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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 198. Köln, 18. Januar 1849.

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-- Das eigentliche Tagesinteresse liegt heute in den Bureaus der Nationalversammlung, die sich mit Zusammensetzung der Kommission zur Begutachtung des Rateau'schen Antrags beschäftigten. Die Bergpartei und die zahlreichen Glieder des Marrast'schen Klubs Palais National diskutirten und stimmten wie Ein Mann gegen jede Terminbestimmung der Auflösung. Alle Minister waren gegenwärtig und die Debatten hitzig. Gewählt wurden 1) Roux-Lavergne, katholisch-demokratisch; 2) Billault; 3) Dupont aus Bussac; 4) St. Gaudens; 5) Jules Favre; 6) Havin; 7) Marie; 8) Degoussee; 9) Pierre Bonaparte; 10) Sarrans; 11) Grevy; 12) Liegnies; 13) Lichtenberger; 14) Combarel; 15) Regnard. (Fast alle entschieden ministerfeindlich.) Die Minister zogen sich sehr mißgestimmt zurück.

-- Die beiden Junihelden, Dr. Lacambre und Barthelemy, befinden sich in bester Sicherheit. Lacambre verspricht in der heutigen Republique das barbarische Benehmen der Kriegsgerichte in einer Broschüre zu schildern.

-- Man schreibt aus Toulon vom 9. an "La Republique" vom 15.:

"Ungeachtet der Hast, mit der man seit vorgestern die Hand an alle brauchbare Schiffe legt, hält man die ganze Bewegung für eine Schein-Expedition und zweifelt, daß die Schiffe je unsere Rhede verlassen. Bis heute war noch von keiner Artillerie die Rede; kein Stück ist aus dem Zeughause geliefert; die Pferde liegen unter hölzernen Schuppen längs dem Hafenufer und bis Postschluß werden nur Kohlen eingeschifft. Die Vervollständigung der Schiffsmannschaften geht sehr langsam vor sich. Zum dritten Male genießen wir nun schon dieses Schauspiel und darum glaubt man auch dieses Mal nicht an den Ernst desselben. Kommt es aber dazu, so werden offenbar diejenigen Regimenter zunächst eingeschifft, welche in den 2 Departements (Rhonemündungen und Var) seit langer Zeit einer ähnlichen Bestimmung entgegensehen und zur Alpenarmee ursprünglich gehörten. Nicht unwichtig ist folgende Nachricht: Die hiesigen Hafenarbeiter haben sämmtlich eine Protestation unterzeichnet, welche gegen die jüngsten Beschlüsse der Nationalversammlung rücksichtlich ihrer Arbeitsweise gerichtet ist. Sie haben zwei Delegirte gewählt, die auf gemeinschaftliche Kosten morgen nach Paris reisen, um dort die Protestation dem Marine-Minister oder der Nationalversammlung zu übergeben. (Nachschrift): Der Dämpfer Liamone hat den Hafen noch nicht verlassen.

Es scheint, daß Contre-Admiral Trehouart auch diese dritte Dampfexpedition wieder befehlige."

-- Der Präsident der Republik hat die Summe von 50,000 Franken einer jüdisch-katholischen Kapitalistengesellschaft auszahlen lassen, welche sich in Paris gebildet hat, um das Pariser Proletariat in eine Art Berliner Familienhäuser zu pferchen. Jedes Arrondissement soll eine sogenannte Cite Duvriere oder Arbeitskaserne als Musterbild erhalten. Das Kapital hiefür wird durch Aktien aufgebracht, deren jede über 100 Fr. lautet, vier Prozent Zinsen bringt und in vier Coupons a 25 Fr. getheilt ist, welche in Zehntheilen zu 2 Fr. 50 Cent. einzuzahlen sind, so daß sich die Armen selbst bei ihrer Einstallirung betheiligen können. "La Patrie" und der "Moniteur" preisen diese Initiative unseres sozialistischen Präsidenten.

-- Die beiden Sozialisten-Chefs Alton Shee und Delecluse (Redakteur der Ledru Nollinschen "Revolution") haben sich gestern auf Pistolen geschossen. Ersterer wurde an der Hand, letzterer am Arm verwundet.

-- Proudhon protestirt im "Moniteur" gegen den Deputirten, der statt seiner einen weißen Stimmzettel für Rateau's Antrag in die Urne warf. Er sei noch bettlägerig und habe Niemanden diesen Auftrag gegeben.

-- Unter den Bäckergesellen (es gibt deren 6000 in Paris) herrscht allgemeine Gährung. Die Meister haben um Militärschutz vor ihren Läden gebeten.

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Jan. Vicepräsident Corbon eröffnet die Sitzung um 2 1/4 Uhr.

Die Aufregung ist ziemlich allgemein. Sie kommt von den heißen Debatten in den Büreausälen bei Gelegenheit der Rateau'schen Commissionswahl.

Unmittelbar nach Vorlesung des Protokolls läßt der Präsident die Urnen zur geheimen Abstimmung über den neuen Monatspräsidenten aufstellen, in welche jeder Deputirte seinen geschriebenen Stimmzettel wirft. Da an 800 Deputirte anwesend, so kostet diese Operation ziemlich viel Zeit.

Nachdem sie vorüber, begeben sich die Stimmzettelzähler in einen Nebensaal mit den Urnen und der Lauf der Debatte beginnt.

An der Tagesordnung befindet sich zunächst das Organische Gesetz we[g]en des neuen Staatsraths. Bei ihm wird zuerst die englische Sitte der dreimaligen Debatte angewandt. Corbon eröffnet die allgemeine Debatte; kein Mensch nimmt aber das Wort und die erste Deliberation oder vielmehr Nichtdeliberation wird als geschlossen erklärt, um die zweite nach dem Ablauf von fünf Tagen zu beginnen. Diese Sitte dürfte schwerlich bei uns alt werden; ihre erste Anwendung glich heute einer reinen Comödie.

Der zweite Gegenstand an der Tagesordnung ist die Erbschaftssteuer.

Raudot, ein Feind aller Progressivsteuer, findet die bisherigen Fiskalabgaben beim Antritt von Erbschaften ohnedies schon sehr hoch und bekämpft den Gesetzentwurf im Interesse des armen Bauern. (Gelächter.)

Goudchaux, Vater des Gesetzesvorschlages, vertheidigt natürlich denselben in ellenlanger Rede.

Am Schlusse derselben theilt Corbon das Resultat der Präsidentenwahl mit. Von 721 Stimmenden erhält Marrast 477 und Dufaure 221 Stimmen. Marrast wird also wieder proklamirt und die Erbschaftsdebatte vorgenommen.

Stourm spricht sich streng genommen weder für noch gegen die Erbschaftssteuer aus. Wo gäbe ihm der Minister das Versprechen, daß er im Verein mit den Absichten der Nationalversammlung wirklich bedeutende Ersparnisse machen wolle, dann würde er den Gesetzentwurf, den er für unzureichend halte, votiren.

Passy, Finanzminister, verspricht dies zur größern Beruhigung des Redners Die Steuer sei für den Kredit nöthig.

Billaut nimmt das Wort und spricht über eine volle Stunde. Berathe die Versammlung die Einnahmen, so müsse sie auch die Ausgaben berathen. Auch er dringt auf Ersparnisse. Nichts mache unpopulärer als Steuerlast. Der Minister hätte uns das Büdget vorlegen sollen. Auch er (der Redner) sei von der Nothwendigkeit der Wiederherstellung des Kredits für Handel, Ackerbau und Gewerbe überzeugt. Aber leider habe es hiefür keinen Anschein. Das baare Geld fliehe immer mehr vom Markte weg in den Keller der Bank. Der Redner entwirft ein Klubs-Bild der Lage des Kleinhandels, er dringt auf Reduktion in der Armee, die bisher nur dazu diente, unsere Diplomatie gehässig zu machen. (Agitation.) Ihm scheine es, als spare das Kabinet alle süßen Ersparnißvorschläge für die künftige Kammer auf, um die Nationalversammlung beim Volke vollends zu diskreditiren. (Dieser Rede folgt große Aufregung. Sie wirkt vernichtend für das Ministerium.)

Passy erwidert, das Büdget befindet sich seit dem 14. December schon in Euren Hände. Er fühlt sich sehr pikirt und dringt auf Abstimmung.

Parrieu und Serviere halten noch unbedeutende Vorträge.

Die Versammlung entscheidet, daß nach fünf Tagen das zweite Votum der neuen Steuer erfolge.

Vor Schluß trägt Corbon einen Brief Ducoux's, Expräfekten, vor, worin derselbe den jüngsten Stimmzettelunfug rügt.

Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.

Großbritannien.
* London, 13. Jan.

(Schluß zu Nro. 194.)

Die Daily News schließen ihre Betrachtungen über den Einfluß des californischen Goldes auf die bürgerliche Gesellschaft mit dem Bemerken, daß bisher selbst die ergiebigsten Gold- und Silberminen die Erwartungen der industriellen Unternehmer getäuscht und die Produktionskosten meist in einem ungünstigen Verhältnisse zu dem kommerziellen Resultate standen. In Californien dagegen bedarf es fast gar keiner Maschinen, keiner kostspieligen Vorschüsse u. s. w. Schon daher folgt, daß das californische Gold rascher den Weltmarkt überströmen und größere Veränderungen im bürgerlichen Verkehr hervorbringen muß, als die amerikanischen und russischen Minen.

So weit die melancholischen Reflexionen des englischen Blattes. Es ahnt in den goldreichen californischen Minen einen gleisenden Feind der bürgerlichen Gesellschaft, kömmt aber nicht über ganz unbestimmte und allgemein gehaltene Aedeutungen hinaus.

Die unmittelbarste Folge der californischen Goldmacherei für Europa ist eine Ueberproduktion in England, und damit eine Handels- und Industriekrise, die, unter den jetzigen Umständen, ein Hauptferment der bevorstehenden Revolution bilden wird. Schon bilden sich wie zur Zeit Laws und wie 1825, (auf Veranlassung der Unabhängigkeits-Anerkennung Mexikos von Seiten Englands) Aktien-Kompagnien zur Ausbeutung von Californien in Nordamerika und England, z. B. die kommerzielle californische Dampf-Kompagnie, die Kompagnie, um das Flußgold Californiens zu sammeln, die californische Handels-Kompagnie u. s. w. Die Times befürchtet sogar schon, daß Europa mehr Gold nach Amerika, als Amerika nach Europa schicken wird.

* London, 15. Jan.

Am Mittwoch wurden im Hafen zu Folkestone unter Leitung Hrn. Walkers, Dirigenten des Telegraphensystems auf der Südostbahn, Experimente in Betreff des submarinen Telegraphen angestellt. Es sind dies Vorbereitungen zur Legung des submarinen (unter dem Meere hingehenden) Telegraphen queer durch die Meerenge von Dover. Bei gedachtem Experiment wurden 2 (engl.) Meilen Draht, der mit vulkanisirter Gutta Percha bedeckt war, in einem kleinem Boote auf die See geführt und längs des Hafens und des Hafendamms untergetaucht. Das eine Drahtende stand in Verbindung mit einem telegraphischen Instrument auf dem Verdeck eines Dämpfers und das andere Ende mit dem nach London arbeitenden telegraphischen Drahte. Es wurde nun zwischen dem Dämpfer auf der See und den telegraphischen Stationen in London, Ashford und Tunbridge eine ununterbrochene Korrespondenz geführt, welche mit dem vollständigsten Erfolge 3-4 Stunden lang fortgesetzt würde.

Nach dem Goldlande Californien gelangt man von England (und wohl auch vom Kontinent) aus am schnellsten und in Rücksicht auf Zeitersparniß (time is money) am Billigsten, wenn man die am 17. jeden Monats von Southampton abgehenden westindischen Postdampfschiffe benutzt. Auf ihnen ist man am 23. des folgenden Monats für den Preis von 60, 50 oder 40 Pf. St., je nach dem Platze und den gewährten Bequemlichkeiten, in Chagres. Handwerker zahlen blos 25 Pf. St. (166 2/3 Rh. Pr. C.) Von Chagres gehts queer über die Landenge von Panama; die Reise erfordert 3 Tage und kostet 25 Dollars. Von Panama fahren am 1. jeden Monats die Postdampfschiffe der Vereinigten Staaten nach Californien ab und verlangen von jedem Passagier in der ersten Kajüte 200, in der Vorkajüte 100 Dollars.

Bei den revolutionären Zuständen im Jahre 1848 hätte man in Englands Ausfuhr von Baumwoll-Garnen und Zeugen wohl eine Abnahme erwarten können. Doch ist gerade das Gegentheil eingetreten, wie eine Vergleichung dieser Ausfuhr im Jahre 1848 mit der von 1847 klar nachweist.

