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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 239. Köln, 7. März 1849.

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wartet mit Bestimmtheit, daß die Opposition schon heute Abend, die ihr nothwendige Trennung in mehrere Fractionen vornehmen wird.

Man erinnert sich vielleicht der vielen Gerüchte, welche in allen Zeitungen über das sogenannte Wundermädchen, coursirten. In andern Ländern wird dergleichen, sowie auch im Preuß. Landrecht, durch die Gesetze verboten. Bei uns aber, dem Centralpunkt der Intelligenz, regelt man den Verkehr mit diesem Mädchen offiziel durch Constabler, welche zugleich das Amt übernehmen die Thaten der Hellseherin auszuposaunen. So wird morgen Vormittag um 10 Uhr eine Sitzung mit Erlaubniß der hohen Polizei bei ihr stattfinden. -

Der, durch seine reactionäre Gesinnung berüchtigte Bürgerwehrhauptmann Wolf, neigt sich jetzt zur demokratischen Partei. Er hat nämlich trotz seiner derangirten Verhältnisse an mehrere Reactionäre, Summen verborgt, welche er jetzt von den Undankbaren nicht wieder erhalten kann. -

Die Actien der "constitutionellen Zeitung" des Herrn Hansemann sind schon gestern zu 50 % an der Börse angeboten. Es fanden sich aber natürlich selbst zu diesem Preise keine Käufer.

Gegen den Fabrikanten Bennary ist eine Unterschung eröffnet worden. Das Ministerium scheint seine inquisitorische Thätigkeit noch nicht aufgeben zu wollen. -

Eine ergötzliche Wahlgeschichte aus dem Oranienburger Kreise wird uns heute mitgetheilt. Ein Rittergutsbesitzer v. Quast lud nämlich am Vorabende der Wahl die ländlichen Wahlmänner zum Abendbrod bei sich ein. Nachdem nun der Wein in Strömen geflossen war, erheiterte dieser ehrenwerthe Mann seine Gäste dadurch, daß er mehrere Stunden Taschenspielerkunststückchen vormachte. "O", sagten die Bauern, "den müssen wir wählen, der kann ja hexen." Wir bedauern, daß dies eigenthümliche Manöver keinen Erfolg gehabt hat. Herr v. Quast ist nicht Mitglied der Kammern. -

Der Zufall hat es gefügt, daß Jung und Vincke in dieselbe Abtheilung gewählt sind.

Die in der Umgegend von Wittstok, einer einige Meilen von Berlin gegen die Mecklenburgische Grenze hin liegenden Stadt, stationirten Truppen, haben Befehl bekommen, sich marschfertig zu halten.

Die Officin des Buchdruckereibesitzers Reichardt ist auf Befehl des General von Wrangel wieder geöffnet und zwar durch dieselben Polizeibeamten, welche die Siegel angelegt hatten.

* Berlin, 4. März.

Der bekannte Schriftsteller Sass, eingeborner Lübecker, welcher sich seit mehreren Jahren hier aufhielt, hat gestern auf Befehl des Generals v. Wrangel die polizeiliche Weisung erhalten, Berlin bis heute Abend zu verlassen. Er hatte bereits seit mehreren Wochen die Verleihung des Staatsbürgerrechts beantragt und die Stadtverordneten-Versammlung hatte sich auch dafür ausgesprochen.

Wir können dabei bemerken, daß neuerlich auch gegen den hier jetzt lebenden bekannten Improvisator Langenschwarz eine Ausweisung verfügt war und zwar als Antwort auf ein von ihm eingereichtes Niederlassungsgesuch. Herr L. wandte sich indeß dagegen remonstrirend an das Polizeipräsidium: es wurde ihm hier eröffnet, daß er aus Versehen in "die Categorie" gerathen sei, deren Ausweisung von Herrn v. Wrangel ein für allemal angeordnet worden. Er möge seinen Aufenthalt bis auf Weiteres beibehalten. Dem Niederlassungsgesuch ist indeß nicht gewillfahrt worden.

Man bemerkt übrigens, daß die exekutive Staatsgewalt in ihrem Verfahren gegen mißliebige Nichtortsangehörige gegenwärtig noch energischer einschreitet, als bislang in früheren Monaten. Es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht eine oder die andere hierher gehörige Maßregel getroffen wurde. Auch der Mitredacteur des konstitutionellen Grenzboten, Herr Dr. Schmidt, welcher wegen der Kammerverhandlung zeitweilig hier weilt, sollte ausgewiesen werden und verdankt nur der Verwendung mehrerer Buchhändler die Zurücknahme des Befehls.

213 Leipzig, 4. März.

Vor einigen Tagen wurde Hr. Bürgers, Redakteur der Halleschen demokratischen Zeitung, von dem königlich preuß. Kriminalgericht zu Halle zu vier Jahren Festung verurtheilt.

Sein Verbrechen besteht zuvörderst in einem leitenden Artikel, welcher der preuß. Bureaukratie nicht gefiel, und wofür sie Hrn. Bürgers deshalb zwei Jahre diktirte. Es besteht sodann darin, daß derselbe einen Aufsatz des demokratischen Urwählers purement et simplement hat nachdrucken lassen, wofür die königlich-kroatisirte Bureaukratie ein Jahr in Anrechnung bringt, und endlich darin, daß er den Originalaufsatz aus Nr. 147 und aus Nr. 198, die Korrespondenz aus dem Reich aus der Neuen Rheinischen Zeitung, in seinem Blatte aufgenommen hat. Summa Summarum vier Jahre.

Da wegen der Verfolgungen der königl. preuß. Seresaner-Regierung die Hallesche demokratische Zeitung seit einiger Zeit hier redigirt und gedruckt werden mußte, Hr. Bürgers mithin bei uns seinen Aufenthalt genommen hatte, so wendete sich zur Fahndung des Redakteurs die Regierung von Preußen an die in tiefster Devotion vor ihr ersterbende kroatisch-russische (f. Altenburg) Regierung von Sachsen, worauf diese Hetzjagd auf Bürgers anstellte, ohne des Wildes jedoch habhaft zu werden. Bürgers entrann aller Spürkraft und Fahndungsfertigkeit unserer Sachsen.

Bis heute haben die hiesigen Süßholzdemokraten von diesem Evenement noch keine Notiz genommen.

Die Leipziger Wirthe haben mehrfache Versuche gemacht, den Jahrestag der französischen Revolution den Leipzigern aus der Tasche zu locken. Man sang, aß und tanzte, kein Mensch dachte etwas Böses. Da tritt mit einemmale Hr. Born, der hier die Verbrüderung, eine Arbeiterzeitung, mit einigem Erfolge heraus gibt, am 27. im Odeon auf, um dem harmlos-revolutionsfeierlichen Völkchen einige Donnerworte in die Seele zu rufen, ihm zu sagen, daß im Februar Frankreich, im März aber noch mehr Deutschland im Grunde nichts, weil nur etwas halbes gethan hätten; daß in Frankreich die Franzosen, in Deutschland die 37 spaltigen Deutschen sich von dem sozialen Geschwätz der Bourgeois und von der liberalen Brühe ihrer Angestammten und ihres gottbegnadeten Knappentrosses hätten hintergehen lassen, statt fortzuhandeln und so zu handeln, wie gegenwärtig eben diese Urräuber der Freiheit handeln, d. h. mit Belagerungszustand, Standrecht, Pulver und Blei oder deren demokratischere Repräsentantin, der Guillotine. So sprach Born und die Leipziger standen starr vor Entsetzen, aber hernach tanzten sie doch und tranken Gose aus Liebe.

Das neue Ministerium benimmt sich vortrefflich, Potsdam wird ihm eine gute Note geben. Während es in der Kammer heuchelt, es wolle die Grundrechte publiciren, wenn die "Ausführungsgesetze, welche das Einführungsgesetz zu den Grundrechten fordere, und worauf die Ministerialdepartements ihre ganze Thätigkeit gewendet," ausgearbeitet seien, macht es unter der Hand den dienstergebenen Lakaien des Olmützer Tamerlan, bei welchem es den Kammern zum Trotz seinen Gesandten Könneritz, den intellektuellen Complicen beim Morde (sächsisch Tödtung) Blum's, beläßt und den Büttel des Brandenburg-Manteuffel. Es stellt sich nämlich immer mehr heraus, daß die königl. sächsischen Kroaten in Altenburg, vulgo Reichstruppen, von oben her zu dem neulich stattgehabten Mordversuche aufgehetzt worden sind. - Die königl. sächsische von Olmütz und Potsdam inspirirte Regierung hat sich in Altenburg Windischgrätz und Welden zum Muster genommen, um zu verhindern, daß die reichsverwesenden Reichstruppen von dort abzumarschiren hätten. Sie machte sich ihre Gründe zum Dableiben, sie ließ ihre Soldaten dreinhauen. Wegen beider Beschuldigungen ist gestern in der Kammer interpellirt worden. Aber was hilft's, die 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser sind ja nur schwätzende Ohnmachten; die standrechtlichen Angestammten beweisen ihnen darum täglich, wie sie es hätten machen sollen. Die dritte im preußisch-kroatischen Diensteifer verübte Heldenthat unseres potsdamer Ministeriums der sächsischen That ist die vorhin erwähnte gegen Bürgers angestellte Hetzjagd auf den Gütern seiner gottbegnadeten Sachsenmajestät.

Eins der Häupter des Centralausschusses der deutschen Demokraten hält sich hier auf gleich einem versteckten chinesischen Kaiser. Der Name dieses kühnen Bayard ist Hexamer. Er wird nicht verfolgt, heirathet 200,000 Thlr., war von jeher so vorsichtig, wie preußische Geheimräthe und fürchtet sich doch. Das Tageslicht hat ihn noch nicht gesehen, und nur einzelne Vertraute genießen die Ehre, ins verschlossene Zimmer vor den bebenden Herrn gerufen zu werden. Solche muthige Käutze müssen unsere Sache natürlich beim Volke auf den Strumpf bringen. Meines Erachtens sind die demokratischen Pfuscher noch weit gefährlicher als alle Kosacken, Kroaten und deutsche Angestammte; ihre Pfuscherei ist schuld, daß wir jetzt im Kothe stecken.

Zum Schluß noch ein Wort über den gegen meine Korrespondenz Ihnen eingesendeten akademischen Versuch in Nr. 235 der N. Rh. Ztg. Er ist in jedem Satz ein Beleg für all das, was ich Ihnen über hier geschrieben. Zu diesem Behufe haben Sie ihn auch gewiß nur abdrucken lassen. Die Mattherzigkeit, der Liliputaneraufschwung, die Unentrüstbarkeit, die ewige Redensartenfertigkeit, kurz wie ich gesagt habe, die flache, engbegrenzte, gebildete Bedeutungslosigkeit leuchtet überall hervor. Das hiesige Volk entrüstet sich darüber nicht, ich that's daher, weil ich's bei seinem Anblick nicht lassen konnte. Was die ohne Koller, Kanonen, Bier und Bänder sehr harmlosen Studenten, was Vaterlandsvereine, Bürgervereine, deutsche Vereine u. s. w. Politik treiben heißen, ist nichts, als die ledernste Commerage von der Welt, ohne Geist, Charakter und vor allem ohne Resultat. Was bedeutet es, daß die akademischen Burschen en masse das von aller Welt, meistens aber von Heulern besuchte Museum, eine Kneipe und Lesehalle, frequentiren?

Doch genug, ich betrachte unsere Bestrebungen nie und nimmer von dem sächsischen Standpunkte der Gose, ich will Feuer und Flamme drin haben, Geist und Entschiedenheit, und davon ist hier am allerwenigsten etwas zu finden.

Sachsen trägt vielmehr noch ganz den Urtyp von Deutschland, die matteste Erbärmlichkeit und Krähwinkelei

* Wien, 2. März.

