Vernehmen nach ist die Wahl des Präsidenten der Republik vom 25. Nov. auf den 10. Dezember verschoben.

‒ Clavel, in Turin wohnhaft, aber durch seine demokratischen Werke, z. B. Histoire de la francmaconerie etc., überall bekannt, ist gestorben. Clavel war dort Kanzler.

‒ Die Berliner Zeitungen (Staats-Anzeiger, Zeitungs-Halle etc.), sowie die Neue Rheinische Zeitung, sind heute in Paris nicht eingetroffen. Ebenso fehlen uns alle Berichte aus Wien nach dem 10. Oktober Mittags.

‒ Das Volk von Havre hat folgende Bittschrift an die Nationalversammlung geschickt:

„Bürger, Repräsentanten! In Gegenwart des fortwährenden Steigens der Getreidepreise auf unseren Märkten; in Erinnerung des Elendes, das uns in Folge der letzten Lebensmitteltheurung traf; im Angesicht täglicher Einschiffungen, die das auf französischem Boden gewonnene Produkt dem Auslande zuführen; in Befürchtung daß die Spekulatoren Englands, als geborene oder besoldete Feinde der Republik, dieselbe auszuhungern suchen, ‒ erscheinen wir vor Ihnen mit der Bitte, dem Chef der Vollziehungsgewalt aufzugeben, daß er in möglichst kurzer Frist ein Dekret erlasse, welches alle Ausfuhr von Getreide, Gemüse und anderen Lebensmitteln sofort untersagt. Wir haben in diesem Jahre schon viel gelitten; es liegt uns daher um so mehr am Herzen, die Entwickelung unserer jungen Republik nicht durch fortwährende Klagen zu hemmen. Die Zeit drängt, die Kälte naht und mit ihr die Einstellung der Arbeit. Wir wenden uns daher mit dem Vertrauen an Euch, daß Ihr als Diejenigen, die Ihr vom Volke beauftragt seid, ihm Vertheidigung und Schutz schuldet.

Gruß und Brüderschaft!

Havre, 21 Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften besonders vieler Fabrikarbeiter.)

‒ Skandal-Scene zwischen den Generälen Lamoriciere und Lebreton in der Sitzung der Nationalversammlung vom 21-Oktbr.

Lamoriciere, Kriegsminister...... Es treten jährlich zwischen 35-bis 40,000 Mann aus dem Heere. Diese enorme Masse bleibt größtentheils in den Städten, wo sie Beschäftigung sucht, aber meistens nicht findet. Entwöhnt von den ursprünglichen Ackergeschäften, wendet sie sich leichterer, angenehmerer Arbeit zu. Ist keine vorhanden, so drängt der Hunger dem Arbeitslosen und Verzweifelten die Waffe in die Hände. Ist das keine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung? (Agitation im ganzen Saale). Ich schließe Mitbürger; ich unterstütze Deville's Antrag auf absolute Abschaffung des Loslaufs- oder Ersatzrechts nicht, weil ich weiß, daß Ihr es nicht genehmigt, weil es für unsere gegenwärtige gesellschaftliche Sitten vielleicht noch zu schroff wäre Aber ich trage darauf an, daß das Wort „Remplacement“ nicht in die neue Verfassung aufgenommen werde. Ich stimme für den Entwurf des Artikels des Verfassungsausschusses.

(Dieser Rede folgt große Gährung. Die Linke hatte mehrere Male Bravo gerufen und Cavaignac umarmte den Herabsteigenden dicht vor der Tribüne.)

Lebreton: Ich stellte den Antrag auf Zurückstoßung der beabsichtigten Abschaffung des Ersatzrechts in der Armee. Hr. Thiers hat den Gegenstand vollständig erschöpft. Ich nehme indessen das Wort, um die Aeußerung des Kriegsministers zu bekämpfen, welche darin besteht, als ob eine normale. reguläre, stark konstituirte, aus alten, unter den Fahnen ergrauten Soldaten gebildete Armee jemals eine Gefahr für die Gesellschaft. (Unterbrechung von der Linken), Ich bin ja ganz der Ansicht des Ministers, daß die Armee ein getreuer Abdruck der Gesellschaft sein solle.... Niemand mehr als ich wünscht, daß die republikanischen Tugenden der Uneigennützigkeit, der Ergebung und Vaterlandsliebe in die Nation durch die Armee dringe. (Bravo). Wohlan, im Heere existiren diese Gefühle schon Wenn erst der Soldat sehen wird, daß seine langen und treuen Dienste Anerkennung finden, dann wird die Armee niemals zur Gefahr für die Republik! aber die Armee wird zur Gefahr für die Freiheit, wenn die Grade ohne Regel, ohne Maaß, außerhalb aller erworbenen Rechte, außerhalb aller gesetzlichen Vorschriften ertheilt werden. (Oh! Oh! Unterbrechung.) Wenn der, den der Zufall und Glück an die Spitze des Heeres stellte... (Tumult.) diese Stellung benutzt, um selbst die Verleihung der höchsten militärischen Aemter zu einer Lockspeise für seine Vertrauten, für seine Kameradschaftsneigungen auszubeuten; wenn er um sich einen Kreis von Ayacuchos, einen Zirkel von Privilegirten bildet, außerhalb dessen er die Armee geworfen, dann wird die unter den Fahnen ergraute Armee eine wahre Gefahr sein. (Unterbrechung und Erstaunen.) Ich will Ihre Geduld nicht länger mißbrauchen, ich füge nichts weiter bei und überliefere diese Reflexionen dem Nachdenken des Herrn Kriegsministers. Ich stimme gegen die Unterdrückung des Ersatzrechts.“

Der Rest dieser Scene artet in ein Wort- und Arm-Gefecht aus, der im heutigen Moniteur eine ganze Spalte füllt, und zu welchem der unsterbliche Legitimist Denjoy ein Seitenstück lieferte. Wir begnügen uns hier nur mit dem authentischen Wortlaut des Lebretonschen Angriffs.

Mit Aufhebung des Belagerungszustandes zu Paris ist gleichzeitig eine zweite Auflage der September-Gesetze vorgeschlagen, diesmal durch den würdigen Marie (vom National ). Das angeschuldigte Journal wird nur drei Tage zur Instruktion seiner Vertheidigung haben. Findet dèfaut statt, so wird die Sache durch den Gerichtshof selbst abgeurtheilt werden; direkte Citation, außerordentliche Affisen im Nothfalle, bei Konzessionsgesuchen Entscheidung in 5 Tagen mit Unterbrechung aller andern Prozesse, das sind die Alliirten dieser neuen Justiz. In diesem Projekt steckt Lamoriciere; er organisirt den Krieg gegen die Presse in der Weise der afrikanischen Razzia's.

Großbritannien.
* London, 21. Okt.

Der Economist gibt heute einen längern Artikel über die Eisenbahn-Spekulationen der letzten Jahre, dem wir um so lieber das Folgende entnehmen, als wir mit dem Economist ganz darin übereinstimmen, daß die traurigen Resultate der letzten Schwindeleien nicht in den politischen Umwälzungen der verflossenen Monate und der mehr oder weniger bedeutenden Stockung des Handels, sondern einzig und allein in der Natur jener Schwindeleien selbst, ihren Grund haben.

„Das Kapital, sagt der Economist, welches für die vollendeten oder im Bau begriffenen Bahnen im vereinigten Königreiche unterschrieben und bezahlt wurde, betrug in runder Summe 200 Millionen Pfund. Dies ist der wirklich verausgabte Betrag. Unmöglich ist es dagegen zu sagen, was die betreffenden Actien ihren augenblicklichen Besitzern kosten, und welcher Betrag von verschiedenen Seiten durch das stufenweise Sinken der Kourse seit dem August 1845 verloren wurde. Die besten Actien haben nicht die Hälfte ihres ursprünglichen Werthes. Im August 1845 wurden Great Western Bahn Actien zu L. 224. ‒ verkauft; ihr Preis ist jetzt 71 L. London-Birmingham kosteten damals 243 L.; jetzt L. 101. ‒ u. s. w. Bahnen zweiten Ranges gar nicht einmal gerechnet, die damals sehr hoch standen und heute nichts mehr werth sind. Nach einer mäßigen Berechnung kann man in der That annehmen, daß die Aktien, welche heute die oben erwähnten 200 Millionen repräsentiren, wenigstens 250 Millionen gekostet haben und wirft man dann ferner die Aktien sämmtlicher Bahnen zu den heutigen Koursen aus, so findet sich schließlich nur eine Summe von etwa 150 Millionen, so daß also der Total-Verlust für die ursprünglichen Besitzer zu der enormen Summe von 100 Millionen anwachsen würde.“