An Twist (Baumwollengarn) führte England nach den Hauptmärkten aus:

Mill.Pfunde.
18471848
nach Indien15 1/213 1/2
nach China, Singapore, Manilla4 1/24 1/4
nach Rußland12 1/212
nach Kontinent von Europa58 [unleserliches Material]/460
nach mittelmeerischen Häfen12 1/420
nach Türkei und Egypten8 1/413
nach Schweden und Norwegen2 1/22 1/2
Summa der Ausfuhr [unleserliches Material]116 1/2127

Zunahme der Ausfuhr gegen 1847 an 10 1/2 Mill. Pfund.

An Baumwoll-Zeugen führte England nach den Hauptmärkten aus:

Mill. Yards (a 3 Fuß)
18471848
nach Deutschland3737 1/2
nach Holland21 1/223 1/2
nach Portugal, Gibraltar etc.43 1/282 1/2
nach mittelmeerischen Häfen42 [unleserliches Material]/269
nach Türkei, Levante, Egypten92116 1/2
nach Vereinigten Staaten8656 1/2
nach Britisch Nordamerika23 1/417
nach dito Westindien22 1/424
nach fremdes dito24 1/216
nach Mexiko116
nach Brasilien und Ostküste Südamerika's120 1/2102
nach Westküste von Südamerika39 1/452
nach Ostindien127149
nach China, Singapore u. Manilla55 1/261 1/2
Summa der Ausfuhr775860
* London, 15. Jan.

Die in der Armenkinder-Erziehungsanstalt zu Tooting vorgekommenen Cholerafälle, durch schlechte Nahrung, Kleidung, Wohnung und Behandlung veranlaßt, sind auf einem Meeting der Armensteuer zahlenden und anderer Einwohner des Kirchspiels von Tooting zur Sprache gekommen. Die gefaßten Resolutionen gehen dahin, daß "künftig dem Unterbringen von Armenkindern in volkreichen Dörfern entgegengetreten, die Errichtung solcher Armen-Asyle in entfernten Gegenden befürwortet und dieserhalb eine Deputation an den Minister des Innern abgeschickt werden soll." Man sieht, von welchem ächten Bourgeois-Geiste jenes Meeting beseelt war. Ob die Armenkinder zu Tode gehungert und durch den Kinderpächter der Cholera in den Rachen gejagt werden; das kümmert die Bourgeois gar nicht. Mag man doch diese Kinder behandeln, wie man will, nur sollen sie nicht zur Gefahr für die honetten Leute und deshalb in möglichst einsam und abgelegene Asyle geschafft werden. Bricht dort die Cholera über sie herein: was thut's? Sind doch die Bourgeois von ihr nicht bedroht und je mehr Kinder hingerafft werden, desto mehr verringert sich die Armensteuer.

An des verstorbenen Lord Auckland's Stelle hat Sir F. Thornhill Baring das Amt eines ersten Admiralitätslords übernommen. Sir James Graham, welchem Lord J. Russell die Stelle zuerst [unleserliches Material]anbot, lehnte die Annahme ab.

* London, 14. Januar.

In der gestrigen Nummer des "Northern Star" richtet Feargas O'Connor eine Zuschrift "an die arbeitenden Klassen," worin er seinen Plan für die nahende Parlamentssession auseinandersetzt und die Nothwendigkeit seiner kräftigsten Unterstützung den Arbeitern ans Herz legt. "Da das Hauptziel aller übrigen Gesellschaftsklassen dahin geht, derartige Gesetze abzufassen, durch welche sie die Früchte Eures Fleißes unter sich selbst wie bisher vertheilen können: so sollte Euer Ziel sein, Euch eine Theilnahme am Gesetzmachen zu verschaffen, um dadurch dem Arbeiter endlich die vollen Früchte seiner Thätigkeit zu sichern.... Verlaßt Euch darauf, daß Eure Klasse bei allen Veränderungen und Maßregeln, welche die Geldklassen, sei's in politischer oder finanzieller Hinsicht, vorschlagen mögen, auch noch nicht den Werth einer Pfeife Tabak, eines Loth Zuckers oder einer Pinte Bier gewinnen wird. Denn da die Arbeit nicht mehr individuell, sondern angesammelt und massenhaft auftritt, so wird Euer Arbeitslohn genau nach dem Preise jener und anderer Artikel, sei dieser Preis nun hoch oder niedrig, abgemessen..... Das arbeitende Volk dieses Landes bildet mehrere Klassen. Wiewohl ihre Interessen durchaus die nämlichen sind, und niemals gesondert werden sollten, so herrscht gleichwohl Eifersucht und Uneinigkeit. Und dieser Uneinigkeit, nicht der Einigkeit Eurer Gegner, ist die Fortdauer der Mißstände, der Ungerechtigkeit, des Elends und der Noth in Euren Reihen zuzuschreiben."

"Ich schlage deshalb vor," fährt O'Connor fort, "daß der Vollziehungsausschuß der Chartisten, nach Absprache mit den Gewerken und den Grubenarbeitern, einen Tag bestimme, an welchem sich in London ein aus 40 Abgeordneten bestehender Arbeits konvent zu versammeln habe. Da die Arbeitsfrage noch ungelöst ist und am besten von denen gelöst werden kann, welche praktische Erfahrung besitzen und da ferner die Unwissenheit der Arbeiter stets gegen ihre Betheiligung am Wahlrecht angeführt wird: so schlage ich weiter vor, daß 150 Pf. Sterl. als Preise für die sechs besten Aufsätze über die Arbeitsfrage vertheilt werden."

Diese Stelle glaubte ich nicht übergehen zu dürfen, weil sie beweist, wie weit Hr. F. O'Connor, obgleich Leiter der Chartistenpartei, doch hinter der großen Mehrzahl der chartistischen Arbeiter zurück ist. Er, der sich so gerne der praktischen Erfahrung rühmt, macht's wie andere sogenannte praktische Leute auf dem Festlande auch; d. h. er bringt den größten praktischen Unsinn als hohe Weisheit zu Markte. Man frage nur die chartistischen Arbeiter in Lancashire, ob sie über die Arbeitsfrage im Unklaren sind. Sie werden Euch antworten: geht doch mit solchem Humbug; die Lösung der Arbeitsfrage ist, so lange wir von der Gesetzgebung ausgeschlossen sind, ein Nonsense. Um sie anzubahnen, müssen wir erst die politische Gewalt in Händen haben; wir müssen, wie's uns durch unsere Zahl, Einsicht und Industrie zukommt, erst die herrschenden Klasse werden. Zur Herrschaft gelangen wir mittelst Durchführung der Volks-Charter (mit ihrem allgemeinen Wahlrecht, jährlichen Parlamenten, Bezahlung der Vertreter etc.) Haben wir diese, auf friedlichem oder revolutionärem Wege, durchgeführt: so werden wir schon durch die von uns gewählten Vertreter die Arbeitsfrage zu regeln wissen. Mit dem O'Connor'schen Vorschlage dagegen lockt man keinen Hund hinter'm Ofen hervor, ja, man beirrt nur eine Menge Leute, indem man sie glauben machen will, daß es bloß an Abhandlungen über die Arbeitsfrage fehle, um dann die Lösung sofort eintreten lassen zu können.

Praktischer ist die fernere Bemerkung O'Connor's, daß die "Gewerke" bisher ein Haupthinderniß für den Sieg der Charter gewesen. Dieses wegzuräumen, darauf müsse ein Theil der diesjährigen Agitation gerichtet werden.

Praktisch ist sodann der Vorschlag, daß in jedem Distrikt abermals Petitionen an's Parlament wegen Annahme der Volkscharter aufgesetzt und eingesandt werden.

Jener obengenannte "Arbeits-Konvent" soll 14 Tage lang in Berathung bleiben. Nachdem er die verschiedenen Preise für die besten Abhandlungen bestimmt haben wird, sollen in einer und derselben Woche in den Hauptorten Englands, Schottlands und Wales, Distrikszusammenkünfte stattfinden und in ihnen die vom Konvent aufgestellten Vorschläge erörtert und angenommen oder verworfen werden.

Während der Sitzungen des Konvents und der Distriktszusammenkünfte sollen in London und den Distrikten allabendlich Meetings abgehalten werden, auf denen die fähigsten Deputirten die Arbeitsfrage behandeln. O'Connor berechnet, daß blos in London jede Nacht zehn Meetings stattfinden könnten, für jedes würden drei Deputirte bestimmt als Sprecher, im Ganzen gäbe es dann während der 14 Tage 120 chartistische Meetings in London.

Schließlich erklärt O'Connor, daß er im Unterhause abermals laut und energisch die Volkscharter vorschlagen und vertheidigen wird.

068 Manchester, 14. Jan.

Kürzlich ist hier wieder in Angelegenheiten der Zehnstundenbill eine gerichtliche Entscheidung erfolgt, die der Umgehung jenes für die Arbeiter in den Fabriken so wohlthätigen Gesetzes den freiesten Spielraum gewährt. Mehrere Fabrikherren, die durch Relais die Bestimmungen und Wirkungen jenes Gesetzes zu vernichten wissen, wurden freigesprochen. Natürlich, die Richter sind Leute, die gleiches Interesse mit den Fabrikherren haben, zum Theil selbst Fabrikanten oder mit ihnen verwandt und in jeder Hinsicht als Feinde der Arbeiter erprobt sind.

Dies hat die Fabrikbevölkerung in große Aufregung versetzt. Es trat ein Meeting zusammen, das mit mehr als 70 Deputirten der verschiedenen Fabriken beschickt wurde.

Daly, ein Fabrikarbeiter, wurde zum Vorsitzenden ernannt und setzte den Zweck des Meetings auseinander. Hierauf sprach das Parlamentsmitglied Hindley. Es sei nothwendig, sagte er, daß man genau wisse, wie es mit dem Zehnstundengesetz in den Fabriken stehe. Die Geschichte desselben sei Allen bekannt. Man habe von dem Gesetz erwartet, daß es die aufgenöthigte Ueberarbeitung vieler männlichen erwachsenen Arbeiter verhindern würde. Und welches Resultat zeige sich? Daß die erwachsenen Arbeiter abermals 14-15 Stunden täglich zu arbeiten gezwungen worden. Das Gesetz selbst gewähre gegen die Umgehung keinen Schutz. Da der Handel wahrscheinlich bald noch lebhafter gehen werde, so sei eine noch größere Ueberarbeitung der Erwachsenen in Aussicht. Denn, wenn nach den neulichen Entscheidungen der Friedensrichter, die Relais der weiblichen und jugendlichen Arbeiter als die wahre Interpretation der Fabrikenbill gelten sollen: so haben die erwachsenen männlichen Arbeiter die ganze Zeit der Relais durchzuarbeiten. Er fürchte, daß wenn die Fabrikarbeiter nicht schnell und energisch zu ihrem eigenen Schutze auftreten, sie unter dem neuen Gesetz bald schlimmer daran sein werden, als selbst zur Zeit, wo es noch nicht existirte.

Natürlich, wenn es erlaubt sei, die ersten Relais der Weiber und jugendlichen Personen um 5 1/2 Uhr des Morgens beginnen zu lassen, so müßten die Männer ebenfalls da sein und müßten ausharren, bis die zweiten Relais um 8 1/2 Uhr Abends endigten.

Die vorliegende Frage bestehe aus 2 Theilen: 1) handle es sich um die Beobachtung des Gesetzes selbst, das an vielen Orten aufs Schändlichste verletzt werde, und 2) darum, ob die erwachsenen männlichen Arbeiter nicht für sich selbst zusammenstehen und in einer eigends dazu errichteten Verbindung sich gegenseitig verpflichten wollen, daß kein Erwachsener in Manchester und Umgegend mehr als täglich 10 Stunden arbeiten dürfe (Beifall).

Um das durchführen zu können, dürfe man nicht den einen Fabrikanten 10, den andern 15 Stunden arbeiten lassen. So viel er (Hindley) wisse, sei die öffentliche Meinung zu Gunsten des Zehnstundensystems. Doch käme es ihm darauf an, zu hören, ob die hier anwesenden Arbeiter von Manchester u. Umgegend allgemein dafür gestimmt seien oder nicht. (Ein tausendstimmiges und einmüthiges Ja! war die Antwort).

Hierauf wurde folgende Resolution (Beschluß) angenommen:

"Wir, im allgemeinen Meeting versammelte Baumwollspinner von Manchester, Salford und Umgegend, erklären hiermit unsere Billigung der Grundsätze des 10 Stundengesetzes und unsern unabänderlichen Vorsatz, nicht zu ruhen, bis jene Grundsätze von der gesetzgebenden Gewalt verwirklicht worden."

Das obengenannte Parlamentsmitglied bemerkte, nach Annahme dieser Resolution, daß von nun an auch Jedermann nach 10stündiger Arbeit seinen Rock zuknöpfen und die Fabrik verlassen werde. (Stürmischer Applaus.) Die weiter angenommenen Beschlüsse bezogen sich auf Bildung einer Arbeiter-Association zum Schutze des Zehnstundengesetzes.