Schon wieder eine Kundmachung! Sie ist diesmal vom Gemeinderath ausgegangen und sichert den Denunzianten Straflosigkeit und Prämien zu. Sie lautet:

"Seine Excellenz der Herr Militär- und Civilgouverneur haben den Gemeinderath der Stadt Wien beauftragt, in seinem Namen zu erklären, daß demjenigen, welcher sich an einem gegen das Militär unternommenen Attentate mitschuldig gemacht und die andern Mitschuldigen anzeigt, nebst der in dem Plakate vom 24. Februar l. J. zugesicherten Belohnung von 200 bis 500 fl. C.-M., auch die volle Straflosigkeit zukommen solle, wenn demselben nicht die Anstiftung dieses Verbrechens oder die unmittelbare Theilnahme an der vollbrachten oder versuchten That zur Last fällt.

Was hiermit ungesäumt zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.

Vom Gemeinderathe der Stadt.

Wien, am 28. Februar 1849."

Den Standrechtsbestien ist's nicht ganz geheuer, daß sie in Ferrara eine so große Kontribution erpreßt haben. Die "Wiener Zeitung" muß daher die Sache in nachfolgender Weise darstellen: "Auf den über die Verwendung dieser Summe (der in Ferrara gebrandschatzten 206,000 Lire) erstatteten Vortrag des Ministerrathes haben Se. Maj. zu genehmigen geruhet, daß dieselbe sogleich zur Verfügung Sr. Heil. des Pabstes gestellt werde, um hierdurch dem rechtmäßigen Herrn der Stadt Ferrara den unzweideutigsten Beweis zu liefern, daß die dorthin von den k. k. Truppen unternommene Expedition nur von den gerechtesten und uneigennützigsten Absichten geleitet und allein durch die Nothwendigkeit herbeigeführt war, die wohlverdiente Strafe über eine Stadt zu verhängen, welche eben so ihre Pflichten gegen die legitime Regierung als die Gebote des Völkerrechts und der Menschlichkeit verletzt hatte."

Gestern sind 2600 Kroaten, 1 Eskadron Kavallerie und 2 Raketenbatterien hier eingerückt, die in Ungarn bei der großen Armee entbehrlich, wieder hierher in ihre frühere Garnison rückkehrten. Außerdem wird noch eine starke Abtheilung Rothmäntler und zwei Bataillons Linieninfanterie, erwartet.

In der letzten Zeit, besonders an Sonntagen, hatte an mehreren Orten des Stadtgrabens und des Glacis das Steinwerfen von Knaben, die sich gegenseitig Schlachten lieferten, derart überhand genommen, daß sich die Sicherheitsbehörde genöthigt fand, diesem Kriege Einhalt zu thun. Sämmtliche Streifpatrouillen erhielten die geeigneten Weisungen. - Der Agramer Bischof Honlik hat in einem Rundschreiben an die Pfarrer seiner Diözese den Satz aufgenommen: "Jeder Priester, der ein Freund dieses Jahrhunderts sei, wäre ein Feind Gottes." - Nach dem "Figyelmezö" soll eine Truppenmacht von 40,000 Russen durch Ungarn ziehen, um dem König von Neapel, als dem Bundesgenossen des Czaren, zu Hülfe zu eilen.

082 Heidelberg, 1. März.

Unsere vormärzliche Polizeiregierung ist jetzt auf ein neues Mittel gekommen, um sich "in der öffentlichen Meinung zu befestigen". Die Büreaukratie und das offizielle Spionirsystem reichen nicht mehr hin: die steifen Formen sind bei der Beaufsichtigung der "Umsturzpartei" im höchsten Grade hinderlich, und man kann doch nicht die halbe Bevölkerung ohne Weiteres einstecken lassen. Unser "volksthümliches" Ministerium hat daher neue Mittel und Wege ausfindig gemacht, um der Anarchie zu steuern, und zwar, seiner Natur nach, echt volksthümliche. Es soll nämlich allmählich durch "Vertraulichkeit" und langsame Korruption die ganze reaktionäre Partei des Landes zu Denunzianten der demokratischen gemacht, und auf diese Weise ein nicht offizielles Spionirsystem organisirt werden, welches das ganze bürgerliche Leben umfaßt, dessen Fäden sich bis in die engsten Verhältnisse des Privatlebens hineinziehen. Hören Sie nur, was unser liberaler Minister Bekk in seinen Circularen in dieser Beziehung anordnet. Nachdem zuerst in gewohnter Weise die Gefahren geschildert sind, welche dem Lande durch die neue Organisation der demokratischen Partei in die sogenannten "Volksvereine" drohen, fährt Hr. Bekk fort: "Alle, die es mit dem Wohl des Landes ehrlich meinen, werden sich daher verpflichtet finden, einem solchen anarchischen Bestreben mit allen ihnen zu Gebote stehenden erlaubten (d. h. von Bekk erlaubten) Mitteln entgegenzuwirken. Die Amtsvorstände werden angewiesen, die Ortsvorgesetzten und andere einflußreiche Einwohner ihrer Bezirke auf die Lage der Sache und auf die Nachtheile und Gefahren (vorerst nur vertraulich) aufmerksam zu machen, (nichts Anderes?) und ihre moralische (!) Mitwirkung zur Verhinderung des drohenden Unheils in Anspruch zu nehmen. Wo gleichwohl Volksvereine der bezeichneten Art sich bilden, sind sie zu überwachen (s. §. x der Grundrechte) und es ist von allen bedrohlichen Erscheinungen u. s. w. Anzeige zu machen." In einem anderen Circulare, welches von neuen drohenden Putschen handelt, lautet es am Schluß: "Die Ortsvorstände haben nicht nur durch die Gensd'armen und Polizeidiener, sondern auch durch andere vertraute Bürger von Allem, was in dieser Beziehung vorgeht oder droht, sich möglichst genaue und schnelle Kenntniß zu verschaffen u. s. w." Jede Bemerkung ist hier überflüssig; die Sache redet durch sich selbst. Nur darauf möchten wir aufmerksam machen, daß wir Hrn. Bekk die Ungerechtigkeit nicht zutrauen, daß er den "guten Bürgern" die Dienste der Gensd'armen und Polizeispione auftrage, ohne sie dafür, gleich diesen, entsprechend zu honoriren. Hierzu hat Hr. Bekk gewiß zu viel Rechtsgefühl, was wir schon aus seinen Begriffen von "erlaubten Mitteln" schließen würden. Jedenfalls schweigt die Geschichte von den "vertraulichen" Mittheilungen, welche vom Ministerium des Innern an die "anderen vertrauten Bürger" zurück gelangen; und nur wenn einmal - durch Zufall - gewisse "eiserne Schränke" geöffnet werden sollten, welche mehr als Papiere enthalten, dürften die inneren psychologischen Motive mancher "echt deutschen und vaterländischen" Gesinnung an den Tag kommen.

In einem dritten Rundschreiben (Herr Bekk ist unermüdlich) ist die Rede von beabsichtigten Sturmpetitionen zur Auflösung der Kammern. Ihren Lesern wird vielleicht schon bekannt sein, daß im vorigen Monat unsre Kammer zur Berathung veranlaßt wurde über 40,000 Petitionsunterschriften, welche ihre Auflösung, und etwa 8000, welche ihre Beibehaltung verlangten. Aus diesen Zahlen schloß die hohe Kammer, diesmal noch von ihren alten Herren Mathy, Bassermann und Soiron unterstützt, auf höchst scharfsinnige Weise, daß die Majorität des Volkes für die Beibehaltung der Kammer sei; sie beschloß, diesem Wunsche des Volkes nachzugeben, und hat diesen Beschluß bis jetzt mit todesmuthiger Diätenverzehrung ausgeführt. Auch Hr. Bekk stimmt mit der Kammer überein, und meint, "daß die öffentliche Ordnung in große Gefahr gerathen müßte, wenn im gegenwärtigen Augenblicke, wo in Folge der (welcher?) aufrührerischen Bewegung noch Alles so sehr erschüttert ist, allgemein neue Wahlen vorgenommen würden. Er fürchtet nun, daß man diesen Zweck jetzt durch Sturmpetitionen zu erreichen beabsichtige (uns ist freilich von derartigen Absichten nichts bekannt, das thut aber nichts zur Sache) und meint, daß solche Versuche "zu schweren Konflikten führen mußten", deren Folgen "unheilvoll" sein könnten (das meinen wir auch). "Darum", fährt Hr. Bekk fort, "ist es Pflicht jedes redlichen Freundes gesetzlicher Freiheit und Ordnung, das Unglück, welches durch ihre (wessen?) irregeleitete Menge hervorgerufen werden könnte, so viel an ihm liegt, abzuwenden. Die Amtsvorstände werden hierauf aufmerksam gemacht, damit dieselben 1) durch vertrauliche Belehrung und durch Benehmen (!) mit Bürgermeistern und anderen wohlgesinnten einflußreichen Männern entgegenwirken, wenn versucht werden sollte, Angehörige ihrer Bezirke zu solchen Sturmpetitionen zu verleiten, und 2) daß sie von Allem, was in dieser Beziehung in ihren Bezirken vorgeht, unmittelbar hierher sogleich Anzeige machen."

Jetzt aber kommt das Beste, nämlich die Organisation dessen, was in dem ersten Schreiben nur als dunkler Wunsch ausgesprochen war.

"In vielen Bezirken des Landes haben sich Freunde der gesetzlichen Freiheit und Ordnung zu sogenannten vaterländischen Vereinen verbunden, um dem wühlerischen Treiben der Unzufriedenen entgegenzuwirken. Wo solche Vereine bestehen oder sich noch bilden, werden sie ihre Wirksamkeit zu dem bezeichneten Zwecke gerne eintreten lassen, wenn ihre Mitglieder von der Lage der Sache vertrauliche Kenntniß erlangen."

Wir überlassen es dem Scharfsinne unserer Leser, zu entscheiden, ob die vaterländischen Vereine (welche freilich schon früher bestanden, deren auffallende Vermehrung und erneuerte Thätigkeit aber gerade in die Zeit zwischen dem ersten und letzten Bekk'schen Schreiben fällt) dem liberalen Minister nur wie ein Deus ex machina glücklich dazwischen kommen, oder ob nicht vielmehr das System der "Vertraulichkeit" bis dahin schon gute Früchte getragen hat, so daß die vermehrten, verstärkten und auf's Neue regsamen "vaterländische Vereine" nur das Fleisch gewordene Wort des Hrn. Bekk sind.

Der Plan liegt also, wie gesagt, ganz offen vor: es soll ein großartiges Denunziantensystem vermittelst Korruption organisirt werden, welches nur auf "vertraulichem Wege", wie ein schleichendes Gift, in das ganze Leben eindringen soll; es soll das Volk durch das Volk bekämpft, und Alles, was auf Denunziationen hin nicht zur Haft zu bringen ist, durch Tücke und Mißtrauen demoralisirt werden.

Gegen dergleichen schützen keine Grundrechte und keine sonstigen Gesetze. Solchen Niederträchtigkeiten gegenüber hat die demokratische Partei keine Wahl, als auch ihrerseits alle erlaubten, d. h. all kräftigen und wirksamen Mittel in Anwendung zu bringen um zum Siege zu gelangen.

Ungarn.

wartet mit Bestimmtheit, daß die Opposition schon heute Abend, die ihr nothwendige Trennung in mehrere Fractionen vornehmen wird.

