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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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unverbrannt in den Strom geworfen werden, die Priester und die Kinder unter vier Jahren. Fische und Vögel wollen doch auch ihr Recht. Aber die Aasgeyer haben diesen fetten Brocken übersehen, du hast sie nun darauf aufmerksam gemacht." -- "Wie traurig ist doch die Welt, die ich zu einem großen Freudenhaus des Lebens, mit ehrlichen Sinnen und ehrlichen Lüsten, umwandeln möchte. Wie tief traurig ist sie doch im letzten Grunde." -- "Dort liegt der Affentempel", sprach jetzt Boris. "Hörst du ihr lautes Geschrei? Das ganze Leben ist am Ende doch nur eine Affenkomödie. Hier ist ein Brief an dich, mein Vermächtnis. Das ganze Bekenntnis meiner Schuld dir gegenüber, und ein schwacher Versuch der Sühne. Du sollst ihn erst nach meinem Tode öffnen. Man wird dir Kunde geben. Du brauchst ja nun nicht mehr meine Schicksalsbegleitung, dich einst von hier fortzuführen. Du wirst im Hindukollege, im Asyl des Friedens, bleiben." -- Indra nickte stumm und unterdrückte einen Seufzer. -- "So leb denn wohl, du einzige Frau, die ich je geliebt. Warum durfte ich dich nicht früher finden?"

unverbrannt in den Strom geworfen werden, die Priester und die Kinder unter vier Jahren. Fische und Vögel wollen doch auch ihr Recht. Aber die Aasgeyer haben diesen fetten Brocken übersehen, du hast sie nun darauf aufmerksam gemacht.“ — „Wie traurig ist doch die Welt, die ich zu einem großen Freudenhaus des Lebens, mit ehrlichen Sinnen und ehrlichen Lüsten, umwandeln möchte. Wie tief traurig ist sie doch im letzten Grunde.“ — „Dort liegt der Affentempel“, sprach jetzt Boris. „Hörst du ihr lautes Geschrei? Das ganze Leben ist am Ende doch nur eine Affenkomödie. Hier ist ein Brief an dich, mein Vermächtnis. Das ganze Bekenntnis meiner Schuld dir gegenüber, und ein schwacher Versuch der Sühne. Du sollst ihn erst nach meinem Tode öffnen. Man wird dir Kunde geben. Du brauchst ja nun nicht mehr meine Schicksalsbegleitung, dich einst von hier fortzuführen. Du wirst im Hindukollege, im Asyl des Friedens, bleiben.“ — Indra nickte stumm und unterdrückte einen Seufzer. — „So leb denn wohl, du einzige Frau, die ich je geliebt. Warum durfte ich dich nicht früher finden?“

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[173/0172] unverbrannt in den Strom geworfen werden, die Priester und die Kinder unter vier Jahren. Fische und Vögel wollen doch auch ihr Recht. Aber die Aasgeyer haben diesen fetten Brocken übersehen, du hast sie nun darauf aufmerksam gemacht.“ — „Wie traurig ist doch die Welt, die ich zu einem großen Freudenhaus des Lebens, mit ehrlichen Sinnen und ehrlichen Lüsten, umwandeln möchte. Wie tief traurig ist sie doch im letzten Grunde.“ — „Dort liegt der Affentempel“, sprach jetzt Boris. „Hörst du ihr lautes Geschrei? Das ganze Leben ist am Ende doch nur eine Affenkomödie. Hier ist ein Brief an dich, mein Vermächtnis. Das ganze Bekenntnis meiner Schuld dir gegenüber, und ein schwacher Versuch der Sühne. Du sollst ihn erst nach meinem Tode öffnen. Man wird dir Kunde geben. Du brauchst ja nun nicht mehr meine Schicksalsbegleitung, dich einst von hier fortzuführen. Du wirst im Hindukollege, im Asyl des Friedens, bleiben.“ — Indra nickte stumm und unterdrückte einen Seufzer. — „So leb denn wohl, du einzige Frau, die ich je geliebt. Warum durfte ich dich nicht früher finden?“

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/172>, abgerufen am 30.04.2024.