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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849.

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das Band der Einheit unter allen Söhnen des Vaterlandes, und Deutschland ist noch nicht verloren.

Die permanente Commission des vereinigten Volks-, Bürger- und Humanitätsvereins."

(M. Z.)
* Frankfurt, 14. Mai.

National-Versammlung.

Beginn der Sitzung um 10 Uhr.

Mehrere Reaktionäre zeigen ihren Austritt an; darunter die beiden Vertreter des Herzogthums Limburg.

Der Reichsverweser läßt der Versammlung anzeigen, daß er mit der Bildung des neuen Ministeriums soweit vorgeschritten gewesen sei, um dessen Personen heute dem Hause zur Anzeige bringen zu können. Da ihm jedoch eine telegraphische Depesche von Berlin einen Kommissär der preußischen Regierung mit wichtigen Mittheilungen angekündigt habe, so will er die Ernennung bis nach dem Empfange dieser Mittheilungen vertagen, und ersucht das Haus, sich diesen Aufschub gefallen zu lassen.

Die Mißhandlungen -- ja todtlichen Verwundungen -- deren sich die östreichischen, hier garnisonirenden Soldaten gestern Abend an verschiedenen Bürgern schuldig gemacht, geben Veranlassung zu mehreren dringlichen Anträgen.

Der Präsident hat Erkundigung über den Hergang einziehen wollen, aber den erkrankten Kriegsminister Hrn Peucker ohne Meldung von dem Vorgefallenen gefunden. (Pfui! Pfui! von der Linken) Von Seiten des Stadtkommandanten dagegen wird folgendes Schreiben verlesen:

Herr Präsident!
Die beklagenswerthen Excesse, welche gestern Abend in hiesiger Stadt vorgekommen sind, haben das Reichsministerium veranlaßt, das Oberkommando der hier versammelten Reichstruppen und mich selbst mit der sofort anzustellenden genauesten Untersuchung zu beauftragen. Es sind demzufolge die zweckdienlichen Schritte ohne Verzug geschehen, und wenn dieselben in diesem Augenblicke noch kein Resultat gegeben haben, so liegt dies einzig in der Kürze der Frist, die bisher dazu verwendet werden konnte.
Ich beeile mich, Ihnen Hr. Präsident, auf Verfügung des Oberkommandos zur vorläufigen Beruhigung hiervon ergebenst Mittheilung zu machen.
Frankfurt, 14. Mai 1849.
Deetz, Major und Kommandant.

Schlöffel stellt folgenden dringlichen Antrag:

In Erwägung, daß am gestrigen Tage mehrere wehrlose Bürger von Soldaten gefährlich verwundet worden und daß angeblich einige dieser verwundeten Bürger bereits an den erhaltenen Wunden verstorben sind; daß nach der öffentlichen Meinung die Verwundungen in öffentlichen Schenklokalen von bewaffneten Soldaten außer Dienst an wehrlosen Civilpersonen verübt worden sind; daß trotz der herbeigerufenen starken Patrouille der Friedensstörer nicht verhaftet worden ist, sondern frei ausgegangen sein soll; daß in diesem Verfahren ein die gesellschaftliche Sicherheit aufs höchste gefahrdender Mißbrauch enthalten ist; -- in Erwägung, daß eine Verordnung den Civilpersonen das Tragen von Waffen untersagt und wo solches stattfindet, dergleichen Civilpersonen dem Militär als zur Verfolgung bezeichnet worden sind; daß bei dem Mangel gesetzlichen Schutzes, wie er sich gestern manifestirt hat, die Bürger völlig wehrlos jedem Angriffe roher Gewalt ausgesetzt sind; in Erwägung, daß Verwundungen und der Tod mehrerer Civilpersonen ihren Grund in einer rothen Halsbinde, welche eine Civilperson getragen hat; -- daß dieser Crawall unter den Augen und von Werkzeugen der stark ausgerüsteten provisorischen Centralgewalt verubt worden ist; -- in Erwägung, daß zu Freiheitsverkümmerungen und Gewaltakten, wie sie hierorts stattgefunden haben, kein deutsches Gesetzbuch noch weniger Grundrechte und Verfassung berechtigen, und daß endlich alle Mitglieder dieser Versammlung ohne Unterschied der politischen Parteistellung Gefahren ausgesetzt sind, erklärt die National-Versammlung die Sicherheit ihrer Berathungen und Personen in Frankfurt und Umgegend so lange gefährdet, als die Garnison verfassungsfeindlicher Regierungen hier Dienste leistet und beschließt: die sofortige Verlegung der hiesigen Garnison und Heranziehung von Truppen aus einer deutschen Provinz, deren Regierung das Militär auf die Verfassung bereits verpflichtet hat."

(Unterstützt von Zimmermann aus Stuttgart und 13 Genossen).

Ein anderer Antrag Nauwercks, Wigards und Genossen dringt ellenfalls auf Entfernung der verfassungsfeindlichen Truppen und Jucho beantragt sofortige Entfernung der östreichischen Truppen und ihre Entsetzung durch verfassungsfreundliche Truppen.

Die erste Abstimmung über die Dringlichkeit bleibt zweifelhaft. Es wird mit Zetteln abgestimmt. Für die Dringlichkeit sind 147, gegen sie 147; folglich ist die Dringlichkeit abgelehnt.

Schlöffel beschwört die Versammlung, Angesichts solcher Gefahren von der geschriebenen Satzung abzugehen, und Angesichts der in Deutschland allenthalben herrschenden Willkür sich zu erinnern, daß sie Männer seien, auf welche Europa blicke. Man möge dem Präsidenten die Entscheidung anheimgeben.

Präsident erklärt dies nach der Geschäftsordnung für unzulässig.

Löwe von Calbe beantragt, die Sitzung bis 4 Uhr zu suspendiren und alsdann den Kriegsminister zum Erscheinen aufzufordern.

Dieser Antrag wird angenommen.

Simon von Trier stellt den Zusatzantrag, daß der Dreißiger-Ausschuß bis 4 Uhr seinen Bericht über die obigen Anträge erstatte.

Mit 168 gegen 133 Stimmen abgelehnt.

Jordan (von Berlin) verlangt, da von den Terrorisirungsversuchen der Gallerie etc. im stenographischen Bericht die Rede sei, es solle im amtlichen Protokoll erwähnt werden, daß während der Abstimmung über die Dringlichkeit des Schlöffel'schen Antrags dreimal von der Gallerie herab ein Abgeordneter aufgefordert worden, sich zu erheben. (Links: Namen!) Es war der Abg. Cnyrim.

Schlöffel: Das beweist, daß die Gallerie mehr Verstand hat, als der Abg. Cnyrim!

Präsident Reh verweist Schlöffel wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.

Eine zweite Thatsache, deren Jordan im Protokoll erwähnt zu sehen wünscht, ist die, daß, als er für die Dringlichkeit des Antrags sich erhoben, einer von der Linken ihm zugerufen: "Das ist eine schöne Gesellschaft mit Herrn Jordan an der Spitze!" (Links: Wer war das?)

Jordan: Es war Herr Wesendonck!

Schlöffel: Er hat Recht gehabt!

Der Präsident bemerkt, er sei nicht im Stande, allen Ausbrüchen der Leidenschaft vorzubeugen; er bitte aber die Versammlung, für die nächsten Tage, wo brennende Fragen zu berathen sein würden, Ruhe und Mäßigung zu bewahren; dann werde auch die Gallerie sich keine Unziemlichkeiten mehr erlauben. Er werde übrigens bei wiederholten Ruhestörungen die Gallerie räumen lassen.

Simon von Trier: Nachdem die Versammlung den blutigen Terrorismus nicht für dringend erachtet habe, werde Herr Jordan vergeblich den Schein des Terrorisirens auf eine andere Seite zu wälzen suchen. Er (Simon) habe allerdings Herrn Cnyrim zugerufen, aber nicht um ihn zu terrorisiren, und gegen Herrn Jordan habe Herr Wesendonck geäußert: Seht da Herrn Jordan, der voriges Jahr in Berlin die provisorische Regierung proklamiren wollte!

Wesendonck bestätigt dies mit der Bemerkung, es sei der natürliche Ausdruck seines Unwillens über die Gesellschaft gewesen. (Rechts: Zur Ordnung!)

Der Präsident erklärt sodann, daß die Sitzung bis 4 Uhr suspendirt sei.

Der Dreißiger-Ausschuß hat sich auf Einladung seines Präsidenten Raveaux unmittelbar zu versammeln. Zu Schriftführern der Nationalversammlung wurden die Abgeordneten v. Raumer, v Dinkelsbühl mit 166 und Simson von Stargard mit 154 Stimmen gewählt.

Wiesbaden, 12. Mai.

Heute übergab die Regierung der Kammer ein Schreiben des Reichskriegsministers v. Peucker, worin die Beeidigung des Militärs auf die Reichsverfassung abermals verweigert wird. Es führte diese traurige Mittheilung zu äußerst heftigen Debatten, unwillkürlich wurden die einzelnen Redner zur größten Leidenschaftlichkeit hingerissen. Lang beantragte, daß trotz dieser Erklärungen von Reichsministerium und Regierung der Kammerbeschluß aufrecht erhalten werden soll, andernfalls der Regierung kund zu geben, daß sie das Vertrauen des Landes nicht mehr besitze. Ein Amendement der Abgeordneten Rath, Snell und Müller II. zu diesem Antrage ging dahin, daß die Regierung heute noch die Verfügung zur Beedigung erlassen möge. Diese Anträge blieben jedoch in der Minderheit, da ein Antrag des ministeriellen Herrn Großmann durchging, der die Sache in eine Commission, mithin auf den Weg der unergründlichen deutschen Gründlichkeit verwiesen haben will. Die Gährung in unserm Lande wird durch das Bekanntmachen solcher Erklärungen und Beschlüsse sich wahrlich nicht vermindern; schon drohen von Seiten des Volkes, des verspotteten und verhöhnten, nun aber erwachten Volkes ganz andere Maßregeln.

068 Kaiserslautern, 12. Mai.

Heute ist vom Landesausschuß eine Bekanntmachung über die Organisation der pfälzischen Wehrmannschaft veröffentlicht. Es heißt darin:

"1. Die gesammte Wehrmannschaft der Pfalz wird in 3 Aufgebote abgetheilt:

a) in die bewegliche oder Mobilgarde (1tes Aufgebot);
b) in die bleibende Wehrmannschaft (2tes Aufgebot), welcher zunächst die Vertheidigung des eigenen Hauses und Heerdes obliegt;
c) in Reserve (3tes Aufgebot).

2. Jeder waffenfähige ledige Pfälzer bis zum 30. Jahre hat sofort in die bewegliche Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, wenn auch vorläufig nur mit gerade gemachten Sensen, und sogleich zu exerziren.

3. Jeder waffenfähige ledige Mann vom 30. bis 40. Lebensjahre, und jeder waffenfähige verheirathete Mann bis zum 40. Jahre hat in die bleibende Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, und zu exerziren.

4. Jeder waffenfähige Mann vom 40. bis 60. Jahre hat in die Reserve einzutreten, sich ebenfalls zu bewaffnen und zu exerziren.

5. Jeder Pfälzer der in die 3 Abtheilungen gehört, ist persönlich verantwortlich für seinen Eintritt in die Wehrmannschaft.

6. Jeder waffenfähige Mann ist verbunden, auf die erste Aufforderung des Oberkommandanten der pfälzischen Volkswehr gerüstet zu erscheinen.

7. Jeder Bürgermeister ist persönlich verantwortlich für die Bekanntmachung und den Vollzug dieser Anordnung, sowie überhaupt für die Bekanntmachung und den Vollzug jeder Anordnung und Aufforderung, welche von dem Landesausschuß an die Bürgermeisterämter wird erlassen werden.

Kaiserslautern, den 12. Mai 1849.

Der Landesausschuß, Gez. R. Schmitt. Schmidt, Not. Greiner. Hepp. H. Didier."

Ungarn.
Wien, 11. Mai.

Aus der "Pesther Zeitung" entlehnen wir folgendes Edikt:

"Ich, Ludwig Kossuth, gemäß dem Befehle der Nation Gouverneur-Präsident von Ungarn und allen dazu gehörigen Ländern, Theilen und Provinzen, gebe hiermit allen Jurisdiktionen etc. kund und zu wissen, daß ich betreffs der provisorischen ministeriellen Staatsregierung und der Regierungsverfassung der Nationalversammlung folgende Unterbreitung und resp. Berichterstattung überreicht habe. An die Nationalversammlung. Ich halte es für meine Pflicht anzuzeigen, daß ich kraft der mir vom Reichstage übertragenen Gewalt folgende Männer zu Ministern ernannt habe: Inneres und Präsidentschaft Barthol. Szemere, Auswärtiges Graf Kasimir Batthyany, Finanzen Duschek, Kommunikationen Csanyi, Cultus der Csanader Bischof Michael Horvath, Justiz Vukovics, Krieg und Handel wird später angezeigt. Hinsichtlich der künftigen Regierungsform wird die Nationalversammlung entscheiden."

