der Schleicher wie der Doppel-Adler zwey Kro- nen auf den Kopf, eine jetzige und eine künftige.
Jetzt warf er die Frage hin, wie ihr sein be- ziehlich-bestes Stück: "Der Ritter einer bessern Zeit" gefallen, mit welchem er eben in Maul- bronn die deklamatorische Akademie anfangen wolle. Da ein Autor bey einem Leser, der ihn wegen eines halben Dutzend Schriften anbetet, stets voraussetzt, er habe das Ganze gelesen: so erstaunte er ein wenig über Theodas Freude, daß sie etwas noch Ungelesenes von ihm werde zu hören bekommen. Sie mußte ihm nun -- so wenig wurd' er auf seinem Selbstfahrstuhl von Siegswagen des schönen Aufzugs satt -- sagen, was sie vorzüglich am Dichter liebe: "großer Gott, versetzte sie, was ist vorzüglich zu lieben, wenn man liebt? Am meisten aber gefällt mir sein Witz -- am meisten jedoch seine Erhabenheit -- freilich am meisten sein zartes heißes Herz--und mehr als alles andere, was ich eben lese." -- "Was lesen Sie denn eben von ihm?" fragte Nieß. "Jetzt nichts," sagte sie.
der Schleicher wie der Doppel-Adler zwey Kro- nen auf den Kopf, eine jetzige und eine kuͤnftige.
Jetzt warf er die Frage hin, wie ihr ſein be- ziehlich-beſtes Stuͤck: „Der Ritter einer beſſern Zeit” gefallen, mit welchem er eben in Maul- bronn die deklamatoriſche Akademie anfangen wolle. Da ein Autor bey einem Leſer, der ihn wegen eines halben Dutzend Schriften anbetet, ſtets vorausſetzt, er habe das Ganze geleſen: ſo erſtaunte er ein wenig uͤber Theodas Freude, daß ſie etwas noch Ungeleſenes von ihm werde zu hoͤren bekommen. Sie mußte ihm nun — ſo wenig wurd’ er auf ſeinem Selbſtfahrſtuhl von Siegswagen des ſchoͤnen Aufzugs ſatt — ſagen, was ſie vorzuͤglich am Dichter liebe: „großer Gott, verſetzte ſie, was iſt vorzuͤglich zu lieben, wenn man liebt? Am meiſten aber gefaͤllt mir ſein Witz — am meiſten jedoch ſeine Erhabenheit — freilich am meiſten ſein zartes heißes Herz—und mehr als alles andere, was ich eben leſe.” — „Was leſen Sie denn eben von ihm?” fragte Nieß. „Jetzt nichts,” ſagte ſie.
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der Schleicher wie der Doppel-Adler zwey Kro-
nen auf den Kopf, eine jetzige und eine kuͤnftige.
Jetzt warf er die Frage hin, wie ihr ſein be-
ziehlich-beſtes Stuͤck: „Der Ritter einer beſſern
Zeit” gefallen, mit welchem er eben in Maul-
bronn die deklamatoriſche Akademie anfangen
wolle. Da ein Autor bey einem Leſer, der ihn
wegen eines halben Dutzend Schriften anbetet,
ſtets vorausſetzt, er habe das Ganze geleſen: ſo
erſtaunte er ein wenig uͤber Theodas Freude, daß
ſie etwas noch Ungeleſenes von ihm werde zu
hoͤren bekommen. Sie mußte ihm nun — ſo
wenig wurd’ er auf ſeinem Selbſtfahrſtuhl von
Siegswagen des ſchoͤnen Aufzugs ſatt — ſagen,
was ſie vorzuͤglich am Dichter liebe: „großer Gott,
verſetzte ſie, was iſt vorzuͤglich zu lieben, wenn
man liebt? Am meiſten aber gefaͤllt mir ſein
Witz — am meiſten jedoch ſeine Erhabenheit —
freilich am meiſten ſein zartes heißes Herz—und
mehr als alles andere, was ich eben leſe.” —
„Was leſen Sie denn eben von ihm?” fragte
Nieß. „Jetzt nichts,” ſagte ſie.
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/55>, abgerufen am 29.04.2024.
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