Wir übergehen die Betrachtungen des Ceonomist, über den Punkt in wie weit dieser Verlust für das ganze Land überhaupt von Bedeutung ist. ‒ ‒ „Die erste Frage ‒ fährt der Cconomist fort ‒ ist die, welches der nächste Grund dieser Entwerthung ist, und wir können sie nur mit dem einfachen Faktum beantworten, daß man mit der Spekulation in Eisenbahnen weit über alle Mittel hinausging. Jede neue, an die bereits hart bedrängten Aktien-Inhaber gemachte Zahlungs Forderung hatte nemlich die Wirkungen, daß man entweder die Aktien, auf welche man eine Einzahlung machen sollte, verkaufte um diese Einzahlung zu vermeiden; oder daß man sich eines Theiles derselben zu entledigen suchte, um auf diese Weise das Geld für die gemachte Anforderung aufzubringen. Welchen Plan man aber auch verfolgte, immer nahm die Zahl der Verkäufer zu, und fortwährend verringerte sich die Zahl der Käufer, so daß selbst die besten Bahnen nicht nur bei jeder neu eingeforderten Dividenden Zahlung im Kourse herabgedrückt wurden, sondern daß sich sogar der Tauschwerth der Bahnen in demselben Maße verringerte, als sich der wirkliche Werth derselben durch das zu ihrer Vollendung angewandte Kapital vergrößerte. Diese forcirten, der Dividenden-Einzahlungen wegen geschehenen Aktien-Verkäufe, machen den Hauptgrund des immer mehr sinkenden Werthes der Bahnen aus.“ Der Cconomist sucht dann nachzuweisen, daß es mit dieser Entwerthung indeß noch keineswegs zu Ende sei. „Wir zeigten, daß die für Eisenbahnen verausgabte Summe 200 Millionen betrage. Es geschah dies in 22 Jahren. Von diesem Betrage wurde die Hälfte, also 100 Millionen. seit dem Jahre 1844 einbezahlt und namentlich während den letzten drei Jahren. Es fragt sich nun noch, welche Summen nöthig sind, um die durch Parlaments-Akte erlaubten und bereits angefangenen Bahnen, überhaupt zu vollenden. Glücklicherweise haben wir die genauste Aufstellung über diesen Punkt. Die seit 1826 unterschriebenen und vom Parlamente bewilligten Summen betragen nemlich: 326,600,000 L. Hierauf wurde wirklich einbezahlt 196,000,000
sind also zur Vollendung der Bahnen nöthig 130,600,000
326,600,000

Bei diesen restirenden 130 Millionen, wird sich nicht nur grade wie früher dieselbe Schwierigkeit unregelmäßiger Dividenden-Zahlungen zeigen sondern sie wird im Gegentheil, noch mit jedem Tage wechseln, da die noch zu bauenden oder zu vervollständigenden Bahnen größtentheils von weniger Wichtigkeit sind, und nicht jenen Nutzen versprechen wie die bereits fertigen und im Betrieb begriffenen Linien.“

Der Economist bemerkt zum Schlusse, daß sehr wahrscheinlich, wenn man nicht von selbst Schritte thue, um die angefangenen Arbeiten aufzugeben, diese ohnehin durch die Gewalt der Umstände ihr Ende erreichen würden.

* Dublin, 20. Oktober.

Der Lord-Lieutenant ist heute Morgen nach England abgereißt. Der Prozeß Meagher's wird wahrscheinlich erst in nächster Woche zum Schluße kommen. Die Sympathie der Bevölkerung für die bereits Verurtheilten zeigt sich in der schönsten Weise. So trafen z. B. gestern noch für Mc. Manus L. 500 Sterl. ein, womit er die Kosten seines Prozesses mehr als decken können wird. Das Wetter ist sehr rauh. Im Cork fiel bereits Schnee.

(H. B.)
Dänemark.
Kopenhagen, 19. Okt.

Die letzten Berichte aus dem Norden Schleswigs, namentlich von Hadersleben, haben eine unruhige, unzufriedene Stimmung verbreitet. Faedrelandet setzt freilich auseinander, daß wenn auch das Recht vollständig auf Dänemarks Seite wäre und da der Waffenstillstand von jenseits als nicht vollführt zu betrachten, Dänemark mit dem Heere in Schleswig hätte rücken können, es doch eine Frage der Klugheit wäre, ob es gerathen sei. Hierauf weist das Blatt darauf hin, wie die schleswig-holsteinische Frage das Hauptbindemittel der deutschen Einheit gewesen, wie jetzt, nachdem der Krieg beiseitigt, der Bürgerkrieg in Frankfurt und Wien ausgebrochen, die Republikaner in Baden eingefallen seien und man jeden Augenblick gewärtigen könne, daß es auch in Berlin losginge. Jetzt seien der Reichsverweser und sein Parlament kaum mehr als Schattenbilder, welche vergebens die Aufmerksamkeit in Deutschland fesseln könnten, sobald der Krieg aber wieder losbräche, würde die Centralgewalt wieder aufleben und in solchem Falle sich Preußen selbst ihr unterordnen. Dabei wäre die Jahreszeit zu ungünstig und Dänemark würde Deutschlands Schrecken, seine Flotte, nicht benutzen können, es sei demnach günstiger, den Frieden bis zum Frühjahre aufrecht zu erhalten, um zu der Zeit vollkommen gerüstet zu sein und es wäre nur die Frage, ob die Verhältnisse in Schleswig sich so gestalten würden, daß man es könne.

Donaufürstenthümer.
Galatz, 4. Oktober.

Die russische Occupations-Armee, deren Stärke auf 40,000 Mann geschätzt wird, besteht aus der ganzen 15. Division unter General Gaßfort und aus einzelnen Regimentern der 3., 5. und 13. Division. Die 15. Division zählt 16,000 Mann, sie besteht aus 4 polnischen Infanterieregimentern (aus Miensx, Zamorz und Lublin), jedes zu 3500 Mann, wozu noch 500 Mann Kavallerie nebst Artillerie und Train kommen. Die Kosaken als Vortruppe werden nicht eingerechnet. Jedes Regiment hat eine Batterie aus 6 Stück, nämlich 6 Kanonen und 2 Haubitzen. Die gesammte Artillerie des erwähnten Besatzungs-Korps dürfte sich daher auf 80 Geschütze belaufen. Der Train eines jeden Regiments besteht aus 250 Pferden Bespannung und 185 Mann Fuhrwesen. Die Truppen haben eine sehr gute Haltung und bestehen aus wohleingeübten und abgehärteten Soldaten, die größtentheils schon in den Feldzügen am Kaukasus gedient haben. Die Pferde sind ausgezeichnet schön und dauerhaft; Bespannung, Riemzeug und anderes Zugehör läßt nichts zu wünschen übrig. Der Train ist ungewöhnlich stark und für alle Eventualitäten ausgerüstet. Die Russen führen auch Pontons, Anker und das nöthige Materiale zum Brückenschlagen mit sich. Die Stärke der zwischen dem Pruth und dem Dnieper in den Gouvernements von Bessarabien, Podolien, Bolhynien, Kiew, Cherson, Ekaternioslaw und Taurien aufgestellten russischen Süd-Armee wird auf 200,000 Mann angegeben.

Von den in Ibraila stationirten Türken wurde eine Abtheilung von beiläufig 2000 Mann nach Bukarest abgesendet.

