[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].Man höret zwar öffentlich von keinen Werbungen/ es ist aber gewiß/ daß einige Officirer unter der Hand Patenta erhalten haben/ in andern landen In Holland geben heimliche Werdungen vor. zu werben/ und nimbt man allhier unter dem Deckmantel von recroutiren viel Volck an. Ein junger Frantzösischer Marquis von der Reformirten Religion/ welcher mit seiner Mutter in einer Kutschen von Metz aus dem Königreich sich reteriren wollen/ sehende/ daß einige Reuterey ihn verfolgete/ sprunge aus der Kutsche/ sagende mit weinenden Augen/ Adieu Mama, und lieffe in einen Wald/ allwo er einen Schäffer angetroffen/ dem er zwey Pistolen gabe/ umb seine lumpichte und zerrissene Kleyder zu bekommen/ mit welchen er auch durch und biß anhero glücklich angelangt ist. Der Herr Printz von Oranien hat ihn in die Academie gethan / allwo Se. Hoheit auff dero Kosten besagten Marquis alle exercitia unterweisen lässet. Man sagt/ daß die Staaten von Holland in den Städten ihrer Provintz zweyhundert hinein geflüchtete Prediger unterhalten wollen. Auch sagt man/ daß die Herren General Staaten den Herrn Claude/ welcher Pfarrer zu Charenton in Franckreich gewesen/ zu ihrem Frantzösischen Historienschreiber machen wollen. Herrn Menards seinen Collegam hat der Herr Printz von Oranien zu seinem Hoffprediger erwählet/ bekombt 1400. Livres Bestallung/ und solle dem Hoff ja selbsten in Kriegszeiten folgen. Printz von Oranien erhält auff seinen eigenen Kosten 30. Frantzösische Officiers. Auch haben Se. Hoheit 30. der vornehmsten Frantzösischen Officirer/ so sich anhero reterirt haben/ erwählet/ und unterhält solche auff dero eigenen Spesen und Kosten. Die Staaten der Provintzen von Frießland/ Grönningen/ Ommellanden und Ober - Issel haben beschlossen/ allen Römisch-Catholischen Advocaten/ Notarien und Procuratorn ihre Bedienungen zu benehmen/ und welche militarische Charge haben/ wann sie sterben/ sollen an deren Platz lauter protestirende angenommen werden/ welchen andere Provintzen auch nachfolgen/ und dergleichen thun dörfften. Obwolen die Infantin von Portugall eine vortreffliche schöne und Tugend - begabte Princessin ist/ so ist sie doch darbey so unglücklich/ daß alle Heyraths-Handlungen keinen Fortgang gewinnen/ und haben zwar ihrer viel dieser Princessin (nachdeme die Heyrath mit dem Hertzog von Savoyen/ welche schon so viel als geschlossen gewesen/ wieder zurück gegangen) begehret/ deren sie auch keinen ausgeschlagen/ so ist doch jedesmal[unleserliches Material] durch eine unbegreiffliche Göttliche Vorsehung etwas darzwischen kommen/ welches den Fortgang solches Ehe-Gelübds verhindert hat. Von Roschelle hat man/ daß daselbst/ und an andern Orten mehr/ denen Neubekehrlen bey Sttaff funffzig Gulden das erstemal/ zum zweytenmal hundert und ferner doppelt anbefohlen worden/ alle Sonn- und Feyertäg in Meß zu gehen. Man höret zwar öffentlich von keinen Werbungen/ es ist aber gewiß/ daß einige Officirer unter der Hand Patenta erhalten haben/ in andern landen In Holland geben heimliche Werdungen vor. zu werben/ und nimbt man allhier unter dem Deckmantel von recroutiren viel Volck an. Ein junger Frantzösischer Marquis von der Reformirten Religion/ welcher mit seiner Mutter in einer Kutschen von Metz aus dem Königreich sich reteriren wollen/ sehende/ daß einige Reuterey ihn verfolgete/ sprunge aus der Kutsche/ sagende mit weinenden Augen/ Adieu Mama, und lieffe in einen Wald/ allwo er einen Schäffer angetroffen/ dem er zwey Pistolen gabe/ umb seine lumpichte und zerrissene Kleyder zu bekommen/ mit welchen er auch durch und biß anhero glücklich angelangt ist. Der Herr Printz von Oranien hat ihn in die Academie gethan / allwo Se. Hoheit auff dero Kosten besagten Marquis alle exercitia unterweisen lässet. Man sagt/ daß die Staaten von Holland in den Städten ihrer Provintz zweyhundert hinein