Obige Ernennungen wurden der Nationalversammlung am 1. Mai unterbreitet und von derselben am 2. Mai bestätigt. Bem wurde zum Feldmarschallieutenant ernannt und erhielt den ersten ungarischen Verdienstorden. -- Nach dem letzten Berichte vom 6. Mai Nachmittags 4 Uhr war Ofen durch 28 Stunden bombardirt und bereits Bresche geschossen worden. Die ungarischen Batterien standen auf dem Adler-, Schwaben- und Blocksberg. Die Husaren haben die ganze Stadt Ofen besetzt. Das Bombardement Pesth's von Seiten Ofen's hatte bereits am 4. Mai mit der gröbsten Gattung von Wurf- und Belagerungsgeschütz begonnen, und namentlich hat die Donauzeile stark gelitten. Am 6. Mai Nachmittags hatte das Bombardement Pesth's aufgehört und Görgey wurde vom Regierungskommissar Iranyi beauftragt, einen Parlementär nach Ofen zu senden und die Besatzung aufzufordern, die Beschießung Pesth's einzustellen, widrigenfalls die ganze Besatzung bei der erfolgenden Einnahme der Festung über die Klinge springen würde.

Wir erhalten heute Auszüge aus magyarischen Zeitungen. Der Pesti Hirlap vom 4. Mai enthält eine Verordnung des bevollmächtigten Commissars in Pesth, Daniel Iranyi, daß aus allen Siegeln der Doppeladler und jedes auf die Herrschaft Oestreichs sich beziehende Abzeichen oder Bild, sowie die Krone über dem Wappen wegzubleiben haben; das amtliche Wappen der ungarischen Herrschaft ist das ungarische Wappen ohne Krone.

Iranyi verkündigt in einem Aufruf vom 2. Mai, daß der Landtag zu den bereits bewilligten und größtentheils gestellten 200,000 Mann eine Verstärkung von 50,000 Mann bewilligt habe.

Bem hat an die Szekler eine Proklamation erlassen, worin er alle Familienhäupter vom 26. bis 40. Jahr auffordert, in Maros Vasarhely zu erscheinen, wo sie in vier Bataillone eingetheilt und, durch seine Truppen unterstützt, in den Besitz der eroberten Länder eingesetzt werden sollen. Den Vorzug haben Jene, die sich schnell melden; denn wie eine Compagnie beisammen ist, wird zur Besitzergreifung geschritten. Die Vertheilung der Ländereien geschieht durch eine Kommission, die von den Szeklern selbst gewählt werden soll.

Die "Presse" macht darauf aufmerksam, daß das Document, wonach der Kaiser den Oberbefehl der Armee übernimmt, von keinem Minister gegengezeichnet ist.

* Preßburg, 10. Mai.

Der Standrechtskaiser ist diesen Morgen hier eingetroffen. Ihm folgten: Schwarzenberg und der russische General v. Berg.

Aus Oestreichisch-Schlesien vom 8. Mai wird dem "Const. Bl. a. B." geschrieben:

"Weiteren Nachrichten über das Gefecht bei Budatin und Warin in der Slovakei zufolge, stand der k. k. Major Trenk mit 14 Kompagnieen Infanterie und 2 Kanonen in der Nähe der genannten Orte am rechten Ufer der Waag, wo er am 1. Mai von etwa 1000-1200 Magyaren am linken Flügel angegriffen ward, der sich an den Ort Warin anlehnte. Auch die Feinde hatten blos 2 Kanonen. Sie ließen dem Major nicht so viel Zeit, sich zu konzentriren, und demontirten ihm baldigst eine Kanone, während die andere durch Bruch der Laffette unbrauchbar wurde. Schon der erste Schuß der Magyaren riß 4 Mann nieder, und der Angriff war so heftig, daß die k. k. Truppe in Kürze mit Verlust von 40-50 Mann Todten und Verwundeten geschlagen war, und sich nach Jablunkau zurückzog. Hier befindet sich auch ein Theil von Bloudek's Leuten in elendem Zustande, ersterer selbst soll sich, wie man sagt, über Galizien nach Olmütz zurückziehen wollen.

Französische Republik.
12 Paris, 13. Mai.

Wenn mir gestern die Wahl gestellt worden wäre, ob ich Präsident der Republik, Präsident des Ministeriums, oder Präsident der Nationalversammlung sein wollte, ich hätte ohne Anstehen den letzten Posten gewählt. Marrast war wieder der Mann, der die ganze Position einen Augenblick in Händen hatte. O, wie Recht haben die Rothen, daß sie alle Verbindung mit der Partei des National rücksichtslos abweisen. Marrast hatte ßch, wie man weiß, mit Changarier verworfen, weil Changarnier sich geweigert, dem Befehle des Hrn. Marrast nachzukommen und 2 Bataillone zum Schutze der Nationalkammer verabfolgen zu lassen. Neben dieser Weigerung kommt nun noch der Tagesbefehl Changarnier's an die Armee, worin er geradezu die Majorität der Kammer denunzirt. Nun kommt endlich noch dazu der Brief Louis Napoleons, den der honette Barrot dem erstern in die Feder diktirt hatte, damit die Verantwortlichkeit des Minister-Präsidenten gänzlich unangetastet bleibe, und Napoleon allein mit der Expedition von Civita-Vecchia belastet würde. Die drei Präsidenten waren im Spiele: die Sache stand gut. Die Bourgeoiseitelkeiten lagen sich in den Haaren. Aber, o Unglück, Barrot's Kopf ist Stahl und Marrast hat struppiges Haar und Napoleon trägt einen Zopf. Marrast und Barrot verständigten sich mittelst einer Note, die im Moniteur erscheinen sollte. In der Nacht trat Napoleon dazwischen mit seiner Dummheit, um das Einrücken dieser Note zu verhindern, und das Einverständniß der beiden Schurken zu vereiteln. Die Dummheit trat als Retterin auf: die Note erschien nicht und Barrot gab seine Entlassung. Die Dummheit Napoleon's, das ist nicht die tapfere Dummheit; es ist nicht die Dummheit, die Stich hält. Es ist die Dummheit des Ochsen, der scheu wird. Die Note mit der Rechtfertigung Changarnier's ist heute im Moniteur erschienen, und Marrast und Barrot treten Arm in Arm in die Nationalversammlung.

Wie die Bourgeois gestern noch den revolutionären Tanz aufführten: wie sie sprachen vom Hinabsteigen in die Straßen! Die Proletarier verhöhnten sie und äußerten ganz laut: "Wenn ihr Bourgeois in die Straße hinabsteigt, so müßt ihr in den Straßen bleiben." Sie zogen vor in den Häusern zu bleiben; denn, wenn der National in die Straße steigt, so führt für ihn kein Weg mehr nach dem Stadthause: er muß unterkommen in der Straße, wie die Juni-Insurgenten, wie die 90,000 Mann, die ihm, den Weg zum Stadthaus angebahnt hatten, und zur Belohnung kriegsrechtlich verurtheilt wurden.

Und doch ist's die Dummheit Napoleon's, die das Volk retten wird. Gewiß, die Franzosen, die aufs Geradewohl einen Napoleon zum Präsidenten haben wollten, werden unter den 700 Repräsentanten, die sie jetzt im Begriffe sind zu wählen, die wahren Napoleons, die Napoleons, die in Italien 1796 eingerückt sind, herausfinden. Diese Napoleons befinden sich nun einmal nicht mehr in der Napoleonischen Race, und dies zeigen offenbar die zu Tage brechenden Enthüllungen im "Zehnten Dezember," dem offiziellen Blatte Louis Napoleons. Die Race der Prinzen ist nun einmal verurtheilt, zu verkommen, und elendig, scrofulos unterzugehen, und Napoleons Race ist von diesem Gesetz nicht ausgenommen. "Napoleon-Jerome, heißt es in Louis Napoleons Blatte, hat mit dem Berge für den Anschlag gestimmt, den Präsidenten sofort in den Anklagezustand zu versetzen. Wir begreifen, wie ein feuriger, jugendlicher Kopf sich hätte hinreißen lassen können, die Rolle des Brutus zu spielen. Aber war es wirklich die politische Leidenschaft, welche Napoleon-Jerome hingerissen hat? Ist dieser unerbittliche Montagnard derselbe Mann, der vor der Februarrevolution, vor 18 Monaten noch von der Regierung Louis Philipp's eine Pension von 150,000 Fr. Renten für seinen Vater verlangte, von denen 50,000 Fr. auf ihn, den Sohn, übergehen sollten? Ist dieser Montagnard derselbe Mann, der außer der Rente noch den Pairstitel beanspruchte? Ist es wirklich der Sohn jenes Mannes, der am 24. Februar sich in den Tuilerien befand und den König Louis Philipp flehentlich bat, ja nicht nachzugeben? Ist endlich Napoleon Jerome derselbe Mann, der seit seinem Eintritt in die Kammer beständig mit Herrn Thiers gestimmt hat? der später sich herabließ, bei seinem Vetter um die Gesandtschaft von London, dann die von Spanien nachzusuchen? Wahrlich wir begreifen diese Dualität nicht, die unter demselben Namen einen eifrigen Montagnard und einen ganzen Reaktionär vereint!"

Zwei Napoleon's finden sich auf solche Weise enthüllt, und so geht es mit den Uebrigen, welche sich gegenseitig zur Zeit enthüllen werden. Die Stimmzettel werden abgegeben mit dem Rufe: nieder mit dem Ministerium. Die Straßen sind schwarz mit Arbeitern und Soldaten besäet, die alle rufen: Nieder mit dem Ministerium. Auf den Sack schlägt man, und den Esel meint man. Um Napoleon ist's geschehen, und mit dem Falle des Esels fällt mit Sack und Pack die ganze "honnette" Bourgeoisie.

Paris, 14. Mai.

Hier in Paris verlief der Wahltag ohne die geringste Störung. Ob dies auch in den Departements geschehen, wird uns wohl heute der Telegraph berichten. Für die Nachzügler ist eine Nachfrist gestattet, die um vier Uhr abläuft. Mit dem Schlage 4 Uhr wird das Skrutin geschlossen und alle Stimmkasten wandern in das Rathhaus, behufs Enthüllung der Stimmzettel.

Vor Morgen Abends läßt sich schwerlich auch nur ein annäherndes Resultat bestimmen. Haben, wie vorauszusehen, die siebenzigtausend Sozialisten oder Kommunisten, die Paris einschließt, wie Ein Mann gestimmt, so ist trotz der Insinuationen der heutigen konservativen Morgenblätter ihr Sieg sicher.

-- Die Wahlagitation unter dem Militär ist eher im Wachsen als Abnehmen. Die Journale aus Bordeaux und dem übrigen mittäglichen Frankreich bringen uns neue Krawalle, von denen sich die ernstesten zu Blaye und Chalons a. d. S. zutrugen. Auch in Paris gährt es in der Garnison täglich stärker. Die "Republique" bringt heute eine namentliche Liste von Soldaten mehrerer Regimenter, die wegen sozialistischer Propaganda forttransportirt wurden. Man sieht allmählig ein, daß das berüchtigte Unteroffizierbankett vom März doch kein bloßer Puff war.

-- "La Vraie Republique" meldet: "Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß im Kriegsministerium Berichte einliefen, laut welchen die Wahlen im Heere meist roth ausfielen."

-- Aus Rom reichen unsere Posten bis zum 5. Mai. Der Moniteur besitzt dagegen Depeschen vom 8. Mai, aus denen er jedoch nur folgende vage Sätze mittheilt:

"Palo, den 8. Mai.
Die 3. Brigade und das 16. leichte Infanterieregiment sind glücklich gelandet. Die numerische Stärke des Expeditionskorps ist jetzt sehr hinreichend, um die moralische Macht (ascendant), die Frankreich im hiesigen Lande ausüben muß, zu bewahren. Von morgen ab werde ich vorrücken und eine Stellung einnehmen, von welcher ich die West-Zone der Stadt beherrsche. Ich bin stark etablirt in Fumirino. Die Moral und der Gesundheitsstand der Truppen lassen nichts zu wünschen übrig. Mit Ausnahme von etwa dreißig Verwundeten, hat die römische Regierung keinen einzigen Soldaten, ja keinen Tornister mehr im Besitz."

Der "National" sagt von obiger Depesche mit beißender Ironie: "Nach dem unvergleichen Bülletin, welches den beklagenswerthen Vorfall vor Rom in ein militärisches Ereigniß umschuf, das den glänzendsten Thaten des Kaiserreichs gleichzustellen, kennen wir nichts Erbärmlicheres als die Hartnäckigkeit Oudinot's oder der Regierung (denn wer weiß, welche Hand diese Bülletins auszieht) mit welcher sie die Behauptung in Zweifel ziehten: daß sich noch Franzosen in den Händen der Römer als Gefangene befänden. Weiß denn nicht alle Welt, daß Oudinot das lombardische Bataillon gegen unsere in den Weinbergen vor Rom gefangenen braven Soldaten längst auswechselte. Wen will man also hinter das Licht führen?"

-- Die zahlreichen Verfolgungen gegen den Peuple steigern den Absatz dieses Blattes bis in's Fabelhafte. Man versichert uns, daß derselbe jetzt zwischen 80 und 90,000 Exemplare täglich beträgt.

-- Considerant richtet in seiner "Democratie pacifique" eine salzige Epistel an den Präfekten Rebillot, die unstreitig zu den pi-

das Band der Einheit unter allen Söhnen des Vaterlandes, und Deutschland ist noch nicht verloren.