— Das eigentliche Tagesinteresse liegt heute in den Bureaus der Nationalversammlung, die sich mit Zusammensetzung der Kommission zur Begutachtung des Rateau'schen Antrags beschäftigten. Die Bergpartei und die zahlreichen Glieder des Marrast'schen Klubs Palais National diskutirten und stimmten wie Ein Mann gegen jede Terminbestimmung der Auflösung. Alle Minister waren gegenwärtig und die Debatten hitzig. Gewählt wurden 1) Roux-Lavergne, katholisch-demokratisch; 2) Billault; 3) Dupont aus Bussac; 4) St. Gaudens; 5) Jules Favre; 6) Havin; 7) Marie; 8) Degoussée; 9) Pierre Bonaparte; 10) Sarrans; 11) Grevy; 12) Liegnies; 13) Lichtenberger; 14) Combarel; 15) Regnard. (Fast alle entschieden ministerfeindlich.) Die Minister zogen sich sehr mißgestimmt zurück.

— Die beiden Junihelden, Dr. Lacambre und Barthelemy, befinden sich in bester Sicherheit. Lacambre verspricht in der heutigen Republique das barbarische Benehmen der Kriegsgerichte in einer Broschüre zu schildern.

— Man schreibt aus Toulon vom 9. an „La Republique“ vom 15.:

„Ungeachtet der Hast, mit der man seit vorgestern die Hand an alle brauchbare Schiffe legt, hält man die ganze Bewegung für eine Schein-Expedition und zweifelt, daß die Schiffe je unsere Rhede verlassen. Bis heute war noch von keiner Artillerie die Rede; kein Stück ist aus dem Zeughause geliefert; die Pferde liegen unter hölzernen Schuppen längs dem Hafenufer und bis Postschluß werden nur Kohlen eingeschifft. Die Vervollständigung der Schiffsmannschaften geht sehr langsam vor sich. Zum dritten Male genießen wir nun schon dieses Schauspiel und darum glaubt man auch dieses Mal nicht an den Ernst desselben. Kommt es aber dazu, so werden offenbar diejenigen Regimenter zunächst eingeschifft, welche in den 2 Departements (Rhonemündungen und Var) seit langer Zeit einer ähnlichen Bestimmung entgegensehen und zur Alpenarmee ursprünglich gehörten. Nicht unwichtig ist folgende Nachricht: Die hiesigen Hafenarbeiter haben sämmtlich eine Protestation unterzeichnet, welche gegen die jüngsten Beschlüsse der Nationalversammlung rücksichtlich ihrer Arbeitsweise gerichtet ist. Sie haben zwei Delegirte gewählt, die auf gemeinschaftliche Kosten morgen nach Paris reisen, um dort die Protestation dem Marine-Minister oder der Nationalversammlung zu übergeben. (Nachschrift): Der Dämpfer Liamone hat den Hafen noch nicht verlassen.

Es scheint, daß Contre-Admiral Trehouart auch diese dritte Dampfexpedition wieder befehlige.“

— Der Präsident der Republik hat die Summe von 50,000 Franken einer jüdisch-katholischen Kapitalistengesellschaft auszahlen lassen, welche sich in Paris gebildet hat, um das Pariser Proletariat in eine Art Berliner Familienhäuser zu pferchen. Jedes Arrondissement soll eine sogenannte Cité Duvrière oder Arbeitskaserne als Musterbild erhalten. Das Kapital hiefür wird durch Aktien aufgebracht, deren jede über 100 Fr. lautet, vier Prozent Zinsen bringt und in vier Coupons à 25 Fr. getheilt ist, welche in Zehntheilen zu 2 Fr. 50 Cent. einzuzahlen sind, so daß sich die Armen selbst bei ihrer Einstallirung betheiligen können. „La Patrie“ und der „Moniteur“ preisen diese Initiative unseres sozialistischen Präsidenten.

— Die beiden Sozialisten-Chefs Alton Shée und Delecluse (Redakteur der Ledru Nollinschen „Revolution“) haben sich gestern auf Pistolen geschossen. Ersterer wurde an der Hand, letzterer am Arm verwundet.

— Proudhon protestirt im „Moniteur“ gegen den Deputirten, der statt seiner einen weißen Stimmzettel für Rateau's Antrag in die Urne warf. Er sei noch bettlägerig und habe Niemanden diesen Auftrag gegeben.

— Unter den Bäckergesellen (es gibt deren 6000 in Paris) herrscht allgemeine Gährung. Die Meister haben um Militärschutz vor ihren Läden gebeten.

Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Jan. Vicepräsident Corbon eröffnet die Sitzung um 2 1/4 Uhr.

Die Aufregung ist ziemlich allgemein. Sie kommt von den heißen Debatten in den Büreausälen bei Gelegenheit der Rateau'schen Commissionswahl.

Unmittelbar nach Vorlesung des Protokolls läßt der Präsident die Urnen zur geheimen Abstimmung über den neuen Monatspräsidenten aufstellen, in welche jeder Deputirte seinen geschriebenen Stimmzettel wirft. Da an 800 Deputirte anwesend, so kostet diese Operation ziemlich viel Zeit.

Nachdem sie vorüber, begeben sich die Stimmzettelzähler in einen Nebensaal mit den Urnen und der Lauf der Debatte beginnt.

An der Tagesordnung befindet sich zunächst das Organische Gesetz we[g]en des neuen Staatsraths. Bei ihm wird zuerst die englische Sitte der dreimaligen Debatte angewandt. Corbon eröffnet die allgemeine Debatte; kein Mensch nimmt aber das Wort und die erste Deliberation oder vielmehr Nichtdeliberation wird als geschlossen erklärt, um die zweite nach dem Ablauf von fünf Tagen zu beginnen. Diese Sitte dürfte schwerlich bei uns alt werden; ihre erste Anwendung glich heute einer reinen Comödie.

Der zweite Gegenstand an der Tagesordnung ist die Erbschaftssteuer.

Raudot, ein Feind aller Progressivsteuer, findet die bisherigen Fiskalabgaben beim Antritt von Erbschaften ohnedies schon sehr hoch und bekämpft den Gesetzentwurf im Interesse des armen Bauern. (Gelächter.)

Goudchaux, Vater des Gesetzesvorschlages, vertheidigt natürlich denselben in ellenlanger Rede.

Am Schlusse derselben theilt Corbon das Resultat der Präsidentenwahl mit. Von 721 Stimmenden erhält Marrast 477 und Dufaure 221 Stimmen. Marrast wird also wieder proklamirt und die Erbschaftsdebatte vorgenommen.

Stourm spricht sich streng genommen weder für noch gegen die Erbschaftssteuer aus. Wo gäbe ihm der Minister das Versprechen, daß er im Verein mit den Absichten der Nationalversammlung wirklich bedeutende Ersparnisse machen wolle, dann würde er den Gesetzentwurf, den er für unzureichend halte, votiren.

Passy, Finanzminister, verspricht dies zur größern Beruhigung des Redners Die Steuer sei für den Kredit nöthig.

Billaut nimmt das Wort und spricht über eine volle Stunde. Berathe die Versammlung die Einnahmen, so müsse sie auch die Ausgaben berathen. Auch er dringt auf Ersparnisse. Nichts mache unpopulärer als Steuerlast. Der Minister hätte uns das Büdget vorlegen sollen. Auch er (der Redner) sei von der Nothwendigkeit der Wiederherstellung des Kredits für Handel, Ackerbau und Gewerbe überzeugt. Aber leider habe es hiefür keinen Anschein. Das baare Geld fliehe immer mehr vom Markte weg in den Keller der Bank. Der Redner entwirft ein Klubs-Bild der Lage des Kleinhandels, er dringt auf Reduktion in der Armee, die bisher nur dazu diente, unsere Diplomatie gehässig zu machen. (Agitation.) Ihm scheine es, als spare das Kabinet alle süßen Ersparnißvorschläge für die künftige Kammer auf, um die Nationalversammlung beim Volke vollends zu diskreditiren. (Dieser Rede folgt große Aufregung. Sie wirkt vernichtend für das Ministerium.)

Passy erwidert, das Büdget befindet sich seit dem 14. December schon in Euren Hände. Er fühlt sich sehr pikirt und dringt auf Abstimmung.

Parrieu und Serviere halten noch unbedeutende Vorträge.

Die Versammlung entscheidet, daß nach fünf Tagen das zweite Votum der neuen Steuer erfolge.

Vor Schluß trägt Corbon einen Brief Ducoux's, Expräfekten, vor, worin derselbe den jüngsten Stimmzettelunfug rügt.

Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.

Großbritannien.
* London, 13. Jan.

(Schluß zu Nro. 194.)

Die Daily News schließen ihre Betrachtungen über den Einfluß des californischen Goldes auf die bürgerliche Gesellschaft mit dem Bemerken, daß bisher selbst die ergiebigsten Gold- und Silberminen die Erwartungen der industriellen Unternehmer getäuscht und die Produktionskosten meist in einem ungünstigen Verhältnisse zu dem kommerziellen Resultate standen. In Californien dagegen bedarf es fast gar keiner Maschinen, keiner kostspieligen Vorschüsse u. s. w. Schon daher folgt, daß das californische Gold rascher den Weltmarkt überströmen und größere Veränderungen im bürgerlichen Verkehr hervorbringen muß, als die amerikanischen und russischen Minen.

So weit die melancholischen Reflexionen des englischen Blattes. Es ahnt in den goldreichen californischen Minen einen gleisenden Feind der bürgerlichen Gesellschaft, kömmt aber nicht über ganz unbestimmte und allgemein gehaltene Aedeutungen hinaus.

Die unmittelbarste Folge der californischen Goldmacherei für Europa ist eine Ueberproduktion in England, und damit eine Handels- und Industriekrise, die, unter den jetzigen Umständen, ein Hauptferment der bevorstehenden Revolution bilden wird. Schon bilden sich wie zur Zeit Laws und wie 1825, (auf Veranlassung der Unabhängigkeits-Anerkennung Mexikos von Seiten Englands) Aktien-Kompagnien zur Ausbeutung von Californien in Nordamerika und England, z. B. die kommerzielle californische Dampf-Kompagnie, die Kompagnie, um das Flußgold Californiens zu sammeln, die californische Handels-Kompagnie u. s. w. Die Times befürchtet sogar schon, daß Europa mehr Gold nach Amerika, als Amerika nach Europa schicken wird.

* London, 15. Jan.

Am Mittwoch wurden im Hafen zu Folkestone unter Leitung Hrn. Walkers, Dirigenten des Telegraphensystems auf der Südostbahn, Experimente in Betreff des submarinen Telegraphen angestellt. Es sind dies Vorbereitungen zur Legung des submarinen (unter dem Meere hingehenden) Telegraphen queer durch die Meerenge von Dover. Bei gedachtem Experiment wurden 2 (engl.) Meilen Draht, der mit vulkanisirter Gutta Percha bedeckt war, in einem kleinem Boote auf die See geführt und längs des Hafens und des Hafendamms untergetaucht. Das eine Drahtende stand in Verbindung mit einem telegraphischen Instrument auf dem Verdeck eines Dämpfers und das andere Ende mit dem nach London arbeitenden telegraphischen Drahte. Es wurde nun zwischen dem Dämpfer auf der See und den telegraphischen Stationen in London, Ashford und Tunbridge eine ununterbrochene Korrespondenz geführt, welche mit dem vollständigsten Erfolge 3-4 Stunden lang fortgesetzt würde.

Nach dem Goldlande Californien gelangt man von England (und wohl auch vom Kontinent) aus am schnellsten und in Rücksicht auf Zeitersparniß (time is money) am Billigsten, wenn man die am 17. jeden Monats von Southampton abgehenden westindischen Postdampfschiffe benutzt. Auf ihnen ist man am 23. des folgenden Monats für den Preis von 60, 50 oder 40 Pf. St., je nach dem Platze und den gewährten Bequemlichkeiten, in Chagres. Handwerker zahlen blos 25 Pf. St. (166 2/3 Rh. Pr. C.) Von Chagres gehts queer über die Landenge von Panama; die Reise erfordert 3 Tage und kostet 25 Dollars. Von Panama fahren am 1. jeden Monats die Postdampfschiffe der Vereinigten Staaten nach Californien ab und verlangen von jedem Passagier in der ersten Kajüte 200, in der Vorkajüte 100 Dollars.

Bei den revolutionären Zuständen im Jahre 1848 hätte man in Englands Ausfuhr von Baumwoll-Garnen und Zeugen wohl eine Abnahme erwarten können. Doch ist gerade das Gegentheil eingetreten, wie eine Vergleichung dieser Ausfuhr im Jahre 1848 mit der von 1847 klar nachweist.

An Twist (Baumwollengarn) führte England nach den Hauptmärkten aus:

Mill.Pfunde.
18471848
nach Indien15 1/213 1/2
nach China, Singapore, Manilla4 1/24 1/4
nach Rußland12 1/212
nach Kontinent von Europa58 [unleserliches Material]/460
nach mittelmeerischen Häfen12 1/420
nach Türkei und Egypten8 1/413
nach Schweden und Norwegen2 1/22 1/2
Summa der Ausfuhr [unleserliches Material]116 1/2127

Zunahme der Ausfuhr gegen 1847 an 10 1/2 Mill. Pfund.