Man erinnert sich vielleicht der vielen Gerüchte, welche in allen Zeitungen über das sogenannte Wundermädchen, coursirten. In andern Ländern wird dergleichen, sowie auch im Preuß. Landrecht, durch die Gesetze verboten. Bei uns aber, dem Centralpunkt der Intelligenz, regelt man den Verkehr mit diesem Mädchen offiziel durch Constabler, welche zugleich das Amt übernehmen die Thaten der Hellseherin auszuposaunen. So wird morgen Vormittag um 10 Uhr eine Sitzung mit Erlaubniß der hohen Polizei bei ihr stattfinden. ‒

Der, durch seine reactionäre Gesinnung berüchtigte Bürgerwehrhauptmann Wolf, neigt sich jetzt zur demokratischen Partei. Er hat nämlich trotz seiner derangirten Verhältnisse an mehrere Reactionäre, Summen verborgt, welche er jetzt von den Undankbaren nicht wieder erhalten kann. ‒

Die Actien der „constitutionellen Zeitung“ des Herrn Hansemann sind schon gestern zu 50 % an der Börse angeboten. Es fanden sich aber natürlich selbst zu diesem Preise keine Käufer.

Gegen den Fabrikanten Bennary ist eine Unterschung eröffnet worden. Das Ministerium scheint seine inquisitorische Thätigkeit noch nicht aufgeben zu wollen. ‒

Eine ergötzliche Wahlgeschichte aus dem Oranienburger Kreise wird uns heute mitgetheilt. Ein Rittergutsbesitzer v. Quast lud nämlich am Vorabende der Wahl die ländlichen Wahlmänner zum Abendbrod bei sich ein. Nachdem nun der Wein in Strömen geflossen war, erheiterte dieser ehrenwerthe Mann seine Gäste dadurch, daß er mehrere Stunden Taschenspielerkunststückchen vormachte. „O“, sagten die Bauern, „den müssen wir wählen, der kann ja hexen.“ Wir bedauern, daß dies eigenthümliche Manöver keinen Erfolg gehabt hat. Herr v. Quast ist nicht Mitglied der Kammern. ‒

Der Zufall hat es gefügt, daß Jung und Vincke in dieselbe Abtheilung gewählt sind.

Die in der Umgegend von Wittstok, einer einige Meilen von Berlin gegen die Mecklenburgische Grenze hin liegenden Stadt, stationirten Truppen, haben Befehl bekommen, sich marschfertig zu halten.

Die Officin des Buchdruckereibesitzers Reichardt ist auf Befehl des General von Wrangel wieder geöffnet und zwar durch dieselben Polizeibeamten, welche die Siegel angelegt hatten.

* Berlin, 4. März.

Der bekannte Schriftsteller Sass, eingeborner Lübecker, welcher sich seit mehreren Jahren hier aufhielt, hat gestern auf Befehl des Generals v. Wrangel die polizeiliche Weisung erhalten, Berlin bis heute Abend zu verlassen. Er hatte bereits seit mehreren Wochen die Verleihung des Staatsbürgerrechts beantragt und die Stadtverordneten-Versammlung hatte sich auch dafür ausgesprochen.

Wir können dabei bemerken, daß neuerlich auch gegen den hier jetzt lebenden bekannten Improvisator Langenschwarz eine Ausweisung verfügt war und zwar als Antwort auf ein von ihm eingereichtes Niederlassungsgesuch. Herr L. wandte sich indeß dagegen remonstrirend an das Polizeipräsidium: es wurde ihm hier eröffnet, daß er aus Versehen in „die Categorie“ gerathen sei, deren Ausweisung von Herrn v. Wrangel ein für allemal angeordnet worden. Er möge seinen Aufenthalt bis auf Weiteres beibehalten. Dem Niederlassungsgesuch ist indeß nicht gewillfahrt worden.

Man bemerkt übrigens, daß die exekutive Staatsgewalt in ihrem Verfahren gegen mißliebige Nichtortsangehörige gegenwärtig noch energischer einschreitet, als bislang in früheren Monaten. Es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht eine oder die andere hierher gehörige Maßregel getroffen wurde. Auch der Mitredacteur des konstitutionellen Grenzboten, Herr Dr. Schmidt, welcher wegen der Kammerverhandlung zeitweilig hier weilt, sollte ausgewiesen werden und verdankt nur der Verwendung mehrerer Buchhändler die Zurücknahme des Befehls.

213 Leipzig, 4. März.

Vor einigen Tagen wurde Hr. Bürgers, Redakteur der Halleschen demokratischen Zeitung, von dem königlich preuß. Kriminalgericht zu Halle zu vier Jahren Festung verurtheilt.

Sein Verbrechen besteht zuvörderst in einem leitenden Artikel, welcher der preuß. Bureaukratie nicht gefiel, und wofür sie Hrn. Bürgers deshalb zwei Jahre diktirte. Es besteht sodann darin, daß derselbe einen Aufsatz des demokratischen Urwählers purement et simplement hat nachdrucken lassen, wofür die königlich-kroatisirte Bureaukratie ein Jahr in Anrechnung bringt, und endlich darin, daß er den Originalaufsatz aus Nr. 147 und aus Nr. 198, die Korrespondenz aus dem Reich aus der Neuen Rheinischen Zeitung, in seinem Blatte aufgenommen hat. Summa Summarum vier Jahre.

Da wegen der Verfolgungen der königl. preuß. Seresaner-Regierung die Hallesche demokratische Zeitung seit einiger Zeit hier redigirt und gedruckt werden mußte, Hr. Bürgers mithin bei uns seinen Aufenthalt genommen hatte, so wendete sich zur Fahndung des Redakteurs die Regierung von Preußen an die in tiefster Devotion vor ihr ersterbende kroatisch-russische (f. Altenburg) Regierung von Sachsen, worauf diese Hetzjagd auf Bürgers anstellte, ohne des Wildes jedoch habhaft zu werden. Bürgers entrann aller Spürkraft und Fahndungsfertigkeit unserer Sachsen.

Bis heute haben die hiesigen Süßholzdemokraten von diesem Evenement noch keine Notiz genommen.

Die Leipziger Wirthe haben mehrfache Versuche gemacht, den Jahrestag der französischen Revolution den Leipzigern aus der Tasche zu locken. Man sang, aß und tanzte, kein Mensch dachte etwas Böses. Da tritt mit einemmale Hr. Born, der hier die Verbrüderung, eine Arbeiterzeitung, mit einigem Erfolge heraus gibt, am 27. im Odeon auf, um dem harmlos-revolutionsfeierlichen Völkchen einige Donnerworte in die Seele zu rufen, ihm zu sagen, daß im Februar Frankreich, im März aber noch mehr Deutschland im Grunde nichts, weil nur etwas halbes gethan hätten; daß in Frankreich die Franzosen, in Deutschland die 37 spaltigen Deutschen sich von dem sozialen Geschwätz der Bourgeois und von der liberalen Brühe ihrer Angestammten und ihres gottbegnadeten Knappentrosses hätten hintergehen lassen, statt fortzuhandeln und so zu handeln, wie gegenwärtig eben diese Urräuber der Freiheit handeln, d. h. mit Belagerungszustand, Standrecht, Pulver und Blei oder deren demokratischere Repräsentantin, der Guillotine. So sprach Born und die Leipziger standen starr vor Entsetzen, aber hernach tanzten sie doch und tranken Gose aus Liebe.

Das neue Ministerium benimmt sich vortrefflich, Potsdam wird ihm eine gute Note geben. Während es in der Kammer heuchelt, es wolle die Grundrechte publiciren, wenn die „Ausführungsgesetze, welche das Einführungsgesetz zu den Grundrechten fordere, und worauf die Ministerialdepartements ihre ganze Thätigkeit gewendet,“ ausgearbeitet seien, macht es unter der Hand den dienstergebenen Lakaien des Olmützer Tamerlan, bei welchem es den Kammern zum Trotz seinen Gesandten Könneritz, den intellektuellen Complicen beim Morde (sächsisch Tödtung) Blum's, beläßt und den Büttel des Brandenburg-Manteuffel. Es stellt sich nämlich immer mehr heraus, daß die königl. sächsischen Kroaten in Altenburg, vulgo Reichstruppen, von oben her zu dem neulich stattgehabten Mordversuche aufgehetzt worden sind. ‒ Die königl. sächsische von Olmütz und Potsdam inspirirte Regierung hat sich in Altenburg Windischgrätz und Welden zum Muster genommen, um zu verhindern, daß die reichsverwesenden Reichstruppen von dort abzumarschiren hätten. Sie machte sich ihre Gründe zum Dableiben, sie ließ ihre Soldaten dreinhauen. Wegen beider Beschuldigungen ist gestern in der Kammer interpellirt worden. Aber was hilft's, die 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser sind ja nur schwätzende Ohnmachten; die standrechtlichen Angestammten beweisen ihnen darum täglich, wie sie es hätten machen sollen. Die dritte im preußisch-kroatischen Diensteifer verübte Heldenthat unseres potsdamer Ministeriums der sächsischen That ist die vorhin erwähnte gegen Bürgers angestellte Hetzjagd auf den Gütern seiner gottbegnadeten Sachsenmajestät.

Eins der Häupter des Centralausschusses der deutschen Demokraten hält sich hier auf gleich einem versteckten chinesischen Kaiser. Der Name dieses kühnen Bayard ist Hexamer. Er wird nicht verfolgt, heirathet 200,000 Thlr., war von jeher so vorsichtig, wie preußische Geheimräthe und fürchtet sich doch. Das Tageslicht hat ihn noch nicht gesehen, und nur einzelne Vertraute genießen die Ehre, ins verschlossene Zimmer vor den bebenden Herrn gerufen zu werden. Solche muthige Käutze müssen unsere Sache natürlich beim Volke auf den Strumpf bringen. Meines Erachtens sind die demokratischen Pfuscher noch weit gefährlicher als alle Kosacken, Kroaten und deutsche Angestammte; ihre Pfuscherei ist schuld, daß wir jetzt im Kothe stecken.

Zum Schluß noch ein Wort über den gegen meine Korrespondenz Ihnen eingesendeten akademischen Versuch in Nr. 235 der N. Rh. Ztg. Er ist in jedem Satz ein Beleg für all das, was ich Ihnen über hier geschrieben. Zu diesem Behufe haben Sie ihn auch gewiß nur abdrucken lassen. Die Mattherzigkeit, der Liliputaneraufschwung, die Unentrüstbarkeit, die ewige Redensartenfertigkeit, kurz wie ich gesagt habe, die flache, engbegrenzte, gebildete Bedeutungslosigkeit leuchtet überall hervor. Das hiesige Volk entrüstet sich darüber nicht, ich that's daher, weil ich's bei seinem Anblick nicht lassen konnte. Was die ohne Koller, Kanonen, Bier und Bänder sehr harmlosen Studenten, was Vaterlandsvereine, Bürgervereine, deutsche Vereine u. s. w. Politik treiben heißen, ist nichts, als die ledernste Commerage von der Welt, ohne Geist, Charakter und vor allem ohne Resultat. Was bedeutet es, daß die akademischen Burschen en masse das von aller Welt, meistens aber von Heulern besuchte Museum, eine Kneipe und Lesehalle, frequentiren?

Doch genug, ich betrachte unsere Bestrebungen nie und nimmer von dem sächsischen Standpunkte der Gose, ich will Feuer und Flamme drin haben, Geist und Entschiedenheit, und davon ist hier am allerwenigsten etwas zu finden.

Sachsen trägt vielmehr noch ganz den Urtyp von Deutschland, die matteste Erbärmlichkeit und Krähwinkelei

* Wien, 2. März.

Schon wieder eine Kundmachung! Sie ist diesmal vom Gemeinderath ausgegangen und sichert den Denunzianten Straflosigkeit und Prämien zu. Sie lautet:

„Seine Excellenz der Herr Militär- und Civilgouverneur haben den Gemeinderath der Stadt Wien beauftragt, in seinem Namen zu erklären, daß demjenigen, welcher sich an einem gegen das Militär unternommenen Attentate mitschuldig gemacht und die andern Mitschuldigen anzeigt, nebst der in dem Plakate vom 24. Februar l. J. zugesicherten Belohnung von 200 bis 500 fl. C.-M., auch die volle Straflosigkeit zukommen solle, wenn demselben nicht die Anstiftung dieses Verbrechens oder die unmittelbare Theilnahme an der vollbrachten oder versuchten That zur Last fällt.