geflüchtete Prediger unterhalten wollen. Auch sagt man/ daß die Herren General Staaten den Herrn Claude/ welcher Pfarrer zu Charenton in Franckreich gewesen/ zu ihrem Frantzösischen Historienschreiber machen wollen. Herrn Menards seinen Collegam hat der Herr Printz von Oranien zu seinem Hoffprediger erwählet/ bekombt 1400. Livres Bestallung/ und solle dem Hoff ja selbsten in Kriegszeiten folgen. Printz von Oranien erhält auff seinen eigenen Kosten 30. Frantzösische Officiers. Auch haben Se. Hoheit 30. der vornehmsten Frantzösischen Officirer/ so sich anhero reterirt haben/ erwählet/ und unterhält solche auff dero eigenen Spesen und Kosten. Die Staaten der Provintzen von Frießland/ Grönningen/ Ommellanden und Ober - Issel haben beschlossen/ allen Römisch-Catholischen Advocaten/ Notarien und Procuratorn ihre Bedienungen zu benehmen/ und welche militarische Charge haben/ wann sie sterben/ sollen an deren Platz lauter protestirende angenommen werden/ welchen andere Provintzen auch nachfolgen/ und dergleichen thun dörfften. Obwolen die Infantin von Portugall eine vortreffliche schöne und Tugend - begabte Princessin ist/ so ist sie doch darbey so unglücklich/ daß alle Heyraths-Handlungen keinen Fortgang gewinnen/ und haben zwar ihrer viel dieser Princessin (nachdeme die Heyrath mit dem Hertzog von Savoyen/ welche schon so viel als geschlossen gewesen/ wieder zurück gegangen) begehret/ deren sie auch keinen ausgeschlagen/ so ist doch jedesmal[unleserliches Material] durch eine unbegreiffliche Göttliche Vorsehung etwas darzwischen kommen/ welches den Fortgang solches Ehe-Gelübds verhindert hat. Von Roschelle hat man/ daß daselbst/ und an andern Orten mehr/ denen Neubekehrlen bey Sttaff funffzig Gulden das erstemal/ zum zweytenmal hundert und ferner doppelt anbefohlen worden/ alle Sonn- und Feyertäg in Meß zu gehen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0134" n="122"/> Man höret zwar öffentlich von keinen Werbungen/ es ist aber gewiß/ daß einige Officirer unter der Hand Patenta erhalten haben/ in andern landen <note place="left">In Holland geben heimliche Werdungen vor.</note> zu werben/ und nimbt man allhier unter dem Deckmantel von recroutiren viel Volck an. Ein junger Frantzösischer Marquis von der Reformirten Religion/ welcher mit seiner Mutter in einer Kutschen von Metz aus dem Königreich sich reteriren wollen/ sehende/ daß einige Reuterey ihn verfolgete/ sprunge aus der Kutsche/ sagende mit weinenden Augen/ Adieu Mama, und lieffe in einen Wald/ allwo er einen Schäffer angetroffen/ dem er zwey Pistolen gabe/ umb seine lumpichte und zerrissene Kleyder zu bekommen/ mit welchen er auch durch und biß anhero glücklich angelangt ist. Der Herr Printz von Oranien hat ihn in die Academie gethan / allwo Se. Hoheit auff dero Kosten besagten Marquis alle exercitia unterweisen lässet. Man sagt/ daß die Staaten von Holland in den Städten ihrer Provintz zweyhundert hinein geflüchtete Prediger unterhalten wollen. Auch sagt man/ daß die Herren General Staaten den Herrn Claude/ welcher Pfarrer zu Charenton in Franckreich gewesen/ zu ihrem Frantzösischen Historienschreiber machen wollen. Herrn Menards seinen Collegam hat der Herr Printz von Oranien zu seinem Hoffprediger erwählet/ bekombt 1400. Livres Bestallung/ und solle dem Hoff ja selbsten in Kriegszeiten folgen. <note place="left">Printz von Oranien erhält auff seinen eigenen Kosten 30. Frantzösische Officiers.