Die permanente Commission des vereinigten Volks-, Bürger- und Humanitätsvereins.“

(M. Z.)
* Frankfurt, 14. Mai.

National-Versammlung.

Beginn der Sitzung um 10 Uhr.

Mehrere Reaktionäre zeigen ihren Austritt an; darunter die beiden Vertreter des Herzogthums Limburg.

Der Reichsverweser läßt der Versammlung anzeigen, daß er mit der Bildung des neuen Ministeriums soweit vorgeschritten gewesen sei, um dessen Personen heute dem Hause zur Anzeige bringen zu können. Da ihm jedoch eine telegraphische Depesche von Berlin einen Kommissär der preußischen Regierung mit wichtigen Mittheilungen angekündigt habe, so will er die Ernennung bis nach dem Empfange dieser Mittheilungen vertagen, und ersucht das Haus, sich diesen Aufschub gefallen zu lassen.

Die Mißhandlungen — ja todtlichen Verwundungen — deren sich die östreichischen, hier garnisonirenden Soldaten gestern Abend an verschiedenen Bürgern schuldig gemacht, geben Veranlassung zu mehreren dringlichen Anträgen.

Der Präsident hat Erkundigung über den Hergang einziehen wollen, aber den erkrankten Kriegsminister Hrn Peucker ohne Meldung von dem Vorgefallenen gefunden. (Pfui! Pfui! von der Linken) Von Seiten des Stadtkommandanten dagegen wird folgendes Schreiben verlesen:

Herr Präsident!
Die beklagenswerthen Excesse, welche gestern Abend in hiesiger Stadt vorgekommen sind, haben das Reichsministerium veranlaßt, das Oberkommando der hier versammelten Reichstruppen und mich selbst mit der sofort anzustellenden genauesten Untersuchung zu beauftragen. Es sind demzufolge die zweckdienlichen Schritte ohne Verzug geschehen, und wenn dieselben in diesem Augenblicke noch kein Resultat gegeben haben, so liegt dies einzig in der Kürze der Frist, die bisher dazu verwendet werden konnte.
Ich beeile mich, Ihnen Hr. Präsident, auf Verfügung des Oberkommandos zur vorläufigen Beruhigung hiervon ergebenst Mittheilung zu machen.
Frankfurt, 14. Mai 1849.
Deetz, Major und Kommandant.

Schlöffel stellt folgenden dringlichen Antrag:

In Erwägung, daß am gestrigen Tage mehrere wehrlose Bürger von Soldaten gefährlich verwundet worden und daß angeblich einige dieser verwundeten Bürger bereits an den erhaltenen Wunden verstorben sind; daß nach der öffentlichen Meinung die Verwundungen in öffentlichen Schenklokalen von bewaffneten Soldaten außer Dienst an wehrlosen Civilpersonen verübt worden sind; daß trotz der herbeigerufenen starken Patrouille der Friedensstörer nicht verhaftet worden ist, sondern frei ausgegangen sein soll; daß in diesem Verfahren ein die gesellschaftliche Sicherheit aufs höchste gefahrdender Mißbrauch enthalten ist; — in Erwägung, daß eine Verordnung den Civilpersonen das Tragen von Waffen untersagt und wo solches stattfindet, dergleichen Civilpersonen dem Militär als zur Verfolgung bezeichnet worden sind; daß bei dem Mangel gesetzlichen Schutzes, wie er sich gestern manifestirt hat, die Bürger völlig wehrlos jedem Angriffe roher Gewalt ausgesetzt sind; in Erwägung, daß Verwundungen und der Tod mehrerer Civilpersonen ihren Grund in einer rothen Halsbinde, welche eine Civilperson getragen hat; — daß dieser Crawall unter den Augen und von Werkzeugen der stark ausgerüsteten provisorischen Centralgewalt verubt worden ist; — in Erwägung, daß zu Freiheitsverkümmerungen und Gewaltakten, wie sie hierorts stattgefunden haben, kein deutsches Gesetzbuch noch weniger Grundrechte und Verfassung berechtigen, und daß endlich alle Mitglieder dieser Versammlung ohne Unterschied der politischen Parteistellung Gefahren ausgesetzt sind, erklärt die National-Versammlung die Sicherheit ihrer Berathungen und Personen in Frankfurt und Umgegend so lange gefährdet, als die Garnison verfassungsfeindlicher Regierungen hier Dienste leistet und beschließt: die sofortige Verlegung der hiesigen Garnison und Heranziehung von Truppen aus einer deutschen Provinz, deren Regierung das Militär auf die Verfassung bereits verpflichtet hat.“

(Unterstützt von Zimmermann aus Stuttgart und 13 Genossen).

Ein anderer Antrag Nauwercks, Wigards und Genossen dringt ellenfalls auf Entfernung der verfassungsfeindlichen Truppen und Jucho beantragt sofortige Entfernung der östreichischen Truppen und ihre Entsetzung durch verfassungsfreundliche Truppen.

Die erste Abstimmung über die Dringlichkeit bleibt zweifelhaft. Es wird mit Zetteln abgestimmt. Für die Dringlichkeit sind 147, gegen sie 147; folglich ist die Dringlichkeit abgelehnt.

Schlöffel beschwört die Versammlung, Angesichts solcher Gefahren von der geschriebenen Satzung abzugehen, und Angesichts der in Deutschland allenthalben herrschenden Willkür sich zu erinnern, daß sie Männer seien, auf welche Europa blicke. Man möge dem Präsidenten die Entscheidung anheimgeben.

Präsident erklärt dies nach der Geschäftsordnung für unzulässig.

Löwe von Calbe beantragt, die Sitzung bis 4 Uhr zu suspendiren und alsdann den Kriegsminister zum Erscheinen aufzufordern.

Dieser Antrag wird angenommen.

Simon von Trier stellt den Zusatzantrag, daß der Dreißiger-Ausschuß bis 4 Uhr seinen Bericht über die obigen Anträge erstatte.

Mit 168 gegen 133 Stimmen abgelehnt.

Jordan (von Berlin) verlangt, da von den Terrorisirungsversuchen der Gallerie etc. im stenographischen Bericht die Rede sei, es solle im amtlichen Protokoll erwähnt werden, daß während der Abstimmung über die Dringlichkeit des Schlöffel'schen Antrags dreimal von der Gallerie herab ein Abgeordneter aufgefordert worden, sich zu erheben. (Links: Namen!) Es war der Abg. Cnyrim.

Schlöffel: Das beweist, daß die Gallerie mehr Verstand hat, als der Abg. Cnyrim!

Präsident Reh verweist Schlöffel wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.

Eine zweite Thatsache, deren Jordan im Protokoll erwähnt zu sehen wünscht, ist die, daß, als er für die Dringlichkeit des Antrags sich erhoben, einer von der Linken ihm zugerufen: „Das ist eine schöne Gesellschaft mit Herrn Jordan an der Spitze!“ (Links: Wer war das?)

Jordan: Es war Herr Wesendonck!

Schlöffel: Er hat Recht gehabt!

Der Präsident bemerkt, er sei nicht im Stande, allen Ausbrüchen der Leidenschaft vorzubeugen; er bitte aber die Versammlung, für die nächsten Tage, wo brennende Fragen zu berathen sein würden, Ruhe und Mäßigung zu bewahren; dann werde auch die Gallerie sich keine Unziemlichkeiten mehr erlauben. Er werde übrigens bei wiederholten Ruhestörungen die Gallerie räumen lassen.

Simon von Trier: Nachdem die Versammlung den blutigen Terrorismus nicht für dringend erachtet habe, werde Herr Jordan vergeblich den Schein des Terrorisirens auf eine andere Seite zu wälzen suchen. Er (Simon) habe allerdings Herrn Cnyrim zugerufen, aber nicht um ihn zu terrorisiren, und gegen Herrn Jordan habe Herr Wesendonck geäußert: Seht da Herrn Jordan, der voriges Jahr in Berlin die provisorische Regierung proklamiren wollte!

Wesendonck bestätigt dies mit der Bemerkung, es sei der natürliche Ausdruck seines Unwillens über die Gesellschaft gewesen. (Rechts: Zur Ordnung!)

Der Präsident erklärt sodann, daß die Sitzung bis 4 Uhr suspendirt sei.

Der Dreißiger-Ausschuß hat sich auf Einladung seines Präsidenten Raveaux unmittelbar zu versammeln. Zu Schriftführern der Nationalversammlung wurden die Abgeordneten v. Raumer, v Dinkelsbühl mit 166 und Simson von Stargard mit 154 Stimmen gewählt.

Wiesbaden, 12. Mai.

Heute übergab die Regierung der Kammer ein Schreiben des Reichskriegsministers v. Peucker, worin die Beeidigung des Militärs auf die Reichsverfassung abermals verweigert wird. Es führte diese traurige Mittheilung zu äußerst heftigen Debatten, unwillkürlich wurden die einzelnen Redner zur größten Leidenschaftlichkeit hingerissen. Lang beantragte, daß trotz dieser Erklärungen von Reichsministerium und Regierung der Kammerbeschluß aufrecht erhalten werden soll, andernfalls der Regierung kund zu geben, daß sie das Vertrauen des Landes nicht mehr besitze. Ein Amendement der Abgeordneten Rath, Snell und Müller II. zu diesem Antrage ging dahin, daß die Regierung heute noch die Verfügung zur Beedigung erlassen möge. Diese Anträge blieben jedoch in der Minderheit, da ein Antrag des ministeriellen Herrn Großmann durchging, der die Sache in eine Commission, mithin auf den Weg der unergründlichen deutschen Gründlichkeit verwiesen haben will. Die Gährung in unserm Lande wird durch das Bekanntmachen solcher Erklärungen und Beschlüsse sich wahrlich nicht vermindern; schon drohen von Seiten des Volkes, des verspotteten und verhöhnten, nun aber erwachten Volkes ganz andere Maßregeln.

068 Kaiserslautern, 12. Mai.

Heute ist vom Landesausschuß eine Bekanntmachung über die Organisation der pfälzischen Wehrmannschaft veröffentlicht. Es heißt darin:

„1. Die gesammte Wehrmannschaft der Pfalz wird in 3 Aufgebote abgetheilt:

a) in die bewegliche oder Mobilgarde (1tes Aufgebot);
b) in die bleibende Wehrmannschaft (2tes Aufgebot), welcher zunächst die Vertheidigung des eigenen Hauses und Heerdes obliegt;
c) in Reserve (3tes Aufgebot).

2. Jeder waffenfähige ledige Pfälzer bis zum 30. Jahre hat sofort in die bewegliche Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, wenn auch vorläufig nur mit gerade gemachten Sensen, und sogleich zu exerziren.

3. Jeder waffenfähige ledige Mann vom 30. bis 40. Lebensjahre, und jeder waffenfähige verheirathete Mann bis zum 40. Jahre hat in die bleibende Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, und zu exerziren.

4. Jeder waffenfähige Mann vom 40. bis 60. Jahre hat in die Reserve einzutreten, sich ebenfalls zu bewaffnen und zu exerziren.

5. Jeder Pfälzer der in die 3 Abtheilungen gehört, ist persönlich verantwortlich für seinen Eintritt in die Wehrmannschaft.

6. Jeder waffenfähige Mann ist verbunden, auf die erste Aufforderung des Oberkommandanten der pfälzischen Volkswehr gerüstet zu erscheinen.

7. Jeder Bürgermeister ist persönlich verantwortlich für die Bekanntmachung und den Vollzug dieser Anordnung, sowie überhaupt für die Bekanntmachung und den Vollzug jeder Anordnung und Aufforderung, welche von dem Landesausschuß an die Bürgermeisterämter wird erlassen werden.

Kaiserslautern, den 12. Mai 1849.

Der Landesausschuß, Gez. R. Schmitt. Schmidt, Not. Greiner. Hepp. H. Didier.“

Ungarn.
Wien, 11. Mai.

Aus der „Pesther Zeitung“ entlehnen wir folgendes Edikt:

„Ich, Ludwig Kossuth, gemäß dem Befehle der Nation Gouverneur-Präsident von Ungarn und allen dazu gehörigen Ländern, Theilen und Provinzen, gebe hiermit allen Jurisdiktionen etc. kund und zu wissen, daß ich betreffs der provisorischen ministeriellen Staatsregierung und der Regierungsverfassung der Nationalversammlung folgende Unterbreitung und resp. Berichterstattung überreicht habe. An die Nationalversammlung. Ich halte es für meine Pflicht anzuzeigen, daß ich kraft der mir vom Reichstage übertragenen Gewalt folgende Männer zu Ministern ernannt habe: Inneres und Präsidentschaft Barthol. Szemere, Auswärtiges Graf Kasimir Batthyany, Finanzen Duschek, Kommunikationen Csanyi, Cultus der Csanader Bischof Michael Horvath, Justiz Vukovics, Krieg und Handel wird später angezeigt. Hinsichtlich der künftigen Regierungsform wird die Nationalversammlung entscheiden.“

Obige Ernennungen wurden der Nationalversammlung am 1. Mai unterbreitet und von derselben am 2. Mai bestätigt. Bem wurde zum Feldmarschallieutenant ernannt und erhielt den ersten ungarischen Verdienstorden. — Nach dem letzten Berichte vom 6. Mai Nachmittags 4 Uhr war Ofen durch 28 Stunden bombardirt und bereits Bresche geschossen worden. Die ungarischen Batterien standen auf dem Adler-, Schwaben- und Blocksberg. Die Husaren haben die ganze Stadt Ofen besetzt. Das Bombardement Pesth's von Seiten Ofen's hatte bereits am 4. Mai mit der gröbsten Gattung von Wurf- und Belagerungsgeschütz begonnen, und namentlich hat die Donauzeile stark gelitten. Am 6. Mai Nachmittags hatte das Bombardement Pesth's aufgehört und Görgey wurde vom Regierungskommissar Iranyi beauftragt, einen Parlementär nach Ofen zu senden und die Besatzung aufzufordern, die Beschießung Pesth's einzustellen, widrigenfalls die ganze Besatzung bei der erfolgenden Einnahme der Festung über die Klinge springen würde.