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          <p><pb facs="#f0003" n="0631"/>
steht das Volk moralisch über den Soldaten, und diese, durch ihre Stellung entmuthigt, fühlen sich in einem Zustande unsäglicher Erniedrigung.</p>
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          <head>Rom, 10. Okt.</head>
          <p>Der Kardinalvikar hat unterm 6. Oktober eine Bekanntmachung erlassen, welche für die Finanzverhältnisse des Kirchenstaats von der allerhöchsten Wichtigkeit ist. Den 1. Jan. 1849 nämlich ist die erste Ratenzahlung der auf Kirchengüter aufgenommenen 2 Mill. in Betrag von 200,000 Scudi fällig. Da das Aerarium nicht im Stande ist, eine so bedeutende Summe bis dahin aufzubringen, so würde den eingegangenen Verpflichtungen gemäß zum Verkauf eines Theils hypothekirten Kirchengüter geschritten werden müssen. Dies zu verhindern, wird sowohl die Welt- als Ordensgeistlichkeit verpflichtet, den mäßigen Beitrag von 80 Bajocchi auf jedes Hundert im Kataster verzeichneter Scudi einzuzahlen, wodurch nicht bloß jene erste Ratenzahlung, sondern im Laufe von 10 Jahren die ganze Schuld abgetragen sein wird. Da nun den Kirchengütern jene Summe noch obenein verzinst wird, so hat auch diese leichte Steuer keine andere Bedeutung, als die eines Darlehens. &#x2012; General Durando ist durch die zur Untersuchung der gegen ihn erhobenen Anklagepunkte niedergesetzte Kommission freigesprochen worden. Der interimistische Kriegsminister hat sich den Befehlshaber der Schweizesbatterie, Oberst Lentulus, zum Beistand kommen lassen. &#x2012; Einem diplomatischen Festmahl, welches der Botschafter der franz. Republik vorgestern gab, wohnte nicht bloß der Kardinal Drioli, sondern auch der Minister des Innern, Graf Rossi, bei, welches auch beweisen kann, wie geschickt sich dieser gewandte Staatsmann zu seinem Nachfolger zu stellen gewußt hat. &#x2012; Vorgestern Abend 7 1/2 Uhr und vergangene Nacht 1 Uhr wurden hier starke Erdstöße verspürt.</p>
          <bibl>(A. A. Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Messina, 10. Okt.</head>
          <p>Ganz Sizilien rüstet sich auf's Neue zum Kampfe. Hier und in Milazzo protestiren die Bewohner gegen die neapolitanische Besatzung in der eklatantesten Weise. Catana, Agrigente, Trapani, überhaupt die bedeutendsten Städte des Landes schicken Adressen an das Parlament von Palermo, um ihre Sympathie und ihr Devouement für die Sache der italienischen Unabhängigkeit an den Tag zu legen. Alle Sizilianer, die sich in Neapel aufhielten, haben den Befehl erhalten, in 24 Stunden die Stadt zu verlassen.</p>
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        <head>Belgien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Lüttich.</head>
          <p>&#x201E;Dank den freisinnigen Institutionen&#x201C; des Musterstaates betrug in <hi rendition="#g">Lüttich</hi> z.B. die Zahl der im Wohlthätigkeitsbureau eingeschriebenen Hülfsbedürftigen über 6000 im Jahre 1847. Diese Listen enthielten mehr als 23,000 Individuen, d.h. ungefähr ein Drittheil der Einwohnerzahl der Stadt Lüttich.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 22. Okt.</head>
          <p>Wie wuthzitternd, bis zu totalem Cretinismus hinabsinkend, die königliche und Bourgoispresse Frankreichs gegen uns deutsche Demokraten kläfft und geifert, zeigt sich heute, zum hundertsten Male, wieder im &#x201E;Corfaire&#x201C; des edeln Herrn Virmaitre (der notabene neulich einen Brief publizirte, worin ihm von rothen Republikanern mit dem Strick gedroht ward). Die Augsb. Zeitung, die sechszigjährige Mumie des status quo Europa's, verwandelt sich, sie putzt sich mit der phrygischen rothen Mütze, hu! welch ein Roth! Das deutsche Roth ist abscheulich, ist Ochsenblut (wer erkennt hierin nicht Herrn A. Weill?) Diese Augsburgerin lobt die Wiener Metzeleien; ja, sie ruft: in Kurzem feiert der Elsaß das Andenken seiner Vereinigung mit Frankreich; ihr dummen Elsäßer, die ihr französisch stammelt, vergeßt nicht, daß vor eurem 24. Oktober der 18., der Tag Leipzig's fällt. Woraus sich ergibt, daß die deutschen Demokraten an nichts als an das Losreißen des Elsaß und Lothringens von Frankreich denken, und La Reforme und Democratie pacifique, die über jede überrheinische Erschütterung jubeln, stecken in der dicksten Unwissenheit, was die deutsche Demokratenpartei betrifft. Ein Franzose, der der deutschen rothen Fahne Glück wünscht, ist ganz einfach ein Vaterlandsverräther; dieses mögen sich unsere purpurrothen Sozialschriftsteller merken.&#x201C; Der schätzenswerthe Industrieritter A. Weill belehrt in derselben Nummer seine Leser, die Terroristen glichen den Hummeln und nicht den Bienen und ruft: &#x201E;diese Leute haben keine Augen zu sehen, keine Vernunft; haben sie Herz? sie möchten sterben für Frankreich. Gut, aber das ist nicht genug, man muß für dasselbe zu leben wissen.&#x201C; Erinnern sie sich noch an Alexander Dumas, den Romanschreiber und Louis Philipp'schen Hoffreund, den allerliebsten Marquis de La Pailleterie, welchen Titel er sich vom Herzog Montpensier geben ließ? er wüthete im Sommer gegen Sozialismus, kleisterte sich Tausende von Malen an alle Wände als Kammerkandidat, fiel mit Glanz allemal durch und &#x2012; läßt jetzt im Theatre historique sein neuestes Drama spielen, worin Lamartine als Cicero, von Blanqui, Barbes als Catilina auf die effektvollste Weise und unter endlosem Applaus der Galerieen allabendlich blamirt wird. &#x2012; Die Bankette der Sozialdemokraten mehren sich so, daß die volksfeindlichen Blätter eine neue Septembergesetzgebung gegen diese &#x201E;gemüthaufregende und geistbethörende&#x201C; Agitation beanspruchen. Auch ist wahrscheinlich bald ein solcher Schlag zu gewärtigen, schon kam ein dahin zielender Vorschlag in die Kammer; das royalistische Ministerium Dufaure will sich auf diese heitere Weise einweihen. Cavaignac macht sein saures Gesicht dazu und erscheint täglich in tristerm Lichte; der &#x201E;National de L'Quest&#x201C; nennt ihn sehr richtig &#x201E;eine gar armselige, dürre, langweilige Persönlichkeit, der zu seinem großen Bruder sich <hi rendition="#g">kaum</hi> verhält, wie ein Stallmeister zu einem hohen Ritter:&#x201C; Durch alle 86 Departemente strömt jetzt die brausende Sturmfluth der Banket-Agitation, jede Woche soll fortan in jedem wenigstens ein demokratisches, wo möglich sozial-demokratisches Banket gefeiert werden und zwar möglichst billig, um den Blousen den Eintritt zu erleichtern. Die Volksfeinde wollen auch Bankette machen, kriegen aber wenig Gäste; ihre Hauptmanöver bestehen jetzt in lächerlichen Wallfahrten in Masse der uniformirten Bürgerwehr eines Ortes zu der eines andern, wobei natürlich zuletzt auch getafelt und getoastet wird. Zwei Pariser Legionen sind neulich in Orleans und Boulogne gewesen, von wo sie bis England vordrangen, wo sie mit Seitengewehr, doch ohne Flinten, die Marseillaise singend, bei John Bull ein großes Erstaunen erregten; jetzt geht die eilfte Bourgoislegion nach Calais und London, auch spricht man von einem Bankett, welches Paris einer Deputation des Londoner Stadtrathes, die nächstens herkommen soll, geben werde. Das ist das &#x201E;innige, Herz und Seele ergreifende, Europa's Wohlfahrt und Civilisation gegen die Vernichter des Handels, Eigenthums und der Moral sicherstellende Zusammenwirken aller europäischen Bourgeoisieen.&#x201C; John Bull hat jedenfalls wieder sein Gaudium an dieser republikanischen Fortsetzung des Louis Philipp'schen &#x201E;herzlichen Einverständnisses;&#x201C; natürlich lächelt im Hintergrunde eine bereits im Journal des Debats angeregte Anleihe in England, wobei die hiesigen Bourgeois auf's Ergötzlichste über den Löffel barbirt werden dürften.</p>
          <p><bibl><author>*</author></bibl> Auch ein kleiner Beitrag zur Characteristik der Bourgeoisre publik. Die Pariser Blätter erzählen von einer Frau Bridault, die während der Junitage aus reiner Menschenliebe mehrere Verwundete bei sich aufgenommen und, als dieselben später zur Ambulance gebracht wurden, zur Erleichterung des Transports Matatzen, Kopfkissen, Leintücher, kurz alles nöthige Bettzeug hergeliehen hatte. Jetzt werden alle diese Gegenstände vergeblich von ihr reklamirt. Die Mairie des zweiten Arrondissements will von nichts wissen, und Frau Bridault, die krank und sehr arm ist, schläft auf Stroh, bis es den Herren Bourgeois gefallen wird, ihr das zurückzugeben, was sie so großmüthig geliehen. Herr Berger, an welchen sie sich persönlich wandte, soll ihr geantwortet haben: man muß die Reichen machen lassen.</p>