Was hiermit ungesäumt zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.

Vom Gemeinderathe der Stadt.

Wien, am 28. Februar 1849.“

Den Standrechtsbestien ist's nicht ganz geheuer, daß sie in Ferrara eine so große Kontribution erpreßt haben. Die „Wiener Zeitung“ muß daher die Sache in nachfolgender Weise darstellen: „Auf den über die Verwendung dieser Summe (der in Ferrara gebrandschatzten 206,000 Lire) erstatteten Vortrag des Ministerrathes haben Se. Maj. zu genehmigen geruhet, daß dieselbe sogleich zur Verfügung Sr. Heil. des Pabstes gestellt werde, um hierdurch dem rechtmäßigen Herrn der Stadt Ferrara den unzweideutigsten Beweis zu liefern, daß die dorthin von den k. k. Truppen unternommene Expedition nur von den gerechtesten und uneigennützigsten Absichten geleitet und allein durch die Nothwendigkeit herbeigeführt war, die wohlverdiente Strafe über eine Stadt zu verhängen, welche eben so ihre Pflichten gegen die legitime Regierung als die Gebote des Völkerrechts und der Menschlichkeit verletzt hatte.“

Gestern sind 2600 Kroaten, 1 Eskadron Kavallerie und 2 Raketenbatterien hier eingerückt, die in Ungarn bei der großen Armee entbehrlich, wieder hierher in ihre frühere Garnison rückkehrten. Außerdem wird noch eine starke Abtheilung Rothmäntler und zwei Bataillons Linieninfanterie, erwartet.

In der letzten Zeit, besonders an Sonntagen, hatte an mehreren Orten des Stadtgrabens und des Glacis das Steinwerfen von Knaben, die sich gegenseitig Schlachten lieferten, derart überhand genommen, daß sich die Sicherheitsbehörde genöthigt fand, diesem Kriege Einhalt zu thun. Sämmtliche Streifpatrouillen erhielten die geeigneten Weisungen. ‒ Der Agramer Bischof Honlik hat in einem Rundschreiben an die Pfarrer seiner Diözese den Satz aufgenommen: „Jeder Priester, der ein Freund dieses Jahrhunderts sei, wäre ein Feind Gottes.“ ‒ Nach dem „Figyelmezö“ soll eine Truppenmacht von 40,000 Russen durch Ungarn ziehen, um dem König von Neapel, als dem Bundesgenossen des Czaren, zu Hülfe zu eilen.

082 Heidelberg, 1. März.

Unsere vormärzliche Polizeiregierung ist jetzt auf ein neues Mittel gekommen, um sich „in der öffentlichen Meinung zu befestigen“. Die Büreaukratie und das offizielle Spionirsystem reichen nicht mehr hin: die steifen Formen sind bei der Beaufsichtigung der „Umsturzpartei“ im höchsten Grade hinderlich, und man kann doch nicht die halbe Bevölkerung ohne Weiteres einstecken lassen. Unser „volksthümliches“ Ministerium hat daher neue Mittel und Wege ausfindig gemacht, um der Anarchie zu steuern, und zwar, seiner Natur nach, echt volksthümliche. Es soll nämlich allmählich durch „Vertraulichkeit“ und langsame Korruption die ganze reaktionäre Partei des Landes zu Denunzianten der demokratischen gemacht, und auf diese Weise ein nicht offizielles Spionirsystem organisirt werden, welches das ganze bürgerliche Leben umfaßt, dessen Fäden sich bis in die engsten Verhältnisse des Privatlebens hineinziehen. Hören Sie nur, was unser liberaler Minister Bekk in seinen Circularen in dieser Beziehung anordnet. Nachdem zuerst in gewohnter Weise die Gefahren geschildert sind, welche dem Lande durch die neue Organisation der demokratischen Partei in die sogenannten „Volksvereine“ drohen, fährt Hr. Bekk fort: „Alle, die es mit dem Wohl des Landes ehrlich meinen, werden sich daher verpflichtet finden, einem solchen anarchischen Bestreben mit allen ihnen zu Gebote stehenden erlaubten (d. h. von Bekk erlaubten) Mitteln entgegenzuwirken. Die Amtsvorstände werden angewiesen, die Ortsvorgesetzten und andere einflußreiche Einwohner ihrer Bezirke auf die Lage der Sache und auf die Nachtheile und Gefahren (vorerst nur vertraulich) aufmerksam zu machen, (nichts Anderes?) und ihre moralische (!) Mitwirkung zur Verhinderung des drohenden Unheils in Anspruch zu nehmen. Wo gleichwohl Volksvereine der bezeichneten Art sich bilden, sind sie zu überwachen (s. §. x der Grundrechte) und es ist von allen bedrohlichen Erscheinungen u. s. w. Anzeige zu machen.“ In einem anderen Circulare, welches von neuen drohenden Putschen handelt, lautet es am Schluß: „Die Ortsvorstände haben nicht nur durch die Gensd'armen und Polizeidiener, sondern auch durch andere vertraute Bürger von Allem, was in dieser Beziehung vorgeht oder droht, sich möglichst genaue und schnelle Kenntniß zu verschaffen u. s. w.“ Jede Bemerkung ist hier überflüssig; die Sache redet durch sich selbst. Nur darauf möchten wir aufmerksam machen, daß wir Hrn. Bekk die Ungerechtigkeit nicht zutrauen, daß er den „guten Bürgern“ die Dienste der Gensd'armen und Polizeispione auftrage, ohne sie dafür, gleich diesen, entsprechend zu honoriren. Hierzu hat Hr. Bekk gewiß zu viel Rechtsgefühl, was wir schon aus seinen Begriffen von „erlaubten Mitteln“ schließen würden. Jedenfalls schweigt die Geschichte von den „vertraulichen“ Mittheilungen, welche vom Ministerium des Innern an die „anderen vertrauten Bürger“ zurück gelangen; und nur wenn einmal ‒ durch Zufall ‒ gewisse „eiserne Schränke“ geöffnet werden sollten, welche mehr als Papiere enthalten, dürften die inneren psychologischen Motive mancher „echt deutschen und vaterländischen“ Gesinnung an den Tag kommen.

In einem dritten Rundschreiben (Herr Bekk ist unermüdlich) ist die Rede von beabsichtigten Sturmpetitionen zur Auflösung der Kammern. Ihren Lesern wird vielleicht schon bekannt sein, daß im vorigen Monat unsre Kammer zur Berathung veranlaßt wurde über 40,000 Petitionsunterschriften, welche ihre Auflösung, und etwa 8000, welche ihre Beibehaltung verlangten. Aus diesen Zahlen schloß die hohe Kammer, diesmal noch von ihren alten Herren Mathy, Bassermann und Soiron unterstützt, auf höchst scharfsinnige Weise, daß die Majorität des Volkes für die Beibehaltung der Kammer sei; sie beschloß, diesem Wunsche des Volkes nachzugeben, und hat diesen Beschluß bis jetzt mit todesmuthiger Diätenverzehrung ausgeführt. Auch Hr. Bekk stimmt mit der Kammer überein, und meint, „daß die öffentliche Ordnung in große Gefahr gerathen müßte, wenn im gegenwärtigen Augenblicke, wo in Folge der (welcher?) aufrührerischen Bewegung noch Alles so sehr erschüttert ist, allgemein neue Wahlen vorgenommen würden. Er fürchtet nun, daß man diesen Zweck jetzt durch Sturmpetitionen zu erreichen beabsichtige (uns ist freilich von derartigen Absichten nichts bekannt, das thut aber nichts zur Sache) und meint, daß solche Versuche „zu schweren Konflikten führen mußten“, deren Folgen „unheilvoll“ sein könnten (das meinen wir auch). „Darum“, fährt Hr. Bekk fort, „ist es Pflicht jedes redlichen Freundes gesetzlicher Freiheit und Ordnung, das Unglück, welches durch ihre (wessen?) irregeleitete Menge hervorgerufen werden könnte, so viel an ihm liegt, abzuwenden. Die Amtsvorstände werden hierauf aufmerksam gemacht, damit dieselben 1) durch vertrauliche Belehrung und durch Benehmen (!) mit Bürgermeistern und anderen wohlgesinnten einflußreichen Männern entgegenwirken, wenn versucht werden sollte, Angehörige ihrer Bezirke zu solchen Sturmpetitionen zu verleiten, und 2) daß sie von Allem, was in dieser Beziehung in ihren Bezirken vorgeht, unmittelbar hierher sogleich Anzeige machen.“

Jetzt aber kommt das Beste, nämlich die Organisation dessen, was in dem ersten Schreiben nur als dunkler Wunsch ausgesprochen war.

„In vielen Bezirken des Landes haben sich Freunde der gesetzlichen Freiheit und Ordnung zu sogenannten vaterländischen Vereinen verbunden, um dem wühlerischen Treiben der Unzufriedenen entgegenzuwirken. Wo solche Vereine bestehen oder sich noch bilden, werden sie ihre Wirksamkeit zu dem bezeichneten Zwecke gerne eintreten lassen, wenn ihre Mitglieder von der Lage der Sache vertrauliche Kenntniß erlangen.“

Wir überlassen es dem Scharfsinne unserer Leser, zu entscheiden, ob die vaterländischen Vereine (welche freilich schon früher bestanden, deren auffallende Vermehrung und erneuerte Thätigkeit aber gerade in die Zeit zwischen dem ersten und letzten Bekk'schen Schreiben fällt) dem liberalen Minister nur wie ein Deus ex machina glücklich dazwischen kommen, oder ob nicht vielmehr das System der „Vertraulichkeit“ bis dahin schon gute Früchte getragen hat, so daß die vermehrten, verstärkten und auf's Neue regsamen „vaterländische Vereine“ nur das Fleisch gewordene Wort des Hrn. Bekk sind.

Der Plan liegt also, wie gesagt, ganz offen vor: es soll ein großartiges Denunziantensystem vermittelst Korruption organisirt werden, welches nur auf „vertraulichem Wege“, wie ein schleichendes Gift, in das ganze Leben eindringen soll; es soll das Volk durch das Volk bekämpft, und Alles, was auf Denunziationen hin nicht zur Haft zu bringen ist, durch Tücke und Mißtrauen demoralisirt werden.

Gegen dergleichen schützen keine Grundrechte und keine sonstigen Gesetze. Solchen Niederträchtigkeiten gegenüber hat die demokratische Partei keine Wahl, als auch ihrerseits alle erlaubten, d. h. all kräftigen und wirksamen Mittel in Anwendung zu bringen um zum Siege zu gelangen.

