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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 220. Köln, 13. Februar 1849.

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Piatoli hielt männlich Stand und erwiederte durch seine Plänkler das feindliche Feuer, während rechts von demselben die Raketenbatterie den Feind zu delogiren versuchte, was jedoch wegen der vortheilhaften Stellung des letzteren und wegen der Undeutlichkeit der Objekte nicht gelang!

Nun brachte der Feind auch gegenüber der Massen des Bataillons Hartmann und der Raketenbatterie sieben Geschütze ins Gefecht, welche jedoch keinen Schaden anrichteten, und durch einige Schüsse der auf der Straße vorgefahrenen Zwölfpfünder-Batterie bald zum Schweigen gebracht wurden.

Auf dem rechten Flügel wurde ein Angriff auf die feindlichen Plänkler, die größtentheils aus Scharfschützen mit Kammerbüchsen bestanden, durch eine Escadron Kaiser-Chevauxlegers gemacht, welcher auch gelang. Die fliehenden Feinde erhielten aber von einigen Husaren-Escadronen Unterstützung, welche ihrerseits durch einige gut gerichtete Raketen in die Flucht getrieben wurden.

Bei dieser Gelegenheit fiel zum Bedauern des ganzen Corps der ritterliche Rittmeister Baron Böhm. Er und sein Pferd wurden von Kugeln durchbohrt, er starb als Held.

Die Wichtigkeit des Hügels links von der Straße erkennend, führte der Corps-Commandant ein Bataillon Infanterie selbst zum Sturme, welcher gelang.

Die gedrängten Feinde, größtentheils aus Polen und Ueberläufern aus den alten Ungarischen Regimentern bestehend, gebrauchten in diesem Momente die List, Signale zu machen, daß sie sich ergeben wollen, und näherten sich der Sturm-Colonne, die sie zu umzingeln versuchten und zur Niederlegung der Waffen aufforderten.

Flintenschüsse erwiderten diese schändliche Zumuthung. -- Der Kampf begann von Neuem, die Sturm-Colonne mußte sich aber wieder vor der Uebermacht zurückziehen.

Nun ließ der Hr. Corps-Commandant die Kürassiere unter der Anführung des Majors Gorizzutti und des Rittmeisters Baron Hornstein vorgehen, welche diese Aufgabe ritterlich lösten, zwei feindliche Infanterie-Massen sprengten, und Alles, was sich nicht in die Weingärten flüchtete, niederhieben, worauf die Brigade Pergen diese Position besetzte.

Hierauf trat der Feind den Rückzug an -- der dichte Nebel gestattete jedoch nicht ihm zu folgen. -- Das Armee-Corps hielt die genommene Stellung bis zum Eintreten der Nacht und ging hierauf nach Maad zurück, ohne von dem Feinde mehr etwas zu sehen.

Den 23. Jänner kam die über Dargo gegangene Colonne nach Kereßtur, vertrieb den Feind, wurde aber dort auf gleiche Weise durch eine schändliche List unter dem Vorwande einer beabsichtigten Niederlegung der Waffen getäuscht, umrungen, und das dritte Bataillon E. H. Stephan mußte, unterstützt durch 4 Geschütze der 36sten Fuß-Batterie unter dem Commando des Ober-Lieutenants Bartelmus, mit dem Bajonette einen unendlich überlegenen Feind werfen und sich Bahn machen, wobei ein Stabs-Officier und mehrere Officiere der Ungarischen Infanterie durchbohrt wurden, und worauf die Colonne mit vielen Gefangenen, erbeuteten Waffen und Fahnen sich in Maad mit der Haupt-Colonne vereinigte.

Bei diesem furchtbaren Kampfe starb der Oberlieutenant Herping von E. H. Stephan den Tod der Braven.

Nach erlangter Ueberzeugung, daß der Feind über 15,000 Mann meistens reguläre Truppen besitze, beschloß der Herr Corps-Commandant nach Szanto, Ker und Boldogkö-Varalja zurückzugehen, auch die über Forro bis nach Szikszo vorgegangene Colonne an sich zu ziehen, und in dieser Stellung das von Pesth gegen Miskolcz anrückende, zu seiner Verstärkung bestimmte Corps des Generals Schulzig zu erwarten, was auch den 24. d. M. ausgeführt wurde, ohne daß es der Feind gewagt hätte, sich wieder zu nähern; wozu außer den bereits erlittenen Verlusten und Demüthigungen die erhaltene Kunde von dem Anrücken der bedeutenden Verstärkung wesentlich beigetragen haben mag.

Hermannstadt, 25. Jan.

Der Insurgenten-Anführer Bem hat sich auf seiner Flucht in dem 2 Stunden von hier entfernten sächsischen Dorfe Stolzenburg festgesetzt, wo er die alte Burg und die die Straße und Umgebung beherrschenden Anhöhen mit Geschützen besetzt hält. Unsere Truppen, welche durch das am Tage nach der Schlacht einrückende Corps des Feldmarschall-Lieutenants Gedeon eine ansehnliche Verstärkung erhalten haben, ergriffen wiederholt die Offensive, die aber bis jetzt noch ohne Erfolg geblieben ist, da das Höhenterrain den Angriff außerordentlich schwierig macht.

(S. B.)
Italien.
068 Rom, 1. Febr.

Briefe aus Neapel vom 29. Januar melden den Anfang einer Revolution daselbst. Volkshaufen durchschritten die Straßen und riefen: "Es lebe die italienische Nationalversammlung! Es leben die Römer!" Die Truppen haben gegen sie gefeuert.

Die Regierungs-Junta hat die Strafen der wegen des reaktionären Aufstandes verurtheilten Soldaten gemildert. Der Ministerpräsident hat an alle fremde Gesandschaften gegen den Entschluß des Generals Latour protestirt, der den Befehlen des Pabstes zu gehorchen, d. h. sich mit seinen Truppen ins neapolitanische Gebiet begeben zu wollen, erklärt hat. Nach Bologna hat die Regierung eine neue Kapitulation für die Schweizer abgesandt, welche die Dienste der letztern für den römischen Staat engagirt und sie ihres Gehorsams gegen den ausgewanderten Pabst entbindet.

Alle die franz. Deputirten, welche in der Kammer für die italienische Sache gekämpft haben, werden in diesen Tagen von der Clubkommission eine Dankadresse erhalten. In diesem Dokumente, vom Präsidenten des Comite's, Filippo de Boni, und den Vizepräsidenten unterschrieben, findet sich eine kurze Auseinandersetzung der Begebenheiten in Rom und der schwankenden Politik des Pabstes, welche zu der Proklamation der Constituante Veranlassung gegeben. "Wir brauchen uns keineswegs zu rechtfertigen, heißt es in der Adresse, aber wir können keinen besseren Beweis von der edlen Sache geben, die wir vertheidigen, als wenn wir unsere Fahne, rein von jedem Flecke, vor den Augen der ganzen Welt entfalten."

068 Florenz, 2. Febr.

In seiner gestrigen Sitzung hat das toskanische Parlament die Diskussion der Adresse fortgesetzt. Der Berichterstatter Trincini verlies't den zehnten Paragraph, der also lautet:

"Sie verabscheuen den Krieg unter christlichen Nationen; auch wir wollen den Frieden; aber wir wollen einen Frieden, welcher unsere Unabhängigkeit sanktionirt und nicht unsere Knechtschaft. Die Nationalität ist das unveräußerliche Recht der Nationen, und die Herrschaft der fremden Bedrücker wird für uns beständig das Signal des Krieges sein, so wie sie für ganz Europa eine Gefahr ist. Ehre dem heldenmüthigen Venedig! Weit entfernt, entmuthigt zu werden durch die Unterdrückung, welche auf seinen Nachbaren, den Lombarden, lastet, protestirt es aus den Tiefen seiner Lagunen gegen die Ungerechtigkeit Oestreich's, und wartet, den Degen in der Hand, auf die Stunde der Erlösung."

Der Kriegsminister findet den ersten Theil des Paragraphes zu friedfertig abgefaßt -- der Krieg sei immer der Krieg; es gäbe keine doppelte Moral, und er beantragt die Tilgung der Worte: christliche Völker. Der Paragraph wird in der beantragten modifirten Form angenommen.

* Florenz.

"Constituante Italiana" meldet, daß ihr Privatquellen anzeigen, der Pabst habe sich aus Gaeta geflüchtet, und sei an Bord eines französischen Dämpfers in der Richtung nach Marseille abgefahren. (??)

Die Livorner Zeitungen melden, daß aller diplomatischer Verkehr zwischen Sardinien und Neapel abgebrochen sei.

Französische Republik.
17 Paris, 9. Februar.

Allen Ernstes, die Bartholomäusmordfeste gegen Republikaner, ja selbst gegen Protestanten, können im Süden wieder so großartig werden wie 1815 und 1796. Was damals die "Kompagnieen der Sonne" und die "Jesus- oder Jehu-Vereine," das sind seit der Februarrevolution die "Gesellschaften der Ordnung und Moral." Die wohlbekannte Brutalität und höhnend herausfordernde Impertinenz, wodurch der Gaskogner, Languedoker und Provenzale sich auszeichnen und wodurch sie sich von jeher bei dem echten Franzosen der Mitte und des Nordens unbeliebt, ja verhaßt machten, lauert nur auf den Augenblick wo der Oberpfaff sie von der Kette läßt.

Am Rhone-Ufer, in dem halb protestantischen halb katholischen Neste Uzes, unfern Avignon, Nimes und Montpellier, exploitiren die Volksbetrüger wieder die trübseligen Erinnerungen an die kalvinistischen Cevennenkriege und an den "lilienweißen" Terrorismus der Thermidorier nach Robespierre's und nach Kaiser Napoleon's Sturz. Mit Ekel und Grauen, oder mit Jubel und Stolz, erzählen die Leute dort noch von dem "sicher tödtenden Greise mit weißen Locken" der in feinster Kleidung, mit Manschetten und Ringen, parfümirt, graziös einherschritt, einen langen Stab mit faustgroßem vergoldetem Knopfe in der Hand, und damit schlug er lächelnd und tänzelnd, nach schwacher Berechnung, 370 Demokratenschädel in den Gefängnißen nach Robespierre's Sturze ein. Das war der "weiße" Schrecken, der "parfümirte, goldene." In diesem Städtchen Uzes schreibt die "Liberte" (welch' Name!): "nieder, nieder, nieder die ruchlosesten aller Sterblichen; nieder, nieder, nieder diese Gottesfrevler, diese Eigenthumsschänder, diese Tugendverhöhner die sich den Namen Demokraten oder gar Socialdemokraten beilegten. Auf, o liebes, tapfres, biedres Arbeitsvolk in Stadt und Dorf! auf und rühre deinen starken Arm, schlage diese demokratische böse Brut und erlöse 33 Mill. Franzosen von der Tyrannei dieser 300,000 Spießgesellen. Schlage sie zu Boden und pflanze deine Ferse ihnen in den Nacken, laß sie verröcheln in ihrem verfluchten Blute. Wir wollen die Sturmglocken ziehen, das Spiel muß endlich gewonnen werden, es währt schon zu lange." -- Und man sollte bei dieser Glut der Leidenschaften noch an eine friedliche Lösung glauben? nimmermehr; aber der Kampf kaun verschoben werden.

Was die fünf wegen Ermordung des General Brea vom Kriegsgericht zur Hinrichtung "an derselben Barriere Fontainebleau, wo sie das Verbrechen verübt," verurtheilten Männer betrifft, so unterzeichnet die sozial-demokratische Partei unter den Studenten eine Petition zu ihren Gunsten an die Kammer; man sagt, die Verwandten Brea's wollen auch einschreiten. Die honette Partei erklärt sich aber mit fünf Köpfen nicht im mindesten befriedigt; es kursirt immer häufiger das dem Orleanisten Changarnier, ehemal. Gouverneur Algeriens und jetzt Kommandirender der Pariser Bürgerwehr zugeschriebene, freilich sehr unkluge Wort: "ich brauche eintausend Sozialistenköpfe für die Manen eines jeden im Juni gefallenen Generals." Würde mithin sechstausend Summa summarum machen; "ist nicht zu viel...!" Lächerlich ist das gimpelhafte Bestreben der deutschen Volksfeinde, Brea's Person mit der des heil. Lichnowski zusammenzustellen; Brea war ein ernster, schwurgetreuer, gestrenger Waffenmann; der h. Lichnowski ein Lumpacius. Herr Alex. Weill, der jetzt für Erblichkeit der Exekutive und deren "gediegene" Gründe schwärmt, fühlt sich durch unwiderstehliche Wahlverwandtschaft zu dem Heiligen hingezogen und verherrlicht ihn von Zeit zu Zeit in "La Presse" und "Corsaire."

Das Gerücht vom Einrücken Dufaure's und Tocqueville's in's Ministerium, und Austritt des Jesuitenschülers Falloux konsolidirt sich. Gewonnen wäre nichts dabei. Barrot fährt mit Absetzung demokratischer Beamten fort und mit sonstigen wahnwitzigen Handlungen; Bonaparte, der versoffene Präsident, stets in Bürgerwehrgeneralsuniform, die ihm durchaus nicht gebührt, und im großen Ehrenlegionsbande herumstolzirend, fängt jetzt an, Orden zu verleihen; und zwar zuerst an die drei Militärs, die ihm in Straßburg beim Krawall nützen wollten, und an den Arzt, der ihn aus dem Gefängniß als Maurergesellen durchbrennen ließ. Tags vorher hatte Bonaparte in einer bombastischen Stylübung erklärt: "fortan werde ich das Ehrenkreuz nur an das wahre, gediegene, dem Vaterlande nützliche Verdienst austheilen." Der gute Junge sollte es auch an die liebenswürdige Sängerin geben, welche damals in Straßburg für ihn viel intriguirte und Anreden an's Volk aus dem Fenster hielt.