          <p><bibl><author>*</author></bibl> Die &#x201E;Reform&#x201C; schreibt unter'm 21. Oktober: Es ist klar, daß die royalistische Ligue für den Augenblick keinen andern Plan hat, als uns einfach auf 1830 zurückzuführen; als die Herrschaft der Mittelklasse wieder herzustellen, indem sie, wenn es sich thun läßt, das demokratische Gebäude des Februars vom Giebel bis zur Basis zerstört. Man arrangirt eine Monarchie ohne König, oder, wenn man das vorzieht, eine Bourgeoisrepublick mit ihrem Egoismus und ihren Privilegien, mit ihrer Krämermiliz, ihrem Börsen- und ihrem Geldsackstolze. Es ist eben immer das Regiment der Banquiers, der Rentiers, das Regiment der provinziellen Grundbesitzer und der Priester; es ist, was man das System der Ordnung nennt, der Ordnung ohne Freiheit und ohne Gleichheit.</p>
          <p>Deswegen wird man, was den Augenblick betrifft, weder Heinrich V., noch Joinville, noch Bonaparte predigen; man wird vielleicht, wenn es noth thut, selbst der Republik ein Hoch bringen; aber was liegt daran? Man hat eine Republik Bern und eine Republik Zug; man hat vor Zeiten auch die Republiken Genua und Venedig gehabt; aber was hat Alles das mit der französischen Republik zu thun, die man nicht will? Was man will, ist die Oligarchie, die Aristokratie (wir bitten um Verzeihung, wir hätten beinahe gesagt, die Bourgeoisie); was man will, ist die Herrschaft der Wenigen und die Unterdrückung der Vielen.</p>
          <p>Das ist die Bedeutung des quasi-königlichen Ministeriums. Was gelten uns Herr Dufaure und Herr Vivien? Welcher von den Angestellten des Februars ist denn übrig geblieben? Wen kann man noch zurückrufen, nachdem Herr Senard vorübergegangen ist? O nein, die Minister des Königthums sind es, die uns interessiren. Ihre Rückkehr zur Gewalt ist das insolenteste Manifest, welches die Feinde der Revolution noch gewagt haben. Die Solidarität, welche die Herren Marie, Bastide und Goudchaux so leicht übernommen, wird die Schmach ihres Falles nicht auslöschen; ihre Nachfolger pochen ans Thor, und, möge geschehen was wolle, was können wir zurückzuwünschen haben? Welche Apostasie der letzten achtzehn Jahre gibt es, welche Herr Marie nicht heute selbst rehabilitirt hätte?</p>
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          <head>Paris, 22. Octbr.</head>
          <p>Der Pariser Stadtrath hat beschlossen, durch den Seine-Präfekten die 147,000 Metres Uniform-Tuch wieder verkaufen zu lassen, in welche Marrast &#x201E;Maire von Paris&#x201C; die arme Bürgerwehr kleiden wollte.</p>
          <p>&#x2012; Heute Sonntag, weder Börse noch Nationalversammlung. Dagegen findet im Tuilerienhofe eine große Revue vieler Legionen der Bürgerwehr vor ihrem Ober-Kommandanten Changarnier statt.</p>
          <p>&#x2012; Dem Vernehmen nach ist die Wahl des Präsidenten der Republik vom 25. Nov. auf den 10. Dezember verschoben.</p>
          <p>&#x2012; Clavel, in Turin wohnhaft, aber durch seine demokratischen Werke, z. B. Histoire de la francmaconerie etc., überall bekannt, ist gestorben. Clavel war dort Kanzler.</p>
          <p>&#x2012; Die Berliner Zeitungen (Staats-Anzeiger, Zeitungs-Halle etc.), sowie die Neue Rheinische Zeitung, sind heute in Paris nicht eingetroffen. Ebenso fehlen uns alle Berichte aus Wien nach dem 10. Oktober Mittags.</p>
          <p>&#x2012; Das Volk von Havre hat folgende Bittschrift an die Nationalversammlung geschickt:</p>
          <p>&#x201E;Bürger, Repräsentanten! In Gegenwart des fortwährenden Steigens der Getreidepreise auf unseren Märkten; in Erinnerung des Elendes, das uns in Folge der letzten Lebensmitteltheurung traf; im Angesicht täglicher Einschiffungen, die das auf französischem Boden gewonnene Produkt dem Auslande zuführen; in Befürchtung daß die Spekulatoren Englands, als geborene oder besoldete Feinde der Republik, dieselbe auszuhungern suchen, &#x2012; erscheinen wir vor Ihnen mit der Bitte, dem Chef der Vollziehungsgewalt aufzugeben, daß er in möglichst kurzer Frist ein Dekret erlasse, welches alle Ausfuhr von Getreide, Gemüse und anderen Lebensmitteln sofort untersagt. Wir haben in diesem Jahre schon viel gelitten; es liegt uns daher um so mehr am Herzen, die Entwickelung unserer jungen Republik nicht durch fortwährende Klagen zu hemmen. Die Zeit drängt, die Kälte naht und mit ihr die Einstellung der Arbeit. Wir wenden uns daher mit dem Vertrauen an Euch, daß Ihr als Diejenigen, die Ihr vom Volke beauftragt seid, ihm Vertheidigung und Schutz schuldet.</p>
          <p>Gruß und Brüderschaft!</p>
          <p>Havre, 21 Oktober 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften besonders vieler Fabrikarbeiter.)</p>
          <p>&#x2012; Skandal-Scene zwischen den Generälen Lamoriciere und Lebreton in der Sitzung der Nationalversammlung vom 21-Oktbr.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere,</hi> Kriegsminister...... Es treten jährlich zwischen 35-bis 40,000 Mann aus dem Heere. Diese enorme Masse bleibt größtentheils in den Städten, wo sie Beschäftigung sucht, aber meistens nicht findet. Entwöhnt von den ursprünglichen Ackergeschäften, wendet sie sich leichterer, angenehmerer Arbeit zu. Ist keine vorhanden, so drängt der Hunger dem Arbeitslosen und Verzweifelten die Waffe in die Hände. Ist das keine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung? (Agitation im ganzen Saale). Ich schließe Mitbürger; ich unterstütze Deville's Antrag auf absolute Abschaffung des Loslaufs- oder Ersatzrechts nicht, weil ich weiß, daß Ihr es nicht genehmigt, weil es für unsere gegenwärtige gesellschaftliche Sitten vielleicht noch zu schroff wäre Aber ich trage darauf an, daß das Wort &#x201E;Remplacement&#x201C; nicht in die neue Verfassung aufgenommen werde. Ich stimme für den Entwurf des Artikels des Verfassungsausschusses.</p>
          <p>(Dieser Rede folgt große Gährung. Die Linke hatte mehrere Male Bravo gerufen und Cavaignac umarmte den Herabsteigenden dicht vor der Tribüne.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Lebreton:</hi> Ich stellte den Antrag auf Zurückstoßung der beabsichtigten Abschaffung des Ersatzrechts in der Armee. Hr. Thiers hat den Gegenstand vollständig erschöpft. Ich nehme indessen das Wort, um die Aeußerung des Kriegsministers zu bekämpfen, welche darin besteht, als ob eine normale. reguläre, stark konstituirte, aus alten, unter den Fahnen ergrauten Soldaten gebildete Armee jemals eine Gefahr für die Gesellschaft. (Unterbrechung von der Linken), Ich bin ja ganz der Ansicht des Ministers, daß die Armee ein getreuer Abdruck der Gesellschaft sein solle.... Niemand mehr als ich wünscht, daß die republikanischen Tugenden der Uneigennützigkeit, der Ergebung und Vaterlandsliebe in die Nation durch die Armee dringe. (Bravo). Wohlan, im Heere existiren diese Gefühle schon Wenn erst der Soldat sehen wird, daß seine langen und treuen Dienste Anerkennung finden, dann wird die Armee niemals zur Gefahr für die Republik! aber die Armee wird zur Gefahr für die Freiheit, wenn die Grade ohne Regel, ohne Maaß, außerhalb aller erworbenen Rechte, außerhalb aller gesetzlichen Vorschriften ertheilt werden. (Oh! Oh! Unterbrechung.) Wenn der, den der Zufall und Glück an die Spitze des Heeres stellte... (Tumult.) diese Stellung benutzt, um selbst die Verleihung der höchsten militärischen Aemter zu einer Lockspeise für seine Vertrauten, für seine Kameradschaftsneigungen auszubeuten; wenn er um sich einen Kreis von Ayacuchos, einen Zirkel von Privilegirten bildet, außerhalb dessen er die Armee geworfen, dann wird die unter den Fahnen ergraute Armee eine wahre Gefahr sein. (Unterbrechung und Erstaunen.) Ich will Ihre Geduld nicht länger mißbrauchen, ich füge nichts weiter bei und überliefere diese Reflexionen dem Nachdenken des Herrn Kriegsministers. Ich stimme gegen die Unterdrückung des Ersatzrechts.&#x201C;</p>
