Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Wolfsgier in mir. Der Hunger pocht an meinen un-
ersättlichen Wolfsmagen. Jch will zu Rothkäppchens
Großmutter laufen, um sie aufzufressen; sie stirbt ja
ohnehin bald, die gute alte Frau. Sie wird zwar
ein etwas zäher Bissen sein, allein den Hunger stillt's
doch.
(ab.)
(Förster Holzmann mit Jägern, Michel, Lenzl und andere
Bauern, mit Stöcken und Aexten bewaffnet.)
Holzmann.
Jetzt aufgepaßt, Männer! Also da herein ist er
gelaufen, Lenzl?
Lenzl.
Ja, Herr Forstner; in das ander Holz 'nüber
hab' ich'n rennen seh'n, wie ich vor einer halben
Stund auf meim Acker da draußen war.
Michel.
Wenn er nur drüben net 'naus ist, das Galgen-
vieh!
Holzmann.
Nur ruhig! Wir krieg'n den Kerl schon. Paßt
nur auf, was ich euch sage.
Lenzl.
Ja, g'sagt ist gleich, Herr Forstner; aber bis
mir'n krieg'n, da kann er derweil die Schaf von
unserm ganzen Dorf aufg'freffen haben.
9 *
Wolfsgier in mir. Der Hunger pocht an meinen un-
erſättlichen Wolfsmagen. Jch will zu Rothkäppchens
Großmutter laufen, um ſie aufzufreſſen; ſie ſtirbt ja
ohnehin bald, die gute alte Frau. Sie wird zwar
ein etwas zäher Biſſen ſein, allein den Hunger ſtillt’s
doch.
(ab.)
(Förſter Holzmann mit Jägern, Michel, Lenzl und andere
Bauern, mit Stöcken und Aexten bewaffnet.)
Holzmann.
Jetzt aufgepaßt, Männer! Alſo da herein iſt er
gelaufen, Lenzl?
Lenzl.
Ja, Herr Forſtner; in das ander Holz ’nüber
hab’ ich’n rennen ſeh’n, wie ich vor einer halben
Stund auf meim Acker da draußen war.
Michel.
Wenn er nur drüben net ’naus iſt, das Galgen-
vieh!
Holzmann.
Nur ruhig! Wir krieg’n den Kerl ſchon. Paßt
nur auf, was ich euch ſage.
Lenzl.
Ja, g’ſagt iſt gleich, Herr Forſtner; aber bis
mir’n krieg’n, da kann er derweil die Schaf von
unſerm ganzen Dorf aufg’freffen haben.
9 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#WOLF">
              <p><pb facs="#f0135" n="131"/>
Wolfsgier in mir. Der Hunger pocht an meinen un-<lb/>
er&#x017F;ättlichen Wolfsmagen. Jch will zu Rothkäppchens<lb/>
Großmutter laufen, um &#x017F;ie aufzufre&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ie &#x017F;tirbt ja<lb/>
ohnehin bald, die gute alte Frau. Sie wird zwar<lb/>
ein etwas zäher Bi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein, allein den Hunger &#x017F;tillt&#x2019;s<lb/>
doch.</p>
              <stage>(ab.)</stage><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">För&#x017F;ter Holzmann</hi> mit <hi rendition="#g">Jägern, Michel, Lenzl</hi> und andere<lb/>
Bauern, mit Stöcken und Aexten bewaffnet.)</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HOL">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Holzmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jetzt aufgepaßt, Männer! Al&#x017F;o <hi rendition="#g">da</hi> herein i&#x017F;t er<lb/>
gelaufen, Lenzl?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEN">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lenzl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja, Herr For&#x017F;tner; in das ander Holz &#x2019;nüber<lb/>
hab&#x2019; ich&#x2019;n rennen &#x017F;eh&#x2019;n, wie ich vor einer halben<lb/>
Stund auf meim Acker da draußen war.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIC">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Michel.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Wenn er nur drüben net &#x2019;naus i&#x017F;t, das Galgen-<lb/>
vieh!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HOL">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Holzmann.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Nur ruhig! Wir krieg&#x2019;n den Kerl &#x017F;chon. Paßt<lb/>
nur auf, was ich euch &#x017F;age.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEN">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lenzl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja, g&#x2019;&#x017F;agt i&#x017F;t gleich, Herr For&#x017F;tner; aber bis<lb/>
mir&#x2019;n krieg&#x2019;n, da kann er derweil die Schaf von<lb/>
un&#x017F;erm ganzen Dorf aufg&#x2019;freffen haben.</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">9 *</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0135] Wolfsgier in mir. Der Hunger pocht an meinen un- erſättlichen Wolfsmagen. Jch will zu Rothkäppchens Großmutter laufen, um ſie aufzufreſſen; ſie ſtirbt ja ohnehin bald, die gute alte Frau. Sie wird zwar ein etwas zäher Biſſen ſein, allein den Hunger ſtillt’s doch. (ab.) (Förſter Holzmann mit Jägern, Michel, Lenzl und andere Bauern, mit Stöcken und Aexten bewaffnet.) Holzmann. Jetzt aufgepaßt, Männer! Alſo da herein iſt er gelaufen, Lenzl? Lenzl. Ja, Herr Forſtner; in das ander Holz ’nüber hab’ ich’n rennen ſeh’n, wie ich vor einer halben Stund auf meim Acker da draußen war. Michel. Wenn er nur drüben net ’naus iſt, das Galgen- vieh! Holzmann. Nur ruhig! Wir krieg’n den Kerl ſchon. Paßt nur auf, was ich euch ſage. Lenzl. Ja, g’ſagt iſt gleich, Herr Forſtner; aber bis mir’n krieg’n, da kann er derweil die Schaf von unſerm ganzen Dorf aufg’freffen haben. 9 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/135
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/135>, abgerufen am 30.04.2024.