Paris, 10. Februar.

Der Moniteur enthält folgende telegraphische Depesche:

"Cette, 5. Febr. (Der Präfekt des Heraultdepartements an den Minister des Innern). Sehr ernste Unruhen sind in Cette ausgebrochen, bei Gelegenheit der Suppression einer rothen Jakobinermütze, die auf einem Freiheitsbaume angebracht war. Die Mairie ist geplündert worden. Das Handelskasino wurde abgebrannt und drei andere Häuser zerstört. Der Präfekt, der Generalprokurator und kommandirende General des Departements haben sich in Begleitung von 50 Mann des Geniekorps unverzüglich an Ort und Stelle begeben. Die Ruhe der Stadt ist wieder hergestellt; zahlreiche Verhaftungen wurden ohne Widerstand ausgeführt; der Maire ist vom Präfekten seines Amtes entsetzt worden; außerdem hat er einen provisorischen Gemeinderath organisirt. Die Gerichte sind mit Untersuchung der Ereignisse beschäftigt, auch sind Maßregeln so energischer Natur getroffen, daß eine Wiederholung dieser Scenen nicht zu befürchten."

Und da sagt man noch, daß die Departements nichts von der republikanischen Regierungsform wissen wollen! Das bloße Verbot einer rothen Mütze ruft solche Scenen hervor!

-- Der Revisionshof unserer Juni-Standgerichte beschäftigt sich heute mit den Rekursgesuchen der Brea-Verurtheilten. Die Blätter bringen eine Menge Details über den Eindruck, den die Fesselung auf sie machte. Es ist nämlich Sitte, daß den Verurtheilten nach Anhörung des Urtheils Ketten angelegt werden. Doch Choppart (Buchhändler-Commis) rief: Brüder! Das soll uns nicht abhalten, auszurufen: Es lebe die Republik! und Alle riefen: Es lebe die Republik! Es war Nachts 1 Uhr.

-- Raspail und Quentin haben laut Art. 294 und 289 der Criminalgerichtsordnung gegen den Beschluß des Appellhofs protestirt, der sie als Urheber oder Theilnehmer der Mai-Ereignisse in Anklagestand setzt und nach Bourges schicken will. Alle Maigefangene sind noch in Vincennes.

-- Heute haben wieder 3 Bataillone der Mobilgarde Paris verlassen, um in fernen Garnisonplätzen untergebracht zu werden.

-- Die gestrige Abend-Nummer der Gazette de France ist gestern wegen ihres Lamartine-Artikels confiszirt worden.

-- Lanjuinais, der durch die Rateaudebatte bekannt wurde, hat seinen Bericht über die 10 Mill. Frs. abgestattet, welche von mehreren Deputirten zu Gunsten der Ackerwirthschaft als Staatsvorschuß verlangt wurden. Dieser Bericht, im Namen des Ackerbau-Ausschusses ist abschläglicher Natur. Der Staat dürfe nicht Bankgeschäfte treiben (!!)

-- In den Faubourgs beutet die legitimistisch-katholische Partei das Elend schlauer als je aus. Der "Reform" zufolge, hat sie unter dem unschuldigen Titel: "l'Association des Faubougs" ein weites Netz über alle Proletarierviertel geworfen, mittels welchem sie alle Unglücklichen einfängt, die früher der Hunger und die Verzweiflung zum Barrikadenbau trieb.

-- Aus Lyon meldet der Courrier de Lyon vom 9. Februar: "Marschall Bugeaud ist hier eingetroffen und hat im Hotel de Provence sein Hauptquartier aufgeschlagen. Der ganze Generalstab der Alpenarmee ist daselbst installirt. General Gemeau, der Präfekt, der Maire, der Kardinal Bonald und alle Civil- und Militärbehörden haben ihm aufgewartet. Der Marschall zeigte sich wie gewöhnlich sehr gesprächig; er hielt sowohl an die Civil- als Militärbehörden lange Reden. Den Ersteren sagte er: "Vor allen Dingen müsse der innere Frieden gesichert sein; Frankreich habe eine schöne Armee, aber es könne sie nicht nach Außen gebrauchen, und die Regierung dürfe so lange nicht daran denken, die Alpen zu überschreiten, als sie hinter ihrem Rücken den Bürgerkrieg nicht überwältigt. Es könne leicht ein Augenblick kommen, Perturbatoren mit den Waffen in der Hand bekämpfen müssen. Und Sie, meine Herren Richter und Geschwornen, Sie müssen vorzüglich Festigkeit im Amt zeigen; sorgen Sie dafür, daß man den Mißbrauch der mildernden Umstände abschaffe; er schwächt den Arm der Justiz und schont die Verächter der Gesetze zum Nachtheile der guten Bürger. Man hat in Frankreich die üble Gewohnheit, politische Verbrechen zu leicht zu nehmen. Triumphirt der politische Verbrecher, so ist er ein Held, unterliegt er, so ist er ein Unschuldiger, ein Märtyrer. Und doch verletzt ein Privatverbrecher nur den Einzelnen, während sich der politische Verbrecher gegen die ganze Gesellschaft richtet."

Zu den Offizieren sagte er: "..... Ich weiß nicht, ob wir dazu berufen werden, gemeinschaftlich jenseits der Alpen zu kämpfen. In diesem Falle rechne ich, daß Sie zur Verherrlichung unserer glorreichen Fahnen beitragen. Doch dieser Punkt ist nicht die einzige Bestimmung der Alpenarmee. (Ah, ah!) Die innere Lage des Landes erheischt vielmehr ihre ganze Mitwirkung; ihr Zweck ist, die Gesellschaft gegen die bösen Leidenschaften zu schützen und einen unübersteiglichen Damm gegen alle Pläne zu bilden, welche die Desorganisation des Staates herbeiführen würden... Im Innern müsse das Land erstarken: diese Aufgabe (die Regierung nach Innen zu stärken) scheint die Aufgabe aller großen europäischen Armeen im jetzigen Augenblicke zu sein. Daß die östreichische Monarchie ihrer Auflösung entrann, die Allen unvermeidlich erschien, hat sie lediglich der starken Organisation, der exakten Disciplin und dem militärischen Geiste ihrer Armee zu danken.... Kein Zweifel, daß die treffliche französische Armee einen ähnlichen hohen Beruf zu erfüllen nicht ermangeln würde, wenn der Bürgerkrieg ausbräche."

-- National-Versammlung. Sitzung vom 10. Febr.

Vizepräsident Havin eröffnet um 1 1/4 Uhr die Sitzung.

Während der Protokollverlesung werden zwei neue Abhängsel zur Rateau-Debatte vertheilt:

1) Paul Duplan beantragt:

"Die Büdgetkommission solle ihren Bericht spätestens Einen Monat nach Promulgirung des Auflösungsdekrets vorlegen; zwei Tage darauf die Debatte beginnen. Die Wahlen dürfen nicht eher als nach Beginn die Büdgetdiskussion ausgeschrieben werden.

2) Emile Pean beantragt:

"Nach Anfertigung des Wahlgesetzes und vor seiner Veröffentlichung ist das Büdget zu diskutiren und zu votiren."

Die Antragsteller suchen die Dauer der Nationalversammlung soviel als möglich auszudehnen.

Dalbis de Sales reicht seine Demission wegen der "verzögernden Entkräftigung" ein, mit der die Versammlung ihr Mandat zu verlängern strebe. (Oh! Oh!)

Die Demission wird angenommen.

An der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung über einen Nachkredit von 2,720,000 Franken für die berüchtigten Nationalwerkstätten.

Der Kredit wird mit 650 gegen 9 Stimmen genehmigt.

Dann genehmigt die Versammlung einen Nachkredit von 584,257 Frk. für Ausgaben im Ministerium des Innern aus der Zeit Ledru-Rollins, Recurts, Senards etc. Da sie jeden Skandal fürchtet, so geschah diese Genehmigung ebenfalls fast einstimmig (mit 745 gegen 22 Stimmen).

Mehrere Departemens (namentlich Charente, Ardennes etc.) bitten um die Erlaubniß, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.

Genehmigt.

Die Versammlung fährt hierauf in der Berathung über die Reorganisation des Gerichtswesens fort.

Sie war gestern bis Artikel 2 gekommen, der von der Zusammensetzung des Cassationshofs handelt.

Dupin, Rouher, Odilon-Barrot, Baroche und Isambert debattiren sich unter allgemeinem Gemurmel ziemlich lange über den Artikel. Derselbe geht endlich durch.

Artikel 3 wird nach Annahme oder Verwerfung mehrerer Amendements derselben Redner ebenfalls angenommen.

Artikel 4 ändert die Fristen für Rekursgesuche in Civilsachen.

Hiermit wäre der Cassationshof erledigt.

Die Versammlung geht zu den Appellhöfen über.

Titel 2 Artikel 5.

"Die Ressorts der Appellhöfe bleiben dieselben, wie sie eben bestehen." Angenommen.

Artikel 6.

"In jedem Appelhofe ist, mit Ausnahme von Paris, die Anklagekammer zu unterdrücken. Ihre Verrichtungen gehen an die C[i]vilkammer über u. s. w. Die betreffende Civilkammer hat sich wöchentlich mindestens ein Mal zu versammeln, in welcher Sitzung sie über die Anklagen zu richten etc. etc."

Wird nach geisttödtender Diskussion angenommen.

Artikel 7.

"Die Glieder des Appelhofes, welche an der Sitzung über eine Anklage Theil nehmen, ohne sich an der Untersuchung weiter zu betheiligen, können als Assisenglieder sitzen etc."

Nach einigen Widersprüchen des Provinzial-Advokaten Meaulle angenommen.

Artikel 8.

"Die Urtel der Appelhöfe müssen nach wie vor von mindestens 7 Gliedern gefaßt werden."

Angenommen.

Hier wird die Debatte abgebrochen und die Redaktoren auf der Journalistengallerie erwachen aus ihrem Schlummer.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 9. Febr.

In der gestrigen Unterhaussitzung handelte es sich um's irische Armengesetz. Es wurde zu seiner Revision ein Comite von 21 Mitgliedern ernannt. Im Oberhause nichts Erwähnenswerthes.

* London, 10. Febr.

Unterhaus vom 9. Febr. Debatte über die zweite Lesung der Bill, durch welche die Habeas-Corpus-Acte für Irland abermals auf sechs Monate außer Wirksamkeit gesetzt werden soll. Die Bill wurde sehr heftig bekämpft von O'Flaherty, Sadleir, Reynolds, J. O'Connell, von Trelawny, Somerville, Disraeli und Peel unterstützt. Die zweite Lesung ging schließlich mit 275 gegen 33 Stimmen durch. Das Haus vertagt sich kurz nach Mitternacht.

Oberhaus vom 9. Febr. Lord Stanley klagt über die ungemein hohe Steuer, die von englischen Einwanderern in Canada erhoben wird. Earl Grey hat offizielle Nachricht, daß die legislative Gewalt in Canada eine Verminderung beabsichtigt Auf Lord Lansdowne's Vorschlag wird sodann, wie im Unterhause, eine Spezialkommission zur Untersuchung, wie das irische Armengesetz verwaltet worden, ernannt, und die Herren Lords vertagen sich.

Amerika.
068 Pernambuco, 9. Jan.

Der Bürgerkrieg dauert fort. Es haben schon viele Treffen zwischen den Insurgenten und den kaiserl. Truppen stattgefunden. Der Frieden scheint entfernter denn je. Von Rio sind mehr Truppen angelangt und andere noch unterwegs. Der General auf Seiten des Kaisers ist zwar ein tüchtiger, unermüdlicher Offizier; ist aber gegen die Insurgenten wegen der topographischen Beschaffenheit des Landes im Nachtheil, indem er niemals genau ermitteln kann, wo der Feind steht. Erst gestern sandte er 21 Verwundete hieher, die einen Theil seiner Avantgarde gebildet hatten und in einen Hinterhalt gerathen waren. Wahrscheinlich ist die Zahl der Todten nicht kleiner gewesen. Denn die Insurgenten sind gute Schützen und ökonomisch mit ihrem Pulver. Sie thun selten einen Schuß umsonst. Bei diesem Zustand der Dinge sind die Zuckerplantagen unfähig, zu arbeiten, so daß die Preise hier gestiegen sind.

Piatoli hielt männlich Stand und erwiederte durch seine Plänkler das feindliche Feuer, während rechts von demselben die Raketenbatterie den Feind zu delogiren versuchte, was jedoch wegen der vortheilhaften Stellung des letzteren und wegen der Undeutlichkeit der Objekte nicht gelang!

Nun brachte der Feind auch gegenüber der Massen des Bataillons Hartmann und der Raketenbatterie sieben Geschütze ins Gefecht, welche jedoch keinen Schaden anrichteten, und durch einige Schüsse der auf der Straße vorgefahrenen Zwölfpfünder-Batterie bald zum Schweigen gebracht wurden.