          <p>Der Rest dieser Scene artet in ein Wort- und Arm-Gefecht aus, der im heutigen Moniteur eine ganze Spalte füllt, und zu welchem der unsterbliche Legitimist Denjoy ein Seitenstück lieferte. Wir begnügen uns hier nur mit dem authentischen Wortlaut des Lebretonschen Angriffs.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Mit Aufhebung des Belagerungszustandes zu Paris</hi> ist gleichzeitig eine <hi rendition="#g">zweite</hi> Auflage der <hi rendition="#g">September-Gesetze</hi> vorgeschlagen, diesmal durch den würdigen <hi rendition="#g">Marie</hi> (vom <hi rendition="#g">National</hi> ). Das angeschuldigte Journal wird nur drei Tage zur Instruktion seiner Vertheidigung haben. Findet dèfaut statt, so wird die Sache durch den Gerichtshof selbst abgeurtheilt werden; direkte Citation, außerordentliche Affisen im Nothfalle, bei Konzessionsgesuchen Entscheidung in 5 Tagen mit Unterbrechung aller andern Prozesse, das sind die Alliirten dieser neuen Justiz. In diesem Projekt steckt Lamoriciere; er organisirt den Krieg gegen die Presse in der Weise der afrikanischen Razzia's.</p>
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        <head> <hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> </head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 21. Okt.</head>
          <p>Der Economist gibt heute einen längern Artikel über die Eisenbahn-Spekulationen der letzten Jahre, dem wir um so lieber das Folgende entnehmen, als wir mit dem Economist ganz darin übereinstimmen, daß die traurigen Resultate der letzten Schwindeleien nicht in den politischen Umwälzungen der verflossenen Monate und der mehr oder weniger bedeutenden Stockung des Handels, sondern einzig und allein in der Natur jener Schwindeleien selbst, ihren Grund haben.</p>
          <p>&#x201E;Das Kapital, sagt der Economist, welches für die vollendeten oder im Bau begriffenen Bahnen im vereinigten Königreiche unterschrieben und bezahlt wurde, betrug in runder Summe 200 Millionen Pfund. Dies ist der wirklich verausgabte Betrag. Unmöglich ist es dagegen zu sagen, was die betreffenden Actien ihren augenblicklichen Besitzern kosten, und welcher Betrag von verschiedenen Seiten durch das stufenweise Sinken der Kourse seit dem August 1845 verloren wurde. Die besten Actien haben nicht die Hälfte ihres ursprünglichen Werthes. Im August 1845 wurden Great Western Bahn Actien zu L. 224. &#x2012; verkauft; ihr Preis ist jetzt 71 L. London-Birmingham kosteten damals 243 L.; jetzt L. 101. &#x2012; u. s. w. Bahnen zweiten Ranges gar nicht einmal gerechnet, die damals sehr hoch standen und heute nichts mehr werth sind. Nach einer mäßigen Berechnung kann man in der That annehmen, daß die Aktien, welche heute die oben erwähnten 200 Millionen repräsentiren, wenigstens 250 Millionen gekostet haben und wirft man dann ferner die Aktien sämmtlicher Bahnen zu den heutigen Koursen aus, so findet sich schließlich nur eine Summe von etwa 150 Millionen, so daß also der Total-Verlust für die ursprünglichen Besitzer zu der enormen Summe von 100 Millionen anwachsen würde.&#x201C;</p>
          <p>Wir übergehen die Betrachtungen des Ceonomist, über den Punkt in wie weit dieser Verlust für das ganze Land überhaupt von Bedeutung ist. &#x2012; &#x2012; &#x201E;Die erste Frage &#x2012; fährt der Cconomist fort &#x2012; ist die, welches der nächste Grund dieser Entwerthung ist, und wir können sie nur mit dem einfachen Faktum beantworten, daß man mit der Spekulation in Eisenbahnen weit über alle Mittel hinausging. Jede neue, an die bereits hart bedrängten Aktien-Inhaber gemachte Zahlungs Forderung hatte nemlich die Wirkungen, daß man entweder die Aktien, auf welche man eine Einzahlung machen sollte, verkaufte um diese Einzahlung zu vermeiden; oder daß man sich eines Theiles derselben zu entledigen suchte, um auf diese Weise das Geld für die gemachte Anforderung aufzubringen. Welchen Plan man aber auch verfolgte, immer nahm die Zahl der Verkäufer zu, und fortwährend verringerte sich die Zahl der Käufer, so daß selbst die besten Bahnen nicht nur bei jeder neu eingeforderten Dividenden Zahlung im Kourse herabgedrückt wurden, sondern daß sich sogar der Tauschwerth der Bahnen in demselben Maße verringerte, als sich der wirkliche Werth derselben durch das zu ihrer Vollendung angewandte Kapital vergrößerte. Diese forcirten, der Dividenden-Einzahlungen wegen geschehenen Aktien-Verkäufe, machen den Hauptgrund des immer mehr sinkenden Werthes der Bahnen aus.&#x201C; Der Cconomist sucht dann nachzuweisen, daß es mit dieser Entwerthung indeß noch keineswegs zu Ende sei. &#x201E;Wir zeigten, daß die für Eisenbahnen verausgabte Summe 200 Millionen betrage. Es geschah dies in 22 Jahren. Von diesem Betrage wurde die Hälfte, also 100 Millionen. seit dem Jahre 1844 einbezahlt und namentlich während den letzten drei Jahren. Es fragt sich nun noch, welche Summen nöthig sind, um die durch Parlaments-Akte erlaubten und bereits angefangenen Bahnen, überhaupt zu vollenden. Glücklicherweise haben wir die genauste Aufstellung über diesen Punkt. Die seit 1826 unterschriebenen und vom Parlamente bewilligten Summen betragen nemlich: 326,600,000 L. Hierauf wurde wirklich einbezahlt 196,000,000<lb/>
sind also zur Vollendung der Bahnen nöthig 130,600,000<lb/>
326,600,000</p>
          <p>Bei diesen restirenden 130 Millionen, wird sich nicht nur grade wie früher dieselbe Schwierigkeit unregelmäßiger Dividenden-Zahlungen zeigen sondern sie wird im Gegentheil, noch mit jedem Tage wechseln, da die noch zu bauenden oder zu vervollständigenden Bahnen größtentheils von weniger Wichtigkeit sind, und nicht jenen Nutzen versprechen wie die bereits fertigen und im Betrieb begriffenen Linien.&#x201C;</p>
          <p>Der Economist bemerkt zum Schlusse, daß sehr wahrscheinlich, wenn man nicht von selbst Schritte thue, um die angefangenen Arbeiten aufzugeben, diese ohnehin durch die Gewalt der Umstände ihr Ende erreichen würden.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 20. Oktober.</head>
          <p>Der Lord-Lieutenant ist heute Morgen nach England abgereißt. Der Prozeß Meagher's wird wahrscheinlich erst in nächster Woche zum Schluße kommen. Die Sympathie der Bevölkerung für die bereits Verurtheilten zeigt sich in der schönsten Weise. So trafen z. B. gestern noch für Mc. Manus L. 500 Sterl. ein, womit er die Kosten seines Prozesses mehr als decken können wird. Das Wetter ist sehr rauh. Im Cork fiel bereits Schnee.</p>
          <bibl>(H. B.)</bibl>
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        <head> <hi rendition="#g">Dänemark.</hi> </head>
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          <head>Kopenhagen, 19. Okt.</head>
          <p>Die letzten Berichte aus dem Norden Schleswigs, namentlich von Hadersleben, haben eine unruhige, unzufriedene Stimmung verbreitet. Faedrelandet setzt freilich auseinander, daß wenn auch das Recht vollständig auf Dänemarks Seite wäre und da der Waffenstillstand von jenseits als nicht vollführt zu betrachten, Dänemark mit dem Heere in Schleswig hätte rücken können, es doch eine Frage der Klugheit wäre, ob es gerathen sei. Hierauf weist das Blatt darauf hin, wie die schleswig-holsteinische Frage das Hauptbindemittel der deutschen Einheit gewesen, wie jetzt, nachdem der Krieg beiseitigt, der Bürgerkrieg in Frankfurt und Wien ausgebrochen, die Republikaner in Baden eingefallen seien und man jeden Augenblick gewärtigen könne, daß es auch in Berlin losginge. Jetzt seien der Reichsverweser und sein Parlament kaum mehr als Schattenbilder, welche vergebens die Aufmerksamkeit in Deutschland fesseln könnten, sobald der Krieg aber wieder losbräche, würde die Centralgewalt wieder aufleben und in solchem Falle sich Preußen selbst ihr unterordnen. Dabei wäre die Jahreszeit zu ungünstig und Dänemark würde Deutschlands Schrecken, seine Flotte, nicht benutzen können, es sei demnach günstiger, den Frieden bis zum Frühjahre aufrecht zu erhalten, um zu der Zeit vollkommen gerüstet zu sein und es wäre nur die Frage, ob die Verhältnisse in Schleswig sich so gestalten würden, daß man es könne.</p>
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        <head> <hi rendition="#g">Donaufürstenthümer.</hi> </head>
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          <head>Galatz, 4. Oktober.</head>
