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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.
Zeichnung ist nicht correkt genung, um es für etwas
mehreres, als für ein Werk aus seiner Schule zu hal-
ten. Einige Kenner behaupten, es sey ein höchst sel-
tenes Oehlgemählde vom Polydoro da Caravaggio.
Der Kopf der Madonna ist gut.


Viertes Zimmer.
Gemählde
Raphaels
aus seiner
ersten Ma-
nier.

+ Ein bewaffneter Ritter, der in einer
Landschaft schläft, und von zwei Heiligen be-
wacht wird.
Dies kleine Gemählde ist sehr interes-
sant, weil es aus der ersten Manier Raphaels ist,
wahrscheinlich als er noch unter seinem Meister Peru-
gino arbeitete. Es hat viel ähnliches in der Behand-
lung mit dem heiligen Georg, der den Lindwurm töd-
tet, in der königl. Sammlung zu Paris. Man er-
kennt schon das Ausdrucksvolle, das Bedeutende in
den Minen, das unsern Künstler immer ausgezeich-
net hat. Uebrigens ist der Geschmack der Zeichnung
kleinlich, trocken und steif.

Zu beiden Seiten hat Il Fattore zwei andere
Figuren gemahlt, die zwar in einem großen Stil ge-
zeichnet sind, aber lange nicht den Ausdruck und die
Bestimmtheit der Vorigen haben.

Eine Madonna mit dem Christ, dem sie
einen Vogel schenkt.
Anmuthiger Gedanke. Aber
das Licht ist zu grell, und die Schatten sind zuschwarz.
Wahrscheinlich von Guercino.

+ Der heilige Johannes der Täufer, angeb-
lich von Raphael. Es ist der, den man so oft sieht,
und für dessen Originalität man allerwärts mit glei-

chem

Pallaſt Borgheſe.
Zeichnung iſt nicht correkt genung, um es fuͤr etwas
mehreres, als fuͤr ein Werk aus ſeiner Schule zu hal-
ten. Einige Kenner behaupten, es ſey ein hoͤchſt ſel-
tenes Oehlgemaͤhlde vom Polydoro da Caravaggio.
Der Kopf der Madonna iſt gut.


Viertes Zimmer.
Gemaͤhlde
Raphaels
aus ſeiner
erſten Ma-
nier.

Ein bewaffneter Ritter, der in einer
Landſchaft ſchlaͤft, und von zwei Heiligen be-
wacht wird.
Dies kleine Gemaͤhlde iſt ſehr intereſ-
ſant, weil es aus der erſten Manier Raphaels iſt,
wahrſcheinlich als er noch unter ſeinem Meiſter Peru-
gino arbeitete. Es hat viel aͤhnliches in der Behand-
lung mit dem heiligen Georg, der den Lindwurm toͤd-
tet, in der koͤnigl. Sammlung zu Paris. Man er-
kennt ſchon das Ausdrucksvolle, das Bedeutende in
den Minen, das unſern Kuͤnſtler immer ausgezeich-
net hat. Uebrigens iſt der Geſchmack der Zeichnung
kleinlich, trocken und ſteif.

Zu beiden Seiten hat Il Fattore zwei andere
Figuren gemahlt, die zwar in einem großen Stil ge-
zeichnet ſind, aber lange nicht den Ausdruck und die
Beſtimmtheit der Vorigen haben.

Eine Madonna mit dem Chriſt, dem ſie
einen Vogel ſchenkt.
Anmuthiger Gedanke. Aber
das Licht iſt zu grell, und die Schatten ſind zuſchwarz.
Wahrſcheinlich von Guercino.

Der heilige Johannes der Taͤufer, angeb-
lich von Raphael. Es iſt der, den man ſo oft ſieht,
und fuͤr deſſen Originalitaͤt man allerwaͤrts mit glei-

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[292/0314] Pallaſt Borgheſe. Zeichnung iſt nicht correkt genung, um es fuͤr etwas mehreres, als fuͤr ein Werk aus ſeiner Schule zu hal- ten. Einige Kenner behaupten, es ſey ein hoͤchſt ſel- tenes Oehlgemaͤhlde vom Polydoro da Caravaggio. Der Kopf der Madonna iſt gut. Viertes Zimmer. † Ein bewaffneter Ritter, der in einer Landſchaft ſchlaͤft, und von zwei Heiligen be- wacht wird. Dies kleine Gemaͤhlde iſt ſehr intereſ- ſant, weil es aus der erſten Manier Raphaels iſt, wahrſcheinlich als er noch unter ſeinem Meiſter Peru- gino arbeitete. Es hat viel aͤhnliches in der Behand- lung mit dem heiligen Georg, der den Lindwurm toͤd- tet, in der koͤnigl. Sammlung zu Paris. Man er- kennt ſchon das Ausdrucksvolle, das Bedeutende in den Minen, das unſern Kuͤnſtler immer ausgezeich- net hat. Uebrigens iſt der Geſchmack der Zeichnung kleinlich, trocken und ſteif. Zu beiden Seiten hat Il Fattore zwei andere Figuren gemahlt, die zwar in einem großen Stil ge- zeichnet ſind, aber lange nicht den Ausdruck und die Beſtimmtheit der Vorigen haben. Eine Madonna mit dem Chriſt, dem ſie einen Vogel ſchenkt. Anmuthiger Gedanke. Aber das Licht iſt zu grell, und die Schatten ſind zuſchwarz. Wahrſcheinlich von Guercino. † Der heilige Johannes der Taͤufer, angeb- lich von Raphael. Es iſt der, den man ſo oft ſieht, und fuͤr deſſen Originalitaͤt man allerwaͤrts mit glei- chem

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/314>, abgerufen am 30.04.2024.