Auf dem rechten Flügel wurde ein Angriff auf die feindlichen Plänkler, die größtentheils aus Scharfschützen mit Kammerbüchsen bestanden, durch eine Escadron Kaiser-Chevauxlegers gemacht, welcher auch gelang. Die fliehenden Feinde erhielten aber von einigen Husaren-Escadronen Unterstützung, welche ihrerseits durch einige gut gerichtete Raketen in die Flucht getrieben wurden.

Bei dieser Gelegenheit fiel zum Bedauern des ganzen Corps der ritterliche Rittmeister Baron Böhm. Er und sein Pferd wurden von Kugeln durchbohrt, er starb als Held.

Die Wichtigkeit des Hügels links von der Straße erkennend, führte der Corps-Commandant ein Bataillon Infanterie selbst zum Sturme, welcher gelang.

Die gedrängten Feinde, größtentheils aus Polen und Ueberläufern aus den alten Ungarischen Regimentern bestehend, gebrauchten in diesem Momente die List, Signale zu machen, daß sie sich ergeben wollen, und näherten sich der Sturm-Colonne, die sie zu umzingeln versuchten und zur Niederlegung der Waffen aufforderten.

Flintenschüsse erwiderten diese schändliche Zumuthung. — Der Kampf begann von Neuem, die Sturm-Colonne mußte sich aber wieder vor der Uebermacht zurückziehen.

Nun ließ der Hr. Corps-Commandant die Kürassiere unter der Anführung des Majors Gorizzutti und des Rittmeisters Baron Hornstein vorgehen, welche diese Aufgabe ritterlich lösten, zwei feindliche Infanterie-Massen sprengten, und Alles, was sich nicht in die Weingärten flüchtete, niederhieben, worauf die Brigade Pergen diese Position besetzte.

Hierauf trat der Feind den Rückzug an — der dichte Nebel gestattete jedoch nicht ihm zu folgen. — Das Armee-Corps hielt die genommene Stellung bis zum Eintreten der Nacht und ging hierauf nach Maad zurück, ohne von dem Feinde mehr etwas zu sehen.

Den 23. Jänner kam die über Dargo gegangene Colonne nach Kereßtur, vertrieb den Feind, wurde aber dort auf gleiche Weise durch eine schändliche List unter dem Vorwande einer beabsichtigten Niederlegung der Waffen getäuscht, umrungen, und das dritte Bataillon E. H. Stephan mußte, unterstützt durch 4 Geschütze der 36sten Fuß-Batterie unter dem Commando des Ober-Lieutenants Bartelmus, mit dem Bajonette einen unendlich überlegenen Feind werfen und sich Bahn machen, wobei ein Stabs-Officier und mehrere Officiere der Ungarischen Infanterie durchbohrt wurden, und worauf die Colonne mit vielen Gefangenen, erbeuteten Waffen und Fahnen sich in Maad mit der Haupt-Colonne vereinigte.

Bei diesem furchtbaren Kampfe starb der Oberlieutenant Herping von E. H. Stephan den Tod der Braven.

Nach erlangter Ueberzeugung, daß der Feind über 15,000 Mann meistens reguläre Truppen besitze, beschloß der Herr Corps-Commandant nach Szanto, Ker und Boldogkö-Varalja zurückzugehen, auch die über Forro bis nach Szikszo vorgegangene Colonne an sich zu ziehen, und in dieser Stellung das von Pesth gegen Miskolcz anrückende, zu seiner Verstärkung bestimmte Corps des Generals Schulzig zu erwarten, was auch den 24. d. M. ausgeführt wurde, ohne daß es der Feind gewagt hätte, sich wieder zu nähern; wozu außer den bereits erlittenen Verlusten und Demüthigungen die erhaltene Kunde von dem Anrücken der bedeutenden Verstärkung wesentlich beigetragen haben mag.

Hermannstadt, 25. Jan.

Der Insurgenten-Anführer Bem hat sich auf seiner Flucht in dem 2 Stunden von hier entfernten sächsischen Dorfe Stolzenburg festgesetzt, wo er die alte Burg und die die Straße und Umgebung beherrschenden Anhöhen mit Geschützen besetzt hält. Unsere Truppen, welche durch das am Tage nach der Schlacht einrückende Corps des Feldmarschall-Lieutenants Gedeon eine ansehnliche Verstärkung erhalten haben, ergriffen wiederholt die Offensive, die aber bis jetzt noch ohne Erfolg geblieben ist, da das Höhenterrain den Angriff außerordentlich schwierig macht.

(S. B.)
Italien.
068 Rom, 1. Febr.

Briefe aus Neapel vom 29. Januar melden den Anfang einer Revolution daselbst. Volkshaufen durchschritten die Straßen und riefen: „Es lebe die italienische Nationalversammlung! Es leben die Römer!“ Die Truppen haben gegen sie gefeuert.

Die Regierungs-Junta hat die Strafen der wegen des reaktionären Aufstandes verurtheilten Soldaten gemildert. Der Ministerpräsident hat an alle fremde Gesandschaften gegen den Entschluß des Generals Latour protestirt, der den Befehlen des Pabstes zu gehorchen, d. h. sich mit seinen Truppen ins neapolitanische Gebiet begeben zu wollen, erklärt hat. Nach Bologna hat die Regierung eine neue Kapitulation für die Schweizer abgesandt, welche die Dienste der letztern für den römischen Staat engagirt und sie ihres Gehorsams gegen den ausgewanderten Pabst entbindet.

Alle die franz. Deputirten, welche in der Kammer für die italienische Sache gekämpft haben, werden in diesen Tagen von der Clubkommission eine Dankadresse erhalten. In diesem Dokumente, vom Präsidenten des Comite's, Filippo de Boni, und den Vizepräsidenten unterschrieben, findet sich eine kurze Auseinandersetzung der Begebenheiten in Rom und der schwankenden Politik des Pabstes, welche zu der Proklamation der Constituante Veranlassung gegeben. „Wir brauchen uns keineswegs zu rechtfertigen, heißt es in der Adresse, aber wir können keinen besseren Beweis von der edlen Sache geben, die wir vertheidigen, als wenn wir unsere Fahne, rein von jedem Flecke, vor den Augen der ganzen Welt entfalten.“

068 Florenz, 2. Febr.

In seiner gestrigen Sitzung hat das toskanische Parlament die Diskussion der Adresse fortgesetzt. Der Berichterstatter Trincini verlies't den zehnten Paragraph, der also lautet:

„Sie verabscheuen den Krieg unter christlichen Nationen; auch wir wollen den Frieden; aber wir wollen einen Frieden, welcher unsere Unabhängigkeit sanktionirt und nicht unsere Knechtschaft. Die Nationalität ist das unveräußerliche Recht der Nationen, und die Herrschaft der fremden Bedrücker wird für uns beständig das Signal des Krieges sein, so wie sie für ganz Europa eine Gefahr ist. Ehre dem heldenmüthigen Venedig! Weit entfernt, entmuthigt zu werden durch die Unterdrückung, welche auf seinen Nachbaren, den Lombarden, lastet, protestirt es aus den Tiefen seiner Lagunen gegen die Ungerechtigkeit Oestreich's, und wartet, den Degen in der Hand, auf die Stunde der Erlösung.“

Der Kriegsminister findet den ersten Theil des Paragraphes zu friedfertig abgefaßt — der Krieg sei immer der Krieg; es gäbe keine doppelte Moral, und er beantragt die Tilgung der Worte: christliche Völker. Der Paragraph wird in der beantragten modifirten Form angenommen.

* Florenz.

„Constituante Italiana“ meldet, daß ihr Privatquellen anzeigen, der Pabst habe sich aus Gaëta geflüchtet, und sei an Bord eines französischen Dämpfers in der Richtung nach Marseille abgefahren. (??)

Die Livorner Zeitungen melden, daß aller diplomatischer Verkehr zwischen Sardinien und Neapel abgebrochen sei.

Französische Republik.
17 Paris, 9. Februar.

Allen Ernstes, die Bartholomäusmordfeste gegen Republikaner, ja selbst gegen Protestanten, können im Süden wieder so großartig werden wie 1815 und 1796. Was damals die „Kompagnieen der Sonne“ und die „Jesus- oder Jehu-Vereine,“ das sind seit der Februarrevolution die „Gesellschaften der Ordnung und Moral.“ Die wohlbekannte Brutalität und höhnend herausfordernde Impertinenz, wodurch der Gaskogner, Languedoker und Provenzale sich auszeichnen und wodurch sie sich von jeher bei dem echten Franzosen der Mitte und des Nordens unbeliebt, ja verhaßt machten, lauert nur auf den Augenblick wo der Oberpfaff sie von der Kette läßt.

Am Rhone-Ufer, in dem halb protestantischen halb katholischen Neste Uzes, unfern Avignon, Nimes und Montpellier, exploitiren die Volksbetrüger wieder die trübseligen Erinnerungen an die kalvinistischen Cevennenkriege und an den „lilienweißen“ Terrorismus der Thermidorier nach Robespierre's und nach Kaiser Napoleon's Sturz. Mit Ekel und Grauen, oder mit Jubel und Stolz, erzählen die Leute dort noch von dem „sicher tödtenden Greise mit weißen Locken“ der in feinster Kleidung, mit Manschetten und Ringen, parfümirt, graziös einherschritt, einen langen Stab mit faustgroßem vergoldetem Knopfe in der Hand, und damit schlug er lächelnd und tänzelnd, nach schwacher Berechnung, 370 Demokratenschädel in den Gefängnißen nach Robespierre's Sturze ein. Das war der „weiße“ Schrecken, der „parfümirte, goldene.“ In diesem Städtchen Uzes schreibt die „Liberté“ (welch' Name!): „nieder, nieder, nieder die ruchlosesten aller Sterblichen; nieder, nieder, nieder diese Gottesfrevler, diese Eigenthumsschänder, diese Tugendverhöhner die sich den Namen Demokraten oder gar Socialdemokraten beilegten. Auf, o liebes, tapfres, biedres Arbeitsvolk in Stadt und Dorf! auf und rühre deinen starken Arm, schlage diese demokratische böse Brut und erlöse 33 Mill. Franzosen von der Tyrannei dieser 300,000 Spießgesellen. Schlage sie zu Boden und pflanze deine Ferse ihnen in den Nacken, laß sie verröcheln in ihrem verfluchten Blute. Wir wollen die Sturmglocken ziehen, das Spiel muß endlich gewonnen werden, es währt schon zu lange.“ — Und man sollte bei dieser Glut der Leidenschaften noch an eine friedliche Lösung glauben? nimmermehr; aber der Kampf kaun verschoben werden.

Was die fünf wegen Ermordung des General Brea vom Kriegsgericht zur Hinrichtung „an derselben Barriere Fontainebleau, wo sie das Verbrechen verübt,“ verurtheilten Männer betrifft, so unterzeichnet die sozial-demokratische Partei unter den Studenten eine Petition zu ihren Gunsten an die Kammer; man sagt, die Verwandten Brea's wollen auch einschreiten. Die honette Partei erklärt sich aber mit fünf Köpfen nicht im mindesten befriedigt; es kursirt immer häufiger das dem Orleanisten Changarnier, ehemal. Gouverneur Algeriens und jetzt Kommandirender der Pariser Bürgerwehr zugeschriebene, freilich sehr unkluge Wort: „ich brauche eintausend Sozialistenköpfe für die Manen eines jeden im Juni gefallenen Generals.“ Würde mithin sechstausend Summa summarum machen; „ist nicht zu viel…!“ Lächerlich ist das gimpelhafte Bestreben der deutschen Volksfeinde, Brea's Person mit der des heil. Lichnowski zusammenzustellen; Brea war ein ernster, schwurgetreuer, gestrenger Waffenmann; der h. Lichnowski ein Lumpacius. Herr Alex. Weill, der jetzt für Erblichkeit der Exekutive und deren „gediegene“ Gründe schwärmt, fühlt sich durch unwiderstehliche Wahlverwandtschaft zu dem Heiligen hingezogen und verherrlicht ihn von Zeit zu Zeit in „La Presse“ und „Corsaire.“

Das Gerücht vom Einrücken Dufaure's und Tocqueville's in's Ministerium, und Austritt des Jesuitenschülers Falloux konsolidirt sich. Gewonnen wäre nichts dabei. Barrot fährt mit Absetzung demokratischer Beamten fort und mit sonstigen wahnwitzigen Handlungen; Bonaparte, der versoffene Präsident, stets in Bürgerwehrgeneralsuniform, die ihm durchaus nicht gebührt, und im großen Ehrenlegionsbande herumstolzirend, fängt jetzt an, Orden zu verleihen; und zwar zuerst an die drei Militärs, die ihm in Straßburg beim Krawall nützen wollten, und an den Arzt, der ihn aus dem Gefängniß als Maurergesellen durchbrennen ließ. Tags vorher hatte Bonaparte in einer bombastischen Stylübung erklärt: „fortan werde ich das Ehrenkreuz nur an das wahre, gediegene, dem Vaterlande nützliche Verdienst austheilen.“ Der gute Junge sollte es auch an die liebenswürdige Sängerin geben, welche damals in Straßburg für ihn viel intriguirte und Anreden an's Volk aus dem Fenster hielt.

Paris, 10. Februar.

