[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Des Bieber Geils Geruch ist unannehmlich zwar / Doch stillt er Mutter-Weh/ hilfft vielen aus Gefahr / Und wann in Bieber-Fell der Mensche sich bekleid/ so kan das Glieder-Weh ihm niemahls bringen Leid. Den Testicul des Biebers nennet man Bieber-gell/ ist nach des Galeni Meinung eine edle Auzney/ dereh Gebrauch übern obigen noch zu viele Sachen gut. Ihre Art und Eigenschafft ist an sich selbst trucken/ und einer erwärmenden Krafft; Un weil dieselbe für andern Arzneyen subtil/ so ist sie auch denen andern als heißtruckenden vorzuziehen. Wer ausführlichen Bericht von dem Bierbergeile/ und dessen Nutzen zu wissen begehret/ der lese den Gesnerun redivivun. Wann letzlich die Egyptier einen Menschen/ welcher ihm selbsten schädlich wäre/ anzeigen wollten/ mahleten sie einen Bieber/ der sich das Gemächte abbisse: Ein Mensch/ der das Seinige unbedächtig vor die Hand nimmt/ der erwecket ihm selbst die gröste Reue: der Jenige/ welcher weder sich noch Andern nützet/ ist besser todt als lebendig/ dahin auch der welweise Demonar zlelete/ als er ihrer zweene disputiren hörete/ deren Einer ganz albere Dinge vorbrachte/ der Ander aber sie ganz ungeschickt beantwortete/ indem er mit diesen Worten heraus fuhr/ und sagte: Ich sehe wol der Eine milket den Bock/ und der Ander will die Milch mit dem Siebe auf fassen. Fisch-Otter. Der Fisch Otter/ so Lutra genennet/ ist aus des Biebers Geschlechte. Hat seine Nahrung in dem Wasser/ und kan gleichwohl ohne Lufft nicht leben. Seine Jungen gebieret er in einem Loche ausserhalb des Wassers: Er macht seine Wohnung von Aesten/ und Rinden damit er darauf truck en sitzen kan: Er jagt den Fischen nach/ und ob er wohl unter dem Wasser nicht lange tauret/ so ist er doch demselben sehr schädlich. In Fangung der Fische ist er geschwind/ und füllet sein Loch dermassen an/ daß es zu Zeiten daselbst Petrus de Crescent. sehr stinket: Er ist listig/ und boßhafftig: Die gröste Nutzbarkeit/ so man von ihm hat/ ist der Balck: Das Fleisch wird selten zur Speise gebraucht: Wenn er in das Wasser kreucht/ scheusst er geschwinde nach dem Grunde/ ertappet und frisset/ was er bekömmet/ fähret alsdann eilends wieder in die Höhe/ stecket das Maul aus dem Wasser/ und hohlet mit einem Brausen Athem. Er befindet sich gemeiniglich des Nachts in den Gewässern/ und leget sich des Tages/ wenn er satt in die Wiesen/ Ufer/ oder an fruchtbare Oerter/ da Erlen anzutreffen. Des Winters hält er sich am meisten bey den schnellen Flüssen und Bächen auf / die in der mitten nicht zugefrieren/ des Sommers aber kreucht er den grossen Seen oder Teichen nach/ und Aristoteles. wird offters unterwegens ertappet und erschlagen. Man beschreibet noch eine andere Art/ so sich mit dem Fisch-Otter gleichet/ und zugleich in den Wassern und auf der Erde lebet/ als da sind die Thiere Sathyrium, Satherium, und Latax. Dieses letztere soll sehr harte/ und etwas breitere Haare als der Otter/ auch starke Zähne haben/ wormit es des Nachts die nechsten Zweige/ welche es fassen kan/ abnaget. Art und Eigenschafft der wilden Schweine Gesner[unleserliches Material]. Unter allen vierfüssigen Thieren ist keines/ welches/ was die innerlichen Glieder anbelanget/ dem Menschen gleichförmiger als ein Schwein. Es wird selten ein Thier anzutreffen seyn/ das um und bey dem Menschen sich aufhält/ davon nicht auch eine wilde Art gefunden werde. Die wilden Schweine sind in Europa / vielmehr aber in Teutschland/ als von einer AElianus Provinz derselben/ und in den Gehegen nicht unbekannt. Man hält dafür/ daß die jenigen wilden Schweine/ welche in Macedonien anzutreffen/ kein Geschrey machen/ sondern gleichsam stumm seyn sollen. Des Bieber Geils Geruch ist unannehmlich zwar / Doch stillt er Mutter-Weh/ hilfft vielen aus Gefahr / Und wann in Bieber-Fell