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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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Er foderte drei Lichter, weil sie das promptua¬
rium juris
von ihm foderte zu Nachttestamen¬
ten; war aber mit Einem elenden zufrieden, weil
auf dem ganzen Leucht-Thurm kein zweites zu
haben stand, desgleichen kein drittes, und er viel
zu mitleidig und zu eilig war, jemand in die Nacht
und den Thurm herabzuschicken nach Licht.

Der Kranke fieng an, das erste Vermächtnis
zu diktiren, nach welchem dem Kaufmann Neupe¬
ter Flittens ganze Dividende am längst erwarteten
westindischen Schiffe zustarb, desgleichen ein ver¬
siegeltes mit OUF bezeichnetes Juwelenkästgen,
das von den Gebrüdern Heiligenbeil in Bremen
abzufodern war. -- Es war sichtbar, daß Flitte,
obwohl halb todt, doch überall auf diktirte gut
stilisirte Schreibart ausgieng. -- Aber Walt mu߬
te einhalten und einen Löffel Wasser fordern, um
einige Dinte aus dem Dintenpulver zu machen,
in das er eintunkte. Als die Dinte fertig war,
fand er wieder sehr ungern, daß die neue ganz
anders aussehe als die alte, und daß er so das
Instrument -- geradezu entgegen allen Notariats-
Ordnungen -- mit doppelter Dinte hinschreibe.

Er foderte drei Lichter, weil ſie das promptua¬
rium juris
von ihm foderte zu Nachtteſtamen¬
ten; war aber mit Einem elenden zufrieden, weil
auf dem ganzen Leucht-Thurm kein zweites zu
haben ſtand, desgleichen kein drittes, und er viel
zu mitleidig und zu eilig war, jemand in die Nacht
und den Thurm herabzuſchicken nach Licht.

Der Kranke fieng an, das erſte Vermaͤchtnis
zu diktiren, nach welchem dem Kaufmann Neupe¬
ter Flittens ganze Dividende am laͤngſt erwarteten
weſtindiſchen Schiffe zuſtarb, desgleichen ein ver¬
ſiegeltes mit OUF bezeichnetes Juwelenkaͤſtgen,
das von den Gebruͤdern Heiligenbeil in Bremen
abzufodern war. — Es war ſichtbar, daß Flitte,
obwohl halb todt, doch uͤberall auf diktirte gut
ſtiliſirte Schreibart ausgieng. — Aber Walt mu߬
te einhalten und einen Loͤffel Waſſer fordern, um
einige Dinte aus dem Dintenpulver zu machen,
in das er eintunkte. Als die Dinte fertig war,
fand er wieder ſehr ungern, daß die neue ganz
anders ausſehe als die alte, und daß er ſo das
Inſtrument — geradezu entgegen allen Notariats-
Ordnungen — mit doppelter Dinte hinſchreibe.

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[52/0060] Er foderte drei Lichter, weil ſie das promptua¬ rium juris von ihm foderte zu Nachtteſtamen¬ ten; war aber mit Einem elenden zufrieden, weil auf dem ganzen Leucht-Thurm kein zweites zu haben ſtand, desgleichen kein drittes, und er viel zu mitleidig und zu eilig war, jemand in die Nacht und den Thurm herabzuſchicken nach Licht. Der Kranke fieng an, das erſte Vermaͤchtnis zu diktiren, nach welchem dem Kaufmann Neupe¬ ter Flittens ganze Dividende am laͤngſt erwarteten weſtindiſchen Schiffe zuſtarb, desgleichen ein ver¬ ſiegeltes mit OUF bezeichnetes Juwelenkaͤſtgen, das von den Gebruͤdern Heiligenbeil in Bremen abzufodern war. — Es war ſichtbar, daß Flitte, obwohl halb todt, doch uͤberall auf diktirte gut ſtiliſirte Schreibart ausgieng. — Aber Walt mu߬ te einhalten und einen Loͤffel Waſſer fordern, um einige Dinte aus dem Dintenpulver zu machen, in das er eintunkte. Als die Dinte fertig war, fand er wieder ſehr ungern, daß die neue ganz anders ausſehe als die alte, und daß er ſo das Inſtrument — geradezu entgegen allen Notariats- Ordnungen — mit doppelter Dinte hinſchreibe.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/60>, abgerufen am 01.11.2024.