Der Moniteur enthält folgende telegraphische Depesche:

„Cette, 5. Febr. (Der Präfekt des Heraultdepartements an den Minister des Innern). Sehr ernste Unruhen sind in Cette ausgebrochen, bei Gelegenheit der Suppression einer rothen Jakobinermütze, die auf einem Freiheitsbaume angebracht war. Die Mairie ist geplündert worden. Das Handelskasino wurde abgebrannt und drei andere Häuser zerstört. Der Präfekt, der Generalprokurator und kommandirende General des Departements haben sich in Begleitung von 50 Mann des Geniekorps unverzüglich an Ort und Stelle begeben. Die Ruhe der Stadt ist wieder hergestellt; zahlreiche Verhaftungen wurden ohne Widerstand ausgeführt; der Maire ist vom Präfekten seines Amtes entsetzt worden; außerdem hat er einen provisorischen Gemeinderath organisirt. Die Gerichte sind mit Untersuchung der Ereignisse beschäftigt, auch sind Maßregeln so energischer Natur getroffen, daß eine Wiederholung dieser Scenen nicht zu befürchten.“

Und da sagt man noch, daß die Departements nichts von der republikanischen Regierungsform wissen wollen! Das bloße Verbot einer rothen Mütze ruft solche Scenen hervor!

— Der Revisionshof unserer Juni-Standgerichte beschäftigt sich heute mit den Rekursgesuchen der Brea-Verurtheilten. Die Blätter bringen eine Menge Details über den Eindruck, den die Fesselung auf sie machte. Es ist nämlich Sitte, daß den Verurtheilten nach Anhörung des Urtheils Ketten angelegt werden. Doch Choppart (Buchhändler-Commis) rief: Brüder! Das soll uns nicht abhalten, auszurufen: Es lebe die Republik! und Alle riefen: Es lebe die Republik! Es war Nachts 1 Uhr.

— Raspail und Quentin haben laut Art. 294 und 289 der Criminalgerichtsordnung gegen den Beschluß des Appellhofs protestirt, der sie als Urheber oder Theilnehmer der Mai-Ereignisse in Anklagestand setzt und nach Bourges schicken will. Alle Maigefangene sind noch in Vincennes.

— Heute haben wieder 3 Bataillone der Mobilgarde Paris verlassen, um in fernen Garnisonplätzen untergebracht zu werden.

— Die gestrige Abend-Nummer der Gazette de France ist gestern wegen ihres Lamartine-Artikels confiszirt worden.

— Lanjuinais, der durch die Rateaudebatte bekannt wurde, hat seinen Bericht über die 10 Mill. Frs. abgestattet, welche von mehreren Deputirten zu Gunsten der Ackerwirthschaft als Staatsvorschuß verlangt wurden. Dieser Bericht, im Namen des Ackerbau-Ausschusses ist abschläglicher Natur. Der Staat dürfe nicht Bankgeschäfte treiben (!!)

— In den Faubourgs beutet die legitimistisch-katholische Partei das Elend schlauer als je aus. Der „Reform“ zufolge, hat sie unter dem unschuldigen Titel: „l'Association des Faubougs“ ein weites Netz über alle Proletarierviertel geworfen, mittels welchem sie alle Unglücklichen einfängt, die früher der Hunger und die Verzweiflung zum Barrikadenbau trieb.

— Aus Lyon meldet der Courrier de Lyon vom 9. Februar: „Marschall Bugeaud ist hier eingetroffen und hat im Hotel de Provence sein Hauptquartier aufgeschlagen. Der ganze Generalstab der Alpenarmee ist daselbst installirt. General Gémeau, der Präfekt, der Maire, der Kardinal Bonald und alle Civil- und Militärbehörden haben ihm aufgewartet. Der Marschall zeigte sich wie gewöhnlich sehr gesprächig; er hielt sowohl an die Civil- als Militärbehörden lange Reden. Den Ersteren sagte er: „Vor allen Dingen müsse der innere Frieden gesichert sein; Frankreich habe eine schöne Armee, aber es könne sie nicht nach Außen gebrauchen, und die Regierung dürfe so lange nicht daran denken, die Alpen zu überschreiten, als sie hinter ihrem Rücken den Bürgerkrieg nicht überwältigt. Es könne leicht ein Augenblick kommen, Perturbatoren mit den Waffen in der Hand bekämpfen müssen. Und Sie, meine Herren Richter und Geschwornen, Sie müssen vorzüglich Festigkeit im Amt zeigen; sorgen Sie dafür, daß man den Mißbrauch der mildernden Umstände abschaffe; er schwächt den Arm der Justiz und schont die Verächter der Gesetze zum Nachtheile der guten Bürger. Man hat in Frankreich die üble Gewohnheit, politische Verbrechen zu leicht zu nehmen. Triumphirt der politische Verbrecher, so ist er ein Held, unterliegt er, so ist er ein Unschuldiger, ein Märtyrer. Und doch verletzt ein Privatverbrecher nur den Einzelnen, während sich der politische Verbrecher gegen die ganze Gesellschaft richtet.“

Zu den Offizieren sagte er: „‥… Ich weiß nicht, ob wir dazu berufen werden, gemeinschaftlich jenseits der Alpen zu kämpfen. In diesem Falle rechne ich, daß Sie zur Verherrlichung unserer glorreichen Fahnen beitragen. Doch dieser Punkt ist nicht die einzige Bestimmung der Alpenarmee. (Ah, ah!) Die innere Lage des Landes erheischt vielmehr ihre ganze Mitwirkung; ihr Zweck ist, die Gesellschaft gegen die bösen Leidenschaften zu schützen und einen unübersteiglichen Damm gegen alle Pläne zu bilden, welche die Desorganisation des Staates herbeiführen würden… Im Innern müsse das Land erstarken: diese Aufgabe (die Regierung nach Innen zu stärken) scheint die Aufgabe aller großen europäischen Armeen im jetzigen Augenblicke zu sein. Daß die östreichische Monarchie ihrer Auflösung entrann, die Allen unvermeidlich erschien, hat sie lediglich der starken Organisation, der exakten Disciplin und dem militärischen Geiste ihrer Armee zu danken‥‥ Kein Zweifel, daß die treffliche französische Armee einen ähnlichen hohen Beruf zu erfüllen nicht ermangeln würde, wenn der Bürgerkrieg ausbräche.“

National-Versammlung. Sitzung vom 10. Febr.

Vizepräsident Havin eröffnet um 1 1/4 Uhr die Sitzung.

Während der Protokollverlesung werden zwei neue Abhängsel zur Rateau-Debatte vertheilt:

1) Paul Duplan beantragt:

„Die Büdgetkommission solle ihren Bericht spätestens Einen Monat nach Promulgirung des Auflösungsdekrets vorlegen; zwei Tage darauf die Debatte beginnen. Die Wahlen dürfen nicht eher als nach Beginn die Büdgetdiskussion ausgeschrieben werden.

2) Emile Pean beantragt:

„Nach Anfertigung des Wahlgesetzes und vor seiner Veröffentlichung ist das Büdget zu diskutiren und zu votiren.“

Die Antragsteller suchen die Dauer der Nationalversammlung soviel als möglich auszudehnen.

Dalbis de Sales reicht seine Demission wegen der „verzögernden Entkräftigung“ ein, mit der die Versammlung ihr Mandat zu verlängern strebe. (Oh! Oh!)

Die Demission wird angenommen.

An der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung über einen Nachkredit von 2,720,000 Franken für die berüchtigten Nationalwerkstätten.

Der Kredit wird mit 650 gegen 9 Stimmen genehmigt.

Dann genehmigt die Versammlung einen Nachkredit von 584,257 Frk. für Ausgaben im Ministerium des Innern aus der Zeit Ledru-Rollins, Recurts, Senards etc. Da sie jeden Skandal fürchtet, so geschah diese Genehmigung ebenfalls fast einstimmig (mit 745 gegen 22 Stimmen).

Mehrere Departemens (namentlich Charente, Ardennes etc.) bitten um die Erlaubniß, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.

Genehmigt.

Die Versammlung fährt hierauf in der Berathung über die Reorganisation des Gerichtswesens fort.

Sie war gestern bis Artikel 2 gekommen, der von der Zusammensetzung des Cassationshofs handelt.

Dupin, Rouher, Odilon-Barrot, Baroche und Isambert debattiren sich unter allgemeinem Gemurmel ziemlich lange über den Artikel. Derselbe geht endlich durch.

Artikel 3 wird nach Annahme oder Verwerfung mehrerer Amendements derselben Redner ebenfalls angenommen.

Artikel 4 ändert die Fristen für Rekursgesuche in Civilsachen.

Hiermit wäre der Cassationshof erledigt.

Die Versammlung geht zu den Appellhöfen über.

Titel 2 Artikel 5.

„Die Ressorts der Appellhöfe bleiben dieselben, wie sie eben bestehen.“ Angenommen.

Artikel 6.

„In jedem Appelhofe ist, mit Ausnahme von Paris, die Anklagekammer zu unterdrücken. Ihre Verrichtungen gehen an die C[i]vilkammer über u. s. w. Die betreffende Civilkammer hat sich wöchentlich mindestens ein Mal zu versammeln, in welcher Sitzung sie über die Anklagen zu richten etc. etc.“

Wird nach geisttödtender Diskussion angenommen.

Artikel 7.

„Die Glieder des Appelhofes, welche an der Sitzung über eine Anklage Theil nehmen, ohne sich an der Untersuchung weiter zu betheiligen, können als Assisenglieder sitzen etc.“

Nach einigen Widersprüchen des Provinzial-Advokaten Meaulle angenommen.

Artikel 8.

„Die Urtel der Appelhöfe müssen nach wie vor von mindestens 7 Gliedern gefaßt werden.“

Angenommen.

Hier wird die Debatte abgebrochen und die Redaktoren auf der Journalistengallerie erwachen aus ihrem Schlummer.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 9. Febr.

In der gestrigen Unterhaussitzung handelte es sich um's irische Armengesetz. Es wurde zu seiner Revision ein Comité von 21 Mitgliedern ernannt. Im Oberhause nichts Erwähnenswerthes.

* London, 10. Febr.

Unterhaus vom 9. Febr. Debatte über die zweite Lesung der Bill, durch welche die Habeas-Corpus-Acte für Irland abermals auf sechs Monate außer Wirksamkeit gesetzt werden soll. Die Bill wurde sehr heftig bekämpft von O'Flaherty, Sadleir, Reynolds, J. O'Connell, von Trelawny, Somerville, Disraeli und Peel unterstützt. Die zweite Lesung ging schließlich mit 275 gegen 33 Stimmen durch. Das Haus vertagt sich kurz nach Mitternacht.

Oberhaus vom 9. Febr. Lord Stanley klagt über die ungemein hohe Steuer, die von englischen Einwanderern in Canada erhoben wird. Earl Grey hat offizielle Nachricht, daß die legislative Gewalt in Canada eine Verminderung beabsichtigt Auf Lord Lansdowne's Vorschlag wird sodann, wie im Unterhause, eine Spezialkommission zur Untersuchung, wie das irische Armengesetz verwaltet worden, ernannt, und die Herren Lords vertagen sich.

Amerika.
068 Pernambuco, 9. Jan.

Der Bürgerkrieg dauert fort. Es haben schon viele Treffen zwischen den Insurgenten und den kaiserl. Truppen stattgefunden. Der Frieden scheint entfernter denn je. Von Rio sind mehr Truppen angelangt und andere noch unterwegs. Der General auf Seiten des Kaisers ist zwar ein tüchtiger, unermüdlicher Offizier; ist aber gegen die Insurgenten wegen der topographischen Beschaffenheit des Landes im Nachtheil, indem er niemals genau ermitteln kann, wo der Feind steht. Erst gestern sandte er 21 Verwundete hieher, die einen Theil seiner Avantgarde gebildet hatten und in einen Hinterhalt gerathen waren. Wahrscheinlich ist die Zahl der Todten nicht kleiner gewesen. Denn die Insurgenten sind gute Schützen und ökonomisch mit ihrem Pulver. Sie thun selten einen Schuß umsonst. Bei diesem Zustand der Dinge sind die Zuckerplantagen unfähig, zu arbeiten, so daß die Preise hier gestiegen sind.

