Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Mehr als Jedem, o Freund! kamst du ein Trost mir selbst: Langher war so verwandt meinem Gefühle kein Augapfel, und keine Stimme So erfreulich und süß dem Ohr! Horch! Dein Mund, er beschreibt jener Cyklopenschaar Felskluft, schildert Palerms reifen Orangenwald, Malt Agrigents Gefild uns Mit der dorischen Pracht im Staub. Zweyfach haben begabt schützende Geister dich: Lehrling bist du der Kunst, welche das Auge lockt Durch farbigen Reiz, und fügst auch In den rhythmischen Gang das Wort. Wann einst wieder du schwebst über des Nordens Eis, Wann Parthenope's Golf blos in der Seele dir Nachtönt, und Gebirg und Inseln Wie ein dämmernder Traum erstehn: Ja, dann wisse, daß fern deiner gedenkt ein Freund Liebreich. Deinem Gesang wünscht er den kräftigen, Hochwolkigen Schwung des Adlers, Und den flüssigen Weg des Schwans! Mehr als Jedem, o Freund! kamſt du ein Troſt mir ſelbſt: Langher war ſo verwandt meinem Gefuͤhle kein Augapfel, und keine Stimme So erfreulich und ſuͤß dem Ohr! Horch! Dein Mund, er beſchreibt jener Cyklopenſchaar Felskluft, ſchildert Palerms reifen Orangenwald, Malt Agrigents Gefild uns Mit der doriſchen Pracht im Staub. Zweyfach haben begabt ſchuͤtzende Geiſter dich: Lehrling biſt du der Kunſt, welche das Auge lockt Durch farbigen Reiz, und fuͤgſt auch In den rhythmiſchen Gang das Wort. Wann einſt wieder du ſchwebſt uͤber des Nordens Eis, Wann Parthenope's Golf blos in der Seele dir Nachtoͤnt, und Gebirg und Inſeln Wie ein daͤmmernder Traum erſtehn: Ja, dann wiſſe, daß fern deiner gedenkt ein Freund Liebreich. Deinem Geſang wuͤnſcht er den kraͤftigen, Hochwolkigen Schwung des Adlers, Und den fluͤſſigen Weg des Schwans! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0273" n="263"/> <lg n="7"> <l>Mehr als Jedem, o Freund! kamſt du ein Troſt mir ſelbſt:</l><lb/> <l>Langher war ſo verwandt meinem Gefuͤhle kein</l><lb/> <l>Augapfel, und keine Stimme</l><lb/> <l>So erfreulich und ſuͤß dem Ohr!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Horch! Dein Mund, er beſchreibt jener Cyklopenſchaar</l><lb/> <l>Felskluft, ſchildert Palerms reifen Orangenwald,</l><lb/> <l>Malt Agrigents Gefild uns</l><lb/> <l>Mit der doriſchen Pracht im Staub.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Zweyfach haben begabt ſchuͤtzende Geiſter dich:</l><lb/> <l>Lehrling biſt du der Kunſt, welche das Auge lockt</l><lb/> <l>Durch farbigen Reiz, und fuͤgſt auch</l><lb/> <l>In den rhythmiſchen Gang das Wort.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Wann einſt wieder du ſchwebſt uͤber des Nordens Eis,</l><lb/> <l>Wann Parthenope's Golf blos in der Seele dir</l><lb/> <l>Nachtoͤnt, und Gebirg und Inſeln</l><lb/> <l>Wie ein daͤmmernder Traum erſtehn:</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Ja, dann wiſſe, daß fern deiner gedenkt ein Freund</l><lb/> <l>Liebreich. Deinem Geſang wuͤnſcht er den kraͤftigen,</l><lb/> <l>Hochwolkigen Schwung des Adlers,</l><lb/> <l>Und den fluͤſſigen Weg des Schwans!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0273]
Mehr als Jedem, o Freund! kamſt du ein Troſt mir ſelbſt:
Langher war ſo verwandt meinem Gefuͤhle kein
Augapfel, und keine Stimme
So erfreulich und ſuͤß dem Ohr!
Horch! Dein Mund, er beſchreibt jener Cyklopenſchaar
Felskluft, ſchildert Palerms reifen Orangenwald,
Malt Agrigents Gefild uns
Mit der doriſchen Pracht im Staub.
Zweyfach haben begabt ſchuͤtzende Geiſter dich:
Lehrling biſt du der Kunſt, welche das Auge lockt
Durch farbigen Reiz, und fuͤgſt auch
In den rhythmiſchen Gang das Wort.
Wann einſt wieder du ſchwebſt uͤber des Nordens Eis,
Wann Parthenope's Golf blos in der Seele dir
Nachtoͤnt, und Gebirg und Inſeln
Wie ein daͤmmernder Traum erſtehn:
Ja, dann wiſſe, daß fern deiner gedenkt ein Freund
Liebreich. Deinem Geſang wuͤnſcht er den kraͤftigen,
Hochwolkigen Schwung des Adlers,
Und den fluͤſſigen Weg des Schwans!
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/273>, abgerufen am 16.06.2024. |