          <p>Die russische Occupations-Armee, deren Stärke auf 40,000 Mann geschätzt wird, besteht aus der ganzen 15. Division unter General Gaßfort und aus einzelnen Regimentern der 3., 5. und 13. Division. Die 15. Division zählt 16,000 Mann, sie besteht aus 4 polnischen Infanterieregimentern (aus Miensx, Zamorz und Lublin), jedes zu 3500 Mann, wozu noch 500 Mann Kavallerie nebst Artillerie und Train kommen. Die Kosaken als Vortruppe werden nicht eingerechnet. Jedes Regiment hat eine Batterie aus 6 Stück, nämlich 6 Kanonen und 2 Haubitzen. Die gesammte Artillerie des erwähnten Besatzungs-Korps dürfte sich daher auf 80 Geschütze belaufen. Der Train eines jeden Regiments besteht aus 250 Pferden Bespannung und 185 Mann Fuhrwesen. Die Truppen haben eine sehr gute Haltung und bestehen aus wohleingeübten und abgehärteten Soldaten, die größtentheils schon in den Feldzügen am Kaukasus gedient haben. Die Pferde sind ausgezeichnet schön und dauerhaft; Bespannung, Riemzeug und anderes Zugehör läßt nichts zu wünschen übrig. Der Train ist ungewöhnlich stark und für alle Eventualitäten ausgerüstet. Die Russen führen auch Pontons, Anker und das nöthige Materiale zum Brückenschlagen mit sich. Die Stärke der zwischen dem Pruth und dem Dnieper in den Gouvernements von Bessarabien, Podolien, Bolhynien, Kiew, Cherson, Ekaternioslaw und Taurien aufgestellten russischen Süd-Armee wird auf 200,000 Mann angegeben.</p>
          <p>Von den in Ibraila stationirten Türken wurde eine Abtheilung von beiläufig 2000 Mann nach Bukarest abgesendet.</p>
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</TEI>
[0631/0003] steht das Volk moralisch über den Soldaten, und diese, durch ihre Stellung entmuthigt, fühlen sich in einem Zustande unsäglicher Erniedrigung. Rom, 10. Okt. Der Kardinalvikar hat unterm 6. Oktober eine Bekanntmachung erlassen, welche für die Finanzverhältnisse des Kirchenstaats von der allerhöchsten Wichtigkeit ist. Den 1. Jan. 1849 nämlich ist die erste Ratenzahlung der auf Kirchengüter aufgenommenen 2 Mill. in Betrag von 200,000 Scudi fällig. Da das Aerarium nicht im Stande ist, eine so bedeutende Summe bis dahin aufzubringen, so würde den eingegangenen Verpflichtungen gemäß zum Verkauf eines Theils hypothekirten Kirchengüter geschritten werden müssen. Dies zu verhindern, wird sowohl die Welt- als Ordensgeistlichkeit verpflichtet, den mäßigen Beitrag von 80 Bajocchi auf jedes Hundert im Kataster verzeichneter Scudi einzuzahlen, wodurch nicht bloß jene erste Ratenzahlung, sondern im Laufe von 10 Jahren die ganze Schuld abgetragen sein wird. Da nun den Kirchengütern jene Summe noch obenein verzinst wird, so hat auch diese leichte Steuer keine andere Bedeutung, als die eines Darlehens. ‒ General Durando ist durch die zur Untersuchung der gegen ihn erhobenen Anklagepunkte niedergesetzte Kommission freigesprochen worden. Der interimistische Kriegsminister hat sich den Befehlshaber der Schweizesbatterie, Oberst Lentulus, zum Beistand kommen lassen. ‒ Einem diplomatischen Festmahl, welches der Botschafter der franz. Republik vorgestern gab, wohnte nicht bloß der Kardinal Drioli, sondern auch der Minister des Innern, Graf Rossi, bei, welches auch beweisen kann, wie geschickt sich dieser gewandte Staatsmann zu seinem Nachfolger zu stellen gewußt hat. ‒ Vorgestern Abend 7 1/2 Uhr und vergangene Nacht 1 Uhr wurden hier starke Erdstöße verspürt. (A. A. Z.) * Messina, 10. Okt. Ganz Sizilien rüstet sich auf's Neue zum Kampfe. Hier und in Milazzo protestiren die Bewohner gegen die neapolitanische Besatzung in der eklatantesten Weise. Catana, Agrigente, Trapani, überhaupt die bedeutendsten Städte des Landes schicken Adressen an das Parlament von Palermo, um ihre Sympathie und ihr Devouement für die Sache der italienischen Unabhängigkeit an den Tag zu legen. Alle Sizilianer, die sich in Neapel aufhielten, haben den Befehl erhalten, in 24 Stunden die Stadt zu verlassen. Belgien. * Lüttich. „Dank den freisinnigen Institutionen“ des Musterstaates betrug in Lüttich z.B. die Zahl der im Wohlthätigkeitsbureau eingeschriebenen Hülfsbedürftigen über 6000 im Jahre 1847. Diese Listen enthielten mehr als 23,000 Individuen, d.h. ungefähr ein Drittheil der Einwohnerzahl der Stadt Lüttich. Französische Republik. 17 Paris, 22. Okt. Wie wuthzitternd, bis zu totalem Cretinismus hinabsinkend, die königliche und Bourgoispresse Frankreichs gegen uns deutsche Demokraten kläfft und geifert, zeigt sich heute, zum hundertsten Male, wieder im „Corfaire“ des edeln Herrn Virmaitre (der notabene neulich einen Brief publizirte, worin ihm von rothen Republikanern mit dem Strick gedroht ward). Die Augsb. Zeitung, die sechszigjährige Mumie des status quo Europa's, verwandelt sich, sie putzt sich mit der phrygischen rothen Mütze, hu! welch ein Roth! Das deutsche Roth ist abscheulich, ist Ochsenblut (wer erkennt hierin nicht Herrn A. Weill?) Diese Augsburgerin lobt die Wiener Metzeleien; ja, sie ruft: in Kurzem feiert der Elsaß das Andenken seiner Vereinigung mit Frankreich; ihr dummen Elsäßer, die ihr französisch stammelt, vergeßt nicht, daß vor eurem 24. Oktober der 18., der Tag Leipzig's fällt. Woraus sich ergibt, daß die deutschen Demokraten an nichts als an das Losreißen des Elsaß und Lothringens von Frankreich denken, und La Reforme und Democratie pacifique, die über jede überrheinische Erschütterung jubeln, stecken in der dicksten Unwissenheit, was die deutsche Demokratenpartei betrifft. Ein Franzose, der der deutschen rothen Fahne Glück wünscht, ist ganz einfach ein Vaterlandsverräther; dieses mögen sich unsere purpurrothen Sozialschriftsteller merken.“ Der schätzenswerthe Industrieritter A. Weill belehrt in derselben Nummer seine Leser, die Terroristen glichen den Hummeln und nicht den Bienen und ruft: „diese Leute haben keine Augen zu sehen, keine Vernunft; haben sie Herz? sie möchten sterben für Frankreich. Gut, aber das ist nicht genug, man muß für dasselbe zu leben wissen.“ Erinnern sie sich noch an Alexander Dumas, den Romanschreiber und Louis Philipp'schen Hoffreund, den allerliebsten Marquis de La Pailleterie, welchen Titel er sich vom Herzog Montpensier geben ließ? er wüthete im Sommer gegen Sozialismus, kleisterte sich Tausende von Malen an alle Wände als Kammerkandidat, fiel mit Glanz allemal durch und ‒ läßt jetzt im Theatre historique sein neuestes Drama spielen, worin Lamartine als Cicero, von Blanqui, Barbes als Catilina auf die effektvollste Weise und unter endlosem Applaus der Galerieen allabendlich blamirt wird. ‒ Die Bankette der Sozialdemokraten mehren sich so, daß die volksfeindlichen Blätter eine neue Septembergesetzgebung gegen diese „gemüthaufregende und geistbethörende“ Agitation beanspruchen. Auch ist wahrscheinlich bald ein solcher Schlag zu gewärtigen, schon kam ein dahin zielender Vorschlag in die Kammer; das royalistische Ministerium Dufaure will sich auf diese heitere Weise einweihen. Cavaignac macht sein saures Gesicht dazu und erscheint täglich in tristerm Lichte; der „National de L'Quest“ nennt ihn sehr richtig „eine gar armselige, dürre, langweilige Persönlichkeit, der zu seinem großen Bruder sich kaum verhält, wie ein Stallmeister zu einem hohen Ritter:“ Durch alle 86 Departemente strömt jetzt die brausende Sturmfluth der Banket-Agitation, jede Woche soll fortan in jedem wenigstens ein demokratisches, wo möglich sozial-demokratisches Banket gefeiert werden und zwar möglichst billig, um den Blousen den Eintritt zu erleichtern. Die Volksfeinde wollen auch Bankette machen, kriegen aber wenig Gäste; ihre Hauptmanöver bestehen jetzt in lächerlichen Wallfahrten in Masse der uniformirten Bürgerwehr eines Ortes zu der eines andern, wobei natürlich zuletzt auch getafelt und getoastet wird. Zwei Pariser Legionen sind neulich in Orleans und Boulogne gewesen, von wo sie bis England vordrangen, wo sie mit Seitengewehr, doch ohne Flinten, die Marseillaise singend, bei John Bull ein großes Erstaunen erregten; jetzt geht die eilfte Bourgoislegion nach Calais und London, auch spricht man von einem Bankett, welches Paris einer Deputation des Londoner Stadtrathes, die nächstens herkommen soll, geben werde. Das ist das „innige, Herz und Seele ergreifende, Europa's Wohlfahrt und Civilisation gegen die Vernichter des Handels, Eigenthums und der Moral sicherstellende Zusammenwirken aller europäischen Bourgeoisieen.