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          <p><pb facs="#f0003" n="1209"/>
Piatoli hielt männlich Stand und erwiederte durch seine Plänkler das feindliche Feuer, während rechts von demselben die Raketenbatterie den Feind zu delogiren versuchte, was jedoch wegen der vortheilhaften Stellung des letzteren und wegen der Undeutlichkeit der Objekte nicht gelang!</p>
          <p>Nun brachte der Feind auch gegenüber der Massen des Bataillons Hartmann und der Raketenbatterie sieben Geschütze ins Gefecht, welche jedoch keinen Schaden anrichteten, und durch einige Schüsse der auf der Straße vorgefahrenen Zwölfpfünder-Batterie bald zum Schweigen gebracht wurden.</p>
          <p>Auf dem rechten Flügel wurde ein Angriff auf die feindlichen Plänkler, die größtentheils aus Scharfschützen mit Kammerbüchsen bestanden, durch eine Escadron Kaiser-Chevauxlegers gemacht, welcher auch gelang. Die fliehenden Feinde erhielten aber von einigen Husaren-Escadronen Unterstützung, welche ihrerseits durch einige gut gerichtete Raketen in die Flucht getrieben wurden.</p>
          <p>Bei dieser Gelegenheit fiel zum Bedauern des ganzen Corps der ritterliche Rittmeister Baron Böhm. Er und sein Pferd wurden von Kugeln durchbohrt, er starb als Held.</p>
          <p>Die Wichtigkeit des Hügels links von der Straße erkennend, führte der Corps-Commandant ein Bataillon Infanterie selbst zum Sturme, welcher gelang.</p>
          <p>Die gedrängten Feinde, größtentheils aus Polen und Ueberläufern aus den alten Ungarischen Regimentern bestehend, gebrauchten in diesem Momente die List, Signale zu machen, daß sie sich ergeben wollen, und näherten sich der Sturm-Colonne, die sie zu umzingeln versuchten und zur Niederlegung der Waffen aufforderten.</p>
          <p>Flintenschüsse erwiderten diese schändliche Zumuthung. &#x2014; Der Kampf begann von Neuem, die Sturm-Colonne mußte sich aber wieder vor der Uebermacht zurückziehen.</p>
          <p>Nun ließ der Hr. Corps-Commandant die Kürassiere unter der Anführung des Majors Gorizzutti und des Rittmeisters Baron Hornstein vorgehen, welche diese Aufgabe ritterlich lösten, zwei feindliche Infanterie-Massen sprengten, und Alles, was sich nicht in die Weingärten flüchtete, niederhieben, worauf die Brigade Pergen diese Position besetzte.</p>
          <p>Hierauf trat der Feind den Rückzug an &#x2014; der dichte Nebel gestattete jedoch nicht ihm zu folgen. &#x2014; Das Armee-Corps hielt die genommene Stellung bis zum Eintreten der Nacht und ging hierauf nach Maad zurück, ohne von dem Feinde mehr etwas zu sehen.</p>
          <p>Den 23. Jänner kam die über Dargo gegangene Colonne nach Kereßtur, vertrieb den Feind, wurde aber dort auf gleiche Weise durch eine schändliche List unter dem Vorwande einer beabsichtigten Niederlegung der Waffen getäuscht, umrungen, und das dritte Bataillon E. H. Stephan mußte, unterstützt durch 4 Geschütze der 36sten Fuß-Batterie unter dem Commando des Ober-Lieutenants Bartelmus, mit dem Bajonette einen unendlich überlegenen Feind werfen und sich Bahn machen, wobei ein Stabs-Officier und mehrere Officiere der Ungarischen Infanterie durchbohrt wurden, und worauf die Colonne mit vielen Gefangenen, erbeuteten Waffen und Fahnen sich in Maad mit der Haupt-Colonne vereinigte.</p>
          <p>Bei diesem furchtbaren Kampfe starb der Oberlieutenant Herping von E. H. Stephan den Tod der Braven.</p>
          <p>Nach erlangter Ueberzeugung, daß der Feind über 15,000 Mann meistens reguläre Truppen besitze, beschloß der Herr Corps-Commandant nach Szanto, Ker und Boldogkö-Varalja zurückzugehen, auch die über Forro bis nach Szikszo vorgegangene Colonne an sich zu ziehen, und in dieser Stellung das von Pesth gegen Miskolcz anrückende, zu seiner Verstärkung bestimmte Corps des Generals Schulzig zu erwarten, was auch den 24. d. M. ausgeführt wurde, ohne daß es der Feind gewagt hätte, sich wieder zu nähern; wozu außer den bereits erlittenen Verlusten und Demüthigungen die erhaltene Kunde von dem Anrücken der bedeutenden Verstärkung wesentlich beigetragen haben mag.</p>
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        <div xml:id="ar220_023" type="jArticle">
          <head>Hermannstadt, 25. Jan.</head>
          <p>Der Insurgenten-Anführer Bem hat sich auf seiner Flucht in dem 2 Stunden von hier entfernten sächsischen Dorfe Stolzenburg festgesetzt, wo er die alte Burg und die die Straße und Umgebung beherrschenden Anhöhen mit Geschützen besetzt hält. Unsere Truppen, welche durch das am Tage nach der Schlacht einrückende Corps des Feldmarschall-Lieutenants Gedeon eine ansehnliche Verstärkung erhalten haben, ergriffen wiederholt die Offensive, <hi rendition="#b">die aber bis jetzt noch ohne Erfolg geblieben ist,</hi> da das Höhenterrain den Angriff außerordentlich schwierig macht.</p>
          <bibl>(S. B.)</bibl>
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        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar220_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Rom, 1. Febr.</head>
          <p>Briefe aus Neapel vom 29. Januar melden den Anfang einer Revolution daselbst. Volkshaufen durchschritten die Straßen und riefen: &#x201E;Es lebe die italienische Nationalversammlung! Es leben die Römer!&#x201C; Die Truppen haben gegen sie gefeuert.</p>
          <p>Die Regierungs-Junta hat die Strafen der wegen des reaktionären Aufstandes verurtheilten Soldaten gemildert. Der Ministerpräsident hat an alle fremde Gesandschaften gegen den Entschluß des Generals Latour protestirt, der den Befehlen des Pabstes zu gehorchen, d. h. sich mit seinen Truppen ins neapolitanische Gebiet begeben zu wollen, erklärt hat. Nach Bologna hat die Regierung eine neue Kapitulation für die Schweizer abgesandt, welche die Dienste der letztern für den römischen Staat engagirt und sie ihres Gehorsams gegen den ausgewanderten Pabst entbindet.</p>
          <p>Alle die franz. Deputirten, welche in der Kammer für die italienische Sache gekämpft haben, werden in diesen Tagen von der Clubkommission eine Dankadresse erhalten. In diesem Dokumente, vom Präsidenten des Comite's, Filippo de Boni, und den Vizepräsidenten unterschrieben, findet sich eine kurze Auseinandersetzung der Begebenheiten in Rom und der schwankenden Politik des Pabstes, welche zu der Proklamation der Constituante Veranlassung gegeben. &#x201E;Wir brauchen uns keineswegs zu rechtfertigen, heißt es in der Adresse, aber wir können keinen besseren Beweis von der edlen Sache geben, die wir vertheidigen, als wenn wir unsere Fahne, rein von jedem Flecke, vor den Augen der ganzen Welt entfalten.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar220_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Florenz, 2. Febr.</head>
          <p>In seiner gestrigen Sitzung hat das toskanische Parlament die Diskussion der Adresse fortgesetzt. Der Berichterstatter Trincini verlies't den zehnten Paragraph, der also lautet:</p>
          <p>&#x201E;Sie verabscheuen den Krieg unter christlichen Nationen; auch wir wollen den Frieden; aber wir wollen einen Frieden, welcher unsere Unabhängigkeit sanktionirt und nicht unsere Knechtschaft. Die Nationalität ist das unveräußerliche Recht der Nationen, und die Herrschaft der fremden Bedrücker wird für uns beständig das Signal des Krieges sein, so wie sie für ganz Europa eine Gefahr ist. Ehre dem heldenmüthigen Venedig! Weit entfernt, entmuthigt zu werden durch die Unterdrückung, welche auf seinen Nachbaren, den Lombarden, lastet, protestirt es aus den Tiefen seiner Lagunen gegen die Ungerechtigkeit Oestreich's, und wartet, den Degen in der Hand, auf die Stunde der Erlösung.&#x201C;</p>
          <p>Der Kriegsminister findet den ersten Theil des Paragraphes zu friedfertig abgefaßt &#x2014; der Krieg sei immer der Krieg; es gäbe keine doppelte Moral, und er beantragt die Tilgung der Worte: christliche Völker. Der Paragraph wird in der beantragten modifirten Form angenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar220_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz.</head>
          <p>&#x201E;Constituante Italiana&#x201C; meldet, daß ihr Privatquellen anzeigen, der Pabst habe sich aus Gaëta geflüchtet, und sei an Bord eines französischen Dämpfers in der Richtung nach Marseille abgefahren. (??)</p>
          <p>Die Livorner Zeitungen melden, daß aller diplomatischer Verkehr zwischen Sardinien und Neapel abgebrochen sei.</p>
        </div>
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      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 9. Februar.</head>
          <p>Allen Ernstes, die Bartholomäusmordfeste gegen Republikaner, ja selbst gegen Protestanten, können im Süden wieder so großartig werden wie 1815 und 1796. Was damals die &#x201E;Kompagnieen der Sonne&#x201C; und die &#x201E;Jesus- oder Jehu-Vereine,&#x201C; das sind seit der Februarrevolution die &#x201E;Gesellschaften der Ordnung und Moral.&#x201C; Die wohlbekannte Brutalität und höhnend herausfordernde Impertinenz, wodurch der Gaskogner, Languedoker und Provenzale sich auszeichnen und wodurch sie sich von jeher bei dem echten Franzosen der Mitte und des Nordens unbeliebt, ja verhaßt machten, lauert nur auf den Augenblick wo der Oberpfaff sie von der Kette läßt.</p>
          <p>Am Rhone-Ufer, in dem halb protestantischen halb katholischen Neste Uzes, unfern Avignon, Nimes und Montpellier, exploitiren die Volksbetrüger wieder die trübseligen Erinnerungen an die kalvinistischen Cevennenkriege und an den &#x201E;lilienweißen&#x201C; Terrorismus der Thermidorier nach Robespierre's und nach Kaiser Napoleon's Sturz. Mit Ekel und Grauen, oder mit Jubel und Stolz, erzählen die Leute dort noch von dem &#x201E;sicher tödtenden Greise mit weißen Locken&#x201C; der in feinster Kleidung, mit Manschetten und Ringen, parfümirt, graziös einherschritt, einen langen Stab mit faustgroßem vergoldetem Knopfe in der Hand, und damit schlug er lächelnd und tänzelnd, nach schwacher Berechnung, 370 Demokratenschädel in den Gefängnißen nach Robespierre's Sturze ein. Das war der &#x201E;weiße&#x201C; Schrecken, der &#x201E;parfümirte, goldene.&#x201C; In diesem Städtchen Uzes schreibt die &#x201E;Liberté&#x201C; (welch' Name!): &#x201E;nieder, nieder, nieder die ruchlosesten aller Sterblichen; nieder, nieder, nieder diese Gottesfrevler, diese Eigenthumsschänder, diese Tugendverhöhner die sich den Namen Demokraten oder gar Socialdemokraten beilegten. Auf, o liebes, tapfres, biedres Arbeitsvolk in Stadt und Dorf! auf und rühre deinen starken Arm, schlage diese demokratische böse Brut und erlöse 33 Mill. Franzosen von der Tyrannei dieser 300,000 Spießgesellen. Schlage sie zu Boden und pflanze deine Ferse ihnen in den Nacken, laß sie verröcheln in ihrem verfluchten Blute. Wir wollen die Sturmglocken ziehen, das Spiel muß endlich gewonnen werden, es währt schon zu lange.&#x201C; &#x2014; Und man sollte bei dieser Glut der Leidenschaften noch an eine friedliche Lösung glauben? nimmermehr; aber der Kampf kaun verschoben werden.</p>
          <p>Was die fünf wegen Ermordung des General Brea vom Kriegsgericht zur Hinrichtung &#x201E;an derselben Barriere Fontainebleau, wo sie das Verbrechen verübt,&#x201C; verurtheilten Männer betrifft, so unterzeichnet die sozial-demokratische Partei unter den Studenten eine Petition zu ihren Gunsten an die Kammer; man sagt, die Verwandten Brea's wollen auch einschreiten. Die honette Partei erklärt sich aber mit fünf Köpfen nicht im mindesten befriedigt; es kursirt immer häufiger das dem Orleanisten Changarnier, ehemal. Gouverneur Algeriens und jetzt Kommandirender der Pariser Bürgerwehr zugeschriebene, freilich sehr unkluge Wort: &#x201E;ich brauche eintausend Sozialistenköpfe für die Manen eines jeden im Juni gefallenen Generals.&#x201C; Würde mithin sechstausend Summa summarum machen; &#x201E;ist nicht zu viel&#x2026;!&#x201C; Lächerlich ist das gimpelhafte Bestreben der deutschen Volksfeinde, Brea's Person mit der des heil. Lichnowski zusammenzustellen; Brea war ein ernster, schwurgetreuer, gestrenger Waffenmann; der h. Lichnowski ein Lumpacius. Herr Alex. Weill, der jetzt für Erblichkeit der Exekutive und deren &#x201E;gediegene&#x201C; Gründe schwärmt, fühlt sich durch unwiderstehliche Wahlverwandtschaft zu dem Heiligen hingezogen und verherrlicht ihn von Zeit zu Zeit in &#x201E;La Presse&#x201C; und &#x201E;Corsaire.&#x201C;</p>