An Baumwoll-Zeugen führte England nach den Hauptmärkten aus:

Mill. Yards (à 3 Fuß)
18471848
nach Deutschland3737 1/2
nach Holland21 1/223 1/2
nach Portugal, Gibraltar etc.43 1/282 1/2
nach mittelmeerischen Häfen42 [unleserliches Material]/269
nach Türkei, Levante, Egypten92116 1/2
nach Vereinigten Staaten8656 1/2
nach Britisch Nordamerika23 1/417
nach dito Westindien22 1/424
nach fremdes dito24 1/216
nach Mexiko116
nach Brasilien und Ostküste Südamerika's120 1/2102
nach Westküste von Südamerika39 1/452
nach Ostindien127149
nach China, Singapore u. Manilla55 1/261 1/2
Summa der Ausfuhr775860
* London, 15. Jan.

Die in der Armenkinder-Erziehungsanstalt zu Tooting vorgekommenen Cholerafälle, durch schlechte Nahrung, Kleidung, Wohnung und Behandlung veranlaßt, sind auf einem Meeting der Armensteuer zahlenden und anderer Einwohner des Kirchspiels von Tooting zur Sprache gekommen. Die gefaßten Resolutionen gehen dahin, daß „künftig dem Unterbringen von Armenkindern in volkreichen Dörfern entgegengetreten, die Errichtung solcher Armen-Asyle in entfernten Gegenden befürwortet und dieserhalb eine Deputation an den Minister des Innern abgeschickt werden soll.“ Man sieht, von welchem ächten Bourgeois-Geiste jenes Meeting beseelt war. Ob die Armenkinder zu Tode gehungert und durch den Kinderpächter der Cholera in den Rachen gejagt werden; das kümmert die Bourgeois gar nicht. Mag man doch diese Kinder behandeln, wie man will, nur sollen sie nicht zur Gefahr für die honetten Leute und deshalb in möglichst einsam und abgelegene Asyle geschafft werden. Bricht dort die Cholera über sie herein: was thut's? Sind doch die Bourgeois von ihr nicht bedroht und je mehr Kinder hingerafft werden, desto mehr verringert sich die Armensteuer.

An des verstorbenen Lord Auckland's Stelle hat Sir F. Thornhill Baring das Amt eines ersten Admiralitätslords übernommen. Sir James Graham, welchem Lord J. Russell die Stelle zuerst [unleserliches Material]anbot, lehnte die Annahme ab.

* London, 14. Januar.

In der gestrigen Nummer des „Northern Star“ richtet Feargas O'Connor eine Zuschrift „an die arbeitenden Klassen,“ worin er seinen Plan für die nahende Parlamentssession auseinandersetzt und die Nothwendigkeit seiner kräftigsten Unterstützung den Arbeitern ans Herz legt. „Da das Hauptziel aller übrigen Gesellschaftsklassen dahin geht, derartige Gesetze abzufassen, durch welche sie die Früchte Eures Fleißes unter sich selbst wie bisher vertheilen können: so sollte Euer Ziel sein, Euch eine Theilnahme am Gesetzmachen zu verschaffen, um dadurch dem Arbeiter endlich die vollen Früchte seiner Thätigkeit zu sichern.… Verlaßt Euch darauf, daß Eure Klasse bei allen Veränderungen und Maßregeln, welche die Geldklassen, sei's in politischer oder finanzieller Hinsicht, vorschlagen mögen, auch noch nicht den Werth einer Pfeife Tabak, eines Loth Zuckers oder einer Pinte Bier gewinnen wird. Denn da die Arbeit nicht mehr individuell, sondern angesammelt und massenhaft auftritt, so wird Euer Arbeitslohn genau nach dem Preise jener und anderer Artikel, sei dieser Preis nun hoch oder niedrig, abgemessen.‥‥ Das arbeitende Volk dieses Landes bildet mehrere Klassen. Wiewohl ihre Interessen durchaus die nämlichen sind, und niemals gesondert werden sollten, so herrscht gleichwohl Eifersucht und Uneinigkeit. Und dieser Uneinigkeit, nicht der Einigkeit Eurer Gegner, ist die Fortdauer der Mißstände, der Ungerechtigkeit, des Elends und der Noth in Euren Reihen zuzuschreiben.“

„Ich schlage deshalb vor,“ fährt O'Connor fort, „daß der Vollziehungsausschuß der Chartisten, nach Absprache mit den Gewerken und den Grubenarbeitern, einen Tag bestimme, an welchem sich in London ein aus 40 Abgeordneten bestehender Arbeits konvent zu versammeln habe. Da die Arbeitsfrage noch ungelöst ist und am besten von denen gelöst werden kann, welche praktische Erfahrung besitzen und da ferner die Unwissenheit der Arbeiter stets gegen ihre Betheiligung am Wahlrecht angeführt wird: so schlage ich weiter vor, daß 150 Pf. Sterl. als Preise für die sechs besten Aufsätze über die Arbeitsfrage vertheilt werden.“

Diese Stelle glaubte ich nicht übergehen zu dürfen, weil sie beweist, wie weit Hr. F. O'Connor, obgleich Leiter der Chartistenpartei, doch hinter der großen Mehrzahl der chartistischen Arbeiter zurück ist. Er, der sich so gerne der praktischen Erfahrung rühmt, macht's wie andere sogenannte praktische Leute auf dem Festlande auch; d. h. er bringt den größten praktischen Unsinn als hohe Weisheit zu Markte. Man frage nur die chartistischen Arbeiter in Lancashire, ob sie über die Arbeitsfrage im Unklaren sind. Sie werden Euch antworten: geht doch mit solchem Humbug; die Lösung der Arbeitsfrage ist, so lange wir von der Gesetzgebung ausgeschlossen sind, ein Nonsense. Um sie anzubahnen, müssen wir erst die politische Gewalt in Händen haben; wir müssen, wie's uns durch unsere Zahl, Einsicht und Industrie zukommt, erst die herrschenden Klasse werden. Zur Herrschaft gelangen wir mittelst Durchführung der Volks-Charter (mit ihrem allgemeinen Wahlrecht, jährlichen Parlamenten, Bezahlung der Vertreter etc.) Haben wir diese, auf friedlichem oder revolutionärem Wege, durchgeführt: so werden wir schon durch die von uns gewählten Vertreter die Arbeitsfrage zu regeln wissen. Mit dem O'Connor'schen Vorschlage dagegen lockt man keinen Hund hinter'm Ofen hervor, ja, man beirrt nur eine Menge Leute, indem man sie glauben machen will, daß es bloß an Abhandlungen über die Arbeitsfrage fehle, um dann die Lösung sofort eintreten lassen zu können.

Praktischer ist die fernere Bemerkung O'Connor's, daß die „Gewerke“ bisher ein Haupthinderniß für den Sieg der Charter gewesen. Dieses wegzuräumen, darauf müsse ein Theil der diesjährigen Agitation gerichtet werden.

Praktisch ist sodann der Vorschlag, daß in jedem Distrikt abermals Petitionen an's Parlament wegen Annahme der Volkscharter aufgesetzt und eingesandt werden.

Jener obengenannte „Arbeits-Konvent“ soll 14 Tage lang in Berathung bleiben. Nachdem er die verschiedenen Preise für die besten Abhandlungen bestimmt haben wird, sollen in einer und derselben Woche in den Hauptorten Englands, Schottlands und Wales, Distrikszusammenkünfte stattfinden und in ihnen die vom Konvent aufgestellten Vorschläge erörtert und angenommen oder verworfen werden.

Während der Sitzungen des Konvents und der Distriktszusammenkünfte sollen in London und den Distrikten allabendlich Meetings abgehalten werden, auf denen die fähigsten Deputirten die Arbeitsfrage behandeln. O'Connor berechnet, daß blos in London jede Nacht zehn Meetings stattfinden könnten, für jedes würden drei Deputirte bestimmt als Sprecher, im Ganzen gäbe es dann während der 14 Tage 120 chartistische Meetings in London.

Schließlich erklärt O'Connor, daß er im Unterhause abermals laut und energisch die Volkscharter vorschlagen und vertheidigen wird.

068 Manchester, 14. Jan.

Kürzlich ist hier wieder in Angelegenheiten der Zehnstundenbill eine gerichtliche Entscheidung erfolgt, die der Umgehung jenes für die Arbeiter in den Fabriken so wohlthätigen Gesetzes den freiesten Spielraum gewährt. Mehrere Fabrikherren, die durch Relais die Bestimmungen und Wirkungen jenes Gesetzes zu vernichten wissen, wurden freigesprochen. Natürlich, die Richter sind Leute, die gleiches Interesse mit den Fabrikherren haben, zum Theil selbst Fabrikanten oder mit ihnen verwandt und in jeder Hinsicht als Feinde der Arbeiter erprobt sind.

Dies hat die Fabrikbevölkerung in große Aufregung versetzt. Es trat ein Meeting zusammen, das mit mehr als 70 Deputirten der verschiedenen Fabriken beschickt wurde.

Daly, ein Fabrikarbeiter, wurde zum Vorsitzenden ernannt und setzte den Zweck des Meetings auseinander. Hierauf sprach das Parlamentsmitglied Hindley. Es sei nothwendig, sagte er, daß man genau wisse, wie es mit dem Zehnstundengesetz in den Fabriken stehe. Die Geschichte desselben sei Allen bekannt. Man habe von dem Gesetz erwartet, daß es die aufgenöthigte Ueberarbeitung vieler männlichen erwachsenen Arbeiter verhindern würde. Und welches Resultat zeige sich? Daß die erwachsenen Arbeiter abermals 14-15 Stunden täglich zu arbeiten gezwungen worden. Das Gesetz selbst gewähre gegen die Umgehung keinen Schutz. Da der Handel wahrscheinlich bald noch lebhafter gehen werde, so sei eine noch größere Ueberarbeitung der Erwachsenen in Aussicht. Denn, wenn nach den neulichen Entscheidungen der Friedensrichter, die Relais der weiblichen und jugendlichen Arbeiter als die wahre Interpretation der Fabrikenbill gelten sollen: so haben die erwachsenen männlichen Arbeiter die ganze Zeit der Relais durchzuarbeiten. Er fürchte, daß wenn die Fabrikarbeiter nicht schnell und energisch zu ihrem eigenen Schutze auftreten, sie unter dem neuen Gesetz bald schlimmer daran sein werden, als selbst zur Zeit, wo es noch nicht existirte.

Natürlich, wenn es erlaubt sei, die ersten Relais der Weiber und jugendlichen Personen um 5 1/2 Uhr des Morgens beginnen zu lassen, so müßten die Männer ebenfalls da sein und müßten ausharren, bis die zweiten Relais um 8 1/2 Uhr Abends endigten.

Die vorliegende Frage bestehe aus 2 Theilen: 1) handle es sich um die Beobachtung des Gesetzes selbst, das an vielen Orten aufs Schändlichste verletzt werde, und 2) darum, ob die erwachsenen männlichen Arbeiter nicht für sich selbst zusammenstehen und in einer eigends dazu errichteten Verbindung sich gegenseitig verpflichten wollen, daß kein Erwachsener in Manchester und Umgegend mehr als täglich 10 Stunden arbeiten dürfe (Beifall).

Um das durchführen zu können, dürfe man nicht den einen Fabrikanten 10, den andern 15 Stunden arbeiten lassen. So viel er (Hindley) wisse, sei die öffentliche Meinung zu Gunsten des Zehnstundensystems. Doch käme es ihm darauf an, zu hören, ob die hier anwesenden Arbeiter von Manchester u. Umgegend allgemein dafür gestimmt seien oder nicht. (Ein tausendstimmiges und einmüthiges Ja! war die Antwort).

Hierauf wurde folgende Resolution (Beschluß) angenommen:

„Wir, im allgemeinen Meeting versammelte Baumwollspinner von Manchester, Salford und Umgegend, erklären hiermit unsere Billigung der Grundsätze des 10 Stundengesetzes und unsern unabänderlichen Vorsatz, nicht zu ruhen, bis jene Grundsätze von der gesetzgebenden Gewalt verwirklicht worden.“

Das obengenannte Parlamentsmitglied bemerkte, nach Annahme dieser Resolution, daß von nun an auch Jedermann nach 10stündiger Arbeit seinen Rock zuknöpfen und die Fabrik verlassen werde. (Stürmischer Applaus.) Die weiter angenommenen Beschlüsse bezogen sich auf Bildung einer Arbeiter-Association zum Schutze des Zehnstundengesetzes.