Wir erhalten heute Auszüge aus magyarischen Zeitungen. Der Pesti Hirlap vom 4. Mai enthält eine Verordnung des bevollmächtigten Commissars in Pesth, Daniel Iranyi, daß aus allen Siegeln der Doppeladler und jedes auf die Herrschaft Oestreichs sich beziehende Abzeichen oder Bild, sowie die Krone über dem Wappen wegzubleiben haben; das amtliche Wappen der ungarischen Herrschaft ist das ungarische Wappen ohne Krone.

Iranyi verkündigt in einem Aufruf vom 2. Mai, daß der Landtag zu den bereits bewilligten und größtentheils gestellten 200,000 Mann eine Verstärkung von 50,000 Mann bewilligt habe.

Bem hat an die Szekler eine Proklamation erlassen, worin er alle Familienhäupter vom 26. bis 40. Jahr auffordert, in Maros Vasarhely zu erscheinen, wo sie in vier Bataillone eingetheilt und, durch seine Truppen unterstützt, in den Besitz der eroberten Länder eingesetzt werden sollen. Den Vorzug haben Jene, die sich schnell melden; denn wie eine Compagnie beisammen ist, wird zur Besitzergreifung geschritten. Die Vertheilung der Ländereien geschieht durch eine Kommission, die von den Szeklern selbst gewählt werden soll.

Die „Presse“ macht darauf aufmerksam, daß das Document, wonach der Kaiser den Oberbefehl der Armee übernimmt, von keinem Minister gegengezeichnet ist.

* Preßburg, 10. Mai.

Der Standrechtskaiser ist diesen Morgen hier eingetroffen. Ihm folgten: Schwarzenberg und der russische General v. Berg.

Aus Oestreichisch-Schlesien vom 8. Mai wird dem „Const. Bl. a. B.“ geschrieben:

„Weiteren Nachrichten über das Gefecht bei Budatin und Warin in der Slovakei zufolge, stand der k. k. Major Trenk mit 14 Kompagnieen Infanterie und 2 Kanonen in der Nähe der genannten Orte am rechten Ufer der Waag, wo er am 1. Mai von etwa 1000-1200 Magyaren am linken Flügel angegriffen ward, der sich an den Ort Warin anlehnte. Auch die Feinde hatten blos 2 Kanonen. Sie ließen dem Major nicht so viel Zeit, sich zu konzentriren, und demontirten ihm baldigst eine Kanone, während die andere durch Bruch der Laffette unbrauchbar wurde. Schon der erste Schuß der Magyaren riß 4 Mann nieder, und der Angriff war so heftig, daß die k. k. Truppe in Kürze mit Verlust von 40-50 Mann Todten und Verwundeten geschlagen war, und sich nach Jablunkau zurückzog. Hier befindet sich auch ein Theil von Bloudek's Leuten in elendem Zustande, ersterer selbst soll sich, wie man sagt, über Galizien nach Olmütz zurückziehen wollen.

Französische Republik.
12 Paris, 13. Mai.

Wenn mir gestern die Wahl gestellt worden wäre, ob ich Präsident der Republik, Präsident des Ministeriums, oder Präsident der Nationalversammlung sein wollte, ich hätte ohne Anstehen den letzten Posten gewählt. Marrast war wieder der Mann, der die ganze Position einen Augenblick in Händen hatte. O, wie Recht haben die Rothen, daß sie alle Verbindung mit der Partei des National rücksichtslos abweisen. Marrast hatte ßch, wie man weiß, mit Changarier verworfen, weil Changarnier sich geweigert, dem Befehle des Hrn. Marrast nachzukommen und 2 Bataillone zum Schutze der Nationalkammer verabfolgen zu lassen. Neben dieser Weigerung kommt nun noch der Tagesbefehl Changarnier's an die Armee, worin er geradezu die Majorität der Kammer denunzirt. Nun kommt endlich noch dazu der Brief Louis Napoleons, den der honette Barrot dem erstern in die Feder diktirt hatte, damit die Verantwortlichkeit des Minister-Präsidenten gänzlich unangetastet bleibe, und Napoleon allein mit der Expedition von Civita-Vecchia belastet würde. Die drei Präsidenten waren im Spiele: die Sache stand gut. Die Bourgeoiseitelkeiten lagen sich in den Haaren. Aber, o Unglück, Barrot's Kopf ist Stahl und Marrast hat struppiges Haar und Napoleon trägt einen Zopf. Marrast und Barrot verständigten sich mittelst einer Note, die im Moniteur erscheinen sollte. In der Nacht trat Napoleon dazwischen mit seiner Dummheit, um das Einrücken dieser Note zu verhindern, und das Einverständniß der beiden Schurken zu vereiteln. Die Dummheit trat als Retterin auf: die Note erschien nicht und Barrot gab seine Entlassung. Die Dummheit Napoleon's, das ist nicht die tapfere Dummheit; es ist nicht die Dummheit, die Stich hält. Es ist die Dummheit des Ochsen, der scheu wird. Die Note mit der Rechtfertigung Changarnier's ist heute im Moniteur erschienen, und Marrast und Barrot treten Arm in Arm in die Nationalversammlung.

Wie die Bourgeois gestern noch den revolutionären Tanz aufführten: wie sie sprachen vom Hinabsteigen in die Straßen! Die Proletarier verhöhnten sie und äußerten ganz laut: „Wenn ihr Bourgeois in die Straße hinabsteigt, so müßt ihr in den Straßen bleiben.“ Sie zogen vor in den Häusern zu bleiben; denn, wenn der National in die Straße steigt, so führt für ihn kein Weg mehr nach dem Stadthause: er muß unterkommen in der Straße, wie die Juni-Insurgenten, wie die 90,000 Mann, die ihm, den Weg zum Stadthaus angebahnt hatten, und zur Belohnung kriegsrechtlich verurtheilt wurden.

Und doch ist's die Dummheit Napoleon's, die das Volk retten wird. Gewiß, die Franzosen, die aufs Geradewohl einen Napoleon zum Präsidenten haben wollten, werden unter den 700 Repräsentanten, die sie jetzt im Begriffe sind zu wählen, die wahren Napoleons, die Napoleons, die in Italien 1796 eingerückt sind, herausfinden. Diese Napoleons befinden sich nun einmal nicht mehr in der Napoleonischen Raçe, und dies zeigen offenbar die zu Tage brechenden Enthüllungen im „Zehnten Dezember,“ dem offiziellen Blatte Louis Napoleons. Die Raçe der Prinzen ist nun einmal verurtheilt, zu verkommen, und elendig, scrofulos unterzugehen, und Napoleons Raçe ist von diesem Gesetz nicht ausgenommen. „Napoleon-Jerome, heißt es in Louis Napoleons Blatte, hat mit dem Berge für den Anschlag gestimmt, den Präsidenten sofort in den Anklagezustand zu versetzen. Wir begreifen, wie ein feuriger, jugendlicher Kopf sich hätte hinreißen lassen können, die Rolle des Brutus zu spielen. Aber war es wirklich die politische Leidenschaft, welche Napoleon-Jerome hingerissen hat? Ist dieser unerbittliche Montagnard derselbe Mann, der vor der Februarrevolution, vor 18 Monaten noch von der Regierung Louis Philipp's eine Pension von 150,000 Fr. Renten für seinen Vater verlangte, von denen 50,000 Fr. auf ihn, den Sohn, übergehen sollten? Ist dieser Montagnard derselbe Mann, der außer der Rente noch den Pairstitel beanspruchte? Ist es wirklich der Sohn jenes Mannes, der am 24. Februar sich in den Tuilerien befand und den König Louis Philipp flehentlich bat, ja nicht nachzugeben? Ist endlich Napoleon Jerome derselbe Mann, der seit seinem Eintritt in die Kammer beständig mit Herrn Thiers gestimmt hat? der später sich herabließ, bei seinem Vetter um die Gesandtschaft von London, dann die von Spanien nachzusuchen? Wahrlich wir begreifen diese Dualität nicht, die unter demselben Namen einen eifrigen Montagnard und einen ganzen Reaktionär vereint!“

Zwei Napoleon's finden sich auf solche Weise enthüllt, und so geht es mit den Uebrigen, welche sich gegenseitig zur Zeit enthüllen werden. Die Stimmzettel werden abgegeben mit dem Rufe: nieder mit dem Ministerium. Die Straßen sind schwarz mit Arbeitern und Soldaten besäet, die alle rufen: Nieder mit dem Ministerium. Auf den Sack schlägt man, und den Esel meint man. Um Napoleon ist's geschehen, und mit dem Falle des Esels fällt mit Sack und Pack die ganze „honnette“ Bourgeoisie.

Paris, 14. Mai.

Hier in Paris verlief der Wahltag ohne die geringste Störung. Ob dies auch in den Departements geschehen, wird uns wohl heute der Telegraph berichten. Für die Nachzügler ist eine Nachfrist gestattet, die um vier Uhr abläuft. Mit dem Schlage 4 Uhr wird das Skrutin geschlossen und alle Stimmkasten wandern in das Rathhaus, behufs Enthüllung der Stimmzettel.

Vor Morgen Abends läßt sich schwerlich auch nur ein annäherndes Resultat bestimmen. Haben, wie vorauszusehen, die siebenzigtausend Sozialisten oder Kommunisten, die Paris einschließt, wie Ein Mann gestimmt, so ist trotz der Insinuationen der heutigen konservativen Morgenblätter ihr Sieg sicher.

— Die Wahlagitation unter dem Militär ist eher im Wachsen als Abnehmen. Die Journale aus Bordeaux und dem übrigen mittäglichen Frankreich bringen uns neue Krawalle, von denen sich die ernstesten zu Blaye und Chalons a. d. S. zutrugen. Auch in Paris gährt es in der Garnison täglich stärker. Die „Republique“ bringt heute eine namentliche Liste von Soldaten mehrerer Regimenter, die wegen sozialistischer Propaganda forttransportirt wurden. Man sieht allmählig ein, daß das berüchtigte Unteroffizierbankett vom März doch kein bloßer Puff war.

— „La Vraie Republique“ meldet: „Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß im Kriegsministerium Berichte einliefen, laut welchen die Wahlen im Heere meist roth ausfielen.“

— Aus Rom reichen unsere Posten bis zum 5. Mai. Der Moniteur besitzt dagegen Depeschen vom 8. Mai, aus denen er jedoch nur folgende vage Sätze mittheilt:

Palo, den 8. Mai.
Die 3. Brigade und das 16. leichte Infanterieregiment sind glücklich gelandet. Die numerische Stärke des Expeditionskorps ist jetzt sehr hinreichend, um die moralische Macht (ascendant), die Frankreich im hiesigen Lande ausüben muß, zu bewahren. Von morgen ab werde ich vorrücken und eine Stellung einnehmen, von welcher ich die West-Zone der Stadt beherrsche. Ich bin stark etablirt in Fumirino. Die Moral und der Gesundheitsstand der Truppen lassen nichts zu wünschen übrig. Mit Ausnahme von etwa dreißig Verwundeten, hat die römische Regierung keinen einzigen Soldaten, ja keinen Tornister mehr im Besitz.“

Der „National“ sagt von obiger Depesche mit beißender Ironie: „Nach dem unvergleichen Bülletin, welches den beklagenswerthen Vorfall vor Rom in ein militärisches Ereigniß umschuf, das den glänzendsten Thaten des Kaiserreichs gleichzustellen, kennen wir nichts Erbärmlicheres als die Hartnäckigkeit Oudinot's oder der Regierung (denn wer weiß, welche Hand diese Bülletins auszieht) mit welcher sie die Behauptung in Zweifel ziehten: daß sich noch Franzosen in den Händen der Römer als Gefangene befänden. Weiß denn nicht alle Welt, daß Oudinot das lombardische Bataillon gegen unsere in den Weinbergen vor Rom gefangenen braven Soldaten längst auswechselte. Wen will man also hinter das Licht führen?“

— Die zahlreichen Verfolgungen gegen den Peuple steigern den Absatz dieses Blattes bis in's Fabelhafte. Man versichert uns, daß derselbe jetzt zwischen 80 und 90,000 Exemplare täglich beträgt.