          <p>Das Gerücht vom Einrücken Dufaure's und Tocqueville's in's Ministerium, und Austritt des Jesuitenschülers Falloux konsolidirt sich. Gewonnen wäre nichts dabei. Barrot fährt mit Absetzung demokratischer Beamten fort und mit sonstigen wahnwitzigen Handlungen; Bonaparte, der versoffene Präsident, stets in Bürgerwehrgeneralsuniform, die ihm durchaus nicht gebührt, und im großen Ehrenlegionsbande herumstolzirend, fängt jetzt an, Orden zu verleihen; und zwar zuerst an die drei Militärs, die ihm in Straßburg beim Krawall nützen wollten, und an den Arzt, der ihn aus dem Gefängniß als Maurergesellen durchbrennen ließ. Tags vorher hatte Bonaparte in einer bombastischen Stylübung erklärt: &#x201E;fortan werde ich das Ehrenkreuz nur an das wahre, gediegene, dem Vaterlande nützliche Verdienst austheilen.&#x201C; Der gute Junge sollte es auch an die liebenswürdige Sängerin geben, welche damals in Straßburg für ihn viel intriguirte und Anreden an's Volk aus dem Fenster hielt.</p>
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          <p rendition="#et">&#x201E;Cette, 5. Febr. (Der Präfekt des Heraultdepartements an den Minister des Innern). Sehr ernste Unruhen sind in Cette ausgebrochen, bei Gelegenheit der Suppression einer rothen Jakobinermütze, die auf einem Freiheitsbaume angebracht war. Die Mairie ist geplündert worden. Das Handelskasino wurde abgebrannt und drei andere Häuser zerstört. Der Präfekt, der Generalprokurator und kommandirende General des Departements haben sich in Begleitung von 50 Mann des Geniekorps unverzüglich an Ort und Stelle begeben. Die Ruhe der Stadt ist wieder hergestellt; zahlreiche Verhaftungen wurden ohne Widerstand ausgeführt; der Maire ist vom Präfekten seines Amtes entsetzt worden; außerdem hat er einen provisorischen Gemeinderath organisirt. Die Gerichte sind mit Untersuchung der Ereignisse beschäftigt, auch sind Maßregeln so energischer Natur getroffen, daß eine Wiederholung dieser Scenen nicht zu befürchten.&#x201C;</p>
          <p>Und da sagt man noch, daß die Departements nichts von der republikanischen Regierungsform wissen wollen! Das bloße Verbot einer rothen Mütze ruft solche Scenen hervor!</p>
          <p>&#x2014; Der Revisionshof unserer Juni-Standgerichte beschäftigt sich heute mit den Rekursgesuchen der Brea-Verurtheilten. Die Blätter bringen eine Menge Details über den Eindruck, den die Fesselung auf sie machte. Es ist nämlich Sitte, daß den Verurtheilten nach Anhörung des Urtheils Ketten angelegt werden. Doch Choppart (Buchhändler-Commis) rief: Brüder! Das soll uns nicht abhalten, auszurufen: Es lebe die Republik! und Alle riefen: Es lebe die Republik! Es war Nachts 1 Uhr.</p>
          <p>&#x2014; Raspail und Quentin haben laut Art. 294 und 289 der Criminalgerichtsordnung gegen den Beschluß des Appellhofs protestirt, der sie als Urheber oder Theilnehmer der Mai-Ereignisse in Anklagestand setzt und nach Bourges schicken will. Alle Maigefangene sind noch in Vincennes.</p>
          <p>&#x2014; Heute haben wieder 3 Bataillone der Mobilgarde Paris verlassen, um in fernen Garnisonplätzen untergebracht zu werden.</p>
          <p>&#x2014; Die gestrige Abend-Nummer der Gazette de France ist gestern wegen ihres Lamartine-Artikels confiszirt worden.</p>
          <p>&#x2014; Lanjuinais, der durch die Rateaudebatte bekannt wurde, hat seinen Bericht über die 10 Mill. Frs. abgestattet, welche von mehreren Deputirten zu Gunsten der Ackerwirthschaft als Staatsvorschuß verlangt wurden. Dieser Bericht, im Namen des Ackerbau-Ausschusses ist abschläglicher Natur. Der Staat dürfe nicht Bankgeschäfte treiben (!!)</p>
          <p>&#x2014; In den Faubourgs beutet die legitimistisch-katholische Partei das Elend schlauer als je aus. Der &#x201E;Reform&#x201C; zufolge, hat sie unter dem unschuldigen Titel: &#x201E;l'Association des Faubougs&#x201C; ein weites Netz über alle Proletarierviertel geworfen, mittels welchem sie alle Unglücklichen einfängt, die früher der Hunger und die Verzweiflung zum Barrikadenbau trieb.</p>
          <p>&#x2014; Aus Lyon meldet der Courrier de Lyon vom 9. Februar: &#x201E;Marschall Bugeaud ist hier eingetroffen und hat im Hotel de Provence sein Hauptquartier aufgeschlagen. Der ganze Generalstab der Alpenarmee ist daselbst installirt. General Gémeau, der Präfekt, der Maire, der Kardinal Bonald und alle Civil- und Militärbehörden haben ihm aufgewartet. Der Marschall zeigte sich wie gewöhnlich sehr gesprächig; er hielt sowohl an die Civil- als Militärbehörden lange Reden. Den Ersteren sagte er: &#x201E;Vor allen Dingen müsse der innere Frieden gesichert sein; Frankreich habe eine schöne Armee, aber es könne sie nicht nach Außen gebrauchen, und die Regierung dürfe so lange nicht daran denken, die Alpen zu überschreiten, als sie hinter ihrem Rücken den Bürgerkrieg nicht überwältigt. Es könne leicht ein Augenblick kommen, Perturbatoren mit den Waffen in der Hand bekämpfen müssen. Und Sie, meine Herren Richter und Geschwornen, Sie müssen vorzüglich Festigkeit im Amt zeigen; sorgen Sie dafür, daß man den Mißbrauch der mildernden Umstände abschaffe; er schwächt den Arm der Justiz und schont die Verächter der Gesetze zum Nachtheile der guten Bürger. Man hat in Frankreich die üble Gewohnheit, politische Verbrechen zu leicht zu nehmen. Triumphirt der politische Verbrecher, so ist er ein Held, unterliegt er, so ist er ein Unschuldiger, ein Märtyrer. Und doch verletzt ein Privatverbrecher nur den Einzelnen, während sich der politische Verbrecher gegen die ganze Gesellschaft richtet.&#x201C;</p>
          <p>Zu den Offizieren sagte er: &#x201E;&#x2025;&#x2026; Ich weiß nicht, ob wir dazu berufen werden, gemeinschaftlich jenseits der Alpen zu kämpfen. In diesem Falle rechne ich, daß Sie zur Verherrlichung unserer glorreichen Fahnen beitragen. Doch dieser Punkt ist nicht die einzige Bestimmung der Alpenarmee. (Ah, ah!) Die innere Lage des Landes erheischt vielmehr ihre ganze Mitwirkung; ihr Zweck ist, die Gesellschaft gegen die bösen Leidenschaften zu schützen und einen unübersteiglichen Damm gegen alle Pläne zu bilden, welche die Desorganisation des Staates herbeiführen würden&#x2026; Im Innern müsse das Land erstarken: diese Aufgabe (die Regierung nach Innen zu stärken) scheint die Aufgabe aller großen europäischen Armeen im jetzigen Augenblicke zu sein. Daß die östreichische Monarchie ihrer Auflösung entrann, die Allen unvermeidlich erschien, hat sie lediglich der starken Organisation, der exakten Disciplin und dem militärischen Geiste ihrer Armee zu danken&#x2025;&#x2025; Kein Zweifel, daß die treffliche französische Armee einen ähnlichen hohen Beruf zu erfüllen nicht ermangeln würde, wenn der Bürgerkrieg ausbräche.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 10. Febr.</p>
          <p>Vizepräsident Havin eröffnet um 1 1/4 Uhr die Sitzung.</p>
          <p>Während der Protokollverlesung werden zwei neue Abhängsel zur Rateau-Debatte vertheilt:</p>
          <p>1) <hi rendition="#g">Paul Duplan</hi> beantragt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Büdgetkommission solle ihren Bericht spätestens Einen Monat nach Promulgirung des Auflösungsdekrets vorlegen; zwei Tage darauf die Debatte beginnen. Die Wahlen dürfen nicht eher als nach Beginn die Büdgetdiskussion ausgeschrieben werden.</p>
          <p>2) <hi rendition="#g">Emile Pean</hi> beantragt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Nach Anfertigung des Wahlgesetzes und vor seiner Veröffentlichung ist das Büdget zu diskutiren und zu votiren.&#x201C;</p>
          <p>Die Antragsteller suchen die Dauer der Nationalversammlung soviel als möglich auszudehnen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dalbis de Sales</hi> reicht seine Demission wegen der &#x201E;verzögernden Entkräftigung&#x201C; ein, mit der die Versammlung ihr Mandat zu verlängern strebe. (Oh! Oh!)</p>
          <p>Die Demission wird angenommen.</p>
          <p>An der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung über einen Nachkredit von 2,720,000 Franken für die berüchtigten Nationalwerkstätten.</p>
          <p>Der Kredit wird mit 650 gegen 9 Stimmen genehmigt.</p>
          <p>Dann genehmigt die Versammlung einen Nachkredit von 584,257 Frk. für Ausgaben im Ministerium des Innern aus der Zeit Ledru-Rollins, Recurts, Senards etc. Da sie jeden Skandal fürchtet, so geschah diese Genehmigung ebenfalls fast einstimmig (mit 745 gegen 22 Stimmen).</p>
          <p>Mehrere Departemens (namentlich Charente, Ardennes etc.) bitten um die Erlaubniß, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.</p>
          <p>Genehmigt.</p>
          <p>Die Versammlung fährt hierauf in der Berathung über die Reorganisation des Gerichtswesens fort.</p>
          <p>Sie war gestern bis Artikel 2 gekommen, der von der Zusammensetzung des Cassationshofs handelt.</p>
          <p>Dupin, Rouher, Odilon-Barrot, Baroche und Isambert debattiren sich unter allgemeinem Gemurmel ziemlich lange über den Artikel. Derselbe geht endlich durch.</p>
          <p>Artikel 3 wird nach Annahme oder Verwerfung mehrerer Amendements derselben Redner ebenfalls angenommen.</p>
          <p>Artikel 4 ändert die Fristen für Rekursgesuche in Civilsachen.</p>
          <p>Hiermit wäre der Cassationshof erledigt.</p>
          <p>Die Versammlung geht zu den Appellhöfen über.</p>
          <p>Titel 2 Artikel 5.</p>
          <p>&#x201E;Die Ressorts der Appellhöfe bleiben dieselben, wie sie eben bestehen.&#x201C; Angenommen.</p>
          <p>Artikel 6.</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;In jedem Appelhofe ist, mit Ausnahme von Paris, die Anklagekammer zu unterdrücken. Ihre Verrichtungen gehen an die C[i]vilkammer über u. s. w. Die betreffende Civilkammer hat sich wöchentlich mindestens ein Mal zu versammeln, in welcher Sitzung sie über die Anklagen zu richten etc. etc.&#x201C;</p>
          <p>Wird nach geisttödtender Diskussion angenommen.</p>
          <p>Artikel 7.</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Glieder des Appelhofes, welche an der Sitzung über eine Anklage Theil nehmen, ohne sich an der Untersuchung weiter zu betheiligen, können als Assisenglieder sitzen etc.&#x201C;</p>
          <p>Nach einigen Widersprüchen des Provinzial-Advokaten Meaulle angenommen.</p>
          <p>Artikel 8.</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Urtel der Appelhöfe müssen nach wie vor von mindestens 7 Gliedern gefaßt werden.&#x201C;</p>
          <p>Angenommen.</p>
          <p>Hier wird die Debatte abgebrochen und die Redaktoren auf der Journalistengallerie erwachen aus ihrem Schlummer.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar220_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 9. Febr.</head>
          <p>In der gestrigen <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> handelte es sich um's irische Armengesetz. Es wurde zu seiner Revision ein Comité von 21 Mitgliedern ernannt. Im <hi rendition="#g">Oberhause</hi> nichts Erwähnenswerthes.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar220_030" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 10. Febr.</head>
          <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 9. Febr. Debatte über die zweite Lesung der Bill, durch welche die Habeas-Corpus-Acte für Irland abermals auf sechs Monate außer Wirksamkeit gesetzt werden soll. Die Bill wurde sehr heftig bekämpft von O'Flaherty, Sadleir, Reynolds, J. O'Connell, von Trelawny, Somerville, Disraeli und Peel unterstützt. Die zweite Lesung ging schließlich mit 275 gegen 33 Stimmen durch. Das Haus vertagt sich kurz nach Mitternacht.</p>