</note> Auch haben Se. Hoheit 30. der vornehmsten Frantzösischen Officirer/ so sich anhero reterirt haben/ erwählet/ und unterhält solche auff dero eigenen Spesen und Kosten. Die Staaten der Provintzen von Frießland/ Grönningen/ Ommellanden und Ober - Issel haben beschlossen/ allen Römisch-Catholischen Advocaten/ Notarien und Procuratorn ihre Bedienungen zu benehmen/ und welche militarische Charge haben/ wann sie sterben/ sollen an deren Platz lauter protestirende angenommen werden/ welchen andere Provintzen auch nachfolgen/ und dergleichen thun dörfften. Obwolen die Infantin von Portugall eine vortreffliche schöne und Tugend - begabte Princessin ist/ so ist sie doch darbey so unglücklich/ daß alle Heyraths-Handlungen keinen Fortgang gewinnen/ und haben zwar ihrer viel dieser Princessin (nachdeme die Heyrath mit dem Hertzog von Savoyen/ welche schon so viel als geschlossen gewesen/ wieder zurück gegangen) begehret/ deren sie auch keinen ausgeschlagen/ so ist doch jedesmal<gap reason="illegible"/> durch eine unbegreiffliche Göttliche Vorsehung etwas darzwischen kommen/ welches den Fortgang solches Ehe-Gelübds verhindert hat. Von Roschelle hat man/ daß daselbst/ und an andern Orten mehr/ denen Neubekehrlen bey Sttaff funffzig Gulden das erstemal/ zum zweytenmal hundert und ferner doppelt anbefohlen worden/ alle Sonn- und Feyertäg in Meß zu gehen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0134]
Man höret zwar öffentlich von keinen Werbungen/ es ist aber gewiß/ daß einige Officirer unter der Hand Patenta erhalten haben/ in andern landen zu werben/ und nimbt man allhier unter dem Deckmantel von recroutiren viel Volck an. Ein junger Frantzösischer Marquis von der Reformirten Religion/ welcher mit seiner Mutter in einer Kutschen von Metz aus dem Königreich sich reteriren wollen/ sehende/ daß einige Reuterey ihn verfolgete/ sprunge aus der Kutsche/ sagende mit weinenden Augen/ Adieu Mama, und lieffe in einen Wald/ allwo er einen Schäffer angetroffen/ dem er zwey Pistolen gabe/ umb seine lumpichte und zerrissene Kleyder zu bekommen/ mit welchen er auch durch und biß anhero glücklich angelangt ist. Der Herr Printz von Oranien hat ihn in die Academie gethan / allwo Se. Hoheit auff dero Kosten besagten Marquis alle exercitia unterweisen lässet. Man sagt/ daß die Staaten von Holland in den Städten ihrer Provintz zweyhundert hinein geflüchtete Prediger unterhalten wollen. Auch sagt man/ daß die Herren General Staaten den Herrn Claude/ welcher Pfarrer zu Charenton in Franckreich gewesen/ zu ihrem Frantzösischen Historienschreiber machen wollen. Herrn Menards seinen Collegam hat der Herr Printz von Oranien zu seinem Hoffprediger erwählet/ bekombt 1400. Livres Bestallung/ und solle dem Hoff ja selbsten in Kriegszeiten folgen. Auch haben Se. Hoheit 30. der vornehmsten Frantzösischen Officirer/ so sich anhero reterirt haben/ erwählet/ und unterhält solche auff dero eigenen Spesen und Kosten. Die Staaten der Provintzen von Frießland/ Grönningen/ Ommellanden und Ober - Issel haben beschlossen/ allen Römisch-Catholischen Advocaten/ Notarien und Procuratorn ihre Bedienungen zu benehmen/ und welche militarische Charge haben/ wann sie sterben/ sollen an deren Platz lauter protestirende angenommen werden/ welchen andere Provintzen auch nachfolgen/ und dergleichen thun dörfften. Obwolen die Infantin von Portugall eine vortreffliche schöne und Tugend - begabte Princessin ist/ so ist sie doch darbey so unglücklich/ daß alle Heyraths-Handlungen keinen Fortgang gewinnen/ und haben zwar ihrer viel dieser Princessin (nachdeme die Heyrath mit dem Hertzog von Savoyen/ welche schon so viel als geschlossen gewesen/ wieder zurück gegangen) begehret/ deren sie auch keinen ausgeschlagen/ so ist doch jedesmal_ durch eine unbegreiffliche Göttliche Vorsehung etwas darzwischen kommen/ welches den Fortgang solches Ehe-Gelübds verhindert hat. Von Roschelle hat man/ daß daselbst/ und an andern Orten mehr/ denen Neubekehrlen bey Sttaff funffzig Gulden das erstemal/ zum zweytenmal hundert und ferner doppelt anbefohlen worden/ alle Sonn- und Feyertäg in Meß zu gehen.
In Holland geben heimliche Werdungen vor.
Printz von Oranien erhält auff seinen eigenen Kosten 30. Frantzösische Officiers.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/134>, abgerufen am 16.06.2024. |