Gertrud. Von dem ist keine Rede, Rudi! Mein Mann thut das gewiß nicht. Wir sind, Gott Lob! durch den Bau jezt auch erleichtert. Rudi! Ich will mit dir zu deiner Mutter gehn, wenn es so schlimm ist.
Sie füllt dem Rudeli seinen Sack mit dürrem Obst -- sagt ihm noch einmal: Du Lieber! nimm doch Niemand nichts mehr; und geht dann mit dem Rudi zu seiner Mutter.
Und als er unter einem Nußbaum Laub zusam- men las, die Decke ihres Betts besser zu füllen, half ihm Gertrud Laub aufsammeln, und dann eil- ten sie zu ihr hin.
Gertrud grüßte die Kranke, nahm ihre Hand- und weinte.
Du weinest, Gertrud! sagte die Großmutter; wir sollten weinen. Hast du uns verziehen?
Gertrud. Ach! was verziehen. Cathrine! Eure Noth geht mir zu Herzen, und noch mehr deine Güte und deine Sorgfalt. Gott wird deine Treue und deine Sorgfalt gewiß noch an den Dei- nigen segnen, du Gute!
Cathrine. Hast du uns verziehen, Gertrud?
Gertrud. Schweig doch hievon, Cathrine! Ich wollte, ich könnte dich in etwas in deiner Krank- heit erleichtern.
Cathrine. Du bist gut, Gertrud! Ich danke dir; aber Gott wird bald helfen -- Rudeli! Hast
du
Gertrud. Von dem iſt keine Rede, Rudi! Mein Mann thut das gewiß nicht. Wir ſind, Gott Lob! durch den Bau jezt auch erleichtert. Rudi! Ich will mit dir zu deiner Mutter gehn, wenn es ſo ſchlimm iſt.
Sie fuͤllt dem Rudeli ſeinen Sack mit duͤrrem Obst — ſagt ihm noch einmal: Du Lieber! nimm doch Niemand nichts mehr; und geht dann mit dem Rudi zu ſeiner Mutter.
Und als er unter einem Nußbaum Laub zuſam- men las, die Decke ihres Betts beſſer zu fuͤllen, half ihm Gertrud Laub aufſammeln, und dann eil- ten ſie zu ihr hin.
Gertrud gruͤßte die Kranke, nahm ihre Hand- und weinte.
Du weineſt, Gertrud! ſagte die Großmutter; wir ſollten weinen. Haſt du uns verziehen?
Gertrud. Ach! was verziehen. Cathrine! Eure Noth geht mir zu Herzen, und noch mehr deine Guͤte und deine Sorgfalt. Gott wird deine Treue und deine Sorgfalt gewiß noch an den Dei- nigen ſegnen, du Gute!
Cathrine. Haſt du uns verziehen, Gertrud?
Gertrud. Schweig doch hievon, Cathrine! Ich wollte, ich koͤnnte dich in etwas in deiner Krank- heit erleichtern.
Cathrine. Du biſt gut, Gertrud! Ich danke dir; aber Gott wird bald helfen — Rudeli! Haſt
du
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Gertrud. Von dem iſt keine Rede, Rudi!
Mein Mann thut das gewiß nicht. Wir ſind, Gott
Lob! durch den Bau jezt auch erleichtert. Rudi!
Ich will mit dir zu deiner Mutter gehn, wenn es
ſo ſchlimm iſt.
Sie fuͤllt dem Rudeli ſeinen Sack mit duͤrrem
Obst — ſagt ihm noch einmal: Du Lieber! nimm
doch Niemand nichts mehr; und geht dann mit
dem Rudi zu ſeiner Mutter.
Und als er unter einem Nußbaum Laub zuſam-
men las, die Decke ihres Betts beſſer zu fuͤllen,
half ihm Gertrud Laub aufſammeln, und dann eil-
ten ſie zu ihr hin.
Gertrud gruͤßte die Kranke, nahm ihre Hand-
und weinte.
Du weineſt, Gertrud! ſagte die Großmutter;
wir ſollten weinen. Haſt du uns verziehen?
Gertrud. Ach! was verziehen. Cathrine!
Eure Noth geht mir zu Herzen, und noch mehr
deine Guͤte und deine Sorgfalt. Gott wird deine
Treue und deine Sorgfalt gewiß noch an den Dei-
nigen ſegnen, du Gute!
Cathrine. Haſt du uns verziehen, Gertrud?
Gertrud. Schweig doch hievon, Cathrine! Ich
wollte, ich koͤnnte dich in etwas in deiner Krank-
heit erleichtern.
Cathrine. Du biſt gut, Gertrud! Ich danke
dir; aber Gott wird bald helfen — Rudeli! Haſt
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/132>, abgerufen am 19.05.2024.
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