          <p><hi rendition="#g">Oberhaus</hi> vom 9. Febr. Lord <hi rendition="#g">Stanley</hi> klagt über die ungemein hohe Steuer, die von englischen Einwanderern in Canada erhoben wird. Earl <hi rendition="#g">Grey</hi> hat offizielle Nachricht, daß die legislative Gewalt in Canada eine Verminderung beabsichtigt Auf Lord Lansdowne's Vorschlag wird sodann, wie im Unterhause, eine Spezialkommission zur Untersuchung, wie das irische Armengesetz verwaltet worden, ernannt, und die Herren Lords vertagen sich.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar220_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Pernambuco, 9. Jan.</head>
          <p>Der Bürgerkrieg dauert fort. Es haben schon viele Treffen zwischen den Insurgenten und den kaiserl. Truppen stattgefunden. Der Frieden scheint entfernter denn je. Von Rio sind mehr Truppen angelangt und andere noch unterwegs. Der General auf Seiten des Kaisers ist zwar ein tüchtiger, unermüdlicher Offizier; ist aber gegen die Insurgenten wegen der topographischen Beschaffenheit des Landes im Nachtheil, indem er niemals genau ermitteln kann, wo der Feind steht. Erst gestern sandte er 21 Verwundete hieher, die einen Theil seiner Avantgarde gebildet hatten und in einen Hinterhalt gerathen waren. Wahrscheinlich ist die Zahl der Todten nicht kleiner gewesen. Denn die Insurgenten sind gute Schützen und ökonomisch mit ihrem Pulver. Sie thun selten einen Schuß umsonst. Bei diesem Zustand der Dinge sind die Zuckerplantagen unfähig, zu arbeiten, so daß die Preise hier gestiegen sind.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1209/0003] Piatoli hielt männlich Stand und erwiederte durch seine Plänkler das feindliche Feuer, während rechts von demselben die Raketenbatterie den Feind zu delogiren versuchte, was jedoch wegen der vortheilhaften Stellung des letzteren und wegen der Undeutlichkeit der Objekte nicht gelang! Nun brachte der Feind auch gegenüber der Massen des Bataillons Hartmann und der Raketenbatterie sieben Geschütze ins Gefecht, welche jedoch keinen Schaden anrichteten, und durch einige Schüsse der auf der Straße vorgefahrenen Zwölfpfünder-Batterie bald zum Schweigen gebracht wurden. Auf dem rechten Flügel wurde ein Angriff auf die feindlichen Plänkler, die größtentheils aus Scharfschützen mit Kammerbüchsen bestanden, durch eine Escadron Kaiser-Chevauxlegers gemacht, welcher auch gelang. Die fliehenden Feinde erhielten aber von einigen Husaren-Escadronen Unterstützung, welche ihrerseits durch einige gut gerichtete Raketen in die Flucht getrieben wurden. Bei dieser Gelegenheit fiel zum Bedauern des ganzen Corps der ritterliche Rittmeister Baron Böhm. Er und sein Pferd wurden von Kugeln durchbohrt, er starb als Held. Die Wichtigkeit des Hügels links von der Straße erkennend, führte der Corps-Commandant ein Bataillon Infanterie selbst zum Sturme, welcher gelang. Die gedrängten Feinde, größtentheils aus Polen und Ueberläufern aus den alten Ungarischen Regimentern bestehend, gebrauchten in diesem Momente die List, Signale zu machen, daß sie sich ergeben wollen, und näherten sich der Sturm-Colonne, die sie zu umzingeln versuchten und zur Niederlegung der Waffen aufforderten. Flintenschüsse erwiderten diese schändliche Zumuthung. — Der Kampf begann von Neuem, die Sturm-Colonne mußte sich aber wieder vor der Uebermacht zurückziehen. Nun ließ der Hr. Corps-Commandant die Kürassiere unter der Anführung des Majors Gorizzutti und des Rittmeisters Baron Hornstein vorgehen, welche diese Aufgabe ritterlich lösten, zwei feindliche Infanterie-Massen sprengten, und Alles, was sich nicht in die Weingärten flüchtete, niederhieben, worauf die Brigade Pergen diese Position besetzte. Hierauf trat der Feind den Rückzug an — der dichte Nebel gestattete jedoch nicht ihm zu folgen. — Das Armee-Corps hielt die genommene Stellung bis zum Eintreten der Nacht und ging hierauf nach Maad zurück, ohne von dem Feinde mehr etwas zu sehen. Den 23. Jänner kam die über Dargo gegangene Colonne nach Kereßtur, vertrieb den Feind, wurde aber dort auf gleiche Weise durch eine schändliche List unter dem Vorwande einer beabsichtigten Niederlegung der Waffen getäuscht, umrungen, und das dritte Bataillon E. H. Stephan mußte, unterstützt durch 4 Geschütze der 36sten Fuß-Batterie unter dem Commando des Ober-Lieutenants Bartelmus, mit dem Bajonette einen unendlich überlegenen Feind werfen und sich Bahn machen, wobei ein Stabs-Officier und mehrere Officiere der Ungarischen Infanterie durchbohrt wurden, und worauf die Colonne mit vielen Gefangenen, erbeuteten Waffen und Fahnen sich in Maad mit der Haupt-Colonne vereinigte. Bei diesem furchtbaren Kampfe starb der Oberlieutenant Herping von E. H. Stephan den Tod der Braven. Nach erlangter Ueberzeugung, daß der Feind über 15,000 Mann meistens reguläre Truppen besitze, beschloß der Herr Corps-Commandant nach Szanto, Ker und Boldogkö-Varalja zurückzugehen, auch die über Forro bis nach Szikszo vorgegangene Colonne an sich zu ziehen, und in dieser Stellung das von Pesth gegen Miskolcz anrückende, zu seiner Verstärkung bestimmte Corps des Generals Schulzig zu erwarten, was auch den 24. d. M. ausgeführt wurde, ohne daß es der Feind gewagt hätte, sich wieder zu nähern; wozu außer den bereits erlittenen Verlusten und Demüthigungen die erhaltene Kunde von dem Anrücken der bedeutenden Verstärkung wesentlich beigetragen haben mag. Hermannstadt, 25. Jan. Der Insurgenten-Anführer Bem hat sich auf seiner Flucht in dem 2 Stunden von hier entfernten sächsischen Dorfe Stolzenburg festgesetzt, wo er die alte Burg und die die Straße und Umgebung beherrschenden Anhöhen mit Geschützen besetzt hält. Unsere Truppen, welche durch das am Tage nach der Schlacht einrückende Corps des Feldmarschall-Lieutenants Gedeon eine ansehnliche Verstärkung erhalten haben, ergriffen wiederholt die Offensive, die aber bis jetzt noch ohne Erfolg geblieben ist, da das Höhenterrain den Angriff außerordentlich schwierig macht. (S. B.) Italien. 068 Rom, 1. Febr. Briefe aus Neapel vom 29. Januar melden den Anfang einer Revolution daselbst. Volkshaufen durchschritten die Straßen und riefen: „Es lebe die italienische Nationalversammlung! Es leben die Römer!“ Die Truppen haben gegen sie gefeuert. Die Regierungs-Junta hat die Strafen der wegen des reaktionären Aufstandes verurtheilten Soldaten gemildert. Der Ministerpräsident hat an alle fremde Gesandschaften gegen den Entschluß des Generals Latour protestirt, der den Befehlen des Pabstes zu gehorchen, d. h. sich mit seinen Truppen ins neapolitanische Gebiet begeben zu wollen, erklärt hat. Nach Bologna hat die Regierung eine neue Kapitulation für die Schweizer abgesandt, welche die Dienste der letztern für den römischen Staat engagirt und sie ihres Gehorsams gegen den ausgewanderten Pabst entbindet. Alle die franz. Deputirten, welche in der Kammer für die italienische Sache gekämpft haben, werden in diesen Tagen von der Clubkommission eine Dankadresse erhalten. In diesem Dokumente, vom Präsidenten des Comite's, Filippo de Boni, und den Vizepräsidenten unterschrieben, findet sich eine kurze Auseinandersetzung der Begebenheiten in Rom und der schwankenden Politik des Pabstes, welche zu der Proklamation der Constituante Veranlassung gegeben. „Wir brauchen uns keineswegs zu rechtfertigen, heißt es in der Adresse, aber wir können keinen besseren Beweis von der edlen Sache geben, die wir vertheidigen, als wenn wir unsere Fahne, rein von jedem Flecke, vor den Augen der ganzen Welt entfalten.“ 068 Florenz, 2. Febr. In seiner gestrigen Sitzung hat das toskanische Parlament die Diskussion der Adresse fortgesetzt. Der Berichterstatter Trincini verlies't den zehnten Paragraph, der also lautet: „Sie verabscheuen den Krieg unter christlichen Nationen; auch wir wollen den Frieden; aber wir wollen einen Frieden, welcher unsere Unabhängigkeit sanktionirt und nicht unsere Knechtschaft. Die Nationalität ist das unveräußerliche Recht der Nationen, und die Herrschaft der fremden Bedrücker wird für uns beständig das Signal des Krieges sein, so wie sie für ganz Europa eine Gefahr ist. Ehre dem heldenmüthigen Venedig! Weit entfernt, entmuthigt zu werden durch die Unterdrückung, welche auf seinen Nachbaren, den Lombarden, lastet, protestirt es aus den Tiefen seiner Lagunen gegen die Ungerechtigkeit Oestreich's, und wartet, den Degen in der Hand, auf die Stunde der Erlösung.“ Der Kriegsminister findet den ersten Theil des Paragraphes zu friedfertig abgefaßt — der Krieg sei immer der Krieg; es gäbe keine doppelte Moral, und er beantragt die Tilgung der Worte: christliche Völker. Der Paragraph wird in der beantragten modifirten Form angenommen. * Florenz. „Constituante Italiana“ meldet, daß ihr Privatquellen anzeigen, der Pabst habe sich aus Gaëta geflüchtet, und sei an Bord eines französischen Dämpfers in der Richtung nach Marseille abgefahren. (??) Die Livorner Zeitungen melden, daß aller diplomatischer Verkehr zwischen Sardinien und Neapel abgebrochen sei. Französische Republik. 17 Paris, 9. Februar. Allen Ernstes, die Bartholomäusmordfeste gegen Republikaner, ja selbst gegen Protestanten, können im Süden wieder so großartig werden wie 1815 und 1796. Was damals die „Kompagnieen der Sonne“ und die „Jesus- oder Jehu-Vereine,“ das sind seit der Februarrevolution die „Gesellschaften der Ordnung und Moral.“ Die wohlbekannte Brutalität und höhnend herausfordernde Impertinenz, wodurch der Gaskogner, Languedoker und Provenzale sich auszeichnen und wodurch sie sich von jeher bei dem echten Franzosen der Mitte und des Nordens unbeliebt, ja verhaßt machten, lauert nur auf den Augenblick wo der Oberpfaff sie von der Kette läßt. Am Rhone-Ufer, in dem halb protestantischen halb katholischen Neste Uzes, unfern Avignon, Nimes und Montpellier, exploitiren die Volksbetrüger wieder die trübseligen Erinnerungen an die kalvinistischen Cevennenkriege und an den „lilienweißen“ Terrorismus der Thermidorier nach Robespierre's und nach Kaiser Napoleon's Sturz. Mit Ekel und Grauen, oder mit Jubel und Stolz, erzählen die Leute dort noch von dem „sicher tödtenden Greise mit weißen Locken“ der in feinster Kleidung, mit Manschetten und Ringen, parfümirt, graziös einherschritt, einen langen Stab mit faustgroßem vergoldetem Knopfe in der Hand, und damit schlug er lächelnd und tänzelnd, nach schwacher Berechnung, 370 Demokratenschädel in den Gefängnißen nach Robespierre's Sturze ein. Das war der „weiße“ Schrecken, der „parfümirte, goldene.“ In diesem Städtchen Uzes schreibt die „Liberté“ (welch' Name!): „nieder, nieder, nieder die ruchlosesten aller Sterblichen; nieder, nieder, nieder diese Gottesfrevler, diese Eigenthumsschänder, diese Tugendverhöhner die sich den Namen Demokraten oder gar Socialdemokraten beilegten. Auf, o liebes, tapfres, biedres Arbeitsvolk in Stadt und Dorf! auf und rühre deinen starken Arm, schlage diese demokratische böse Brut und erlöse 33 Mill. Franzosen von der Tyrannei dieser 300,000 Spießgesellen. Schlage sie zu Boden und pflanze deine Ferse ihnen in den Nacken, laß sie verröcheln in ihrem verfluchten Blute. Wir wollen die Sturmglocken ziehen, das Spiel muß endlich gewonnen werden, es währt schon zu lange.“ — Und man sollte bei dieser Glut der Leidenschaften noch an eine friedliche Lösung glauben? nimmermehr; aber der Kampf kaun verschoben werden. Was die fünf wegen Ermordung des General Brea vom Kriegsgericht zur Hinrichtung „an derselben Barriere Fontainebleau, wo sie das Verbrechen verübt,“ verurtheilten Männer betrifft, so unterzeichnet die sozial-demokratische Partei unter den Studenten eine Petition zu ihren Gunsten an die Kammer; man sagt, die Verwandten Brea's wollen auch einschreiten. Die honette Partei erklärt sich aber mit fünf Köpfen nicht im mindesten befriedigt; es kursirt immer häufiger das dem Orleanisten Changarnier, ehemal. Gouverneur Algeriens und jetzt Kommandirender der Pariser Bürgerwehr zugeschriebene, freilich sehr unkluge Wort: „ich brauche eintausend Sozialistenköpfe für die Manen eines jeden im Juni gefallenen Generals.“ Würde mithin sechstausend Summa summarum machen; „ist nicht zu viel…!