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          <p>&#x2014; Das eigentliche Tagesinteresse liegt heute in den Bureaus der Nationalversammlung, die sich mit Zusammensetzung der Kommission zur Begutachtung des Rateau'schen Antrags beschäftigten. Die Bergpartei und die zahlreichen Glieder des Marrast'schen Klubs Palais National diskutirten und stimmten wie Ein Mann gegen jede Terminbestimmung der Auflösung. Alle Minister waren gegenwärtig und die Debatten hitzig. Gewählt wurden 1) Roux-Lavergne, katholisch-demokratisch; 2) Billault; 3) Dupont aus Bussac; 4) St. Gaudens; 5) Jules Favre; 6) Havin; 7) Marie; 8) Degoussée; 9) Pierre Bonaparte; 10) Sarrans; 11) Grevy; 12) Liegnies; 13) Lichtenberger; 14) Combarel; 15) Regnard. (Fast alle entschieden ministerfeindlich.) Die Minister zogen sich sehr mißgestimmt zurück.</p>
          <p>&#x2014; Die beiden Junihelden, Dr. Lacambre und Barthelemy, befinden sich in bester Sicherheit. Lacambre verspricht in der heutigen Republique das barbarische Benehmen der Kriegsgerichte in einer Broschüre zu schildern.</p>
          <p>&#x2014; Man schreibt aus Toulon vom 9. an &#x201E;La Republique&#x201C; vom 15.:</p>
          <p>&#x201E;Ungeachtet der Hast, mit der man seit vorgestern die Hand an alle brauchbare Schiffe legt, hält man die ganze Bewegung für eine Schein-Expedition und zweifelt, daß die Schiffe je unsere Rhede verlassen. Bis heute war noch von keiner Artillerie die Rede; kein Stück ist aus dem Zeughause geliefert; die Pferde liegen unter hölzernen Schuppen längs dem Hafenufer und bis Postschluß werden nur Kohlen eingeschifft. Die Vervollständigung der Schiffsmannschaften geht sehr langsam vor sich. Zum dritten Male genießen wir nun schon dieses Schauspiel und darum glaubt man auch dieses Mal nicht an den Ernst desselben. Kommt es aber dazu, so werden offenbar diejenigen Regimenter zunächst eingeschifft, welche in den 2 Departements (Rhonemündungen und Var) seit langer Zeit einer ähnlichen Bestimmung entgegensehen und zur Alpenarmee ursprünglich gehörten. Nicht unwichtig ist folgende Nachricht: Die hiesigen Hafenarbeiter haben sämmtlich eine Protestation unterzeichnet, welche gegen die jüngsten Beschlüsse der Nationalversammlung rücksichtlich ihrer Arbeitsweise gerichtet ist. Sie haben zwei Delegirte gewählt, die auf gemeinschaftliche Kosten morgen nach Paris reisen, um dort die Protestation dem Marine-Minister oder der Nationalversammlung zu übergeben. (Nachschrift): Der Dämpfer Liamone hat den Hafen noch nicht verlassen.</p>
          <p>Es scheint, daß Contre-Admiral Trehouart auch diese dritte Dampfexpedition wieder befehlige.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der Präsident der Republik hat die Summe von 50,000 Franken einer jüdisch-katholischen Kapitalistengesellschaft auszahlen lassen, welche sich in Paris gebildet hat, um das Pariser Proletariat in eine Art Berliner <hi rendition="#g">Familienhäuser</hi> zu pferchen. Jedes Arrondissement soll eine sogenannte Cité Duvrière oder Arbeitskaserne als Musterbild erhalten. Das Kapital hiefür wird durch Aktien aufgebracht, deren jede über 100 Fr. lautet, vier Prozent Zinsen bringt und in vier Coupons à 25 Fr. getheilt ist, welche in Zehntheilen zu 2 Fr. 50 Cent. einzuzahlen sind, so daß sich die Armen selbst bei ihrer Einstallirung betheiligen können. &#x201E;La Patrie&#x201C; und der &#x201E;Moniteur&#x201C; preisen diese Initiative unseres sozialistischen Präsidenten.</p>
          <p>&#x2014; Die beiden Sozialisten-Chefs Alton Shée und Delecluse (Redakteur der Ledru Nollinschen &#x201E;Revolution&#x201C;) haben sich gestern auf Pistolen geschossen. Ersterer wurde an der Hand, letzterer am Arm verwundet.</p>
          <p>&#x2014; Proudhon protestirt im &#x201E;Moniteur&#x201C; gegen <hi rendition="#g">den</hi> Deputirten, der statt seiner einen weißen Stimmzettel für Rateau's Antrag in die Urne warf. Er sei noch bettlägerig und habe Niemanden diesen Auftrag gegeben.</p>
          <p>&#x2014; Unter den Bäckergesellen (es gibt deren 6000 in Paris) herrscht allgemeine Gährung. Die Meister haben um Militärschutz vor ihren Läden gebeten.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 15. Jan. Vicepräsident Corbon eröffnet die Sitzung um 2 1/4 Uhr.</p>
          <p>Die Aufregung ist ziemlich allgemein. Sie kommt von den heißen Debatten in den Büreausälen bei Gelegenheit der Rateau'schen Commissionswahl.</p>
          <p>Unmittelbar nach Vorlesung des Protokolls läßt der Präsident die Urnen zur geheimen Abstimmung über den neuen Monatspräsidenten aufstellen, in welche jeder Deputirte seinen geschriebenen Stimmzettel wirft. Da an 800 Deputirte anwesend, so kostet diese Operation ziemlich viel Zeit.</p>
          <p>Nachdem sie vorüber, begeben sich die Stimmzettelzähler in einen Nebensaal mit den Urnen und der Lauf der Debatte beginnt.</p>
          <p>An der Tagesordnung befindet sich zunächst das Organische Gesetz we[g]en des neuen Staatsraths. Bei ihm wird zuerst die englische Sitte der dreimaligen Debatte angewandt. Corbon eröffnet die allgemeine Debatte; kein Mensch nimmt aber das Wort und die erste Deliberation oder vielmehr Nichtdeliberation wird als geschlossen erklärt, um die zweite nach dem Ablauf von fünf Tagen zu beginnen. Diese Sitte dürfte schwerlich bei uns alt werden; ihre erste Anwendung glich heute einer reinen Comödie.</p>
          <p>Der zweite Gegenstand an der Tagesordnung ist die Erbschaftssteuer.</p>
          <p><hi rendition="#g">Raudot,</hi> ein Feind aller Progressivsteuer, findet die bisherigen Fiskalabgaben beim Antritt von Erbschaften ohnedies schon sehr hoch und bekämpft den Gesetzentwurf im Interesse des armen Bauern. (Gelächter.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaux,</hi> Vater des Gesetzesvorschlages, vertheidigt natürlich denselben in ellenlanger Rede.</p>
          <p>Am Schlusse derselben theilt Corbon das Resultat der Präsidentenwahl mit. Von 721 Stimmenden erhält Marrast 477 und Dufaure 221 Stimmen. Marrast wird also wieder proklamirt und die Erbschaftsdebatte vorgenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Stourm</hi> spricht sich streng genommen weder für noch gegen die Erbschaftssteuer aus. Wo gäbe ihm der Minister das Versprechen, daß er im Verein mit den Absichten der Nationalversammlung wirklich bedeutende Ersparnisse machen wolle, dann würde er den Gesetzentwurf, den er für unzureichend halte, votiren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Passy,</hi> Finanzminister, verspricht dies zur größern Beruhigung des Redners Die Steuer sei für den Kredit nöthig.</p>
          <p><hi rendition="#g">Billaut</hi> nimmt das Wort und spricht über eine volle Stunde. Berathe die Versammlung die Einnahmen, so müsse sie auch die Ausgaben berathen. Auch er dringt auf Ersparnisse. Nichts mache unpopulärer als Steuerlast. Der Minister hätte uns das Büdget vorlegen sollen. Auch er (der Redner) sei von der Nothwendigkeit der Wiederherstellung des Kredits für Handel, Ackerbau und Gewerbe überzeugt. Aber leider habe es hiefür keinen Anschein. Das baare Geld fliehe immer mehr vom Markte weg in den Keller der Bank. Der Redner entwirft ein Klubs-Bild der Lage des Kleinhandels, er dringt auf Reduktion in der Armee, die bisher nur dazu diente, unsere Diplomatie gehässig zu machen. (Agitation.) Ihm scheine es, als spare das Kabinet alle süßen Ersparnißvorschläge für die künftige Kammer auf, um die Nationalversammlung beim Volke vollends zu diskreditiren. (Dieser Rede folgt große Aufregung. Sie wirkt vernichtend für das Ministerium.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Passy</hi> erwidert, das Büdget befindet sich seit dem 14. December schon in Euren Hände. Er fühlt sich sehr pikirt und dringt auf Abstimmung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Parrieu</hi> und <hi rendition="#g">Serviere</hi> halten noch unbedeutende Vorträge.</p>
          <p>Die Versammlung entscheidet, daß nach fünf Tagen das zweite Votum der neuen Steuer erfolge.</p>
          <p>Vor Schluß trägt Corbon einen Brief Ducoux's, Expräfekten, vor, worin derselbe den jüngsten Stimmzettelunfug rügt.</p>
          <p>Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 13. Jan.</head>
          <p>
            <ref type="link">(Schluß zu Nro. 194.)</ref>
          </p>
          <p>Die Daily News schließen ihre Betrachtungen über den Einfluß des californischen Goldes auf die bürgerliche Gesellschaft mit dem Bemerken, daß bisher selbst die ergiebigsten Gold- und Silberminen die Erwartungen der industriellen Unternehmer getäuscht und die Produktionskosten meist in einem ungünstigen Verhältnisse zu dem kommerziellen Resultate standen. In Californien dagegen bedarf es fast gar keiner Maschinen, keiner kostspieligen Vorschüsse u. s. w. Schon daher folgt, daß das californische Gold rascher den Weltmarkt überströmen und größere Veränderungen im bürgerlichen Verkehr hervorbringen muß, als die amerikanischen und russischen Minen.</p>
          <p>So weit die melancholischen Reflexionen des englischen Blattes. Es ahnt in den goldreichen californischen Minen einen gleisenden Feind der bürgerlichen Gesellschaft, kömmt aber nicht über ganz unbestimmte und allgemein gehaltene Aedeutungen hinaus.</p>
          <p>Die unmittelbarste Folge der californischen Goldmacherei für Europa ist eine Ueberproduktion in England, und damit eine Handels- und Industriekrise, die, unter den jetzigen Umständen, ein Hauptferment der bevorstehenden Revolution bilden wird. Schon bilden sich wie zur Zeit Laws und wie 1825, (auf Veranlassung der Unabhängigkeits-Anerkennung Mexikos von Seiten Englands) Aktien-Kompagnien zur Ausbeutung von Californien in Nordamerika und England, z. B. die kommerzielle californische Dampf-Kompagnie, die Kompagnie, um das Flußgold Californiens zu sammeln, die californische Handels-Kompagnie u. s. w. Die Times befürchtet sogar schon, daß Europa mehr Gold nach Amerika, als Amerika nach Europa schicken wird.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 15. Jan.</head>
          <p>Am Mittwoch wurden im Hafen zu Folkestone unter Leitung Hrn. Walkers, Dirigenten des Telegraphensystems auf der Südostbahn, Experimente in Betreff des submarinen Telegraphen angestellt. Es sind dies Vorbereitungen zur Legung des submarinen (unter dem Meere hingehenden) Telegraphen queer durch die Meerenge von Dover. Bei gedachtem Experiment wurden 2 (engl.) Meilen Draht, der mit vulkanisirter Gutta Percha bedeckt war, in einem kleinem Boote auf die See geführt und längs des Hafens und des Hafendamms untergetaucht. Das eine Drahtende stand in Verbindung mit einem telegraphischen Instrument auf dem Verdeck eines Dämpfers und das andere Ende mit dem nach London arbeitenden telegraphischen Drahte. Es wurde nun zwischen dem Dämpfer auf der See und den telegraphischen Stationen in London, Ashford und Tunbridge eine ununterbrochene Korrespondenz geführt, welche mit dem vollständigsten Erfolge 3-4 Stunden lang fortgesetzt würde.</p>
          <p>Nach dem Goldlande Californien gelangt man von England (und wohl auch vom Kontinent) aus am schnellsten und in Rücksicht auf Zeitersparniß (time is money) am Billigsten, wenn man die am 17. jeden Monats von Southampton abgehenden westindischen Postdampfschiffe benutzt. Auf ihnen ist man am 23. des folgenden Monats für den Preis von 60, 50 oder 40 Pf. St., je nach dem Platze und den gewährten Bequemlichkeiten, in Chagres. Handwerker zahlen blos 25 Pf. St. (166 2/3 Rh. Pr. C.) Von Chagres gehts queer über die Landenge von Panama; die Reise erfordert 3 Tage und kostet 25 Dollars. Von Panama fahren am 1. jeden Monats die Postdampfschiffe der Vereinigten Staaten nach Californien ab und verlangen von jedem Passagier in der ersten Kajüte 200, in der Vorkajüte 100 Dollars.</p>
