Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. andre Gründe der Philosophie als die zuNemnan. Auf Nemnan wird denen Manns- Personen aus den Fundamenten des Euclidis ei- nes alten Heydnischen Autoris die Welt-Weis- heit gelernet, der ein Heyde war, und aus allen guten und verständigen Büchern, die so wol vor als zu seiner Zeit über diese Materie geschrieben, einen kurtzen und gelehrten Auszug machte. Auf Wonvure aber lehrt man noch mit Auf
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. andre Gruͤnde der Philoſophie als die zuNemnan. Auf Nemnan wird denen Manns- Perſonen aus den Fundamenten des Euclidis ei- nes alten Heydniſchen Autoris die Welt-Weis- heit gelernet, der ein Heyde war, und aus allen guten und verſtaͤndigen Buͤchern, die ſo wol vor als zu ſeiner Zeit uͤber dieſe Materie geſchrieben, einen kurtzen und gelehrten Auszug machte. Auf Wonvure aber lehrt man noch mit Auf
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
andre Gruͤnde der Philoſophie als die zu
Nemnan. Auf Nemnan wird denen Manns-
Perſonen aus den Fundamenten des Euclidis ei-
nes alten Heydniſchen Autoris die Welt-Weis-
heit gelernet, der ein Heyde war, und aus allen
guten und verſtaͤndigen Buͤchern, die ſo wol vor
als zu ſeiner Zeit uͤber dieſe Materie geſchrieben,
einen kurtzen und gelehrten Auszug machte.
Auf Wonvure aber lehrt man noch mit
viel wichtigern Gruͤnden, daß die Philoſophie
nicht ſo wol in Figuren und Linien auf den Pap-
pier (man muͤſte denn die Figuren die Zahlen
nennen) und die allein auf dem Pappier den
Platz einzunehmen (einzeln aufgezeichnet) ſon-
dern in der Mechanic beſtehen. Und da demon-
ſtriren ſie genugſam alles nicht mit Linien auf dem
Pappier, ſondern mit corporibus von allerhand
Sachen ꝛc. Auf der Jnſul Nemnan weiß man
nicht gewiß, ob man das Weſen der menſchli-
chen Seele durch die Theologos oder Philoſo-
phos beſchreiben laſſen ſoll. Die erſten ſa-
gen aus ihren geiſtlichen Buch: Ein
Geiſt hat weder Fleiſch noch Bein, und die
Seele iſt ein Geiſt. Und die Philoſophi ſagen:
Die Seele iſt ein unumgraͤntzt denckend
Weſen, ſo dencket. Und weil das Dencken
zur Seele gehoͤret, ſo gehoͤret auch das Em-
pfinden dazu. Sie haben daher die feſte Mei-
nung, daß nichts als die menſchliche Seele em-
pfinden koͤnne, und daher waͤren aller Menſchen
und Thiere Leiber ohne Empfindung, ja ſo ſehr,
als wie man einen Stein oder Holtz anſiehet.
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