— Considerant richtet in seiner „Democratie pacifique“ eine salzige Epistel an den Präfekten Rebillot, die unstreitig zu den pi-

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das Band der Einheit unter allen Söhnen des Vaterlandes, und Deutschland ist noch nicht verloren.</p>
          <p>Die permanente Commission des vereinigten Volks-, Bürger- und Humanitätsvereins.&#x201C;</p>
          <bibl>(M. Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 14. Mai.</head>
          <p>National-Versammlung.</p>
          <p>Beginn der Sitzung um 10 Uhr.</p>
          <p>Mehrere Reaktionäre zeigen ihren Austritt an; darunter die beiden Vertreter des Herzogthums Limburg.</p>
          <p>Der Reichsverweser läßt der Versammlung anzeigen, daß er mit der Bildung des neuen Ministeriums soweit vorgeschritten gewesen sei, um dessen Personen heute dem Hause zur Anzeige bringen zu können. Da ihm jedoch eine telegraphische Depesche von Berlin einen Kommissär der preußischen Regierung mit wichtigen Mittheilungen angekündigt habe, so will er die Ernennung bis nach dem Empfange dieser Mittheilungen vertagen, und ersucht das Haus, sich diesen Aufschub gefallen zu lassen.</p>
          <p>Die Mißhandlungen &#x2014; ja todtlichen Verwundungen &#x2014; deren sich die östreichischen, hier garnisonirenden Soldaten gestern Abend an verschiedenen Bürgern schuldig gemacht, geben Veranlassung zu mehreren dringlichen Anträgen.</p>
          <p>Der Präsident hat Erkundigung über den Hergang einziehen wollen, aber den erkrankten Kriegsminister Hrn Peucker ohne Meldung von dem Vorgefallenen gefunden. (Pfui! Pfui! von der Linken) Von Seiten des Stadtkommandanten dagegen wird folgendes Schreiben verlesen:</p>
          <p rendition="#et">Herr Präsident!<lb/>
Die beklagenswerthen Excesse, welche gestern Abend in hiesiger Stadt vorgekommen sind, haben das Reichsministerium veranlaßt, das Oberkommando der hier versammelten Reichstruppen und mich selbst mit der sofort anzustellenden genauesten Untersuchung zu beauftragen. Es sind demzufolge die zweckdienlichen Schritte ohne Verzug geschehen, und wenn dieselben in diesem Augenblicke noch kein Resultat gegeben haben, so liegt dies einzig in der Kürze der Frist, die bisher dazu verwendet werden konnte.<lb/>
Ich beeile mich, Ihnen Hr. Präsident, auf Verfügung des Oberkommandos zur vorläufigen Beruhigung hiervon ergebenst Mittheilung zu machen.<lb/>
Frankfurt, 14. Mai 1849.<lb/><hi rendition="#g">Deetz</hi>, Major und Kommandant.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schlöffel</hi> stellt folgenden dringlichen Antrag:</p>
          <p rendition="#et">In Erwägung, daß am gestrigen Tage mehrere wehrlose Bürger von Soldaten gefährlich verwundet worden und daß angeblich einige dieser verwundeten Bürger bereits an den erhaltenen Wunden verstorben sind; daß nach der öffentlichen Meinung die Verwundungen in öffentlichen Schenklokalen von bewaffneten Soldaten außer Dienst an wehrlosen Civilpersonen verübt worden sind; daß trotz der herbeigerufenen starken Patrouille der Friedensstörer nicht verhaftet worden ist, sondern frei ausgegangen sein soll; daß in diesem Verfahren ein die gesellschaftliche Sicherheit aufs höchste gefahrdender Mißbrauch enthalten ist; &#x2014; in Erwägung, daß eine Verordnung den Civilpersonen das Tragen von Waffen untersagt und wo solches stattfindet, dergleichen Civilpersonen dem Militär als zur Verfolgung bezeichnet worden sind; daß bei dem Mangel gesetzlichen Schutzes, wie er sich gestern manifestirt hat, die Bürger völlig wehrlos jedem Angriffe roher Gewalt ausgesetzt sind; in Erwägung, daß Verwundungen und der Tod mehrerer Civilpersonen ihren Grund in einer rothen Halsbinde, welche eine Civilperson getragen hat; &#x2014; daß dieser Crawall unter den Augen und von Werkzeugen der stark ausgerüsteten provisorischen Centralgewalt verubt worden ist; &#x2014; in Erwägung, daß zu Freiheitsverkümmerungen und Gewaltakten, wie sie hierorts stattgefunden haben, kein deutsches Gesetzbuch noch weniger Grundrechte und Verfassung berechtigen, und daß endlich alle Mitglieder dieser Versammlung ohne Unterschied der politischen Parteistellung Gefahren ausgesetzt sind, erklärt die National-Versammlung die Sicherheit ihrer Berathungen und Personen in Frankfurt und Umgegend so lange gefährdet, als die Garnison verfassungsfeindlicher Regierungen hier Dienste leistet und beschließt: die sofortige Verlegung der hiesigen Garnison und Heranziehung von Truppen aus einer deutschen Provinz, deren Regierung das Militär auf die Verfassung bereits verpflichtet hat.&#x201C;</p>
          <p>(Unterstützt von Zimmermann aus Stuttgart und 13 Genossen).</p>
          <p>Ein anderer Antrag Nauwercks, Wigards und Genossen dringt ellenfalls auf Entfernung der verfassungsfeindlichen Truppen und Jucho beantragt sofortige Entfernung der östreichischen Truppen und ihre Entsetzung durch verfassungsfreundliche Truppen.</p>
          <p>Die erste Abstimmung über die Dringlichkeit bleibt zweifelhaft. Es wird mit Zetteln abgestimmt. Für die Dringlichkeit sind 147, gegen sie 147; folglich ist die Dringlichkeit abgelehnt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schlöffel</hi> beschwört die Versammlung, Angesichts solcher Gefahren von der geschriebenen Satzung abzugehen, und Angesichts der in Deutschland allenthalben herrschenden Willkür sich zu erinnern, daß sie Männer seien, auf welche Europa blicke. Man möge dem Präsidenten die Entscheidung anheimgeben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> erklärt dies nach der Geschäftsordnung für unzulässig.</p>
          <p><hi rendition="#g">Löwe</hi> von Calbe beantragt, die Sitzung bis 4 Uhr zu suspendiren und alsdann den Kriegsminister zum Erscheinen aufzufordern.</p>
          <p>Dieser Antrag wird angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier stellt den Zusatzantrag, daß der Dreißiger-Ausschuß bis 4 Uhr seinen Bericht über die obigen Anträge erstatte.</p>
          <p>Mit 168 gegen 133 Stimmen abgelehnt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> (von Berlin) verlangt, da von den Terrorisirungsversuchen der Gallerie etc. im stenographischen Bericht die Rede sei, es solle im amtlichen Protokoll erwähnt werden, daß während der Abstimmung über die Dringlichkeit des Schlöffel'schen Antrags dreimal von der Gallerie herab ein Abgeordneter aufgefordert worden, sich zu erheben. (Links: Namen!) Es war der Abg. Cnyrim.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schlöffel</hi>: Das beweist, daß die Gallerie mehr Verstand hat, als der Abg. Cnyrim!</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Reh</hi> verweist Schlöffel wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.</p>
          <p>Eine zweite Thatsache, deren Jordan im Protokoll erwähnt zu sehen wünscht, ist die, daß, als er für die Dringlichkeit des Antrags sich erhoben, einer von der Linken ihm zugerufen: &#x201E;Das ist eine schöne Gesellschaft mit Herrn Jordan an der Spitze!&#x201C; (Links: Wer war das?)</p>
          <p><hi rendition="#g">Jordan</hi>: Es war Herr Wesendonck!</p>
          <p><hi rendition="#g">Schlöffel</hi>: Er hat Recht gehabt!</p>
          <p>Der <hi rendition="#g">Präsident</hi> bemerkt, er sei nicht im Stande, allen Ausbrüchen der Leidenschaft vorzubeugen; er bitte aber die Versammlung, für die nächsten Tage, wo brennende Fragen zu berathen sein würden, Ruhe und Mäßigung zu bewahren; dann werde auch die Gallerie sich keine Unziemlichkeiten mehr erlauben. Er werde übrigens bei wiederholten Ruhestörungen die Gallerie räumen lassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier: Nachdem die Versammlung den blutigen Terrorismus nicht für dringend erachtet habe, werde Herr Jordan vergeblich den Schein des Terrorisirens auf eine andere Seite zu wälzen suchen. Er (Simon) habe allerdings Herrn Cnyrim zugerufen, aber nicht um ihn zu terrorisiren, und gegen Herrn Jordan habe Herr Wesendonck geäußert: Seht da Herrn Jordan, der voriges Jahr in Berlin die provisorische Regierung proklamiren wollte!</p>
          <p><hi rendition="#g">Wesendonck</hi> bestätigt dies mit der Bemerkung, es sei der natürliche Ausdruck seines Unwillens über die Gesellschaft gewesen. (Rechts: Zur Ordnung!)</p>
          <p>Der <hi rendition="#g">Präsident</hi> erklärt sodann, daß die Sitzung bis 4 Uhr suspendirt sei.</p>
          <p>Der Dreißiger-Ausschuß hat sich auf Einladung seines Präsidenten Raveaux unmittelbar zu versammeln. Zu Schriftführern der Nationalversammlung wurden die Abgeordneten v. <hi rendition="#g">Raumer</hi>, v <hi rendition="#g">Dinkelsbühl</hi> mit 166 und <hi rendition="#g">Simson</hi> von Stargard mit 154 Stimmen gewählt.</p>
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          <head>Wiesbaden, 12. Mai.</head>
          <p>Heute übergab die Regierung der Kammer ein Schreiben des Reichskriegsministers v. Peucker, worin die Beeidigung des Militärs auf die Reichsverfassung abermals verweigert wird. Es führte diese traurige Mittheilung zu äußerst heftigen Debatten, unwillkürlich wurden die einzelnen Redner zur größten Leidenschaftlichkeit hingerissen. Lang beantragte, daß trotz dieser Erklärungen von Reichsministerium und Regierung der Kammerbeschluß aufrecht erhalten werden soll, andernfalls der Regierung kund zu geben, daß sie das Vertrauen des Landes nicht mehr besitze. Ein Amendement der Abgeordneten Rath, Snell und Müller II. zu diesem Antrage ging dahin, daß die Regierung heute noch die Verfügung zur Beedigung erlassen möge. Diese Anträge blieben jedoch in der Minderheit, da ein Antrag des ministeriellen Herrn Großmann durchging, der die Sache in eine Commission, mithin auf den Weg der unergründlichen deutschen Gründlichkeit verwiesen haben will. Die Gährung in unserm Lande wird durch das Bekanntmachen solcher Erklärungen und Beschlüsse sich wahrlich nicht vermindern; schon drohen von Seiten des Volkes, des verspotteten und verhöhnten, nun aber erwachten Volkes ganz andere Maßregeln.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Kaiserslautern, 12. Mai.</head>
          <p>Heute ist vom Landesausschuß eine Bekanntmachung über die Organisation der pfälzischen Wehrmannschaft veröffentlicht. Es heißt darin:</p>
          <p>&#x201E;1. Die gesammte Wehrmannschaft der Pfalz wird in 3 Aufgebote abgetheilt:</p>
          <p rendition="#et">a) in die bewegliche oder Mobilgarde (1tes Aufgebot);<lb/>
b) in die bleibende Wehrmannschaft (2tes Aufgebot), welcher zunächst die Vertheidigung des eigenen Hauses und Heerdes obliegt;<lb/>
c) in Reserve (3tes Aufgebot).</p>
          <p>2. Jeder waffenfähige ledige Pfälzer bis zum 30. Jahre hat sofort in die bewegliche Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, wenn auch vorläufig nur mit gerade gemachten Sensen, und sogleich zu exerziren.</p>
          <p>3. Jeder waffenfähige ledige Mann vom 30. bis 40. Lebensjahre, und jeder waffenfähige verheirathete Mann bis zum 40. Jahre hat in die bleibende Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, und zu exerziren.</p>
          <p>4. Jeder waffenfähige Mann vom 40. bis 60. Jahre hat in die Reserve einzutreten, sich ebenfalls zu bewaffnen und zu exerziren.</p>
          <p>5. Jeder Pfälzer der in die 3 Abtheilungen gehört, ist persönlich verantwortlich für seinen Eintritt in die Wehrmannschaft.</p>
          <p>6. Jeder waffenfähige Mann ist verbunden, auf die erste Aufforderung des Oberkommandanten der pfälzischen Volkswehr gerüstet zu erscheinen.</p>
          <p>7. Jeder Bürgermeister ist persönlich verantwortlich für die Bekanntmachung und den Vollzug dieser Anordnung, sowie überhaupt für die Bekanntmachung und den Vollzug jeder Anordnung und Aufforderung, welche von dem Landesausschuß an die Bürgermeisterämter wird erlassen werden.</p>