Ungarn.
<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="1322"/>
wartet mit Bestimmtheit, daß die Opposition schon heute Abend, die ihr nothwendige Trennung in mehrere Fractionen vornehmen wird.</p>
          <p>Man erinnert sich vielleicht der vielen Gerüchte, welche in allen Zeitungen über das sogenannte Wundermädchen, coursirten. In andern Ländern wird dergleichen, sowie auch im Preuß. Landrecht, durch die Gesetze verboten. Bei uns aber, dem Centralpunkt der Intelligenz, regelt man den Verkehr mit diesem Mädchen offiziel durch Constabler, welche zugleich das Amt übernehmen die Thaten der Hellseherin auszuposaunen. So wird morgen Vormittag um 10 Uhr eine Sitzung mit Erlaubniß der hohen Polizei bei ihr stattfinden. &#x2012;</p>
          <p>Der, durch seine reactionäre Gesinnung berüchtigte Bürgerwehrhauptmann <hi rendition="#g">Wolf,</hi> neigt sich jetzt zur demokratischen Partei. Er hat nämlich trotz seiner derangirten Verhältnisse an mehrere Reactionäre, Summen verborgt, welche er jetzt von den Undankbaren nicht wieder erhalten kann. &#x2012;</p>
          <p>Die Actien der &#x201E;constitutionellen Zeitung&#x201C; des Herrn Hansemann sind schon gestern zu 50 % an der Börse angeboten. Es fanden sich aber natürlich selbst zu diesem Preise keine Käufer.</p>
          <p>Gegen den Fabrikanten <hi rendition="#g">Bennary</hi> ist eine Unterschung eröffnet worden. Das Ministerium scheint seine inquisitorische Thätigkeit noch nicht aufgeben zu wollen. &#x2012;</p>
          <p>Eine ergötzliche Wahlgeschichte aus dem Oranienburger Kreise wird uns heute mitgetheilt. Ein Rittergutsbesitzer v. Quast lud nämlich am Vorabende der Wahl die ländlichen Wahlmänner zum Abendbrod bei sich ein. Nachdem nun der Wein in Strömen geflossen war, erheiterte dieser ehrenwerthe Mann seine Gäste dadurch, daß er mehrere Stunden Taschenspielerkunststückchen vormachte. &#x201E;O&#x201C;, sagten die Bauern, &#x201E;den müssen wir wählen, der kann ja hexen.&#x201C; Wir bedauern, daß dies eigenthümliche Manöver keinen Erfolg gehabt hat. Herr v. <hi rendition="#g">Quast</hi> ist nicht Mitglied der Kammern. &#x2012;</p>
          <p>Der Zufall hat es gefügt, daß Jung und Vincke in dieselbe Abtheilung gewählt sind.</p>
          <p>Die in der Umgegend von Wittstok, einer einige Meilen von Berlin gegen die Mecklenburgische Grenze hin liegenden Stadt, stationirten Truppen, haben Befehl bekommen, sich marschfertig zu halten.</p>
          <p>Die Officin des Buchdruckereibesitzers Reichardt ist auf Befehl des General von Wrangel wieder geöffnet und zwar durch dieselben Polizeibeamten, welche die Siegel angelegt hatten.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 4. März.</head>
          <p>Der bekannte Schriftsteller <hi rendition="#g">Sass,</hi> eingeborner Lübecker, welcher sich seit mehreren Jahren hier aufhielt, hat gestern auf Befehl des Generals v. Wrangel die polizeiliche Weisung erhalten, Berlin bis heute Abend zu verlassen. Er hatte bereits seit mehreren Wochen die Verleihung des Staatsbürgerrechts beantragt und die Stadtverordneten-Versammlung hatte sich auch dafür ausgesprochen.</p>
          <p>Wir können dabei bemerken, daß neuerlich auch gegen den hier jetzt lebenden bekannten Improvisator Langenschwarz eine Ausweisung verfügt war und zwar als Antwort auf ein von ihm eingereichtes Niederlassungsgesuch. Herr L. wandte sich indeß dagegen remonstrirend an das Polizeipräsidium: es wurde ihm hier eröffnet, daß er aus Versehen in &#x201E;die Categorie&#x201C; gerathen sei, deren Ausweisung von Herrn v. Wrangel ein für allemal angeordnet worden. Er möge seinen Aufenthalt bis auf Weiteres beibehalten. Dem Niederlassungsgesuch ist indeß nicht gewillfahrt worden.</p>
          <p>Man bemerkt übrigens, daß die exekutive Staatsgewalt in ihrem Verfahren gegen mißliebige Nichtortsangehörige gegenwärtig noch energischer einschreitet, als bislang in früheren Monaten. Es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht eine oder die andere hierher gehörige Maßregel getroffen wurde. Auch der Mitredacteur des konstitutionellen Grenzboten, Herr Dr. Schmidt, welcher wegen der Kammerverhandlung zeitweilig hier weilt, sollte ausgewiesen werden und verdankt nur der Verwendung mehrerer Buchhändler die Zurücknahme des Befehls.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>213</author></bibl> Leipzig, 4. März.</head>
          <p>Vor einigen Tagen wurde Hr. Bürgers, Redakteur der Halleschen demokratischen Zeitung, von dem königlich preuß. Kriminalgericht zu Halle zu vier Jahren Festung verurtheilt.</p>
          <p>Sein Verbrechen besteht zuvörderst in einem leitenden Artikel, welcher der preuß. Bureaukratie nicht gefiel, und wofür sie Hrn. Bürgers deshalb zwei Jahre diktirte. Es besteht sodann darin, daß derselbe einen Aufsatz des demokratischen Urwählers purement et simplement hat nachdrucken lassen, wofür die königlich-kroatisirte Bureaukratie ein Jahr in Anrechnung bringt, und endlich darin, daß er den Originalaufsatz aus Nr. 147 und aus Nr. 198, die Korrespondenz aus dem Reich aus der Neuen Rheinischen Zeitung, in seinem Blatte aufgenommen hat. Summa Summarum <hi rendition="#g">vier</hi> Jahre.</p>
          <p>Da wegen der Verfolgungen der königl. preuß. Seresaner-Regierung die Hallesche demokratische Zeitung seit einiger Zeit hier redigirt und gedruckt werden mußte, Hr. Bürgers mithin bei uns seinen Aufenthalt genommen hatte, so wendete sich zur Fahndung des Redakteurs die Regierung von Preußen an die in tiefster Devotion vor ihr ersterbende kroatisch-russische (f. Altenburg) Regierung von Sachsen, worauf diese Hetzjagd auf Bürgers anstellte, ohne des Wildes jedoch habhaft zu werden. Bürgers entrann aller Spürkraft und Fahndungsfertigkeit unserer Sachsen.</p>
          <p>Bis heute haben die hiesigen Süßholzdemokraten von diesem Evenement noch keine Notiz genommen.</p>
          <p>Die Leipziger Wirthe haben mehrfache Versuche gemacht, den Jahrestag der französischen Revolution den Leipzigern aus der Tasche zu locken. Man sang, aß und tanzte, kein Mensch dachte etwas Böses. Da tritt mit einemmale Hr. Born, der hier die Verbrüderung, eine Arbeiterzeitung, mit einigem Erfolge heraus gibt, am 27. im Odeon auf, um dem harmlos-revolutionsfeierlichen Völkchen einige Donnerworte in die Seele zu rufen, ihm zu sagen, daß im Februar Frankreich, im März aber noch mehr Deutschland im Grunde nichts, weil nur etwas halbes gethan hätten; daß in Frankreich die Franzosen, in Deutschland die 37 spaltigen Deutschen sich von dem sozialen Geschwätz der Bourgeois und von der liberalen Brühe ihrer Angestammten und ihres gottbegnadeten Knappentrosses hätten hintergehen lassen, statt fortzuhandeln und so zu handeln, wie gegenwärtig eben diese Urräuber der Freiheit handeln, d. h. mit Belagerungszustand, Standrecht, Pulver und Blei oder deren demokratischere Repräsentantin, der Guillotine. So sprach Born und die Leipziger standen starr vor Entsetzen, aber hernach tanzten sie doch und tranken Gose aus Liebe.</p>
          <p>Das neue Ministerium benimmt sich vortrefflich, Potsdam wird ihm eine gute Note geben. Während es in der Kammer heuchelt, es wolle die Grundrechte publiciren, wenn die &#x201E;Ausführungsgesetze, welche das Einführungsgesetz zu den Grundrechten fordere, und worauf die Ministerialdepartements ihre ganze Thätigkeit gewendet,&#x201C; ausgearbeitet seien, macht es unter der Hand den dienstergebenen Lakaien des Olmützer Tamerlan, bei welchem es den Kammern zum Trotz seinen Gesandten Könneritz, den intellektuellen Complicen beim Morde (sächsisch Tödtung) Blum's, beläßt und den Büttel des Brandenburg-Manteuffel. Es stellt sich nämlich immer mehr heraus, daß die königl. sächsischen Kroaten in Altenburg, vulgo Reichstruppen, von oben her zu dem neulich stattgehabten Mordversuche aufgehetzt worden sind. &#x2012; Die königl. sächsische von Olmütz und Potsdam inspirirte Regierung hat sich in Altenburg Windischgrätz und Welden zum Muster genommen, um zu verhindern, daß die reichsverwesenden Reichstruppen von dort abzumarschiren hätten. Sie machte sich ihre Gründe zum Dableiben, sie ließ ihre Soldaten dreinhauen. Wegen beider Beschuldigungen ist gestern in der Kammer interpellirt worden. Aber was hilft's, die 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser sind ja nur schwätzende Ohnmachten; die standrechtlichen Angestammten beweisen ihnen darum täglich, wie sie es hätten machen sollen. Die dritte im preußisch-kroatischen Diensteifer verübte Heldenthat unseres potsdamer Ministeriums der sächsischen That ist die vorhin erwähnte gegen Bürgers angestellte Hetzjagd auf den Gütern seiner gottbegnadeten Sachsenmajestät.</p>
          <p>Eins der Häupter des Centralausschusses der deutschen Demokraten hält sich hier auf gleich einem versteckten chinesischen Kaiser. Der Name dieses kühnen Bayard ist Hexamer. Er wird nicht verfolgt, heirathet 200,000 Thlr., war von jeher so vorsichtig, wie preußische Geheimräthe und fürchtet sich doch. Das Tageslicht hat ihn noch nicht gesehen, und nur einzelne Vertraute genießen die Ehre, ins verschlossene Zimmer vor den bebenden Herrn gerufen zu werden. Solche muthige Käutze müssen unsere Sache natürlich beim Volke auf den Strumpf bringen. Meines Erachtens sind die demokratischen Pfuscher noch weit gefährlicher als alle Kosacken, Kroaten und deutsche Angestammte; ihre Pfuscherei ist schuld, daß wir jetzt im Kothe stecken.</p>
          <p>Zum Schluß noch ein Wort über den gegen meine Korrespondenz Ihnen eingesendeten akademischen Versuch in Nr. 235 der N. Rh. Ztg. Er ist in jedem Satz ein Beleg für all das, was ich Ihnen über hier geschrieben. Zu diesem Behufe haben Sie ihn auch gewiß nur abdrucken lassen. Die Mattherzigkeit, der Liliputaneraufschwung, die Unentrüstbarkeit, die ewige Redensartenfertigkeit, kurz wie ich gesagt habe, die flache, engbegrenzte, gebildete Bedeutungslosigkeit leuchtet überall hervor. Das hiesige Volk entrüstet sich darüber nicht, ich that's daher, weil ich's bei seinem Anblick nicht lassen konnte. Was die ohne Koller, Kanonen, Bier und Bänder sehr harmlosen Studenten, was Vaterlandsvereine, Bürgervereine, deutsche Vereine u. s. w. Politik treiben heißen, ist nichts, als die ledernste Commerage von der Welt, ohne Geist, Charakter und vor allem ohne Resultat. Was bedeutet es, daß die akademischen Burschen en masse das von aller Welt, meistens aber von Heulern besuchte Museum, eine Kneipe und Lesehalle, frequentiren?</p>