der Mensche sich bekleid/ so kan das Glieder-Weh ihm niemahls bringen Leid. Den Testicul des Biebers nennet man Bieber-gell/ ist nach des Galeni Meinung eine edle Auzney/ dereh Gebrauch übern obigen noch zu viele Sachen gut. Ihre Art und Eigenschafft ist an sich selbst trucken/ und einer erwärmenden Krafft; Un weil dieselbe für andern Arzneyen subtil/ so ist sie auch denen andern als heißtruckendẽ vorzuziehẽ. Wer ausführlichẽ Bericht võ dem Bierbergeile/ uñ dessen Nutzen zu wissen begehret/ der lese den Gesnerũ redivivũ. Wann letzlich die Egyptier einen Menschen/ welcher ihm selbsten schädlich wäre/ anzeigen wollten/ mahleten sie einen Bieber/ der sich das Gemächte abbisse: Ein Mensch/ der das Seinige unbedächtig vor die Hand nim̃t/ der erwecket ihm selbst die gröste Reue: der Jenige/ welcher weder sich noch Andern nützet/ ist besser todt als lebendig/ dahin auch der welweise Demonar zlelete/ als er ihrer zweene disputiren hörete/ deren Einer ganz albere Dinge vorbrachte/ der Ander aber sie ganz ungeschickt beantwortete/ indem er mit diesen Worten heraus fuhr/ und sagte: Ich sehe wol der Eine milket den Bock/ und der Ander will die Milch mit dem Siebe auf fassen. Fisch-Otter. Der Fisch Otter/ so Lutra genennet/ ist aus des Biebers Geschlechte. Hat seine Nahrung in dem Wasser/ und kan gleichwohl ohne Lufft nicht leben. Seine Jungen gebieret er in einem Loche ausserhalb des Wassers: Er macht seine Wohnung von Aesten/ uñ Rinden damit er darauf truck en sitzen kan: Er jagt den Fischen nach/ und ob er wohl unter dem Wasser nicht lange tauret/ so ist er doch demselben sehr schädlich. In Fangung der Fische ist er geschwind/ und füllet sein Loch dermassen an/ daß es zu Zeiten daselbst Petrus de Crescent. sehr stinket: Er ist listig/ und boßhafftig: Die gröste Nutzbarkeit/ so man von ihm hat/ ist der Balck: Das Fleisch wird selten zur Speise gebraucht: Wenn er in das Wasser kreucht/ scheusst er geschwinde nach dem Grunde/ ertappet und frisset/ was er bekömmet/ fähret alsdann eilends wieder in die Höhe/ stecket das Maul aus dem Wasser/ und hohlet mit einem Brausen Athem. Er befindet sich gemeiniglich des Nachts in den Gewässern/ und leget sich des Tages/ wenn er satt in die Wiesen/ Ufer/ oder an fruchtbare Oerter/ da Erlen anzutreffen. Des Winters hält er sich am meisten bey den schnellen Flüssen und Bächen auf / die in der mitten nicht zugefrieren/ des Som̃ers aber kreucht er den grossen Seen oder Teichen nach/ und Aristoteles. wird offters unterwegens ertappet und erschlagen. Man beschreibet noch eine andere Art/ so sich mit dem Fisch-Otter gleichet/ und zugleich in den Wassern und auf der Erde lebet/ als da sind die Thiere Sathyrium, Satherium, und Latax. Dieses letztere soll sehr harte/ und etwas breitere Haare als der Otter/ auch starke Zähne haben/ wormit es des Nachts die nechsten Zweige/ welche es fassen kan/ abnaget. Art und Eigenschafft der wilden Schweine Gesner[unleserliches Material]. Unter allen vierfüssigen Thieren ist keines/ welches/ was die innerlichen Glieder anbelanget/ dem Menschen gleichförmiger als ein Schwein. Es wird selten ein Thier anzutreffen seyn/ das um und bey dem Menschen sich aufhält/ davon nicht auch eine wilde Art gefunden werde. Die wilden Schweine sind in Europa / vielmehr aber in Teutschland/ als von einer AElianus Provinz derselben/ und in den Gehegen nicht unbekannt. Man hält dafür/ daß die jenigen wilden Schweine/ welche in Macedonien anzutreffen/ kein Geschrey machen/ sondern gleichsam stumm seyn sollen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0271" n="241"/> <p>Des Bieber Geils Geruch ist unannehmlich zwar /</p> <p>Doch stillt er Mutter-Weh/ hilfft vielen aus Gefahr /</p> <p>Und wann in Bieber-Fell der Mensche sich bekleid/ so kan das Glieder-Weh ihm niemahls bringen Leid.