          <p>Bei den revolutionären Zuständen im Jahre 1848 hätte man in Englands Ausfuhr von Baumwoll-Garnen und Zeugen wohl eine Abnahme erwarten können. Doch ist gerade das Gegentheil eingetreten, wie eine Vergleichung dieser Ausfuhr im Jahre 1848 mit der von 1847 klar nachweist.</p>
          <p>An Twist (Baumwollengarn) führte England nach den Hauptmärkten aus:</p>
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              <cell>nach Portugal, Gibraltar etc.</cell>
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              <cell>nach Brasilien und Ostküste Südamerika's</cell>
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              <cell>nach Westküste von Südamerika</cell>
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              <cell>nach China, Singapore u. Manilla</cell>
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              <cell>Summa der Ausfuhr</cell>
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        </div>
        <div xml:id="ar198_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 15. Jan.</head>
          <p>Die in der Armenkinder-Erziehungsanstalt zu Tooting vorgekommenen Cholerafälle, durch schlechte Nahrung, Kleidung, Wohnung und Behandlung veranlaßt, sind auf einem Meeting der Armensteuer zahlenden und anderer Einwohner des Kirchspiels von Tooting zur Sprache gekommen. Die gefaßten Resolutionen gehen dahin, daß &#x201E;künftig dem Unterbringen von Armenkindern in volkreichen Dörfern entgegengetreten, die Errichtung solcher Armen-Asyle in entfernten Gegenden befürwortet und dieserhalb eine Deputation an den Minister des Innern abgeschickt werden soll.&#x201C; Man sieht, von welchem ächten Bourgeois-Geiste jenes Meeting beseelt war. Ob die Armenkinder zu Tode gehungert und durch den Kinderpächter der Cholera in den Rachen gejagt werden; das kümmert die Bourgeois gar nicht. Mag man doch diese Kinder behandeln, wie man will, nur sollen sie nicht zur Gefahr für die honetten Leute und deshalb in möglichst einsam und abgelegene Asyle geschafft werden. Bricht dort die Cholera über sie herein: was thut's? Sind doch die Bourgeois von ihr nicht bedroht und je mehr Kinder hingerafft werden, desto mehr verringert sich die Armensteuer.</p>
          <p>An des verstorbenen Lord Auckland's Stelle hat Sir F. Thornhill Baring das Amt eines ersten Admiralitätslords übernommen. Sir James Graham, welchem Lord J. Russell die Stelle zuerst <gap reason="illegible"/>anbot, lehnte die Annahme ab.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar198_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 14. Januar.</head>
          <p>In der gestrigen Nummer des &#x201E;Northern Star&#x201C; richtet Feargas O'Connor eine Zuschrift &#x201E;an die arbeitenden Klassen,&#x201C; worin er seinen Plan für die nahende Parlamentssession auseinandersetzt und die Nothwendigkeit seiner kräftigsten Unterstützung den Arbeitern ans Herz legt. &#x201E;Da das Hauptziel aller übrigen Gesellschaftsklassen dahin geht, derartige Gesetze abzufassen, durch welche sie die Früchte <hi rendition="#g">Eures</hi> Fleißes unter sich selbst wie bisher vertheilen können: so sollte Euer Ziel sein, Euch eine Theilnahme am Gesetzmachen zu verschaffen, um dadurch dem Arbeiter endlich die vollen Früchte seiner Thätigkeit zu sichern.&#x2026; Verlaßt Euch darauf, daß Eure Klasse bei allen Veränderungen und Maßregeln, welche die Geldklassen, sei's in politischer oder finanzieller Hinsicht, vorschlagen mögen, auch noch nicht den Werth einer Pfeife Tabak, eines Loth Zuckers oder einer Pinte Bier gewinnen wird. Denn da die Arbeit nicht mehr individuell, sondern angesammelt und massenhaft auftritt, so wird Euer Arbeitslohn genau nach dem Preise jener und anderer Artikel, sei dieser Preis nun hoch oder niedrig, abgemessen.&#x2025;&#x2025; Das arbeitende Volk dieses Landes bildet mehrere Klassen. Wiewohl ihre Interessen durchaus die nämlichen sind, und niemals gesondert werden sollten, so herrscht gleichwohl Eifersucht und Uneinigkeit. Und dieser Uneinigkeit, nicht der Einigkeit Eurer Gegner, ist die Fortdauer der Mißstände, der Ungerechtigkeit, des Elends und der Noth in Euren Reihen zuzuschreiben.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Ich schlage deshalb vor,&#x201C; fährt O'Connor fort, &#x201E;daß der Vollziehungsausschuß der Chartisten, nach Absprache mit den Gewerken und den Grubenarbeitern, einen Tag bestimme, an welchem sich in London ein aus 40 Abgeordneten bestehender <hi rendition="#g">Arbeits konvent</hi> zu versammeln habe. Da die Arbeitsfrage noch ungelöst ist und am besten von denen gelöst werden kann, welche praktische Erfahrung besitzen und da ferner die Unwissenheit der Arbeiter stets gegen ihre Betheiligung am Wahlrecht angeführt wird: so schlage ich weiter vor, daß 150 Pf. Sterl. als Preise für die sechs besten Aufsätze über die Arbeitsfrage vertheilt werden.&#x201C;</p>
          <p>Diese Stelle glaubte ich nicht übergehen zu dürfen, weil sie beweist, wie weit Hr. F. O'Connor, obgleich Leiter der Chartistenpartei, doch hinter der großen Mehrzahl der chartistischen Arbeiter zurück ist. Er, der sich so gerne der praktischen Erfahrung rühmt, macht's wie andere sogenannte praktische Leute auf dem Festlande auch; d. h. er bringt den größten praktischen Unsinn als hohe Weisheit zu Markte. Man frage nur die chartistischen Arbeiter in Lancashire, ob sie über die Arbeitsfrage im Unklaren sind. Sie werden Euch antworten: geht doch mit solchem Humbug; die Lösung der Arbeitsfrage ist, so lange wir von der Gesetzgebung ausgeschlossen sind, ein Nonsense. Um sie anzubahnen, müssen wir erst die politische Gewalt in Händen haben; wir müssen, wie's uns durch unsere Zahl, Einsicht und Industrie zukommt, erst die herrschenden Klasse werden. Zur Herrschaft gelangen wir mittelst Durchführung der Volks-Charter (mit ihrem allgemeinen Wahlrecht, jährlichen Parlamenten, Bezahlung der Vertreter etc.) Haben wir diese, auf friedlichem oder revolutionärem Wege, durchgeführt: so werden wir schon durch die von uns gewählten Vertreter die Arbeitsfrage zu regeln wissen. Mit dem O'Connor'schen Vorschlage dagegen lockt man keinen Hund hinter'm Ofen hervor, ja, man beirrt nur eine Menge Leute, indem man sie glauben machen will, daß es bloß an Abhandlungen über die Arbeitsfrage fehle, um dann die Lösung sofort eintreten lassen zu können.</p>
          <p>Praktischer ist die fernere Bemerkung O'Connor's, daß die &#x201E;Gewerke&#x201C; bisher ein Haupthinderniß für den Sieg der Charter gewesen. Dieses wegzuräumen, darauf müsse ein Theil der diesjährigen Agitation gerichtet werden.</p>
          <p>Praktisch ist sodann der Vorschlag, daß in jedem Distrikt abermals Petitionen an's Parlament wegen Annahme der Volkscharter aufgesetzt und eingesandt werden.</p>
          <p>Jener obengenannte &#x201E;Arbeits-Konvent&#x201C; soll 14 Tage lang in Berathung bleiben. Nachdem er die verschiedenen Preise für die besten Abhandlungen bestimmt haben wird, sollen in einer und derselben Woche in den Hauptorten Englands, Schottlands und Wales, Distrikszusammenkünfte stattfinden und in ihnen die vom Konvent aufgestellten Vorschläge erörtert und angenommen oder verworfen werden.</p>
          <p>Während der Sitzungen des Konvents und der Distriktszusammenkünfte sollen in London und den Distrikten allabendlich Meetings abgehalten werden, auf denen die fähigsten Deputirten die Arbeitsfrage behandeln. O'Connor berechnet, daß blos in London jede Nacht zehn Meetings stattfinden könnten, für jedes würden drei Deputirte bestimmt als Sprecher, im Ganzen gäbe es dann während der 14 Tage 120 chartistische Meetings in London.</p>
          <p>Schließlich erklärt O'Connor, daß er im Unterhause abermals laut und energisch die Volkscharter vorschlagen und vertheidigen wird.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar198_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Manchester, 14. Jan.</head>
          <p>Kürzlich ist hier wieder in Angelegenheiten der Zehnstundenbill eine gerichtliche Entscheidung erfolgt, die der Umgehung jenes für die Arbeiter in den Fabriken so wohlthätigen Gesetzes den freiesten Spielraum gewährt. Mehrere Fabrikherren, die durch Relais die Bestimmungen und Wirkungen jenes Gesetzes zu vernichten wissen, wurden freigesprochen. Natürlich, die Richter sind Leute, die gleiches Interesse mit den Fabrikherren haben, zum Theil selbst Fabrikanten oder mit ihnen verwandt und in jeder Hinsicht als Feinde der Arbeiter erprobt sind.</p>
          <p>Dies hat die Fabrikbevölkerung in große Aufregung versetzt. Es trat ein Meeting zusammen, das mit mehr als 70 Deputirten der verschiedenen Fabriken beschickt wurde.</p>
          <p>Daly, ein Fabrikarbeiter, wurde zum Vorsitzenden ernannt und setzte den Zweck des Meetings auseinander. Hierauf sprach das Parlamentsmitglied Hindley. Es sei nothwendig, sagte er, daß man genau wisse, wie es mit dem Zehnstundengesetz in den Fabriken stehe. Die Geschichte desselben sei Allen bekannt. Man habe von dem Gesetz erwartet, daß es die aufgenöthigte Ueberarbeitung vieler männlichen erwachsenen Arbeiter verhindern würde. Und welches Resultat zeige sich? Daß die erwachsenen Arbeiter abermals 14-15 Stunden täglich zu arbeiten gezwungen worden. Das Gesetz selbst gewähre gegen die Umgehung keinen Schutz. Da der Handel wahrscheinlich bald noch lebhafter gehen werde, so sei eine noch größere Ueberarbeitung der Erwachsenen in Aussicht. Denn, wenn nach den neulichen Entscheidungen der Friedensrichter, die Relais der weiblichen und jugendlichen Arbeiter als die wahre Interpretation der Fabrikenbill gelten sollen: so haben die erwachsenen männlichen Arbeiter die ganze Zeit der Relais durchzuarbeiten. Er fürchte, daß wenn die Fabrikarbeiter nicht schnell und energisch zu ihrem eigenen Schutze auftreten, sie unter dem neuen Gesetz bald schlimmer daran sein werden, als selbst zur Zeit, wo es noch nicht existirte.</p>
          <p>Natürlich, wenn es erlaubt sei, die ersten Relais der Weiber und jugendlichen Personen um 5 1/2 Uhr des Morgens beginnen zu lassen, so müßten die Männer ebenfalls da sein und müßten ausharren, bis die zweiten Relais um 8 1/2 Uhr Abends endigten.</p>
          <p>Die vorliegende Frage bestehe aus 2 Theilen: 1) handle es sich um die Beobachtung des Gesetzes selbst, das an vielen Orten aufs Schändlichste verletzt werde, und 2) darum, ob die erwachsenen männlichen Arbeiter nicht für sich selbst zusammenstehen und in einer eigends dazu errichteten Verbindung sich gegenseitig verpflichten wollen, daß kein Erwachsener in Manchester und Umgegend mehr als täglich 10 Stunden arbeiten dürfe (Beifall).</p>
          <p>Um das durchführen zu können, dürfe man nicht den einen Fabrikanten 10, den andern 15 Stunden arbeiten lassen. So viel er (Hindley) wisse, sei die öffentliche Meinung zu Gunsten des Zehnstundensystems. Doch käme es ihm darauf an, zu hören, ob die hier anwesenden Arbeiter von Manchester u. Umgegend allgemein dafür gestimmt seien oder nicht. (Ein tausendstimmiges und einmüthiges Ja! war die Antwort).</p>
          <p>Hierauf wurde folgende Resolution (Beschluß) angenommen:</p>