          <p>Doch genug, ich betrachte unsere Bestrebungen nie und nimmer von dem sächsischen Standpunkte der Gose, ich will Feuer und Flamme drin haben, Geist und Entschiedenheit, und davon ist hier am allerwenigsten etwas zu finden.</p>
          <p>Sachsen trägt vielmehr noch ganz den Urtyp von Deutschland, die matteste Erbärmlichkeit und Krähwinkelei</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 2. März.</head>
          <p>Schon wieder eine Kundmachung! Sie ist diesmal vom Gemeinderath ausgegangen und sichert den Denunzianten Straflosigkeit und Prämien zu. Sie lautet:</p>
          <p>&#x201E;Seine Excellenz der Herr Militär- und Civilgouverneur haben den Gemeinderath der Stadt Wien beauftragt, in seinem Namen zu erklären, daß demjenigen, welcher sich an einem gegen das Militär unternommenen Attentate <hi rendition="#g">mitschuldig</hi> gemacht und die andern Mitschuldigen anzeigt, nebst der in dem Plakate vom 24. Februar l. J. zugesicherten Belohnung von 200 bis 500 fl. C.-M., auch die <hi rendition="#g">volle Straflosigkeit</hi> zukommen solle, wenn demselben nicht die Anstiftung dieses Verbrechens oder die unmittelbare Theilnahme an der vollbrachten oder versuchten That zur Last fällt.</p>
          <p>Was hiermit ungesäumt zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.</p>
          <p>Vom Gemeinderathe der Stadt.</p>
          <p>Wien, am 28. Februar 1849.&#x201C;</p>
          <p>Den Standrechtsbestien ist's nicht ganz geheuer, daß sie in Ferrara eine so große Kontribution erpreßt haben. Die &#x201E;Wiener Zeitung&#x201C; muß daher die Sache in nachfolgender Weise darstellen: &#x201E;Auf den über die Verwendung dieser Summe (der in Ferrara gebrandschatzten 206,000 Lire) erstatteten Vortrag des Ministerrathes haben Se. Maj. zu genehmigen geruhet, daß dieselbe sogleich zur Verfügung Sr. Heil. des Pabstes gestellt werde, um hierdurch dem rechtmäßigen Herrn der Stadt Ferrara den unzweideutigsten Beweis zu liefern, daß die dorthin von den k. k. Truppen unternommene Expedition nur von den gerechtesten und uneigennützigsten Absichten geleitet und allein durch die Nothwendigkeit herbeigeführt war, die wohlverdiente Strafe über eine Stadt zu verhängen, welche eben so ihre Pflichten gegen die legitime Regierung als die Gebote des Völkerrechts und der Menschlichkeit verletzt hatte.&#x201C;</p>
          <p>Gestern sind 2600 Kroaten, 1 Eskadron Kavallerie und 2 Raketenbatterien hier eingerückt, die in Ungarn bei der großen Armee entbehrlich, wieder hierher in ihre frühere Garnison rückkehrten. Außerdem wird noch eine starke Abtheilung Rothmäntler und zwei Bataillons Linieninfanterie, erwartet.</p>
          <p>In der letzten Zeit, besonders an Sonntagen, hatte an mehreren Orten des Stadtgrabens und des Glacis das Steinwerfen von Knaben, die sich gegenseitig Schlachten lieferten, derart überhand genommen, daß sich die Sicherheitsbehörde genöthigt fand, diesem Kriege Einhalt zu thun. Sämmtliche Streifpatrouillen erhielten die geeigneten Weisungen. &#x2012; Der Agramer Bischof Honlik hat in einem Rundschreiben an die Pfarrer seiner Diözese den Satz aufgenommen: &#x201E;Jeder Priester, der ein Freund dieses Jahrhunderts sei, wäre ein Feind Gottes.&#x201C; &#x2012; Nach dem &#x201E;Figyelmezö&#x201C; soll eine Truppenmacht von 40,000 Russen durch Ungarn ziehen, um dem König von Neapel, als dem Bundesgenossen des Czaren, zu Hülfe zu eilen.</p>
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          <head><bibl><author>082</author></bibl> Heidelberg, 1. März.</head>
          <p>Unsere vormärzliche Polizeiregierung ist jetzt auf ein neues Mittel gekommen, um sich &#x201E;in der öffentlichen Meinung zu befestigen&#x201C;. Die Büreaukratie und das <hi rendition="#g">offizielle</hi> Spionirsystem reichen nicht mehr hin: die steifen Formen sind bei der Beaufsichtigung der &#x201E;Umsturzpartei&#x201C; im höchsten Grade hinderlich, und man kann doch nicht die halbe Bevölkerung ohne Weiteres einstecken lassen. Unser &#x201E;volksthümliches&#x201C; Ministerium hat daher neue Mittel und Wege ausfindig gemacht, um der Anarchie zu steuern, und zwar, seiner Natur nach, echt volksthümliche. Es soll nämlich allmählich durch &#x201E;Vertraulichkeit&#x201C; und langsame Korruption die ganze reaktionäre Partei des Landes zu Denunzianten der demokratischen gemacht, und auf diese Weise ein <hi rendition="#g">nicht offizielles</hi> Spionirsystem organisirt werden, welches das ganze bürgerliche Leben umfaßt, dessen Fäden sich bis in die engsten Verhältnisse des Privatlebens hineinziehen. Hören Sie nur, was unser liberaler Minister Bekk in seinen Circularen in dieser Beziehung anordnet. Nachdem zuerst in gewohnter Weise die Gefahren geschildert sind, welche dem Lande durch die neue Organisation der demokratischen Partei in die sogenannten &#x201E;Volksvereine&#x201C; drohen, fährt Hr. Bekk fort: &#x201E;Alle, die es mit dem Wohl des Landes ehrlich meinen, werden sich daher verpflichtet finden, einem solchen anarchischen Bestreben mit allen ihnen zu Gebote stehenden erlaubten (d. h. von Bekk erlaubten) Mitteln entgegenzuwirken. Die Amtsvorstände werden angewiesen, die Ortsvorgesetzten und andere <hi rendition="#g">einflußreiche</hi> Einwohner ihrer Bezirke auf die Lage der Sache und auf die Nachtheile und Gefahren (<hi rendition="#g">vorerst nur vertraulich</hi>) aufmerksam zu machen, (nichts Anderes?) und ihre moralische (!) Mitwirkung zur Verhinderung des drohenden Unheils <hi rendition="#g">in Anspruch zu nehmen.</hi> Wo gleichwohl Volksvereine der bezeichneten Art sich bilden, sind sie zu <hi rendition="#g">überwachen</hi> (s. §. x der Grundrechte) und es ist von allen bedrohlichen Erscheinungen u. s. w. Anzeige zu machen.&#x201C; In einem anderen Circulare, welches von neuen drohenden Putschen handelt, lautet es am Schluß: &#x201E;Die Ortsvorstände haben <hi rendition="#g">nicht nur</hi> durch die Gensd'armen und Polizeidiener, <hi rendition="#g">sondern auch</hi> durch <hi rendition="#g">andere vertraute</hi> Bürger von Allem, was in dieser Beziehung vorgeht oder droht, sich möglichst genaue und schnelle Kenntniß zu verschaffen u. s. w.&#x201C; Jede Bemerkung ist hier überflüssig; die Sache redet durch sich selbst. Nur darauf möchten wir aufmerksam machen, daß wir Hrn. Bekk die Ungerechtigkeit nicht zutrauen, daß er den &#x201E;guten Bürgern&#x201C; die Dienste der Gensd'armen und Polizeispione auftrage, ohne sie dafür, gleich diesen, entsprechend zu honoriren. Hierzu hat Hr. Bekk gewiß zu viel Rechtsgefühl, was wir schon aus seinen Begriffen von &#x201E;erlaubten Mitteln&#x201C; schließen würden. Jedenfalls schweigt die Geschichte von <hi rendition="#g">den</hi> &#x201E;vertraulichen&#x201C; Mittheilungen, welche vom Ministerium des Innern an die &#x201E;anderen vertrauten Bürger&#x201C; <hi rendition="#g">zurück</hi> gelangen; und nur wenn einmal &#x2012; durch Zufall &#x2012; gewisse &#x201E;eiserne Schränke&#x201C; geöffnet werden sollten, welche mehr als Papiere enthalten, dürften die inneren psychologischen Motive mancher &#x201E;echt deutschen und vaterländischen&#x201C; Gesinnung an den Tag kommen.</p>
          <p>In einem dritten Rundschreiben (Herr Bekk ist unermüdlich) ist die Rede von beabsichtigten Sturmpetitionen zur Auflösung der Kammern. Ihren Lesern wird vielleicht schon bekannt sein, daß im vorigen Monat unsre Kammer zur Berathung veranlaßt wurde über 40,000 Petitionsunterschriften, welche ihre Auflösung, und etwa 8000, welche ihre Beibehaltung verlangten. Aus diesen Zahlen schloß die hohe Kammer, diesmal noch von ihren alten Herren Mathy, Bassermann und Soiron unterstützt, auf höchst scharfsinnige Weise, daß die Majorität des Volkes für die Beibehaltung der Kammer sei; sie beschloß, diesem Wunsche des Volkes nachzugeben, und hat diesen Beschluß bis jetzt mit todesmuthiger Diätenverzehrung ausgeführt. Auch Hr. Bekk stimmt mit der Kammer überein, und meint, &#x201E;daß die öffentliche Ordnung in große Gefahr gerathen müßte, wenn im gegenwärtigen Augenblicke, wo in Folge der (welcher?) aufrührerischen Bewegung noch Alles so sehr erschüttert ist, allgemein neue Wahlen vorgenommen würden. Er fürchtet nun, daß man diesen Zweck jetzt durch Sturmpetitionen zu erreichen beabsichtige (uns ist freilich von derartigen Absichten nichts bekannt, das thut aber nichts zur Sache) und meint, daß solche Versuche &#x201E;zu schweren Konflikten führen mußten&#x201C;, deren Folgen &#x201E;unheilvoll&#x201C; sein könnten (das meinen wir auch). &#x201E;Darum&#x201C;, fährt Hr. Bekk fort, &#x201E;ist es Pflicht jedes redlichen Freundes gesetzlicher Freiheit und Ordnung, das Unglück, welches durch ihre (wessen?) irregeleitete Menge hervorgerufen werden könnte, so viel an ihm liegt, abzuwenden. Die Amtsvorstände werden hierauf aufmerksam gemacht, damit dieselben 1) durch <hi rendition="#g">vertrauliche</hi> Belehrung und durch Benehmen (!) mit Bürgermeistern und anderen wohlgesinnten einflußreichen Männern entgegenwirken, wenn versucht werden sollte, Angehörige ihrer Bezirke zu solchen Sturmpetitionen zu verleiten, und 2) daß sie von Allem, was in dieser Beziehung in ihren Bezirken vorgeht, <hi rendition="#g">unmittelbar hierher</hi> sogleich Anzeige machen.&#x201C;</p>
          <p>Jetzt aber kommt das Beste, nämlich die Organisation dessen, was in dem ersten Schreiben nur als dunkler Wunsch ausgesprochen war.</p>
          <p>&#x201E;In vielen Bezirken des Landes haben sich Freunde der gesetzlichen Freiheit und Ordnung zu sogenannten <hi rendition="#g">vaterländischen Vereinen</hi> verbunden, um dem wühlerischen Treiben der Unzufriedenen entgegenzuwirken. Wo solche Vereine bestehen <hi rendition="#g">oder sich noch bilden,</hi> werden sie ihre Wirksamkeit zu dem bezeichneten Zwecke gerne eintreten lassen, wenn ihre Mitglieder von der Lage der Sache <hi rendition="#g">vertrauliche</hi> Kenntniß erlangen.&#x201C;</p>
          <p>Wir überlassen es dem Scharfsinne unserer Leser, zu entscheiden, ob die vaterländischen Vereine (welche freilich schon früher bestanden, deren auffallende Vermehrung und erneuerte Thätigkeit aber gerade in die Zeit zwischen dem ersten und letzten Bekk'schen Schreiben fällt) dem liberalen Minister nur wie ein Deus ex machina glücklich dazwischen kommen, oder ob nicht vielmehr das System der &#x201E;Vertraulichkeit&#x201C; bis dahin schon gute Früchte getragen hat, so daß die vermehrten, verstärkten und auf's Neue regsamen &#x201E;vaterländische Vereine&#x201C; nur das Fleisch gewordene Wort des Hrn. Bekk sind.</p>