          <p>Kaiserslautern, den 12. Mai 1849.</p>
          <p>Der Landesausschuß, Gez. R. Schmitt. Schmidt, Not. Greiner. Hepp. H. Didier.&#x201C;</p>
        </div>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <head>Wien, 11. Mai.</head>
          <p>Aus der &#x201E;Pesther Zeitung&#x201C; entlehnen wir folgendes Edikt:</p>
          <p>&#x201E;Ich, Ludwig Kossuth, gemäß dem Befehle der Nation Gouverneur-Präsident von Ungarn und allen dazu gehörigen Ländern, Theilen und Provinzen, gebe hiermit allen Jurisdiktionen etc. kund und zu wissen, daß ich betreffs der provisorischen ministeriellen Staatsregierung und der Regierungsverfassung der Nationalversammlung folgende Unterbreitung und resp. Berichterstattung überreicht habe. An die Nationalversammlung. Ich halte es für meine Pflicht anzuzeigen, daß ich kraft der mir vom Reichstage übertragenen Gewalt folgende Männer zu Ministern ernannt habe: Inneres und Präsidentschaft Barthol. Szemere, Auswärtiges Graf Kasimir Batthyany, Finanzen Duschek, Kommunikationen Csanyi, Cultus der Csanader Bischof Michael Horvath, Justiz Vukovics, Krieg und Handel wird später angezeigt. Hinsichtlich der künftigen Regierungsform wird die Nationalversammlung entscheiden.&#x201C;</p>
          <p>Obige Ernennungen wurden der Nationalversammlung am 1. Mai unterbreitet und von derselben am 2. Mai bestätigt. Bem wurde zum Feldmarschallieutenant ernannt und erhielt den ersten ungarischen Verdienstorden. &#x2014; Nach dem letzten Berichte vom 6. Mai Nachmittags 4 Uhr war Ofen durch 28 Stunden bombardirt und bereits Bresche geschossen worden. Die ungarischen Batterien standen auf dem Adler-, Schwaben- und Blocksberg. Die Husaren haben die ganze Stadt Ofen besetzt. Das Bombardement Pesth's von Seiten Ofen's hatte bereits am 4. Mai mit der gröbsten Gattung von Wurf- und Belagerungsgeschütz begonnen, und namentlich hat die Donauzeile stark gelitten. Am 6. Mai Nachmittags hatte das Bombardement Pesth's aufgehört und Görgey wurde vom Regierungskommissar Iranyi beauftragt, einen Parlementär nach Ofen zu senden und die Besatzung aufzufordern, die Beschießung Pesth's einzustellen, widrigenfalls die ganze Besatzung bei der erfolgenden Einnahme der Festung über die Klinge springen würde.</p>
          <p>Wir erhalten heute Auszüge aus magyarischen Zeitungen. Der Pesti Hirlap vom 4. Mai enthält eine Verordnung des bevollmächtigten Commissars in Pesth, Daniel Iranyi, daß aus allen Siegeln der Doppeladler und jedes auf die Herrschaft Oestreichs sich beziehende Abzeichen oder Bild, sowie die Krone über dem Wappen wegzubleiben haben; das amtliche Wappen der ungarischen Herrschaft ist das ungarische Wappen ohne Krone.</p>
          <p>Iranyi verkündigt in einem Aufruf vom 2. Mai, daß der Landtag zu den bereits bewilligten und größtentheils gestellten 200,000 Mann eine Verstärkung von 50,000 Mann bewilligt habe.</p>
          <p>Bem hat an die Szekler eine Proklamation erlassen, worin er alle Familienhäupter vom 26. bis 40. Jahr auffordert, in Maros Vasarhely zu erscheinen, wo sie in vier Bataillone eingetheilt und, durch seine Truppen unterstützt, in den Besitz der eroberten Länder eingesetzt werden sollen. Den Vorzug haben Jene, die sich schnell melden; denn wie eine Compagnie beisammen ist, wird zur Besitzergreifung geschritten. Die Vertheilung der Ländereien geschieht durch eine Kommission, die von den Szeklern selbst gewählt werden soll.</p>
          <p>Die &#x201E;Presse&#x201C; macht darauf aufmerksam, daß das Document, wonach der <hi rendition="#g">Kaiser</hi> den Oberbefehl der Armee übernimmt, von keinem Minister gegengezeichnet ist.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 13. Mai.</head>
          <p>Wenn mir gestern die Wahl gestellt worden wäre, ob ich Präsident der Republik, Präsident des Ministeriums, oder Präsident der Nationalversammlung sein wollte, ich hätte ohne Anstehen den letzten Posten gewählt. Marrast war wieder der Mann, der die ganze Position einen Augenblick in Händen hatte. O, wie Recht haben die Rothen, daß sie alle Verbindung mit der Partei des National rücksichtslos abweisen. Marrast hatte ßch, wie man weiß, mit Changarier verworfen, weil Changarnier sich geweigert, dem Befehle des Hrn. Marrast nachzukommen und 2 Bataillone zum Schutze der Nationalkammer verabfolgen zu lassen. Neben dieser Weigerung kommt nun noch der Tagesbefehl Changarnier's an die Armee, worin er geradezu die Majorität der Kammer denunzirt. Nun kommt endlich noch dazu der Brief Louis Napoleons, den der honette Barrot dem erstern in die Feder diktirt hatte, damit die Verantwortlichkeit des Minister-Präsidenten gänzlich unangetastet bleibe, und Napoleon allein mit der Expedition von Civita-Vecchia belastet würde. Die drei Präsidenten waren im Spiele: die Sache stand gut. Die Bourgeoiseitelkeiten lagen sich in den Haaren. Aber, o Unglück, Barrot's Kopf ist Stahl und Marrast hat struppiges Haar und Napoleon trägt einen Zopf. Marrast und Barrot verständigten sich mittelst einer Note, die im Moniteur erscheinen sollte. In der Nacht trat Napoleon dazwischen mit seiner Dummheit, um das Einrücken dieser Note zu verhindern, und das Einverständniß der beiden Schurken zu vereiteln. Die Dummheit trat als Retterin auf: die Note erschien nicht und Barrot gab seine Entlassung. Die Dummheit Napoleon's, das ist nicht die tapfere Dummheit; es ist nicht die Dummheit, die Stich hält. Es ist die Dummheit des Ochsen, der scheu wird. Die Note mit der Rechtfertigung Changarnier's ist heute im Moniteur erschienen, und Marrast und Barrot treten Arm in Arm in die Nationalversammlung.</p>
          <p>Wie die Bourgeois gestern noch den revolutionären Tanz aufführten: wie sie sprachen vom Hinabsteigen in die Straßen! Die Proletarier verhöhnten sie und äußerten ganz laut: &#x201E;Wenn ihr Bourgeois in die Straße hinabsteigt, so müßt ihr in den Straßen bleiben.&#x201C; Sie zogen vor in den Häusern zu bleiben; denn, wenn der National in die Straße steigt, so führt für ihn kein Weg mehr nach dem Stadthause: er muß unterkommen in der Straße, wie die Juni-Insurgenten, wie die 90,000 Mann, die ihm, den Weg zum Stadthaus angebahnt hatten, und zur Belohnung kriegsrechtlich verurtheilt wurden.</p>
          <p>Und doch ist's die Dummheit Napoleon's, die das Volk retten wird. Gewiß, die Franzosen, die aufs Geradewohl einen <hi rendition="#g">Napoleon</hi> zum Präsidenten haben wollten, werden unter den 700 Repräsentanten, die sie jetzt im Begriffe sind zu wählen, die wahren Napoleons, die Napoleons, die in Italien 1796 eingerückt sind, herausfinden. Diese Napoleons befinden sich nun einmal nicht mehr in der Napoleonischen Raçe, und dies zeigen offenbar die zu Tage brechenden Enthüllungen im &#x201E;Zehnten Dezember,&#x201C; dem offiziellen Blatte Louis Napoleons. Die Raçe der Prinzen ist nun einmal verurtheilt, zu verkommen, und elendig, scrofulos unterzugehen, und Napoleons Raçe ist von diesem Gesetz nicht ausgenommen. &#x201E;Napoleon-Jerome, heißt es in Louis Napoleons Blatte, hat mit dem Berge für den Anschlag gestimmt, den Präsidenten sofort in den Anklagezustand zu versetzen. Wir begreifen, wie ein feuriger, jugendlicher Kopf sich hätte hinreißen lassen können, die Rolle des Brutus zu spielen. Aber war es wirklich die politische Leidenschaft, welche Napoleon-Jerome hingerissen hat? Ist dieser unerbittliche Montagnard derselbe Mann, der vor der Februarrevolution, vor 18 Monaten noch von der Regierung Louis Philipp's eine Pension von 150,000 Fr. Renten für seinen Vater verlangte, von denen 50,000 Fr. auf ihn, den Sohn, übergehen sollten? Ist dieser Montagnard derselbe Mann, der außer der Rente noch den Pairstitel beanspruchte? Ist es wirklich der Sohn jenes Mannes, der am 24. Februar sich in den Tuilerien befand und den König Louis Philipp flehentlich bat, ja nicht nachzugeben? Ist endlich Napoleon Jerome derselbe Mann, der seit seinem Eintritt in die Kammer beständig mit Herrn Thiers gestimmt hat? der später sich herabließ, bei seinem Vetter um die Gesandtschaft von London, dann die von Spanien nachzusuchen? Wahrlich wir begreifen diese Dualität nicht, die unter demselben Namen einen eifrigen Montagnard und einen ganzen Reaktionär vereint!&#x201C;</p>
          <p>Zwei Napoleon's finden sich auf solche Weise enthüllt, und so geht es mit den Uebrigen, welche sich gegenseitig zur Zeit enthüllen werden. Die Stimmzettel werden abgegeben mit dem Rufe: nieder mit dem Ministerium. Die Straßen sind schwarz mit Arbeitern und Soldaten besäet, die alle rufen: Nieder mit dem Ministerium. Auf den Sack schlägt man, und den Esel meint man. Um Napoleon ist's geschehen, und mit dem Falle des Esels fällt mit Sack und Pack die ganze &#x201E;honnette&#x201C; Bourgeoisie.</p>
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          <head>Paris, 14. Mai.</head>
          <p>Hier in Paris verlief der Wahltag ohne die geringste Störung. Ob dies auch in den Departements geschehen, wird uns wohl heute der Telegraph berichten. Für die Nachzügler ist eine Nachfrist gestattet, die um vier Uhr abläuft. Mit dem Schlage 4 Uhr wird das Skrutin geschlossen und alle Stimmkasten wandern in das Rathhaus, behufs Enthüllung der Stimmzettel.</p>
          <p>Vor Morgen Abends läßt sich schwerlich auch nur ein annäherndes Resultat bestimmen. Haben, wie vorauszusehen, die siebenzigtausend Sozialisten oder Kommunisten, die Paris einschließt, wie Ein Mann gestimmt, so ist trotz der Insinuationen der heutigen konservativen Morgenblätter ihr Sieg sicher.</p>
          <p>&#x2014; Die Wahlagitation unter dem Militär ist eher im Wachsen als Abnehmen. Die Journale aus Bordeaux und dem übrigen mittäglichen Frankreich bringen uns neue Krawalle, von denen sich die ernstesten zu Blaye und Chalons a. d. S. zutrugen. Auch in Paris gährt es in der Garnison täglich stärker. Die &#x201E;Republique&#x201C; bringt heute eine namentliche Liste von Soldaten mehrerer Regimenter, die wegen sozialistischer Propaganda forttransportirt wurden. Man sieht allmählig ein, daß das berüchtigte Unteroffizierbankett vom März doch kein bloßer Puff war.</p>
          <p>&#x2014; &#x201E;La Vraie Republique&#x201C; meldet: &#x201E;Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß im Kriegsministerium Berichte einliefen, laut welchen die Wahlen im Heere meist <hi rendition="#g">roth</hi> ausfielen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Aus Rom reichen unsere Posten bis zum 5. Mai. Der Moniteur besitzt dagegen Depeschen vom 8. Mai, aus denen er jedoch nur folgende vage Sätze mittheilt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;<hi rendition="#g">Palo</hi>, den 8. Mai.<lb/>
Die 3. Brigade und das 16. leichte Infanterieregiment sind glücklich gelandet. Die numerische Stärke des Expeditionskorps ist jetzt sehr hinreichend, um die moralische Macht (ascendant), die Frankreich im hiesigen Lande ausüben muß, zu bewahren. Von morgen ab werde ich vorrücken und eine Stellung einnehmen, von welcher ich die West-Zone der Stadt beherrsche. Ich bin stark etablirt in Fumirino. Die Moral und der Gesundheitsstand der Truppen lassen nichts zu wünschen übrig. Mit Ausnahme von etwa dreißig Verwundeten, hat die römische Regierung keinen einzigen Soldaten, ja keinen Tornister mehr im Besitz.&#x201C;</p>
          <p>Der &#x201E;National&#x201C; sagt von obiger Depesche mit beißender Ironie: &#x201E;Nach dem unvergleichen Bülletin, welches den beklagenswerthen Vorfall vor Rom in ein militärisches Ereigniß umschuf, das den glänzendsten Thaten des Kaiserreichs gleichzustellen, kennen wir nichts Erbärmlicheres als die Hartnäckigkeit Oudinot's oder der Regierung (denn wer weiß, welche Hand diese Bülletins auszieht) mit welcher sie die Behauptung in Zweifel ziehten: daß sich noch Franzosen in den Händen der Römer als Gefangene befänden. Weiß denn nicht alle Welt, daß Oudinot das lombardische Bataillon gegen unsere in den Weinbergen vor Rom gefangenen braven Soldaten längst auswechselte. Wen will man also hinter das Licht führen?&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Die zahlreichen Verfolgungen gegen den Peuple steigern den Absatz dieses Blattes bis in's Fabelhafte. Man versichert uns, daß derselbe jetzt zwischen 80 und 90,000 Exemplare täglich beträgt.</p>