</p> <p>Den Testicul des Biebers nennet man Bieber-gell/ ist nach des Galeni Meinung eine edle Auzney/ dereh Gebrauch übern obigen noch zu viele Sachen gut. Ihre Art und Eigenschafft ist an sich selbst trucken/ und einer erwärmenden Krafft; Un weil dieselbe für andern Arzneyen subtil/ so ist sie auch denen andern als heißtruckendẽ vorzuziehẽ. Wer ausführlichẽ Bericht võ dem Bierbergeile/ uñ dessen Nutzen zu wissen begehret/ der lese den Gesnerũ redivivũ. Wann letzlich die Egyptier einen Menschen/ welcher ihm selbsten schädlich wäre/ anzeigen wollten/ mahleten sie einen Bieber/ der sich das Gemächte abbisse: Ein Mensch/ der das Seinige unbedächtig vor die Hand nim̃t/ der erwecket ihm selbst die gröste Reue: der Jenige/ welcher weder sich noch Andern nützet/ ist besser todt als lebendig/ dahin auch der welweise Demonar zlelete/ als er ihrer zweene disputiren hörete/ deren Einer ganz albere Dinge vorbrachte/ der Ander aber sie ganz ungeschickt beantwortete/ indem er mit diesen Worten heraus fuhr/ und sagte: Ich sehe wol der Eine milket den Bock/ und der Ander will die Milch mit dem Siebe auf fassen.</p> <p><note place="right">Fisch-Otter.</note> Der Fisch Otter/ so Lutra genennet/ ist aus des Biebers Geschlechte. Hat seine Nahrung in dem Wasser/ und kan gleichwohl ohne Lufft nicht leben. Seine Jungen gebieret er in einem Loche ausserhalb des Wassers: Er macht seine Wohnung von Aesten/ uñ Rinden damit er darauf truck en sitzen kan: Er jagt den Fischen nach/ und ob er wohl unter dem Wasser nicht lange tauret/ so ist er doch demselben sehr schädlich. In Fangung der Fische ist er geschwind/ und füllet sein Loch dermassen an/ daß es zu Zeiten daselbst <note place="right">Petrus de Crescent.</note> sehr stinket: Er ist listig/ und boßhafftig: Die gröste Nutzbarkeit/ so man von ihm hat/ ist der Balck: Das Fleisch wird selten zur Speise gebraucht: Wenn er in das Wasser kreucht/ scheusst er geschwinde nach dem Grunde/ ertappet und frisset/ was er bekömmet/ fähret alsdann eilends wieder in die Höhe/ stecket das Maul aus dem Wasser/ und hohlet mit einem Brausen Athem. Er befindet sich gemeiniglich des Nachts in den Gewässern/ und leget sich des Tages/ wenn er satt in die Wiesen/ Ufer/ oder an fruchtbare Oerter/ da Erlen anzutreffen. Des Winters hält er sich am meisten bey den schnellen Flüssen und Bächen auf / die in der mitten nicht zugefrieren/ des Som̃ers aber kreucht er den grossen Seen oder Teichen nach/ und <note place="right">Aristoteles.</note> wird offters unterwegens ertappet und erschlagen. Man beschreibet noch eine andere Art/ so sich mit dem Fisch-Otter gleichet/ und zugleich in den Wassern und auf der Erde lebet/ als da sind die Thiere Sathyrium, Satherium, und Latax. Dieses letztere soll sehr harte/ und etwas breitere Haare als der Otter/ auch starke Zähne haben/ wormit es des Nachts die nechsten Zweige/ welche es fassen kan/ abnaget.</p> <p><note place="right">Art und Eigenschafft der wilden Schweine Gesner<gap reason="illegible"/>.</note> Unter allen vierfüssigen Thieren ist keines/ welches/ was die innerlichen Glieder anbelanget/ dem Menschen gleichförmiger als ein Schwein. Es wird selten ein Thier anzutreffen seyn/ das um und bey dem Menschen sich aufhält/ davon nicht auch eine wilde Art gefunden werde. Die wilden Schweine sind in Europa / vielmehr aber in Teutschland/ als von einer <note place="right">AElianus</note> Provinz derselben/ und in den Gehegen nicht unbekannt. Man hält dafür/ daß die jenigen wilden Schweine/ welche in Macedonien anzutreffen/ kein Geschrey machen/ sondern gleichsam stumm seyn sollen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0271]
Des Bieber Geils Geruch ist unannehmlich zwar /
Doch stillt er Mutter-Weh/ hilfft vielen aus Gefahr /
Und wann in Bieber-Fell der Mensche sich bekleid/ so kan das Glieder-Weh ihm niemahls bringen Leid.