          <p>Der Plan liegt also, wie gesagt, ganz offen vor: es soll ein großartiges Denunziantensystem vermittelst Korruption organisirt werden, welches nur auf &#x201E;vertraulichem Wege&#x201C;, wie ein schleichendes Gift, in das ganze Leben eindringen soll; es soll das Volk durch das Volk bekämpft, und Alles, was auf Denunziationen hin nicht zur Haft zu bringen ist, durch Tücke und Mißtrauen demoralisirt werden.</p>
          <p>Gegen dergleichen schützen keine Grundrechte und keine sonstigen Gesetze. Solchen Niederträchtigkeiten gegenüber hat die demokratische Partei keine Wahl, als auch ihrerseits alle erlaubten, d. h. <hi rendition="#g">all kräftigen und wirksamen</hi> Mittel in Anwendung zu bringen um zum Siege zu gelangen.</p>
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</TEI>
[1322/0002] wartet mit Bestimmtheit, daß die Opposition schon heute Abend, die ihr nothwendige Trennung in mehrere Fractionen vornehmen wird. Man erinnert sich vielleicht der vielen Gerüchte, welche in allen Zeitungen über das sogenannte Wundermädchen, coursirten. In andern Ländern wird dergleichen, sowie auch im Preuß. Landrecht, durch die Gesetze verboten. Bei uns aber, dem Centralpunkt der Intelligenz, regelt man den Verkehr mit diesem Mädchen offiziel durch Constabler, welche zugleich das Amt übernehmen die Thaten der Hellseherin auszuposaunen. So wird morgen Vormittag um 10 Uhr eine Sitzung mit Erlaubniß der hohen Polizei bei ihr stattfinden. ‒ Der, durch seine reactionäre Gesinnung berüchtigte Bürgerwehrhauptmann Wolf, neigt sich jetzt zur demokratischen Partei. Er hat nämlich trotz seiner derangirten Verhältnisse an mehrere Reactionäre, Summen verborgt, welche er jetzt von den Undankbaren nicht wieder erhalten kann. ‒ Die Actien der „constitutionellen Zeitung“ des Herrn Hansemann sind schon gestern zu 50 % an der Börse angeboten. Es fanden sich aber natürlich selbst zu diesem Preise keine Käufer. Gegen den Fabrikanten Bennary ist eine Unterschung eröffnet worden. Das Ministerium scheint seine inquisitorische Thätigkeit noch nicht aufgeben zu wollen. ‒ Eine ergötzliche Wahlgeschichte aus dem Oranienburger Kreise wird uns heute mitgetheilt. Ein Rittergutsbesitzer v. Quast lud nämlich am Vorabende der Wahl die ländlichen Wahlmänner zum Abendbrod bei sich ein. Nachdem nun der Wein in Strömen geflossen war, erheiterte dieser ehrenwerthe Mann seine Gäste dadurch, daß er mehrere Stunden Taschenspielerkunststückchen vormachte. „O“, sagten die Bauern, „den müssen wir wählen, der kann ja hexen.“ Wir bedauern, daß dies eigenthümliche Manöver keinen Erfolg gehabt hat. Herr v. Quast ist nicht Mitglied der Kammern. ‒ Der Zufall hat es gefügt, daß Jung und Vincke in dieselbe Abtheilung gewählt sind. Die in der Umgegend von Wittstok, einer einige Meilen von Berlin gegen die Mecklenburgische Grenze hin liegenden Stadt, stationirten Truppen, haben Befehl bekommen, sich marschfertig zu halten. Die Officin des Buchdruckereibesitzers Reichardt ist auf Befehl des General von Wrangel wieder geöffnet und zwar durch dieselben Polizeibeamten, welche die Siegel angelegt hatten. * Berlin, 4. März. Der bekannte Schriftsteller Sass, eingeborner Lübecker, welcher sich seit mehreren Jahren hier aufhielt, hat gestern auf Befehl des Generals v. Wrangel die polizeiliche Weisung erhalten, Berlin bis heute Abend zu verlassen. Er hatte bereits seit mehreren Wochen die Verleihung des Staatsbürgerrechts beantragt und die Stadtverordneten-Versammlung hatte sich auch dafür ausgesprochen. Wir können dabei bemerken, daß neuerlich auch gegen den hier jetzt lebenden bekannten Improvisator Langenschwarz eine Ausweisung verfügt war und zwar als Antwort auf ein von ihm eingereichtes Niederlassungsgesuch. Herr L. wandte sich indeß dagegen remonstrirend an das Polizeipräsidium: es wurde ihm hier eröffnet, daß er aus Versehen in „die Categorie“ gerathen sei, deren Ausweisung von Herrn v. Wrangel ein für allemal angeordnet worden. Er möge seinen Aufenthalt bis auf Weiteres beibehalten. Dem Niederlassungsgesuch ist indeß nicht gewillfahrt worden. Man bemerkt übrigens, daß die exekutive Staatsgewalt in ihrem Verfahren gegen mißliebige Nichtortsangehörige gegenwärtig noch energischer einschreitet, als bislang in früheren Monaten. Es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht eine oder die andere hierher gehörige Maßregel getroffen wurde. Auch der Mitredacteur des konstitutionellen Grenzboten, Herr Dr. Schmidt, welcher wegen der Kammerverhandlung zeitweilig hier weilt, sollte ausgewiesen werden und verdankt nur der Verwendung mehrerer Buchhändler die Zurücknahme des Befehls. 213 Leipzig, 4. März. Vor einigen Tagen wurde Hr. Bürgers, Redakteur der Halleschen demokratischen Zeitung, von dem königlich preuß. Kriminalgericht zu Halle zu vier Jahren Festung verurtheilt. Sein Verbrechen besteht zuvörderst in einem leitenden Artikel, welcher der preuß. Bureaukratie nicht gefiel, und wofür sie Hrn. Bürgers deshalb zwei Jahre diktirte. Es besteht sodann darin, daß derselbe einen Aufsatz des demokratischen Urwählers purement et simplement hat nachdrucken lassen, wofür die königlich-kroatisirte Bureaukratie ein Jahr in Anrechnung bringt, und endlich darin, daß er den Originalaufsatz aus Nr. 147 und aus Nr. 198, die Korrespondenz aus dem Reich aus der Neuen Rheinischen Zeitung, in seinem Blatte aufgenommen hat. Summa Summarum vier Jahre. Da wegen der Verfolgungen der königl. preuß. Seresaner-Regierung die Hallesche demokratische Zeitung seit einiger Zeit hier redigirt und gedruckt werden mußte, Hr. Bürgers mithin bei uns seinen Aufenthalt genommen hatte, so wendete sich zur Fahndung des Redakteurs die Regierung von Preußen an die in tiefster Devotion vor ihr ersterbende kroatisch-russische (f. Altenburg) Regierung von Sachsen, worauf diese Hetzjagd auf Bürgers anstellte, ohne des Wildes jedoch habhaft zu werden. Bürgers entrann aller Spürkraft und Fahndungsfertigkeit unserer Sachsen. Bis heute haben die hiesigen Süßholzdemokraten von diesem Evenement noch keine Notiz genommen. Die Leipziger Wirthe haben mehrfache Versuche gemacht, den Jahrestag der französischen Revolution den Leipzigern aus der Tasche zu locken. Man sang, aß und tanzte, kein Mensch dachte etwas Böses. Da tritt mit einemmale Hr. Born, der hier die Verbrüderung, eine Arbeiterzeitung, mit einigem Erfolge heraus gibt, am 27. im Odeon auf, um dem harmlos-revolutionsfeierlichen Völkchen einige Donnerworte in die Seele zu rufen, ihm zu sagen, daß im Februar Frankreich, im März aber noch mehr Deutschland im Grunde nichts, weil nur etwas halbes gethan hätten; daß in Frankreich die Franzosen, in Deutschland die 37 spaltigen Deutschen sich von dem sozialen Geschwätz der Bourgeois und von der liberalen Brühe ihrer Angestammten und ihres gottbegnadeten Knappentrosses hätten hintergehen lassen, statt fortzuhandeln und so zu handeln, wie gegenwärtig eben diese Urräuber der Freiheit handeln, d. h. mit Belagerungszustand, Standrecht, Pulver und Blei oder deren demokratischere Repräsentantin, der Guillotine. So sprach Born und die Leipziger standen starr vor Entsetzen, aber hernach tanzten sie doch und tranken Gose aus Liebe. Das neue Ministerium benimmt sich vortrefflich, Potsdam wird ihm eine gute Note geben. Während es in der Kammer heuchelt, es wolle die Grundrechte publiciren, wenn die „Ausführungsgesetze, welche das Einführungsgesetz zu den Grundrechten fordere, und worauf die Ministerialdepartements ihre ganze Thätigkeit gewendet,“ ausgearbeitet seien, macht es unter der Hand den dienstergebenen Lakaien des Olmützer Tamerlan, bei welchem es den Kammern zum Trotz seinen Gesandten Könneritz, den intellektuellen Complicen beim Morde (sächsisch Tödtung) Blum's, beläßt und den Büttel des Brandenburg-Manteuffel. Es stellt sich nämlich immer mehr heraus, daß die königl. sächsischen Kroaten in Altenburg, vulgo Reichstruppen, von oben her zu dem neulich stattgehabten Mordversuche aufgehetzt worden sind. ‒ Die königl. sächsische von Olmütz und Potsdam inspirirte Regierung hat sich in Altenburg Windischgrätz und Welden zum Muster genommen, um zu verhindern, daß die reichsverwesenden Reichstruppen von dort abzumarschiren hätten. Sie machte sich ihre Gründe zum Dableiben, sie ließ ihre Soldaten dreinhauen. Wegen beider Beschuldigungen ist gestern in der Kammer interpellirt worden. Aber was hilft's, die 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser sind ja nur schwätzende Ohnmachten; die standrechtlichen Angestammten beweisen ihnen darum täglich, wie sie es hätten machen sollen. Die dritte im preußisch-kroatischen Diensteifer verübte Heldenthat unseres potsdamer Ministeriums der sächsischen That ist die vorhin erwähnte gegen Bürgers angestellte Hetzjagd auf den Gütern seiner gottbegnadeten Sachsenmajestät. Eins der Häupter des Centralausschusses der deutschen Demokraten hält sich hier auf gleich einem versteckten chinesischen Kaiser. Der Name dieses kühnen Bayard ist Hexamer. Er wird nicht verfolgt, heirathet 200,000 Thlr., war von jeher so vorsichtig, wie preußische Geheimräthe und fürchtet sich doch. Das Tageslicht hat ihn noch nicht gesehen, und nur einzelne Vertraute genießen die Ehre, ins verschlossene Zimmer vor den bebenden Herrn gerufen zu werden. Solche muthige Käutze müssen unsere Sache natürlich beim Volke auf den Strumpf bringen. Meines Erachtens sind die demokratischen Pfuscher noch weit gefährlicher als alle Kosacken, Kroaten und deutsche Angestammte; ihre Pfuscherei ist schuld, daß wir jetzt im Kothe stecken. Zum Schluß noch ein Wort über den gegen meine Korrespondenz Ihnen eingesendeten akademischen Versuch in Nr. 235 der N. Rh. Ztg. Er ist in jedem Satz ein Beleg für all das, was ich Ihnen über hier geschrieben. Zu diesem Behufe haben Sie ihn auch gewiß nur abdrucken lassen. Die Mattherzigkeit, der Liliputaneraufschwung, die Unentrüstbarkeit, die ewige Redensartenfertigkeit, kurz wie ich gesagt habe, die flache, engbegrenzte, gebildete Bedeutungslosigkeit leuchtet überall hervor. Das hiesige Volk entrüstet sich darüber nicht, ich that's daher, weil ich's bei seinem Anblick nicht lassen konnte. Was die ohne Koller, Kanonen, Bier und Bänder sehr harmlosen Studenten, was Vaterlandsvereine, Bürgervereine, deutsche Vereine u. s. w. Politik treiben heißen, ist nichts, als die ledernste Commerage von der Welt, ohne Geist, Charakter und vor allem ohne Resultat. Was bedeutet es, daß die akademischen Burschen en masse das von aller Welt, meistens aber von Heulern besuchte Museum, eine Kneipe und Lesehalle, frequentiren? Doch genug, ich betrachte unsere Bestrebungen nie und nimmer von dem sächsischen Standpunkte der Gose, ich will Feuer und Flamme drin haben, Geist und Entschiedenheit, und davon ist hier am allerwenigsten etwas zu finden. Sachsen trägt vielmehr noch ganz den Urtyp von Deutschland, die matteste Erbärmlichkeit und Krähwinkelei * Wien, 2. März. Schon wieder eine Kundmachung! Sie ist diesmal vom Gemeinderath ausgegangen und sichert den Denunzianten Straflosigkeit und Prämien zu. Sie lautet: „Seine Excellenz der Herr Militär- und Civilgouverneur haben den Gemeinderath der Stadt Wien beauftragt, in seinem Namen zu erklären, daß demjenigen, welcher sich an einem gegen das Militär unternommenen Attentate mitschuldig gemacht und die andern Mitschuldigen anzeigt, nebst der in dem Plakate vom 24. Februar l. J. zugesicherten Belohnung von 200 bis 500 fl. C.