“ John Bull hat jedenfalls wieder sein Gaudium an dieser republikanischen Fortsetzung des Louis Philipp'schen „herzlichen Einverständnisses;“ natürlich lächelt im Hintergrunde eine bereits im Journal des Debats angeregte Anleihe in England, wobei die hiesigen Bourgeois auf's Ergötzlichste über den Löffel barbirt werden dürften. * Auch ein kleiner Beitrag zur Characteristik der Bourgeoisre publik. Die Pariser Blätter erzählen von einer Frau Bridault, die während der Junitage aus reiner Menschenliebe mehrere Verwundete bei sich aufgenommen und, als dieselben später zur Ambulance gebracht wurden, zur Erleichterung des Transports Matatzen, Kopfkissen, Leintücher, kurz alles nöthige Bettzeug hergeliehen hatte. Jetzt werden alle diese Gegenstände vergeblich von ihr reklamirt. Die Mairie des zweiten Arrondissements will von nichts wissen, und Frau Bridault, die krank und sehr arm ist, schläft auf Stroh, bis es den Herren Bourgeois gefallen wird, ihr das zurückzugeben, was sie so großmüthig geliehen. Herr Berger, an welchen sie sich persönlich wandte, soll ihr geantwortet haben: man muß die Reichen machen lassen. * Die „Reform“ schreibt unter'm 21. Oktober: Es ist klar, daß die royalistische Ligue für den Augenblick keinen andern Plan hat, als uns einfach auf 1830 zurückzuführen; als die Herrschaft der Mittelklasse wieder herzustellen, indem sie, wenn es sich thun läßt, das demokratische Gebäude des Februars vom Giebel bis zur Basis zerstört. Man arrangirt eine Monarchie ohne König, oder, wenn man das vorzieht, eine Bourgeoisrepublick mit ihrem Egoismus und ihren Privilegien, mit ihrer Krämermiliz, ihrem Börsen- und ihrem Geldsackstolze. Es ist eben immer das Regiment der Banquiers, der Rentiers, das Regiment der provinziellen Grundbesitzer und der Priester; es ist, was man das System der Ordnung nennt, der Ordnung ohne Freiheit und ohne Gleichheit. Deswegen wird man, was den Augenblick betrifft, weder Heinrich V., noch Joinville, noch Bonaparte predigen; man wird vielleicht, wenn es noth thut, selbst der Republik ein Hoch bringen; aber was liegt daran? Man hat eine Republik Bern und eine Republik Zug; man hat vor Zeiten auch die Republiken Genua und Venedig gehabt; aber was hat Alles das mit der französischen Republik zu thun, die man nicht will? Was man will, ist die Oligarchie, die Aristokratie (wir bitten um Verzeihung, wir hätten beinahe gesagt, die Bourgeoisie); was man will, ist die Herrschaft der Wenigen und die Unterdrückung der Vielen. Das ist die Bedeutung des quasi-königlichen Ministeriums. Was gelten uns Herr Dufaure und Herr Vivien? Welcher von den Angestellten des Februars ist denn übrig geblieben? Wen kann man noch zurückrufen, nachdem Herr Senard vorübergegangen ist? O nein, die Minister des Königthums sind es, die uns interessiren. Ihre Rückkehr zur Gewalt ist das insolenteste Manifest, welches die Feinde der Revolution noch gewagt haben. Die Solidarität, welche die Herren Marie, Bastide und Goudchaux so leicht übernommen, wird die Schmach ihres Falles nicht auslöschen; ihre Nachfolger pochen ans Thor, und, möge geschehen was wolle, was können wir zurückzuwünschen haben? Welche Apostasie der letzten achtzehn Jahre gibt es, welche Herr Marie nicht heute selbst rehabilitirt hätte? Paris, 22. Octbr. Der Pariser Stadtrath hat beschlossen, durch den Seine-Präfekten die 147,000 Metres Uniform-Tuch wieder verkaufen zu lassen, in welche Marrast „Maire von Paris“ die arme Bürgerwehr kleiden wollte. ‒ Heute Sonntag, weder Börse noch Nationalversammlung. Dagegen findet im Tuilerienhofe eine große Revue vieler Legionen der Bürgerwehr vor ihrem Ober-Kommandanten Changarnier statt. ‒ Dem Vernehmen nach ist die Wahl des Präsidenten der Republik vom 25. Nov. auf den 10. Dezember verschoben. ‒ Clavel, in Turin wohnhaft, aber durch seine demokratischen Werke, z. B. Histoire de la francmaconerie etc., überall bekannt, ist gestorben. Clavel war dort Kanzler. ‒ Die Berliner Zeitungen (Staats-Anzeiger, Zeitungs-Halle etc.), sowie die Neue Rheinische Zeitung, sind heute in Paris nicht eingetroffen. Ebenso fehlen uns alle Berichte aus Wien nach dem 10. Oktober Mittags. ‒ Das Volk von Havre hat folgende Bittschrift an die Nationalversammlung geschickt: „Bürger, Repräsentanten! In Gegenwart des fortwährenden Steigens der Getreidepreise auf unseren Märkten; in Erinnerung des Elendes, das uns in Folge der letzten Lebensmitteltheurung traf; im Angesicht täglicher Einschiffungen, die das auf französischem Boden gewonnene Produkt dem Auslande zuführen; in Befürchtung daß die Spekulatoren Englands, als geborene oder besoldete Feinde der Republik, dieselbe auszuhungern suchen, ‒ erscheinen wir vor Ihnen mit der Bitte, dem Chef der Vollziehungsgewalt aufzugeben, daß er in möglichst kurzer Frist ein Dekret erlasse, welches alle Ausfuhr von Getreide, Gemüse und anderen Lebensmitteln sofort untersagt. Wir haben in diesem Jahre schon viel gelitten; es liegt uns daher um so mehr am Herzen, die Entwickelung unserer jungen Republik nicht durch fortwährende Klagen zu hemmen. Die Zeit drängt, die Kälte naht und mit ihr die Einstellung der Arbeit. Wir wenden uns daher mit dem Vertrauen an Euch, daß Ihr als Diejenigen, die Ihr vom Volke beauftragt seid, ihm Vertheidigung und Schutz schuldet. Gruß und Brüderschaft! Havre, 21 Oktober 1848. (Folgen die Unterschriften besonders vieler Fabrikarbeiter.) ‒ Skandal-Scene zwischen den Generälen Lamoriciere und Lebreton in der Sitzung der Nationalversammlung vom 21-Oktbr. Lamoriciere, Kriegsminister...... Es treten jährlich zwischen 35-bis 40,000 Mann aus dem Heere. Diese enorme Masse bleibt größtentheils in den Städten, wo sie Beschäftigung sucht, aber meistens nicht findet. Entwöhnt von den ursprünglichen Ackergeschäften, wendet sie sich leichterer, angenehmerer Arbeit zu. Ist keine vorhanden, so drängt der Hunger dem Arbeitslosen und Verzweifelten die Waffe in die Hände. Ist das keine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung? (Agitation im ganzen Saale). Ich schließe Mitbürger; ich unterstütze Deville's Antrag auf absolute Abschaffung des Loslaufs- oder Ersatzrechts nicht, weil ich weiß, daß Ihr es nicht genehmigt, weil es für unsere gegenwärtige gesellschaftliche Sitten vielleicht noch zu schroff wäre Aber ich trage darauf an, daß das Wort „Remplacement“ nicht in die neue Verfassung aufgenommen werde. Ich stimme für den Entwurf des Artikels des Verfassungsausschusses. (Dieser Rede folgt große Gährung. Die Linke hatte mehrere Male Bravo gerufen und Cavaignac umarmte den Herabsteigenden dicht vor der Tribüne.) Lebreton: Ich stellte den Antrag auf Zurückstoßung der beabsichtigten Abschaffung des Ersatzrechts in der Armee. Hr. Thiers hat den Gegenstand vollständig erschöpft. Ich nehme indessen das Wort, um die Aeußerung des Kriegsministers zu bekämpfen, welche darin besteht, als ob eine normale. reguläre, stark konstituirte, aus alten, unter den Fahnen ergrauten Soldaten gebildete Armee jemals eine Gefahr für die Gesellschaft. (Unterbrechung von der Linken), Ich bin ja ganz der Ansicht des Ministers, daß die Armee ein getreuer Abdruck der Gesellschaft sein solle.... Niemand mehr als ich wünscht, daß die republikanischen Tugenden der Uneigennützigkeit, der Ergebung und Vaterlandsliebe in die Nation durch die Armee dringe. (Bravo). Wohlan, im Heere existiren diese Gefühle schon Wenn erst der Soldat sehen wird, daß seine langen und treuen Dienste Anerkennung finden, dann wird die Armee niemals zur Gefahr für die Republik! aber die Armee wird zur Gefahr für die Freiheit, wenn die Grade ohne Regel, ohne Maaß, außerhalb aller erworbenen Rechte, außerhalb aller gesetzlichen Vorschriften ertheilt werden. (Oh! Oh! Unterbrechung.) Wenn der, den der Zufall und Glück an die Spitze des Heeres stellte... (Tumult.) diese Stellung benutzt, um selbst die Verleihung der höchsten militärischen Aemter zu einer Lockspeise für seine Vertrauten, für seine Kameradschaftsneigungen auszubeuten; wenn er um sich einen Kreis von Ayacuchos, einen Zirkel von Privilegirten bildet, außerhalb dessen er die Armee geworfen, dann wird die unter den Fahnen ergraute Armee eine wahre Gefahr sein. (Unterbrechung und Erstaunen.) Ich will Ihre Geduld nicht länger mißbrauchen, ich füge nichts weiter bei und überliefere diese Reflexionen dem Nachdenken des Herrn Kriegsministers. Ich stimme gegen die Unterdrückung des Ersatzrechts.