          <p>&#x2014; Considerant richtet in seiner &#x201E;Democratie pacifique&#x201C; eine salzige Epistel an den Präfekten Rebillot, die unstreitig zu den pi-
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[1707/0003] das Band der Einheit unter allen Söhnen des Vaterlandes, und Deutschland ist noch nicht verloren. Die permanente Commission des vereinigten Volks-, Bürger- und Humanitätsvereins.“ (M. Z.) * Frankfurt, 14. Mai. National-Versammlung. Beginn der Sitzung um 10 Uhr. Mehrere Reaktionäre zeigen ihren Austritt an; darunter die beiden Vertreter des Herzogthums Limburg. Der Reichsverweser läßt der Versammlung anzeigen, daß er mit der Bildung des neuen Ministeriums soweit vorgeschritten gewesen sei, um dessen Personen heute dem Hause zur Anzeige bringen zu können. Da ihm jedoch eine telegraphische Depesche von Berlin einen Kommissär der preußischen Regierung mit wichtigen Mittheilungen angekündigt habe, so will er die Ernennung bis nach dem Empfange dieser Mittheilungen vertagen, und ersucht das Haus, sich diesen Aufschub gefallen zu lassen. Die Mißhandlungen — ja todtlichen Verwundungen — deren sich die östreichischen, hier garnisonirenden Soldaten gestern Abend an verschiedenen Bürgern schuldig gemacht, geben Veranlassung zu mehreren dringlichen Anträgen. Der Präsident hat Erkundigung über den Hergang einziehen wollen, aber den erkrankten Kriegsminister Hrn Peucker ohne Meldung von dem Vorgefallenen gefunden. (Pfui! Pfui! von der Linken) Von Seiten des Stadtkommandanten dagegen wird folgendes Schreiben verlesen: Herr Präsident! Die beklagenswerthen Excesse, welche gestern Abend in hiesiger Stadt vorgekommen sind, haben das Reichsministerium veranlaßt, das Oberkommando der hier versammelten Reichstruppen und mich selbst mit der sofort anzustellenden genauesten Untersuchung zu beauftragen. Es sind demzufolge die zweckdienlichen Schritte ohne Verzug geschehen, und wenn dieselben in diesem Augenblicke noch kein Resultat gegeben haben, so liegt dies einzig in der Kürze der Frist, die bisher dazu verwendet werden konnte. Ich beeile mich, Ihnen Hr. Präsident, auf Verfügung des Oberkommandos zur vorläufigen Beruhigung hiervon ergebenst Mittheilung zu machen. Frankfurt, 14. Mai 1849. Deetz, Major und Kommandant. Schlöffel stellt folgenden dringlichen Antrag: In Erwägung, daß am gestrigen Tage mehrere wehrlose Bürger von Soldaten gefährlich verwundet worden und daß angeblich einige dieser verwundeten Bürger bereits an den erhaltenen Wunden verstorben sind; daß nach der öffentlichen Meinung die Verwundungen in öffentlichen Schenklokalen von bewaffneten Soldaten außer Dienst an wehrlosen Civilpersonen verübt worden sind; daß trotz der herbeigerufenen starken Patrouille der Friedensstörer nicht verhaftet worden ist, sondern frei ausgegangen sein soll; daß in diesem Verfahren ein die gesellschaftliche Sicherheit aufs höchste gefahrdender Mißbrauch enthalten ist; — in Erwägung, daß eine Verordnung den Civilpersonen das Tragen von Waffen untersagt und wo solches stattfindet, dergleichen Civilpersonen dem Militär als zur Verfolgung bezeichnet worden sind; daß bei dem Mangel gesetzlichen Schutzes, wie er sich gestern manifestirt hat, die Bürger völlig wehrlos jedem Angriffe roher Gewalt ausgesetzt sind; in Erwägung, daß Verwundungen und der Tod mehrerer Civilpersonen ihren Grund in einer rothen Halsbinde, welche eine Civilperson getragen hat; — daß dieser Crawall unter den Augen und von Werkzeugen der stark ausgerüsteten provisorischen Centralgewalt verubt worden ist; — in Erwägung, daß zu Freiheitsverkümmerungen und Gewaltakten, wie sie hierorts stattgefunden haben, kein deutsches Gesetzbuch noch weniger Grundrechte und Verfassung berechtigen, und daß endlich alle Mitglieder dieser Versammlung ohne Unterschied der politischen Parteistellung Gefahren ausgesetzt sind, erklärt die National-Versammlung die Sicherheit ihrer Berathungen und Personen in Frankfurt und Umgegend so lange gefährdet, als die Garnison verfassungsfeindlicher Regierungen hier Dienste leistet und beschließt: die sofortige Verlegung der hiesigen Garnison und Heranziehung von Truppen aus einer deutschen Provinz, deren Regierung das Militär auf die Verfassung bereits verpflichtet hat.“ (Unterstützt von Zimmermann aus Stuttgart und 13 Genossen). Ein anderer Antrag Nauwercks, Wigards und Genossen dringt ellenfalls auf Entfernung der verfassungsfeindlichen Truppen und Jucho beantragt sofortige Entfernung der östreichischen Truppen und ihre Entsetzung durch verfassungsfreundliche Truppen. Die erste Abstimmung über die Dringlichkeit bleibt zweifelhaft. Es wird mit Zetteln abgestimmt. Für die Dringlichkeit sind 147, gegen sie 147; folglich ist die Dringlichkeit abgelehnt. Schlöffel beschwört die Versammlung, Angesichts solcher Gefahren von der geschriebenen Satzung abzugehen, und Angesichts der in Deutschland allenthalben herrschenden Willkür sich zu erinnern, daß sie Männer seien, auf welche Europa blicke. Man möge dem Präsidenten die Entscheidung anheimgeben. Präsident erklärt dies nach der Geschäftsordnung für unzulässig. Löwe von Calbe beantragt, die Sitzung bis 4 Uhr zu suspendiren und alsdann den Kriegsminister zum Erscheinen aufzufordern. Dieser Antrag wird angenommen. Simon von Trier stellt den Zusatzantrag, daß der Dreißiger-Ausschuß bis 4 Uhr seinen Bericht über die obigen Anträge erstatte. Mit 168 gegen 133 Stimmen abgelehnt. Jordan (von Berlin) verlangt, da von den Terrorisirungsversuchen der Gallerie etc. im stenographischen Bericht die Rede sei, es solle im amtlichen Protokoll erwähnt werden, daß während der Abstimmung über die Dringlichkeit des Schlöffel'schen Antrags dreimal von der Gallerie herab ein Abgeordneter aufgefordert worden, sich zu erheben. (Links: Namen!) Es war der Abg. Cnyrim. Schlöffel: Das beweist, daß die Gallerie mehr Verstand hat, als der Abg. Cnyrim! Präsident Reh verweist Schlöffel wegen dieser Aeußerung zur Ordnung. Eine zweite Thatsache, deren Jordan im Protokoll erwähnt zu sehen wünscht, ist die, daß, als er für die Dringlichkeit des Antrags sich erhoben, einer von der Linken ihm zugerufen: „Das ist eine schöne Gesellschaft mit Herrn Jordan an der Spitze!“ (Links: Wer war das?) Jordan: Es war Herr Wesendonck! Schlöffel: Er hat Recht gehabt! Der Präsident bemerkt, er sei nicht im Stande, allen Ausbrüchen der Leidenschaft vorzubeugen; er bitte aber die Versammlung, für die nächsten Tage, wo brennende Fragen zu berathen sein würden, Ruhe und Mäßigung zu bewahren; dann werde auch die Gallerie sich keine Unziemlichkeiten mehr erlauben. Er werde übrigens bei wiederholten Ruhestörungen die Gallerie räumen lassen. Simon von Trier: Nachdem die Versammlung den blutigen Terrorismus nicht für dringend erachtet habe, werde Herr Jordan vergeblich den Schein des Terrorisirens auf eine andere Seite zu wälzen suchen. Er (Simon) habe allerdings Herrn Cnyrim zugerufen, aber nicht um ihn zu terrorisiren, und gegen Herrn Jordan habe Herr Wesendonck geäußert: Seht da Herrn Jordan, der voriges Jahr in Berlin die provisorische Regierung proklamiren wollte! Wesendonck bestätigt dies mit der Bemerkung, es sei der natürliche Ausdruck seines Unwillens über die Gesellschaft gewesen. (Rechts: Zur Ordnung!) Der Präsident erklärt sodann, daß die Sitzung bis 4 Uhr suspendirt sei. Der Dreißiger-Ausschuß hat sich auf Einladung seines Präsidenten Raveaux unmittelbar zu versammeln. Zu Schriftführern der Nationalversammlung wurden die Abgeordneten v. Raumer, v Dinkelsbühl mit 166 und Simson von Stargard mit 154 Stimmen gewählt. Wiesbaden, 12. Mai. Heute übergab die Regierung der Kammer ein Schreiben des Reichskriegsministers v. Peucker, worin die Beeidigung des Militärs auf die Reichsverfassung abermals verweigert wird. Es führte diese traurige Mittheilung zu äußerst heftigen Debatten, unwillkürlich wurden die einzelnen Redner zur größten Leidenschaftlichkeit hingerissen. Lang beantragte, daß trotz dieser Erklärungen von Reichsministerium und Regierung der Kammerbeschluß aufrecht erhalten werden soll, andernfalls der Regierung kund zu geben, daß sie das Vertrauen des Landes nicht mehr besitze. Ein Amendement der Abgeordneten Rath, Snell und Müller II. zu diesem Antrage ging dahin, daß die Regierung heute noch die Verfügung zur Beedigung erlassen möge. Diese Anträge blieben jedoch in der Minderheit, da ein Antrag des ministeriellen Herrn Großmann durchging, der die Sache in eine Commission, mithin auf den Weg der unergründlichen deutschen Gründlichkeit verwiesen haben will. Die Gährung in unserm Lande wird durch das Bekanntmachen solcher Erklärungen und Beschlüsse sich wahrlich nicht vermindern; schon drohen von Seiten des Volkes, des verspotteten und verhöhnten, nun aber erwachten Volkes ganz andere Maßregeln. 068 Kaiserslautern, 12. Mai. Heute ist vom Landesausschuß eine Bekanntmachung über die Organisation der pfälzischen Wehrmannschaft veröffentlicht. Es heißt darin: „1. Die gesammte Wehrmannschaft der Pfalz wird in 3 Aufgebote abgetheilt: a) in die bewegliche oder Mobilgarde (1tes Aufgebot); b) in die bleibende Wehrmannschaft (2tes Aufgebot), welcher zunächst die Vertheidigung des eigenen Hauses und Heerdes obliegt; c) in Reserve (3tes Aufgebot). 2. Jeder waffenfähige ledige Pfälzer bis zum 30. Jahre hat sofort in die bewegliche Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, wenn auch vorläufig nur mit gerade gemachten Sensen, und sogleich zu exerziren. 3. Jeder waffenfähige ledige Mann vom 30. bis 40. Lebensjahre, und jeder waffenfähige verheirathete Mann bis zum 40. Jahre hat in die bleibende Wehrmannschaft einzutreten, sich zu bewaffnen, und zu exerziren. 4. Jeder waffenfähige Mann vom 40. bis 60. Jahre hat in die Reserve einzutreten, sich ebenfalls zu bewaffnen und zu exerziren. 5. Jeder Pfälzer der in die 3 Abtheilungen gehört, ist persönlich verantwortlich für seinen Eintritt in die Wehrmannschaft. 6. Jeder waffenfähige Mann ist verbunden, auf die erste Aufforderung des Oberkommandanten der pfälzischen Volkswehr gerüstet zu erscheinen. 7. Jeder Bürgermeister ist persönlich verantwortlich für die Bekanntmachung und den Vollzug dieser Anordnung, sowie überhaupt für die Bekanntmachung und den Vollzug jeder Anordnung und Aufforderung, welche von dem Landesausschuß an die Bürgermeisterämter wird erlassen werden. Kaiserslautern, den 12. Mai 1849. Der Landesausschuß, Gez. R. Schmitt. Schmidt, Not. Greiner. Hepp. H. Didier.“ Ungarn. Wien, 11. Mai. Aus der „Pesther Zeitung“ entlehnen wir folgendes Edikt: „Ich, Ludwig Kossuth, gemäß dem Befehle der Nation Gouverneur-Präsident von Ungarn und allen dazu gehörigen Ländern, Theilen und Provinzen, gebe hiermit allen Jurisdiktionen etc. kund und zu wissen, daß ich betreffs der provisorischen ministeriellen Staatsregierung und der Regierungsverfassung der Nationalversammlung folgende Unterbreitung und resp. Berichterstattung überreicht habe. An die Nationalversammlung. Ich halte es für meine Pflicht anzuzeigen, daß ich kraft der mir vom Reichstage übertragenen Gewalt folgende Männer zu Ministern ernannt habe: Inneres und Präsidentschaft Barthol. Szemere, Auswärtiges Graf Kasimir Batthyany, Finanzen Duschek, Kommunikationen Csanyi, Cultus der Csanader Bischof Michael Horvath, Justiz Vukovics, Krieg und Handel wird später angezeigt. Hinsichtlich der künftigen Regierungsform wird die Nationalversammlung entscheiden.