          <p>&#x201E;Wir, im allgemeinen Meeting versammelte Baumwollspinner von Manchester, Salford und Umgegend, erklären hiermit unsere Billigung der Grundsätze des 10 Stundengesetzes und unsern unabänderlichen Vorsatz, nicht zu ruhen, bis jene Grundsätze von der gesetzgebenden Gewalt verwirklicht worden.&#x201C;</p>
          <p>Das obengenannte Parlamentsmitglied bemerkte, nach Annahme dieser Resolution, daß von nun an auch Jedermann nach 10stündiger Arbeit seinen Rock zuknöpfen und die Fabrik verlassen werde. (Stürmischer Applaus.) Die weiter angenommenen Beschlüsse bezogen sich auf Bildung einer Arbeiter-Association zum Schutze des Zehnstundengesetzes.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1077/0003] — Das eigentliche Tagesinteresse liegt heute in den Bureaus der Nationalversammlung, die sich mit Zusammensetzung der Kommission zur Begutachtung des Rateau'schen Antrags beschäftigten. Die Bergpartei und die zahlreichen Glieder des Marrast'schen Klubs Palais National diskutirten und stimmten wie Ein Mann gegen jede Terminbestimmung der Auflösung. Alle Minister waren gegenwärtig und die Debatten hitzig. Gewählt wurden 1) Roux-Lavergne, katholisch-demokratisch; 2) Billault; 3) Dupont aus Bussac; 4) St. Gaudens; 5) Jules Favre; 6) Havin; 7) Marie; 8) Degoussée; 9) Pierre Bonaparte; 10) Sarrans; 11) Grevy; 12) Liegnies; 13) Lichtenberger; 14) Combarel; 15) Regnard. (Fast alle entschieden ministerfeindlich.) Die Minister zogen sich sehr mißgestimmt zurück. — Die beiden Junihelden, Dr. Lacambre und Barthelemy, befinden sich in bester Sicherheit. Lacambre verspricht in der heutigen Republique das barbarische Benehmen der Kriegsgerichte in einer Broschüre zu schildern. — Man schreibt aus Toulon vom 9. an „La Republique“ vom 15.: „Ungeachtet der Hast, mit der man seit vorgestern die Hand an alle brauchbare Schiffe legt, hält man die ganze Bewegung für eine Schein-Expedition und zweifelt, daß die Schiffe je unsere Rhede verlassen. Bis heute war noch von keiner Artillerie die Rede; kein Stück ist aus dem Zeughause geliefert; die Pferde liegen unter hölzernen Schuppen längs dem Hafenufer und bis Postschluß werden nur Kohlen eingeschifft. Die Vervollständigung der Schiffsmannschaften geht sehr langsam vor sich. Zum dritten Male genießen wir nun schon dieses Schauspiel und darum glaubt man auch dieses Mal nicht an den Ernst desselben. Kommt es aber dazu, so werden offenbar diejenigen Regimenter zunächst eingeschifft, welche in den 2 Departements (Rhonemündungen und Var) seit langer Zeit einer ähnlichen Bestimmung entgegensehen und zur Alpenarmee ursprünglich gehörten. Nicht unwichtig ist folgende Nachricht: Die hiesigen Hafenarbeiter haben sämmtlich eine Protestation unterzeichnet, welche gegen die jüngsten Beschlüsse der Nationalversammlung rücksichtlich ihrer Arbeitsweise gerichtet ist. Sie haben zwei Delegirte gewählt, die auf gemeinschaftliche Kosten morgen nach Paris reisen, um dort die Protestation dem Marine-Minister oder der Nationalversammlung zu übergeben. (Nachschrift): Der Dämpfer Liamone hat den Hafen noch nicht verlassen. Es scheint, daß Contre-Admiral Trehouart auch diese dritte Dampfexpedition wieder befehlige.“ — Der Präsident der Republik hat die Summe von 50,000 Franken einer jüdisch-katholischen Kapitalistengesellschaft auszahlen lassen, welche sich in Paris gebildet hat, um das Pariser Proletariat in eine Art Berliner Familienhäuser zu pferchen. Jedes Arrondissement soll eine sogenannte Cité Duvrière oder Arbeitskaserne als Musterbild erhalten. Das Kapital hiefür wird durch Aktien aufgebracht, deren jede über 100 Fr. lautet, vier Prozent Zinsen bringt und in vier Coupons à 25 Fr. getheilt ist, welche in Zehntheilen zu 2 Fr. 50 Cent. einzuzahlen sind, so daß sich die Armen selbst bei ihrer Einstallirung betheiligen können. „La Patrie“ und der „Moniteur“ preisen diese Initiative unseres sozialistischen Präsidenten. — Die beiden Sozialisten-Chefs Alton Shée und Delecluse (Redakteur der Ledru Nollinschen „Revolution“) haben sich gestern auf Pistolen geschossen. Ersterer wurde an der Hand, letzterer am Arm verwundet. — Proudhon protestirt im „Moniteur“ gegen den Deputirten, der statt seiner einen weißen Stimmzettel für Rateau's Antrag in die Urne warf. Er sei noch bettlägerig und habe Niemanden diesen Auftrag gegeben. — Unter den Bäckergesellen (es gibt deren 6000 in Paris) herrscht allgemeine Gährung. Die Meister haben um Militärschutz vor ihren Läden gebeten. — Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Jan. Vicepräsident Corbon eröffnet die Sitzung um 2 1/4 Uhr. Die Aufregung ist ziemlich allgemein. Sie kommt von den heißen Debatten in den Büreausälen bei Gelegenheit der Rateau'schen Commissionswahl. Unmittelbar nach Vorlesung des Protokolls läßt der Präsident die Urnen zur geheimen Abstimmung über den neuen Monatspräsidenten aufstellen, in welche jeder Deputirte seinen geschriebenen Stimmzettel wirft. Da an 800 Deputirte anwesend, so kostet diese Operation ziemlich viel Zeit. Nachdem sie vorüber, begeben sich die Stimmzettelzähler in einen Nebensaal mit den Urnen und der Lauf der Debatte beginnt. An der Tagesordnung befindet sich zunächst das Organische Gesetz we[g]en des neuen Staatsraths. Bei ihm wird zuerst die englische Sitte der dreimaligen Debatte angewandt. Corbon eröffnet die allgemeine Debatte; kein Mensch nimmt aber das Wort und die erste Deliberation oder vielmehr Nichtdeliberation wird als geschlossen erklärt, um die zweite nach dem Ablauf von fünf Tagen zu beginnen. Diese Sitte dürfte schwerlich bei uns alt werden; ihre erste Anwendung glich heute einer reinen Comödie. Der zweite Gegenstand an der Tagesordnung ist die Erbschaftssteuer. Raudot, ein Feind aller Progressivsteuer, findet die bisherigen Fiskalabgaben beim Antritt von Erbschaften ohnedies schon sehr hoch und bekämpft den Gesetzentwurf im Interesse des armen Bauern. (Gelächter.) Goudchaux, Vater des Gesetzesvorschlages, vertheidigt natürlich denselben in ellenlanger Rede. Am Schlusse derselben theilt Corbon das Resultat der Präsidentenwahl mit. Von 721 Stimmenden erhält Marrast 477 und Dufaure 221 Stimmen. Marrast wird also wieder proklamirt und die Erbschaftsdebatte vorgenommen. Stourm spricht sich streng genommen weder für noch gegen die Erbschaftssteuer aus. Wo gäbe ihm der Minister das Versprechen, daß er im Verein mit den Absichten der Nationalversammlung wirklich bedeutende Ersparnisse machen wolle, dann würde er den Gesetzentwurf, den er für unzureichend halte, votiren. Passy, Finanzminister, verspricht dies zur größern Beruhigung des Redners Die Steuer sei für den Kredit nöthig. Billaut nimmt das Wort und spricht über eine volle Stunde. Berathe die Versammlung die Einnahmen, so müsse sie auch die Ausgaben berathen. Auch er dringt auf Ersparnisse. Nichts mache unpopulärer als Steuerlast. Der Minister hätte uns das Büdget vorlegen sollen. Auch er (der Redner) sei von der Nothwendigkeit der Wiederherstellung des Kredits für Handel, Ackerbau und Gewerbe überzeugt. Aber leider habe es hiefür keinen Anschein. Das baare Geld fliehe immer mehr vom Markte weg in den Keller der Bank. Der Redner entwirft ein Klubs-Bild der Lage des Kleinhandels, er dringt auf Reduktion in der Armee, die bisher nur dazu diente, unsere Diplomatie gehässig zu machen. (Agitation.) Ihm scheine es, als spare das Kabinet alle süßen Ersparnißvorschläge für die künftige Kammer auf, um die Nationalversammlung beim Volke vollends zu diskreditiren. (Dieser Rede folgt große Aufregung. Sie wirkt vernichtend für das Ministerium.) Passy erwidert, das Büdget befindet sich seit dem 14. December schon in Euren Hände. Er fühlt sich sehr pikirt und dringt auf Abstimmung. Parrieu und Serviere halten noch unbedeutende Vorträge. Die Versammlung entscheidet, daß nach fünf Tagen das zweite Votum der neuen Steuer erfolge. Vor Schluß trägt Corbon einen Brief Ducoux's, Expräfekten, vor, worin derselbe den jüngsten Stimmzettelunfug rügt. Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander. Großbritannien. * London, 13. Jan. (Schluß zu Nro. 194.) Die Daily News schließen ihre Betrachtungen über den Einfluß des californischen Goldes auf die bürgerliche Gesellschaft mit dem Bemerken, daß bisher selbst die ergiebigsten Gold- und Silberminen die Erwartungen der industriellen Unternehmer getäuscht und die Produktionskosten meist in einem ungünstigen Verhältnisse zu dem kommerziellen Resultate standen. In Californien dagegen bedarf es fast gar keiner Maschinen, keiner kostspieligen Vorschüsse u. s. w. Schon daher folgt, daß das californische Gold rascher den Weltmarkt überströmen und größere Veränderungen im bürgerlichen Verkehr hervorbringen muß, als die amerikanischen und russischen Minen. So weit die melancholischen Reflexionen des englischen Blattes. Es ahnt in den goldreichen californischen Minen einen gleisenden Feind der bürgerlichen Gesellschaft, kömmt aber nicht über ganz unbestimmte und allgemein gehaltene Aedeutungen hinaus. Die unmittelbarste Folge der californischen Goldmacherei für Europa ist eine Ueberproduktion in England, und damit eine Handels- und Industriekrise, die, unter den jetzigen Umständen, ein Hauptferment der bevorstehenden Revolution bilden wird. Schon bilden sich wie zur Zeit Laws und wie 1825, (auf Veranlassung der Unabhängigkeits-Anerkennung Mexikos von Seiten Englands) Aktien-Kompagnien zur Ausbeutung von Californien in Nordamerika und England, z. B. die kommerzielle californische Dampf-Kompagnie, die Kompagnie, um das Flußgold Californiens zu sammeln, die californische Handels-Kompagnie u. s. w. Die Times befürchtet sogar schon, daß Europa mehr Gold nach Amerika, als Amerika nach Europa schicken wird. * London, 15. Jan. Am Mittwoch wurden im Hafen zu Folkestone unter Leitung Hrn. Walkers, Dirigenten des Telegraphensystems auf der Südostbahn, Experimente in Betreff des submarinen Telegraphen angestellt. Es sind dies Vorbereitungen zur Legung des submarinen (unter dem Meere hingehenden) Telegraphen queer durch die Meerenge von Dover. Bei gedachtem Experiment wurden 2 (engl.) Meilen Draht, der mit vulkanisirter Gutta Percha bedeckt war, in einem kleinem Boote auf die See geführt und längs des Hafens und des Hafendamms untergetaucht. Das eine Drahtende stand in Verbindung mit einem telegraphischen Instrument auf dem Verdeck eines Dämpfers und das andere Ende mit dem nach London arbeitenden telegraphischen Drahte. Es wurde nun zwischen dem Dämpfer auf der See und den telegraphischen Stationen in London, Ashford und Tunbridge eine ununterbrochene Korrespondenz geführt, welche mit dem vollständigsten Erfolge 3-4 Stunden lang fortgesetzt würde. Nach dem Goldlande Californien gelangt man von England (und wohl auch vom Kontinent) aus am schnellsten und in Rücksicht auf Zeitersparniß (time is money) am Billigsten, wenn man die am 17. jeden Monats von Southampton abgehenden westindischen Postdampfschiffe benutzt. Auf ihnen ist man am 23. des folgenden Monats für den Preis von 60, 50 oder 40 Pf. St., je nach dem Platze und den gewährten Bequemlichkeiten, in Chagres. Handwerker zahlen blos 25 Pf. St. (166 2/3 Rh. Pr. C.) Von Chagres gehts queer über die Landenge von Panama; die Reise erfordert 3 Tage und kostet 25 Dollars. Von Panama fahren am 1. jeden Monats die Postdampfschiffe der Vereinigten Staaten nach Californien ab und verlangen von jedem Passagier in der ersten Kajüte 200, in der Vorkajüte 100 Dollars. Bei den revolutionären Zuständen im Jahre 1848 hätte man in Englands Ausfuhr von Baumwoll-Garnen und Zeugen wohl eine Abnahme erwarten können. Doch ist gerade das Gegentheil eingetreten, wie eine Vergleichung dieser Ausfuhr im Jahre 1848 mit der von 1847 klar nachweist. An Twist (Baumwollengarn) führte England nach den Hauptmärkten aus: Mill. Pfunde. 