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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Formen nimmt mit der Temperatur zu u. wo 18-20°
R. ist, herrscht mehr thierisches Leben, als
da wo 2-3° R. ist. Allerdings hängt aber
dies wieder von Localverhältnisse, günstiger
mannigfaltiger Lage der Flüße, Gebirge etc.
ab. Das Leben erscheint am mannigfaltigsten
verzweigt u. geschieden, da, wo der Charac-
ter der Landschaft individualisirt ist.

Ein großes Vorurtheil ist es, daß die Thiere
des neuen Continents nur auf niederer Stufe
stehen, u. man hat es darauf begründet,
daß Pachidermen nicht vorhanden wären.
Abgerechnet, daß es etwas zufälliges ist,
daß bei der großen Katastrophe auf einem
Theile der Erde gewiße Thierformen verschwun-
den, so sind doch noch 4-5 Pachidermenarten
vorhanden, u. Reste von Versteinerungen
zeigen daß solche vorhanden waren, wie
ich selbst versteinte Rhinozerosknochen mitge-
bracht habe. Man findet sie dorten nicht im
Klima der Ebene, wo siedie Thiere sonst gelebt haben
müssen, sondern nur auf Höhen von 6-7000
Fuß. Jetzt leben dort ersetzende Formen
der Thiere der alten Continente, die Katzen
geschlechter, große Pantherthiere. Ferner
Bisons, Moschusochsen die 2000 Lb. wiegen.
Jefferson beschreibt einen solchen von 9-10
Fuß Höhe am Rücken, so hoch wie ein Elephant.
Die Masse ist in der neuen Welt so groß
daß 8-10000 solcher wilden Bisons zwischen
dem Ohio u. Missouri sonst weideten.
Große Formen der Pachidermen sind wie-
derkäuend u. stets grasfressend. Jn
den Urwelt ist es eben so der Fall gewesen.
Das größte Krokodill, welches man ver-
steinert in Surreck gefunden, hatte eine

Länge

Formen nim̃t mit der Temperatur zu u. wo 18–20°
R. iſt, herrſcht mehr thieriſches Leben, als
da wo 2–3° R. iſt. Allerdings hängt aber
dies wieder von Localverhältniſſe, günſtiger
mañigfaltiger Lage der Flüße, Gebirge etc.
ab. Das Leben erſcheint am mañigfaltigſten
verzweigt u. geſchieden, da, wo der Charac-
ter der Landſchaft individualiſirt iſt.

Ein großes Vorurtheil iſt es, daß die Thiere
des neuen Continents nur auf niederer Stufe
ſtehen, u. man hat es darauf begründet,
daß Pachidermen nicht vorhanden wären.
Abgerechnet, daß es etwas zufälliges iſt,
daß bei der großen Kataſtrophe auf einem
Theile der Erde gewiße Thierformen verſchwun-
den, ſo ſind doch noch 4–5 Pachidermenarten
vorhanden, u. Reſte von Verſteinerungen
zeigen daß ſolche vorhanden waren, wie
ich ſelbſt verſteinte Rhinozerosknochen mitge-
bracht habe. Man findet ſie dorten nicht im
Klima der Ebene, wo ſiedie Thiere ſonſt gelebt haben
müſſen, ſondern nur auf Höhen von 6–7000
Fuß. Jetzt leben dort erſetzende Formen
der Thiere der alten Continente, die Katzen
geſchlechter, große Pantherthiere. Ferner
Biſons, Moſchusochſen die 2000 ℔. wiegen.
Jefferson beſchreibt einen ſolchen von 9–10
Fuß Höhe am Rücken, ſo hoch wie ein Elephant.
Die Maſſe iſt in der neuen Welt ſo groß
daß 8–10000 ſolcher wilden Biſons zwiſchen
dem Ohio u. Miſſouri ſonſt weideten.
Große Formen der Pachidermen ſind wie-
derkäuend u. ſtets grasfreſſend. Jn
den Urwelt iſt es eben ſo der Fall geweſen.
Das größte Krokodill, welches man ver-
ſteinert in Surreck gefunden, hatte eine

Länge
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[369./0386] Formen nim̃t mit der Temperatur zu u. wo 18–20° R. iſt, herrſcht mehr thieriſches Leben, als da wo 2–3° R. iſt. Allerdings hängt aber dies wieder von Localverhältniſſe, günſtiger mañigfaltiger Lage der Flüße, Gebirge p. ab. Das Leben erſcheint am mañigfaltigſten verzweigt u. geſchieden, da, wo der Charac- ter der Landſchaft individualiſirt iſt. Ein großes Vorurtheil iſt es, daß die Thiere des neuen Continents nur auf niederer Stufe ſtehen, u. man hat es darauf begründet, daß Pachidermen nicht vorhanden wären. Abgerechnet, daß es etwas zufälliges iſt, daß bei der großen Kataſtrophe auf einem Theile der Erde gewiße Thierformen verſchwun- den, ſo ſind doch noch 4–5 Pachidermenarten vorhanden, u. Reſte von Verſteinerungen zeigen daß ſolche vorhanden waren, wie ich ſelbſt verſteinte Rhinozerosknochen mitge- bracht habe. Man findet ſie dorten nicht im Klima der Ebene, wo ſiedie Thiere ſonſt gelebt haben müſſen, ſondern nur auf Höhen von 6–7000 Fuß. Jetzt leben dort erſetzende Formen der Thiere der alten Continente, die Katzen geſchlechter, große Pantherthiere. Ferner Biſons, Moſchusochſen die 2000 ℔. wiegen. Jefferson beſchreibt einen ſolchen von 9–10 Fuß Höhe am Rücken, ſo hoch wie ein Elephant. Die Maſſe iſt in der neu Welt ſo groß daß 8–10000 ſolcher wilden Biſons zwiſchen dem Ohio u. Miſſouri ſonſt weideten. Große Formen der Pachidermen ſind wie- derkäuend u. ſtets grasfreſſend. Jn den Urwelt iſt es eben ſo der Fall geweſen. Das größte Krokodill, welches man ver- ſteinert in Surreck gefunden, hatte eine Länge

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 369.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/386>, abgerufen am 26.04.2024.