mit allem Humor und Animus, aber auch mit der dazu gehörigen Faust für die Sache."
"Ja, ja, und wem nicht die Kehle in dieser Nacht zusammengedrückt wurde, das war die Tochter von der rothen Schanze! und wer der Magd nicht das Schuhband aufzubinden hatte, das war ebenfalls die Tochter von der rothen Schanze."
"Und wer einfach und ganz gemüthlich auf den Tisch schlug, die nöthige Ordnung wieder herstellte und dem alten Herrn im Lehnstuhl das Kissen zurecht- rückte und das junge Mädel mit dem blutdürstigsten aller Hackmesser um die Hüften nahm und ihr den ihr in dieser Nacht bestimmten Kuß aufdrückte, daß der Schmatz alles Sturmgeheul draußen übertönte, das war ich! Wenn es Dich langweilt, Eduard, sag' es ja! wir Beide von der rothen Schanze können jeden Augen- blick mit unsern Dummheiten aufhören, und Dich von Deinen erzählen lassen. Auf meine Frau brauchst Du nicht die geringste Rücksicht zu nehmen in Deinen Gefühlen. Ich thue es in den meinigen auch nie."
"Diese Redewendung wird jedenfalls allmählich langweilig, Schaumann."
"Schön!" sagte Schaumann und behielt jetzt das Wort wiederum für längere Zeit allein. Ich legte nur einen Augenblick leise wieder meine Hand auf die der Frau Valentine, was soviel hieß als: "Es ist wundervoll!"
"Die Geschichte war ganz einfach," sagte Stopf- kuchen, und einfach so: Draußen, und im wissenschaft- lichen Brotstudium, hatte es mir absolut nicht ge-
mit allem Humor und Animus, aber auch mit der dazu gehörigen Fauſt für die Sache.“
„Ja, ja, und wem nicht die Kehle in dieſer Nacht zuſammengedrückt wurde, das war die Tochter von der rothen Schanze! und wer der Magd nicht das Schuhband aufzubinden hatte, das war ebenfalls die Tochter von der rothen Schanze.“
„Und wer einfach und ganz gemüthlich auf den Tiſch ſchlug, die nöthige Ordnung wieder herſtellte und dem alten Herrn im Lehnſtuhl das Kiſſen zurecht- rückte und das junge Mädel mit dem blutdürſtigſten aller Hackmeſſer um die Hüften nahm und ihr den ihr in dieſer Nacht beſtimmten Kuß aufdrückte, daß der Schmatz alles Sturmgeheul draußen übertönte, das war ich! Wenn es Dich langweilt, Eduard, ſag' es ja! wir Beide von der rothen Schanze können jeden Augen- blick mit unſern Dummheiten aufhören, und Dich von Deinen erzählen laſſen. Auf meine Frau brauchſt Du nicht die geringſte Rückſicht zu nehmen in Deinen Gefühlen. Ich thue es in den meinigen auch nie.“
„Dieſe Redewendung wird jedenfalls allmählich langweilig, Schaumann.“
„Schön!“ ſagte Schaumann und behielt jetzt das Wort wiederum für längere Zeit allein. Ich legte nur einen Augenblick leiſe wieder meine Hand auf die der Frau Valentine, was ſoviel hieß als: „Es iſt wundervoll!“
„Die Geſchichte war ganz einfach,“ ſagte Stopf- kuchen, und einfach ſo: Draußen, und im wiſſenſchaft- lichen Brotſtudium, hatte es mir abſolut nicht ge-
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mit allem Humor und Animus, aber auch mit der
dazu gehörigen Fauſt für die Sache.“
„Ja, ja, und wem nicht die Kehle in dieſer
Nacht zuſammengedrückt wurde, das war die Tochter
von der rothen Schanze! und wer der Magd nicht
das Schuhband aufzubinden hatte, das war ebenfalls
die Tochter von der rothen Schanze.“
„Und wer einfach und ganz gemüthlich auf den
Tiſch ſchlug, die nöthige Ordnung wieder herſtellte
und dem alten Herrn im Lehnſtuhl das Kiſſen zurecht-
rückte und das junge Mädel mit dem blutdürſtigſten
aller Hackmeſſer um die Hüften nahm und ihr den
ihr in dieſer Nacht beſtimmten Kuß aufdrückte, daß der
Schmatz alles Sturmgeheul draußen übertönte, das war
ich! Wenn es Dich langweilt, Eduard, ſag' es ja!
wir Beide von der rothen Schanze können jeden Augen-
blick mit unſern Dummheiten aufhören, und Dich
von Deinen erzählen laſſen. Auf meine Frau brauchſt
Du nicht die geringſte Rückſicht zu nehmen in Deinen
Gefühlen. Ich thue es in den meinigen auch nie.“
„Dieſe Redewendung wird jedenfalls allmählich
langweilig, Schaumann.“
„Schön!“ ſagte Schaumann und behielt jetzt
das Wort wiederum für längere Zeit allein. Ich
legte nur einen Augenblick leiſe wieder meine Hand
auf die der Frau Valentine, was ſoviel hieß als:
„Es iſt wundervoll!“
„Die Geſchichte war ganz einfach,“ ſagte Stopf-
kuchen, und einfach ſo: Draußen, und im wiſſenſchaft-
lichen Brotſtudium, hatte es mir abſolut nicht ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/184>, abgerufen am 18.06.2024.
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