“ Obige Ernennungen wurden der Nationalversammlung am 1. Mai unterbreitet und von derselben am 2. Mai bestätigt. Bem wurde zum Feldmarschallieutenant ernannt und erhielt den ersten ungarischen Verdienstorden. — Nach dem letzten Berichte vom 6. Mai Nachmittags 4 Uhr war Ofen durch 28 Stunden bombardirt und bereits Bresche geschossen worden. Die ungarischen Batterien standen auf dem Adler-, Schwaben- und Blocksberg. Die Husaren haben die ganze Stadt Ofen besetzt. Das Bombardement Pesth's von Seiten Ofen's hatte bereits am 4. Mai mit der gröbsten Gattung von Wurf- und Belagerungsgeschütz begonnen, und namentlich hat die Donauzeile stark gelitten. Am 6. Mai Nachmittags hatte das Bombardement Pesth's aufgehört und Görgey wurde vom Regierungskommissar Iranyi beauftragt, einen Parlementär nach Ofen zu senden und die Besatzung aufzufordern, die Beschießung Pesth's einzustellen, widrigenfalls die ganze Besatzung bei der erfolgenden Einnahme der Festung über die Klinge springen würde. Wir erhalten heute Auszüge aus magyarischen Zeitungen. Der Pesti Hirlap vom 4. Mai enthält eine Verordnung des bevollmächtigten Commissars in Pesth, Daniel Iranyi, daß aus allen Siegeln der Doppeladler und jedes auf die Herrschaft Oestreichs sich beziehende Abzeichen oder Bild, sowie die Krone über dem Wappen wegzubleiben haben; das amtliche Wappen der ungarischen Herrschaft ist das ungarische Wappen ohne Krone. Iranyi verkündigt in einem Aufruf vom 2. Mai, daß der Landtag zu den bereits bewilligten und größtentheils gestellten 200,000 Mann eine Verstärkung von 50,000 Mann bewilligt habe. Bem hat an die Szekler eine Proklamation erlassen, worin er alle Familienhäupter vom 26. bis 40. Jahr auffordert, in Maros Vasarhely zu erscheinen, wo sie in vier Bataillone eingetheilt und, durch seine Truppen unterstützt, in den Besitz der eroberten Länder eingesetzt werden sollen. Den Vorzug haben Jene, die sich schnell melden; denn wie eine Compagnie beisammen ist, wird zur Besitzergreifung geschritten. Die Vertheilung der Ländereien geschieht durch eine Kommission, die von den Szeklern selbst gewählt werden soll. Die „Presse“ macht darauf aufmerksam, daß das Document, wonach der Kaiser den Oberbefehl der Armee übernimmt, von keinem Minister gegengezeichnet ist. * Preßburg, 10. Mai. Der Standrechtskaiser ist diesen Morgen hier eingetroffen. Ihm folgten: Schwarzenberg und der russische General v. Berg. Aus Oestreichisch-Schlesien vom 8. Mai wird dem „Const. Bl. a. B.“ geschrieben: „Weiteren Nachrichten über das Gefecht bei Budatin und Warin in der Slovakei zufolge, stand der k. k. Major Trenk mit 14 Kompagnieen Infanterie und 2 Kanonen in der Nähe der genannten Orte am rechten Ufer der Waag, wo er am 1. Mai von etwa 1000-1200 Magyaren am linken Flügel angegriffen ward, der sich an den Ort Warin anlehnte. Auch die Feinde hatten blos 2 Kanonen. Sie ließen dem Major nicht so viel Zeit, sich zu konzentriren, und demontirten ihm baldigst eine Kanone, während die andere durch Bruch der Laffette unbrauchbar wurde. Schon der erste Schuß der Magyaren riß 4 Mann nieder, und der Angriff war so heftig, daß die k. k. Truppe in Kürze mit Verlust von 40-50 Mann Todten und Verwundeten geschlagen war, und sich nach Jablunkau zurückzog. Hier befindet sich auch ein Theil von Bloudek's Leuten in elendem Zustande, ersterer selbst soll sich, wie man sagt, über Galizien nach Olmütz zurückziehen wollen. Französische Republik. 12 Paris, 13. Mai. Wenn mir gestern die Wahl gestellt worden wäre, ob ich Präsident der Republik, Präsident des Ministeriums, oder Präsident der Nationalversammlung sein wollte, ich hätte ohne Anstehen den letzten Posten gewählt. Marrast war wieder der Mann, der die ganze Position einen Augenblick in Händen hatte. O, wie Recht haben die Rothen, daß sie alle Verbindung mit der Partei des National rücksichtslos abweisen. Marrast hatte ßch, wie man weiß, mit Changarier verworfen, weil Changarnier sich geweigert, dem Befehle des Hrn. Marrast nachzukommen und 2 Bataillone zum Schutze der Nationalkammer verabfolgen zu lassen. Neben dieser Weigerung kommt nun noch der Tagesbefehl Changarnier's an die Armee, worin er geradezu die Majorität der Kammer denunzirt. Nun kommt endlich noch dazu der Brief Louis Napoleons, den der honette Barrot dem erstern in die Feder diktirt hatte, damit die Verantwortlichkeit des Minister-Präsidenten gänzlich unangetastet bleibe, und Napoleon allein mit der Expedition von Civita-Vecchia belastet würde. Die drei Präsidenten waren im Spiele: die Sache stand gut. Die Bourgeoiseitelkeiten lagen sich in den Haaren. Aber, o Unglück, Barrot's Kopf ist Stahl und Marrast hat struppiges Haar und Napoleon trägt einen Zopf. Marrast und Barrot verständigten sich mittelst einer Note, die im Moniteur erscheinen sollte. In der Nacht trat Napoleon dazwischen mit seiner Dummheit, um das Einrücken dieser Note zu verhindern, und das Einverständniß der beiden Schurken zu vereiteln. Die Dummheit trat als Retterin auf: die Note erschien nicht und Barrot gab seine Entlassung. Die Dummheit Napoleon's, das ist nicht die tapfere Dummheit; es ist nicht die Dummheit, die Stich hält. Es ist die Dummheit des Ochsen, der scheu wird. Die Note mit der Rechtfertigung Changarnier's ist heute im Moniteur erschienen, und Marrast und Barrot treten Arm in Arm in die Nationalversammlung. Wie die Bourgeois gestern noch den revolutionären Tanz aufführten: wie sie sprachen vom Hinabsteigen in die Straßen! Die Proletarier verhöhnten sie und äußerten ganz laut: „Wenn ihr Bourgeois in die Straße hinabsteigt, so müßt ihr in den Straßen bleiben.“ Sie zogen vor in den Häusern zu bleiben; denn, wenn der National in die Straße steigt, so führt für ihn kein Weg mehr nach dem Stadthause: er muß unterkommen in der Straße, wie die Juni-Insurgenten, wie die 90,000 Mann, die ihm, den Weg zum Stadthaus angebahnt hatten, und zur Belohnung kriegsrechtlich verurtheilt wurden. Und doch ist's die Dummheit Napoleon's, die das Volk retten wird. Gewiß, die Franzosen, die aufs Geradewohl einen Napoleon zum Präsidenten haben wollten, werden unter den 700 Repräsentanten, die sie jetzt im Begriffe sind zu wählen, die wahren Napoleons, die Napoleons, die in Italien 1796 eingerückt sind, herausfinden. Diese Napoleons befinden sich nun einmal nicht mehr in der Napoleonischen Raçe, und dies zeigen offenbar die zu Tage brechenden Enthüllungen im „Zehnten Dezember,“ dem offiziellen Blatte Louis Napoleons. Die Raçe der Prinzen ist nun einmal verurtheilt, zu verkommen, und elendig, scrofulos unterzugehen, und Napoleons Raçe ist von diesem Gesetz nicht ausgenommen. „Napoleon-Jerome, heißt es in Louis Napoleons Blatte, hat mit dem Berge für den Anschlag gestimmt, den Präsidenten sofort in den Anklagezustand zu versetzen. Wir begreifen, wie ein feuriger, jugendlicher Kopf sich hätte hinreißen lassen können, die Rolle des Brutus zu spielen. Aber war es wirklich die politische Leidenschaft, welche Napoleon-Jerome hingerissen hat? Ist dieser unerbittliche Montagnard derselbe Mann, der vor der Februarrevolution, vor 18 Monaten noch von der Regierung Louis Philipp's eine Pension von 150,000 Fr. Renten für seinen Vater verlangte, von denen 50,000 Fr. auf ihn, den Sohn, übergehen sollten? Ist dieser Montagnard derselbe Mann, der außer der Rente noch den Pairstitel beanspruchte? Ist es wirklich der Sohn jenes Mannes, der am 24. Februar sich in den Tuilerien befand und den König Louis Philipp flehentlich bat, ja nicht nachzugeben? Ist endlich Napoleon Jerome derselbe Mann, der seit seinem Eintritt in die Kammer beständig mit Herrn Thiers gestimmt hat? der später sich herabließ, bei seinem Vetter um die Gesandtschaft von London, dann die von Spanien nachzusuchen? Wahrlich wir begreifen diese Dualität nicht, die unter demselben Namen einen eifrigen Montagnard und einen ganzen Reaktionär vereint!“ Zwei Napoleon's finden sich auf solche Weise enthüllt, und so geht es mit den Uebrigen, welche sich gegenseitig zur Zeit enthüllen werden. Die Stimmzettel werden abgegeben mit dem Rufe: nieder mit dem Ministerium. Die Straßen sind schwarz mit Arbeitern und Soldaten besäet, die alle rufen: Nieder mit dem Ministerium. Auf den Sack schlägt man, und den Esel meint man. Um Napoleon ist's geschehen, und mit dem Falle des Esels fällt mit Sack und Pack die ganze „honnette“ Bourgeoisie. Paris, 14. Mai. Hier in Paris verlief der Wahltag ohne die geringste Störung. Ob dies auch in den Departements geschehen, wird uns wohl heute der Telegraph berichten. Für die Nachzügler ist eine Nachfrist gestattet, die um vier Uhr abläuft. Mit dem Schlage 4 Uhr wird das Skrutin geschlossen und alle Stimmkasten wandern in das Rathhaus, behufs Enthüllung der Stimmzettel. Vor Morgen Abends läßt sich schwerlich auch nur ein annäherndes Resultat bestimmen. Haben, wie vorauszusehen, die siebenzigtausend Sozialisten oder Kommunisten, die Paris einschließt, wie Ein Mann gestimmt, so ist trotz der Insinuationen der heutigen konservativen Morgenblätter ihr Sieg sicher. — Die Wahlagitation unter dem Militär ist eher im Wachsen als Abnehmen. Die Journale aus Bordeaux und dem übrigen mittäglichen Frankreich bringen uns neue Krawalle, von denen sich die ernstesten zu Blaye und Chalons a. d. S. zutrugen. Auch in Paris gährt es in der Garnison täglich stärker. Die „Republique“ bringt heute eine namentliche Liste von Soldaten mehrerer Regimenter, die wegen sozialistischer Propaganda forttransportirt wurden. Man sieht allmählig ein, daß das berüchtigte Unteroffizierbankett vom März doch kein bloßer Puff war. — „La Vraie Republique“ meldet: „Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß im Kriegsministerium Berichte einliefen, laut welchen die Wahlen im Heere meist roth ausfielen.“ — Aus Rom reichen unsere Posten bis zum 5. Mai. Der Moniteur besitzt dagegen Depeschen vom 8. Mai, aus denen er jedoch nur folgende vage Sätze mittheilt: „Palo, den 8. Mai. Die 3. Brigade und das 16. leichte Infanterieregiment sind glücklich gelandet. Die numerische Stärke des Expeditionskorps ist jetzt sehr hinreichend, um die moralische Macht (ascendant), die Frankreich im hiesigen Lande ausüben muß, zu bewahren. Von morgen ab werde ich vorrücken und eine Stellung einnehmen, von welcher ich die West-Zone der Stadt beherrsche. Ich bin stark etablirt in Fumirino. Die Moral und der Gesundheitsstand der Truppen lassen nichts zu wünschen übrig. Mit Ausnahme von etwa dreißig Verwundeten, hat die römische Regierung keinen einzigen Soldaten, ja keinen Tornister mehr im Besitz.“ Der „National“ sagt von obiger Depesche mit beißender Ironie: „Nach dem unvergleichen Bülletin, welches den beklagenswerthen Vorfall vor Rom in ein militärisches Ereigniß umschuf, das den glänzendsten Thaten des Kaiserreichs gleichzustellen, kennen wir nichts Erbärmlicheres als die Hartnäckigkeit Oudinot's oder der Regierung (denn wer weiß, welche Hand diese Bülletins auszieht) mit welcher sie die Behauptung in Zweifel ziehten: daß sich noch Franzosen in den Händen der Römer als Gefangene befänden. Weiß denn nicht alle Welt, daß Oudinot das lombardische Bataillon gegen unsere in den Weinbergen vor Rom gefangenen braven Soldaten längst auswechselte. Wen will man also hinter das Licht führen?“ — Die zahlreichen Verfolgungen gegen den Peuple steigern den Absatz dieses Blattes bis in's Fabelhafte. Man versichert uns, daß derselbe jetzt zwischen 80 und 90,000 Exemplare täglich beträgt. — Considerant richtet in seiner „Democratie pacifique“ eine salzige Epistel an den Präfekten Rebillot, die unstreitig zu den pi-

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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849, S. 1707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz300i_1849/3>, abgerufen am 28.04.2024.