Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
Pflegemutter am Ganges seit meiner Kindheit lebte, sollte ich von den beiden Männer geraubt werden, um bei diesem gemeinen Schuhmacher das Weitere zu erwarten, was über mich verfügt würde. Wie dem auch sei, ich harre geduldig. Aber ich bin er- mattet von der Aufregung, von der Herzensangst. Auf diesem Lager will ich etwas ruhen. (Sie legt sich auf das Ruhebett.) Jhr guten Götter be- schützt mich! (Sie schläft ein.) Unter sanfter Musik verhüllt sich die Bühne mit Wolken; aus ihnen erscheint im Hintergrunde Mobed. Er hält eine Rose in der Hand. Mobed. Sie schlummert, ahnet nicht der Vaters Nähe; Mög ihr ein holder Traum den Schlaf versüßen, Da Sorge nun bewegt ihr kindlich Herz. Jhr Götter! lenket gnädig mein Beginnen Und segnet der Magie geheime Kraft, Auf daß den dunklen Mächten zum Verderben Jch meinen Zauber euch zur Ehre übe. (er tritt aus den Wolken an das Ruhebett.) Erwache, Myrrha, sieh hier deinen Vater! Myrrha (erwachend). Mein Vater! Deiner Stimme holder Klang hat mich geweckt.
Pflegemutter am Ganges ſeit meiner Kindheit lebte, ſollte ich von den beiden Männer geraubt werden, um bei dieſem gemeinen Schuhmacher das Weitere zu erwarten, was über mich verfügt würde. Wie dem auch ſei, ich harre geduldig. Aber ich bin er- mattet von der Aufregung, von der Herzensangſt. Auf dieſem Lager will ich etwas ruhen. (Sie legt ſich auf das Ruhebett.) Jhr guten Götter be- ſchützt mich! (Sie ſchläft ein.) Unter ſanfter Muſik verhüllt ſich die Bühne mit Wolken; aus ihnen erſcheint im Hintergrunde Mobed. Er hält eine Roſe in der Hand. Mobed. Sie ſchlummert, ahnet nicht der Vaters Nähe; Mög ihr ein holder Traum den Schlaf verſüßen, Da Sorge nun bewegt ihr kindlich Herz. Jhr Götter! lenket gnädig mein Beginnen Und ſegnet der Magie geheime Kraft, Auf daß den dunklen Mächten zum Verderben Jch meinen Zauber euch zur Ehre übe. (er tritt aus den Wolken an das Ruhebett.) Erwache, Myrrha, ſieh hier deinen Vater! Myrrha (erwachend). Mein Vater! Deiner Stimme holder Klang hat mich geweckt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MYR"> <p><pb facs="#f0281" n="261"/> Pflegemutter am Ganges ſeit meiner Kindheit lebte,<lb/> ſollte ich von den beiden Männer geraubt werden,<lb/> um bei dieſem gemeinen Schuhmacher das Weitere<lb/> zu erwarten, was über mich verfügt würde. Wie<lb/> dem auch ſei, ich harre geduldig. Aber ich bin er-<lb/> mattet von der Aufregung, von der Herzensangſt.<lb/> Auf dieſem Lager will ich etwas ruhen.</p><lb/> <stage>(Sie legt ſich auf das Ruhebett.)</stage> <p>Jhr guten Götter be-<lb/> ſchützt mich!</p> <stage>(Sie ſchläft ein.)</stage><lb/> <stage>Unter ſanfter Muſik verhüllt ſich die Bühne mit Wolken; aus ihnen<lb/> erſcheint im Hintergrunde Mobed. Er hält eine Roſe in der Hand.</stage> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie ſchlummert, ahnet nicht der Vaters Nähe;<lb/> Mög ihr ein holder Traum den Schlaf verſüßen,<lb/> Da Sorge nun bewegt ihr kindlich Herz.<lb/> Jhr Götter! lenket gnädig mein Beginnen<lb/> Und ſegnet der Magie geheime Kraft,<lb/> Auf daß den dunklen Mächten zum Verderben<lb/> Jch meinen Zauber euch zur Ehre übe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(er tritt aus den Wolken an das Ruhebett.)</hi> </stage><lb/> <p>Erwache, Myrrha, ſieh hier deinen Vater!</p> </sp><lb/> <sp who="#MYR"> <speaker>Myrrha</speaker> <stage>(erwachend).</stage><lb/> <p>Mein Vater! Deiner Stimme holder Klang<lb/> hat mich geweckt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0281]
Pflegemutter am Ganges ſeit meiner Kindheit lebte,
ſollte ich von den beiden Männer geraubt werden,
um bei dieſem gemeinen Schuhmacher das Weitere
zu erwarten, was über mich verfügt würde. Wie
dem auch ſei, ich harre geduldig. Aber ich bin er-
mattet von der Aufregung, von der Herzensangſt.
Auf dieſem Lager will ich etwas ruhen.
(Sie legt ſich auf das Ruhebett.) Jhr guten Götter be-
ſchützt mich! (Sie ſchläft ein.)
Unter ſanfter Muſik verhüllt ſich die Bühne mit Wolken; aus ihnen
erſcheint im Hintergrunde Mobed. Er hält eine Roſe in der Hand.
Mobed.
Sie ſchlummert, ahnet nicht der Vaters Nähe;
Mög ihr ein holder Traum den Schlaf verſüßen,
Da Sorge nun bewegt ihr kindlich Herz.
Jhr Götter! lenket gnädig mein Beginnen
Und ſegnet der Magie geheime Kraft,
Auf daß den dunklen Mächten zum Verderben
Jch meinen Zauber euch zur Ehre übe.
(er tritt aus den Wolken an das Ruhebett.)
Erwache, Myrrha, ſieh hier deinen Vater!
Myrrha (erwachend).
Mein Vater! Deiner Stimme holder Klang
hat mich geweckt.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/281>, abgerufen am 14.06.2024. |