1847 1848 nach Indien 15 1/2 13 1/2 nach China, Singapore, Manilla 4 1/2 4 1/4 nach Rußland 12 1/2 12 nach Kontinent von Europa 58 _ /4 60 nach mittelmeerischen Häfen 12 1/4 20 nach Türkei und Egypten 8 1/4 13 nach Schweden und Norwegen 2 1/2 2 1/2 Summa der Ausfuhr _ 116 1/2 127 Zunahme der Ausfuhr gegen 1847 an 10 1/2 Mill. Pfund. An Baumwoll-Zeugen führte England nach den Hauptmärkten aus: Mill. Yards (à 3 Fuß) 1847 1848 nach Deutschland 37 37 1/2 nach Holland 21 1/2 23 1/2 nach Portugal, Gibraltar etc. 43 1/2 82 1/2 nach mittelmeerischen Häfen 42 _ /2 69 nach Türkei, Levante, Egypten 92 116 1/2 nach Vereinigten Staaten 86 56 1/2 nach Britisch Nordamerika 23 1/4 17 nach dito Westindien 22 1/4 24 nach fremdes dito 24 1/2 16 nach Mexiko 1 16 nach Brasilien und Ostküste Südamerika's 120 1/2 102 nach Westküste von Südamerika 39 1/4 52 nach Ostindien 127 149 nach China, Singapore u. Manilla 55 1/2 61 1/2 Summa der Ausfuhr 775 860 * London, 15. Jan. Die in der Armenkinder-Erziehungsanstalt zu Tooting vorgekommenen Cholerafälle, durch schlechte Nahrung, Kleidung, Wohnung und Behandlung veranlaßt, sind auf einem Meeting der Armensteuer zahlenden und anderer Einwohner des Kirchspiels von Tooting zur Sprache gekommen. Die gefaßten Resolutionen gehen dahin, daß „künftig dem Unterbringen von Armenkindern in volkreichen Dörfern entgegengetreten, die Errichtung solcher Armen-Asyle in entfernten Gegenden befürwortet und dieserhalb eine Deputation an den Minister des Innern abgeschickt werden soll.“ Man sieht, von welchem ächten Bourgeois-Geiste jenes Meeting beseelt war. Ob die Armenkinder zu Tode gehungert und durch den Kinderpächter der Cholera in den Rachen gejagt werden; das kümmert die Bourgeois gar nicht. Mag man doch diese Kinder behandeln, wie man will, nur sollen sie nicht zur Gefahr für die honetten Leute und deshalb in möglichst einsam und abgelegene Asyle geschafft werden. Bricht dort die Cholera über sie herein: was thut's? Sind doch die Bourgeois von ihr nicht bedroht und je mehr Kinder hingerafft werden, desto mehr verringert sich die Armensteuer. An des verstorbenen Lord Auckland's Stelle hat Sir F. Thornhill Baring das Amt eines ersten Admiralitätslords übernommen. Sir James Graham, welchem Lord J. Russell die Stelle zuerst _ anbot, lehnte die Annahme ab. * London, 14. Januar. In der gestrigen Nummer des „Northern Star“ richtet Feargas O'Connor eine Zuschrift „an die arbeitenden Klassen,“ worin er seinen Plan für die nahende Parlamentssession auseinandersetzt und die Nothwendigkeit seiner kräftigsten Unterstützung den Arbeitern ans Herz legt. „Da das Hauptziel aller übrigen Gesellschaftsklassen dahin geht, derartige Gesetze abzufassen, durch welche sie die Früchte Eures Fleißes unter sich selbst wie bisher vertheilen können: so sollte Euer Ziel sein, Euch eine Theilnahme am Gesetzmachen zu verschaffen, um dadurch dem Arbeiter endlich die vollen Früchte seiner Thätigkeit zu sichern.… Verlaßt Euch darauf, daß Eure Klasse bei allen Veränderungen und Maßregeln, welche die Geldklassen, sei's in politischer oder finanzieller Hinsicht, vorschlagen mögen, auch noch nicht den Werth einer Pfeife Tabak, eines Loth Zuckers oder einer Pinte Bier gewinnen wird. Denn da die Arbeit nicht mehr individuell, sondern angesammelt und massenhaft auftritt, so wird Euer Arbeitslohn genau nach dem Preise jener und anderer Artikel, sei dieser Preis nun hoch oder niedrig, abgemessen.‥‥ Das arbeitende Volk dieses Landes bildet mehrere Klassen. Wiewohl ihre Interessen durchaus die nämlichen sind, und niemals gesondert werden sollten, so herrscht gleichwohl Eifersucht und Uneinigkeit. Und dieser Uneinigkeit, nicht der Einigkeit Eurer Gegner, ist die Fortdauer der Mißstände, der Ungerechtigkeit, des Elends und der Noth in Euren Reihen zuzuschreiben.“ „Ich schlage deshalb vor,“ fährt O'Connor fort, „daß der Vollziehungsausschuß der Chartisten, nach Absprache mit den Gewerken und den Grubenarbeitern, einen Tag bestimme, an welchem sich in London ein aus 40 Abgeordneten bestehender Arbeits konvent zu versammeln habe. Da die Arbeitsfrage noch ungelöst ist und am besten von denen gelöst werden kann, welche praktische Erfahrung besitzen und da ferner die Unwissenheit der Arbeiter stets gegen ihre Betheiligung am Wahlrecht angeführt wird: so schlage ich weiter vor, daß 150 Pf. Sterl. als Preise für die sechs besten Aufsätze über die Arbeitsfrage vertheilt werden.“ Diese Stelle glaubte ich nicht übergehen zu dürfen, weil sie beweist, wie weit Hr. F. O'Connor, obgleich Leiter der Chartistenpartei, doch hinter der großen Mehrzahl der chartistischen Arbeiter zurück ist. Er, der sich so gerne der praktischen Erfahrung rühmt, macht's wie andere sogenannte praktische Leute auf dem Festlande auch; d. h. er bringt den größten praktischen Unsinn als hohe Weisheit zu Markte. Man frage nur die chartistischen Arbeiter in Lancashire, ob sie über die Arbeitsfrage im Unklaren sind. Sie werden Euch antworten: geht doch mit solchem Humbug; die Lösung der Arbeitsfrage ist, so lange wir von der Gesetzgebung ausgeschlossen sind, ein Nonsense. Um sie anzubahnen, müssen wir erst die politische Gewalt in Händen haben; wir müssen, wie's uns durch unsere Zahl, Einsicht und Industrie zukommt, erst die herrschenden Klasse werden. Zur Herrschaft gelangen wir mittelst Durchführung der Volks-Charter (mit ihrem allgemeinen Wahlrecht, jährlichen Parlamenten, Bezahlung der Vertreter etc.) Haben wir diese, auf friedlichem oder revolutionärem Wege, durchgeführt: so werden wir schon durch die von uns gewählten Vertreter die Arbeitsfrage zu regeln wissen. Mit dem O'Connor'schen Vorschlage dagegen lockt man keinen Hund hinter'm Ofen hervor, ja, man beirrt nur eine Menge Leute, indem man sie glauben machen will, daß es bloß an Abhandlungen über die Arbeitsfrage fehle, um dann die Lösung sofort eintreten lassen zu können. Praktischer ist die fernere Bemerkung O'Connor's, daß die „Gewerke“ bisher ein Haupthinderniß für den Sieg der Charter gewesen. Dieses wegzuräumen, darauf müsse ein Theil der diesjährigen Agitation gerichtet werden. Praktisch ist sodann der Vorschlag, daß in jedem Distrikt abermals Petitionen an's Parlament wegen Annahme der Volkscharter aufgesetzt und eingesandt werden. Jener obengenannte „Arbeits-Konvent“ soll 14 Tage lang in Berathung bleiben. Nachdem er die verschiedenen Preise für die besten Abhandlungen bestimmt haben wird, sollen in einer und derselben Woche in den Hauptorten Englands, Schottlands und Wales, Distrikszusammenkünfte stattfinden und in ihnen die vom Konvent aufgestellten Vorschläge erörtert und angenommen oder verworfen werden. Während der Sitzungen des Konvents und der Distriktszusammenkünfte sollen in London und den Distrikten allabendlich Meetings abgehalten werden, auf denen die fähigsten Deputirten die Arbeitsfrage behandeln. O'Connor berechnet, daß blos in London jede Nacht zehn Meetings stattfinden könnten, für jedes würden drei Deputirte bestimmt als Sprecher, im Ganzen gäbe es dann während der 14 Tage 120 chartistische Meetings in London. Schließlich erklärt O'Connor, daß er im Unterhause abermals laut und energisch die Volkscharter vorschlagen und vertheidigen wird. 068 Manchester, 14. Jan. Kürzlich ist hier wieder in Angelegenheiten der Zehnstundenbill eine gerichtliche Entscheidung erfolgt, die der Umgehung jenes für die Arbeiter in den Fabriken so wohlthätigen Gesetzes den freiesten Spielraum gewährt. Mehrere Fabrikherren, die durch Relais die Bestimmungen und Wirkungen jenes Gesetzes zu vernichten wissen, wurden freigesprochen. Natürlich, die Richter sind Leute, die gleiches Interesse mit den Fabrikherren haben, zum Theil selbst Fabrikanten oder mit ihnen verwandt und in jeder Hinsicht als Feinde der Arbeiter erprobt sind. Dies hat die Fabrikbevölkerung in große Aufregung versetzt. Es trat ein Meeting zusammen, das mit mehr als 70 Deputirten der verschiedenen Fabriken beschickt wurde. Daly, ein Fabrikarbeiter, wurde zum Vorsitzenden ernannt und setzte den Zweck des Meetings auseinander. Hierauf sprach das Parlamentsmitglied Hindley. Es sei nothwendig, sagte er, daß man genau wisse, wie es mit dem Zehnstundengesetz in den Fabriken stehe. Die Geschichte desselben sei Allen bekannt. Man habe von dem Gesetz erwartet, daß es die aufgenöthigte Ueberarbeitung vieler männlichen erwachsenen Arbeiter verhindern würde. Und welches Resultat zeige sich? Daß die erwachsenen Arbeiter abermals 14-15 Stunden täglich zu arbeiten gezwungen worden. Das Gesetz selbst gewähre gegen die Umgehung keinen Schutz. Da der Handel wahrscheinlich bald noch lebhafter gehen werde, so sei eine noch größere Ueberarbeitung der Erwachsenen in Aussicht. Denn, wenn nach den neulichen Entscheidungen der Friedensrichter, die Relais der weiblichen und jugendlichen Arbeiter als die wahre Interpretation der Fabrikenbill gelten sollen: so haben die erwachsenen männlichen Arbeiter die ganze Zeit der Relais durchzuarbeiten. Er fürchte, daß wenn die Fabrikarbeiter nicht schnell und energisch zu ihrem eigenen Schutze auftreten, sie unter dem neuen Gesetz bald schlimmer daran sein werden, als selbst zur Zeit, wo es noch nicht existirte. Natürlich, wenn es erlaubt sei, die ersten Relais der Weiber und jugendlichen Personen um 5 1/2 Uhr des Morgens beginnen zu lassen, so müßten die Männer ebenfalls da sein und müßten ausharren, bis die zweiten Relais um 8 1/2 Uhr Abends endigten. Die vorliegende Frage bestehe aus 2 Theilen: 1) handle es sich um die Beobachtung des Gesetzes selbst, das an vielen Orten aufs Schändlichste verletzt werde, und 2) darum, ob die erwachsenen männlichen Arbeiter nicht für sich selbst zusammenstehen und in einer eigends dazu errichteten Verbindung sich gegenseitig verpflichten wollen, daß kein Erwachsener in Manchester und Umgegend mehr als täglich 10 Stunden arbeiten dürfe (Beifall). Um das durchführen zu können, dürfe man nicht den einen Fabrikanten 10, den andern 15 Stunden arbeiten lassen. So viel er (Hindley) wisse, sei die öffentliche Meinung zu Gunsten des Zehnstundensystems. Doch käme es ihm darauf an, zu hören, ob die hier anwesenden Arbeiter von Manchester u. Umgegend allgemein dafür gestimmt seien oder nicht. (Ein tausendstimmiges und einmüthiges Ja! war die Antwort). Hierauf wurde folgende Resolution (Beschluß) angenommen: „Wir, im allgemeinen Meeting versammelte Baumwollspinner von Manchester, Salford und Umgegend, erklären hiermit unsere Billigung der Grundsätze des 10 Stundengesetzes und unsern unabänderlichen Vorsatz, nicht zu ruhen, bis jene Grundsätze von der gesetzgebenden Gewalt verwirklicht worden.“ Das obengenannte Parlamentsmitglied bemerkte, nach Annahme dieser Resolution, daß von nun an auch Jedermann nach 10stündiger Arbeit seinen Rock zuknöpfen und die Fabrik verlassen werde. (Stürmischer Applaus.) Die weiter angenommenen Beschlüsse bezogen sich auf Bildung einer Arbeiter-Association zum Schutze des Zehnstundengesetzes.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 198. Köln, 18. Januar 1849, S. 1077. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz198_1849/3>, abgerufen am 29.04.2024.