Den Testicul des Biebers nennet man Bieber-gell/ ist nach des Galeni Meinung eine edle Auzney/ dereh Gebrauch übern obigen noch zu viele Sachen gut. Ihre Art und Eigenschafft ist an sich selbst trucken/ und einer erwärmenden Krafft; Un weil dieselbe für andern Arzneyen subtil/ so ist sie auch denen andern als heißtruckendẽ vorzuziehẽ. Wer ausführlichẽ Bericht võ dem Bierbergeile/ uñ dessen Nutzen zu wissen begehret/ der lese den Gesnerũ redivivũ. Wann letzlich die Egyptier einen Menschen/ welcher ihm selbsten schädlich wäre/ anzeigen wollten/ mahleten sie einen Bieber/ der sich das Gemächte abbisse: Ein Mensch/ der das Seinige unbedächtig vor die Hand nim̃t/ der erwecket ihm selbst die gröste Reue: der Jenige/ welcher weder sich noch Andern nützet/ ist besser todt als lebendig/ dahin auch der welweise Demonar zlelete/ als er ihrer zweene disputiren hörete/ deren Einer ganz albere Dinge vorbrachte/ der Ander aber sie ganz ungeschickt beantwortete/ indem er mit diesen Worten heraus fuhr/ und sagte: Ich sehe wol der Eine milket den Bock/ und der Ander will die Milch mit dem Siebe auf fassen.
Der Fisch Otter/ so Lutra genennet/ ist aus des Biebers Geschlechte. Hat seine Nahrung in dem Wasser/ und kan gleichwohl ohne Lufft nicht leben. Seine Jungen gebieret er in einem Loche ausserhalb des Wassers: Er macht seine Wohnung von Aesten/ uñ Rinden damit er darauf truck en sitzen kan: Er jagt den Fischen nach/ und ob er wohl unter dem Wasser nicht lange tauret/ so ist er doch demselben sehr schädlich. In Fangung der Fische ist er geschwind/ und füllet sein Loch dermassen an/ daß es zu Zeiten daselbst sehr stinket: Er ist listig/ und boßhafftig: Die gröste Nutzbarkeit/ so man von ihm hat/ ist der Balck: Das Fleisch wird selten zur Speise gebraucht: Wenn er in das Wasser kreucht/ scheusst er geschwinde nach dem Grunde/ ertappet und frisset/ was er bekömmet/ fähret alsdann eilends wieder in die Höhe/ stecket das Maul aus dem Wasser/ und hohlet mit einem Brausen Athem. Er befindet sich gemeiniglich des Nachts in den Gewässern/ und leget sich des Tages/ wenn er satt in die Wiesen/ Ufer/ oder an fruchtbare Oerter/ da Erlen anzutreffen. Des Winters hält er sich am meisten bey den schnellen Flüssen und Bächen auf / die in der mitten nicht zugefrieren/ des Som̃ers aber kreucht er den grossen Seen oder Teichen nach/ und wird offters unterwegens ertappet und erschlagen. Man beschreibet noch eine andere Art/ so sich mit dem Fisch-Otter gleichet/ und zugleich in den Wassern und auf der Erde lebet/ als da sind die Thiere Sathyrium, Satherium, und Latax. Dieses letztere soll sehr harte/ und etwas breitere Haare als der Otter/ auch starke Zähne haben/ wormit es des Nachts die nechsten Zweige/ welche es fassen kan/ abnaget.
Fisch-Otter.
Petrus de Crescent.
Aristoteles. Unter allen vierfüssigen Thieren ist keines/ welches/ was die innerlichen Glieder anbelanget/ dem Menschen gleichförmiger als ein Schwein. Es wird selten ein Thier anzutreffen seyn/ das um und bey dem Menschen sich aufhält/ davon nicht auch eine wilde Art gefunden werde. Die wilden Schweine sind in Europa / vielmehr aber in Teutschland/ als von einer Provinz derselben/ und in den Gehegen nicht unbekannt. Man hält dafür/ daß die jenigen wilden Schweine/ welche in Macedonien anzutreffen/ kein Geschrey machen/ sondern gleichsam stumm seyn sollen.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/271>, abgerufen am 17.06.2024. |