-M., auch die volle Straflosigkeit zukommen solle, wenn demselben nicht die Anstiftung dieses Verbrechens oder die unmittelbare Theilnahme an der vollbrachten oder versuchten That zur Last fällt. Was hiermit ungesäumt zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Vom Gemeinderathe der Stadt. Wien, am 28. Februar 1849.“ Den Standrechtsbestien ist's nicht ganz geheuer, daß sie in Ferrara eine so große Kontribution erpreßt haben. Die „Wiener Zeitung“ muß daher die Sache in nachfolgender Weise darstellen: „Auf den über die Verwendung dieser Summe (der in Ferrara gebrandschatzten 206,000 Lire) erstatteten Vortrag des Ministerrathes haben Se. Maj. zu genehmigen geruhet, daß dieselbe sogleich zur Verfügung Sr. Heil. des Pabstes gestellt werde, um hierdurch dem rechtmäßigen Herrn der Stadt Ferrara den unzweideutigsten Beweis zu liefern, daß die dorthin von den k. k. Truppen unternommene Expedition nur von den gerechtesten und uneigennützigsten Absichten geleitet und allein durch die Nothwendigkeit herbeigeführt war, die wohlverdiente Strafe über eine Stadt zu verhängen, welche eben so ihre Pflichten gegen die legitime Regierung als die Gebote des Völkerrechts und der Menschlichkeit verletzt hatte.“ Gestern sind 2600 Kroaten, 1 Eskadron Kavallerie und 2 Raketenbatterien hier eingerückt, die in Ungarn bei der großen Armee entbehrlich, wieder hierher in ihre frühere Garnison rückkehrten. Außerdem wird noch eine starke Abtheilung Rothmäntler und zwei Bataillons Linieninfanterie, erwartet. In der letzten Zeit, besonders an Sonntagen, hatte an mehreren Orten des Stadtgrabens und des Glacis das Steinwerfen von Knaben, die sich gegenseitig Schlachten lieferten, derart überhand genommen, daß sich die Sicherheitsbehörde genöthigt fand, diesem Kriege Einhalt zu thun. Sämmtliche Streifpatrouillen erhielten die geeigneten Weisungen. ‒ Der Agramer Bischof Honlik hat in einem Rundschreiben an die Pfarrer seiner Diözese den Satz aufgenommen: „Jeder Priester, der ein Freund dieses Jahrhunderts sei, wäre ein Feind Gottes.“ ‒ Nach dem „Figyelmezö“ soll eine Truppenmacht von 40,000 Russen durch Ungarn ziehen, um dem König von Neapel, als dem Bundesgenossen des Czaren, zu Hülfe zu eilen. 082 Heidelberg, 1. März. Unsere vormärzliche Polizeiregierung ist jetzt auf ein neues Mittel gekommen, um sich „in der öffentlichen Meinung zu befestigen“. Die Büreaukratie und das offizielle Spionirsystem reichen nicht mehr hin: die steifen Formen sind bei der Beaufsichtigung der „Umsturzpartei“ im höchsten Grade hinderlich, und man kann doch nicht die halbe Bevölkerung ohne Weiteres einstecken lassen. Unser „volksthümliches“ Ministerium hat daher neue Mittel und Wege ausfindig gemacht, um der Anarchie zu steuern, und zwar, seiner Natur nach, echt volksthümliche. Es soll nämlich allmählich durch „Vertraulichkeit“ und langsame Korruption die ganze reaktionäre Partei des Landes zu Denunzianten der demokratischen gemacht, und auf diese Weise ein nicht offizielles Spionirsystem organisirt werden, welches das ganze bürgerliche Leben umfaßt, dessen Fäden sich bis in die engsten Verhältnisse des Privatlebens hineinziehen. Hören Sie nur, was unser liberaler Minister Bekk in seinen Circularen in dieser Beziehung anordnet. Nachdem zuerst in gewohnter Weise die Gefahren geschildert sind, welche dem Lande durch die neue Organisation der demokratischen Partei in die sogenannten „Volksvereine“ drohen, fährt Hr. Bekk fort: „Alle, die es mit dem Wohl des Landes ehrlich meinen, werden sich daher verpflichtet finden, einem solchen anarchischen Bestreben mit allen ihnen zu Gebote stehenden erlaubten (d. h. von Bekk erlaubten) Mitteln entgegenzuwirken. Die Amtsvorstände werden angewiesen, die Ortsvorgesetzten und andere einflußreiche Einwohner ihrer Bezirke auf die Lage der Sache und auf die Nachtheile und Gefahren (vorerst nur vertraulich) aufmerksam zu machen, (nichts Anderes?) und ihre moralische (!) Mitwirkung zur Verhinderung des drohenden Unheils in Anspruch zu nehmen. Wo gleichwohl Volksvereine der bezeichneten Art sich bilden, sind sie zu überwachen (s. §. x der Grundrechte) und es ist von allen bedrohlichen Erscheinungen u. s. w. Anzeige zu machen.“ In einem anderen Circulare, welches von neuen drohenden Putschen handelt, lautet es am Schluß: „Die Ortsvorstände haben nicht nur durch die Gensd'armen und Polizeidiener, sondern auch durch andere vertraute Bürger von Allem, was in dieser Beziehung vorgeht oder droht, sich möglichst genaue und schnelle Kenntniß zu verschaffen u. s. w.“ Jede Bemerkung ist hier überflüssig; die Sache redet durch sich selbst. Nur darauf möchten wir aufmerksam machen, daß wir Hrn. Bekk die Ungerechtigkeit nicht zutrauen, daß er den „guten Bürgern“ die Dienste der Gensd'armen und Polizeispione auftrage, ohne sie dafür, gleich diesen, entsprechend zu honoriren. Hierzu hat Hr. Bekk gewiß zu viel Rechtsgefühl, was wir schon aus seinen Begriffen von „erlaubten Mitteln“ schließen würden. Jedenfalls schweigt die Geschichte von den „vertraulichen“ Mittheilungen, welche vom Ministerium des Innern an die „anderen vertrauten Bürger“ zurück gelangen; und nur wenn einmal ‒ durch Zufall ‒ gewisse „eiserne Schränke“ geöffnet werden sollten, welche mehr als Papiere enthalten, dürften die inneren psychologischen Motive mancher „echt deutschen und vaterländischen“ Gesinnung an den Tag kommen. In einem dritten Rundschreiben (Herr Bekk ist unermüdlich) ist die Rede von beabsichtigten Sturmpetitionen zur Auflösung der Kammern. Ihren Lesern wird vielleicht schon bekannt sein, daß im vorigen Monat unsre Kammer zur Berathung veranlaßt wurde über 40,000 Petitionsunterschriften, welche ihre Auflösung, und etwa 8000, welche ihre Beibehaltung verlangten. Aus diesen Zahlen schloß die hohe Kammer, diesmal noch von ihren alten Herren Mathy, Bassermann und Soiron unterstützt, auf höchst scharfsinnige Weise, daß die Majorität des Volkes für die Beibehaltung der Kammer sei; sie beschloß, diesem Wunsche des Volkes nachzugeben, und hat diesen Beschluß bis jetzt mit todesmuthiger Diätenverzehrung ausgeführt. Auch Hr. Bekk stimmt mit der Kammer überein, und meint, „daß die öffentliche Ordnung in große Gefahr gerathen müßte, wenn im gegenwärtigen Augenblicke, wo in Folge der (welcher?) aufrührerischen Bewegung noch Alles so sehr erschüttert ist, allgemein neue Wahlen vorgenommen würden. Er fürchtet nun, daß man diesen Zweck jetzt durch Sturmpetitionen zu erreichen beabsichtige (uns ist freilich von derartigen Absichten nichts bekannt, das thut aber nichts zur Sache) und meint, daß solche Versuche „zu schweren Konflikten führen mußten“, deren Folgen „unheilvoll“ sein könnten (das meinen wir auch). „Darum“, fährt Hr. Bekk fort, „ist es Pflicht jedes redlichen Freundes gesetzlicher Freiheit und Ordnung, das Unglück, welches durch ihre (wessen?) irregeleitete Menge hervorgerufen werden könnte, so viel an ihm liegt, abzuwenden. Die Amtsvorstände werden hierauf aufmerksam gemacht, damit dieselben 1) durch vertrauliche Belehrung und durch Benehmen (!) mit Bürgermeistern und anderen wohlgesinnten einflußreichen Männern entgegenwirken, wenn versucht werden sollte, Angehörige ihrer Bezirke zu solchen Sturmpetitionen zu verleiten, und 2) daß sie von Allem, was in dieser Beziehung in ihren Bezirken vorgeht, unmittelbar hierher sogleich Anzeige machen.“ Jetzt aber kommt das Beste, nämlich die Organisation dessen, was in dem ersten Schreiben nur als dunkler Wunsch ausgesprochen war. „In vielen Bezirken des Landes haben sich Freunde der gesetzlichen Freiheit und Ordnung zu sogenannten vaterländischen Vereinen verbunden, um dem wühlerischen Treiben der Unzufriedenen entgegenzuwirken. Wo solche Vereine bestehen oder sich noch bilden, werden sie ihre Wirksamkeit zu dem bezeichneten Zwecke gerne eintreten lassen, wenn ihre Mitglieder von der Lage der Sache vertrauliche Kenntniß erlangen.“ Wir überlassen es dem Scharfsinne unserer Leser, zu entscheiden, ob die vaterländischen Vereine (welche freilich schon früher bestanden, deren auffallende Vermehrung und erneuerte Thätigkeit aber gerade in die Zeit zwischen dem ersten und letzten Bekk'schen Schreiben fällt) dem liberalen Minister nur wie ein Deus ex machina glücklich dazwischen kommen, oder ob nicht vielmehr das System der „Vertraulichkeit“ bis dahin schon gute Früchte getragen hat, so daß die vermehrten, verstärkten und auf's Neue regsamen „vaterländische Vereine“ nur das Fleisch gewordene Wort des Hrn. Bekk sind. Der Plan liegt also, wie gesagt, ganz offen vor: es soll ein großartiges Denunziantensystem vermittelst Korruption organisirt werden, welches nur auf „vertraulichem Wege“, wie ein schleichendes Gift, in das ganze Leben eindringen soll; es soll das Volk durch das Volk bekämpft, und Alles, was auf Denunziationen hin nicht zur Haft zu bringen ist, durch Tücke und Mißtrauen demoralisirt werden. Gegen dergleichen schützen keine Grundrechte und keine sonstigen Gesetze. Solchen Niederträchtigkeiten gegenüber hat die demokratische Partei keine Wahl, als auch ihrerseits alle erlaubten, d. h. all kräftigen und wirksamen Mittel in Anwendung zu bringen um zum Siege zu gelangen. Ungarn.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 239. Köln, 7. März 1849, S. 1322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz239_1849/2>, abgerufen am 27.04.2024.