“ Lächerlich ist das gimpelhafte Bestreben der deutschen Volksfeinde, Brea's Person mit der des heil. Lichnowski zusammenzustellen; Brea war ein ernster, schwurgetreuer, gestrenger Waffenmann; der h. Lichnowski ein Lumpacius. Herr Alex. Weill, der jetzt für Erblichkeit der Exekutive und deren „gediegene“ Gründe schwärmt, fühlt sich durch unwiderstehliche Wahlverwandtschaft zu dem Heiligen hingezogen und verherrlicht ihn von Zeit zu Zeit in „La Presse“ und „Corsaire.“ Das Gerücht vom Einrücken Dufaure's und Tocqueville's in's Ministerium, und Austritt des Jesuitenschülers Falloux konsolidirt sich. Gewonnen wäre nichts dabei. Barrot fährt mit Absetzung demokratischer Beamten fort und mit sonstigen wahnwitzigen Handlungen; Bonaparte, der versoffene Präsident, stets in Bürgerwehrgeneralsuniform, die ihm durchaus nicht gebührt, und im großen Ehrenlegionsbande herumstolzirend, fängt jetzt an, Orden zu verleihen; und zwar zuerst an die drei Militärs, die ihm in Straßburg beim Krawall nützen wollten, und an den Arzt, der ihn aus dem Gefängniß als Maurergesellen durchbrennen ließ. Tags vorher hatte Bonaparte in einer bombastischen Stylübung erklärt: „fortan werde ich das Ehrenkreuz nur an das wahre, gediegene, dem Vaterlande nützliche Verdienst austheilen.“ Der gute Junge sollte es auch an die liebenswürdige Sängerin geben, welche damals in Straßburg für ihn viel intriguirte und Anreden an's Volk aus dem Fenster hielt. Paris, 10. Februar. Der Moniteur enthält folgende telegraphische Depesche: „Cette, 5. Febr. (Der Präfekt des Heraultdepartements an den Minister des Innern). Sehr ernste Unruhen sind in Cette ausgebrochen, bei Gelegenheit der Suppression einer rothen Jakobinermütze, die auf einem Freiheitsbaume angebracht war. Die Mairie ist geplündert worden. Das Handelskasino wurde abgebrannt und drei andere Häuser zerstört. Der Präfekt, der Generalprokurator und kommandirende General des Departements haben sich in Begleitung von 50 Mann des Geniekorps unverzüglich an Ort und Stelle begeben. Die Ruhe der Stadt ist wieder hergestellt; zahlreiche Verhaftungen wurden ohne Widerstand ausgeführt; der Maire ist vom Präfekten seines Amtes entsetzt worden; außerdem hat er einen provisorischen Gemeinderath organisirt. Die Gerichte sind mit Untersuchung der Ereignisse beschäftigt, auch sind Maßregeln so energischer Natur getroffen, daß eine Wiederholung dieser Scenen nicht zu befürchten.“ Und da sagt man noch, daß die Departements nichts von der republikanischen Regierungsform wissen wollen! Das bloße Verbot einer rothen Mütze ruft solche Scenen hervor! — Der Revisionshof unserer Juni-Standgerichte beschäftigt sich heute mit den Rekursgesuchen der Brea-Verurtheilten. Die Blätter bringen eine Menge Details über den Eindruck, den die Fesselung auf sie machte. Es ist nämlich Sitte, daß den Verurtheilten nach Anhörung des Urtheils Ketten angelegt werden. Doch Choppart (Buchhändler-Commis) rief: Brüder! Das soll uns nicht abhalten, auszurufen: Es lebe die Republik! und Alle riefen: Es lebe die Republik! Es war Nachts 1 Uhr. — Raspail und Quentin haben laut Art. 294 und 289 der Criminalgerichtsordnung gegen den Beschluß des Appellhofs protestirt, der sie als Urheber oder Theilnehmer der Mai-Ereignisse in Anklagestand setzt und nach Bourges schicken will. Alle Maigefangene sind noch in Vincennes. — Heute haben wieder 3 Bataillone der Mobilgarde Paris verlassen, um in fernen Garnisonplätzen untergebracht zu werden. — Die gestrige Abend-Nummer der Gazette de France ist gestern wegen ihres Lamartine-Artikels confiszirt worden. — Lanjuinais, der durch die Rateaudebatte bekannt wurde, hat seinen Bericht über die 10 Mill. Frs. abgestattet, welche von mehreren Deputirten zu Gunsten der Ackerwirthschaft als Staatsvorschuß verlangt wurden. Dieser Bericht, im Namen des Ackerbau-Ausschusses ist abschläglicher Natur. Der Staat dürfe nicht Bankgeschäfte treiben (!!) — In den Faubourgs beutet die legitimistisch-katholische Partei das Elend schlauer als je aus. Der „Reform“ zufolge, hat sie unter dem unschuldigen Titel: „l'Association des Faubougs“ ein weites Netz über alle Proletarierviertel geworfen, mittels welchem sie alle Unglücklichen einfängt, die früher der Hunger und die Verzweiflung zum Barrikadenbau trieb. — Aus Lyon meldet der Courrier de Lyon vom 9. Februar: „Marschall Bugeaud ist hier eingetroffen und hat im Hotel de Provence sein Hauptquartier aufgeschlagen. Der ganze Generalstab der Alpenarmee ist daselbst installirt. General Gémeau, der Präfekt, der Maire, der Kardinal Bonald und alle Civil- und Militärbehörden haben ihm aufgewartet. Der Marschall zeigte sich wie gewöhnlich sehr gesprächig; er hielt sowohl an die Civil- als Militärbehörden lange Reden. Den Ersteren sagte er: „Vor allen Dingen müsse der innere Frieden gesichert sein; Frankreich habe eine schöne Armee, aber es könne sie nicht nach Außen gebrauchen, und die Regierung dürfe so lange nicht daran denken, die Alpen zu überschreiten, als sie hinter ihrem Rücken den Bürgerkrieg nicht überwältigt. Es könne leicht ein Augenblick kommen, Perturbatoren mit den Waffen in der Hand bekämpfen müssen. Und Sie, meine Herren Richter und Geschwornen, Sie müssen vorzüglich Festigkeit im Amt zeigen; sorgen Sie dafür, daß man den Mißbrauch der mildernden Umstände abschaffe; er schwächt den Arm der Justiz und schont die Verächter der Gesetze zum Nachtheile der guten Bürger. Man hat in Frankreich die üble Gewohnheit, politische Verbrechen zu leicht zu nehmen. Triumphirt der politische Verbrecher, so ist er ein Held, unterliegt er, so ist er ein Unschuldiger, ein Märtyrer. Und doch verletzt ein Privatverbrecher nur den Einzelnen, während sich der politische Verbrecher gegen die ganze Gesellschaft richtet.“ Zu den Offizieren sagte er: „‥… Ich weiß nicht, ob wir dazu berufen werden, gemeinschaftlich jenseits der Alpen zu kämpfen. In diesem Falle rechne ich, daß Sie zur Verherrlichung unserer glorreichen Fahnen beitragen. Doch dieser Punkt ist nicht die einzige Bestimmung der Alpenarmee. (Ah, ah!) Die innere Lage des Landes erheischt vielmehr ihre ganze Mitwirkung; ihr Zweck ist, die Gesellschaft gegen die bösen Leidenschaften zu schützen und einen unübersteiglichen Damm gegen alle Pläne zu bilden, welche die Desorganisation des Staates herbeiführen würden… Im Innern müsse das Land erstarken: diese Aufgabe (die Regierung nach Innen zu stärken) scheint die Aufgabe aller großen europäischen Armeen im jetzigen Augenblicke zu sein. Daß die östreichische Monarchie ihrer Auflösung entrann, die Allen unvermeidlich erschien, hat sie lediglich der starken Organisation, der exakten Disciplin und dem militärischen Geiste ihrer Armee zu danken‥‥ Kein Zweifel, daß die treffliche französische Armee einen ähnlichen hohen Beruf zu erfüllen nicht ermangeln würde, wenn der Bürgerkrieg ausbräche.“ — National-Versammlung. Sitzung vom 10. Febr. Vizepräsident Havin eröffnet um 1 1/4 Uhr die Sitzung. Während der Protokollverlesung werden zwei neue Abhängsel zur Rateau-Debatte vertheilt: 1) Paul Duplan beantragt: „Die Büdgetkommission solle ihren Bericht spätestens Einen Monat nach Promulgirung des Auflösungsdekrets vorlegen; zwei Tage darauf die Debatte beginnen. Die Wahlen dürfen nicht eher als nach Beginn die Büdgetdiskussion ausgeschrieben werden. 2) Emile Pean beantragt: „Nach Anfertigung des Wahlgesetzes und vor seiner Veröffentlichung ist das Büdget zu diskutiren und zu votiren.“ Die Antragsteller suchen die Dauer der Nationalversammlung soviel als möglich auszudehnen. Dalbis de Sales reicht seine Demission wegen der „verzögernden Entkräftigung“ ein, mit der die Versammlung ihr Mandat zu verlängern strebe. (Oh! Oh!) Die Demission wird angenommen. An der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung über einen Nachkredit von 2,720,000 Franken für die berüchtigten Nationalwerkstätten. Der Kredit wird mit 650 gegen 9 Stimmen genehmigt. Dann genehmigt die Versammlung einen Nachkredit von 584,257 Frk. für Ausgaben im Ministerium des Innern aus der Zeit Ledru-Rollins, Recurts, Senards etc. Da sie jeden Skandal fürchtet, so geschah diese Genehmigung ebenfalls fast einstimmig (mit 745 gegen 22 Stimmen). Mehrere Departemens (namentlich Charente, Ardennes etc.) bitten um die Erlaubniß, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen. Genehmigt. Die Versammlung fährt hierauf in der Berathung über die Reorganisation des Gerichtswesens fort. Sie war gestern bis Artikel 2 gekommen, der von der Zusammensetzung des Cassationshofs handelt. Dupin, Rouher, Odilon-Barrot, Baroche und Isambert debattiren sich unter allgemeinem Gemurmel ziemlich lange über den Artikel. Derselbe geht endlich durch. Artikel 3 wird nach Annahme oder Verwerfung mehrerer Amendements derselben Redner ebenfalls angenommen. Artikel 4 ändert die Fristen für Rekursgesuche in Civilsachen. Hiermit wäre der Cassationshof erledigt. Die Versammlung geht zu den Appellhöfen über. Titel 2 Artikel 5. „Die Ressorts der Appellhöfe bleiben dieselben, wie sie eben bestehen.“ Angenommen. Artikel 6. „In jedem Appelhofe ist, mit Ausnahme von Paris, die Anklagekammer zu unterdrücken. Ihre Verrichtungen gehen an die C[i]vilkammer über u. s. w. Die betreffende Civilkammer hat sich wöchentlich mindestens ein Mal zu versammeln, in welcher Sitzung sie über die Anklagen zu richten etc. etc.“ Wird nach geisttödtender Diskussion angenommen. Artikel 7. „Die Glieder des Appelhofes, welche an der Sitzung über eine Anklage Theil nehmen, ohne sich an der Untersuchung weiter zu betheiligen, können als Assisenglieder sitzen etc.“ Nach einigen Widersprüchen des Provinzial-Advokaten Meaulle angenommen. Artikel 8. „Die Urtel der Appelhöfe müssen nach wie vor von mindestens 7 Gliedern gefaßt werden.“ Angenommen. Hier wird die Debatte abgebrochen und die Redaktoren auf der Journalistengallerie erwachen aus ihrem Schlummer. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Großbritannien. * London, 9. Febr. In der gestrigen Unterhaussitzung handelte es sich um's irische Armengesetz. Es wurde zu seiner Revision ein Comité von 21 Mitgliedern ernannt. Im Oberhause nichts Erwähnenswerthes. * London, 10. Febr. Unterhaus vom 9. Febr. Debatte über die zweite Lesung der Bill, durch welche die Habeas-Corpus-Acte für Irland abermals auf sechs Monate außer Wirksamkeit gesetzt werden soll. Die Bill wurde sehr heftig bekämpft von O'Flaherty, Sadleir, Reynolds, J. O'Connell, von Trelawny, Somerville, Disraeli und Peel unterstützt. Die zweite Lesung ging schließlich mit 275 gegen 33 Stimmen durch. Das Haus vertagt sich kurz nach Mitternacht. Oberhaus vom 9. Febr. Lord Stanley klagt über die ungemein hohe Steuer, die von englischen Einwanderern in Canada erhoben wird. Earl Grey hat offizielle Nachricht, daß die legislative Gewalt in Canada eine Verminderung beabsichtigt Auf Lord Lansdowne's Vorschlag wird sodann, wie im Unterhause, eine Spezialkommission zur Untersuchung, wie das irische Armengesetz verwaltet worden, ernannt, und die Herren Lords vertagen sich. Amerika. 068 Pernambuco, 9. Jan. Der Bürgerkrieg dauert fort. Es haben schon viele Treffen zwischen den Insurgenten und den kaiserl. Truppen stattgefunden. Der Frieden scheint entfernter denn je. Von Rio sind mehr Truppen angelangt und andere noch unterwegs. Der General auf Seiten des Kaisers ist zwar ein tüchtiger, unermüdlicher Offizier; ist aber gegen die Insurgenten wegen der topographischen Beschaffenheit des Landes im Nachtheil, indem er niemals genau ermitteln kann, wo der Feind steht. Erst gestern sandte er 21 Verwundete hieher, die einen Theil seiner Avantgarde gebildet hatten und in einen Hinterhalt gerathen waren. Wahrscheinlich ist die Zahl der Todten nicht kleiner gewesen. Denn die Insurgenten sind gute Schützen und ökonomisch mit ihrem Pulver. Sie thun selten einen Schuß umsonst. Bei diesem Zustand der Dinge sind die Zuckerplantagen unfähig, zu arbeiten, so daß die Preise hier gestiegen sind.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 220. Köln, 13. Februar 1849, S. 1209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz220_1849/3>, abgerufen am 27.04.2024.