“ Der Rest dieser Scene artet in ein Wort- und Arm-Gefecht aus, der im heutigen Moniteur eine ganze Spalte füllt, und zu welchem der unsterbliche Legitimist Denjoy ein Seitenstück lieferte. Wir begnügen uns hier nur mit dem authentischen Wortlaut des Lebretonschen Angriffs. ‒ Mit Aufhebung des Belagerungszustandes zu Paris ist gleichzeitig eine zweite Auflage der September-Gesetze vorgeschlagen, diesmal durch den würdigen Marie (vom National ). Das angeschuldigte Journal wird nur drei Tage zur Instruktion seiner Vertheidigung haben. Findet dèfaut statt, so wird die Sache durch den Gerichtshof selbst abgeurtheilt werden; direkte Citation, außerordentliche Affisen im Nothfalle, bei Konzessionsgesuchen Entscheidung in 5 Tagen mit Unterbrechung aller andern Prozesse, das sind die Alliirten dieser neuen Justiz. In diesem Projekt steckt Lamoriciere; er organisirt den Krieg gegen die Presse in der Weise der afrikanischen Razzia's. Großbritannien. * London, 21. Okt. Der Economist gibt heute einen längern Artikel über die Eisenbahn-Spekulationen der letzten Jahre, dem wir um so lieber das Folgende entnehmen, als wir mit dem Economist ganz darin übereinstimmen, daß die traurigen Resultate der letzten Schwindeleien nicht in den politischen Umwälzungen der verflossenen Monate und der mehr oder weniger bedeutenden Stockung des Handels, sondern einzig und allein in der Natur jener Schwindeleien selbst, ihren Grund haben. „Das Kapital, sagt der Economist, welches für die vollendeten oder im Bau begriffenen Bahnen im vereinigten Königreiche unterschrieben und bezahlt wurde, betrug in runder Summe 200 Millionen Pfund. Dies ist der wirklich verausgabte Betrag. Unmöglich ist es dagegen zu sagen, was die betreffenden Actien ihren augenblicklichen Besitzern kosten, und welcher Betrag von verschiedenen Seiten durch das stufenweise Sinken der Kourse seit dem August 1845 verloren wurde. Die besten Actien haben nicht die Hälfte ihres ursprünglichen Werthes. Im August 1845 wurden Great Western Bahn Actien zu L. 224. ‒ verkauft; ihr Preis ist jetzt 71 L. London-Birmingham kosteten damals 243 L.; jetzt L. 101. ‒ u. s. w. Bahnen zweiten Ranges gar nicht einmal gerechnet, die damals sehr hoch standen und heute nichts mehr werth sind. Nach einer mäßigen Berechnung kann man in der That annehmen, daß die Aktien, welche heute die oben erwähnten 200 Millionen repräsentiren, wenigstens 250 Millionen gekostet haben und wirft man dann ferner die Aktien sämmtlicher Bahnen zu den heutigen Koursen aus, so findet sich schließlich nur eine Summe von etwa 150 Millionen, so daß also der Total-Verlust für die ursprünglichen Besitzer zu der enormen Summe von 100 Millionen anwachsen würde.“ Wir übergehen die Betrachtungen des Ceonomist, über den Punkt in wie weit dieser Verlust für das ganze Land überhaupt von Bedeutung ist. ‒ ‒ „Die erste Frage ‒ fährt der Cconomist fort ‒ ist die, welches der nächste Grund dieser Entwerthung ist, und wir können sie nur mit dem einfachen Faktum beantworten, daß man mit der Spekulation in Eisenbahnen weit über alle Mittel hinausging. Jede neue, an die bereits hart bedrängten Aktien-Inhaber gemachte Zahlungs Forderung hatte nemlich die Wirkungen, daß man entweder die Aktien, auf welche man eine Einzahlung machen sollte, verkaufte um diese Einzahlung zu vermeiden; oder daß man sich eines Theiles derselben zu entledigen suchte, um auf diese Weise das Geld für die gemachte Anforderung aufzubringen. Welchen Plan man aber auch verfolgte, immer nahm die Zahl der Verkäufer zu, und fortwährend verringerte sich die Zahl der Käufer, so daß selbst die besten Bahnen nicht nur bei jeder neu eingeforderten Dividenden Zahlung im Kourse herabgedrückt wurden, sondern daß sich sogar der Tauschwerth der Bahnen in demselben Maße verringerte, als sich der wirkliche Werth derselben durch das zu ihrer Vollendung angewandte Kapital vergrößerte. Diese forcirten, der Dividenden-Einzahlungen wegen geschehenen Aktien-Verkäufe, machen den Hauptgrund des immer mehr sinkenden Werthes der Bahnen aus.“ Der Cconomist sucht dann nachzuweisen, daß es mit dieser Entwerthung indeß noch keineswegs zu Ende sei. „Wir zeigten, daß die für Eisenbahnen verausgabte Summe 200 Millionen betrage. Es geschah dies in 22 Jahren. Von diesem Betrage wurde die Hälfte, also 100 Millionen. seit dem Jahre 1844 einbezahlt und namentlich während den letzten drei Jahren. Es fragt sich nun noch, welche Summen nöthig sind, um die durch Parlaments-Akte erlaubten und bereits angefangenen Bahnen, überhaupt zu vollenden. Glücklicherweise haben wir die genauste Aufstellung über diesen Punkt. Die seit 1826 unterschriebenen und vom Parlamente bewilligten Summen betragen nemlich: 326,600,000 L. Hierauf wurde wirklich einbezahlt 196,000,000 sind also zur Vollendung der Bahnen nöthig 130,600,000 326,600,000 Bei diesen restirenden 130 Millionen, wird sich nicht nur grade wie früher dieselbe Schwierigkeit unregelmäßiger Dividenden-Zahlungen zeigen sondern sie wird im Gegentheil, noch mit jedem Tage wechseln, da die noch zu bauenden oder zu vervollständigenden Bahnen größtentheils von weniger Wichtigkeit sind, und nicht jenen Nutzen versprechen wie die bereits fertigen und im Betrieb begriffenen Linien.“ Der Economist bemerkt zum Schlusse, daß sehr wahrscheinlich, wenn man nicht von selbst Schritte thue, um die angefangenen Arbeiten aufzugeben, diese ohnehin durch die Gewalt der Umstände ihr Ende erreichen würden. * Dublin, 20. Oktober. Der Lord-Lieutenant ist heute Morgen nach England abgereißt. Der Prozeß Meagher's wird wahrscheinlich erst in nächster Woche zum Schluße kommen. Die Sympathie der Bevölkerung für die bereits Verurtheilten zeigt sich in der schönsten Weise. So trafen z. B. gestern noch für Mc. Manus L. 500 Sterl. ein, womit er die Kosten seines Prozesses mehr als decken können wird. Das Wetter ist sehr rauh. Im Cork fiel bereits Schnee. (H. B.) Dänemark. Kopenhagen, 19. Okt. Die letzten Berichte aus dem Norden Schleswigs, namentlich von Hadersleben, haben eine unruhige, unzufriedene Stimmung verbreitet. Faedrelandet setzt freilich auseinander, daß wenn auch das Recht vollständig auf Dänemarks Seite wäre und da der Waffenstillstand von jenseits als nicht vollführt zu betrachten, Dänemark mit dem Heere in Schleswig hätte rücken können, es doch eine Frage der Klugheit wäre, ob es gerathen sei. Hierauf weist das Blatt darauf hin, wie die schleswig-holsteinische Frage das Hauptbindemittel der deutschen Einheit gewesen, wie jetzt, nachdem der Krieg beiseitigt, der Bürgerkrieg in Frankfurt und Wien ausgebrochen, die Republikaner in Baden eingefallen seien und man jeden Augenblick gewärtigen könne, daß es auch in Berlin losginge. Jetzt seien der Reichsverweser und sein Parlament kaum mehr als Schattenbilder, welche vergebens die Aufmerksamkeit in Deutschland fesseln könnten, sobald der Krieg aber wieder losbräche, würde die Centralgewalt wieder aufleben und in solchem Falle sich Preußen selbst ihr unterordnen. Dabei wäre die Jahreszeit zu ungünstig und Dänemark würde Deutschlands Schrecken, seine Flotte, nicht benutzen können, es sei demnach günstiger, den Frieden bis zum Frühjahre aufrecht zu erhalten, um zu der Zeit vollkommen gerüstet zu sein und es wäre nur die Frage, ob die Verhältnisse in Schleswig sich so gestalten würden, daß man es könne. Donaufürstenthümer. Galatz, 4. Oktober. Die russische Occupations-Armee, deren Stärke auf 40,000 Mann geschätzt wird, besteht aus der ganzen 15. Division unter General Gaßfort und aus einzelnen Regimentern der 3., 5. und 13. Division. Die 15. Division zählt 16,000 Mann, sie besteht aus 4 polnischen Infanterieregimentern (aus Miensx, Zamorz und Lublin), jedes zu 3500 Mann, wozu noch 500 Mann Kavallerie nebst Artillerie und Train kommen. Die Kosaken als Vortruppe werden nicht eingerechnet. Jedes Regiment hat eine Batterie aus 6 Stück, nämlich 6 Kanonen und 2 Haubitzen. Die gesammte Artillerie des erwähnten Besatzungs-Korps dürfte sich daher auf 80 Geschütze belaufen. Der Train eines jeden Regiments besteht aus 250 Pferden Bespannung und 185 Mann Fuhrwesen. Die Truppen haben eine sehr gute Haltung und bestehen aus wohleingeübten und abgehärteten Soldaten, die größtentheils schon in den Feldzügen am Kaukasus gedient haben. Die Pferde sind ausgezeichnet schön und dauerhaft; Bespannung, Riemzeug und anderes Zugehör läßt nichts zu wünschen übrig. Der Train ist ungewöhnlich stark und für alle Eventualitäten ausgerüstet. Die Russen führen auch Pontons, Anker und das nöthige Materiale zum Brückenschlagen mit sich. Die Stärke der zwischen dem Pruth und dem Dnieper in den Gouvernements von Bessarabien, Podolien, Bolhynien, Kiew, Cherson, Ekaternioslaw und Taurien aufgestellten russischen Süd-Armee wird auf 200,000 Mann angegeben. Von den in Ibraila stationirten Türken wurde eine Abtheilung von beiläufig 2000 Mann nach Bukarest abgesendet.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 125. Köln, 25. Oktober 1848, S. 0631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz125_1848/3>, abgerufen am 28.04.2024.